Nachrichten aus Irland

Juli 2004

Zusammengestellt nach Berichten von RTÉ, der Irish Times,
des Irish Independent und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Sonnabend, 31. Juli 2004

Wie aus einem Lottogewinn von IR£ 2 schließlich € 5.000 werden. Letzterer Betrag wurde heute der 14-jährigen Ciara Morgan vom Corker Kreisgericht zugesprochen. Was war passiert? Am 5. Juli 2001 schickte ihre Mutter die damals 11-jährige mit einem Lottoschein im Wert von 2 Punt zum Postbüro, wo die Postmeisterin sie beschuldigte, einen bereits eingelösten Gewinn ein zweites Mal einlösen zu wollen. Um die Sache abzukürzen, am Ende stellte sich das Los als gültig heraus, und für diese ‘Verleumdung’, wie das Mädchen und ihre Mutter sie empfanden, wurde ihr nun ein Schadensersatz in Höhe von € 5.000 zuzüglich der Gerichtskosten zugesprochen.
Ein anderer 16-jähriger weiblicher Teenager schloss heute, vertreten durch ihre Mutter, vor dem Kreisgericht von Killarney mit Vodafone einen Vergleich, der ihr € 7.500 einbrachte. Aufgrund eines Computervirus wurden im Januar von ihrem Handy aus pornografische Nachrichten und Bilder versandt, worauf das Mädchen obszöne Anrufe bekam.

Freitag, 30. Juli 2004

“Half a million people on the move this weekend”, meldet die Irish Times, mehr als jeder achte Bewohner Irlands verreist an diesem Wochenende, sei es per Flugzeug, Bahn, Fähre oder Auto. Zweitausend Flüge von den drei größten Flughäfen des Landes bringen 375.000 Passagiere nach irgendwohin, während 200.000 Menschen auf die Intercity-Verbindungen der irischen Eisenbahn vertrauen. Die 100.000 erwarteten Reisenden der Überlandbusse sind in dieser Rechnung noch nicht einmal berücksichtigt.
Vier irische Teenager, zum Zeitpunkt der Tat zwischen 14 und 16 Jahre alt, wurden heute von einem Dubliner Gericht zu insgesamt 31 Jahre Haft wegen Vergewaltigung einer Frau aus Limerick verurteilt.

Donnerstag, 29. Juli 2004

Die irische Post schließt ihren defizitären Paket- und Kurierdienst SDS und gliedert die Paketzustellung wieder in den normalen Postdienst ein. 270 Arbeitsplätze gehen verloren. Vor einem Monat hatte der auch in Irland präsente Paketdienst der deutschen Post DHL Gespräche bezüglich des Erwerbs von SDS abgebrochen, auch eine Beteiligung war seinerzeit von DHL in Erwägung gezogen worden.
Erst neun Monate sind seit den Wahlen in Nordirland vergangen, ohne dass es zu einer Regierungsbildung gekommen ist, und schon haben der irische Häuptling Bertie Ahern und der britische Premierminister Tony Blair das Problem erkannt und wollen sich im kommenden September darüber unterhalten. Wünschen wir ihnen viel Erfolg und uns einen Lottogewinn – die Wahrscheinlichkeit dürfte in beiden Fällen gleich sein.

Mittwoch, 28. Juli 2004

Sommerzeit, Urlaubszeit und ansonsten die der sauren Gurken – vielleicht der richtige Zeitpunkt, sich mit dem Tourismus zu befassen. Am Wochenende erreichte mich ein Brief eines 83-jährigen Iren aus einer Bauernschaft im Westen Irlands mit seiner Einschätzung der Lage: “... I have never seen the pubs so empty and it’s not the smoking ban, it’s the price of the drink. And I think Ireland has priced herself out of the tourist trade.”
Ein Widerspruch zu offiziellen Angaben, nach denen die Touristenzahl in diesem Jahr nach oben weist? Nicht ganz, denn diese Zunahme ist nach einem heute in der Irish Times veröffentlichten Bericht ungleichmäßig verteilt und konzentriert sich auf den Osten. Im Westen, Nordwesten und Südosten hingegen ist die Besucherzahl laut Fáilte Ireland dramatisch gesunken, wobei rund 40 % der Touristen die hohen Preise beklagen.
Eine neuer Anreiz für Touristen – wenngleich auch diesmal im Osten – dürfte im kommenden Jahr die Wiedereröffnung des Royal Canal werden. Die Teilstrecke von Dublin nach Ballymahon im County Longford wird dann für Freizeitskipper befahrbar sein; ein Jahr darauf wird man bis zum Shannon schippern können. Und wenn man in Dublin ein altes Gemäuer passiert, wird man sich an Brendan Behan und das romantische Leben in einem Appartement besonderer Art erinnern: A hungry feeling came o’er me stealing / and the mice were squealing in my prison cell. / And that old triangle went jingle, jangle / all a-long the banks of the Royal Canal.

Dienstag, 27. Juli 2004

Trotz aller Skandale um Steuerhinterziehung in der Managementetage und unrechtmäßig erhobener Gebühren (s. auch 7. und 27. Mai 2004) halten die Kunden und Kleinaktionäre der AIB die Stange. Pro Arbeitstag macht die Bank € 5,4 Mio. Gewinn, ein Zuwachs von 10 %. Der Vorstandsvorsitzende Michael Buckley dankt allen für ihre Loyalität.
Aer Lingus Management und Gewerkschaften diskutieren am Nachmittag den Plan der Luftlinie, in den nächsten drei Jahren weitere 1.300 Stellen abzubauen. Nach Ansicht von Gewerkschaftssekretär Michael Halpenny ist Aer Lingus inzwischen eine hochprofitable Verkehrslinie, und das Management sei auf dem Holzweg, wenn es glaube Ryanair oder EasyJet kopieren und die Profite durch Entlassungen und Ausbeutung von Mitarbeitern weiter steigern zu können.

Montag, 26. Juli 2004

‘Politische Wahlen werden immer mehr zu einem Schönheitswettbewerb’, dies das Ergebnis einer Untersuchung des University College Cork. So ganz mag ich das nicht nachvollziehen, wenn ich mich an gerötete Pub-Nasen auf den Wahlplakaten vom vergangenen Juni erinnere, die sich prächtig in einem Skizzenbuch von Gertrude Degenhardt gemacht hätten.
Wie dem auch sei, in nämlicher Studie wurden 650 Wählern und Wählerninnen aus Cork Wahlplakate aus Dublin vorgelegt (die darauf abgebildeten Kandidaten waren ihnen unbekannt) und gefragt, wen sie gewählt hätten. Dabei schnitten junge Frauen besonders erfolgreich ab. Bei den Wählerinnen hatten junge, attraktive Männer hervorragenden Chancen. Interessant auch, dass junge Kandidatinnen bei älteren Wählerinnen gar nicht gut ankamen.
Seit Jahresanfang wurden nach diesem Wochenende 218 Tote auf Irlands Straßen gezählt, 23 mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im Januar hatte Verkehrsminister Brennan noch gestrahlt, für 2003 die niedrigste Zahl von Verkehrstoten seit 1964 bekannt gegeben und dies auf sein Strafpunktesystem zurückgeführt. Doch irgendetwas funktioniert da nicht und manch einer meint gar, auf den Straßen bräuchte man mehr verkehrsberuhigende Potholes.

Sonntag, 25. Juli 2004

Der ewige Wettbewerb der Städte Europas, welche ist die teuerste, billigste, größte schönste. Bei den teuersten steht Dublin bereits weit oben, und nun geht es um das Entwicklungspotential. Nach einer heute im Hamburger Abendblatt veröffentlichten Studie von Feri Research wird die europäische Top-Liste von Dublin, Helsinki, Luxemburg, London und Prag angeführt, die bei einem Vergleich von 106 europäischen Städten die Höchstbewertung bekamen. Berücksichtigt wurden beim Rating zu je 20 % das Bevölkerungs- und Beschäftigungswachstum und zu je 30 % die Kaufkraftentwicklung und das Produktionswachstum.
Nach einem Bericht der Sunday Business Post plant Aer Lingus in den kommenden drei Jahren die derzeitige Belegschaft von über 4.000 Mitarbeitern auf 2.700 zu verringern. Dabei soll der Catering- und Reinigungsservice vollständig ausgelagert und der Cargo-Bereich drastisch auf einige Flüge nach Übersee und Deutschland reduziert werden.
Seit Willie Walsh vor drei Jahren den Chefsessel der damals am Rande des Bankrotts stehenden Fluglinie übernommen hatte, wurde die Belegschaft bereits um 2.000 Mitarbeiter reduziert. Für dieses Jahr wird ein Gewinn in Höhe von € 96 Mio. erwartet, so dass die Gewerkschaften einen weiteren Arbeitsplatzabbau nicht einsehen und harte Auseinandersetzungen zu erwarten sind.

Sonnabend, 24. Juli 2004

Nach Attacken loyalistischer Paramilitärs fliehen in Belfast drei Nigerianer aus ihrer Wohnung in der Coolfin Street. Es war der 90. rassistische Übergriff in diesem Jahr in der nordirischen Hauptstadt, erst gestern wurde die Wohnung einer Familie aus Bangladesh mit Benzinbomben angegriffen.
Über den Wetterwunsch des Heiligen Patricks für den morgigen Sonntag mag man spekulieren, doch seinem Berg dürfte nichts lieber als ein kräftiger Dauerregen sein. 40.000 bis 50.000 Pilger, so wird geschätzt, werden bei gutem Wetter den ausgetretenen, wunden Pfad zu seinem Gipfel weiter strapazieren, bei Regen sind’s erfahrungsgemäß nur halb so viele.

Freitag, 23. Juni 2004

Der irische Wetterdienst Met Éireann ist da etwas vorsichtiger, doch der englische verspricht den Iren ‘ziemlich sommerlicher Temperaturen’ für die kommenden 30 Tage, die über dem Durchschnitt, wenngleich nicht ganz so hoch wie im letzten August liegen sollen.
Der Anstieg der Hauspreise liegt immer noch drastisch über der Inflationsrate. Eine gute Nachricht? Es kling so in den Medien. In den vergangenen sechs Monaten stiegen sie landesweit um 4,8 %, was als ‘moderat’ gefeiert wird, da die Steigerung im Vorjahreszeitraum 6,9 % betrug. € 245.200 kostet nun im Landesmittel ein Haus, dies sind € 11.000 mehr als vor einem halben Jahr. Dabei liegen die Hauspreise in Dublin bei rund € 320.500 und auf dem Lande bei € 215.700.

Donnerstag, 22. Juli 2004

Ballyhaunis im County Mayo – demnächst die erste irische Stadt mit überwiegend muslimischer Bevölkerung? Mr. Sher Mohammed Rafique, der vor 30 Jahren mit einem Schlachthof die ersten Muslime in den Ort brachte, sagt dies voraus. Aus seiner Firma wurde die zweitgrößte Fleischverbreitungsfirma des Landes, die United Meat Packers mit einem Jahresumsatz von € 250 Mio. Von den 1.380 Einwohnern des Ortes sind 317 Muslime, und allein im letzten Jahr gab es auf hundert von ihnen fast 10 Geburten.
On the track again, worüber sich besonders eine alte Dampflok der Great Southern and Western Railway aus dem Jahr 1879 freut. Künftig wird die einst in Dublin beheimatete Lok No. 186 nach abgeschlossener Wellness-Kur im County Antrim mit Touristen über Land schnaufen, wo in Whitehead die Railway Preservation Society of Ireland ihren Sitz hat.

Mittwoch, 21. Juli 2004

Nun hat sich Charlie doch breitschlagen und für dem hochehrenwerten Job eines EU-Kommissars nominieren lassen. Mr. McCreevy sei ein exzellenter Finanzminister, betont Taoiseach Bertie, und die Nominierung bedeute in allerkeinster Weise, dass man ihn im Vorfeld der für den Herbst geplanten Regierungsumbildung loswerden möchte. Oder für mitverantwortlich für den katastrophalen Ausgang der County- und Europawahlen halte, könnte man hinzufügen. (s.a. 19. 07. 2004)

“Wenn Sie nicht so sehr der Regen nervt in diesem Sommer”, schreibt heute die Westfälische Rundschau in ihrem Reisejournal, “sondern das Jammern übers schlechte Wetter, dann ist vielleicht ein Trip nach Irland das Richtige für Sie.” Da stellt sich gleich die Frage, was der Euro in Irland Wert ist, wie es mit der Kaufkraft im europäischen Vergleich aussieht. Hier die Auskunft des Statistischen Bundesamts:

Land		Kaufkraft eines Euros
Polen		1,36 €
Tschechien		1,33 €
Litauen		1,26 €
Malta		1,24 €
Slowakei		1,20 €
Ungarn		1,15 €
Deutschland		1,00 €
Kroatien		1,00 €
Portugal		1,00 €
Spanien		1,00 €
Griechenland		0,99 €
Niederlande		0,95 €
Österreich		0,95 €
Italien		0,91 €
Frankreich		0,87 €
Irland		0,87 €
Schweden		0,84 €
Schweiz		0,81 €
Dänemark		0,79 €
Großbritannien		0,78 €
Norwegen		0,72 €

Dienstag, 20. Juli 2004

Begeben wir uns heute in den Sumpf von Verbrechen und Kriminalität. Was bringt es ein, seinem Zechkollegen die Nasenspitze abzubeißen und aus dem Fenster zu werfen? Vier Jahre Gefängnis auf Bewährung, entschied heute Richter Frank O’Donnell vom Dubliner Circuit Criminal Court. Der Deliquent stammt aus Dún Laoghaire, und die Nasenspitze gehörte seinem (einstigen) Freund Stephen.
Irgendeiner ist immer der erste, und der erste Pubbesitzer im Lande, der wegen Missachtung des Rauchverbots verurteilt wurde, ist Padraig Folan aus Lettermore in Connemara. Insgesamt € 1.700 darf er an den Staat zahlen.
Die Polizei in Derry sucht nach einem etwa 16-jährigen Jungen, der, von einem Passanten von wegen auf den Boden geworfenen Abfall zur Rede gestellt, ihm eine Pistole an den Kopf hielt.

Montag, 19. Juli 2004

Ein Finanzminister in Europa, dem sein Job Spaß macht – es gibt ihn in der Tat. So hält der Hüter der irischen Staatsfinanzen Charlie McCreevy gar nichts von der Idee, sich auf den Sessel eines EU-Kommissars abschieben zu lassen, und aktiviert die Hinterbänkler seiner Partei, um den großen Häuptling Bertie dazu zu bewegen, ihm bei der Regierungsumbildung im Herbst den Schreibtisch in der Schatzkammer zu erhalten. Derweil es einige ‘subversive Elemente’ in der Fianna Fáil gibt, die meinen, das katastrophale Abschneiden ihrer Partei bei den Europa- und Kommunalwahlen im Juni hinge mit Charlies mangelnder Ausgabebereitschaft im Gesundheits- und Erziehungswesen zusammen.
Mit ihren Gebühren hat nicht nur die AIB-Bank Probleme. So wurde heute die Bank of Ireland dazu verurteilt, insgesamt € 1,8 Mio. unrechtmäßig erhobener Gebühren an ihre Kunden zurückzuzahlen. Die ‘Direktorin für Verbraucherangelegenheiten’, um den schönen Titel Director for Consumer Affairs einmal ins Deutsche zu übersetzten, hatte bereits im Juli 2002 der Bank aufgetragen, Gebühren für bestimmte Dienste nicht länger zu erheben. Die Bank erhob sie jedoch weiter, ging durch alle rechtlichen Instanzen und verlor.

Sonntag, 18. Juli 2004

Mehr als die Hälfte aller Dubliner Pubs konnte im vergangenen Jahr einen Umsatzerlös von mehr als € 1 Mio. verbuchen – kein Wunder, wenn Herny Grattan’s in der Lower Baggot Street kürzlich für rund € 4,5 Mio. seinen Besitzer wechselte. Von solchen Zahlen können 97 % der Public Houses außerhalb der Hauptstadt nur träumen; landesweit betrug der Jahresumsatz 2003 € 383.377, immerhin ein Zuwachs von 55 % im Vergleich zu 1999. Doch bei gut der Hälfte aller Pubs (54 %) lag er unter 200.000 Euro, und so ging ein Drittel in die Kassen von nur 5 % der Kneipen.
Bei alledem ist erfreulich, das neun von zehn Pubs bis heute Familienunternehmen sind und nur 7,8 % zu Ketten gehören.

Sonnabend, 17. Juli 2004

Eine gute Nachricht für alle, die mit dem Auto Nordirland bereisen. Nachdem vor zwei Jahren eine Sondereinheit der Polizei eingerichtet wurde und 500 Festnahmen erfolgten, hat sich die Zahl der Autodiebstähle im Großraum Belfast halbiert und lag im vergangenen Jahr bei 2000. Seit dem 1. Januar 2001 wurden bei Kollisionen mit gestohlenen Fahrzeugen 320 Polizisten verletzt, 24. von ihnen so schwer, dass sie nicht wieder in den Dienst zurückkehren konnten.
Die AIB-Bank kommt nicht aus den Schlagzeilen heraus. Schadenersatz in Höhe von € 20.000 muss sie einem Ladeninhaber zahlen, dessen laufendes Konto sie in den letzten zwei Jahren mit zu hohen Gebühren belastet hatte. Die Bank hatte ihm zuvor € 35.000 geboten, wenn er den Fall nicht an die Öffentlichkeit bringen würde, was er jedoch abgelehnt hatte. (s.a. 26. Mai 2004)

Freitag, 16. Juli 2004

Ein ideales Wetter für die Kartoffelfäule, versprechen die irischen Wetterfrösche von Met Éireann für das kommende Wochenende, an dem es an Festivals und Sportevents nur so wimmelt. Als da wären das Galway Arts Festival, der Auftritt der nicht mehr ganz so jungen Boygroup Simon & Garfunkel auf der Bühne der Royal Dublin Society, das Smithwick’s Source Festival in Kilkenny und sechs Gaelic Football Veranstaltungen.
Papst Johannes Paul der II hat ein Vierteljahrhundert nach seinem ersten Besuch Irlands eine Einladung der irischen Bischöfe zu einem Jubiläumsbesuch ‘im Prinzip’ angenommen. Am 29. September 1979 war er nach Knock gekommen, um die 100. Wiederkehr der ersten Marienerscheinung in dem Dorf zu würdigen – womit er ein noch größeres Wunder bewirkte, nämlich den Bau eines internationalen Flugplatz für das Dorf. Oder wie seinerzeit Christy Moore sang: Von Fatima bis Bethlehem / von Lourdes bis Kiltimagh / gab’s niemals so ein Wunder / wie den Flugplatz der Stadt Knock.
Dass Irland nach einer UNO-Statistik nun zu den 10 Ländern der Welt gehört, in denen es sich am meisten zu leben lohnt (s. die Meldung von gestern), freut die Regierung; was sie aber nicht akzeptiert ist, dass das Land auch zu den westlichen Ländern mit der höchsten Armutsquote gehört. 15,3 % der irischen Bevölkerung sind nach dem Bericht verarmt, nur in den USA sind dies mit 15,8 % noch mehr. Staatsminister Tom Kitt hält die Statistik in diesem Punkt für nicht aussagekräftig, da sie nur das Einkommen berücksichtige und andere ‘relevante Faktoren’ außer acht lasse.

Donnerstag, 15. Juli 2004

Zumindest spricht man miteinander. Wie heute bestätigt wurde, waren die beiden führenden Köpfe der Sinn Féin, Gerry Adams und Martin McGuinness, beim britischen Premierminister in Downing Street zu Besuch um die Lage in Nordirland zu diskutieren. Dem Vernehmen nach standen die Unruhen in Ardoyne im Mittelpunkt der Gespräche.
Für die, die wenig haben, hat sich in den letzten sechs Jahren wenig getan, aber insgesamt hat sich Irland in der UN-Liste der lebenswertesten Länder auf Platz 10 verbessert. Maßstab sind dabei das Durchschnittseinkommen und der Standard im Gesundheits- und Bildungssektor. Die fünf Spitzenreiter sind Norwegen, Schweden, Australien und Kanada, gefolgt von Belgien, Island, den USA, Japan, Irland, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich, Finnland, Österreich, Luxemburg, Frankreich, Dänemark Neuseeland, Deutschland und Spanien.

Mittwoch, 14. Juli 2004

Der irische Senat lässt das umstrittene Gesetz zur Aufspaltung des Flughafenbetreibers Aer Rianta passieren, auch wenn die Senatorin Mary O’Rourke aus den Reihen der Regierungspartei mit der Opposition dagegen stimmt. Das Gesetz sei mangel- und fehlerhaft. (s.a. 22. Mai 2004)
Eine neue Kampagne gegen das Rauchverbot am Arbeitsplatz (inkl. Pubs und Restaurants) wird am Nachmittag in Waterford aus der Taufe gehoben und sammelt Geld für eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof. Dazu will man in irischen Pubs für € 1,70 Feuerzeuge verkaufen, wovon 1 Euro auf ein Konto zur Finanzierung der Klage geht.
Erneut wurden gestern Nacht Tumulte von einem Oraniermarsch gemeldet, diesmal aus Lurgan im Co. Armagh nach einer Parade der Royal Black Preceptory. Die SDLP-Abgeordnete im nordirischen Parlament Dolores Kelly fordert, der Organisation weitere Märsche durch die Stadt zu verbieten, da sie sich nicht an die Vorgaben der Parades Commission gehalten habe.

Dienstag, 13. Juli 2004

Nachdem die Parade des Oranierordens vom 4. Juli recht friedlich verlief, kam es gestern Nacht in Ardoyne zu Gewalttätigkeiten, bei denen 25 Polizisten verletzt wurden. Die Ausschreitungen begannen, als im Gefolge der Marschierenden rund 300 Loyalisten durch ein Wohngebiet irischer Nationalisten zogen. Wer die Schuld daran hat, darüber gibt es wie immer unterschiedliche Ansichten, doch immerhin versuchten selbst hochrangige Sinn Féiner wie Gerry Kelly, die durch die Loyalisten provozierten Nationalisten von Gewalttätigkeiten abzuhalten – wenn auch vergeblich. Letztlich jedoch machte er die britische Regierung für die Ausschreitungen verantwortlich, da sie den Marsch erlaubt habe.
Irland, das europäische Problem im Umweltschutz? Wieder einmal droht die Europäische Kommission, Irland wegen gravierender Defizite im Umweltschutz vor den Europäischen Gerichtshof zu bringen. Das Land habe es versäumt, seine reiche biologische Vielfalt zu schützen, gehe ungesetzlich und umweltschädigend mit seinem Müll um und setze EU-Gesetze, die darauf gerichtet sind, den Bürgern eine gesunde Umwelt zu erhalten, nicht um.
Hier ein paar weitere Nachrichten der letzten Jahre zu dem Thema: 01. 09. 2000, 18. 01. 2001, 18. 07. 2001, 11. 09. 2001, 20. 12. 2002.

Montag, 12. Juli 2004

In Veranstaltungen an ‘Orten mit gälischer Tradtion’ feierten die Kelten Irlands und Schottlands am Wochenende An Leabhar Mór*, das große Buch der gälischen Kultur, so in Dún Chaoin (Co. Kerry), Flacarraigh (Co. Donegal), auf Inis Oírr (kleinste der Araninseln) und Rathlin Island (Co. Antrim), sowie in Schottland auf der Isle of Lewis und Isle of Skye, wo einst Bonnie Prince Charlie seinen Fuß auf schottischen Boden setzte. Mehr als 100 Künstler, Dichter und Kalligraphen aus beiden Ländern haben das Buch ausgestattet.
“Eine symbolische Wiedervereinigung von Irland und Schottland” nannte der für Kunst zuständige Minister O’Donoghue Samstagnacht die Eröffnung der Ausstellung im Blasket Island Centre von Dún Chaoin und fuhr fort: “Diese Initiative hat ihren Ursprung darin, dass sich Schottland und Irland zwei Sprachen und eine reiche Musiktradition teilen und sich ihre Geschichte immer wieder kreuzt. [...] Zu Beginn ihres 4. Jahrtausends ist die gälische Sprache und Überlieferung eine der ältesten und reichsten Europas.”

*ausgesprochen etwa: ’n jauer mohr)
Die Gaeltacht den Gälen! Zweidrittel, d.h. 18 von 29 neuen Apartments einer neuen Wohnanlage in Spiddal, sind für Käufer oder Mieter reserviert, die die irisch-gälische Sprache im Alltag sprechen. Um dies nachzuweisen, müssen sie sich einem 30-minütigen Interview unterziehen. Damit wird erstmals ein Paragraph des Entwicklungsplan für den County Galway aktuell, der verhindern soll, dass das Gälische als Umgangssprache in den Gaeltachtregionen verloren geht. (s.a. 18. 12. 2002)

Sonntag, 11. Juli 2004

Der National Day of Commemoration fällt heute auf den Tag. Am 11. Juli 1921 wurde im irischen Unabhängigkeitskrieg der Waffenstillstand mit den britischen Truppen unterzeichnet, und am Sonntag, der diesem Jahrestag nächsten liegt, gedenkt man der Irinen und Iren, die in vergangenen Kriegen oder im Dienst der Vereinten Nationen ums Leben gekommen sind. Eine militärische und religiöse Zeremonie auf dem Gelände des Royal Hospital in Kilmainham, bei der Staatspräsidentin Mary McAleese in Anwesenheit des Regierungschefs und Mitgliedern des diplomatischen Corps einen Kranz niederlegt.

Sonnabend, 10. Juli 2004

Wenn Türme fallen, ist dies nicht unbedingt ein Grund zum feiern – außer es sind die sieben Wohnsilos von Ballymun bei Dublin. Als erster musste der Pearse Tower daran glauben, doch wird Pádraig in seinem Grab darüber nicht traurig sein. Auch wenn man nicht zu den Bewunderern des ersten Unterzeichners der Unabhängigkeitserklärung von 1916 zählt, ging es wohl zu weit, diese DDR-Plattenfestung nach ihm zu benennen. Taoiseach Bertie war beim Beginn der Abbrucharbeiten dabei.

Freitag, 9. Juli 2004

€ 300 Mio. will die irische Eisenbahn in neue Triebwagenzüge für ihre Intercityverbindungen mit Höchstgeschwindigkeiten von 160 km/h investieren. Die Auslieferung soll im Jahr 2007 abgeschlossen sein und in den Spitzenzeiten eine stündliche Verbindung von Dublin mit Cork, Limerick und Galway ermöglichen. Nach Sligo und Waterford ist ein Zweistundentakt vorgesehen, und auch die Frequenz auf den Strecken nach Westport, Tralee und Waterford soll verbessert werden.
In einem Sortierzentrum im County Antrim werden fünf Briefbomben an Mitglieder der District Policing Partnerships und den Leiter des Maghaberry Gefängnisses abgefangen. Anschließend werden tausende von Sendungen per Hand kontrolliert und es kommt landesweit zu starken Verzögerungen in der Briefzustellung.

Donnerstag, 8. Juli 2004

Ein heißes Thema ist seit vergangenem Dezember die geplante Dezentralisierung Dubliner Regierungseinrichtungen. Manch ein Angestellter, der seine Mittagspause weiterhin im Stephen’s Green verbringen möchte, ist sauer, doch es gibt auch andere. Rund 2.200 Beamte haben nach Auskunft des für die Aktion verantwortlichen Finanzminister McCreevy ihr Interesse geäußert, in einem Büro außerhalb der City arbeiten zu dürfen, und 400 wollen gar ein Angebot in die Provinz zu gehen annehmen. (s.a. 06. 03. 2004)
Und nun die Nachricht, die die Welt am meisten erregt & bewegt: Die Inhaber von Fibber Magee’s am Galwayer Eyre Square (s. gestern) haben dem Ultimatum der Justiz nachgegeben und am Nachmittag das Rauchverbot in ihrer Lokalität wieder eingeführt. Eine grandiose Marketingidee der Pubbetreiber, denn nun kennt alle Welt Fibber Maggee’s und will in dieser berüchtigten Kaschemme ein Pint getrunken haben.
Eine Zeitlang sank sie, doch nun geht es wieder bergauf mit der Inflationsrate, wenn auch nicht überraschend für die Experten. Bei 2,3 % lag sie im Juni, während man im Mai (1,6 %) noch stolz auf die eins vor dem Komma war.
Liebesbriefe zahlen sich in der Regel erst für die Nachfahren aus, und so biete ich meine gar nicht erst zur Versteigerung an. Drei Liebesbriefe von James Joyce an seine Nora, der erste datiert vom 12. Sept. 1904, kamen heute bei Sotheby’s in London unter den Hammer und brachten den glücklichen Vorbesitzern umgerechnet € 361.300 ein.

Mittwoch, 7. Juli 2004

Gesundheitsminister Martin bleibt hart. Er habe in keiner Weise vor, so der Minister, das Rauchverbot am Arbeitsplatz (und somit auch in Pubs und Restaurants) neu zu verhandeln oder aufzuweichen, und kündigt den Inhabern von Fibber Magee’s in Galway, die das Rauchen in ihrem Lokal wieder erlauben, die rechtlichen Konsequenzen an. Diese begründen ihre Missachtung des Rauchverbots mit einem 68 %-igen Umsatzrückgang, doch wenn dem wirklich so ist: liegt es am Rauchverbot? Da gibt es doch so eine dumme Baustelle vor ihrem Lokal, und vielleicht kann sich der eine oder andere auch die letzte Preiserhöhung für das Pint nicht mehr leisten.
Warum das Management, fragen sich 450 Piloten von Aer Lingus und bekunden gleichfalls ihr Interesse, im Rahmen einer Privatisierung Anteile der Gesellschaft zu übernehmen.

Dienstag, 6. Juli 2004

Willie Walsh auf den Spuren von Michael O’Leary? Nachdem er das halbstaatliche Luftverkehrsunternehmen Aer Lingus wieder in die schwarzen Zahlen gebracht hat, will der Generaldirektor mit zwei seiner Kollegen die Gesellschaft übernehmen und fragt bei der Regierung nach, ob man ein Privatisierungsangebot vorlegen dürfe. Die berät derzeit und hat ein Subkomitee ins Leben gerufen, dem Taoiseach Bertie Ahern, Wirtschaftsministerin Mary Harney, Finanzminister McCreevy, Verkehrsminister Brennan und der für den Tourismus zuständige Minister O’Donoghue angehören. Dabei drang durch, dass das Management weitere 1.300 Stellen abbauen will.
Die nordirische Tourismusbehörde erwartet ein weiteres Rekordjahr. Bereits im letzten Jahr stiegen die Besucherzahlen um 12 % und kratzten an der Zweimillionengrenze, womit mehr Touristen in die Six Counties kamen, als diese Einwohner haben.

Montag, 5. Juli 2004

Das Rauchverbot an Arbeitsplätzen in der Republik Irland macht Schule, und so müssen vom ersten Januar kommenden Jahres an alle, die im Namen ihrer Majestät Nordirland verwalten, sich ins Freie begeben, wenn sie sich einen Glimmstängel anzünden wollen.
430.000 Menschen sind in den ersten fünf Tagen mit Dublins neuer Straßenbahn Luas gefahren, dies wären rund 80 % der Bewohner von Dublin City. Bislang war der Spaß kostenlos, doch ab sofort geht’s ins Geld: zwischen € 1.30 und € 2 kostet je nach Entfernung die einfache Fahrt. 20.000 Reisende werden am ersten Zahltag erwartet.

Sonntag, 4. Juli 2004

Er hätte es werden können, verrät Taoiseach Bertie Ahern heute dem irischen Rundfunk RTÉ. 21 Länder der Europäischen Union hätten sich ihn zum Präsidenten der Europäischen Kommission gewünscht, und es wäre ihm nicht schwergefallen, die Unterstützung der übrigen drei zu bekommen. Er gebe zu in Versuchung geraten zu sein, habe es dann aber vorgezogen, seine Arbeit in Irland fortzusetzen.
Wie schon im vergangenen Jahr (s. 6./7. Juni 2003) verläuft auch in diesem die alljährlich Parade des Oranierordens in Portadown friedlich. Nach einem Gottesdienst in der Kirche von Drumcree zogen die Oranier zur Garavaghy Road, wo sie von der nordirischen Polizei am Marsch durch das katholische Viertel gehindert wurden. Nach verbalem Protest zog man zur Kirche zurück und der Zug löste sich auf. Die Polizei bewertete den abermalig friedlichen Verlauf als Zeichen der Deeskalation des Konfliktes zwischen Protestanten und Katholiken.
Die Nato präsentiert im Rahmen einer Luftfahrtsschau mit Vorführungen der deutschen, britischen und holländischen Luftwaffe in Salthill bei Galway ihre Kriegsmaschinerie, und 100.000 schauen zu. Die Sache lohnt sich für Galway, man geht davon aus, dass sie mehr als € 1 Mio. Umsatz in die Region bringt.

Sonnabend, 3. Juli 2004

Mehr als 5.000 Menschen werden heute zur jährlichen Dublin Lesbian, Gay and Bisexual Pride Parade erwartet. Gegen zwei Uhr wird die Parade mit ihren Umzugswagen am Parnell Square starten, um über die O’Connell Brücke in die Südstadt ziehen, wo zwischen Stadtverwaltung und Christ Church ein Open-Air-Festival vorgesehen ist.
Angst vor Kindern in Newry, County Down. Zwei noch keine zehn Jahre alten Mädchen drangen gestern Nachmittag in die Wohnung einer 92-jährigen Rentnerin ein und raubten sie aus. Die alte Dame blieb unverletzt, erlitt jedoch einen Schock. Die nordirische Polizei sucht nach Zeugen, die die mit pinkfarbenen und blauen Anoraks bekleideten Mädchen gesehen haben, und fordert alle Älteren auf, unbekannten Kindern nicht die Tür zu öffnen.
Wohin mit dem Geld? € 1,1 Mrd. mehr als erwartet hat der irische Staat in den ersten sechs Monaten dieses Jahres an Steuern eingenommen. Damit hat die Regierung die Möglichkeit, die auf den Bürgern liegende Steuerlast zu verringern, meint die Irish Times. Finanzminister McCreevy scheint eher die Kreditaufnahme des Staates verringern zu wollen; € 2,8 Mrd. waren in diesem Jahr vorgesehen und nun kommt er mit € 1,7 Mrd. aus.

Freitag, 2. Juli 2004

Bei einer Urabstimmung stimmen 90 % der gewerkschaftlich orientierten Mitarbeiter von Bus und Bahn für Streikaktionen. An den folgenden Tagen wollen sie im kommenden Vierteljahr der Arbeit fernbleiben: 19. Juli, 4., 24. und 25. August sowie am 7. 8. und 9. September. Grund ist die Vergabe von Busrouten in Dublin an private Betreiber (s.a. 12. Juni 2004).
PricewaterhouseCoopers, Buchprüfer der Atlantic Dawn Ltd., die Europas größte Fischausrottungsmaschine (s. 31.08.2002) betreibt, hat sich von seinem Klienten getrennt, da Atlantic Dawn keine vernünftige Buchführung betreibe. Derweil gibt der Eigner zu, kürzlich einen Fehler entdeckt, ihn behoben und Steuern nachgezahlt zu haben.
Vodafone Ireland erwägt, sogenannte ‘Internetseiten für Erwachsene’ auf seinen Handsets zu sperren. Um die Sperrung individuell aufzuheben, müssten Nutzer nachweisen, dass sie über 18 Jahre alt sind. Dazu sind nach Aussage von Vodafone technische Änderungen im gesamten Netzwerk erforderlich, die zur Zeit durchdacht werden.

Donnerstag, 1. Juli 2004

Der Vorsitzende des North West Tourism Board nennt den Verordnungsentwurf, nach dem in den Gaeltachtgebieten künftig allein die gälischen Ortsbezeichnungen verbindlich sind, lächerlich. Tritt die Verordnung in Kraft, so verschwinden in diesen Regionen die englischen Bezeichnungen von offiziellen Karten, Ortsschildern und aus den Gesetzestexten. Dies werde, so seine Befürchtung, englische und amerikanische Touristen verwirren, die die Ortsnamen auf ihren Landkarten nicht wiederfänden. Sie wüssten nicht, wo sie überhaupt seien. (s.a. 23.11.2003)
Nach einer Meldung des irischen Zentralamtes für Statistik lag das Wirtschaftswachstum in den ersten drei Monaten dieses Jahres bei (auf das Jahr hochgerechnet) 6 %. Vorausgesagt war für 2004 ein Wachstum von 3,5 %.
Wirtschaftsministerin Mary Harney warnt, dass sich der Flugplatz von Shannon mit Plänen allein nicht retten lässt, wenn man nicht mehr Passagiere dorthin bekommt. Dem Flugplatz ständen schwierige Zeiten bevor.

Irlandnachrichten: Nachrichten aus Irland – Juli 2004