Nachrichten aus Irland

September 2002

Zusammengestellt nach Berichten von RTÉ, der Irish Times,
des Irish Independent und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Montag, 30. September 2002

Sinn Féin Präsident Gerry Adams weist eine Meldung der Sunday Tribune zurück, er sei in den frühen 70-ern führendes Mitglied der Belfaster IRA gewesen. Nach dem Bericht der Zeitung war Adams im November 1972 Belfaster Kommandant der IRA geworden, einen Monat vor dem Mord an einer Frau durch die IRA, deren Leiche nie gefunden wurde. Gegenüber Reportern stellt der Sinn Féin Präsident fest, er habe nichts mit dem Verschwinden von Jean McConville zu tun und zu jener Zeit keine Kenntnis über ihr Verschwinden gehabt.

Sonntag, 29. September 2002

Bei einem Einbruch in Russborough House bei Blessington im County Wicklow werden fünf Gemälde entwendet, zwei davon von Peter Paul Rubens. Der Wert der gestohlenen Bilder wird auf € 5 bis 50 Mill. geschätzt. Die Gemäldesammlung war schon früher Ziel von Einbrechern gewesen, darunter auch der IRA. Zwei der Bilder wurden bereits zum zweiten Mal gestohlen.

Sonnabend, 28. September 2002

Nach der letzten Meinungsumfrage ist die Zustimmung zur Regierung und Regierungspartei Fianna Fáil seit der Wiederwahl vor vier Monaten drastisch gesunken. Auch die Zufriedenheit mit Taoiseach Bertie Ahern fiel um 19 Punkte auf 51 % und damit auf den bisher niedrigsten Wert. Gegner des Vertrags von Nizza sehen nun eine Chance, dass das Referendum über den Vertrag erneut scheitern könne.

Freitag, 27 September 2002

Die Ulster Defence Associaton UDA teil den Ausschluss des führenden Loyalisten John White aus der paramilitärischen Vereinigung mit. Der verurteilte Mörder erkennt den Ausschluss nicht an. Bereits vor zwei Tagen hatte die UDA ihr bis dahin prominentestes Mitglied Johnny Adair wegen Unterstützung einer rivalisierenden loyalistischen Vereinigung ausgeschlossen.

Donnerstag, 26. September 2002

Nach den Beschlüssen der Ulster Unionist Party vom Montag diskutiert Taoiseach Bertie Ahern in getrennten Gesprächen mit Vertretern der SDLP und Sinn Féin die politische Situation in Nordirland. Beide Parteien betonen, dass für sie eine Neuverhandlung des Karfreitagsabkommens nicht in Frage kommt.

Dienstag, 24. September 2002

Die nach Ansicht ihrer Initiatoren bisher größte christliche Missionskampagne startete gestern in Dublin. 1,8 Mill. € hatte eine Gruppe von Geschäftsleuten aufgebracht, unterstützt durch die vier wichtigsten christlichen Kirchen. Nachdem sich die irischen Sender RTÉ und TV3 mit Hinweis auf ihre Statuten (Neutralität im religiösen und politischen Bereich) weigerten Werbung für die Veranstaltungen auszustrahlen, riefen die Veranstalter den High Court an, scheiterten jedoch.

Montag, 23. September 2002

Nachdem der Ruling Council der Ulster Unionist Party am Wochenende beschloss, die Minister der Party aus der nordirischen Regierung zurückzuziehen, falls man bis Januar mit dem Bekenntnis der Republikaner zur Beendigung der Gewalt in Nordirland nicht zufrieden sei, meldet sich die britische Regierung zu Wort. Nach den Worten ihres Sprechers sei das von Loyalisten kritisierte Karfreitagsabkommen nicht unbedingt perfekt, jedoch der beste Weg in eine friedliche Zukunft.

Sonntag, 22. September

Vor gut 70 Jahren machte sich Liam O’Flaherty, der große Autor von der Großen Araninsel, zu einer Reise nach Russland auf, nachzulesen in seinem Buch I Went to Russia. Der Herausgeber dieser Nachrichten macht es ihm nach und reist morgen für 10 Tage nach Moskau und St. Petersburg, so dass an dieser Stelle erst vom 4. oder 5. Oktober an wieder täglich neue Nachrichten aus Irland erscheinen.

Der internationale Car Free Day ist heute auch in Irland angesagt, doch ob es jemand merkt? Immerhin, es gibt ein paar Beschränkungen für Autofahrer in Dublin City und bei Bus Éireann kann man auf einigen Strecken umsonst fahren.

Sonnabend, 21. September 2002

Bereits gestern eröffnete Taoiseach Bertie Ahern eine Reihe von Veranstaltungen anlässlich des 200sten Todestages von Robert Emmet, der in einem Jahr begangen wird. Robert Emmet wurde am 20. September 1803 im Alter von 25 Jahren nach dem Aufstand der United Irishmen in Dublin hingerichtet. Nach den Worten des Regierungschefs ist kein Ereignis in der irischen Geschichte so eng mit einem Mann verbunden, wie der Aufstand von 1803. Die Stellung Irlands in der EU und UN sei die sichtbare Demonstration der ‘Rolle des Landes unter den Nationen der Welt’, auf die sich Emmet in seiner Rede von der Anklagebank bezogen hätte. Hier ein Ausschnitt von Emmets Rede, gehalten gestern vor 199 Jahren:
Lasst niemanden eine Inschrift auf meinen Grabstein schreiben. Solange keiner, der meine Motive kennt, sie zu rechtfertigen wagt, lasst weder Vorurteil noch Ignoranz sie beschmutzen. Lasst sie in Dunkelheit und Frieden ruhen. Mag die Erinnerung an mich in Vergessenheit geraten und mein Grabstein unbeschrieben bleiben, bis andere Zeiten und andere Menschen meiner Person Gerechtigkeit wiederfahren lassen. Wenn mein Land seinen Platz unter den Nationen der Erde eingenommen hat, dann, und erst dann, soll mein Grabstein beschrieben werden.

Freitag, 20. September 2002

Sollte sich Ciarán Ó Feinneadha vor dem High Court durchsetzen, so wird die Regierung ihren Plan in West Dublin elektronisch über den Vertrag von Nizza abstimmen zu lassen, überarbeiten müssen. Mr Feinneadha teilte dem Richter mit, seine Muttersprache und die in seinem Haushalt gesprochene sei wie die erste Sprache des Landes Gälisch. Nach Anfrage in seinem Wahllokal habe er erfahren, dass keine Bedienungsanleitung für die Wahlcomputer in gälischer Sprache vorgesehen sei. Damit sehe er sich verfassungswidrig der Möglichkeit beraubt, in der ersten Landessprache zu wählen.

Die Wirtschaftsministerin und stellvertretende Regierungschefin Mary Harney verspricht sich um das Problem der exorbitanten Versicherungsprämien in Irland zu kümmern und innerhalb der nächsten Wochen einen Plan vorzulegen. Mal gespannt, wie der aussieht. Auch deutsche Staatsbürger, die z.B. in Irland ihr Auto anmelden wollen, würden ihr’s danken.

Donnerstag, 19. September 2002

To join the Board or not to join the Board, das ist die Frage für die Sinn Féin. Denn anders als die SDLP auf der gleichen Seite der nordirischen Gesellschaft weigerte sie sich bisher, die ihr zustehenden Sitze in der nordirischen Polizeiaufsicht wahrzunehmen. Man werde einen Parteitag einberufen, teilt ihr Präsident Gerry Adams heute mit, um die Frage zu diskutieren. Und sie werde nach den vom britischen Premierminister Tony Blair in Ausicht gestellten Änderungen zum nordirischen Polizeigesetz demokratisch entschieden. (s.a. 28. August 2002)

Mittwoch, 18. September 2002

Clifden, mit weniger als 2.000 Einwohnern die ‘Hauptstadt Connemaras’, begeht zum 25-sten Mal das Clifden Art Festival, eröffnet durch den für Kunst, Sport und Tourismus zuständigen Minister O’Donoghue. Zu den Gästen gehören Literaturnobelpreisträger Séamus Heaney, die wohl nie einen Nobelpreis bekommende Bestseller-Autorin Mary Binchy, der schottische Sozialist und Folksänger Dick Gaughan, die Akkordeonspielerin Mary Finn aus Connemara und viele andere.

Die Nominierungsfrist ist abgelaufen. Vier Kandidaten bewerben sich um den Vorsitz der irischen Labour Party, wobei man dem derzeitigen stellvertretenden Vorsitzenden Brendan Howlin und dem Parlamentsabgeordneten Pat Rabbitte von der früheren Democratic Left die meisten Chancen gibt. Neben ihnen bewerben sich die TDs Róisín Shortall aus Dublin und Eamon Gilmore aus Dún Laoghaire. 3.500 wahlberechtigte Parteimitglieder können bis zum 25. Oktober ihre Stimme abgeben.

Am Morgen läuft aus einem Leck in einem Statoil-Tank Öl in den Hafen von Galway. Die Reinigungsarbeiten sind im Gange, doch Hafenchef Brian Sheridan zeigt sich besorgt über die Sicherheit einer nahegelegenen Schwanenkolonie. Die Stadt Galway erwägt nun eine Klage gegen Statoil.

Dienstag, 17. September 2002

Die Höhe direkter ausländischer Investitionen durch multinationale Konzerne ist im vergangenen Jahr um 60 % gesunken, wird heute berichtet. Man geht davon aus, das dieser Trend im laufenden Jahr anhält. Brian Ranalow, Präsident der Irish Exporters’ Association, kritisiert in dem Zusammenhang die hohen Versicherungs- und Inflationsraten, die die höchsten in Europa sind.

Sinn Féin Präsident Gerry Adams fordert die nordirischen Unionisten auf, ihre Alternativen zu einem vereinigten Irland auf den Tisch zu legen. Die Republikaner seien zuversichtlich, dass sich auch Unionisten von ihrer Vision eines vereinigten Irlands überzeugen ließen, würden aber Alternativen der anderen Seite nicht kennen. “Lasst uns die Argumente für die Union wissen”, fordert er sie auf.

Montag, 16. September 2002

Die Verbraucherpreise in Irland sind im August, bezogen auf den gleichen Monat des Vorjahres, um 4,5 % gestiegen (im Juli 4,2 %). Doch das beliebte Argument der Euro ist schuld zieht nicht, denn die Steigerung fällt geringer als im August 2001 aus.

Guinness Ireland kündigt Investitionen in Höhe von € 34 Mill. für seine Brauerei in Waterford an. Das Exportvolumen für Stout stieg in den letzten drei Jahren um jährlich 9 %. Guinness befindet im Besitz des internationalen Getränkekonzerns Diageo, zu dem auch Marken wie Johnnie Walker, Baileys, J&B, Smirnoff und Captain Morgan gehören.

Sustainable Energy Ireland (Nachhaltige Energie für Irland), eine neue staatlich finanzierte Institution zur Verringerung von CO2-Emissionen, wird vom Minister für Kommunikation, die Meere und Naturressourcen (schon faszinierend, wie man die Ministerien zuschneidet) der Öffentlichkeit vorgestellt. So ganz hat es wohl mit den Zielen des Kyoto-Protokolls bisher nicht geklappt (s.a. 4. September 2002).

Sonntag, 15. September 2002

Auf einem Wasserfahrrad, montiert auf zwei Pontons, überquert Herr Pat McGlynn die Galway Bay. Sein Kommentar: Habe mich gefühlt, als wäre ich bei der Tour de France mit angezogenen Bremsen den Berg hoch geradelt.

Auch wenn sich kaum noch jemand darüber aufregt: Sechs neue BSE-Fälle wurden in der vergangenen Woche registriert, seit Jahresbeginn sind dies nun 242.

Sonnabend, 14. September 2002

Kaum hat der stellvertretende Vorsitzende des Irish Labour Party Brendan Howlin seine Kandidatur um den vakant gewordenen Parteivorsitz angemeldet, geht die Schlammschlacht wieder los. Wie schon vor fünf Jahren, als ihm nur wenige Stimmen am Sieg fehlten, werden in der Presse Gerüchte lanciert, er sei homosexuell. Bezug genommen wird u.a. auf seine kürzliche Bemerkung, dass die Sexualität eines Menschen in der Politik keine Rolle spielen dürfe. Nach seinem Einsatz für Asylsuchende erreicht ihn dazu eine E-Mail, die ihn als ‘nigger-lover’ bezeichnet. Mr. Howlin in einem Interview mit dem Star: Jeder, der in der modernen Gesellschaft als Single ohne Beziehung zu einer Frau lebe, müsse damit rechnen, von ihr für schwul gehalten zu werden. Es sei nicht wichtig, aber er sei es nicht! Er habe schlichtweg keine Frau gefunden, um sein Leben mit ihr zu teilen – die Aussicht darauf aber noch nicht aufgegeben.

Freitag, 13. September 2002

Der irische High Court erklärt die Klage eines Studenten der Dublin City University gegen die irische Regierung für zulässig. Eoin Dubsky aus Gallymoney im County Wexford hält die Landeerlaubnis und Überflugrechte für amerikanische Kriegsflugzeuge im Einsatz gegen Afghanistan für nicht verfassungsgemäß.

An Tánaiste, die stellvertretende Regierungschefin und irische Wirtschaftministerin Mary Harney, verkündet die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns von € 5,97 auf € 6,35. Der irische Gewerkschaftsverband hält dies, da unter der Inflationsrate liegend, für viel zu wenig, während die Mittelsstandvereinigung einen Arbeitsplatzverlust befürchtet.

Donnerstag, 12. September 2002

Neben dem amtierenden stellvertretenden Parteivorsitzenden Brendan Howlin hat nun Pat Rabbitte, TD für Dublin Südwest, seine Kandidatur um den vakant gewordenen Vorsitz der irischen Labour Party angemeldet. Wie seine für den Stellvertreterposten kandidierende Parteifreundin Joan Burton gehörte er ursprünglich der Democratic Left an, die 1999 mit der Labour Party verschmolz. (s.a. 12. Dezember 1998 und 25. Januar 1999)

Eine Gruppe von 200 Loyalisten attackierte in der vergangenen Nacht die nordirische Polizei, als sie in einem protestantischen Bezirk im Norden Belfasts eine Anwohnerin festnahm. Bei der Verhaftung wurde eine größere Menge Waffnen sichergestellt.

Mittwoch, 11. September 2002

Vier Traveller-Großmütter mit insgesamt 49 Kinder und 52 Enkeln gehören zu den Schülern und Schülerinnen des St. Benin’s Training Centre in Tuam, die heute ihr Junior Certificate bekommen. Mrs Nora Ward (14 Kinder, 19 Enkel): “Als wir jung waren und über Land zogen, hatten wir nie die Möglichkeit eine weiterführende Schule zu besuchen, doch nun ist es mein Ziel und das meiner Freundinnen, im kommenden Jahr zurückzukehren und Englisch zu studieren.”

Taoiseach Bertie stattet im Hafen von Dublin dem Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior einen Besuch ab, ehe es morgen ausläuft um zwei Schiffe, die mit Plutoniumabfällen von Japan nach Sellafield unterwegs sind, durch die Irische See ‘zu begleiten’. Bertie gratuliert Greenpeace zu ihrer Arbeit und verspricht, die irische Regierung werde alles rechtlich mögliche gegen die atomare Wiederaufarbeitungsanlage in Sellafield unternehmen.

Zwist innerhalb des nationalen/republikanischen Lagers in den Six Counties. Einen ‘Weißen-Kragen-Terrorismus’ wirft die SDLP der Sinn Féin vor, nachdem einige ihrer Vertreter, die die Bereitschaft geäußert hatten in lokalen Polizeigremien mitzuwirken, von Sinn-Féin-Vertretern gefragt wurden, ob sie demnächst zu ihrem eigenen Schutz Waffen tragen wollten und ihre Familien ob möglicher Konsequenzen konsultiert hätten.

Dienstag, 10. September 2002

Angst vor Koalitionen mit dem anderen Lager? Der zu den Hardlinern seiner Partei zählende stellvertretende Vorsitzende der UUP Peter Robinson reagiert allergisch auf eine Idee seines Parteigenossen Duncan Shipley-Dalton, bei den kommenden Wahlen zum nordirischen Parlament einen Pakt mit der SDLP einzugehen. Die UUP würde nach diesem Vorschlag davon profitieren, dass keine unionistischen Stimmen auf die konkurrierende unionistische DUP übertragen würden, die SDLP auf republikanischer Seite davon, dass nicht zu ihren Lasten die Sinn Féin gestärkt würde.

Nach einem Gespräch mit dem neuen nordirischen Polizeichef Hugh Orde drückt ihm der SDLP-Vorsitzende Mark Durkan sein Vertrauen aus. Es sei eine äußerst positive Begegnung gewesen.

Gesundheitsminister Martin verteidigt auf einem Kongress die Florierung irischen Leitungswassers und nennt das Verfahren harmlos für die Gesundheit und nützlich für die Zähne. Vertreter der Grünen und ökologischer Gruppierungen sehen dies völlig anders und haben eine Reihe von Wissenschaftlern auf ihrer Seite.

Montag, 9. September 2002

Go maith, a Mhaire! Kurz vor Beendigung ihrer Amtszeit als UN-Hochkommissarin für Menschenrechte beschuldigt die frühere irische Staatspräsidentin Mary Robinson die amerikanische Regierung von Mr. Bush, den Selbstmordanschlag auf das World Trade Center vom 11. September vergangenen Jahres, der mehr als 3.000 Menschenleben forderte, als Vorwand zu nutzen, international anerkannte Menschenrechte zu verletzten.

Geht man nach einem heute veröffentlichten Bericht der National Adult Literacy Agency (NALA), so werden bis zu 20 % aller Erwachsenen nicht angemessen medizinisch versorgt, weil sie Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben. Ärzte sollten sich bewusst sein, dass sie sich nicht auf die von ihren Patienten zu Beginn einer Behandlung ausgefüllten Fragebogen verlassen können. Auch dürften sie nicht davon ausgehen, dass jeder Patient schriftliche Anweisungen und Aufdrucke auf Medikamentenpackungen versteht.

Sonntag, 8. September 2002

Nach der Entdeckung einer ‘Todesliste’ warnt die nordirische Polizei eine Reihe prominenter Republikaner, darunter den Sinn Féin Vorsitzenden Mitchel McLaughlin, ihr Leben könne in Gefahr sein.

Die protestantische Familie eines im vergangenen Jahr im Norden Belfasts getöteten Teenager wird seit einem kürzlich abgehaltenen Gedächtnisgottesdienst mit immer wieder neuen verachtenden Graffitis verspottet. Die Familie ist verzweifelt und bittet die Urheber dringend damit aufzuhören.

Ein Ganzporträt von Daniel O'Connell, Öl auf Leinwand, ist ab sofort als Leihgabe der Royal Bank of Scotland in der irischen Nationalgalerie in Dublin zu sehen. Gemalt wurde es 1838 vom in Schottland geborenen Künstler Sir David Wilkie.

Sonnabend, 7. September 2002

Mehr als 250 Männer und Frauen nehmen am 83ten Liffeyschwimmen teil. Die Strecke geht über 2 km und unter 13 Dubliner Brücken hindurch. Sieger bei den Männern wird der 59-jährige Pascal Russel, bei den Frauen Mary Rose Keegan, deren Alter nicht bekannt gegeben wird.

Die irische Verbrauchervereinigung denkt darüber nach, es den Griechen nachzutun und ob der Preissteigerungen im Rahmen der Euro-Einführung einen Buy Nothing Day auszurufen. Einen Tag lang nichts kaufen, keine Dienstleistungen in Anspruch nehmen, kein Restaurant besuchen, keinen Pub. Ob das letztere durchzuhalten ist?

Eine Ära geht zu Ende, ein weiteres ‘Stück Dublin’ wird der Abrissbirne zum Opfer fallen. Es geht um das alte Gebäude des Smithfield Fruit Market. Am kommenden Donnerstag wird dort zum letzten Mal Markt gehalten, dann rücken die Abbrucharbeiter an.

Freitag, 6. September 2002

Die Sinn Féin steht erneut unter Druck, ihre beiden Sitze in der nordirischen Polizeiaufsicht wahrzunehmen. Der stellvertretende Vorsitzende Denis Bradley zeigt vorsichtigen Optimismus, dass die Vorbehalte der Partei in absehbarer Zeit ausgeräumt werden können. (siehe auch 28. August 2002)

Nordirlands bauausführende Architekten werden von ihrer Standesorganisation, der Royal Institution of Chartered Surveyors of Northern Ireland (RICS NI), über Gesundheitsgefahren durch einen Mehltau gewarnt, dem Stachbotrys Chartarum. Der Pilz wächst auf Holzbalken und Deckeplatten und sei wegen des Meeresklimas vor allem in Nordirland verbreitet. Arbeiter können Erkältungssyndrome, Hautausschläge und Asthma bekommen. In den USA mussten bereits Millionen-Dollar-Beträge an Entschädigung gezahlt werden, so $ 11,5 Mill. von einem Architekten an 15 Bauarbeiter.

Donnerstag, 5. September 2002

Der Vorsitzende der irischen Grünen Trevor Sargent fordert die unverzügliche Freilassung von zwei Männern, die gestern Morgen auf dem Flugplatz von Shannon eine amerikanische Militärmaschine mit Anti-Kriegs-Parolen besprüht hatten. Beide waren verhaftet worden. Wenn jemand hätte verhaftet werden müssen, sei es Taoiseach Bertie, da er Irlands Neutralität gebrochen und amerikanischen Kriegsflugzeugen die Erlaubnis zum Landen auf irischem Boden gegeben habe.

Irland ein Auswanderungsland? Das war einmal. Mit 47.500 Zuwanderern im Monat April erreicht die Einwanderungsquote einen neuen Höchststand. 11 % der neuen Iren kommen aus der Bretagne (der keltischen Kusine), 13 % aus der übrigen EU, 41 % aus den USA und 35 % aus dem Rest der Welt. 38 % aller Einwanderer fanden nach mehr oder weniger langem Suchen irische Vorfahren in ihrer Ahnenliste. Mit 3.917.336 Menschen verzeichnet das Gebiet der Republik Irland nun die höchste Bevölkerungszahl seit 1871.

Mittwoch, 4. September 2002

Umweltaktivisten auf der Rio-Nachfolgekonferenz in Johannesburg stellen die Behauptung des Taoiseach in Frage, Irland sei bereit die Ziele des Kyoto-Protokolls zu erfüllen. Sie weisen darauf hin, dass Irland seine Schadstoffemissionen in den letzten 10 Jahren zwar um 13 % hätte erhöhen dürfen, die Steigerung jedoch mit 26 % doppelt so hoch ausgefallen sei.

Nordirische Unionisten zeigen sich erzürnt darüber, dass Belfasts Oberbürgermeister Alex Maskey (Sinn Féin) an der Wand seines Büros seit gestern neben der britischen Flagge auch die Trikolore der Republik Irland zeigt. Alex kann die Kritik nicht nachvollziehen und versteht die Sache als ein Zeichen der Gleichberechtigung der gesellschaftlichen Strömungen. Schließlich hingen in seinem Büro auch die Fotos von Queen Lizzy, Prinz Philip und der verstorbenen Queen Mum.

Der Vorsitzende der größten Oppositionspartei Fine Gael fordert die Regierung auf, der britischen Nuklearindustrie den ‘sofortigen und bedingungslosen Krieg’ zu erklären. British Nucelar Fuels, dem Betreiber von Sellafield, könne man nicht trauen und die Gefahr eines terroristischen Angriffs auf die Anlage sei seit dem 11. September exponentiell gewachsen. Bei gleicher Gelegenheit weist die Europaabgeordnete Nuala Ahern von den irischen Grünen darauf hin, dass Schiffe, die mit Nuklearabfällen von Japan durch die Irische See fahren, weder einem Brand oder einem terroristischen Überfall gewachsen seien.

Dienstag, 3. September 2002

Nordirlands stellvertretender Regierungschef Mark Durkan (SDLP) wirft dem britischen Premierminister Missachtung der Menschenrechte vor, da er sich weigert, zwei wegen Mordes an einen Belfaster Teenager verurteilte Soldaten aus der Armee auszuschließen. Der Mord geschah im September 1992, als dem 18-jährigen Familienvater Peter McBride bei einer Kontrolle in den Rücken geschossen wurde. Die Behauptung der Soldaten, sie hätten geglaubt, das Opfer sei in Besitz eine ‘Kaffeedosenbombe’ gewesen, bewertete der Richter als Lüge. Die beiden wurden verurteilt, jedoch vorzeitig entlassen und wieder in die Armee aufgenommen.

Nach Intervention von Erzbischof Robin Eames von der Church auf Ireland zeigt sich ein führender Vertreter nordirischer Loyalisten optimistisch bezüglich der Chancen, die sektiererische Gewalt in Belfast in den Griff zu bekommen. Auf der Gegenseite spricht sich Gerry Kelly, MLA der Sinn Féin, für weitere Gespräche mit Vertretern der Loyalisten aus. (siehe auch 8. August 2002)

Die irische Handelskammer CCI startet eine Kampagne für die Zustimmung zum Vertrag von Nizza und nennt die Kampagne der Gegner einer EU-Erweiterung unehrlich und ihre Taktik faschistisch. Ihre Behauptung, Irland würde seinen EU-Kommissar verlieren, sei eine eklatante Unwahrheit.

Montag, 2. September 2002

Der neue Chef der nordirischen Polizei PSNI Hugh Orde, nennt seine Truppe ausgebrannt, demoralisiert und ihre Technik steinzeitlich. Morgen wird er in sein Amt eingeführt. (siehe auch 31. Mai 2002)

Irische Farmer beenden im Hafen von Drogheda die Blockade eines britischen Weizenschiffs, nachdem zugesagt wurde, die Ladung solange zu lagern, bis der Weizenpreis durch den Verkauf nicht mehr gedrückt würde.

Die Schüler der St. Joseph’s National School in Ballnruane, im County Galway, müssen sich derzeit keine Sorgen von wegen der Klassengröße oder des Lehrer-Schüler-Verhältnisses machen – der Unterricht nach den Ferien beginnt heute mit drei Kindern aus Traveller-Familien. Nachdem für das neue Schuljahr acht Traveller-Kinder angemeldet und einer der beiden Lehrer versetzt wurde, weigern sich die Eltern der verbliebenen 12 Schüler ihre Kinder zur Schule zu schicken.

Mr. Bob Ross verklagt Ryanair wegen der Gebühr bei der Benutzung von Flugplatzrollstühlen. Seine Begründung: “Im Gegensatz zu anderen Fluggesellschaften muss ich bei Ryanair pro Strecke € 18 für die Benutzung eines Flugplatzrollstuhls zahlen, also für Hin- und Rückflug € 36 mehr als andere Passagiere. Dies ist unfair und eine Diskriminierung behinderter Menschen.”

Sonntag, 1. September 2002

Éamonn Mac Thomáis ist tot, er starb bereits am 16. August im Alter von 75 Jahren. ‘Wer Dublin liebt, liebt dieses Buch’, sagt man über sein bekanntestes Werk Me Jewel and Darlin’ Dublin. Ich denke, das stimmt, auch wenn nicht jeder, der Dublin liebt, das Buch kennen wird.
Mac Thomáis schrieb Me Jewel and Darlin’ Dublin 1973 im Mountjoy Gefängnis, wo er als Herausgeber der Sinn Féin Zeitung An Phoblacht einsaß. Bereits zwei Monate nach seiner Entlassung stand er wieder vor Gericht, die Anschuldigung: der Besitz ‘belastender Dokumente’. Für schuldig befunden und zu einer weiteren 15-monatigen Haftstrafe verurteilt erklärte er den drei Richtern, dass sich die Zeitungsherausgeber Irlands nun besser aus dem Staub machen sollten, da ein jeder von ihnen auf einem Haufen ‘belastender Dokumente’ säße. Applaus und zustimmendes Füßetrampeln von den Zuhörerbänken. Doch auch der Protest von Mitgliedern der National Union of Journalists und den Herausgebern sechs linker und gälischsprachiger Zeitschriften half nicht, er hatte die Strafe voll abzusitzen.

Éamonn Mac Thomáis wurde am 13. Januar 1927 geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters war er mit 13 mit einem Pferdekarren für eine Wäscherei unterwegs und kannte bald jede Ecke und jedes Schlupfloch Dublins. Später bekam er einen Job auf einem Kohlenlager in den Docks, dann in einem Stahlwerk. Mehr als sechzig Jahre lang studierte er die Geschichte, den Witz und die Folklore seiner Geburtstadt. Neben seinen Büchern produzierte 35 Filme, darunter zwei sechsteilige Serien für das irische Fernsehen. Seine Rundfunkbeiträge brachten ihm 1989 die Silbermedallie der Old Dublin Society ein, im gleichen Jahr erhielt er den Special Millennium Award der Bank of Ireland. In den letzten Jahren arbeite er als Fremdenführer und Barde und hielt Vorträge.

Neben seiner Frau Rosaleen, seinen Töchter Orla und Meliosa und den beiden Söhne Shane und Damien werden ihn viele Leser und Freunde vermissen.

Nachrichten aus Irland – September 2002