Nachrichten aus Irland

Mai 2004

Zusammengestellt nach Berichten von RTÉ, der Irish Times,
des Irish Independent und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Montag, 31. Mai 2004

Dublin, Usher’s Island No 14 am Südufer der Liffey. Hier spielt James Joyces Erzählung Die Toten und hier wohnten seine Tanten, die Damen Lyons und Callanan sowie die Tochter der letzten Mary Ellen. In seiner Erzählung findet man sie als die Misses Kate und Julia Morkan und ihre Nichte Mary Jane. Der Rechtsanwalt Brendan Kilty bewahrte das 250 Jahre alte Haus vor dem Abriss, die Restaurierung dauerte vier Jahre.
Heute Abend feiert man die ‘Auferstehung des Totenhauses’, wie es die Irish Times nennt. Ihr Kommen zugesagt haben unter anderem Taoiseach Bertie Ahern und Dublins Oberbürgermeister Royston Brady. Man erwartet von den Gästen, dass sie in Kostümen der Jahrhundertwende erscheinen.
Haben Sie es gewusst, dass wir heute den Welt-Nichtrauchertag feiern? Ich nicht. Grund zum Feiern hat Gesundheitsminister Martin, denn allen Unkenrufen zum Trotz klappt es mit dem von ihm vor einem Vierteljahr eingeführten Rauchverbot am Arbeitsplatz (inklusive Pubs und Restaurants) tadellos. Die Kontrolleure finden kaum etwas zu beanstanden, und das von vielen düster vorhergesagte Pubsterben ist ausgeblieben. Der eine oder andere Raucher geht zwischendurch mal nach draußen, doch ziehen es – dies ist ein Ergebnis des heute vom Office of Tobacco Control vorgestellten Berichts – 80 % der Raucher vor, den Platz an der Theke nicht zu verlassen und während ihres Pubbesuchs gar nicht mehr zu rauchen. Das werde ich mir dann am Wochenende einmal ansehen.

Sonntag, 30. Mai 2004

Der Erzbischof von Dublin, Diarmuid Martin, fordert die Regierung auf, den Menschen klar und umfassend zu erläutern, weshalb das Referendum zur irischen Staatsbürgerschaft die einzige Möglichkeit sei, dem ‘hohen Risiko Einhalt zu gebieten, dass Frauen dazu genutzt und ausgebeutet würden, dass man sie nach Irland schickt um dort ihre Kinder zu bekommen’. Grundrechte dürften nicht leichtfertig aus der Verfassung gestrichen werden. Er werde jedoch weder eine Wahlempfehlung geben, noch sagen, wie er selbst abstimmen wolle. (s.a. 25. Mai)
In anderen Punkten, wie dem Zölibat, Frauen im Priesteramt oder die Kommunion von Katholiken bei der Church of Ireland offenbart er sich als ‘Traditionalist aus Überzeugung’, verurteilt es, wenn katholische Politiker (wie vor einiger Zeit Staatspräsidentin Mary McAleese), die Kommunion in einem Gottesdienst der anderen Kirche einnehmen. In Fällen, in denen dies geschehen sei, solle die Kirche mit ihnen reden, Ihnen aber nicht die Kommunion in der katholischen Messe verweigern. Der Altarraum dürfe kein Schlachtfeld werden.

Zum Schluss seines Interviews mit der Irish Time legt er offen, dass die Erzdiözese bislang € 2,5 Mio. an die Opfer von Kindesmissbrauch durch Priester sowie € 1 Mio. Prozesskosten gezahlt hat. Sieben Dubliner Priester sind bisher verurteilt worden.
Obst ist teuer in Irland; dennoch sollten Sie davon absehen, die letzten schon etwas weichen Äpfel und Bananen zur Erstausstattung Ihres irischen Ferienhauses ins Fluggepäck zu packen. In Shannon führte dies heute zu einer Notlandung, nachdem eine Warnlampe im Cockpit einer für Heathrow bestimmten Maschine ein Feuer im Laderaum signalisiert hatte. Nach der Landung der mit 327 Passagieren besetzten Boeing 747 stellte sich heraus, dass die Sensoren Ausdünstungen von faulendem Obst für Rauch gehalten hatten.

Sonnabend, 29. Mai 2004

Nun hat es den ersten erwischt: Aer Lingus Generaldirekter Tom Mulcahy tritt von seinem Posten zurück, nachdem bekannt wurde, dass er einer jener fünf früheren AIB-Vorstandmitglieder ist, die mit Hilfe ihrer Bank Geld an der Steuer vorbei in ausländische Anleihen investiert hatten (s. 27. Mai). Verkehrsminister Brennan nimmt den Rücktritt an und würdigt gleichzeitig Mulcahys Verdienste bei der Rettung von Aer Lingus vor dem drohenden Bankrott.
Nach einer Umfrage lehnen zwei Drittel aller Iren den für Ende Juni geplanten Besuch des amerikanischen Präsidenten George W. Bush ab. 19 % sind dafür, 14 % haben keine Meinung.
In den letzten Wochen wurde hier mehrfach von der Fehde zwischen loyalistischen Paramilitärs in Belfast berichtet, wobei die Gewalt meist von der Ulster Volunteer Force ausging, die die kleinere Loyalist Volunteer Force beseitigen wollte. Vor zwei Wochen begann die LVA Häuser ihrer Konkurrenten mit Gewehrfeuer und Rohrbomben anzugreifen, kurz darauf ermordete die UVF Brian Steward von der LVF. Nach einem heute veröffentlichten Statement der LVA hat man den Konflikt beendet.

Freitag, 28. Mai 2004

Ist Ungleichheit der Motor für die irische Wirtschaft? Aus dem gestrigen Interview von Justizminister McDowell mit der Zeitschrift The Irish Catholic: “Eine dynamische, liberale Wirtschaft wie die unsere erfordert Flexibilität und in mancher Hinsicht Ungleichheit”. Ungleichheit erzeuge Anreize, so der Minister im weitere Verlauf des Interviews, und die irische Gleichstellungsbehörde sei ‘eine Gruppe von Aktionisten’.
Für den Europaabgeordneten der Labour Partei Prionsias De Rossa, dem früheren Vorsitzenden der Democratic Left, zeigt die Regierung damit ihr wahres Gesicht. Weshalb wachse die Wirtschaft, so seine Frage, wenn Eltern ihre Kinder so hungrig zu Schule schicken, dass sie sich nicht auf ihre Lektionen konzentrieren könnten? In den letzten sieben Jahren der FF/PD-Regierung sei immer mehr Reichtum nach oben transferiert und die Ungleichheit verschärft worden. So gehöre Irland inzwischen zu den europäischen Staaten mit dem größten gesellschaftlichen Gefälle.
Dazu passt die Aussage einer heute unter dem Titel Food Poverty and Policy veröffentlichten Studie, nach der in Irland Tausende, darunter Kinder, nicht genügend zu Essen haben. Es sei ein Skandal für das Land, so der Vizepräsident der Society of Vincent de Paul, John Monaghan, dass im Jahr 2004 Kinder nicht zur Schule gehen, weil ihre Familien ihnen nichts zum Lunch mitgeben können. Der Bericht wurde herausgegeben von der SVP, der Combat Poverty Agency und Crosscare.
Verspätungen von bis zu vier Stunden gab es heute auf dem Dubliner Flughafen. Ursache sind die Probleme mit dem neuen Flugverkehrskontrollsystem, über die bereits am Dienstag berichtet wurde.

Donnerstag, 27. Mai 2004

Fünf frühere Manager, gibt die AIB-Bank heute zu, haben über die Investmentabteilung der Bank Geld auf eine Weise in auswärtige Firmen investiert, die mit dem irischen Steuerrecht nicht vereinbar ist. Weitere fünf nicht benannte Manager, von denen drei noch für die Bank arbeiten, hätten andere, vor den Steuerbehörden versteckte Geldanlagen. (s.a. die Meldung von gestern)
Eine neue Tageszeitung für ganz Irland wird angekündigt. Ireland Today, aus dem gleichen Verlag wie die irischsprachige Lá, richtet sich an Befürworter eines vereinigten Irlands in allen 32 Counties. Vierzig Arbeitsplätze sollen in Belfast und Monaghan geschaffen werden. Managing Director Máirtín Ó Muilleoir (in Deutschland würde er Martin Müller heißen): “Der neue Titel wird eine dynamische, qualitativ hochwertige Zeitung sein und dazu beitragen, eine starke pro-nationale Gemeinschaft in den nördlichen Counties zu bewahren und auszubauen.”
Der für Kunst, Sport und Tourismus zuständige Minister John O’Donoghue warnt irische Brauer und Wirte vor den negativen Folgen einer kürzlich angekündigten Preiserhöhung von zirka 15 Cent für das Pint: “Ich kann die Brauer und Wirte nur dazu aufrufen, die möglichen ernsthaften Folgen weiterer Preiserhöhungen zu bedenken, die die [im Vergleich zu anderen touristischen Regionen Europas] existierenden Wettbewerbsnachteile noch weiter verschlimmern.

Mittwoch, 26. Mai 2004

Die AIB Bank, die ihren Kunden jahrelang zu hohe Gebühren beim Devisentausch berechnet hatte (s. 11. Mai), ist erneut ins Gerede gekommen. Wie die Bank gestern zugab, hat sie € 3,4 Mio. an Kunden zurückgezahlt, denen sie zu hohe Gebühren für die Verwaltung von Treuhandfonds in Rechnung gestellt hatte.
Tara – ein Wort, das einem Kelten auf der Zunge zergeht, der Ort, an dem der Erzdruide von Tara und Irland (nicht umgekehrt, bitteschön) zur Mittsommernacht ... doch lassen wir das und kommen zu den profaneren Dingen des Lebens. Die Arbeiter in Europas größter Zinkgrube, den Tara Mines, wollen ab Dienstag nächster Woche von wegen Meinungsverschiedenheiten ob der Sozialleistungen streiken. Die Besitzerin des in der Nähe von Navan gelegenen Bergwerks, seit dem letzten Jahr eine schwedische Gruppe, droht düster, 600 Arbeitsplätze seien durch die Aktion gefährdet.

Dienstag, 25. Mai 2004

Die Children’s Rights Alliance hat im Namen von 78 Kinderschutzorganisationen die Bürger des Landes aufgefordert, bei dem für den 11. Juni vorgesehenen Referendum zur irischen Staatsbürgerschaft mit Nein zu stimmen. Mit dem Referendum soll das uneingeschränkte Recht aller in Irland geborener Kinder ausländischer Eltern auf die irische Staatsbürgerschaft aus der Verfassung gestrichen werden und das Parlament selbige regeln dürfen, wenn die Eltern zum Zeitpunkt der Geburt weniger als drei Jahre legal im Land lebten.
Die irische Luftfahrtbehörde betätigt, dass ein € 115 Mio. teueres neues Luftverkehrskontrollsystem auf dem Dubliner Flughafen bei seiner ersten großen Bewährungsprobe am Sonntag versagte, indem es eine Maschine auf dem Radarschirm nicht erkannte. Rasch schaltete man zurück auf das alte System, das zur Sicherheit im Standby-Betrieb lief. Eine Gefahr für den Luftverkehr habe nicht bestanden.
Rindfleisch ist knapp in Europa, verlautet heute von einer Tagung europäischer Rindfleischexperten aus Dublin, und Irland profitiert davon. Mehr als 85 % des in Irland erzeugten Fleisches geht in den europäischen Export, dies ist doppelt soviel wie noch vor 10 Jahren.

Montag, 24. Mai 2004

Wie es aussieht, geht es weiter mit der loyalistischen Fehde im Osten Belfasts. Dort explodierte heute in der London Road nach telefonischer Warnung eine Rohrbombe, doch zum Glück wurde niemand verletzt.
Die Farmer im County Wexford protestieren gegen neue Beschränkungen für die Verwendung von Nitratdünger, die ihnen ihrer Meinung nach keine ökonomische Bewirtschaftung ihrer Scholle erlauben. Ich mag zwar Bauern, doch von Nitrat zu Nitrit, Nitrosaminen und Krebserkrankungen ist die Kette nicht gar so lang, so dass ich mich ihrem Protest nicht anschließen mag. Von sonstigen Folgen für die Umwelt ganz abgesehen.

Sonntag, 23. Mai 2004

Ulster Volunteer Force (UVF) gegen Loyalist Volunteer Force (LVF). Nun bekämpfen sich die konkurrierenden loyalistische Paramilitärs Nordirlands wieder gegenseitig. Zwei Bombenattacken der letzten 24 Stunden werden der LVF zu Last gelegt, und der Führer der mit der UVF liierten Progressive Unionist Party (PUP) erhielt eine Morddrohung. Zuvor war am letzten Dienstag ein mutmaßliches Mitglied der LVF ermordet worden.

Sonnabend, 22. Mai 2004

“Was geht’s uns an?” haben sich in den letzten Monaten viele Reisende gefragt und genervt auf die Streikdrohungen der Dubliner Flughafenbeschäftigten ob der von Regierungseite geplanten Zerschlagung der staatlichen Betreibergesellschaft Aer Rianta geschaut (s. 10. 07. 2003 und 12. 03. 2004). Ein bisschen schon, denn nach einem heute von der Irish Times veröffentlichten vertraulichen Bericht wird die Umstrukturierung eine Erhöhung der Flughafengebühren um mindestens 50 % zu Folge haben. Diese würden pro Passagier von bisher € 5 auf wenigstens € 7,50 steigen, aber auch eine Anhebung auf 9 Euro wird für möglich gehalten.
Öffentliche Sekundarschulen bald nur noch für die, die sich keine Privatschulen leisten können? Auch die führenden Universitäten des Landes werden überwiegend von Privat- und Eliteschulen ‘versorgt’, bei denen die Anmeldezahlen auf ein Rekordniveau gestiegen sind, während die schulgeldfreien Sekundarschulen im Raum Dublin mehr als 20.000 freie Plätze melden. Siehe dazu auch die Meldungen vom 25. 02. und 18. 08. 2003.

Freitag, 21. Mai 2004

Eine neue Ära für die irische Eisenbahn? “Ich kann Ihnen heute versichern, dass die Jahrzehnte der Schließung und Herabstufung von Bahnstrecken der Vergangenheit angehören”, so heute Verkehrsminister Séamus Brennan, derweil er die erste nennenswerte Erweiterung des irischen Bahnnetzes seit mehr als 100 Jahren ankündigt. Es ist die Verbindung zwischen Cork City und Midleton, die 2007 mit drei neuen Bahnhöfen in Dunkettle, Carrigtwohill und Midleton in Betrieb genommen werden soll, zum Teil auf einer alten, 1970 stillgelegten Trasse. Daneben soll für Berufspendler die Verbindung von Cork City nach Mallow ausgebaut werden, mit zwei neuen Bahnhöfen in Blarney und Kilbarry bei einer Fahrzeit von 25 Minuten.
Zur Zeit umfasst das Streckennetz der irischen Eisenbahn rund 1.000 Meilen, etwa ein Drittel so viel, wie vor 100 Jahren.

Donnerstag, 20. Mai 2004

Er strahlte übers ganze Gesicht, Pat Cox, der Präsident des europäischen Parlaments, der heute Vormittag für seinen Beitrag um die Erweiterung der EU mit dem Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen ausgezeichnet wurde. Zuvor gab es ein Pontifikalamt im Dom zu Aachen, und dazu hatte sich Pat seinen eigenen Bischof mitgebracht, Diarmuid Martin, den katholischen Erzbischof von Dublin.
51 Jahre ist er alt, war zunächst Hochschullehrer in Dublin und Limerick, dann Moderator politischer Magazine im irischen Fernsehen, bis er 1986 in die Politik ging und zu den Gründern der Progressive Democrats gehörte, die sich als die liberale Partei Irlands versteht. Nach 15 Jahren tritt bei den kommenden Wahlen zum Europäischen Parlament nicht mehr an, doch würde er seine Europakarriere gerne fortsetzen: als Kommissionspräsident in der Nachfolge von Herrn Prodi.
Über diese Ankündigung freut sich kurz vor den Lokal- und Europawahlen auch die Regierung: € 1,6 Mrd. will Intel in Irland investieren, in Leixlip, Co. Kildare eine neue Halbleiterfabrik bauen und 400 Arbeitsplätze schaffen. Natürlich sieht das der regierende Häuptling Bertie Ahern auch als seinen Verdienst und hofft, die sich in Umfrageergebnissen andeutende Schlappe für seine Fianna Fáil abwenden zu können.

Mittwoch, 19. Mai 2004

Dem Portmarnock Golf Club im Norden Dublins wurde für zunächst eine Woche die Lizenz entzogen, da er sich weigert, Frauen aufzunehmen. Die Sache ist noch nicht rechtskräftig, denn der Club hat Rechtsmittel gegen die Entscheidung eingelegt.
Die Iarnród Éireann, zu deutsch Eisenbahn Irlands, verspricht Millionen in die Verbesserung ihrer Dienstleistungen zu investieren. Dies erfahren wir heute aus Waterford, wo vor genau 150 Jahren der erste Zug aus Dublin eintraf.

Dienstag, 18. Mai 2004

“Das irische Volk ist gewaltig stolz auf Ihren Erfolg”, mit diesen Worten gratuliert Staatspräsidentin Mary McAleese der Ärztin Clare O’Leary aus Bandon im County Cork, die als erste Irin den Mount Everest bezwungen hat. Am St. Patrick’s Day hatte sie als Teilnehmerin einer Expedition den Aufstieg begonnen – da konnte kaum noch etwas schief gehen. Auch der Expeditionsleiter war ein Patrick, ein Mr. Pat Falvey, der anschließend für sich reklamieren konnte, als erster Ire den Gipfel des Mount Everest sowohl von Tibet als auch von Nepal aus erreicht zu haben. Sein Kommentar: “Wir sind so stolz, als Iren auf dem Dach der Welt zu stehen, denn nun können wir in unseren Ohren die Nationalhymne klingen hören, als hätten wir eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen gewonnen.”
Der Europäische Gerichtshof hat in einer einstweiligen Verfügung entschieden, dass sich eine Chinesin und ihr in Belfast geborenes Kind aufgrund des irischen Staatsbürgerschaftsrechtes in jedem Staat der EU niederlassen dürfen (s.a. 3. April 2004). Für die irische Regierung ist dies ein Grund mehr für das von ihr für den 11. Juni geplanten Referendum, mit dem das Recht aller in Irland geborener Kinder auf die irische Staatsbürgerschaft aus der Verfassung gestrichen werden soll. Siehe dazu auch die Meldung vom letzten Sonntag.

Montag, 17. Mai 2004

Als ‘Irländer’ freuen wir uns immer wieder, wenn wir Irland auf einem Spitzenplatz finden. Beim 49. Eurovision Song Contest am vergangenen Sonnabend hat es nicht ganz gereicht, da wurde man mit sieben Punkten Dreiundzwanzigster und damit Vorletzter. Doch nun können wir aufatmen, eine neue Spitzenposition ist ausgemacht. Nach einer heute in den Breaking News der Irish Times veröffentlichten Untersuchung schlafen in keinem anderen europäischen Land so viele Mitarbeiter am Arbeitsplatz, wie in Irland. 40 % der befragten Iren gaben an, schon einmal am Arbeitsplatz eingeschlafen zu sein, meist am Schreibtisch, bei einem Meeting oder auf der Toilette. Ausgewertet wurden 21.500 Fragebögen aus 14 europäischen Ländern; im Schnitt waren es 24 %, die sich an bezahlte Nickerchen erinnerten.

Sonntag, 16. Mai 2004

Nach einer heute veröffentlichten Meinungsumfrage werden bei dem für den 11. Juni geplanten Referendum, mit dem das Recht aller in Irland geborener Kinder auf die irische Staatsbürgerschaft aus der Verfassung gestrichen werden soll, 55 % der Wähler dafür stimmen. Zweidrittel würden es jedoch vorziehen, wenn das Referendum verschoben und die Angelegenheit vorab intensiver in der Öffentlichkeit diskutiert würde. Anlässlich der soeben in Galway gestarteten Kampagne der Labour Party gegen das Referendum äußerte Parteipräsident Michael D. Higgins, er könne nicht gutheißen, dass zwei Kinder, die in Irland am gleichen Tag auf der gleichen Entbindungsstation geboren werden, unterschiedliche verfassungsmäßige Rechte haben sollen. (s.a. 21. April 2004)

Sonnabend, 15. Mai 2004

Beim Bau einer Umgehungsstraße in der Nähe von Waterford wurde kürzlich eine Wikingersiedlung aus dem 9. Jahrhundert entdeckt, und die Frage ist, wie man damit umgeht. Die nationale Straßenbehörde will die Straße darüber bauen, während der Direktor des Nationalmuseums dafür plädiert, die bereits von Delegierten aus den 25 EU-Ländern besichtigte Anlage völlig freizulegen. Umweltminister Martin Cullen nennt die Entdeckung außerordentlich und will innerhalb von zwei Wochen seine Entscheidung bekannt geben.
Die Benzinpreise in Irland haben die magische Marke von einem Euro überschritten. Nach Meinung des Verbraucherverbandes verdienen die Tankstelleninhaber genug und sollten die Preise ihrer Lieferanten nicht weitergeben. Diese sehen das anders. Nach Auskunft von Ms. Flanagan, an deren Zapfsäule in Lisdoonvarna im County Clare der Liter bleifreies Super nun € 1,04 kostet, verdient sie gerade mal vier Cent pro Liter, bei Kreditkartenzahlern gar nur 1,6 Cent.

Freitag, 14. Mai 2004

Urlaub in Kerry? Warum nicht, doch besser kein B&B in Castleisland. Denn dieses Städtchen ist nach einer gestern veröffentlichten Untersuchung des RPII einer der radioaktivsten Orte des Landes. In 14 % aller untersuchten Häuser wurden Konzentrationen des radioaktiven Gases Radon gemessen, die über dem von der Regierung als unbedenklich festgelegten Grenzwert von 200 Bq (Becquerl) liegen. In sechs Wohnungen stellte man Werte von über 1.000 Bq und in einer 6.184 Bq fest. Bei dem letzten handelt es sich um den dritthöchsten Wert, der je in Irland gemessen wurde. Den höchsten Wert ermittelte man mit 49.000 Bq im vergangenen Juli in einem Haus nicht weit von Castleisland, das RPII geht dabei von einem ‘Weltrekord’ für die radioaktive Belastung einer Wohnung aus. Zwei Bewohner des Hauses erkrankten an Lungenkrebs, einer ist inzwischen verstorben.
Radon ist ein farb- und geruchloses Gas, das beim Zerfall von Radium im Erdboden entsteht. Das RPII hat alle 2.500 Haushalte Castleislands angeschrieben und empfohlen, Radonmessungen durchführen zu lassen.
Eine Allianz von Vereinigungen gegen den US-Krieg im Irak fordert die Wähler bei den kommenden Europa- und Lokalwahlen auf, keine Kandidaten zu wählen, die akzeptieren, dass der Flugplatz von Shannon den US-Truppen für Zwischenlandungen zur Verfügung gestellt wird. Dies kommt einer Aufforderung gleich, nicht die Regierungsparteien zu wählen. Natürlich lehne seine Vereinigung den Terror Osama bin Ladens ab, so Roger Cole von der Peace and Neutrality Alliance, doch ebenso den Staatsterrorismus von Herrn Bush.
Herr Bush wird in vier Wochen in Dublin erwartet, und die Irish Anti-War Movement, Peace and Neutrality Alliance, NGO Peace Alliance, Labour Party, Green Party, Socialist Party und Sinn Féin sind mit der Planung von Protestveranstaltungen beschäftigt.

Donnerstag, 13. Mai 2004

Nach sieben Monaten im Abwärtstrend steigt die Inflationsrate in Irland wieder leicht an, so lagen die Verbraucherpreise im April um durchschnittlich 1,4 % höher als im gleichen Monat des Vorjahres. Gestiegen sind die Aufwendungen für Benzin, Strom, Hotelaufenthalte und Hypothekenzinsen, während die Lebensmittelpreise sanken. Im März lag die Inflationsrate bei 1,3 %.
Wollten Sie schon immer einmal nach New York? Vergessen Sie die zehn Stunden Flug! Fliegen Sie statt dessen in weniger als zwei Stunden nach Shannon und fahren von dort aus nach Killarney. Denn Killarney ist auf dem besten Weg, so Stadtrat Pat F. O’Connor von der Fianna Fáil, ein neues New York zu werden. Die gute alte St. Mary’s Cathedral verschwinde bereits zwischen Hoteltürmen, und wenn einem soeben eingebrachten Antrag, Wohngebiete am Stadtrand in ein gemischtes Bebauungsgebiet umzuwandeln, stattgegeben werde, habe man New York bald eingeholt.

Mittwoch, 12. Mai 2004

Seit 1998 wurden nach einem Bericht der nordirischen Polizei von loyalistischen und republikanischen Paramilitärs 1.700 sogenannte ‘punishment beatings’ registriert, d.h. Abweichlern aus eigenen Reihen in die Beine geschossen oder die Knochen gebrochen. 1.083 dieser Vorfälle gingen auf das Konto loyalistischer und 613 auf das republikanischer Paramilitärs, überwiegend der IRA. Die Übergriffe seitens der IRA seien drastisch zurückgegangen, seit die Sinn Féin zur Beendigung aller Gewalt aufgerufen habe.
Die Disziplinarmaßnahmen gegenüber einem Lokführer, der zweimal nach einem roten Signal zu spät gehalten hatte, sind rechtmäßig, urteilte heute das irische Arbeitsgericht. Seine Gewerkschaft hatte dagegen geklagt und die Androhung der Eisenbahngesellschaft, ihn bei weiteren Verfehlungen zu entlassen, als unangemessen bezeichnet.

Dienstag, 11. Mai 2004

Die AIB Bank muss € 25 Mio. bei der irischen Zentralbank hinterlegen, um die sie ihre Kunden in den vergangenen acht Jahren möglicherweise übervorteilt hat. Noch am Freitag wurde dieser Betrag, bei dem es sich um zu hohe Gebühren beim Devisentausch handelt, auf ‘nur’ € 14 Mio. veranschlagt. Nun steht der Bank eine unabhängige Untersuchung ins Haus.
Eine kurze Meldung vom Arbeitsmarkt: Von März auf April fiel die Arbeitslosenrate von 4,6 auf 4,4 %.

Montag, 10. Mai 2004

Ein früherer amerikanischer Diplomat beschuldigt irische Medien, durch Schürung von Anti-Amerikanismus mitverantwortlich für den Anschlag auf das New Yorker World-Trade-Center vom 11. September 2001 zu sein. Irische Zeitungen und Rundfunksender, so der ehemalige 1. Sekretär der Dubliner US-Botschaft George Dempsey, hätten mit ‘unehrlichen Geschichten’ Benzin auf den Terrorismus in der arabischen Welt gegossen und ihren Teil der Verantwortung für das, was in Amerika passiert sei, zu tragen. Daraufhin befragt äußert eine Sprecherin der amerikanischen Gesandtschaft, Herr Dempsey habe das Recht seine Meinung, spräche jedoch nicht für die Botschaft.
Der Preis für die schmutzigste irische Stadt wurde heute von der Anti-Müll-Liga an Tullamore vergeben, dicht gefolgt von Dundalk, Galway, Tallaght, Castlebar und Sligo. Ich kenne die Kriterien der Liga nicht, aber gar so zugemüllt kam mir Galway im letzten Sommer nicht vor. Da bleibt mir nur eines – im nächsten Monat hinfahren und es überprüfen!

Sonntag, 9. Mai 2004

Nach einer telefonischen Warnung entschärften in der vergangenen Nacht Experten der britischen Armee im Stadtzentrum von Derry eine Rohrbombe. Ein Hotel und mehrere Geschäftshäuser wurden evakuiert. Von welcher Seite die Bombe gelegt wurde, ist bislang nicht bekannt.
Der Vorsitzende der größten Partei im nordirischen Parlament Ian Paisley schließt Gespräche seiner DUP mit der Sinn Féin über eine Regierungsbildung aus, solange die IRA nicht alle Waffen zerstört hat. Gleichzeitig warnt er den britischen Premierminister vor einer harten Gegenreaktion, sollte er einen Kompromiss unterhalb dieser Linie eingehen.

Sonnabend, 8. Mai 2004

Die Zahl der weiblichen Gefangenen Irlands hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht und in den Gefängnissen ist kein Zimmer mehr frei. So müssen nach Auskunft des Direktor für das irische Gefängniswesen derzeit vierzig von ihnen auf Kost und Logis in den staatlichen Einrichtungen verzichten und sich mit einer vorübergehenden ‘Freistellung’ abfinden.
Taoiseach Bertie Ahern weist Medienberichte zurück, die Regierung habe im vergangenen Jahr die vorzeitige Entlassung von vier für den Tod eines Polizisten verurteilten IRA-Mitgliedern geplant, um die IRA zu Zugeständnissen zu bewegen, die eine Wiederherstellung der nordirische Exekutive ermöglichten. Allerdings schloss er für die Zukunft einen solchen Deal nicht aus, wenn dieser die völlige Entwaffnung der IRA zu Folge habe.

Freitag, 7. Mai 2004

Seit 1996 wurden Kunden, die bei der AIB-Bank ausländische Devisen tauschten, zu hohe Gebühren berechnet. Ein Softwareproblem und menschlicher Fehler, sagt ein Banksprecher. Der Fehler sei zwar schon vor zwei Jahren einigen Mitarbeitern aufgefallen, doch die Bedeutung ihnen nicht bewusst gewesen. Nach bisher vorliegenden Zahlen hat die Bank von 1996 bis April 2004 14 Mio. € zuviel kassiert. Wirtschaftsministerin Mary Harney fordert sie nun auf, die Kunden ausfindig zu machen und die überhöhten Gebühren zurückzuerstatten.
Die Jeanie Johnston, der Nachbau eines Auswandererschiffs, das in der Mitte des 19. Jahrhunderts 2.500 Auswanderer in die neue Welt brachte, plant nach einer Meldung der Jeanie Johnston Company eine weitere Fahrt über den Atlantik. Doch die Zukunft des Schiffes ist unsicher, sollte die Regierung es nicht erwerben wollen, wird es wohl verkauft werden müssen. Nach dem Abschluss ihrer ersten Fahrt liegt es in Cork Harbour und man weiß nicht so recht, was man damit machen soll. (s.a. 6. Nov. 2003)

Donnerstag, 6. Mai 2004

Verkehrsminister Séamus Brennan gibt die Einsetzung eines Expertenkomitees bekannt, das die Wirtschaftlichkeit der Wiedereröffnung des westlichen Bahnkorridors von Sligo nach Cork untersuchen soll. Das Ergebnis erwartet er in einigen Monaten. (s.a. 13. Feb. 2004)
Im Dubliner Hafen erwartet man heute Abend einen Schiffsveteranen, eines der ältesten noch seetüchtigen Passagierschiffe. Die M.V. Doulos wurde im Jahr 1914 gebaut, zwei Jahre nach dem Untergang der Titanic. Seit 1978 fährt sie mit mehr als eine halbe Million Büchern an Bord als größter schwimmender Buchladen der Welt über die Meere und wird bis zum 16. Mai am Sir John Rogerson’s Quay auf Kunden warten. Eigner des Schiffes ist das Hilfswerk Operation Mobilisation.
Anlässlich der EU-Erweiterung bringt die irische Post eine Briefmarke heraus, auf der Kreta als Zypern ausgewiesen ist. Dies sei kein Fehler, sagt ein Postsprecher, was auf der Marke als Kreta erscheine, sei in Wirklichkeit Zypern. Bei der Gestaltung der Briefmarke habe Zypern nicht in die Perspektive gepasst, so dass man die Insel hätte verschieben müssen. Ob die irische Post auch Briefe in andere Regionen verschiebt, wenn ihr der Auslieferungsbezirk nicht passt?

Mittwoch, 5. Mai 2004

Verkehrsminister Brennan ist sauer und hegt die Vermutung, dass lokale Behörden ihr Recht, auf ihrem Gemeindegebiet die Höchstgeschwindigkeiten auf den Nationalstraßen festzulegen, dazu nutzen, sie bewusst niedrig anzusetzen um anschließend kassieren zu können. Er werde die Geschwindigkeitsbegrenzungen künftig von der National Roads Authority festlegen lassen, wenn die Limits nicht in 43 Regionen heraufgesetzt würden.
Die Gemeinschaft der Barmherzigen Schwestern entschuldigt sich vorbehaltlos bei früheren Insassen ihrer Einrichtungen, denen durch Nonnen des Ordens Leid zugefügt wurde. Die Vorwürfe gehen bis zum Kindesmissbrauch. Am kommenden Montag wird eine ‘Helpline’ für die Opfer eingerichtet. 1996 drangen die Vorwürfe durch eine Dokumentation des irischen Fernsehens erstmals an die Öffentlichkeit.

Dienstag, 4. Mai 2004

Seit vier Tagen besteht die Europäische Union aus 25 Mitgliedsländern. Da ist es interessant, wo Irland im wirtschaftlichen Vergleich steht. Die folgende Tabelle ist sortiert nach dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner.

Land	Bevökerung	BIP pro Kopf	Arbeitslosenquote
Luxemburg	0,4 Mio.	51.240 €	3,7 %
Dänemark	5,4 Mio.	35.020 €	5,6 %
Republik Irland	4,0 Mio.	33.710 €	4,6 %
Schweden	8,9 Mio.	29.650 €	5,6 %
Niederlande	16,2 Mio.	27.880 €	3,8 %
Österreich	8,1 Mio.	27.670 €	4,4 %
Finnland	5,2 Mio.	27.510 €	9,0 %
Großbritannien	59,3 Mio.	26.520 €	5,0 %
Deutschland	82,5 Mio.	25.810 €	9,3 %
Belgien	10,4 Mio.	25.640 €	8,1 %
Frankreich	59,6 Mio.	25.170 €	9,4 %
Italien	57,3 Mio.	22.380 €	8,7 %
Spanien	40,7 Mio.	18.160 €	11,3 %
Zypern	0,8 Mio.	16.840 €	4,4 %
Griechenland	11,0 Mio.	13.950 €	9,3 %
Portugal	10,4 Mio.	12.730 €	6,4 %
Slowenien	2,0 Mio.	12.280 €	6,5 %
Malta	0,4 Mio.	11.330 €	7,8 %
Tschechien	10,2 Mio.	7.720 €	7,8 %
Ungarn	10,1 Mio.	7.120 €	5,8 %
Estland	1,4 Mio.	5.470 €	10,1 %
Slowakei	5,4 Mio.	5.450 €	17,1 %
Polen	38,2 Mio.	4.830 €	19,2 %
Litauen	3,5 Mio.	4.490 €	12,7 %
Lettland	2,3 Mio.	3.760 €	10,5 %

Quelle: Eurostat, Stand 2003

Montag, 3. Mai 2004

Anders als am 1. Mai kommt der Wasserwerfer heute nicht zum Einsatz und friedlich nimmt die Dubliner Reclaim the Streets Party ihren Lauf. Zu einer Percussion Band tanzend versammeln sich mehrere hundert Teilnehmer mit Flaggen und Bannern auf der O’Connell Street und reklamieren am späten Nachmittag die Kreuzung von Talbot und Gardiner Street für sich.
Ich weiß nicht, woher er diesen Glauben nimmt, doch Taoiseach Bertie zeigt sich nach Gesprächen mit dem britischen Premierminister Tony Blair guter Hoffnung, dass die nordirische Exekutive im Oktober ihrer Arbeit wieder aufnehmen kann. Eine Menge Arbeit sei getan worden und man hoffe, im Herbst fertig zu sein. Erforderlich sei natürlich, dass die nordirischen Parteien guten Willens sind. But that’s the problem, meldet sich mein Zweifel, denn hat die DUP, die inzwischen stärkste Partei des Norden, jemals ein Interesse an einem nordirischen Parlament und einer nordirischen Exekutive gehabt?

Sonntag, 2. Mai 2004

Nachdem es bei den gestrigen Feierlichkeiten zur EU-Erweiterung nach einigen friedlich verlaufenen Demonstrationen zu gewaltsamen Ausschreitungen kam, bleiben 26 von 29 arrestierten Personen, darunter zwei Briten, ein Amerikaner und ein Schweizer, vorläufig in Polizeigewahrsam. Zu den Festnahmen kam es, als Globalisierungsgegner versuchten eine Polizeikette zu durchbrechen, um näher an den Amtssitz der irischen Staatspräsidentin im Phoenix Park zu gelangen. Die meisten Demonstranten zerstreuten sich, als sie mit Wasserwerfern in die Innenstadt zurückgetrieben wurden. Alles in allem jedoch verlief der erste Mai in Dublin recht friedlich.

Sonnabend, 1. Mai 2004

Mit einem Feuerwerk begrüßte Irland, das den Ratsvorsitz in der Europäischen Union innehat, in der vergangenen Nacht die zehn neuen Mitgliedsländer. Tausende zog es in den Vorort Sandymount an der Dublin Bay, um von dort aus das Spektakel zu beobachten. Am Abend werden Vertreter aller nunmehr 25 EU-Staaten zu einer Zeremonie am Amtssitz von Staatspräsidentin Mary McAleese im Phoenix Park erwartet.
10 irische Städte haben es übernommen, die 10 neuen Mitgliedsländer mit Straßenfesten und kulturellen Veranstaltungen zu begrüßen: Bray (Zypern), Cork (Slowakei), Drogheda (Lettland), Galway (Estland), Kilkenny (Litauen), Killarney (Tschechische Republik), Letterkenny (Polen), Limerick (Slovenien), Sligo (Ungarn) und Waterford (Malta).
Die erste Demonstration anlässlich des Maifeiertags verläuft friedlich. Am Morgen zieht eine Gruppe von 150 Demonstranten umgeben von einem großen Polizeiaufgebot von den North Quays in die Innenstadt. Bei einen kurzen Halt an der O’Connell Bridge werfen sie 12 Nelken in die Liffey, um anlässlich der Feierlichkeiten zur Aufnahme zehn neuer Staaten in die EU daran zu erinnern, dass in der letzten Zeit 12 Nicht-EU-Bürger beim Versuch nach Irland zu gelangen ihr Leben gelassen haben.
Der Protest richtet sich gegen die Schaffung einer ‘Festung Europa’, insbesondere gegen die Einwanderungspolitik von Justizminister McDowell und das für den 11. Juni geplante, in ihren Augen rassistische Referendum zur irischen Staatsbürgerschaft, mit dem das Recht aller in Irland geborener Kinder auf die irische Staatsbürgerschaft aus der Verfassung gestrichen werden soll. (Siehe dazu auch die Berichte vom 21., 17., 16., 7., 6. und 3. April 2004.)

Nachrichten aus Irland – Mai 2004