Nachrichten aus Irland

Aktueller Monat & Archiv

Sonnabend, 31. März 2001

• Sollten Sie in Irland wegen Parkens ohne Parkchip hinter der Scheibe ein Strafmandat bekommen, haben Sie gute Chancen, wenn Sie das Überweisen des Betrags vergessen. Einem heute veröffentlichten Bericht zufolge wurde 1998 nur ein Viertel der dafür verhängten Strafen bezahlt, da die Verwaltung die Sache nicht weiter verfolgte. Über alle Verkehrsdelikte gemittelt blieb ein Drittel aller an Ort & Stelle verhängten Strafen unbezahlt. Doch Vorsicht: in Dublin lauert die Garda mit der Kralle.

Freitag, 30. März 2001

• Ein Teilstück der wiederhergestellten West Clare Schmalspureisenbahn wird in Moyesta im County Clare freigegeben. Tausende von Touristen, so hofft man, werden sich in diesem Sommer in Nachbauten der Waggons dritter Klasse von einer Lok über die zwei Meilen lange Strecke ziehen lassen. Zu besichtigen ist auch das restaurierte Bahnhofsgebäude mit dem im Original erhaltenen Fahrkartenschalter und weiteren Erinnerungsstücken. Die 1892 eröffnete Strecke führte von Ennis nach Kilrush, den ersten Spatenstich tat vier Jahre zuvor der große Charles Stewart Parnell höchstpersönlich.

• Zum Verkehr von heute: Nur die aus Nordamerika hereinkommenden Aer Lingus Maschinen sind heute in der Luft, 20.000 Passagiere von den Ausfällen betroffen. Der Grund ist ein eintägiger Streik von 3.000 Mitglieder der größten irischen Gewerkschaft SIPTU, die gegen zu geringe Gehaltserhöhungen im Vergleich zu anderen Aer-Lingus-Mitarbeitern protestieren. Man geht davon aus, dass weitere Streiks am 6. und 12. April folgen, und schätzt, dass der Streik Aer Lingus 12,5 Mill. Euro kosten wird.

Donnerstag, 29. März 2001

• In Dublin denkt man über eine Städtepartnerschaft mit Peking nach. Das Angebot kommt von der stellvertretenden Pekinger Bürgermeisterin Lin Wenyi, die derzeit mit einer 15-köpfigen Handelsdelegation in der irischen Hauptstadt weilt. Der Dubliner Oberbürgermeister Maurice Ahern wurde nach Peking eingeladen und wird der Einladung voraussichtlich im Mai nachkommen.

• Nach einem 3 : 0 Sieg über Andorra hat Irland in der Gruppe 2 die Führung zur Fußballweltmeisterschaftsqualifikation übernommen.

Mittwoch, 28. März 2001

• Man hört zwar nicht viel von ihr, aber ist sie im Amt, die nordirische Regierung. Erziehungsminister Martin McGuinness, den meisten eher durch seine Funktion in der Sinn Féin bekannt, verkündet ein fast 20 Mill. Euro teures Investitionsprogramm, über das die nordirischen Schulen mit weiteren 6.000 Laptop-Computer und 1.000 Digitalprojektoren ausgestattet werden sollen. In den vergangenen zwei Jahren stellte die Regierung bereits 5.800 Computer bereit. Und damit sie auch damit umgehen können, nehmen ein Drittel aller nordirischen Lehrer an einem Fortbildungsprogramm in Informationstechnologie teil.

• Die palästinensische Regierung äußert sich enttäuscht darüber, dass sich Irland bei der Abstimmung im UN-Sicherheitsrat über die Frage, ob ein internationaler Beobachter für die Westbank und den Gazastreifen ernannt werden soll, der Stimme enthalten hat. Das Votum zugunsten des Antrags wurde durch das Veto der USA aufgehoben.

Dienstag, 27. März 2001

• Die Gewerkschaft der Sekundarstufenlehrer ASTI kündigt angesichts weiterer Gespräche vor dem Labour Court an, ihre Streikaktionen als Geste des guten Willens für die kommenden zwei Tage auszusetzen.

• Ob die Nachricht eine gute ist? Die Haus- und Grundstückspreise werden in diesem Jahr nach einer Schätzung nur um 8 bis 10 % steigen, verglichen mit einer Preissteigerungsrate von 16 % im vergangenen.

• Die neuen Streikaktionen bei Aer Lingus beginnen am kommenden Freitag mit dem Ausstand von 3.000 Bodenmitarbeitern.

Montag, 26. März 2001

• Wer über Ostern nach Irland fliegt, sollte aufpassen: Termingerecht zu den Feiertagen droht ein Streik bei Aer Lingus.

• Die irische Pfadfinderorganisation zeigt sich enttäuscht, dass An Bord Pleanála die Baugenehmigung für ein neues Trainingszentrum am Ufer des Lough Dan im County Wicklow aus Umweltschutzgründen verweigert hat. Der Wicklow County Council hatte bereits die Genehmigung erteilt, ein privater Grundbesitzer jedoch Einspruch bei der Aufsichtsbehörde erhoben.

Sonntag, 25. März 2001

• Nordirlandsekretär John Reid weist Meinungsäußerungen zurück, die kommenden allgemeinen Wahlen in Großbritannien hätten den nordirischen Friedensprozess angehalten. Wenngleich angesichts der Wahlen keine großen Schritte zu erwarten seien, sei man in allen kritischen Punkten ständig vorangekommen.

• Alarm für 22 hochrangige RUC-Beamte in Nordirland, die aufgefordert wurden ihre Wohnsitze zu verlassen. Ein Superintendent hatte sich, während er einkaufen ging, sein Auto und darin liegend sein Notizbuch mit deren Namen, Wohnsitz, Dienststellen, Telefonnummern und weiteren Informationen stehlen lassen. Nun befürchtet man, dass diese Informationen der IRA in die Hände gefallen sind. Man geht davon aus, dass das ‘Umsiedlungsprogramm’ für diese Beamte 2 Mill. £ Sterling kosten wird.

Sonnabend, 24. März 2001

• Das EU-Veterinärkomitee beschließt den County Louth als ‘Region’ zu betrachten, so dass Tiere und Tierprodukte aus anderen Teilen Irlands weiterhin exportiert werden dürfen.

Freitag, 23. März 2001

• Nordirlands Sicherheitsminister Adam Ingram verspricht energisch gegen die organisierte Kriminalität in seinem Land vorzugehen. Der soeben vorgelegte erste Bericht der Organised Crime Task Force nennt 78 kriminelle Gangs in Nordirland, von denen die Hälfte Verbindungen zu loyalistischen oder republikanischen paramilitärischen Gruppen hat. Der Bericht warnt, dass die Entwicklung einer normalen Gesellschaft in Nordirland ernsthaft durch die Gangs gefährdet sei.

• Etwas Positives: Ein Jahr, nachdem unter großem Protest der Bevölkerung in einem Hostel im Dorf Corofin im County Clare Asylsuchende untergebracht wurden, hat sich die Lage mehr als beruhigt und die Hostelbewohner leben im friedlichen Miteinander mit der einheimischen Bevölkerung. Steven Alade aus Nigeria: “Die Dorfbewohner sind ausgesprochen freundlich, sie behandeln uns wie Mitglieder ihrer eigenen Familie. Während der Weihnachtsfeiern luden sie uns in ihre Wohnungen ein und wir genossen es.”

• Bei Protesten der Oberstufenschüler gegen den Lehrerstreik, der die diesjährigen Abschlussexamina gefährdet, werden zwölf von ihnen festgenommen, die meisten jedoch wieder gegen Kaution freigelassen. Der größte Protest fand in Cork City statt, wo sich 1.000 vor der City Hall versammelten und Lord Mayor P.J. Hourican eine Protestnote übergaben.

• Einsam wird es im County Louth, wenn heute 12.500 Schafe und Rinder geschlachtet worden sind. “Mein Bruder ist Schaffarmer seit 50 Jahren”, berichtet John Wehrly aus Ravensdale, “zweimal täglich hat er seine Tiere versorgt. Morgen, wenn er aufgestanden ist, wird er nichts zu mehr zu tun haben, nicht wissen, wo er hingehen soll.” Man geht davon aus, dass u.U. bis zu 40.000 Tiere getötet werden.

Donnerstag, 22. März 2001

• Die ersten beiden Fälle von Maul-und-Klauenseuche in der Republik Irland, nachgewiesen an zwei Schafen aus einer Herde im County Louth (Ostküste, Grenze zu Nordirland). Noch im Laufe des Tages wird ein Ausfuhrverbot der EU für Tiere und Tierprodukte erwartet.

• Ist die Ära der Plastiktüten nun auch in Irland vorbei? Noch vor Ostern soll eine Gesetzesänderung die beiden Häuser das Parlaments passieren, nach der eine Abgabe von ca. 0,2 Euro auf jede Plastik-Einkaufstüte zu entrichten ist. Dazu kommt eine Abgabe für die Deponierung von Müll, die vermutlich an die Hausbesitzer weitergereicht wird. Die geschätzten staatlichen Mehreinnahmen von 127 Mill. Euro jährlich sollen in einen Umweltfond fließen, aus dem Umweltinitiativen finanziert werden.

Mittwoch, 21. März 2001

• Am heutigen Internationalen Tag gegen den Rassismus veröffentlicht die Irish Times einen EU-Bericht, der auch Irland einen hohen Grad an Intoleranz gegenüber anderen Nationalitäten bescheinigt. Demnach empfindet ein Fünftel der Bevölkerung die Gegenwart von Menschen anderer Nationen als störend in ihrem täglichen Leben. Fast ein Drittel geht davon aus, dass Einwanderer deutlich häufiger kriminell als andere sind.

• Nachdem die Gespräche zwischen Sinn Féin und SDLP bezüglich eines Wahlpaktes (s. Dienstag) erwartungsgemäß gescheitert sind, kommt es zu gegenseitigen Wortgefechten. So sieht die SDLP wenig Sinn darin, sich in einem Wahlkreis für die britischen Unterhauswahlen auf einen gemeinsamen Kandidaten von der Sinn Féin zu einigen, der, wie es Sinn-Féin-Tradition ist, für den Fall seiner Wahl im britischen Parlament mit konstanter Abwesenheit glänzen wird.

• Die Meldung kommt tatsächlich aus Irland: Fünfzehn Feuerbrigaden gelingt es im Laufe des Tages einen großen Waldbrand im County Tyrone unter Kontrolle zu bringen. Fünf Familien werden evakuiert.

Dienstag, 20. März 2001

• Gleich drei irische Städte tauchen in der Waste Water List of Shame auf. Damit gehören Dublin, Dundalk und Cork zu den 37 europäischen Städten, die von der Europäischen Kommission gerügt werden, weil sie die EU-Direktive zur Abwasserbehandlung in Städten aus dem Jahr 1991 nicht umgesetzt haben.

• Vertreter von Sinn Féin und SDLP treffen sich heute in Stormont um über ein Wahlbündnis für die britischen Unterhauswahlen zu sprechen, bei denen Nordirland Abgeordnete stellt. Damit soll aus Sicht der kleineren Sinn Féin sichergestellt werden, dass sich die für den Anschluss Nordirlands an die Republik einsetzenden Parteien nicht gegenseitig die Stimmen wegnehmen und dadurch Sitze an die unionistischen Parteien gehen. Auf der Gegenseite gibt es einen inoffiziellen Wahlpakt zwischen der UUP und der DUP, der sich in der Vergangenheit für das unionistische Lager bewährt hat.

  Dennoch wird es für eher unwahrscheinlich gehalten, dass sich beide auf einen Wahlpakt einigen, und mancher in der SDLP sieht der Sinn-Féin-Vorstoß eher als taktisches Manöver. Alex Attwood von der SDLP zur Irish Times: Die Sinn Féin ist ebenso an einem Wahlpakt interessiert, wie Ian Paisley daran Katholik zu werden.

• Nach einer Umfrage gab es Ende letzten Jahres in jedem dritten irischen Haushalt einen Computer. Dies sind doppelt so viel, wie noch zwei Jahre zuvor.

Montag, 19. März 2001

• Die frühere irische Staatspräsidentin und heutige UN Hochkommissarin für Menschenrechte Mary Robinson hat für September ihren Rückzug von diesem Posten angekündigt. Begründung: Ohne die ihr bei der UN auferlegten Beschränkungen könne sie mehr bewirken.

• Das Gespenst der Maul-und-Klauenseuche ist auch ein Gespenst für die Tourismusindustrie, vor allem im Südwesten Irlands, wo im County Kerry mit über 10.000 Menschen mehr vom Tourismus leben, als von Land-, Forst- und Fischwirtschaft zusammen. Die Fremdenverkehrsämter werden überhäuft mit Anfragen, was man in Kerry überhaupt noch tun könne, seitdem Nationalpark, Muckross House und die meisten Touristenattraktionen nicht mehr zugänglich sind.

• Eine Krise im Dubliner Postservice deutet sich an. Aufgrund steigender Mieten und Personalknappheit wurden bereits drei Postämter nahe der City geschlossen und sechs weiteren steht dieses bevor.

St. Patrick’s Day 2001

• Zum ersten Mal sendet die englische Königin zum St. Patrickstag Grüße nach Irland, adressiert an die irische Staatspräsidentin Mary McAleese. Hier die Botschaft der Queen: “I send my greetings to you on the occasion of Ireland’s National Day, together with my best wishes for the good fortune and happiness of the people of your country.”

• In einem Interview nach den St. Patricks-Feiern im Weißen Haus begrüßt der britische Nordirlandsekretär John Reid die Gespräche zwischen der IRA und der internationalen Entwaffnungskommission und empfiehlt der nordirischen Ulster Unionist Party und ihrem First Minister David Trimble, im Gegenzug die Sanktionen gegen die beiden Sinn Féin Minister (Ausschluss von den Sitzungen des Nord-Süd-Ministerrats) aufzuheben.

• Inish Meáin, die mittlere der drei Araninseln, plant trotz Bedenken der europäischen Kommission für ca. 1,2 Mill. Euro den Bau eines Windparks ohne zuvor die Einwirkungen auf die Umwelt abschätzen zu lassen. Hat man Angst vor einem negativen Ergebnis?

Freitag, 16. März 2001

• Nach einer von Umfrage glauben 25 % aller Briten irisches Blut in ihren Adern zu haben, und je jünger sie sind, desto mehr rühmen sie sich dessen. Fachleuten scheint dieser Wert übertrieben: Dr. Roy Bradshaw von der Nottingham University hält 10 % für wahrscheinlicher. Vielleicht liegt der Grund darin, dass die Umfrage von Guinness durchgeführt wurde, und wenn jemand schon Guinness trinkt ... Wie dem auch sei, so ein schlechtes Verhältnis zu Irland können die Briten bei diesem Ergebnis gar nicht haben.

• Die Swansea-Cork-Fähre The City of Cork muss für das kommende Wochenende alle Fahrten absagen, nachdem die Mannschaft die Sicherheitsprüfung nicht bestanden hat. Das Schiff ist von einer griechischen Reederei geleast und gehörte früher unter dem Namen St. Patrick’s II den Irish Ferries.

• Die Verbraucherpreise in Irland stiegen im Februar im Vergleich zum Januar um 0,9 % und im Vergleich zum entsprechenden Monat des Vorjahres um 5,3 %. Am stärksten stiegen dabei mit 9,2 % die Preise für Kleidung und Schuhe. Ob die von der Regierung gesetzte Marke von eine Inflationsrate von um die 4 % am Jahresende noch realistisch ist?

Donnerstag, 15. März 2001

• Mit 50,9 % gingen im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte aller Spenden an Abgeordnete und Senatoren an Politiker der Regierungspartei Fianna Fáil. Abgeordnete der Fine Gael erhielten 25,5 %, die der Labour Party 5,6 % und die der Progressive Democrats 2 %. Der Rest entfiel auf unabhängige Abgeordnete und den Parlamentspräsidenten.

• Nordirlandsekretär John Reid zeigt sich erfreut, dass die neue amerikanische Regierung das Sammeln von Spenden für die Real IRA, eine radikale paramilitärische Splittergruppe, verbieten will. Gleichzeitig nennt er die Gespräche der Provisional IRA mit der internationalen Entwaffnungskommission unter der Leitung von General John de Chastelain ein positives Zeichen. Taoiseach Bertie Ahern schließt sich dem an.

• Es klingt nicht nach viel, doch Peter Gaynor von Fairtrade Mark Irland ist stolz darauf, dass fair gehandelter Kaffee inzwischen einen Marktanteil von 1 % erreicht hat. Im Catering-Bereich liegt der Anteil bereits bei 3 %.

Mittwoch, 14. März 2001

• Wer meint, nur Schottland hätte seine Monster, der täuscht sich. Ein internationales Forscherteam macht sich in diesem Sommer auf die Suche nach dem schlangenartigen Lough Ree Monster auf, das seit mehreren hundert Jahren immer wieder gesichtet wird. Einige Mitglieder des Unterwasser-Forschungsteam haben bereits Erfahrungen am Loch Ness gesammelt.

• Erstmals seit Juni letzten Jahres haben Vertreter der Provisional IRA wieder direkte Gespräche mit der internationalen Entwaffnungskommission unter der Leitung von General Chastelain aufgenommen. Nach einer Verlautbarung wurde dabei die Basis für eine Diskussion der Entwaffnungsfrage gelegt. Nach Meinung der Unionisten bewegt sich die IRA jedoch nur ungenügend.

• Der Plan der Regierung, die diesjährigen Abschlussexamen ohne die streikenden Sekundarschullehrer durchzuführen, gerät ins Trudeln, nachdem in der vergangenen Nacht die Primarschullehrer und Lektoren sich geweigert haben einzuspringen. Nun sucht das Erziehungsministerium nach anderen Akademikern und Lehrern im Erziehungssystem, die in der Lage sind Prüfungsarbeiten zu korrigieren. Auch wird nicht ausgeschlossen Hochschulabsolventen zu rekrutieren.

Dienstag, 13. März 2001

• Nach einem der Regierung vorgelegten Bericht werden bis zum Jahr 2005 ca. 90 Mill. Euro an Subventionen benötigt, um die vielen Postämter auf dem Lande offen zu halten. Gleichzeitig gibt An Post zu erkennen, es sei unmöglich, internationale strategische Partner für eine Zusammenarbeit zu finden, solange die Finanzierung des ländlichen Postnetzes nicht geklärt sei. Eine großflächige Schließung von Postämtern auf dem Lande würde andererseits zu einer politischen Zeitbombe für die Regierung werden, da diesen auf dem Lande eine herausragende Bedeutung im sozialen Gefüge zukommt.

• Der irische Außenminister Brian Cowen hält eine Einigung über die nordirische Polizeireform noch vor den Sommerferien für möglich. Sobald eine solche erreicht sei, würde die irische Regierung junge Nationalisten ermuntern der nordirischen Polizei beizutreten. Was die Entwaffnung der IRA betrifft, sollten die Unionisten bedenken, dass der derzeitige Ausschluss der Sinn Féin Minister von Treffen des Nord-Süd-Ministerrats durch ihren First Minister diese eher unwahrscheinlicher als wahrscheinlicher mache. Andererseits müssten die Republikaner die Ängste der Unionisten anerkennen, die nicht so leicht wegzudiskutieren seien. Eine Lösung der verbleibenden Probleme sei jedoch realistisch und erreichbar.

Montag, 12. März 2001

• Die irischen Arbeiter haben den wenigsten Stress in Europa – obwohl ihre Wochenarbeitszeit mit zu den längsten gehört. Nach dem Ergebnis der Third European Survey of Working Conditions in the European Union stehen 12 % der irischen Arbeiter unter Stress , während 53 % der Griechen, 38 % der Luxemburger, 37 % der Schweden und 35 % der Finnen dies von sich sagen. Der EU-Durchschnitt liegt bei 28 %.

  Durchgeführt wurde die Untersuchung von der European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions, die als einzige europäische Einrichtung ihren Sitz in Irland hat. Sie zeigt nach den Worten des Forschungsleiters Pascal Paoli, dass kürzere Wochenarbeitszeiten nicht zwangsläufig weniger Stress bedeuten. ‘Hochgeschwindigkeitsarbeiten’, enge Termine vor Arbeitsschluss etc. gehörten zu den Hauptgründen für Gesundheitsprobleme und Arbeitsunfälle. Irische Arbeiter hingegen arbeiten länger, dafür aber langsamer.

• Nach einem weiteren, von Eurostat (Europäisches Amt für Statistik) vorgelegten Bericht, gehören die Arbeitskosten in Irland zu den niedrigsten, nur in Portugal, Griechenland und Spanien sind sie noch niedriger. Nach dem Bericht, der auf den Zahlen von 1999 basiert, lagen die Arbeitskosten in der EU zwischen 7 (Portugal) und 27 (Österreich) Euro pro Stunde. Der Wert für Irland lag bei 16,2, der EU-Durchschnitt bei 21,5 Euro/h.

Sonntag, 11. März 2001

• Der stellvertretende Vorsitzende der SDLP und stellvertretende First Minister der nordirischen Regierung Séamus Mallon teilt mit, dass seine Partei nach den Gesprächen der letzten Woche sehr nahe bei einer Zustimmung zur nordirischen Polizeireform sei.

Sonnabend, 10. März 2001

• Die 16.000 Sekundarstufenlehrer machen sich für erneute Streikaktionen bereit, nachdem das Zentralkomitee ihrer Gewerkschaft ASTI mit großer Mehrheit einen vom Labour Court empfohlenen Kompromiss zurückgewiesen hat.

Freitag, 9. März 2001

• Nach dreizehn Stunden intensiver Verhandlung endeten in der Nacht Gespräche zur Überwindung des Stillstands im nordirischen Friedensprozess. In einer gemeinsamen Erklärung der britischen und irischen Regierung wird die Erwartung ausgedrückt, dass man sich binnen kurzem auf einen Ablaufplan für die Entwaffnung der IRA einigen könne.

• Zum ersten Mal in seiner 104-jährigen Geschichte wird der alljährliche Feis Ceoil, das große Festival der traditionellen irischen Musik, zu dem 7.000 Wettbewerber aus Irland und Britannien erwartet wurden, abgesagt. Grund ist die Maul-und-Klauenseuche.

Donnerstag, 8. März 2001

• Die IRA gibt bekannt, sie sei in erneuten Kontakt mit der internationalen Entwaffnungskommission getreten. Währenddessen dauern die bilateralen Gespräche zwischen den nordirischen Parteien, dem Taoiseach und dem britischen Premierminister auf Hillsborough Castle an.

Dienstag, 6. März 2001

• Nach Ansicht von Taoiseach Bertie Ahern können die drei verbleibenden Knackpunkte in den Nordirlandgesprächen (Polizeireform, Entwaffnung der Paramilitärs, Demilitarisierung des Landes) nicht mehr vor den allgemeinen Wahlen in Großbritannien gelöst werden. Man könne sich jedoch auf einen Prozess einigen, wie mit diesen Dingen in einem möglicherweise schwierigen Sommer umzugehen sei.

Sonntag, 4. März 2001

• Nach 22 Jahren Einlagerung im Gefängnis von Kilmainham wird die historische Jacht Asgard, mit der Erskine und Molly Childers 1914 Waffen für die Irish Volunteers in Howth anlandeten, nun restauriert und wieder seetüchtig gemacht. Die Arbeiten sollen zwei Jahre dauern, die Kosten werden auf knapp 1,1 Mill. Euro geschätzt.

Sonnabend, 3. März 2001

• Ein ehrgeiziges 228 Mill. Euro teures Programm soll bis zum Ende des Jahrzehnts die Langzeitwohnungslosigkeit und das Übernachten auf den Straßen Dublins eliminieren. Geplant ist unter anderen eine Agentur für Wohnungslose, ein kostenloser 24-Stunden-Telefondienst und der Bau von 1.500 Wohneinheiten. Derzeit leben 75 % aller Wohnungslosen im Großraum Dublin und von diesen wiederum 95 % in der City. Nach offiziellen Schätzungen gibt es zwischen 1.300 und 1.400 Menschen, die in Notunterkünften oder auf der Straße übernachten.

• Die Regierung schwimmt in Geld und dreht gleichzeitig dem Dubliner Gate Theatre den Hahn zu. So sieht es zumindest der Direktor des Theaters Michael Colgan, der dem Arts Council vorwirft einen irreparablen Schaden zu verursachen, indem er die Zuschüsse an das Theater von den im Juni in Aussicht gestellten 762.000 Euro auf 255.000 Euro reduziert.

Freitag, 2. März 2001

• Die Nervosität ob eines Ausbreitens der Maul- und Klauenseuche nimmt zu, nachdem im County Antrim (Nordirland an der Grenze zur Republik Irland) 21 infizierte Schafe entdeckt wurden. Ein Problem ist der schon immer lebhafte Tierschmuggel zwischen Nordirland und der Republik. So berichtet die Irisch Times von einer Farmerin, die von einem illegalen Transfer von 8.000 Schafen berichtet, die vor zwei Jahren in der Republik Irland ‘verarbeitet’ worden waren. Taoiseach Bertie Ahern bezeichnet die Seuche als eine jener Gefahren, die in jeder Generation nur einmal auftritt, und fordert zu höchster Vorsicht auf. Kein Wunder, dass inzwischen auch die Dubliner St. Patrick’s Parade abgesagt wurde.

• Die Arbeitslosenrate ist weiter gesunken und liegt nun bei einem 20-Jahrestief von 3,6 %.

Donnerstag, 1. März 2001

• Die Arbeitslosenrate unter den Katholiken in Nordirland liegt immer noch deutlich höher als bei den Protestanten, wenngleich hier eine allmähliche Angleichung erkennbar ist. So lag sie im Jahr 1999 bei den Katholiken bei 8,8 % (1993: 18,1 %) und bei den Protestanten bei 5 % (1993: 9,4 %).

• Die Maul- und Klauenseuche bleibt das Thema Nr. 1 auch in Irland. Kirchgänger werden gebeten besser zu Hause zu bleiben. Die St. Patrick’s Paraden in Cork, Armagh und Limerick wurden bereits abgesagt, während in Dublin, Belfast und Galway noch darüber beraten wird.

• Darüber tritt fast in den Hintergrund, dass sich in der vergangenen Nacht in Downing Street der Taoiseach und der britische Premierminister Tony Blair zur zweistündigen Beratungen über die Probleme im nordirischen Friedensprozess trafen. Nach den Worten eines britischen Regierungssprechers war es ein ‘nützliches Treffen’. Die Gespräche mit den Parteien würden fortgesetzt werden und man würde hoffen, dass Fortschritte erzielt würden, ehe der Taoiseach in der kommenden Woche zu einem Besuch nach Japan abreisen würde. Derweil lässt Sinn Féin Präsident Gerry Adams verlauten, ein politischer Deal in Nordirland sei weiterhin möglich.