Nachrichten aus Irland

November 2004

Zusammengestellt nach Berichten von RTÉ, der Irish Times,
des Irish Independent und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Dienstag, 30. November 2004

Die letzte Tasse Tee ist ausgeschenkt, und die beiden Bewley Cafés in der Grafton und Westmoreland Street haben endgültig ihre Pforten geschlossen. Ein Angebot von Dublins Oberbürgermeister Michael Conaghan, über ein survival package für das Café in der Grafton Street zur reden, wurde in der vergangenen Woche von den Eigentümern zurückgewiesen. Bereits 1986 stand Bewley’s Oriental Cafe kurz vor der Schließung und wurde erst nach Intervention des damaligen Taoiseach Garrett FitzGerald gerettet.
Siehe auch: 19.02.04, 29.10.04, 24.11.04

Montag, 29. November 2004

Taoiseach Bertie Ahern drängt den britischen Premierminister Tony Blair, zügig auf eine Demilitarisierung Nordirlands hinzuarbeiten, um so die Chance zu erhöhen, dass Sinn Féin und DUP zu einer Übereinkunft bezüglich der Wiederherstellung der nordirischen Exekutive kommen.
Go West! fordert der für ländlichen Regionen und Angelegenheiten der Gaeltacht zuständige Minister Ó Cuív die Dubliner auf. Es muss ja nicht gleich Amerika sein, die Grafschaften im Westen des Landes tun es auch. Look West, lautet die heute von ihm ins Leben gerufene Kampagne, schaut nach Westen, dort gibt es mehr Platz, dort ist die Luft besser, die Lebensqualität höher und das Pint im Pub billiger. Finanziert wird die Kampagne von der Western Development Commission (WDC), einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, deren Aufgabe es ist, die Entwicklung der Counties Clare, Galway, Mayo, Sligo, Leitrim, Roscommon and Donegal zu fördern.

Sonntag, 28. November 2004

Sinn Féin Präsident Gerry Adams glaubt, dass sein Gegenpart auf seiten der DUP Ian Paisley zu einen Handel mit seiner Partei bereit sein wird. Die Forderung nach der Entwaffnung der IRA sei jedoch keine Angelegenheit der Sinn Féin, sondern ausschließlich eine der IRA in Zusammenarbeit mit der unter dem Karfreitagsabkommen eingerichteten Entwaffnungskommission. Diese Kommission sei verantwortlich dafür, die Entwaffnung zu verifizieren und zu beaufsichtigen. Wobei die IRA unter den Paramilitärs immerhin die einzige Organisation sei, die mit ihr zusammengearbeitet habe.

Sonnabend, 27. November 2004

Irische Händler dürfen sich nach einer heute veröffentlichten Umfrage auf ein gutes Weihnachtsgeschäft einstellen. Ein knappes Drittel aller Iren will demnach in diesem Jahr mehr als im vergangenen ausgeben, pro Haushalt im Schnitt € 1.270. Womit man in Europa bei durchschnittlich € 725 pro Haushalt die Spitzenposition im weihnachtlichen Konsumrausch einnimmt.
Die katholische Kirche müsse mehr für die Behindertenfreundlichkeit ihrer Einrichtungen tun, so der katholische Erzbischof von Dublin Diarmuid Martin auf einer Veranstaltung des Zentrums für Gehörlose der Society of Vincent de Paul in Dublin. Er wolle als erster eingestehen, dass er die Probleme Behinderter beim Zugang zu kirchlichen Institutionen nicht im Kopf gehabt habe. Die Benachteiligungen von Personen mit Behinderungen seien oft übersehen worden, und man stehe in der Pflicht, sich bei ihnen für die fehlende Sensibilität und Unfähigkeit zuzuhören zu entschuldigen.
In Dublin protestieren einige hundert Menschen gegen den Bau der Autobahn M3 entlang dem Hügel von Tara und fordern die Regierung zum Schutz des Kulturerbes auf. Es liegt an Umweltminister Dick Roche, die Streckenführung zu bestätigen oder zu ändern. (s.a. 10. Oktober 2004).

Freitag, 26. November 2004

Die Weihnachtsfrau in Gestalt von Erziehungsministerin Mary Hanafin besucht die irischen Grundschulen und packt für jede 1.000 € für naturwissenschaftliche Unterrichtsmaterialien aus ihrem Sack. Zudem gibt es eine Kopfprämie von 10 € pro Schüler(in).
Zum ersten Mal in der Geschichte werden in diesem Jahr mehr als 2 Mio. Besucher Nordirland ihre Ehre erweisen, sagt die nordirische Tourismusbehörde nach bislang vorliegenden Zahlen voraus. Also deutlich mehr, als die sechs Grafschaften Einwohner haben. Seit dem Jahr 2000 ist die Besucherzahl damit um 23 % gestiegen.

Donnerstag, 25. November 2004

Zum ersten Mal in der Geschichte Irlands ist der Zigarettenkonsum in diesem Jahr zurückgegangen, und zwar um 17,6 %. Damit fallen auch die Einnahmen aus der Tabaksteuer um € 128 Mio. niedriger aus, als vor einem Jahr im Haushaltsplan angesetzt, was man jedoch ganz gut verkraftet. Für die Regierung ist die Sache ein gesundheitspolitischer Erfolg, den sie auf die letzte Steuererhöhung und auf das Rauchverbot an Arbeitsplätzen inklusive Pubs und Restaurants zurückführt. Eine erneute Steuererhöhung im nächsten Haushaltsplan wird von Finanzminster Cowen nicht ausgeschlossen.
Ein Jahr ist es her, dass in Nordirland gewählt wurde, und immer noch nicht haben sich die Parteien auf eine Regierung einigen können. Dabei werden, glaubt man den Meldungen aus Dublin und London, laufend Fortschritte im Bemühen der Regierungschefs Großbritanniens und Irlands gemacht, die Parteien des Nordens an einen (Regierungs-)Tisch zu bekommen. Und so berichtet Taoiseach Bertie Ahern auch heute von weiteren Fortschritten.
Am 12. November hatten er und der britische Premierminister Tony Blair den Parteien einen Vorschlag unterbreitet, an dem gestern Sinn Féin und DUP in einigen Punkten ernsthafte Bedenken äußerten. Man sei bereits dabei, diese Punkte zu überarbeiten, und werde den Plan erneut vorlegen.
350 Milchbauern setzen ihre Proteste gegen die Kürzung der Abnahmepreise für Milch durch die Kerry Group fort und blockieren die Zufahrt zu Molkerei Dawn in Renmore, Co. Galway. (s.a. 23. November)

Mittwoch, 24. November 2004

In Dublin startet, angeführt von Oberbürgermeister Michael Conaghan, eine Kampagne zur Erhaltung der beiden Bewley Cafés in der Grafton und Westmoreland Street. Dazu vesammelten sich heute morgen, unterstützt durch Schauspieler und Musiker, an die hundert Dubliner vor dem Café in der Grafton Street, um gegen die Schließung zum Monatsende zu protestieren. Die Campbell Bewley Group findet das alles zwar ganz nett, sieht aber wirtschaftlich keine Möglichkeit, die Schließung zurückzunehmen. Rechts ein privates Foto vom Februar 1994 aus dem Café in der Westmoreland Street – besonders ‘overcrowded’ war es eigentlich schon damals nicht. Es gab übrigens auch einmal ein Bewley’s in Galway, gar nicht weit von Kenny’s Bookshop, doch das hatte man ganz schnell wieder dicht gemacht.
Siehe auch: 19.02.04, 29.10.04
Lange hat sich die Regierung lange geziert, doch heute wird sie bei der EU die Anerkennung des Irisch-Gälischen als eine der Arbeitssprachen der Europäischen Union beantragen. In abgeschwächter Form, was bedeutet, dass nicht alle EU-Dokumente ins Gälische übersetzt werden müssen. (s.a. 23.04.2004)

Dienstag, 23. November 2004

Wer sich in Deutschland Kerrygold aufs Brot streicht, ist Kunde der Kerry Group, auf die die irischen Bauern nicht gut zu sprechen sind. Sie will ihnen weniger für ihre Agrarprodukte zahlen und begründet das mit der zunehmenden Konkurrenz aus Nordirland. Das hilft den Bauern wenig, und so versammelten sich heute in Tullamore im County Offlay mehr als 1.000 Milchfarmer, um ihren Unmut über die neuen Abnahmepreise zum Ausdruck zu bringen, die nach Aussage der Betroffenen Einkommenseinbußen von jährlich bis zu 12.000 € bedeuten.
In Loughrea beginnt das Anhörungsverfahren über den Bau einer neuen Schnellstraße zwischen Galway City und Ballinasloe. Nun, ich habe in der Gegend auch schon in einem Dauerstau gehangen; dennoch kommt mir es sehr optimistisch vor, dass sich – wie die Straßenbefürworter sagen – die Fahrzeit zwischen Dublin und Galway durch die 64 neuen Straßenkilometer von fast vier auf gut zwei Stunden reduzieren wird. Rund 180 Bauern, Archäologen und Vertreter von Umweltschutzorganisationen halten gar nichts von dem Plan; die einen sorgen sich um die Zerschneidung ihres Besitzes, die anderen um die Zerstörung von Naturreservaten und archäologisch wertvollem Gelände.

Montag, 22. November 2004

Es ist noch nicht so lange her, da war es in Irland an der Tagesordnung, dass sich Statuen einer Jungfrau bewegten oder sie höchstpersönlich im Nebel oder Regen erschien. Auch ein Wirtschaftsfaktor; ein Weiler im County Mayo hat einer solchen Erscheinung einen internationalen Flugplatz zu verdanken. Inzwischen sind diese Erscheinungen rar geworden und die Folgen unübersehbar: der Anreiz fehlt und irische Teenager geben nichts mehr auf Jungfräulichkeit. Nach einer Studie der Crisis Pregnancy Agency (CPA) halten 14 bis 19-jährige Sekundarschülerinnen und -schüler das Hoch der katholischen Kirche auf Jungfräulichkeit vor der Ehe für zunehmend irrelevant. Die Meinung der Kirche interessiert sie immer weniger. Zeit, dass sich endlich mal wieder etwas bewegt – vielleicht im Nebel am Berg über Kylemore Abbey?

Sonntag, 21. November 2004

Die größte Gewerkschaft des Landes SIPTU (Services, Industrial Professional Technical Union) lehnt eine Privatisierung von Aer Lingus grundsätzlich ab, meldet heute RTÉ. Die zögernde Haltung der Regierung gegenüber der von ihnen geforderten Privatisierung hatte die drei führenden Manager am Dienstag zum Rücktritt veranlasst.

Sonnabend, 20. November 2004

Ein neues Heim für das Flittchen im Whirlpool bzw. Floozie in the Jacuzzi, wie die Dubliner despektierlich den der Göttin ihres Flusses gewidmeten Anna Livia Brunnen nennen. Vor drei Jahren musste dieses Flittchen ihren Platz am Eingang der O’Connell Street, der ihr 1988 anlässlich der Jahrtausendfeier der Stadt zugeteilt worden war, zwecks Bau des 120 m hohen Spire räumen. Etwas länger, nämlich 158 Jahre lang, hatte es die 1808 errichtete Nelsonsäule hier ausgehalten, bis sie dann 1966 vermutlich von der IRA (s.a. 21.09.00) in die Luft gesprengt wurde.
Wie dem auch sei, drei Jahre in einer Kiste zwischengelagert, soll die vom Dubliner Geschäftsmann Michael Smurfit gestiftete Statue in Kürze zu einem Brunnen im Croppy Memorial Garden nahe der Heuston Station umziehen. Ihr Schöpfer, der Bildhauer Eamon O’Doherty, will ihr dabei behilflich sein.
Irlands führende Umweltschutzorganisation An Taisce kündigt an, Rechtsmittel gegen den bereits genehmigten Bau einer Giftmüllverbrennungsanlage bei Cork und einer Müllverbrennungsanlage nahe Duleek im County Meath einzulegen. In Ringaskiddy bei Cork sollen jährlich 100.000 t und bei Duleek 150.000 t Müll verbrannt werden. Die Umweltagentur EPA hatte nach den Baugenehmigungen zugestimmt, nach Meinung von An Taisce jedoch wesentliche Aspekte nicht berücksichtigt. (s.a. 26.05.2003, 16.01.2004 und 18.01.2004)

Freitag, 19. November 2004

20.000 Gastarbeiter benötige Irland pro Jahr, hört man von der Jahrestagung der Irischen Mittelstandsvereinigung im County Meath. Nur so lasse sich das Wirtschaftswachstum sichern. Insbesondere das Bau- und Gaststättengewerbe sowie die Lebensmittelverarbeitung seien auf Gastarbeiter angewiesen.
€ 2,5 Mrd. mehr als im laufenden Jahr will die irische Regierung im kommenden ausgeben, ein Zuwachs um 6 %. Dabei sollen die Ausgaben im Gesundheitsbereich um 9 % und im Erziehungswesen um 8 % steigen. Im laufenden Jahr wird mit einem deutlich geringeren Steuerdefizit als geplant gerechnet, anstatt der vor einem Jahr prognostizierten € 2,8 Mrd. werden es voraussichtlich nur 700 Mio. sein.

Donnerstag, 18. November 2004

Sozialist sein oder nicht sein, das ist hier die Frage. Er sei ein Sozialist, darauf beharrte gestern Taoiseach Bertie Ahern, aber bei Gott nicht ein solcher wie Joe Higgins, der Vorsitzende der Irish Socialist Party und einzige Vertreter seiner Partei im Dáil. Der so angesprochene war ein paar Tage außer Landes gewesen und zeigte sich bei seiner Rückkehr ob des Häuptlings Bemerkung arg verwundert. “Sie können sich vorstellen, Cheann Comhairle”, wandte er sich an den Parlamentspräsidenten, “wie perplex ich war, als ich heimkehrte und meine Garderobe leer fand. Der Taoiseach war eifrig dabei mir die Kleidung zu klauen.”
Dann seien ihm die Worte des Blasketfischers und -schriftstellers Tomas Ó Criomhthain durch den Kopf gegangen, dass es Menschen wie seinesgleichen nie wieder geben werde. “Guter Taoiseach”, habe er gedacht, “also gibt es zwei von unserer Sorte und wir werden gemeinsam untergehen.” Man müsse allerdings, fuhr er fort, schon 2.000 Jahre zurückgehen, um eine solch radikale und schnelle Bekehrung wie bei Bertie zu finden – in die Zeit, als aus einem Saulus noch ein Paulus wurde.
Vor ein paar Tagen verkündete Bildungsministerin Hanafin, die Bildungseinrichtungen des Landes produzierten nicht genügend Lehrer, um die von der Regierung angestrebte Verringerung der Klassenstärken an Grundschulen zu ermöglichen. Dies wundert frisch ausgebildete Lehrer, denen es nicht gelingt eine reguläre Vollzeitstelle zu bekommen. Von denen, die ihr Examen am Trinity College erworben haben, sind es immerhin 20 %.
Dies das Ergebnis einer von den drei Studienkollegs Marino Institute of Education, Froebel College of Education und Church of Ireland College of Education durchgeführten Umfrage. Nach einem dreijährigen Studium an diesen Einrichtungen hat man die volle Lehrberechtigung als Grundschullehrer und kann, wenn man mag, nach einem ergänzenden einjährigen Teilzeitstudium am Trinity College den akademischen Abschluss eines Bachelors erwerben.

Mittwoch, 17. November 2004

‘Cead míle fáilte’, einhunderttausend Willkommen, lautet das Motto der irischen Tourismusbehörde. Außer man ist Asylbewerber, versteht sich. 71 von ihnen, darunter 20 Frauen, wurden letzte Nacht mit einer Chartermaschine von Dublin aus in Richtung ihrer Heimatländer Moldawien und Rumänien deportiert (auch wenn sie diese kaum als Heimat verstehen). Nach Zahlen des irischen Flüchtlingsrates beläuft sich die Gesamtzahl der Deportierten seit 1999 auf 2.145, davon 476 in diesem Jahr.

Dienstag, 16. November 2004

Aer Lingus Generaldirektor Willie Walsh, sein Geschäftsführer Séamus Kearney und Finanzchef Brian Dunne kündigen für kommenden Mai ihren Rücktritt an. Im Juli hatten die drei bei der Regierung um die Genehmigung nachgesucht, die Gesellschaft übernehmen zu dürfen, nach dem Zögern der Regierung den Plan jedoch aufgegeben. Man verspüre ein ‘zunehmendes Unwohlsein’ über die Einstellung der Regierung gegenüber ihren Plänen, lautet die Begründung.
Verkehrsminister Martin Cullen bedauert die heutige Entscheidung und hebt die Verdienste der drei scheidenden Manager hervor, die die am Rande der Pleite stehende Fluggesellschaft in die Gewinnzone zurückgeführt hatten.
Der neue Finanzminister Cowen, bislang für die Außenpolitik zuständig, kündigt an, im Haushaltsansatz für das kommende Jahr großzügig soziale Belange und dabei insbesondere die Bedürfnisse Behinderter zu berücksichtigen.
Nach einem schweren Verkehrsunfall in Kerry, bei dem gestern sein Dienstwagen frontal mit einem von einem amerikanischen Paar aus St. Louis gemieteten Leihwagen zusammenstieß, wird der für die Gaeltacht und ländliche Regionen zuständige Minister Ó Cuív mit einem gebrochenen Handgelenk und einer Schnittwunde aus dem Krankenhaus entlassen. Außer seinem Fahrer und ihm selbst befand sich noch seine Sekretärin im Wagen. Schwer verletzt wurde hingegen das Paar im anderen Fahrzeug, der Mann befindet sich in einem kritischen Zustand.

Montag, 15. November 2004

Der Generalsekretär der Gewerkschaft der irischen Postmeister John Kane sieht schwarz bezüglich der Zukunft vieler kleiner ländlicher Postämter. Zur Zeit gibt es rund 1.400 Postbüros im Lande, doch allein in diesem Jahr sind 65 geschlossen worden und weiter Schließungen stehen an.
Da habe ich dann noch ein ganz persönliches Anliegen: Sollten Sie die N 59 zwischen Clifden und Westport passieren, so biegen Sie doch in Letterfrack mal kurz Richtung Renvyle ab und kaufen Sie bei der netten Postmeisterin linkerhand der Straße (es sind nur ein paar hundert Meter) ein paar Briefmarken, damit zumindest dieses Postamt erhalten bleibt. Denn von ihr bekam ich in den letzten Jahren stets die besten Wettervorhersagen und möchte sie auch im kommenden Juni nicht missen.

Sonntag, 14. November 2004

Der katholische Pfarrgemeinderat von Connemaras inoffizieller Hauptstadt Clifden sowie der Gemeindepriester Father James Ronayne haben bei An Bord Pleanála Einspruch gegen den vom Galway County Council genehmigten Bau von 20 Häusern und Apartments an der Wesport Road neben ihrer Kirche eingelegt. Auch viele andere sind mit dem Bau nicht einverstanden, der, so meinen sie, einen der schönsten Ausblicke von der Sky Road auf die Stadt zerstören und sich beim Blick vom Berg herab zwischen die protestantische und katholische Kirche (rechter Kirchtum im Foto) schieben würde. Bauherr ist Pádraic Flaherty, der bereits an anderer Stelle 50 Häuser hat errichten lassen.
Nordirlands größte paramilitärische Organisation, die loyalistische Ulster Defence Association (UDA), hat angekündigt alle Gewalt zu beenden und auf eine völlige Entwaffnung hinzuarbeiten.

Sonnabend, 13. November 2004

Séamus Gill, ein führender irischer Silberschmied, erhält auf der alljährlichen Kunstausstellung des Philadelphia Museum of Art den Overall Award for Excellence für Metallarbeiten. Es war das erste Mal in der Geschichte der Ausstellung, dass ein ausländischer Gastkünstler einen Overall Award erhielt. Seine Ausbildung hatte Herr Gill in Kilkenny und Belfast sowie am NCAD in Dublin erhalten.
Proletarier aller Länder vereinigt euch, Sozialisten, wo gibt es euch noch? Hier, ertönt ein Ruf aus Irland! “Ich bin einer der wenigen verbliebenen Sozialisten”, teilt uns der irische Regierungschef Bertie Ahern anlässlich des 10. Jahrestages seiner Wahl zum Chef der seit 72 Jahren stärksten irischen Partei Fianna Fáil (Krieger Irlands) mit.
Proletarier aller Länder vereinigt euch? Da macht dann auch die Forderung der Young Fine Gael, die Jugendorganisation der seit 72 Jahren zweitstärksten Partei Irlands, Sinn. Mehrwertsteuerbefreiung für Kondome und kostenlose Ausgabe von Kondomen an Studenten, lautet sie.

Freitag, 12. November 2004

Die irische und britische Regierung haben den nordirischen Parteien einen ihrer Meinung nach ausgewogenen und die Interessen aller Seiten berücksichtigenden Plan zur Wiederherstellung der politischen Institutionen Nordirlands vorgelegt. Doch vermutlich wird sich auch diesmal der Vorsitzende der DUP Ian Paisley querstellen. Das scheinen auch die beiden Regierungen für nicht unwahrscheinlich zu halten und deuten für diesen Fall die Möglichkeit einer Volksabstimmung an.
Die Regierung sollte Lehrern an Privatschulen, die von den Eltern Schulgeld erheben, kein Gehalt mehr zahlen, fordert die Lehrergewerkschaft TUI. € 85 Mio. bringe der Staat jährlich dafür auf, und man müsse sich fragen ob es gerecht sei, wenn die Gesellschaft auf diese Weise Schulen subventioniere, deren Besuch sich viele aus der Gesellschaft nicht leisten könnten. Sinnvoller sei, das Geld in öffentliche Schulen zu stecken. Der frühere Erziehungsminister Dempsey hält den Vorschlag für bedenkenswert, erwartet aber erheblichen Protest von den katholischen Orden und den Progressive Democrats, die sich als die Partei irischen Liberalen verstehen.

Donnerstag, 11. November 2004

Der palästinensische Präsident Yasser Arafat ist tot, für die einen ein Terrorist, für die anderen ein Freiheitskämpfer. Und so sieht das der irische Häuptling Bertie Ahern: “Ein großer Führer und ein großer Mann. [...] Für mich war Präsident Arafat ein Freund Irlands, und in der Tat ein persönlicher Freund. Ich erinnere mich an viele Begegnungen der letzten Jahre, so auch an die während meines Besuchs in Gaza im Jahr 1998, als so viele Gründe Anlass zu Optimismus gaben, dass eine 2-Staaten-Lösung real würde. [...] Es ist wahrscheinlich der tragischste Aspekt an seinem Tod, dass er die Verwirklichung seines Ziels um einen Palästinenserstaat nicht mehr erlebt.” (s.a. 03.05.1999 und 29.03.2002)
Mit hoher Wahrscheinlichkeit, teilt Gesundheitsminister Brian Lenihan dem irischen Parlament mit, sei der in Dublin an vCJD (Variante der Rinderseuche BSE) erkrankte junge Mann durch den Verzehr von importiertem britischen Rindfleisch infiziert worden. Wegen der langen Inkubationszeit gehe er davon aus, dass die Ansteckung vor den 1996 eingeleiteten strikten Kontrollen erfolgt sei.

Mittwoch, 10. November 2004

Taoiseach Bertie Ahern versichert dem Parlament, die Iren müssten keine Angst haben Rindfleisch zu essen. Die staatlichen Kontrollen seien angemessen. Nun, in einem Dubliner Krankenhaus liegt ein junger Mann in den Zwanzigern, der an vCJD, der menschlichen Variante der Rinderkrankheit BSE, erkrankt ist. Eine Krankheit, die zwangsläufig zum Tod führt. Wenn man davon ausgehe, sagen die Ärzte, dass die Übertragung weder durch eine Operation noch eine Blutübertragung erfolgt sei, sei so gut wie sicher Rindfleischverzehr die Ursache. Der erste Fall in Irland dieser Art. Insgesamt jedoch, wird hinzugefügt, sei die die Gefahr sich durch Rindfleischverzehr anzustecken, zu vernachlässigen. Sehr tröstlich – oder? Dann mal ran an die Burgers!
Ein zweitägiger wilder Streik der Fahrer von Bus Éireann im Großraum Galway wird am Abend (vorläufig) beendet. Bis zu 5.000 Reisende waren betroffen, die Überlandverbindungen nach Dublin, Limerick, Shannon Airport, Sligo und Ballina fielen aus. Der Grund des Streiks: Kürzlich wurde die Busverbindung Galway-London eingestellt, und die Busfahrer streikten für vier betroffene Kollegen, die mit ihrer Versetzung und den neuen Dienstplänen nicht einverstanden waren.

Dienstag, 9. November 2004

Der High Court lässt die Klage eines lesbischen irischen Paars gegen den Staat zu, mit der dieses die steuerliche Gleichbehandlung mit anderen verheirateten Paaren einklagt. Die beiden Frauen hatten im September in Kanada geheiratet und daheim in Irland die Heiratsurkunde vorgelegt. ... Doch sorry, jetzt habe ich keine Zeit mehr für weitere Nachrichten. Muss mir den Film Yu Ming is ainm dom (siehe gestern) anschauen.
22.03 Uhr. Ein toller 15-Minuten-Film. Zum Inhalt: Kein Mensch versteht in Dublin den Chinesen Yu Ming, der sich für seine Irlandreise die offizielle Landessprache Gälisch beigebracht hatte. Und als er dann in einem Pub auf einen älteren Mann trifft, der die erste Sprache des Landes beherrscht, meint der Barmann zu seinem Kollegen: “Hätte nie gedacht, das Paddy (der gälisch sprechende Ire) Chinesisch kann.” Schlusssequenz: Yu Ming steht in der Connemara Gaeltacht hinter dem Tresen einer Bar und begrüßt die Pubnasen mit Fáilte go Chonamara (Willkommen in Connemara). Weiß jemand, ob es diesen Film irgendwo auf DVD gibt?

Montag, 8. November 2004

‘From Bantry Bay up to Derry Quay ...’, nur selten war die Chance in Irland das Nordlicht zu sehen so gut wie heute Nacht. Also raus vor die Pubtüren! Die sonst eher in arktischen und antarktischen Gefilden zu beobachtende Aurora Borealis entsteht durch ein Zusammenwirken des Sonnenwindes und des Magnetfeldes der Erde in der oberen Atmosphäre, wenn ich die Sache richtig nicht verstehe. Nur einmal habe ich andeutungsweise dergleichen gesehen, das war im letzten Jahr um diese Zeit, wenngleich nicht in Irland, sondern an Deck eines Schiffes bei den Lofoten.
Ein Durchbruch im nordirischen Friedensprozess sei noch nie so nahe wie jetzt gewesen, deutet Taoiseach Bertie Ahern an, und es wäre eine Riesentragödie, wenn die Chance nicht genutzt würde. Seine Sorge sei, dass manch ein Parteistratege die Sache nur mit spitzen Fingern anfasse. Eine völlige Fehleinschätzung, meint der Regierungschef, was solle im Jahr 2006 leichter sein?
Yu Ming is ainm dom – ich heiße Yu Ming. Ein preisgekrönter Kurzfilm morgen um 21.45 Uhr auf 3sat. Der Plot von der Website des Senders:
Der junge Chinese Yu Ming möchte seinem eintönigen Leben entfliehen und die Welt bereisen. Per Zufallsgenerator sucht er sich als Reiseziel Irland aus. In einem alten Lexikon liest er, dass die Landessprache Irlands Gälisch sei. Fortan steckt er alle Energie in das Erlernen der neuen Sprache. In Dublin angekommen findet er sich dank seiner Gälisch-Kenntnisse auch gut zurecht, solange er Schilder lesen kann. Doch als er auf die ersten Menschen trifft, kann ihn keiner verstehen. Erst als er in einem Pub einen alten Herrn kennen lernt, zeigt sich dieser tief beeindruckt von den Sprachkenntnissen Yu Mings und empfiehlt ihm, sein Glück in Connemara zu suchen.

Sonntag, 7. November 2004

Was London mit seinem Speaker’s Corner im Hyde Park hat, gibt es nun auch in Dublin. Dublin hat eine neue Attraktion, lese ich heute im Hamburger Abendblatt, den Speaker’s Corner auf dem Temple Bar Square, wo sonntags jedermann dem werten Publikum seine Meinung vortragen kann. Zuvor muss der Redner seinen Namen auf eine Schiefertafel schreiben, dann geht es der Reihe nach.

Sonnabend, 6. November 2004

Die Regierungen der Republik Irland und Großbritanniens sind es leid, auf eine Einigung zwischen den nordirischen Parteien zu warten und dabei, einen Stufenplan zur Wiederherstellung der politischen Institutionen Nordirlands zu erarbeiten, berichtet heute die Irish Times. Im Gegenzug zu einem Versprechen der IRA, ihre Waffen zu zerstören und den Krieg ein für allemal zu beenden, könne der Prozess im Frühjahr abgeschlossen sein.
Eine halbe Million Euro für ein öffentliches Superklo im Bischofsstädtchen Tuam im Co. Galway. Ein solches Angebot für den Bau eines 6 x 6 Quadratfuß großes, stilles, wartungsfreies und sich selbst reinigendes High-Tech-Örtchen wurde den Stadtvätern in dieser Woche unterbreitet. Und zeigen sie sich auch geschockt, so fordern sie doch den Galway County Council auf, die Sache weiterzuverfolgen, denn es sei ein Unding, dass eine Stadt wie Tuam keine öffentliche Toilette aufweisen könne. Immerhin wetterte hier einst der große Daniel O’Connell vor 300.000 Zuhörern gegen die Union mit England. Wie diese wohl damals ihre Bedürfnisse ...

Freitag, 5. November 2004

Justizminister Michael McDowell hält es nicht für mit Recht & Gesetz vereinbar, doch Richter John Neilan vom Bezirksgericht zu Mullingar zeigt sich unbeeindruckt: Er werde künftig jeden Autofahrer, der wegen Promille im Blut vor seinem Richterstuhl erscheine, für sieben Tage ins Gefängnis stecken. Seinen Kritikern empfiehlt er einen Besuch bei Angehörigen von Mitmenschen, die durch betrunkene Autofahrer getötet wurden.
Die offizielle Arbeitslosenrate in Irland ging im Oktober geringfügig zurück und liegt nun bei 4,4 %. Insgesamt bekamen im letzten Monat 162.100 Iren staatliche Unterstützungsleistungen.

Donnerstag, 4. November 2004

Aus Nordirland kommt der dritte Bericht der IMC, einer unabhängigen Kommission zur Überwachung der paramilitärischen Aktivitäten im Lande. Gewaltaktionen und kriminelle Aktivitäten der IRA sind nach ihm deutlich zurückgegangen, wenngleich es keine Anzeichen dafür gebe, dass die IRA sich ‘abwickele’. Auf loyalistischer Seite hingegen sei die Gewalt durch die Paramilitärs der Ulster Defence Association und Ulster Volunteer Force deutlich gestiegen und die UVF im letzten halben Jahr für zwei von vier Morden in der paramilitärischen Szene verantwortlich
Selbständige Briefträger gesucht, so stellt sich das die defizitäre irische Post (operativer Verlust in diesem Jahr voraussichtlich € 30 Mio.) in ländlichen Regionen vor. Diese sollen mit selbstfinanziertem Fahrzeug meilenweit über Land fahren und die Post für ein paar Cent in entlegene Gebiete bringen.

Mittwoch, 3. November 2004

Die irische Anti-Kriegsbewegung zeigt sich enttäuscht über den sich abzeichnenden Wahlsieg des amtierenden amerikanischen Präsidenten George W. Bush bei den gestrigen Präsidentschaftswahlen in den USA. Er werde zu einer weiteren blutigen Eskalation im Irak führen, so ihr Vorsitzender Richard Boyd Barrett. Für morgen ist eine Demonstration vor der amerikanischen Botschaft in Dublin geplant.
Und der irische Häuptling? Taoiseach Bertie Ahern übermittelt Herrn Bush seine allerherzlichsten Glückwünsche und wünscht ihm viel Erfolg dabei, sich den kommenden Herausforderungen zu stellen. Er freue sich über den Sieg von Herrn Bush, da die Steuerpläne von Senator Kerry Irland, in dem viele multinationale US-Konzerne Niederlassungen haben, ökonomischen Schaden hätte bringen können. Mit der Bush-Administration sei man auf der besseren Seite.
80 % aller Behinderten Irlands sind arbeitslos, glaubt man Enable Ireland, während die Arbeitslosenrate in der Gesamtbevölkerung unter 5 % liegt. Dies muss nicht sein, und so fordert ihre Sprecherin Siobhán Long die Arbeitgeber auf, die Möglichkeiten moderner Techniken zu nutzen, um behinderte Menschen in das Arbeitsleben einzugliedern. Dies sei keine Frage des Geldes.

Dienstag, 2. November 2004

Dass sich eine Regierung mit schöner Regelmäßigkeit bei ihrem Haushaltsansatz verschätzt, kennt man auch aus Deutschland. Nur die Richtung ist unterschiedlich. So hat man in Irland in den ersten zehn Monaten des Jahres 1,8 Mrd. Euro mehr eingenommen, als angesetzt, und 1,35 € weniger als geplant ausgegeben. Die für dieses Jahr vorgesehene Kreditaufnahme reduziert sich damit um mehr als 3 Mrd. €.
Auf einem 70 Meter hohem Kran an der Balgaddy Road in Dublin protestieren seit acht Uhr in der Früh drei Zimmerleute gegen ihre Entlassung und ausstehende Gehaltszahlungen. Die Arbeiten auf der Baustelle wurden inzwischen eingestellt.

Montag, 1. November 2004

Volksvertreter im County Mayo sind besorgt über das Vorhaben, in Killala Europas erste Recyclinganlage für Asbest zu errichten. Irish Environmental Processes (IEP) Ltd., nennt sich die Firma, die die Anlage bauen will. Zehn Millionen Euro sollen investiert und dreißig Arbeitsplätze geschaffen werden. Heute Abend um neun findet eine öffentliche Anhörung statt.
Die Einwohner Killalas würden das Vorhaben in jeder Weise bekämpfen, verkündet der Fine Gael Abgeordnete Jalrath Munnelly, und der unabhängige Abgeordnete Dr. Jerry Cowely vermutet nach einem Blick auf die Website von IEP, dass in Killala auch radioaktiver und anderer Giftmüll verarbeitet werden soll.

Nachrichten aus Irland – November 2004