Nachrichten aus Irland

Aktueller Monat & Archiv

Sonnabend, 31. Juli 1999

• Sicherheitskräfte beschäftigen sich mit dem versuchten Waffenschmuggel vom vergangenen Dienstag, der mit der IRA in Verbindung gebracht wird. Derweil betont die Sinn Féin, dass die Waffenruhe der IRA weiterhin intakt sei.

• Einem Bericht zufolge ist der prozentuale Anteil der Sozialhilfeausgaben am Nationaleinkommen drastisch gesunken. Gleichzeitig wird von einem neuen Baby-Boom berichtet, wobei es den jungen Familien zunehmend schwerer fällt eine geeignete Wohnung zu finanzieren.

Freitag, 30. Juli 1999

• Mit fünf neuen Fällen erhöht sich für dieses Jahr die Zahl der diagnostizierten BSF-Fälle auf 40. Dies sind neun mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum.

Donnerstag, 29. Juli 1999

• Im Zusammenhang mit dem versuchten Waffenschmuggel vom Dienstag werden weitere Personen verhaftet. Zu den Verhörten gehört ein führendes Mitglied der Provisional IRA.

• Nach Sinn Féin Präsident Gerry Adams könnte der Rückschlag bei der Institutionalisierung einer nordirischen Regionalregierung zu einem ‘Zerfließen’ der politischen Bedingungen führen, die das Friedensabkommen vom Karfreitag letzten Jahres ermöglicht hatten.

Mittwoch, 28. Juli 1999

• Nach der Entscheidung eines britischen Gerichts müssen die Namen der Soldaten, die am Bloody Sunday 1972 in Nordirland das Feuer auf Demonstranten eröffneten, nicht genannt werden. Die Angehörigen von 14 erschossenen und 13 verletzten Zivilisten zeigen sich zutiefst enttäuscht.

Dienstag, 27. Juli 1999

• Die Garda vereitelt den Versuch, per Post Handwaffen aus den USA nach Irland zu schmuggeln. Ein Mann und zwei Frauen aus Inverin, Co Galway, werden verhaftet.

• Die Regierung erlaubt 2000 Asylsuchenden während ihres noch laufenden Verfahrens Arbeit anzunehmen.

Freitag, 23. Juli 1999

• Der Vorsitzende der nordirischen SDLP und Friedensnobelpreisträger John Hume hält die Aussichten, aus der Sackgasse bei der Institutionalisierung der nordirischen Regionalregierung herauszukommen, für günstiger als allgemein eingeschätzt. Seiner Meinung nach können die Probleme im September überwunden werden, da das politische Klima im Norden dann besser sei als während der Oraniermärsche.

Mittwoch, 21. Juli 1999

• Die IRA weist die Forderung zurück, ihr Waffenarsenal im gegenwärtigen politischen Kontext abzubauen. Sie schließt zwar eine Waffenabgabe nicht aus, lehnt es jedoch ab, sich auf den von der Sinn Féin ins Gespräch gebrachten Termin (bis Mai 2000) festlegen zu lassen.

Dienstag, 20. Juli 1999

• Bei inoffiziellen Gesprächen in London versucht Taoiseach Bertie Ahern, die sich verschlechternden Beziehungen zum Vorsitzenden der nordirischen Ulster Unionist Party David Trimble zu flicken.

• In einem weiteren Gespräch mit dem britischen Regierungschef Tony Blair geht es darum, dass Senator George Mitchell mit dem Vorsitz der Kommission betraut wird, die das Friedensabkommen über die Einsetzung einer nordirischen Legislative vom Karfreitag letzten Jahres überarbeiten und retten soll.

Sonnabend, 17. Juli 1999

• Im Our Lady’s Hospice, Harolds Cross, stirbt Donal McCann, einer der am meisten bewunderten irischen Schauspieler. Kommentar eines Bühnenautors: “Es schien, als ob er auf die Ankunft seiner Freunde wartete und erst starb, als alle gekommen waren um ihn zu sehen”.

Freitag, 16. Juli 1999

• Der US Senator Mitchell erklärt sich bereit, eine Vermittlerrolle bei der Bildung einer nordirischen Allparteienregierung zu übernehmen. Derweil fordert die Regierung der Republik Irland die nordirische UUP und die Sinn Féin auf, direkten Kontakt zueinander aufzunehmen.

Donnerstag, 15. Juli 1999

• Der Versuch eine nordirische Regierung zu bilden schlägt fehl, als die protestantische Ulster Unionist Party die Sitzung des Parlaments boykottiert. Für wenige Minuten wird eine Regierung aus SDLP und Sinn Féin Ministern gebildet, die jedoch wieder aufgelöst wird, da die im Friedensabkommen vom Karfreitag letzten Jahres ausgehandelte paritätische Verteilung der Regierungsämter ohne die UUP nicht zum Tragen kommt. Ein Rekord für die minimale Amtszeit einer europäischen Regierung, den selbst Italien nicht zu schlagen vermag.

• Nach der gescheiterten Regierungsbildung in Nordirland, tritt der bis dahin designierte stellvertretende nordirische Regierungschef Séamus Mallon von der SDLP zurück und fordert den designierten nordirischen Regierungschef David Trimble von der UUP auf, ihm darin zu folgen.

Montag, 12. Juli 1999

• Die Märsche des Oranierordens in Nordirland verlaufen friedlich. Einige kleinere Märsche, die durch katholische Wohngebiete führen sollten, werden von der Polizei blockiert.

• Die irische Staatspräsidentin Mary McAleese nimmt an einem Empfang anlässlich des 50sten Todestages des ersten Präsidenten der Republik, Dubhglás de hÍde (Douglas Hyde), teil. Bei dieser Gelegenheit erinnert sie daran, dass sich die Barrieren zwischen den unterschiedlichen Traditionen in Irland und Nordirland weder durch Drohungen noch durch Kompromisslosigkeit überwinden lassen. Hyde war der bisher einzige protestantische irische Staatspräsident und ein Kämpfer für die irisch-gälische Sprache.

Sonnabend, 10. Juli 1999

• Taoiseach Bertie Ahern trifft in Dublin den Vorsitzenden der Ulster Unionist Party (UUP) und designierten nordirischen Regierungschef David Trimble und verspricht, dass eine nordirische Exekutive suspendiert werden würde, sollte die IRA nach ihrer Institutionalisierung nicht mit der Waffenabgabe beginnen. Die Forderung der UUP, der Sinn Féin erst nach einer Waffenabgabe der IRA die ihr zustehenden Ministerposten zuzuweisen, lehnt er jedoch ab.

• Einer Studie zufolge, hat Irland nach den USA unter allen in industrialisierten Ländern die höchste Armutsrate.

Freitag, 9. Juli 1999

• Bei einer Meinungsumfrage stimmt in beiden Lagern eine breite Mehrheit für die Übergabe der Regierungsgewalt in Nordirland an eine All-Parteien-Regierung. Selbst Anhänger der protestantischen Ulster Unionist Party sprechen sich mit knapp 60 % dafür aus. Der vom britischen Premierminister genannte Stichtag ist nach vielen Verschiebungen nun der 18. Juli.

Donnerstag, 8. Juli 1999

• Meinungsverschiedenheiten zwischen den Regierungschefs Irlands und Großbritanniens in der Frage, ob die Sinn Féin eine von der IRA unabhängige Partei sei. Während Taoiseach Bertie Ahern dieser Ansicht ist, bekräftigt Tony Blair seine Meinung, dass beide ‘untentwirrbar miteinander verwoben’ sind.

• Im Zusammenhang mit dem Brand auf Inishbofin vom 6. Juli wird in Clifden ein Mann unter dem Vorwurf der Brandstiftung und fahrlässigen Tötung festgenommen.

Dienstag, 6. Juli 1999

• Zuverlässigen Quellen aus dem republikanischen Lager zufolge hat die Provisional IRA ein Inventar ihrer Waffen erstellt, um dies gegebenenfalls der internationalen Entwaffnungskommission unter dem Vorsitz von Glen John de Chastelain zu übergeben.

• Bei einem Brand auf der Insel Inishbofin vor der Westküste Connemaras kommen drei ältere Schwestern ums Leben; die kleine Inselfeuerwehr hat keine Chance das Feuer zu löschen.

Montag 5. Juli 1999

• Der britische Premierminister Tony Blair appelliert erneut an die Ulster Unionist Party den Friedensplan (The Way Forward) anzunehmen und verspricht Sinn Féin Minister unverzüglich per Gesetz aus einer nordirischen Regierung zu entlassen, falls die IRA ihre Entwaffnung nicht planmäßig vollziehen würde. Nach Sinn Féin Präsident Gerry Adams wäre letzteres ein Bruch des Friedensabkommens vom Karfreitag letzten Jahres.

  Einem Bericht zufolge treffen sich in Dublin die Führer der IRA um das Dokument zu diskutieren. Allerdings gibt es keine Anzeichen dafür, dass auf Seiten der IRA Bewegung in die Entwaffnungsfrage kommt.

Sonnabend, 3. Juli 1999

• Die Regierungschefs Irlands und Großbritanniens, Bertie Ahern und Tony Blair, legen einen neuen Plan The Way Forward zur Einsetzung der nordirischen Regionalregierung vor. Der sieht vor, dass diese mit dem designierten Regierungschef David Trimble von der Ulster Unionist Party an der Spitze und u. a. zwei Sinn Féin Ministern am 15. Juli ihre Arbeit aufnimmt. Die IRA soll dann innerhalb von vier Wochen mit der Abgabe ihrer Waffen beginnen.

  Unterdessen vermeidet der Oranierorden bei einer Parade im nordirischen Portadown eine gewalttätige Konfrontation und ruft seine Anhänger zum friedlichen Verhalten auf. Die Mitglieder des Ordens verstehen sich als treue Anhänger des englischen Königshauses und feiern seit 1795 den 1690 errungenen Sieg Wilhelm von Oraniens gegen seinen nach Irland geflohenen katholischen Vorgänger und Schwiegervater James Stuart.

Donnerstag, 1. Juli 1999

• Auch nach dem Verstreichen des von der britischen Regierung gesetzten Ultimatums gehen die Nordirland-Gespräche weiter. Der britische Premierminister Tony Blair sieht noch eine reale Chance für eine Einigung, während die Ulster Unionist Party weiterhin darauf besteht, dass die IRA zeitgleich mit der Aufnahme von Sinn Féin Ministern ins Kabinett mit ihrer Entwaffnung beginnt und nicht erst danach.