Nachrichten aus Irland

November 2003

Zusammengestellt nach Berichten von RTÉ, der Irish Times,
des Irish Independent und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Sonntag, 30. November 2003

• Nach einer heute erschienenen Meldung der Sunday Business Post gab es in den letzten Monaten geheime Kontakte zwischen der Regierung der Republik Irland und der nordirischen Democratic Unionist Party, die am vergangenen Donnerstag mit 30 von 108 Sitzen stärkste Partei im nordirischen Parlament wurde.

Sonnabend, 29. November 2003

• Hier nun die endgültige Sitzverteilung im nordirischem Parlament:

  Partei		Sitze 2003		Sitze 1998
  DUP		30		21
  UUP		27		29
  SF		24		18
  SDLP		18		21
  Alliance Party		6		5
  Andere		3		14

  Dies bedeutet nach den Regelungen des Karfreitagsabkommens (das UUP und DUP zum unionistischen und SDLP und SF zum nationalen Lager zusammenfasst), dass die DUP den Regierungschef und die Sinn Féin seinen Stellvertreter stellen darf.

  Interessant ist zu sehen, wie sich die Erstpräferenzen verteilen, wenn man alle Wahlberechtigten berücksichtigt, d.h. die Nichtwähler wie eine Partei behandelt:

  Partei		Erstpräferenz
  Nichtwähler		36,2 %
  DUP		16,4 %
  SF		15,0 %
  UUP		14,5 %
  SDLP		10,8 %
  Alliance Party		2,4 %
  Andere		4,7 %

Freitag, 28. November 2003

• 102 der 108 Sitze für das nordirische Parlament sind ausgezählt, und wie das Ergebnis aussieht, ist die Chance, dass das neue Parlament auch eine Regierung wählen wird, sehr gering. Denn vor der Vergabe der letzten 6 Sitze liegt mit der DUP die Partei ganz vorne, die weder das Parlament noch eine nordirische Regierung will und das Land von London aus regiert haben möchte.

  Im Lager der Unionisten/Loyalisten also große Verluste für die bislang stärkste Partei UUP zu Gunsten der radikalen DUP, und die parteiinternen Kontrahenten des UUP-Vorsitzenden und Friedensnobelpreisträgers David Trimble fordern bereits seinen Kopf. Auf der Seite der Nationalisten/Republikaner ebenso dramatische Stimmenverluste für die bislang führende SDLP, die diese Rolle an die Sinn Féin abgeben muss. Bei der Wahl vor fünf Jahren lag die SDLP mit 22 % der Erstpräferenzen noch an erster Stelle aller Parteien, nun ist sie auf den vierten Platz zurückgefallen. Die genauen Zahlen folgen, sobald das Endergebnis bekannt ist.

• As time goes by: am 28. November 1998 erschien an dieser Stelle die erste Nachricht aus Irland. Hier die Gewinner des Geburtstags-Preisausschreibens: Sascha Bendinger aus Freinsheim (Gewinn: Pure Bodhrán – The Definitive Collecten), Patrick Meyer aus Siegen (Gewinn: The Sands Familie – Folk from the Mournes) und Heinke Schlüter aus Pattensen (Gewinn: The Fureys – Claddagh Road). Die Gewinne werden in den nächsten Tagen zugestellt.

Donnerstag, 27. November 2003

• Die Auszählung der Stimmen in Nordirland nimmt ihren Lauf und zeigt große Wählerwanderungen von der SDLP zur Sinn Féin und UUP zur DUP. Wie es aussieht, wird die Sinn Féin erstmals größte Partei im nationalen Lager; auch ist nicht auszuschließen, dass die DUP die UUP überrundet. Was dann nach den Regelungen des Karfreitagsabkommen Ian Paisley zum Regierungschef und Gerry Adams zu seinem Stellvertreter machen würde. Da wird es wohl wieder ein Parlament ohne Regierung geben und der britische Nordirlandminister weiterhin von London aus die Geschäfte führen.
• Ein paar Zahlen darüber, was man im Zeitungswesen verdienen kann. Bei der Irish Times sind die beiden Angestellten mit dem höchsten Gehalt Frauen, die Herausgeberin Geraldine Kennedy und die Geschäftsführerin Maeve Donovan, beide mit einem Jahresgrundgehalt von € 296.000. Dazu kommen Erfolgsprämien und diverse Zulagen, über die Schweigen gewahrt wird. Es folgen der stellvertretende Geschäftsführer Michael Austen (€ 222.000) und Finanzdirektor Liam Kavanagh (€ 178.000).

Mittwoch, 26. November 2003

• Seit 7 Uhr in der Früh und noch bis 10 Uhr heute Abend kann man an 1.532 Wahlurnen in 612 Wahllokalen Nordirlands seinem Abgeordneten zum nordirischen Parlament die Stimme geben. Und für den Fall, dass er diese Stimme nicht mehr braucht – oder trotz nämlicher durchfällt –, einem Alternativkandidaten zuschieben. Ein einmalig irisches Wahlsystem, auch der Dáil wird auf diese Art und Weise gewählt. Kein Wunder, wenn es auch dieses Mal eine Woche dauern wird, bis man weiß, wer sich auf den letzten der 108 Sitze der Assembly niederlassen darf. Wählen dürfen, sollte seit dem ersten September kein Wahlberechtigter verstorben sein, 1.097.526 Bürger. Achtzehn Wahlkreise gibt es in den Six Counties, von denen jeder sechs Abgeordnete entsendet.
• Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, wohl besser bekannt unter dem Label Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD), ist überzeugt, dass die irische Wirtschaft in den kommenden zwei Jahren wieder auf Touren kommen und sich das Wirtschaftswachstum bis Ende 2005 der 5 %-Marke nähern wird. Das passt ja gar nicht so schlecht, meint Taoiseach Bertie, derweil er an den nächsten Wahltermin denkt.

Dienstag, 25. November 2003

• Nach einer im Zuständigkeitsbereich des North Eastern Health Board durchgeführten Untersuchung ist die Zahl der Raucher unter den Jugendlichen zwischen 12 und 19 in den vergangenen fünf Jahren um 40 % gesunken. 1997 waren 30,7 % von ihnen Raucher, 2002 18,2 %.
• Die Iren sind zu ihrer alten Gewohnheit Geldmünzen zu horten zurückgekehrt, meint Hugh O’Donnell, der oberste Währungshüter der irischen Zentralbank. Nirgendwo in Europa seien so viele Münzen pro Kopf der Bevölkerung in Umlauf, wie in Irland. Doch sind es wirklich die Iren, die diese Münzen aus dem Verkehr ziehen, oder eher ausländische Touristen, die ihre Verwandt- und Bekanntschaft mit irischen Euromünzen versorgen? Womit sie dann nicht mehr im ‘Umlauf’ wären. Vielleicht fehlen Herrn O’Donnell auch jene zwanzig Münzsätze, die ich in den letzten 15 Monaten nach Deutschland exportiert habe.

Montag, 24. November 2003

• Übermorgen wird in Nordirland gewählt, und das Augenmerk richtet sich, ‘funny enough’, mehr auf die Kräfteverhältnisse innerhalb des unionistischen und nationalen Lagers, als auf das zwischen den Lagern. Zwischen den Hauptparteien auf unionistischer Seite (Anhänger einer Union mit Großbritannien) wird mit harten Bandagen gekämpft, und manch einer hält die Farbbombenattacken auf die Quartiere der UUP für ein Werk der Anhänger von Ian Paisleys DUP. Im nationalen Lager, d.h. bei denen, die Nordirland mit der Republik Irland wiedervereinigen wollen, geht man zwar dezenter miteinander um, doch die Sinn Féin zeigt sich siegesbewusst, der bisher führenden SDLP diese Rolle streitig zu machen. Und in der Tat: Nachdem sich der gesundheitlich angeschlagene langjährige SDLP-Vorsitzende und Friedensnobelpreisträger John Hume vor zwei Jahren vom Parteivorsitz zurückgezogen hat, scheint die Social Democratic Labour Party Nordirlands in der Versenkung zu verschwinden und der SF das Feld zu überlassen. Schade, meint der Bewunderer John Humes, der diese Zeilen schreibt.
• Noch rasch eine Meldung an alle aus dem nördlichen Ruhrgebiet. Morgen, am 25. 11., tritt um 19.30 Uhr in der Aula des Theodor Heuss Gymnasiums zu Waltrop die Irish Actors Theatre Company auf. The English, lautet das Programm. Wie die Iren die Engländer sehen, würde ich das interretieren. Eine Veranstaltung der VHS Waltrop und Karten gibt es an der Abendkasse. Theater in leichtem Englisch und Musik, sagt der Veranstalter, und dies kann ich als jahrelanger Besucher der Veranstaltungsreihe bestätigen. Keine Angst, dass das Schulenglisch nicht reicht!

Sonntag, 23. November 2003

• Die irische Regierung unternimmt erste Schritte, die alten gälischen Ortsnamen als offizielle anzuerkennen. In den Gaeltachtgbieten sollen sie die englischen ganz ersetzen, auch auf den Landkarten und in staatlichen Dokumenten. So dass z.B. statt des Kunstwortes Carraroe für die ‘Hauptstadt der gälischen Sprache’ an der Galway Bay wieder die ursprüngliche Bezeichnung An Cheathrú Rua (dt. ‘das rote Viertel’) alleingültiger Ortsname wird. Wobei sich in diesem Fall der Name nicht von einem Rotlichtbezirk herleitet, sondern von der Farbe des Mohns.

Sonnabend, 22. November 2003

• Weibliche TDs sind besser und können sich besser artikulieren als ihre männlichen Kollegen, diese Meinung vertrat gestern die FF-Abgeordnete für Mayo Beverely Cooper Flynn auf einer Versammlung der Western Helath Board’s Women in Westport. Warum? Ganz einfach, weil sie härter arbeiten und mehr Intelligenz beweisen müssen, um für ihre Partei kandidieren zu dürfen. Sie selbst habe sich in Versammlungen durchsetzen müssen, in denen 99 % der Anwesenden Männer waren.

Freitag, 21. November 2003

• Als Antwort auf den gestrigen Bericht des Dubliner Merchant’s Quay Centre fordert Dr. Diarmuid Martin, Co-Adjutor Archbishop of Dublin und damit designierter Erzbischof, die Einnahmen durch den keltischen Tiger endlich in jene zu reinvestieren, die vom Schicksal weniger begünstigt sind.
• Es gibt absolut keine moralische oder politische Rechtfertigung für die geplanten Einsparungen in Höhe von € 58 Mio. bei der Sozialhilfe, meint der Vorsitzende der Irish Labour Party Pat Rabbitte. Finanzminister McCreevys ökonomische Philosophie sei beeinflusst von der These des Thatcherismus, es gäbe keine Armut, wenn die Armen sich ein bisschen mehr anstrengen würden.

Donnerstag, 20. November 2003

• Um 20 % ist im vergangenen Jahr die Zahl der Drogensüchtigen gestiegen, die im Merchant’s Quay Centre um Hilfe nachgesucht haben. Dies zeige, so der Leiter Tony Geoghegan, dass entgegen der Regierungverlautbarung das Drogenproblem bei weitem nicht unter Kontrolle sei. Das Projekt am Dubliner Merchant’s Quay bietet Unterstützung sowohl für Obdachlose als auch Drogenabhängige.
• Die irische Polizei, die Gardaí, bekommt mehr Rechte Verkehrsteilnehmer ins Röhrchen pusten zu lassen. Bisher durfte sie dies nur, wenn sie einen konkreten Verdacht auf Trunkenheit nennen konnte. Jetzt reicht es bereits, wenn ein Autofahrer falsch blinkt oder in zweiter Reihe zum Parken ansetzt.
• Die irische Labour Party drückt ihre Verwunderung über Kürzungen bei Sozialleistungen aus, während gleichzeitig der Landwirtschaftsminister den Fonds für Preisgelder bei Pferderennen aufstockt.

Mittwoch, 19. November 2003

• “O wie schön ist Panama”, meinte einst der kleine Bär zum kleinen Tiger – für alle Leser, die Janosch noch kennen. Irland tut’s auch, meinen inzwischen die Reeder einiger Seelenverkäufer, wenn man der Labour Party glaubt. So wirft die zweitgrößte Oppositionspartei dem irischen Schifffahrtminister Dermot Ahern vor, Schiffe obskurer ausländischer Eigner unter irischer Flagge registrieren zu lassen, was steuerlich recht lukerativ sein kann. Das Ministerium antwortet, es habe die Situation im Auge, doch unter EU-Recht sei alles völlig legal.
• Die Meldung ist schon ein paar Tage alt. Der Wohnsitz der Bischöfe der Church of Ireland von Ossory und Cashel in Kilkenny, ein Anwesen aus dem 14. Jahrhundert, soll künftig Büros des Irischen Rates für Kulturerbe beherbergen. Die Planungsbehörde An Pleanála gab Anfang der Woche mit einigen Auflagen ihr ok dazu. Was die 17 Vollzeitmitarbeiter, die der Rat in Kilkenny beschäftigt, freut. Schade, dass ich nicht dazu gehöre.

Dienstag, 18. November 2003

• Während auf Seiten der Nationalisten die beiden um die Vorherrschaft konkurrierenden Parteien SDLP und Sinn Féin alles in allem recht sanft miteinander umgehen, prügeln auf Seiten der Unionisten die beiden Hauptkonkurrenten UUP und DUP wild aufeinander ein. Was die Nationalisten gar nicht so ungern sehen, könnte doch der gegenseitige Stimmenklau am Ende ihnen zugute kommen. Wie dem auch sei, Ian Paisley drücke sich vor einer Fernsehdiskussion mit ihm, meint der Chef der Ulster Unionist Party David Trimble. Quatsch, erwidert Ian, der sich, einst von der UUP abgespaltete um die DUP zu gründen. Er sei selbst in der Lage zu entscheiden, wann und wo er mit wem über was diskutieren wolle.
• Fast 15.000 Krankenschwestern und Hebammen haben laut INO, der irischen Krankenschwestervereinigung, in den letzten Jahren ihren Dienst quittiert. Mehr als tausend nicht mehr praktizierende Schwestern und Hebammen wurden nach ihren Beweggründen gefragt. Ganz vorne stehen nicht bezahlte Überstunden, unflexible Arbeitsbedingungen und Unterbezahlung.
• Drei Mitglieder der königlich saudi-arabischen Famile haben die gestrige Nacht eher unfreiwillig im Westen Irlands verbracht – wohl nicht in dem schlechtesten Hotel. Bei einer Zwischenlandung in Shannon wurde ihr Jet beschädigt, so dass sie auf eine Ersatzmaschine warten mussten.

Montag, 17. November 2003

• Nach einer Gefangenenrevolte im Mountjoy Gefängnis zu Dublin werden 18 Beamte im Krankenhaus behandelt. Die Revolte entwickelte sich, als ein Beamter Streit zwischen drei Häftlingen schlichten wollte. Ein Vorfall, der sich Ansicht der oppositionellen Labour Party auf Grund der ‘entsetzlichen Bedingungen im Mountjoy’ jederzeit wiederholen kann.
• In Ihrem Manifest anlässlich der in neun Tagen stattfindenden Wahlen zum nordirischen Parlament fordert die Sinn Féin für Nordirland die Entwaffnung der Polizei, so wie auch die Polizei der Republik Irland unbewaffnet ist. Gemeinsam mit anderen Parteien, kommunalen Gruppen, Gewerkschaften und Einzelpersonen werde man an der Wiedervereinigung Irlands arbeiten. Nach dem gestrigen Tod seines Vaters hat sich Sinn Féin Präsident Gerry Adams für heute von allen Wahlkampfveranstaltungen zurückgezogen, bereits letzte Woche war seine Schwägerin gestorben.

Sonntag, 16. November 2003

• Seit gestern diskutieren die 200 zwölf bis achtzehn Jahre alten Abgeordneten des Dáil na nÓg (Jugendparlaments) die Probleme junger Menschen in Irland. Heute, am zweiten und letzten Tag, geht es um Drogen und Alkoholmissbrauch sowie die Benachteiligung bestimmter Gruppen durch das irische Erziehungssystem.
• Eine von vielen Nachrichten der vergangenen Woche, die unter den Tisch gefallen sind: Das Centre for Renewable Energy am Dundalker Institut für Technologie wurde seiner Bestimmung übergeben wurde, und zwar durch einen Bruder des irischen Häuptlings und zugleich Mitglied seines Kabinetts, Herrn Noel Ahern. Eine Forschungs- und Lehreinrichtung, in der man seinen Mastertitel in Renewable Energy Systems Technology erwerben kann. Ziel der neuen Einrichtung ist es technische Verfahren zu entwickeln und zu lehren, mit denen Irlands Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringert werden kann.

Sonnabend, 15. November 2003

• Politiker aus der Republik reisen nach Norden, um auf Wahlveranstaltungen der SDLP deren Kandidaten zu unterstützen – nicht nur Vertreter der Irish Labour Party, sondern auch solche der Regierungspartei Fianna Fáil. Zweifellos wünscht die Regierung in Dublin, dass die SDLP vor der Sinn Féin die stärkste Partei auf Seiten der Nationalisten Nordirlands wird. Ob dies gelingt, ist nach den zu erwartenden Stimmengewinnen für die SF unsicher.

  Zuvor gab der Vorsitzende der SDLP Mark Durkan zu, dass ihm vor zwei Jahren die gleichzeitige Übernahme des Parteivorsitzes von David Hume und des Postens des stellvertretenden First Ministers von Séamus Mallon nicht leicht gefallen sei. Er hätte es damals vorgezogen, unter Séamus Mallon stellvertretender Vorsitzender zu werden oder als Vorsitzender Séamus den Posten des Deputy First Ministers zu überlassen. Beides habe sein Parteifreund nicht gewollt. (s.a. 6. und 11. November 2001). Schön, dass ein Politiker zugeben kann, überfordert gewesen zu sein.

• 15.000 Menschen protestieren in Ennis, der Hauptstadt des County Clare, gegen die drohende Abstufung der Unfall- und Notaufnahmeabteilung ihres Krankenhauses. Im Rahmen von Einsparungen im Gesundheitsbereich stehen Vorschläge im Raum, Einrichtungen des Krankenhauses aufzulösen und die Patienten künftig in die Nachbargrafschaft nach Limerick zu schicken bzw. zu transportieren.

Freitag, 14. November 2003

• Martin McGuinness von der Sinn Fein fordert die Wähler seiner Partei dazu auf, bei dem Wahlen zum nordirischen Parlament in der übernächsten Woche vom Stimmentransfersystem Gebrauch zu machen, um das Karfreitagsabkommen zu unterstützen. Dies könnte man als Aufforderung verstehen, die Zweit- oder (sollte es zwei SF Kandidaten in einem Wahlkreis geben) Drittstimme der SDLP zu geben. Gewählt wird nach einem ähnlichen System wie zum Parlament der Republik Irland.
• Die nordirische Polizei in Belfast berichtet nach der Entdeckung einer loyalistischen Bombenfabrik im Osten der Stadt von einer vorläufigen Festnahme. Neben einer bereits zusammengesetzten Rohrbombe wurden in einem Haus an der Glenbrook Avenue Komponenten für weitere Bomben sowie Rauschgift entdeckt.

Donnerstag, 13. November 2003

• ‘A pint of plain is yer only man’, welch gebildeter Trinker kennt nicht diesen Spruch von Flann O’Brien. Und ‘... if you want a healthy heart’, fügt die Irish Times heute hinzu. Denn auf dem Jahrestreffen der American Heart Association berichtet Prof. John Folts von seinem Forschungsergebnis, das ein Pint Stout täglich das Risiko von Blutgerinnseln, die zu einem Herzinfarkt führen können, deutlich mindert. Wobei Guinness doppelt so gut wirke wie Heineken. Schon früher hatte sich der Professor bei den Weintrinkern beliebt gemacht und erkannt, dass zwei Glas Rotwein einen ähnlich positiven Effekt haben.
• In ihrem Wahlprogramm spricht sich die SDLP dafür aus, noch vor Ablauf der Legislaturperiode des am 26. November zu wählenden nordirischen Parlaments eine Volksabstimmung über vereinten Irland abzuhalten. Dies hatte bereits vor anderthalb Jahren David Trimble von der Ulster Unionist Party gefordert, derweil Taoiseach Bertie lieber noch eine Weile warten wollte. (s.a. 12. März 2002)
• Die jährliche Inflationsrate fiel im vergangenen Oktober auf 2,3 %, den niedrigsten Wert seit vier Jahren.

Mittwoch, 12. November 2003

• Ob sich die Sinn Féin, wie am Montag verkündet, wirklich so sicher sein kann, bei den kommenden Wahlen zum nordirischen Parlament stärkste Partei des nationalen Lagers zu werden? Hier eine Umfrage des Belfast Telegraph, bezogen auf die Erstpräferenzen:

  Partei		Erstpräferenz
  Ulster Unionist Party (UUP)		26 %
  SDLP		22 %
  DUP		20 %
  Sinn Féin		20 %

  Gewählt wird nach einem ähnlichen System wie in der Republik, so dass die Vergabe der Folgepräferenzen das Endergebnis entscheidend beeinflussen kann. Allerdings ‘outen’ sich erfahrungsgemäß DUP- und Sinn-Féin-Wähler bei Umfragen nicht immer.

• Gesundheitsminister Martin wird sich bei seinem Einsatz um das Rauchverbot am Arbeitsplatz (einschl. Pubs und Restaurants) bestätigt fühlen, denn nirgendwo in Westeuropa sterben nach einer Untersuchung zweier Wissenschaftler aus Cork und Dublin so viele Menschen an Lungenkrankheiten, wie in Irland. Lungenkrebs ist sowohl bei Frauen als auch Männern die dritthäufigste Krebserkrankung in Irland, und die Überlebensrate ist gering. Ein Jahr nach der Erkrankung leben noch 28 % der Betroffenen, fünf Jahre danach nur noch 10 %. Dem irischen Gesundheitssystem kostet dies jährlich mehr als € 300 Mio.

Dienstag, 11. November 2003

• Einmal mehr weisen die Medien auf die Überbelegung in den Notaufnahmestationen von Dublins Krankenhäusern hin, machen auf Dutzende von Patienten aufmerksam, die auf Rollbetten in den Korridoren liegend auf ihre Behandlung warten. Ob man dort morgen, nachdem er sich gedankenvoll die Stirn zerkratzt hat, auch Taoiseach Bertie vorfinden wird?
• € 2,8 Mrd. sind erforderlich, so die Society of St Vincent de Paul, um den Menschen am Rande der Gesellschaft zu helfen. Tausende von irischen Kindern seien unterernährt. Der Staatshaushalt habe in den letzten Jahren die besser Verdienenden eindeutig bevorzugt, daher sei nun dringend erforderlich, dass die Regierung ihr Augenmerk auf die Bereiche Sozialfürsorge, Steuergerechtigkeit, Sozialwohnungen sowie Erziehung und Gesundheit lege.

Montag, 10. November 2003

• Recht zuversichtlich zieht die Sinn Féin in die kommenden Wahlen zum nordirischen Parlament. Man gehe von einer ‘dramatischen Steigerung’ der bisherigen 18 Sitze aus, sagt ihr Chefunterhändler Martin McGuinness. Die SDLP als bislang stärkste Partei im nationalen Lager werde man auf jedem Fall schlagen, wenn nicht gar die UUP, die derzeit stärkste Partei auf unionistischer Seite. Damit stünde seiner Partei zumindest der Posten des stellvertretenden nordirischen Regierungschef zu, wenn nicht gar der des Regierungschefs selbst.
• Die Zahl der Touristen, die Irland als Urlaubsland entdecken, steigt langsam wieder. Auf alle 32 Counties bezogen war im ersten Halbjahr 2003 eine Zunahme von 5 % zu verzeichnen. Bis zum Jahresende erwartet Tourism Ireland, zuständig sowohl für die Republik als auch Nordirland, ca. 7,4 Mio. Besucher. Dies sind knapp zwei Millionen mehr, als die Grüne Insel an Einwohnern aufzubieten hat.

Sonntag, 9. November 2003

• Sinn Féin Präsident Gerry Adams macht erneut klar, dass es mit seiner Partei keine Neuverhandlung des Karfreitagabkommens geben wird. Dass es im Vorfeld der Wahlen zum nordirischen Parlament nicht zu einer Einigung mit der UUP über die Wiederherstellung der nordirischen Exekutive gekommen sei, ändere daran nichts. Man fühle sich dem Abkommen verpflichtet und habe nicht vor, davon abzuweichen. Was hingegen fehle sei die vollständige Umzusetzung.

Sonnabend, 8. November 2003

• Nach 91 Jahren schließt im kommenden Juni Dublins berühmte Hatch Hall, das von den Jesuiten geführte Studentenwohnheim an der Hatch Street. Zu hohe Renovierungskosten spielen dabei eine Rolle, aber auch die Tatsache, dass die Zahl der Ordensbrüder seit Jahren abnimmt und ihr Durchschnittsalter steigt. Die Jesuiten planen das Gebäude zu verkaufen.
• Die Zahl der Arbeitslosen ist im Oktober leicht gesunken, liegt jedoch weiterhin bei 4,4 %. Regional gibt es große Unterschiede: Während die Arbeitslosenzahl in Dublin deutlich zurückging, nahm sie in Kerry um 9,1 % zu.

Freitag, 7. November 2003

• Können die gestern von Gesundheitsminister Martin zugestandenen Ausnahmen vom Rauchverbot am Arbeitsplatz zum Rohrkrepierer für das Verbot an sich werden? Die Ausnahmen seien eine Wettbewerbsverzerrung, sagen die nicht darunter fallenden und drohen Rechtsmittel gegen das Rauchverbot einzulegen.
• Zu 5 Jahren Gefängnis und 12 Jahren Führerscheinentzug wird heute ein Mann verurteilt, der im Sommer 2001 aufgrund zu hoher Geschwindigkeit einen Unfall verursacht hatte, bei dem drei Menschen starben.

Donnerstag, 6. November 2003

• Die Jeanie Johnston ist wieder zurück. Der Nachbau eines 37 m langen und mit 18 Segeln ausgestatteten irischen Famine Ship, das in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf 16 Fahrten über den Atlantik ohne auch nur einen Passagier zu verlieren 2.500 Auswanderer in die neue Welt brachte, hatte Irland am 16. Februar verlassen. Was mit dem Schiff nun passieren soll, weiß keiner so recht. Übrigens: im Jahr 1848 kostet die Überfahrt 3 Pfund und 10 Schillinge, dies war ein halber Jahreslohn für einen durchschnittlichen Auswanderer. (s.a. die Meldung vom 15. April 2003)
• Gesundheitsminister Martin stellt klar, in welchen Fällen das ab 26. Januar 2004 geltende Rauchverbot am Arbeitsplatz keine Anwendung finden soll: Für Arbeitsplätze in Privatwohnungen, Gefängniszellen (auch eine solche ist ein Arbeitsplatz, da ein Beamter sie zu kontrollieren hat), Hotelzimmer (ein Arbeitsplatz für Zimmermädchen), psychiatrische Kliniken, Pflegeheime und Hospize. Als erster zeigt sich der Verband der Strafvollzugsbeamten enttäuscht und fragt den Minister, weshalb seine Mitglieder nicht wie andere Angestellte vor den Gefahren des Zigarettenqualms geschützt werden sollen.

Mittwoch, 5. November 2003

• Die Kandidaten stehen in den Startlöchern; insgesamt 256 sind es, die sich bei der Wahl zum nordirischen Parlament am 26. des Monats um die 108 Sitze bewerben. Hier das Ergebnis bei der ersten Wahl vor fünfeinhalb Jahren:

  Partei		Sitze
  Ulster Unionist Party (UUP)		29
  Social Democratic Labour Party (SDLP)		21
  Democratic Unionist Party (DUP)		21
  Sinn Féin (SF)		18
  Alliance Party (AP)		5
  Sonstige		14

  Aufgestellt haben die UUP 43 Kandidaten, die DUP 40, die SF 38 und die SDLP 36.

• Ein weiteres Mal sagt Martin McGuinness vor dem Ausschuss zur Aufklärung des Massakers am Bloody Sunday (s. gestrige Meldung) aus, ist jedoch nicht bereit, den Standort der damaligen IRA-Kommandozentrale bekannt zu geben. Er habe sich in der letzten Nacht mit Menschen getroffen, die im Januar 1972 die IRA unterstützt und nun die Sorge hätten, ihre Familien könnten das Ziel von Angriffen loyalistischer Paramilitärs werden. Dies könne er nachvollziehen, und er werde daher keine Adressen offen legen.
• Ein Weihnachtsmärchen, obwohl noch gar nicht Weihnachten ist: In seiner Residenz, dem Mansion House, gibt Dublins Oberbürgermeister Royston Brady einen Empfang zu Ehren der frisch vermählten Jo Smoth (24) und Joseph Nessan (35). Das macht er nicht für jedes Hochzeitspaar – und dieses sieht auch nicht aus, wie jedes. Die Andeutung eines Schleiers bei Jo ist fast das einzige, was auf eine Braut hinweist. Ihr Haar ist pink gefärbt, seines orange und beider Kleidung dem angepasst. Auch ihr Hund hat einen pinkfarbenen Streifen auf dem Kopf.

  Zwei Obdachlose, die soeben geheiratet haben. Begegnet waren sie sich vor zwei Jahren bei der Übernachtung auf einer Parkbank im Stephens Green, die Braut seit zweieinhalb Jahren obdachlos, der Bräutigam seit fünfzehn. Dublins Lord Mayor hörte von der Hochzeit, ließ sie in einer Limousine vom Standesamt abholen und stellte ihnen seine Residenz für den Hochzeitsempfang zur Verfügung. Auf Parkbänken werden sie wohl nicht mehr übernachten, denn Dublin City Council schaffte, was er bei vielen anderen nicht schafft: er besorgte dem Paar eine Wohnung in der City.

Dienstag, 4. November 2003

• Vor dem Bloody Sunday-Untersuchungsausschuss weist der Chefunterhändler der Sinn Féin im nordirischen Friedensprozess Martin McGuinness erneut die Behauptung von Informanten britischer Sicherheitskräfte zurück, er habe seinerzeit geplant, die britischen Truppen mit Nagelbomben anzugreifen und den ersten Schuss abgefeuert. IRA-Mitglieder seien ausdrücklich angewiesen gewesen, die britischen Truppen nicht zu attackieren, um einen friedlichen Verlauf des Marsches der Bürgerrechtler zu ermöglichen.

  McGuinness, nach eigener Auskunft zu jener Zeit stellvertretener IRA-Kommandant von Derry: “Die britische Armee weiß, dass sie nicht von der IRA beschossen wurde, ihre Militärkommandanten wissen, dass sie nicht von der IRA beschossen wurden und ihre politischen Chefs wissen, dass die Armee nicht von der IRA beschossen wurde.” Zwischen der IRA und britischen Armee in Derry habe seinerzeit zwar ‘eine Art Kriegszustand’ bestanden, doch wenn die IRA britische Soldaten hätte töten wollen, hätten ihre Leute – wie in früheren Fällen – eine passendere Gelegenheit gesucht. Schon deshalb sei der Vorwurf unhaltbar.

Montag, 3. November 2003

• Nichts sensationell Neues aus der ‘großen Politik’ gibt es heute zu berichten, doch nicht weniger tragisch sind die auf der Nachrichtenbühne oft übersehenen Ereignisse. Ein Tribut für den 50-jährigen Joe McCloskey, einen Feuerwehrmann, der am Sonnabend beim Löschen des Brandes des Gorteen House Hotels in Limavady im County Derry durchs brennende Dach stürzte und nun seinen Verletzungen erlag. Es gibt Hinweise auf Brandstiftung.

Sonntag, 2. November 2003

• Ein lange ‘vergessener Held’ der irischen Arbeiterbewegung: Anlässlich des 90sten Jahrestages seines Todes wurde gestern auf dem Friedhof von Deansgrange, Co. Dublin, ein Grabstein für James Byrne enthüllt. Für heute Nachmittag lädt die größte irische Gewerkschaft SIPTU zu einer Gedenkveranstaltung ein, auf der ihr Generalsekretär Jack O’Connor die Rede halten wird – vermutlich weniger flammend und nicht auf dem Dach eines Taxis stehend, wie seinerzeit James Connolly.

  James Byrne, ein 38-jähriger Vater von sechs Kindern, wurde 1913 im Umfeld eines mit Aussperrungen verbundenen Arbeitskampfes als Sekretär der Kingstowner (heute Dún Laoghaire) Zweigstelle der Irish Transport and General Workers Union unter falschen Beschuldigungen verhaftet und verurteilt, worauf er in den Hungerstreik trat. Aufgrund der Proteste wurde er von der Regierung freigelassen, starb jedoch zwei Tage später an den Folgen des Hungerstreiks. Mehr als 3.000 Menschen kamen zu seiner Beerdigung, und James Connolly hielt auf dem Dach eines Taxis stehend eine bewegenden Rede: “... wenn unser ermordete Kamerad uns eine Botschaft schicken könnte, so wäre es die, mit dem heiligen Freiheitskampf fortzufahren, auch dann, wenn er Hunger, Elend und selbst der Tod bringt, so wie er ihn Byrne gebracht hat.”

  Später geriet sein Grab in Vergessenheit, bis es im Jahr 1995 von lokalen Geschichtsforschern der Dún Laoghaire Rathdown Heritage Society wiederentdeckt wurde.

Sonnabend, 1. November 2003

• Der Zustrom von Migranten ist nach Ansicht von Wirtschaftsexperten ein wesentlicher Faktor für den Auftrieb bei den Hauspreisen. So sind in den letzten sechs Jahren bei einer Bevölkerung von knapp 4 Mio. eine Viertelmillion Menschen in das Land der Verheißung, sprich die ‘Grüne Insel’, gezogen. Insgesamt leben auf ihr nun 644.000 Menschen als sogenannte Langzeit-Zuwanderer, von denen 366.000 zuvor ausgewandert waren. Inzwischen hat ein Sechstel aller Iren mehr als ein Jahr im Ausland gelebt.
• Der CO2-Ausstoß (Treibhausgas) durch Kraftfahrzeuge hat sich in Irland von 1994 bis 2001 nahezu verdoppelt. Insgesamt stiegen die CO2-Emissionen seit 1990 um 31 % und liegen 18 % über dem, was Irland im Kyoto-Protokoll zugebilligt wurde. Bezogen auf den Gesamtausstoß sind mit ca. 30 % die Landwirtschaft dafür verantwortlich und die Industrie und der Straßenverkehr mit jeweils rund 20 %.