Nachrichten aus Irland

Oktober 2004

Zusammengestellt nach Berichten von RTÉ, der Irish Times,
des Irish Independent und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Sonntag, 31. Oktober 2004

• Eine gruselige Halloween-Nacht wünscht wieder einmal Boo! Habe ich je von seiner Herkunft berichtet? Vielleicht ist heute Nacht der richtige Zeitpunkt dafür. Wir trafen ihn einst im Dunnes Store zu Galway, in einer Kiste mit anderen grimmig aussehenden Halloween-Gespenstern. Irgendwie hatten wir den Eindruck, dass er sich vor den schrecklichen Gestalten gruselte, und schnell entschied er sich seine Totenkopf-Kollegen zu verlassen und mitzukommen.

  Nachdem er sich bei uns im Cottage eingerichtet hatte, fragten wir ihn neugierig, wie lange man auf so eine Gespensterschule gehen müsse. Er sei immerhin ein halbes Jahr in die erste Klasse der National Ghost School gegangen, erklärte er stolz. Zugegeben, seine Noten in Grimmig Aussehen und Angst und Schrecken verbreiten seien nicht berauschend gewesen, aber seine große Stärke sei es, die Wohnung durcheinander und Sachen wegzuspuken, die man erst nach Wochen wiederfände. Wenn überhaupt! Im Dunkeln habe er allerdings ein bisschen Angst vor dem Spuken, doch am Tag sei er der beste Spuker weit und breit.

  Und dann ging die Spukerei in unserem Cottage los. Noch heute ist er stolz darauf, dass es ihm immer wieder gelang die Haustür offen zu spuken, während es ums Haus herum heulte. Zuerst hatten wir geglaubt, der Wind würde heulen und das Türschloss sei kaputt, bis Boo! uns verriet, dass er am Spuken sei. Später übte er auch nachts. Schon immer hatten wir uns gefragt, warum die Leute gegenüber erst nachts um eins aus dem Paddy Coyne’s kamen, wo doch bereits um Mitternacht Sperrstunde war. Das liege daran, erklärte Boo!, dass er gegen Mittenacht so schrecklich vor der Tür spuken würde, dass sich keiner aus dem Pub traue. Als er jedoch begann, immer wieder die Whiskeyflasche auf dem Kaminsims leerzuspuken, war Schluss mit lustig. Da schickten wir ihn zu Lola, und seither beschäftigt er sich damit, ihr Kinderzimmer durcheinander zu spuken. Lola macht es nichts aus und hat sich ihm auch farblich angepasst . . .

Sonnabend, 30. Oktober 2004

• Mehr als 1.500 Menschen protestieren am Nachmittag in Belfast gegen den Rassismus. Während in den letzten 12 Monaten die Kriminalitätsrate insgesamt gefallen ist, stieg die Zahl der Übergriffe auf ethnischen Minderheiten deutlich an. Wenigstens fünf solche Attacken pro Woche sind nach Auskunft des Sprechers des Anti-Racism Network derzeit in Belfast zu verzeichnen. Der Rassismus müsse ausgemerzt werden, ehe er völlig außer Kontrolle gerate.

  Die Route des einstündigen Protestzuges verlief vom Art College zur City Hall. Neben Politikern aller Parteien und Gewerkschaftsgruppen nahmen Vertreter der Minderheitengruppen wie der Chinese Welfare Association, der Belfast Jewish Community, des Indian Community Centre sowie des Belfast Islamic Centre an ihm teil.

• Wieder einmal eine Deadline. Bis zum 25. November sollen sich die Parteien Nordirlands auf die Wiederherstellung der nordirischen Exekutive einigen, ansonsten würden die irische und britische Regierung die Sache in die Hand nehmen und von sich aus einen Vorschlag zur Implementierung des Karfreitagabkommens präsentieren, verkündet heute Taoiseach Bertie Ahern.

Freitag, 29. Oktober 2004

• Bei Bewley’s in Dublin eine Tasse Tee trinken ... das wird man sich wohl abgewöhnen müssen. Seit Februar wurde darüber gemunkelt und nun ist es amtlich: Zum 1. Dezember werden mit Bewley’s Oriental Café in der Grafton Street und Bewley’s in der Westmoreland Street zwei der ältesten und bekanntesten Cafés Dublins geschlossen. Dürfen die das überhaupt? Gehören die nicht zum Weltkulturerbe. Ist denn keiner da, der die UNESCO auf den Plan ruft?

  Im frühen 19. Jahrhundert startete Bewley’s den Import von Tee und Kaffee und eröffnete vor nun 110 Jahren in der George’s Street sein erstes Oriental Café. 1986 war die Gesellschaft dann so gut wie pleite und wurde von ihrem heutigen Chef Patrick Campbell gerettet. Trotz hoher Investitionen und Neumöblierung machten die beiden Cafés seit 1996 einen Verlust in Höhe von rund € 4 Mio., so dass Herr Campbell gestern verkündete, man könne sie nicht länger mit den anderen Aktivitäten der Firma subventionieren und werde sie schließen. Als Grund macht er steigende Versicherungsprämien, Mieterhöhungen, die zunehmende Beliebtheit der kleineren Cafés und das Rauchverbot* aus. 234 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz, zwei Drittel davon sind ausländische Beschäftigte. (s.a. 19.02.04)

  * welches es im Februar, als die Schließung bereits angedeutet wurde, noch gar nicht gab.

Donnerstag, 28. Oktober 2004

• Notstandsplan für Dublin in Kraft! Corks City drei Fuß unter Wasser! 3.000 Haushalte stundenlang ohne elektrischen Strom! Warnung vor Überflutungen in Limerick! Fähre nach Holyhead gecancelt! The same procedure as every autumn, das gleiche wie in jedem irischen Herbst.
• 57 % der irischen Priester sprechen sich nach einer im Irish Catholic veröffentlichten Umfrage gegen das Zwangszölibat in der katholischen Kirche aus. Ein anonymer Fragebogen wurde an 2.832 Priester der 26 katholischen Diözesen Irlands geschickt und gut 1.300 kamen ausgefüllt zurück. 59 % derjenigen, die den Fragebogen ausfüllten, waren über 55 Jahre alt. Die meisten glauben, die Kirche habe sich nicht hinreichend fortentwickelt und die Rolle der Frau werde nicht genügend gewürdigt.

Mittwoch, 27. Oktober 2004

• Die irische Zentralbank sagt auf der grünen Insel für dieses ein Jahr wirtschaftliches Wachstum von 4,5 % voraus, für das kommende eines von 5,0 %. Es gebe jedoch unberechenbare Risiken, insbesondere ob der Preise auf dem Öl- und Rohstoffmarkt. Die jährliche Inflationsrate werde am Jahresende bei voraussichtlich 2,25 % liegen und im kommenden auf 3 % ansteigen.
• Vor der irischen Planungsbehörde An Bord Pleanála beginnt die Anhörung gegen den Bau von 48 Appartements auf dem Gelände des vor 80 Jahren geschlossenen historischen Gefängnisses von Kilmainham zu Dublin, in dem so manch ein Freiheitskämpfer sein Leben beendete. Auch der Dubliner Oberbürgermeister Michael Conaghan gehört zu den Gegner des Projekts, das der Dubliner Stadtrat bewilligt hatte.
• On Grafton Street in November we tripped lightly along the ledge ..., so beginnt die zweite Strophe eines Gedichtes von Patrick Kavanagh, an dessen hundertsten Geburtstag vor einigen Tagen erinnert wurde. Um 46 % stiegen hier im vergangenen Jahr nach einem heute vom irischen Rundfunk RTÉ veröffentlichten Bericht die Ladenmieten, womit sie nach der New Yorker Fifth Avenue, dem Pariser Champs Elysees, Hong Kongs Causeway Bay und Londons Oxford Street auf Rang fünf der teuersten Straßen der Welt liegt.

Dienstag, 26. Oktober 2004

• Saure-Gurken-Zeit bei den Nachrichten. Saure Gurken im Oktober? Nun, in Irland gehen die Uhren seit altersher etwas anders. Also, was haben wir denn heute:

  Beginnend bei der großen Politik, äußert der britische Premierminister Tony Blair ein weiteres Mal seine Überzeugung, eine Übereinkunft zur Wiederherstellung der nordirischen Regionalregierung könne in absehbarer Zeit erreicht werden. Wie schon letzten Monat, wie schon letztes Jahr, wie schon ... Dann die Forderung der irischen Arbeiterpartei nach einer Mindeststeuer. Dies klingt auf den ersten Blick etwas komisch für eine Partei der Arbeiter, ist jedoch nach der Veröffentlichung vom letzten Freitag, nach der einige Einkommensmillionäre des Landes ganz legal nicht einen Cent Steuern zahlten, nachvollziehbar.

  Am vergangenen Bank Holiday Weekend gab es dann wieder sechs Tote im Straßenverkehr, wohingegen ein Unfall bei der im Sommer in Betrieb gegangenen Dubliner Straßenbahn Luas glimpflich ausging. Wie die bislang vorhergegangenen, und auch wenn dies nicht für alle Zeiten garantiert werden kann, fahre ich in Dublin lieber Straßenbahn als Auto.

Montag, 25. Oktober 2004

• Zum ersten Mal, seit er Chef der Konservativen wurde, besuchte der britische Oppositionsführer Michael Howard die nordirische Hauptstadt. Seine Botschaft dürfte Ian Paisley und die DUP freuen: Sollte seine Partei nach den nächsten Unterhauswahlen an die Regierung kommen, so Herr Howard, werde sie bezüglich Nordirland ‘weder heimlich noch auf sonst eine Art und Weise’ einen Vorstoß in Richtung auf gemeinsame Behörden oder eine geteilte Souveränität mit der Republik unternehmen. Nichtsdestotrotz, versteht sich, strebe man die freundlichsten Beziehungen und die engste Zusammenarbeit mit der Republik Irland an.

Sonntag, 24. Oktober 2004

• Ein Lachs aus der Sieg bei St. Augustin ist Fischern an der Westküste Irlands ins Netz gegangen, berichtet an diesem Wochenende stolz die nordrhein-westfälische Umweltministerin Bärbel Höhn. Vor drei Jahren war der markierte Junglachs an der Bröl, einem Zufluss der Sieg, ausgesetzt worden. Nur trieb ihn die Nahrungssuche an die irische Westküste – um dort selbst zu Nahrung zu werden.

Sonnabend, 23. Oktober 2004

• Straßenbau und Kulturerbe harmonieren nur selten. Auf dem Hügel von Tara protestierten unlängst die Umweltschützer, und nun geht es um eine geplante Umgehungsstraße in Waterford, die, wie man inzwischen herausgefunden hat, bei Woodstown über eine alte Wikingersiedlung führen würde.

  Bislang ist man mit Wikingersiedlungen nicht immer zimperlich umgegangen, hat seinerzeit den Beton für die Dubliner Stadtverwaltung in die älteste von ihnen gegossen. Eine Anwältin namens Mary Robinson, von der man später mehr hören sollte, hatte damals die Kläger gegen das Projekt – wenngleich erfolglos – vertreten. Doch das ist Geschichte. In Waterford scheinen die Gegner der Zerstörung des Kulturerbes etwas bessere Karten zu haben. Wie man hört, bereitet die nationale Straßenbaubehörde bereits einen Alternativplan vor, doch zunächst einmal ist Umweltminister Roche am Zug.

• In Kerry ist es umgekehrt, hier klagen die Behörden gegen ein privates Projekt, gegen die Betreiber eines Steinbruchs am Gipfel des Moll’s Gab am Ring of Kerry, der den landschaftlichen Charakter zerstöre. Und die Touristen vertreiben könnte, bleibt hinzuzufügen.

  Den Steinbruch gibt es schon seit einem halben Jahrhundert, und der Antrag des County Councils lief darauf hinaus, die Betreiber zur Einstellung des Abbaus und Restaurierung des Areals zu verpflichten. Dem kam das Kreisgericht nicht nach, doch immerhin urteilte es, den Gesteinsabbau auf die Tonnage des Jahres 1964 zurückzufahren, was einer Halbierung der gegenwärtigen Menge betrifft.

Freitag, 22. Oktober 2004

• Ein paar Zahlen, die heute die finanzpolitische Sprecherin der Labour Party Joan Burton nach Daten des Finanzministeriums präsentierte. Nach ihnen gingen im Jahr 2001 253 Iren mit einem Einkommen von über 100.000 Euro steuerfrei aus, wobei bei elf von ihnen mehr als 1 Mio. auf ihren Konten verbuchen konnten. Etwas, was der normale Steuerzahler wohl kaum verstehe, wenn er auf einem fahrbaren Bett in einem Krankenhausgang liege, weil kein Zimmer mehr frei sei. Dringend erforderlich sei daher eine Steuerreform, um Schlupflöcher im System zu schließen.
• Mehr als drei Viertel aller Medizinstudenten wollen nach ihrem Examen im Ausland arbeiten, zeigt eine gleichfalls heute veröffentlichte Studie. Und der Anteil steigt.

Donnerstag, 21. Oktober 2004

• On Raglan Road of an autumn day ... Viele kennen dieses Lied, doch nur wenige wissen, wer es schrieb: Patrick Kavanagh, der Poet aus dem County Monaghan. Heute wäre er 100 Jahre alt geworden. Bereits am vergangenen Wochenende kamen einige der bekanntesten Dichter Irlands im Gate Theatre zusammen und lasen aus seinen Werken.

  The Green Fool, der grüne Narr, lautet der Titel seiner 1938 erschienenen Autobiographie, und wie es sich für ein gutes Buch gehört, wurde es nach einer Verleumdungsklage im eigenen Land nicht veröffentlicht. Eine Autobiografie, schrieb ein Rezensent, die ein faszinierendes Bild eines jungen Mannes in einer patriarchalischen Gesellschaft malt und die Essenz des irischen Landlebens einfängt. Wir lesen von Märkten auf dem Lande, Hochzeiten, Tänzen, Nacht-und-Nebel-Expeditionen, von denen Fischereiaufseher nichts wissen durften, politischen Banditentums und religiösen Pilgerfahrten – einer der wenigen authentischen Berichte des Lebens in Irland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Patrick Kavanagh starb am 30. November 1967 und heute Nachmittag wird sein Geburtstag offiziell in Dublins City Hall begangen.

Mittwoch, 20. Oktober 2004

• Irland am Rande einer Umweltkatastrophe? Dies meinen die Friend of the Earth, die Freunde der Erde, zu denen sich auch der deutsche BUND zählt. Heute eröffnen sie in Irland eine Zweigstelle und weisen darauf hin, dass das Land nach dem Koyoto-Protokoll bis 2010 13% seiner Energie aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen hat und heute gerade einmal bei 2% angekommen ist.

  Erneuerbar dürften wohl kaum die Torfreserven des Landes sein. Die beiden Torfkraftwerke verbrennen pro Jahr die Fläche von 2.000 Fußballfeldern. Darüber hinaus gibt es nirgendwo sonst in der EU pro Kopf der Bevölkerung so viele Umweltklagen wie in Irland, sagt der stellvertretende Vorsitzende von Friends of the Earth International Tony Juniper.

Dienstag, 19. Oktober 2004

• Und wieder einmal gehen die Gespräche zur Wiederherstellung der nordirischen Regierung in ‘ihre kritische Phase’. Sowohl der neue irische Außenminister Dermot Ahern als auch der britische Nordirlandsekretär Paul Murphy nähren Spekulationen, dass ein politischer Durchbruch in den kommenden zwei Wochen möglich sei.
• Nach der heutigen Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes in Luxemburg darf Großbritannien der Chinesin Man Levette Chen und ihrer in Belfast geborenen Tochter Kunqian Catherine Zhu das dauerhafte Aufenthaltsrecht nicht verweigern. Da sie in Belfast geboren wurde, hat die inzwischen vier Jahre alte Catherine die irische Staatsbürgerschaft und somit das Recht, sich in in jedem EU-Land niederzulassen. Die Familie lebt zur Zeit in Cardiff. (s.a. 3. April 2004)
• Filmfestivals gibt es nicht nur in Cannes, Venedig und Berlin, sondern auch in Kerry. 124 Filme werden in den kommenden Tagen auf dem gestern Abend vom Minister für Kunst, Sport und Tourismus O’Donoghue eröffneten Samhlaíocht Film Festival gezeigt und 2.000 Besucher erwartet. Zwanzig Filme stammen aus Kerry selbst, so über den heiligen Brendan, der, wie jeder Ire weiß im 6. Jahrhundert Amerika entdeckte. Eine Filmnacht ist dem in diesem Jahr verstorbenen Filmemacher Tadgh Ó Coileáin gewidmet, im Blasket Heritage Centre zu Dunquin, versteht sich. Was gibt es sonst noch? Schauen Sie selbst, sollten Sie in Kerry weilen. Beendet wird die Veranstaltung am kommenden Sonntag mit Charlie is my Darling, die irische Erstaufführung eines Film über eine Tournee der Rolling Stones über die grüne Insel im Jahre 1965.

Montag, 18. Oktober 2004

• Die Kinder am Westrand von Tallaght, dem südwestlichem Vorort Dublins. Rund 21.000 Einwohner hat Tallaght West, und 90 % der Kinder dort leben nach einer am Wochenende veröffentlichten Untersuchung* in Angst vor Verbrechen und sozialer Gewalt. Ein verheerendes Bild von Armut, Entbehrung und sozialem Ausschluss wird in der Studie aufgezeigt. Mehr als ein Viertel der Wohnungen sind unzureichend geheizt, und fast ein Drittel aller Eltern bekunden, ihr Umfeld sei ungeeignet um Kinder aufzuziehen.

  * Durchgeführt von lokalen Initiativen und der britischen Dartington Social Research Unit mit finanzieller Unterstützung durch Atlantic Philanthropies, einer Organisation, hinter der der amerikanische Milliardär Chuck Feeney steht.

Sonntag, 17. Oktober 2004

• “Ich habe nichts zu verzollem, außer mein Genie.” Heute vor 150 Jahren wurde das Genie, das sich einem amerikanischen Zollbeamten gegenüber so äußerte, im Haus Nr. 21 an Dublins Westland Row als Oscar Fingal O’Flahertie Wills Wilde geboren. Ein Ästhet, Schriftsteller und Dramatiker, geistreich wie kaum einer seiner Zeit. “Ich habe nie zuvor einen Menschen in so vollkommenen Sätzen sprechen hören”, sagte Irlands erster Nobelpreisträger William Butler Yeats über ihn, “als ob er alle des Nachts geschrieben hätte, und doch kamen sie ganz spontan.”

  Ein umjubelter Autor der Londoner Gesellschaft mit tragischem Ende. Nur drei Monate nach der gefeierten Premiere von The Importance of Being Earnest 1895 wegen Homosexualtiät zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt, emigrierte er nach seiner Entlassung krank und gebrochen nach Paris, wo er am 30. November 1900 im Alter von 46 Jahren starb. Sein letztes Meisterwerk: Die Ballade vom Zuchthaus zu Reading.

• Ein tragischer Fall anderer Art. Im Alter von 105 Jahren starb am vergangenen Donnerstag in New York William Geary, am 26. Juni 1928 unter dem Vorwurf 100 £ von der IRA angenommen zu haben als Poliziekommissar aus der irischen Garda entlassen. Die Quittung, die er unterschrieben haben sollte, wurde ihm nie gezeigt und tauchte nie auf. Stets beteuerte er seine Unschuld und kämpfte 70 Jahre lang um seine Rehabilitierung, bis ihm diese 1999 von Justizminister O’Donoghue gewährt wurde. Da war er 100 Jahre alt und bekam von diesem Zeitpunkt an eine Pension als Polizeikommissar.
• Noch einmal zur IRA. Er wisse von führenden Sinn-Féin-Mitgliedern, die gleichzeitig Mitglied im Armeerat der IRA seien, verkündet Justizminister McDowell, doch werde er die Namen nicht bekanntgeben, um den Friedensprozess in Nordirland nicht zu gefährden. “Ich besitze keine Wollmütze mit Sehschlitzen”, kontert die Sinn Féin Europaabgeordnete Mary Lou MacDonald und fordert ihn auf, Namen zu nennen. Dazu der Minister: “Sollten Sie wirklich wollen, dass ich Namen nenne, würden sie mich anschließenden des Versuches bezichtigen, den Friedensprozess zu zerstören.”

Sonnabend, 16. Oktober 2004

• Der Präsident der mit fast 25.000 Mitgliedern größten Gewerkschaft des Landes SIPTU sieht Anlass darauf hinzuweisen, dass sich die irische Gesellschaft zunehmend zwischen Arm und Reich polarisiert. Obwohl die irische Wirtschaft eine dynamischsten der Welt sei, gehörten die Sozialausgaben zu den niedrigsten in Europa. Oder vielleicht weil?
• Von der Armut im eigenen Lande zu der in anderen. Ein Brief geht an Taoiseach Bertie Ahern, unterzeichnet von der früheren Staatspräsidentin Mary Robinson und den Rock-Idolen Bono und Bob Geldorf, in dem sie ihn auffordern sicherzustellen, dass Irland sein Versprechen gegenüber den ärmsten Ländern der Welt einhält. Anlass ist ein kürzlich veröffentlichter Bericht, nach dem das Land sein vor vier Jahren auf einem UN-Gipfel in New York gegebenes Versprechen, sich bis 2007 mit 0,7 % seines Bruttosozialproduktes am Kampf gegen die Armut in der Welt zu beteiligen, wohl nicht einlösen wird.

Freitag, 15. Oktober 2004

• 1.620 Mitarbeiter von Aer Lingus haben dem Management formell ihr Interesse an einem Abfindungsprogramm zur Kenntnis gebracht, mit dem die Fluglinie 1.300 Stellen (= ein Drittel der Belegschaft) abbauen will. Wer freiwillig geht, soll pro Jahr Betriebszugehörigkeit eine Abfindung in Höhe zwei Monatsgehältern bekommen.
• Über rassistische Übergriffe in Nordirland wurde in diesem Jahr schon häufiger berichtet, so im Juli und August. In der vergangenen Nacht wurden in Comber, County Down, Türken und Inder Opfer solcher Attacken, indem man ihre Hauswände beschmierte und die Scheiben ihrer Autos einwarf.

Donnerstag, 14. Oktober 2004

• Justizminister Michael McDowell wiederholt im Wirtschaftsmagazin The Economist seine Aussage vom Mai, dass Ungleichheit ein unverzichtbarer Anreiz für die Weiterentwicklung der irischen Gesellschaft sei. (s.a. 28. Mai 2004)
• So ein richtiges Dementi ist es nicht, doch die Fianna Fáil geht auf Distanz zur gestrigen Bemerkung von Außenminister Dermot Ahern, der in der Sinn Féin bereits einen möglichen Koalitionspartner für seine Partei sah. Die Sinn Féin habe bis dahin noch einen ‘langen, langen Weg zu gehen’, hört man heute aus Kreisen der Regierung. Die Bemerkung des Außenministers sei spontan gewesen und nicht abgesprochen.

Mittwoch, 13. Oktober 2004

• Ein Signal von Irlands seit rund 70 Jahren stärkster politischen Partei, der Fianna Fáil: Er könne sich eine Koalition mit der Sinn Féin vorstellen, sollte sich die IRA im Verlauf des Friedensprozesses endgültig ihrer Waffen entledigen, meint heute der irische Außenminister Dermot Ahern. Ist vielleicht ein bisschen Angst vor dem nächsten Wahlausgang dabei?
• Rund 2.000 Mitarbeiter von Bord na Mona, der staatlichen Behörde für den Torf-Raubbau an der Natur, stimmen über Streikaktionen ab, da ihnen eine zustehende Gehaltserhöhung von 3 % nicht gezahlt worden sei. Die Torfbehörde sieht das anders; die Gehaltserhöhung sei an eine Steigerung der Produktivität gekoppelt gewesen, die man nicht erreicht habe. Ein längerer Streik könnte in einigen Regionen die Elektrizitätsversorgung gefährden.

Dienstag, 12. Oktober 2004

• Verteidigungsminister Willie O’Dea geht davon aus, dass die Army Deafness Claims dem Staat knapp € 400 Mio. kosten werden, wobei rund 300 Mio. auf Kompensations-Zahlungen und 100 Mio. auf Gerichtskosten entfallen. Bei einer Truppenstärke von 10.500 haben bislang 16.726 ehemalige Soldaten Schadensersatzansprüche aufgrund von Gehörschäden durch Schießübungen angemeldet, von denen bis heute gut 15.000 geregelt wurden. Die Höhe der Entschädigung lag bei durchschnittlich € 18.000.
• Auch ein Justizminister kann nicht bauen, wie er will. Der Roscommon County Council lehnt es heute ab, die Baugenehmigung für ein Ferienhaus von Justizminister McDowell in der Bauernschaft Lavagh bei Rooskey aufrechtzuerhalten, nachdem sich herausgestellt hat, dass der Rohbau nicht den genehmigten Plänen entspricht. Der Minister zeigt sich überrascht: nach Auskunft seiner Architekten habe alles seine Ordnung gehabt.

Montag, 11. Oktober 2004

• Der bisherige Verkehrs- und neue Minister für Familien und Soziales Séamus Brennan gibt seine Enttäuschung darüber zum Ausdruck, vom Häuptling Bertie auf nämlichen Posten verbannt worden zu sein. Ein gar schreckliches Schicksal muss es sein, sich um Familien und Soziales zu kümmern.
• Wieder einmal lässt die Irish Times eine Umfrage durchführen, und nach dieser sind 90 % der Bevölkerung mit der Amtsführung der soeben mangels Gegenkandidatinnen für eine zweite Amtsperiode bestätigten Staatspräsidentin Mary McAleese zufrieden.

Sonntag, 10. Oktober 2004

• Umweltschützer protestieren auf dem Hügel von Tara gegen den geplanten Bau der Autobahn M3, die das Areal streift. Mehr als dreißig archäologisch wertvolle Grundstücke rund um den Hügel gehen dem Kulturerbe verloren, wenn der Bau der neuen Autobahn nach derzeitigem Planungsstand durchgeführt wird, verkündet Dr. Muireann Ní Bhrolchain vom Institut für mittelalterliche irische Studien der Abteilung Maynooth der National University of Ireland.

  Vor zwei Jahren entdeckten hier Archäologen neue Zeugnisse aus alten Zeiten, die bis zu 4.000 Jahre vor Chr. zurückreichen, und sind mehr als erbost über Pläne der Regierung, eine Autobahn durch das Ausgrabungsgebiet zu legen. Tara war einst das bedeutendste der irischen Königreiche und bis zum 6. Jahrhundert Sitz der irischen Hochkönige. Hier fand alle drei Jahre eine Nationalversammlung statt, auf der Stammesfehden sowie Friedens- und Verteidigungsangelegenheiten diskutiert und geregelt wurden.

• Für manche überraschend erzielte die irische Fußballnationalmannschaft gestern Abend in Paris bei einem Qualifikationsspiel zur Weltmeisterschaft 2006 ein 2 : 2 gegen Frankreich und liegt nun in der Gruppe 4 hinter der Schweiz auf dem zweiten Platz. Am Mittwoch geht es weiter gegen die Faröer-Inseln. Weniger erfolgreich lief es bisher für Nordirland, das nach einem 0 : 0 gegen Aserbaidschan den sechsten und letzten Tabellenplatz in seiner Gruppe einnimmt.

Sonnabend, 9. Oktober 2004

• Ob sich allmählich doch etwas bewegt im nordirischen Friedensprozess? David Ervine, der Vorsitzende der Progressive Unionist Party, einer mit den Paramilitärs der Ulster Volunteer Force verbundenen loyalistischen Partei Nordirlands, meint auf der Jahreskonferenz seiner PUP in Belfast, Unionisten und Loyalisten sollten sich auf eine grundsätzliche Wandlung der IRA einstellen. Er glaube an einen entscheidenden, historischen Schritt der IRA in den kommenden Monaten und die Wiederherstellung der nordirischen Exekutive im Februar. Dieser Schritt der IRA werde zweifellos begrüßt werden, müsse jedoch von einer öffentlichen Versicherung der Republikaner begleitet werden, dass der Krieg vorbei sei. Auch brauche die protestantische Arbeiterklasse die Hilfe der britischen und irischen Regierungen, um den Paramilitarismus abzuschütteln.
• Wen wünschen sich die Iren als Regierungschef in ihrem dreiunddreißigsten County? Nach der letzten Umfrage der Irish Times zu 55 % Senator Kerry und zu 18 % den bisherigen Amtsinhaber George Bush. Am eindeutigsten ist die Sache bei den Anhängern der Irish Labour Party, von denen sich 63 % für Herrn Kerry und nur 9 % für Herrn Bush aussprachen.

Freitag, 8. Oktober 2004

• ‘Eine Medaille für Irland bei den Olympischen Sommerspielen in Athen, und es wird wohl die einzige bleiben ...’, stand hier am 28. August. Doch Cian O’Connor, der als erster Ire in der Olympiageschichte das Springreiten gewann, wird diese Goldmedaille wohl wieder abgeben müssen, denn sein Pferd Waterford Crystal wurde auf ‘verbotene Substanzen’ getestet. Ob Guinness wohl als Dopingmittel gilt?
• ... so fill to me the parting glass, good-bye and joy be with you all. Pete McCarthy hat seinen Hut genommen. Im Alter von 51 Jahren starb in London der Autor von McCarthy’s Bar und hinterlässt eine Frau und drei Kinder. Sein Buch McCarthy’s Bar – A Journey of Discovery in Ireland wurde in Irland, dem Vereinigten Königreich und Australien zu einem Bestseller.

  Wie lautete seine achte Reiseregel? Laufe niemals an einem Pub vorbei, der deinen Namen trägt! Womit Pete’s Streifzug über die grüne Insel begann, durch Pubs, die wie Gemüseläden und Touristenfallen, die wie Pubs aussahen. Er kostete die berühmten irischen Kartoffeln um dann zu erfahren, dass sie aus Ägypten stammten, fand sich in ein angeregtes Gespräch über Gott, das Wetter und Rugby verwickelt, als er nur nach dem Weg fragen wollte. Doch genug vom Klappentext abgeschrieben, ich denke, dass er dieses Gespräch heute Abend mit Gott fortsetzen wird. Vielleicht gesellt sich auch St. Patrick dazu, der, als er im Jahr 448 nach Dublin kam, seinen Braumeister Mescan im Schlepptau hatte und ergo kaum etwas gegen eine Bar einzuwenden haben dürfte.

Donnerstag, 7. Oktober 2004

• Taoiseach Bertie Ahern befindet sich auf Dienstreise im fernen Osten und verrät nach einem Gespräch mit dem vietnamesischen Ministerpräsidenten Phan Van Khai, dass Irland in Hanoi eine Botschaft eröffnen wird. Zudem werde Irlands Unterstützung für die Dritte Welt, das sich bisher auf afrikanische Länder konzentriert hatte, auf Vietnam ausgeweitet.
• Mit den beiden Google-Gründern Sergej Brin und Larry Page kamen gestern zwei Milliardäre nach Dublin, um ihr neues europäisches Hauptquartier einzuweihen. “Als wir nach Irland kamen, dachte ich ursprünglich daran leicht Zugang zu Guinness zu bekommen”, verriet schmunzelnd der gebürtige Moskauer Sergej Brin, “doch seit wir vor Ort sind, hat uns das Land für sich eingenommen, und nun beschäftigen wir hier mehr als 150 Menschen. [...] Am Ende waren es jedoch die talentierten Menschen, die die Entscheidung auf Irland haben fallen lassen.”

Mittwoch, 6. Oktober 2004

• Nach einem Zusammenstoß zweier Linienbusse von Bus Éireann in Waterford City werden 18 Menschen verletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Soweit bekannt, besteht in keinem Fall Lebensgefahr.
• Clare Scott, eine ehemalige britische Ministerin, die noch nie ein Blatt vor den Mund nahm, äußert in einem Interview mit der in Dubai herausgegebenen Zeitung Gulf News, dass sie den Zorn vieler Araber verstehe, und vergleicht die Aufständischen im Irak mit französischen Widerstandskämpfern. Mit einer Einschränkung, und der Vergleich lässt irische Medien aufhorchen: “Ich denke, es ist immer unrecht Zivilisten anzugreifen. Mein Vater stammt aus Nordirland [...] und selbst die IRA hatte nie Zivilisten im Visier.”
• Bleiben wir bei der IRA. Anfang November wird der dritte Bericht der Internationalen Kommission zur Überwachung der paramilitärischen Aktivitäten in Nordirland IMC erwartet, und gut unterrichtete Kreise lassen einiges durchdringen. Eine signifikante Abnahme von IRA-Aktivitäten wird verzeichnet, während auf loyalistischer Seite die Gewalt unvermindert anhalte. Bis Ende August Jahres waren demnach republikanische Paramilitärs für 47 sogenannte ‘punishment beatings’ verantwortlich, auf loyalistischer Seite hingegen 118. Doch wie dem auch sei, die DUP stellte bereits klar, dass der Bericht allein sie nicht dazu bringen werde, gemeinsam mit der Sinn Féin eine nordirische Regierung zu bilden.

Dienstag, 5. Oktober 2004

• Die Wiederherstellung der nordirischen Exekutive könne, Fortschritte in den Gesprächen mit der DUP vorausgesetzt, noch vor Weihnachten vonstatten gehen, meint Taoiseach Bertie Ahern. Dem kann man kaum widersprechen, denn schließlich wäre die nordirische Exekutive – hätte es Fortschritte in den Gesprächen mit der DUP gegeben – bereits im Dezember 2003 wiederhergestellt worden. Und im Frühjahr 2004. Und im Sommer 2004. ...
• Die Immigration Control Platform fordert die Regierung auf, Asylsuchenden ihr Recht auf die Teilnahme an Kommunalwahlen zu entziehen. Sie hätten kein Recht, so die Sprecherin von Immigration Control Áine Ní Chonaill, als Mitglieder der Gemeinschaft anerkannt zu werden und missbrauchten das System. Es bestehe die Gefahr, dass sie in einigen Regionen den Wahlausgang entscheidend beeinflussen.

Montag, 4. Oktober 2004

• Der neue Finanzminister Brian Cowen freut sich: auch im dritten Quartal 2004 liegen die Steuereinnahmen über dem Haushaltsansatz, und zwar um 7,1 %. Und das, obwohl sie bei der Tabaksteuer um rund 50 Mio. Euro gesunken sind. Insgesamt nahm der Staat in den vergangenen drei Monaten € 1.638 Mrd. ein.
• Die Briten wollen vom irischen Rauchverbot lernen, und so hat sich in Dublin eine Parlamentariergruppe aus dem Vereinigten Königreich angesagt, um die Lage vor Ort zu studieren und mit dem früheren Gesundheitsminister Micheál Martin zu sprechen. Nach bisherigen Erhebungen wird das Rauchverbot an Arbeitsplätzen inklusive Pubs und Restaurants zu 97 % eingehalten, und die Zustimmung in der Bevölkerung ist überwältigend.
• Mylord war daheim, doch er merkte nichts. Antiquitäten im Wert von € 100.000 stahlen Diebe am Freitagabend aus Lord Henry Mountcharles Beauparc House in Slane im Co. Meath und machten sich unbemerkt von dannen. Ich kann nicht alle gestohlenen Gegenstände aufzählen, doch sollten Sie nun in Ihrer Hosentasche – wie immer sie dort hineingekommen sei mag – eine 18-karätige goldene Schnupftabakdose aus dem Jahr 1831 vorfinden, so können Sie unter der confidental line 01-800-666-111 mit der Garda über die Rückgabemodalitäten verhandeln.

Sonntag, 3. Oktober 2003

• Dan McLaughlin, Chef-Ökonom der Bank of Ireland, prophezeit in einem Interview mit der Sunday Business Post, dass Irland in den kommenden fünf Jahren jährlich 50.000 neue Jobs schaffen wird. Das Land werde bei einem jährlichen Wachstum von 6,5 % zu einem der reichsten Europas.

Sonnabend, 2. Oktober 2004

• Nach einem gestern von der Europäischen Union in Brüssel veröffentlichten Bericht liegen die durchschnittlichen Gehälter in Irland bei 121 % des EU-Durchschnitts, doch die Kluft zwischen Arm und Reich gehört zu den größten in Europa. So verdienen die oberen 20 % der Gesellschaft das 4,5-fache der unteren 20 %, ein Wert, der unter den ‘alten’ EU-Staaten von Griechenland, Portugal, Spanien und Großbritannien noch etwas übertroffen wird. Einer von fünf Iren ist mit weniger als 60 % des nationalen Durchschnittseinkommen von Armut bedroht.
• Glaubt man dem amerikanischen Sondergesandten für Nordirland, so befindet sich die IRA am Rande einer ‘historischen Umwandlung’. Zehn Jahre nach ihrem ersten Waffenstillstand gebe es deutliche Anzeichen dafür, dass die republikanische Bewegung bereit ist, ihre Ziele mit ausschließlich demokratischen Mitteln zu verfolgen.
• Seit dem 1. September flog Aer Lingus Aer Lingus keine Verstorbenen mehr nach Irland, eine Entscheidung, die von Emigrantenvereinigungen, kirchlichen Organisationen und nicht zuletzt Beerdigungsunternehmern lautstark verurteilt wurde. Doch dieser Service soll nun wieder aufgenommen werden. Beigetragen hat dazu der Fall eines vor zwei Wochen in Australien tödlich verunglückten Iren, dessen Mutter im irischen Fernsehen von der Schwierigkeit berichtet hatte ihren Sohn heimzuholen, und dem zusätzlichen Leid, das der Familie dadurch verursacht wurde.

Freitag, 1. Oktober 2004

• 12.00 Uhr. Es muss (darf ?) nicht gewählt werden. Nachdem es der letzten verbliebenen Herausforderin von Staatspräsidentin Mary McAleese, der früheren Schlagersängerin Dana Rosemary Scallon (‘All kinds of everything’), nicht gelang, in letzter Sekunde vor Nominierungsschluss noch die erforderliche Unterstützung von 20 Parlamentariern bzw. Senatoren zu bekommen, wird im Dubliner Custom House die bisherige Amtsinhaberin zur ‘Wahlsiegerin’ erklärt und der für den 22. Oktober geplante Urnengang abgesagt. Sie sei “sehr stolz gewählt worden zu sein, den Menschen Irlands in den nächsten sieben Jahren zu dienen”, so Marys Kommentar. Gewählt? Mehr zur Vorgeschichte in den Nachrichten des vergangenen Monats.
• Der September ist gegangen, und dem irischen Wetteramt zufolge war es der wärmste seit 20 Jahren. Als Rekord wurde an Irlands Nordspitze Malin Head der 8. September mit mehr als 12 Stunden Sonnenschein notiert.
• ‘Der Tiger treibt die Menschenmengen in den feuchten Südosten’, lese ich in den Breaking News der Irish Times. Ist der keltische Tiger aus seinem Schlummer erwacht? Nein, am Mount Juliet im County Kilkenny finden an diesem Wochenende die World Golf Championships statt, die ein Tiger Woods zum dritten Mal in Folge gewinnen will. Mehr als 30.000 Besucher werden erwartet, da bleibt kaum eine Chance auf einen Parkplatz. Von Dublin aus wurde ein spezieller Busservice eingerichtet, der an den kommenden beiden Tagen um 8.30 Uhr den Busbahnhof verlässt und unmittelbar nach Ende der sportlichen Aktivitäten in Hauptstadt zurückkehrt.
• Einigen tausend Iren, die das von Merck & Co. hergestellte und bei Arthritis verabreichte Medikament Vioxx eingenommen haben, empfiehlt das Irish Medicines Board (IMB) ihren Arzt aufzusuchen. Eine klinische Studie hatten bei Einnahme des seit 1999 in Irland verschriebenen Medikaments ein um 300 bis 400 % erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko festgestellt. Die Studie wurde eigentlich durchgeführt, um zu überprüfen, ob das Medikament als Nebenwirkung das Darmkrebsrisiko verringere. Es wurde gestern vom Weltmarkt zurückgezogen, die Aktien von Merck gingen in den Keller.