Nachrichten aus Irland

Februar 2003

Zusammengestellt nach Berichten von RTÉ, der Irish Times,
des Irish Independent und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Freitag, 28. Februar 2003

Sichtlich zufrieden berichtet die irische Wirtschaftsminsterin Mary Harney von 1.200 neuen Arbeitsplätzen in den Counties Longford, Kildare und Sligo, die meisten davon durch eine Investition der amerikanischen Abbott Healthcare Corporation, die in Sligo bereits 1.800 Mitarbeiter beschäftigt. Eine weiterer Arbeitgeber ist die österreichische Firma ELK, die von Irland aus auf den britischen Inseln Häuser auf der Basis von Holzständerwerken (früher sagte man Fachwerkhäuser) errichten will. Sie gehört zu den ersten, die sich im neuen Athy Business Park im County Kildare einrichten.
Die irischen Anti-Kriegs-Parteien (Green Party, Labour, Sinn Féin) raten wegen zu erwartender Gewalttätigkeiten von einer Teilnahme an den für morgen geplanten Demonstrationen gegen das Betanken amerikanischer Militärmaschinen in Shannon ab. Auch die Peace and Neutrality Alliance und die Mid West Alliance against Military Aggression aus Limerick ziehen sich von dem Aufruf zurück. Der Grund: Eine bisher wenig bekannte Gruppe, das Grassroots Network Against War (GNAW), hat auf seiner Website dazu aufgerufen das Flugplatzgelände zu stürmen und die Umgrenzungszäune niederzureißen.

Donnerstag, 27. Februar 2003

Ein wichtiger Hinweis an alle, die momentan im County Galway Urlaub machen – und ihn refinanzieren wollen. Ein vorläufiger Bericht von Astronomy Ireland über einen am 12. Februar am Himmel gesichteten Feuerball nährt die Annahme, dass im County Galway, der Galway Bay oder vor der Küste Clares ein Meteorit niedergegangen ist. Der Wert von Meteoritenstücken liegt in Irland zwischen € 200 und € 500 pro Gramm, so dass ein Kilogramm bis zu einer halben Million Euro bringen kann. Findern wird empfohlen, auf keinen Fall an Meteoritensammler außerhalb des Landes zu verkaufen, sondern Astronomy Ireland zu kontaktieren, an Werktagen bis 18 Uhr unter der Telefonnummer (01) 8470777 erreichbar.
Wieder einmal berichtet Taoiseach Bertie Ahern von gewissen Fortschritten bei seinen Gesprächen mit dem britischen Premierminister Tony Blair über den nordirischen Friedensprozess. Gleichzeitig spielt er die Aussichten, die nordirische Exekutive vor den Neuwahlen zum Belfaster Parlament im Mai wiederherzustellen, herunter. Man arbeite jedoch daran.

Mittwoch, 26. Februar 2003

Nach einer Reihe von recht genehm kommenden Pannen (s. 31. Januar 2003) hat die Regierung in der vergangenen Nacht beschlossen, für € 40 bis 60 Mio. einen neuen Regierungsjet zu erwerben. Das alte Verdruss bereitende Schätzchen will man allerdings behalten – während der irischen EU-Präsidentschaft im kommenden Jahr könne es noch ein paar Dienste leisten. Und da man gerade beim Geldausgeben war, kam auch noch ein propellerbetriebener Siebensitzer auf den Bestellzettel, als Ersatz für den bisherigen Fünfsitzer der Regierungsflotte. Damit Bertie künftig noch besser abheben kann.

Dienstag, 25. Februar 2003

Schüler von kostenpflichtigen Privatschulen schließen deutlich besser bei den Abschlussexamina ab als Schüler von öffentlichen Schulen, zeigt eine heute veröffentlichte Statistik. 23 % der Privatschüler kommen in die Elitegruppe mit mehr als 500 Punkte, während dies bei den öffentlichen je nach Schultyp nur 4 bis 11 % gelingt. Noch ein interessantes Detail: auf reinen Mädchenschulen liegt der Schnitt um 40 Punkte höher als auf den gemischten.
Der Vorsitzende der irischen Anti-Kriegs-Bewegung Boyd Barrett weist auf einer Konferenz in Dublin die Anschuldigung der stellvertretenden irischen Regierungschefin Mary Harney sowie des Außen- und Justizministers zurück, es handele sich bei den Demonstranten um ‘Anti-Amerikaner’. Dies sei eine bewusste Lüge. Die irische Anti-Kriegs-Bewegung stehe in Solidarität mit der amerikanischen Bewegung. Bei jedem Marsch seien US-Bürger als Redner aufgetreten, während man Saddam Hussein konsequent als Diktator verurteile. Wenn der Justizminister besorgt über eine ‘Pro-Saddam-Stimmung’ sei, solle er Wörtchen mit seinem Chef Taoiseach Bertie und seinen Fianna-Fáil-Kollegen reden. Sie seien es gewesen, die in den 80-er Jahren Ausfallbürgschaften für Exportgeschäfte mit dem Irak bereitgestellt hätten.
Ein 26-jähriger Dubliner gesteht vor dem Wicklower Kreisgericht, bei einem Einbruch im Juni 2001 im Rossborough House zwei Gemälde von Gainsborough und Bellotto gestohlen zu haben (s. 25. 06. 01). Der Wert der beiden Bilder, View of Florence und Madame Bacelli, wird mit € 2,5 Mio. beziffert, zur Zeit des Diebstahls wurden sie noch mit € 3,8 Mio. taxiert. Wohl auch keine bessere Geldanlage als Aktien ...

Montag, 24. Februar 2003

Die für die Außenpolitik und Justiz zuständigen Minister Cowen und McDowell schlagen in die gleiche Kerbe wie am vergangenen Freitag die stellvertretende Regierungschefin Mary Harney und beschuldigen irische Demonstranten gegen einen Krieg im Irak des ‘Antiamerikanismus’. So sind für den Justizminister ‘einige Anti-Kriegsdemonstranten vom linken Flügel’ Unterstützer des Diktators Saddam Hussein. (s.a. 22. Februar)
Die Diözese Ferns weist einen Bericht des Irish Independent zurück, sie habe mit einem Opfer des inzwischen verstorbenen Kinderschänders Father Seán Fortune eine finanzielle Geheimvereinbarung abgeschlossen. Es handele sich nicht um den Versuch, etwas zu vertuschen. Bereits im Jahr 2001 sei man – die Medien hätten darüber berichtet – mit einem Opfer zu einer finanziellen Übereinkunft gekommen, und im Dezember des vergangenen Jahres habe man sich nach Beratung zwischen den Rechtsbeiständen beider Seiten mit einem zweiten Opfer finanziell geeinigt.

Sonntag, 23. Februar 2003

Der stellvertretende Vorsitzende der Ulster Unionist Party Sir Reg Empey wünscht sich eine Abmachung zur Wiederherstellung der nordirischen Exekutive noch vor den im Mai fälligen Wahlen zum nordirischen Parlament. Das gegenwärtige politische Klima sei die letzte große Chance, den Friedensprozess voranbringen, stellt er in einer Sendung des irischen Fernsehens RTÉ fest.

Sonnabend, 22. Februar 2003

Politiker und Kriegsgegner zeigen sich entsetzt über die gestrigen Ausführungen der stellvertretenden Regierungschefin und Wirtschaftsministerin Mary Harney. Beleidigend, billig und unfair nennt der außenpolitische Sprecher der Labour Party Michael D. Higgins ihre Anschuldigung, Elemente unter den Demonstranten vom letzten Sonntag verbreiteten Antiamerikanismus. Die Ministerin verleumde eine Anti-Kriegsbewegung, die die Unterstützung von 100.000 Demonstranten habe. Irische Außenpolitik werde von Irland als souveränem Staat betrieben, sie jedoch vermenge Wirtschafts- und Außenpolitik, um sich bei der gegenwärtigen Bush-Adminstration anzubiedern. Die Partei der irischen Grünen, von Frau Harney konkret als Antiamerikanismus propagierende Gruppe benannt, spricht von einer Panikreaktion der Vorsitzenden der PD, derweil die Umfragen zeigten, dass selbst Anhänger ihrer Partei gegen die Nutzung des Flugplatzes von Shannon durch US Truppen opponieren.
Die Ulster Freedom Fighter und Ulster Defence Association geben bekannt, für die kommenden zwölf Monate alle paramilitärischen Aktionen einzustellen. Nach Erkenntnissen britischer Sicherheitskreise ist die UDA schwer in Drogenhandel und Schiebereien verwickelt und verantwortlich für eine Reihe von Morden an Katholiken der letzten Jahre. 1994 hatte die paramilitärische Organisation ein paar Monate nach der IRA gleichfalls einen Waffenstillstand verkündet, der jedoch nach eine Serie Rohrbombenanschlägen auf katholische Wohnungen im Jahr 2001 als nicht mehr existierend gilt.

Freitag, 21. Februar 2003

An Tánaiste Mary Harney beschuldigt ‘gewisse Elemente’ der irischen Anti-Kriegs-Bewegung unter dem Deckmantel von Menschlichkeit und friedlichem Protest Antiamerikanismus zu verbreiten. So heute auf einer Veranstaltung ihrer der deutschen FDP nahestehenden Progressive Democrats (PD). “Britannien und England gehören zu unseren engsten Freunden”, fährt sie fort, “und so soll es auch bleiben.”.
Dass Ärzte dahingeschiedene Patienten weiterbehandeln und sich die Behandlung von der Krankenversicherung bezahlen lassen, kommt auch in Irland vor. Die irische Gesundheitsbehörde stellte heute Zahlungen an Ärzte ein, die verstorbene Patienten, deren Behandlungskarte aufgrund eines Fehlers in der Datenbank gültig blieb (mehr als 23.300 Fälle wurde entdeckt), nach dem Tod weiterbehandelten. Man werde nun versuchen, die schwarzen Schafe unter den Weißkitteln zu ermitteln.

Donnerstag, 20. Februar 2003

“It would be far better to fix our minds for a time on a united Ireland, for this course will not leave minorities which would be impossible to govern”, dies ein Auszug aus einem Brief von Michael Collins, geschrieben kurz nachdem er seinen Namen unter das anglo-irische Abkommen von 1922 gesetzt hatte. Im weiteren Verlauf drückt er seinen Glauben aus, dass die Bindungen zwischen den politischen Führern im Norden und Süden sich verstärken und langfristig zu einem vereinten Irland führen. Der Brief kommt morgen unter den Hammer, wer mitsteigern möchte, begebe sich zu den Adams Auctioneers am Dubliner Stephens Green. Erwartet wird der Zuschlag bei um die € 10.000.
Wie wollen die Nordiren regiert werden? Nach einer heute veröffentlichten Umfrage ziehen es 47 % der Protestanten vor, sich direkt von England aus regieren lassen; gerade mal zwei Prozent mehr sind für eine nordirische Exekutive, wie sie im vergangenen Oktober suspendiert wurde. Eindeutig hingegen die Meinung unter den Katholiken: hier wünschen sich 84 % einen Regierungschef in Belfast und nur 13 % eine Regierung in London. In der Summe sprachen sich 66 % der Bevölkerung für eine nordirische Regierung aus.
Die paramilitärischen Splittergruppen Real IRA und Continuity IRA weisen Presseberichte über die Gründung einer Allianz energisch zurück. Es habe gelegentliche Treffen gegeben, doch eine formelle Allianz gäbe nicht. Nach den Berichten haben Mitglieder der beiden Terrororganisationen ihre Codewörter ausgetauscht, mit denen sie nach Bombattacken auf britische Einrichtungen die Verantwortung für diese zu übernehmen pflegen.

Mittwoch, 19. Februar 2003

Und wieder steigt der Guinnesspreis. Vier Cent pro Pint will Guinness ab März mehr haben, und man geht davon aus, dass sich dies zuzüglich eines Aufschlags durch die Wirte und der Mehrwertsteuer auf 10 Cent addieren wird. Dies ruft die Labour Party auf den Plan, die sich statutengemäß für preiswerte Grundnahrungsmittel einzusetzen hat. Ihrer Sprecherin Kathleen Lynch fordert die sofortige Einführung von Preiskontrollen bei diesem wichtigen Lebensmittel, dessen Preis im Verlauf eines Jahres dreimal angehoben wurde. Der Taoiseach und seine Tánaiste, deren Vorliebe für ein Pint und die Eröffnung von Kneipen bekannt seien, hätten die Kontrolle über die Angelegenheit verloren. Ihre Weigerung Verantwortung dafür zu übernehmen, sei ein Betrug an der irischen Wählerschaft.
Belfast soll eine S-Bahn bekommen, ähnlich der Dubliner DART, bestätigt heute der nach der Suspension der nordirischen Exekutive vom Nordirlandministerium bestellte Finanzverwalter des Landes. Als Pilotprojekt ist eine Strecke aus dem Osten der Stadt in die City vorgesehen.

Dienstag, 18. Februar 2003

Die Karten sind ab übermorgen zum Preis zwischen € 75 und 105 erhältlich, für einen Abend mit Sir Paul McCartney bei der Royal Dublin Society. Es ist Pauls erstes Konzert in Irland seit 40 Jahren. 22 Songs aus den späten Beatles-Tagen stehen unter anderem auf dem Programm.
Führende Sinn Féin Politiker brechen zu einer vierwöchigen Tour durch die Republik auf, um Werbung für die vollständige Umsetzung des Karfreitagsabkommen zu machen. “Wir werden die Menschen dazu aufrufen, zur Verteidigung des Abkommens und Sicherung des Friedensprozesses auf die Straße zu gehen ”, verkündet der Geschäftsführer der Partei Mitchel McLaughlin.

Montag, 17. Februar 2003

Wird mehr getrunken oder besser kontrolliert? 71 Autofahrer mit zuviel Alkohol im Blut durften am vergangenen Wochenende in den Six Counties ihr Lenkrad loslassen und die Polizei auf die Wache begleiten. Ein Jahr zuvor wurden bei einer solchen Aktion nur sieben Alkoholsünder aus dem Verkehr gezogen. Übrigens, 27 Menschen kamen seit Jahresanfang bei Verkehrsunfällen in Nordirland ums Leben; im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 16.
Neun Monate sind es her, da wurde den Einwohnern der alten Königstadt Tuam ein Krankenhaus versprochen – sollten sie die richtige Partei wählen. Also bestätigten sie mit überwältigender Mehrheit ihre Regierung, doch auf dem für das Hospital vorgesehenen Gelände gedeiht das Gras und die kranken Tuamer liegen nach einem Bericht der Irish Times auf ‘Trolleys’ in überfüllten Behelfsräumen des Galwayer Universitätsspitals. Paddy McHugh, seit Juni als unabhängiger Abgeordneter im irischen Parlament, prophezeit, dass dies noch eine Weile so bleiben wird – bis kurz vor der nächsten Wahl. Dann werde sich etwas tun, damit die Wähler wissen, wen sie zu wählen haben.

Sonntag, 16. Februar 2003

Die Jeanie Johnston, ein nachgebautes Famine Ship, startet mit ihrer 40-köpfigen Besatzung vom Fenit Pier im County Kerry in die Neue Welt. Famine Ships oder Hungersnot-Schiffe nannte man die Seelenverkäufer, auf denen vor 150 Jahren Hunderttausende von Iren dem Hunger in ihrer Heimat zu entkommen versuchten – auf der Suche nach An tOileán Úr, der neugeborenen Insel Amerika, die viele nicht erreichten. Nach den Worten von David Irvine, dem Vorsitzenden der Progressive Unionist Party, ist das Schiff mit seiner Crew aus jungen Menschen beidseits der irisch-irischen Grenze ein Beispiel für das, was Irland an Friedensinitiativen braucht. Hier noch ein Tipp für Irlandreisende: unweit vom Aufstieg zum Croagh Patrick findet man an der Clew Bay ein beeindruckendes Denkmal eines solchen Famine Ships.
Ein Denkzettel auch für die irische Regierung, meint der Labour Vorsitzende Pat Rabbitte, war die gestrige Demonstration gegen einen drohenden Irakkrieg. “Ich denke”, sagte er heute gegenüber RTÉ, “die Regierung hat die Anti-Kriegs-Einstellung in diesem Land völlig unterschätzt. Dies waren keine professionellen Demonstranten. Das war nicht ein Zusammenrotten der üblichen Verdächtigen [...], dies war eine Demonstration normaler, gewöhnlicher Menschen aller Klassen in ihrer großen Vielfalt.”

Sonnabend, 15. Februar 2003

22:00 Uhr. Mit zwanzigtausend hatte man gerechnet und 100.000 kamen. “George Bush we know you, your daddy was a butcher too”, schallte heute Nachmittag durch Dublin, als die Demonstranten gegen den drohenden Krieg im Irak Richtung Stephens Green marschierten. Für den Generalsekretär von SIPTU eine deutliche Demonstration, dass die Iren Terrorismus aus allen Winkeln ablehnen.
Dublin, 14:30 Uhr. Sänger wie Christy Moore, Politiker wie Michael D. Higgins, Kirchenvertreter sowie nach erster Meldung 20.000 Demonstranten marschieren vom Parnell Square Richtung Stephens Green, um gegen die drohende Bombardierung der von ihrer eigenen Regierung schon genug unterdrückten Bevölkerung des Iraks durch die USA zu demonstrieren. Vielleicht sollte man Taoiseach Bertie, der Shannon Airport den USA-Bombern offen halten will, gleich mit in die irakische Wüste schicken.

Freitag, 14. Februar 2003

Nachdem erneut drei katholische Postmitarbeiter in Belfast von loyalistischen Paramilitärs mit dem Tod bedroht wurden, erwägt die Communication Workers Union Streikaktionen. Drohungen gegenüber katholischen Postangestellten hat es in den letzten anderthalb Jahren mehrfach gegeben, und im Januar 2002 war der katholische Postbote Daniel McColgan ermordet worden. Siehe dazu u.a. 15. Januar, 4. Februar und 3. August 2002.
Die Zustimmung für die irische Regierung, ihren Häuptling und seine Partei Fianna Fáil liegt auf dem niedrigsten Wert, seit Bertie 1997 Taoiseach wurde. Nach einer Umfrage der Irish Times sank die Zufriedenheit mit der Regierung in den letzten zehn Monaten von 61 auf 31 %. Mit dem Regierungschef erklärten sich im Februar nur noch 43 % der Bevölkerung zufrieden, 49 % hingegen unzufrieden.

Donnerstag, 13. Februar 2003

Ein Zwischenhändler für Meteoriten aus dem Vereinigten Königreich bietet den läppischen Betrag von rund € 30.000 für Bruchstücke eines solchen, der gestern aus dem Weltall in Irland zu Boden gegangen sein soll. Astronomy Ireland verzeichnete eine Flut von Telefonanrufen, in denen über einen Feuerball am Himmel berichtet wurde.
Irische Frauen verdienen fast 30 % weniger als Männer und die Kluft weitet sich. Dies das Ergebnis einer Studie, die heute auf einer internationalen Konferenz in Dublin vorgestellt wurde. Während 21,8 % aller männlichen Angestellten in Managementpositionen tätig sind, sind dies bei den Frauen nur 11,8 %. Selbst im Verkaufssektor, in dem die Frauen deutlich dominieren, verdienen die Männer mehr.

Mittwoch, 12. Februar 2003

Bis zu 650 Zivilangestellte für den nordirischen Polizeidienst werden gesucht, um Polizeibeamte von Schreibtischarbeiten zu entlasten und für den Streifendienst freizustellen. Obwohl seit April vergangenen Jahres 700 neue Polizisten rekrutiert wurden, leidet die nordirische Polizei PSNI unter Personalmangel. Bei den Neueinstellungen sind nach dem Polizeigesetz Katholiken und Protestanten im Verhältnis 50 : 50 zu berücksichtigen.
Taoiseach Bertie und sein Außenminister wollen sich die Möglichkeit offen halten, einen US-Krieg gegen den Irak auch ohne Rückendeckung durch die UN oder EU zu unterstützen. Dies hält der frühere stellvertretende UN-Generalsekretär Denis Halliday für ‘schneidlos und amoralisch’ sowie für einen Bruch von Artikel 2 der UN-Charter. So heute auf einer Pressekonferenz der irischen Antikriegsbewegung in Dublin, die für Sonnabend einen internationalen Aktionstag gegen einen Krieg im Irak plant. Zu den Rednern werden Michael D. Higgins von der Labour Party, Patricia McKenna von den Grünen, Aonghus Ó Snodaigh von der Sinn Féin, Des Geraghty von der SIPTU sowie der Generalsekretär des irischen Gewerkschaftsdachverbandes David Begg gehören. Für die Musik wollen unter anderem Christy Moore und Luka Bloom sorgen.

Dienstag, 11. Februar 2003

Die Continuity IRA (CIRA), die sich dem Waffenstillstand der derzeit mehr oder weniger offiziellen Provisional IRA nicht anschließen mag, bekennt sich zu einem Bombenanschlag in der vergangenen Nacht in Eniskillen, der, buíochas le Dia [Gott sei Dank], nur geringen Sachschaden anrichtete. Die Gruppe warnt, sie würde auch künftig Polizeistationen und britischen Soldaten angreifen. Man möge sich daher von ihnen fernhalten.
Der Vorsitzende der SDLP Mark Durkan zeigt sich optimistisch und sieht einen Durchbruch im nordirischen Friedensprozess in Reichweite. Morgen werden sich in Belfast der britische Premierminister Tony Blair und Taoiseach Bertie Ahern zu Gesprächen mit den nordirischen Parteien treffen.
Haushalte, die von Behinderten geführt werden, stehen in erheblicher Gefahr unter die Armutsgrenze zu sinken, berichtet Breeda Moynihan-Cronin, die Sprecherin der Labour Party für Equality and Law Reform, vor dem irischen Parlament. 70 % aller Behinderten sind arbeitslos.

Montag, 10. Februar 2003

Die Erneuerung der ‘Old City’, das Westend von Dublins Temple Bar, wird mit einem Preis für Planning and City Regeneration des Royal Town Planning Institute (RTPI) ausgezeichnet. Dabei handelt es sich um das Gebiet um die neue Cow’s Lane zwischen der Lord Edward Street und Essex Street West. Nach den Worten von John Billingham, dem Vorsitzenden der Jury, wurde ein im Abstieg befindlicher Ortsteil zu einem ambitionierten Stadterneuerungsprojekt. Fünf Architekten waren daran beteiligt und brachten soziale, kulturelle und Umweltanforderungen auf einen Nenner. Dabei entstanden 191 Appartements, 24 Läden, eine Kinderkrippe, Dachgärten und eine Tiefgarage. Das Gesamtprojekt Temple Bar hat inzwischen mehr als zwanzig Preise bekommen.

Sonntag, 9. Februar 2003

In Dingle startet eine Kampagne zum Schutz von Kerry House, in dem 1792 die französische Königin Marie Antoinette ihr Exil finden sollte. Die Königin weigerte sich allerdings Paris ohne ihren Gatten Louis XVI zu verlassen und wurde mit ihm hingerichtet. Ursprünglich war es das Haus eines Weinhändlers, dessen Sohn, der Count James Louis Rice, eine wesentliche Rolle in dem Plan zur Rettung der Königin spielte. Das Gebäude, bekannt auch als Rice House oder Presbytery (es kam später in Kirchenbesitz), gehört mittlerweile der Gaeltachtbehörde Udaras na Gaeltachta, die es gerne loswerden möchte. Die Kampagne wird von einigen Mitgliedern der Behörde sowie An Taisce unterstützt.

Sonnabend, 8. Februar 2003

Nach seit einiger Zeit kursierenden Gerüchten (s. 4. Februar), die IRA werde in Kürze einen wesentlichen Schritt in Richtung auf ihre Entwaffnung vornehmen, dämpft Sinn Féin Präsident Gerry Adams die Erwartungen. Für ihn liegt die gegenwärtige Krise im nordirischen Friedensprozess nicht in der mangelnden Beweglichkeit der Republikaner begründet, sondern in der Unbeweglichkeit der britischen Regierung und nordirischen Unionisten.
Nach der Flucht der Familie und engsten Anhänger von Johnny ‘Mad Dog’ Adair nach Schottland (s. 6. Februar) haben sich seine verbliebenen Anhänger von ihm abgewendet und loyal zur UDA erklärt. Man werde nun ‘die Ordnung in den protestantischen Teilen der Stadt wiederherstellen’, erklären die Paramilitärs.

Freitag, 7. Februar 2003

Irische Gewerkschaftsführer widersprechen der Unterstellung, dass die Opposition zu einem Krieg im Irak der irischen Wirtschaft schade. Er sehe nicht, dass US-Kapital aus diesem Grund aus Irland abgezogen würde, meint David Begg, Generalsekretär des irischen Gewerkschaftsverbandes ICTU.
Leicht angestiegen ist die Zahl der Arbeitslosen und lag im Dezember mit 4,5 % auf dem höchsten Stand seit drei Jahren. Auch wenn sich die Oppositionsparteien in ihrer Kritik zur Regierung bestätigt fühlen, dürfte Herr Schröder in Deutschland von solchen Zahlen nur träumen.
Es lag definitiv nicht an der Liffey, wenn Brown Thomas in der Grafton Street heute unter Wasser stand. Bei Bauarbeiten im ersten Stock platzte kurz vor Mittag eine Hauptwasserleitung, womit in Dublins erstem Haus am Platz das Geschäft gelaufen war. Managing Director Paul Kelly vermutet, dass der Schaden in die Millionen geht.

Donnerstag, 6. Februar 2003

Der erbitterte Machtkampf zwischen konkurrierenden loyalistischen Paramilitärs in Belfast geht nach der Flucht einer Seite möglicherweise zu Ende. Derweil Johnny ‘Mad Dog’ Adair noch im Gefängnis sitzt, haben seine Frau und Anhänger ihre Basis in der Lower Shankill Area verlassen und sind nach Schottland geflohen. Die UDA fühlt sich als Sieger. Der Machtkampf begann im vergangenen September mit dem Ausschluss von Adair aus der UDA und hat seither vier Menschenleben gekostet; insgesamt jedoch kamen bei den letzten loyalistischen Fehden mehr als ein Dutzend Menschen ums Leben. Und die IRA schaut interessiert zu: die Gegner bringen sich gegenseitig um – vielleicht sollte man sich auflösen.
Wie heute bekannt wurde, haben mittlerweile 24 der 26 irischen Diözesen eine Haftpflichtversicherung für den Fall von Kindesmissbrauch durch Priester abgeschlossen, die Diözese Dublin seit 1987.
Hier noch eine aktuelle Umfrage der Irish Times. Auf die Frage ‘sind Sie von den Beweisen überzeugt, die der amerikanische Außenminister Colin Powell gestern im UN-Sicherheitsrat gegen den Irak vorgelegt hat?’ antworten 30 % mit Ja und 70 % mit Nein (Stand: 18.00 Uhr).

Mittwoch, 5. Februar 2003

Nach einem Protest von rund 8.000 Studenten vor dem Leinster House gegen die von der Regierung geplante Einführung von Studiengebühren (mehr als € 3.000 jährlich soll ein durchschnittlicher Student künftig berappen) kommt es zu einem Sitzstreik. Zirka 100 Studenten genießen das Vergnügen, sich von der Garda forttragen zu lassen, so dass die Abgeordneten wieder an ihre eigenen Sitzplätze können. Doch eine Reihe von TDs aus den Reihen der Opposition nahm selbst an dem Protest teil.
Ende letzter Woche (s. 31. Januar 2003) kaufte Ryanair von der niederländischen KLM die Billigfluggesellschaft Buzz, und als demokratisch denkender Mensch stellt Ryanair-Chef Michael O’Leary die Buzz-Mitarbeiter vor die freie Wahl: Entweder übernehmen sie die bei Ryanair üblichen Arbeitsbedingungen oder Buzz werde liquidiert.

Dienstag, 4. Februar 2003

Wieder einmal werden Spekulationen laut – diesmal aus amerikanischen Regierungskreisen –, dass sich die IRA in Kürze signifikant bewegen werde, um die Wiederherstellung der nordirischen Exekutive zu unterstützen. Parallel fordert die Sinn Féin von dissidenten Republikanern, die vor einigen Tagen einen Bombenanschlag auf eine britische Armeebasis im Süden Belfasts unternommen hatten, dass sie ihre Aktivitäten unverzüglich einstellen.
Verteidigungsminister Smith schickt nach dem gestrigen Vorfall in Shannon 120 bewaffnete Soldaten, um die Sicherheit der amerikanischen Kriegsflugzeuge beim Auftanken vor dem Weiterflug an den persischen Golf zu gewährleisten. Derweil kündet ein Sprecher des Friedenscamp die Auflösung des Lagers an, da sich die Medien mehr mit dem Camp befassten, als mit dem bevorstehenden Krieg gegen den Irak. Die Kriegsgegner würden auch weiterhin das Landen und Auftanken der US-Flugzeuge protokollieren und Lobbyarbeit gegen den Krieg leisten.

Montag, 3. Februar 2003

Der Dublin City Council verspricht nach dem Tod des 38-jährigen Noel Cahill eine Revision der Räumungspolitik der Stadtverwaltung. Herr Cahill war nach Mietrückständen in Verbindung mit ‘unsozialem Verhalten’ auf die Straße gesetzt worden und nahe seiner Wohnung an Unterkühlung gestorben. Man werde versuchen sicherzustellen, dass sich ein solch tragischer Vorfall nicht wiederhole, sagt ein Sprecher der Stadtverwaltung.
An Bord Pleanála weist den Antrag auf Bau einer Fabrik für Explosivstoffe bei Kildysart im County Clare zurück, da der Schutz der Umwelt nicht zufriedenstellend sei. Die Verweigerung der Baugenehmigung wird von lokalen Protestgruppen begrüßt, jedoch kritisieren die Friends of the Irish Environment, die Behörde habe in ihrem Ablehnungsbescheid die Art der Fabrik und mangelnde Eignung des Standortes nicht hinreichend berücksichtigt, so dass ein überarbeiteter Antrag genehmigt werden könne. Genau darauf arbeitet Shannon Explosives nach eigenem Bekunden hin.
Nach einer Attacke auf ein amerikanisches Marineflugzeug in Shannon werden fünf Personen festgenommen; die Maschine wurde ernsthaft beschädigt. Die Angreifer bezeichnen sich als Mitglieder der pazifistischen Catholic Workers Movement. Verkehrsminister Séamus Brennan nutzt die Gunst seiner Stunde und fordert den Einsatz der Armee, um die Sicherheit des Flugplatzes zu gewährleisten. Der Vorsitzende der Grünen Trevor Sargent sowie die Friedensallianz nennen die Attacke bedauerlich und kontraproduktiv. Sie betonen, dass die Teilnehmer des Friedenslagers nichts damit zu tun haben, und appellieren an die Demonstranten, mit ausschließlich friedlichen Mitteln gegen die Nutzung des Flugplatzes in einem amerikanischen Krieg gegen den Irak vorzugehen.
Die Catholic Worker Movement wurde vor 70 Jahren in Amerika gegründet und hat es sich zum Motto gemacht, dem Krieg als Instrument der Politik abzuschwören. Weltweit gehören ihr 185 Gruppen an; erst kürzlich bildete sich eine in Dublin.

Sonntag, 2. Februar 2003

Er sprudelt wieder. In Dún Laoghaire wurden am vergangenen Freitag die Arbeiten an der Rekonstruktion des Brunnens beendet, der anlässlich des Besuchs von Queen Victoria im Jahr 1901 errichtet und achtzig Jahre später zerstört wurde (s.a. 04.07.2001). Queenstown, hieß die Stadt zu Beginn des letzten Jahrhunderts, in der auch heute noch die Fähren aus Großbritannien festmachen. Im vergangenen November wurden die Arbeiten vorübergehend eingestellt, nachdem den Arbeitern angedroht wurde, ‘Männer mit Kopfschutz’ würden sich mit ihnen befassen, sollten sie ihre Werkzeuge nicht auf der Stelle aus der Hand legen. Nach Verhandlungen mit einer ‘dritten Seite’, schreibt die Irish Times, wurden die Arbeiten einige Wochen später wieder aufgenommen.
Finanziert wurde das 400.000 € Projekt mit Unterstützung des Heritage Council von der Dún Laoghaire Harbour Company. Eine wunderbare Arbeit von historischer und architektonischer Bedeutung, meint ihr Direktor Dónal Marren. Und als solchen solle man den Brunnen sehen, nicht als mehr.

Sonnabend, 1. Februar 2003

Die Gründerin des Chernobyl Children’s Project Adi Roche ist Corks diesjährige Person of the Year, überreicht wurde ihr die Auszeichnung gestern Nachmittag bei einem Empfang durch Finanzminister Charlie McCreevy. Mehr als 10.000 Kinder haben von dem Projekt profitiert, dass sie fünf Jahre nach der atomaren Katastrophe von Tschernobyl in Cork gründete.
1997 wurde Adi Roche von der Labour Party als Präsidentschaftskandidatin nominiert, womit ihr damaliger Vorsitzender Dick Spring seinen Schachzug von 1990 wiederholen wollte, als er mit der parteilosen Mary Robinson sensationell den Kandidaten der Regierungspartei Fianna Fáil in die Wüste schickte. Doch ein genialer Schachzug lässt sich nicht wiederholen, die FF hatte dazugelernt und schickte mit Mary McAleese aus Nordirland eine gleichfalls attraktive, jedoch politisch erfahrenere Frau ins Rennen, die es anschließend haushoch gewann.
Die Dubliner Händler haben Probleme. Auch ihre Preise pflegen mit ‘.99’ zu enden, doch man kann nicht mehr herausgeben, die 1-Cent-Münzen gehen aus. ‘Die große Jagd nach der kleinsten Münze’, schreibt die Irish Times. Auch die Banken müssen immer häufiger passen und verweisen darauf, dass derzeit Nachschub geprägt wird und in der kommenden Woche in Umlauf kommen soll.
Trouble in (London)derry. Nachdem sich der Stadtrat mit national-republikanischer Mehrheit bereits in Derry City Council umbenannt hat, möchte er das ‘London’ auch aus dem offiziellen Namen der Stadt streichen. ‘Ein Musterbeispiel für rohe, sektiererische Triumphsucht’, nennt der Vorsitzende der Ulster Unionist Party David Trimble den Antrag, dem letztlich die Königin zustimmen muss. Er bezichtigt die SDLP der Feigheit und Unglaubwürdigkeit, da sie sich der Sinn Féin anschließe und einen Keil zwischen den gesellschaftlichen Gruppen treibe, anstatt sich für das von ihrem langjährigen Vorsitzenden John Hume propagierte Miteinander einzusetzen.

Nachrichten aus Irland – Februar 2003