Nachrichten aus Irland

April 2005

Zusammengestellt nach Berichten von RTÉ, der Irish Times,
des Irish Independent und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Sonnabend, 30. April 2005

Polnische Wertarbeit verbindet Dublin Nord und Süd. Heute beginnt an den Docklands der Aufbau einer in Polen gebauten Klappbrücke für Fußgänger, die die fast 100 Meter zwischen dem Nord- und Südkai überspannt. In der zweiten Junihälfte soll sie ihrer Bestimmung übergeben werden.
Eine kleine Meldung nur unter all den Katastrophen auf diesem Globus, doch für die Betroffenen das Schwinden der letzten Hoffnung. Verglichen mit anderen Ländern waren beim Seebeben am zweiten Weihnachtstag in Südasien nur wenige Iren unter den Hunderttausenden von Toten, und am Ende blieben vier vermisst. Der letzte Vermisste, ein 23-jähriger junger Mann aus dem County Wexford, der sein Examen mit diesem Weihnachtsurlaub feiern wollte, wurde nun vier Monate nach der Katastrophe identifiziert. Seine sterblichen Überreste werden in Kürze nach Irland zurückgebracht.

Freitag, 29. April 2005

Die Leiter katholischer Sekundarschulen, so gestern der Generalsekretär ihres Verbandes, sehen leider keine Möglichkeit, die öffentliche Bewertung von Lehrern mit potenziell verleumderischen Kommentaren durch Schüler auf der Internetseite ratemyteachers.ie zu unterbinden. Da die Website in den USA gehostet werde, gebe es kaum eine Möglichkeit, dagegen vorzugehen. (s.a. 19. März 2005)
Die IRA rekrutiert auch weiterhin Mitglieder, so der Chef der nordirischen Polizei Hugh Orde. Er sehe zwar zur Zeit keine Anzeichen dafür, dass sie zur Gewalt zurückkehre, doch das Potenzial bewahre sie sich.
Der unabhängige Kandidat Kieran Deeney aus West Tyrone beschuldigt die Wahlkampftruppen der Sinn Féin, seine Plakate zu den im Mai stattfindenden Wahlen zum britischen Unterhaus systematisch entfernt zu haben. Ein Sprecher der Sinn Féin weist das zurück: Es sei sehr leicht, solche Beschuldigungen in die Welt zu setzen; die Entfernung gegnerischer Wahlplakate sei kontraproduktiv und man habe die strikte Anweisung ausgegeben, sie unberührt zu lassen.

Donnerstag, 28. April 2005

Warum gibt es so wenige männliche Lehrer an Grundschulen? Lehrer an Grundschulen müssen den Schülerinnen und Schülern auch die erste Landessprache Irisch-Gälisch beibringen und daher einen qualifizierten Irisch-Abschluss vorweisen. ‘Nur-so-durchgerutscht’ gilt nicht. So wurde die Forderung laut, diese Voraussetzung fallen zu lassen, doch Erziehungsministerin Mary Hanafin mag nicht. Wer als Lehrer den Schülern ihre (bis zum ersten Schultag meist unbekannte) Muttersprache beibringt, meint sie, müsse sie auch selbst beherrschen. Haben denn irische Frauen so viel mehr Grips im Kopf als die Männer?
Die Firmen in der Europäischen Union mit den besten Arbeitsbedingungen zu finden, war ein Anliegen der Europäischen Kommission. Rund 1.000 Firmen aus 15 europäischen Ländern beteiligten sich und füllten einen Fragebogen aus. Am Ende kamen zwölf irischen Unternehmen unter die Top 100, darunter Diageo Ireland (Guinness). Wirklich mitarbeiterfreundlich, oder nur geschickt im Ausfüllen von EU-Fragebögen?

Mittwoch, 27. April 2005

Viel Wind wurde in den vergangenen Monaten um Bewley’s Cafe in Dublins Grafton Street gemacht. Mitte Mai soll der Betrieb nun wieder aufgenommen werden, im Namen Bewley’s gemanagt von den Inhabern von Sherland Enterainments, die bereits diverse Cafes wie die Cafe Bar Deli in der Georges Street betreiben. Die letzte Verantwortung für den Betrieb will Bewley’s als Eigentümer behalten. Oberbürgermeister Michael Conaghan, zugleich Vorsitzender der Rettet Bewley’s Kampagne, zeigt sich erfreut.
Einiges wird bleiben, anderes nicht. Bleiben soll in alter Tradition ein Café mit Patisserie im Erdgeschoss, in dem ab acht Uhr Morgens ein Frühstück serviert wird. Ins Obergeschoss soll ein Fischrestaurant einziehen, derweil ein Ableger der Café Bar Deli in einem Teil der Lokalität über zwei Etagen Italienisches servieren wird. In der obersten Etage wird Bewley’s Cafe Theatre wiederbelebt, in dem es am Abend auch Cabaret- und Jazzveranstaltungen geben soll. Erhalten bleiben auf jeden Fall die wunderschönen bunten Glasfenster von Harry Clarke aus dem Jahr 1927.

Siehe auch: 19.02.04, 29.10.04, 24.11.04, 30.11.04
Noch mehr Wind. Hoch oben im Donegal bei Ballybofey geht nach 11-monatiger Bauzeit und einem Investitionsvolumen von € 86 Mio. Irlands größte Windfarm in Betrieb. 23 der 38 Windturbinen haben eine Höhe von 60, die anderen von 40 Metern. 72 MW und damit elektrischen Strom für rund 45.000 Haushalte kann die Anlage – hinreichend Wind vorausgesetzt – produzieren.
Derzeit gibt es in Irland rund 50 Windparks, 12 davon mit fast 150 Turbinen in der Grafschaft Donegal, wo mittlerweile ein Drittel des im Lande aus Windenergie gewonnenen elektrischen Stroms produziert wird. Irlands erster Windpark nahm 1993 in Bellacorrik, Co. Mayo, den Betrieb auf.

Dienstag, 26. April 2005

Die Sinn Féin schließt zwei ihrer Mitglieder aus, die sich als mögliche Zeugen oder Beteiligte weigern, unmittel- oder mittelbar gegenüber der nordirischen Polizei bezüglich der Ermordung von Robert McCartney auszusagen. Vier weitere, die gleichfalls nicht dazu bereit sind, sind dem Vernehmen nach von sich aus zurückgetreten. (s.a. 4. März 2005)
Wieder einmal mahnt die Europäischen Kommission die irische Regierung ab, diesmal weil sie die EU-Richtlinien gegen illegale Müllbeseitigung noch nicht umgesetzt hat. Kein Wunder, denkt man, wenn man heute aus dem irischen Parlament erfährt, dass das Büro des Regierungschefs dasjenige ist, das von allen Regierungsabteilungen am meisten Abfall produziert. Mit 200 Mitarbeitern ist es eher eine kleine Abteilung, doch produzierten diese 104 t Altpapier, also mehr als eine halbe Tonne pro Person. Das sehr viel größere Verkehrsministerium hingegen kommt auf 45 t und das Außenministerium auf 27 t.

Montag, 25. April 2005

Irische Studenten geben für alkoholische Getränke soviel wie für Lebensmittel aus, berichtet heute die College Lifestyle and Attitudinal National oder kurz Clan-Studie. Rund € 80 Mio. sind es pro Jahr. Am anfälligsten sind dabei die Studenten des ersten und zweiten Studienjahrs.
Die Zahl der in Irland Asyl suchenden Menschen ist in den vergangenen zwölf Monaten um 40 % gesunken, verkündet Justizminister Michael McDowell und sieht darin eine Rechtfertigung seiner Einwanderungspolitik. Nun denn, mag man aus dieser Argumentation folgern, wenn er alle Asylsuchenden in die Dublin Bay hätte werfen lassen, wäre die Zahl der Asylsuchenden womöglich noch stärker gesunken und seine Einwanderungspolitik noch gerechtfertigter gewesen.

Sonntag, 24. April 2005

Bei einer Umfrage der Sunday Tribune spricht sich eine große Mehrheit der Iren für weitreichende Reformen innerhalb der katholischen Kirche aus. 80 % der Befragten sind dafür, dass die Kirche ihre grundsätzliche Ablehnung der künstlichen Empfängnisverhütung revidiert, 75 % dafür, dass Frauen zum Priesteramt zugelassen werden. Dann werden sie sich wohl noch gedulden und auf das Ablaufen der Amtszeit des soeben gewählten Papstes warten müssen. Wie ihr Wahlmann Desmond Connell am vergangnen Dienstag gewählt hat, ist nicht bekannt.

Sonnabend, 23. April 2005

Dem Dublin City Council verlangt es nach mehr Geld in der Stadtkasse, und da sind die Parkgebühren stets willkommen. Die Gebühr in der teuersten, sogenannten ‘gelben Zone’ soll zwar mit € 2,50 pro Stunde gleich bleiben, doch diese Zone stark ausgedehnt werden.
Und eine weitere Einnahmequelle hat der City Council entdeckt. Bis fast zum Dreifachen erhöht die Dubliner Stadtverwaltung die Gebühren dafür, dass Pubs, Restaurants und Cafes in der Innenstadt Tische auf den öffentlichen Gehwegen vor ihren Lokalen aufstellen dürfen. Bislang betrug die Jahresmiete € 170 pro in Anspruch genommenen Quadratmeter, künftig sind € 500 dafür zu zahlen. Was z.B. für The Bailey in der Duke Street eine Erhöhung der Gebühr von € 12.335 auf € 33.125 bedeutet. Die Außengastronomie hatte sich in Dublin erst nach der Einführung des Rauchverbot in den Innenräumen der Lokale entwickelt, womit das Rauchverbot nun weiteres Geld in die Stadtkasse bringt.

Freitag, 22. April 2005

Anlässlich des Tages der Erde erklären sich 1.000 irische Betriebe zu GMO-freien Zonen. Die von genetisch modifizierten Pflanzen und Tieren freien Zonen können nach den Worten des Koordinators der Aktion Michael O’Callaghan gesetzlichen Schutz vor Kontaminierung verlangen.
Viel Ärger gab es in den letzten Tagen am Dubliner Flughafen. Da wurden vor gut einer Woche bei einer von der EU sanktionierten Überprüfung erhebliche Sicherheitsmängel aufgedeckt (Testpersonen schafften es problemlos, Messer und Bombenattrappen in Flugzeuge zu schaffen), und die in der Folge mit zu wenig Personal verschärften Kontrollen führten dazu, dass manch eine Maschine startete, ehe alle für sie gebuchten Passagiere es geschafft hatten, die Personen- und Handgepäckkontrolle zu passieren. Obwohl sie sich eigentlich rechtzeitig zum Check-in angestellt hatten.
Nach Angabe von Aer Lingus verpassten in der Folge bis zu 200 Personen ihren Flug. Die Fluggesellschaft empfiehlt daher, sich mindestens anderthalb Stunden vor dem Abflug einzuchecken, nur ein Stück Handgepäck dabei zu haben, in dem sich nichts, was beim Durchleuchten in irgendeiner Weise Verdacht erregen kann, befindet. Also keine Bratpfanne aus dem Ferienhaus mitnehmen, sie könnte für eine Tellermine gehalten werden und die Schlange an der Kontrolle für eine weitere halbe Stunde aufhalten.

Donnerstag, 21. April 2005

Taoiseach Bertie Ahern hält viel von einer Idee, im Vereinigten Königreich für irische Emigranten ein irisches Fernsehen auszustrahlen. Nach Aussage von RTÉ-Generaldirektor Cathal Goan ist das technisch und rechtlich machbar, doch der Knackpunkt sei die Finanzierung. Emmet Stagg von der Labour Party hält die Sache für so wichtig, dass er eine Erhöhung der Fernsehgebühren zur Diskussion stellt.
Verkehrsminister Martin Cullen will dem Kabinett vorschlagen, die Aktienmehrheit an der inzwischen wieder profitablen Fluggesellschaft Aer Lingus zu verkaufen. Dies sei das Beste für die Zukunft der Airline. Die Gewerkschaft SIPTU ist sich da nicht so sicher.

Mittwoch, 20. April 2005

Der UUP-Vorsitzende David Trimble sucht eine Koalition der Unionisten mit der SDLP und fordert, das Karfreitagsabkommen dahingehend zu ändern, dass die im nordirischen Parlament vertretenen Parteien eine Koalition frei unter sich aushandeln dürfen. Nach der derzeitigen Regelung ergibt sich unmittelbar aus dem Wahlergebnis, welche Parteien die Regierung zu bilden haben, welche den Regierungschef stellen darf, welche seinen Stellvertreter und wie viele Ministerposten jeder Partei zustehen. Damit wird z.B. eine Regierungsbildung ohne die Sinn Féin unmöglich, obwohl diese nur 24 von 108 Sitzen im Parlament hat.
Der SDLP-Vorsitzende Mark Durkan weist die Forderung zurück. Die Sinn Féin müsse in einer nordirischen Exekutive vertreten sein.

Dienstag, 19. April 2005

Die Hauspreise auf der grünen Insel sind immer wieder eine Meldung wert, und lange vorbei ist die Zeit, in der der geneigte Tourist für ein Taschengeld ein Ferienhaus in Irland erstehen konnte. Immerhin, mit 1 % wird der geringste Anstieg der Hauspreise für das erste Quartal eines Jahres seit 9 Jahren vermeldet, und bezogen auf März 2004 kostet ein Haus heute durchschnittlich ‘nur’ 7,5 % mehr. Und das musste man durchschnittlich beim Kauf eines Hauses auf den Tisch legen:

Region März 2004 März 2005

Dublin 314.138 € 339.946 €

Außerhalb Dublins 208.575 € 222.077 €
Die düstere Einschätzung der irischen Wettgemeinde (s.u.) ist wahr geworden, und die Kardinäle in Rom haben ihren bisherigen Dekan zum neuen Papst erkoren. Drei Euro bekommt nun jeder, der auf ihn getippt hat, für einen Euro Wetteinsatz.

Montag, 18. April 2005

In Rom beginnt die Wahl des neuen Papstes und die Iren tippen auf einen Deutschen, zumindest die, die bei Paddy Powers eine Wette platziert haben. Gerade einmal drei Euro bekommt man im Fall seiner Wahl für einen, den man auf Kardinal Ratzinger gesetzt hat. Sollte hingegen der Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin Papst werden, erhalten die, die auf ihn gesetzt haben, das 100fache ihres Einsatzes zurück.
Nun, wenn die Kardinäle der Vorgabe ihres Dekans Ratzinger folgen, können sie eigentlich nur ihn selbst wählen. Die Aufgabe der Papstwahl, so Herr Ratzinger, bestehe darin, einen Papst zu wählen, der die traditionellen Lehren verteidigt und Versuche, die kirchliche Doktrin zu modernisieren, zurückweist.

Sonntag, 17. April 2005

Eine Koalition der Verlierer von 2003? Der Vorsitzende der Ulster Unionist Party David Trimble fordert die nordirischen Wähler auf, bei den kommenden Wahlen zum britischen Unterhaus seine eigene Partei und die SDLP zu wählen. DUP und Sinn Féin, die aus den Wahlen von 2003 hervorgegangenen größten Parteien des unionistisch/loyalistischen und nationalen/republikanischen Lagers, hätten es nicht geschafft zu einer politischen Einigung zu kommen; nun sei es an der Zeit, die ‘gemäßigten Parteien der Mitte’ wieder zu stärken.

Sonnabend, 16. April 2005

Die Vorsitzende des irischen Senats Mary O’Rourke fordert auf einer Protestveranstaltung vor 500 Menschen Justizminister Michael McDowell auf, zwei deportierte nigerianische Mütter zurück ins Land zu lassen, deren Kinder um der Ausweisung zu entgehen seit mehr als einem Monat in den Midlands bei Athlone untergetaucht sind. (s.a. 25. März 2005)
Auf dem Jahreskongress der Gaelic Athletic Association GAA sprechen sich 227 der 336 Delegierten dafür aus, das Croke-Park-Stadion auch den nicht-gälischen Sportarten Soccer (Fußball) und Rugby zu öffnen. Erforderlich für die Satzungsänderung war eine 2/3-Mehrheit von 224 Stimmen. Taoiseach Bertie Ahern hatte gestern an die Delegierten appelliert, die Rule 42 in nationalen Interesse entsprechend zu ändern, da wegen des Umbaus des Stadions an der Lansdowne Road sonst in der nächsten Zeit keine internationalen Fußball- und Rugbyspiele in Irland mehr ausgetragen werden können. Die Entscheidung war knapp, doch nun zeigt er sich erleichtert. (s.a. 16. Februar 2005)

Freitag, 15. April 2005

Hungerstreik – nach dem gescheiterten Osteraufstand vor fast 90 Jahren hatte ein solcher die Menschen sensibilisiert. Ob es auch diesmal gelingt, wenn die Hungerstreikenden von dunkler Hautfarbe sind und ihre Deportation verhindern wollen? 70 nigerianische Väter von in Irland geborenen Kindern, zumeist erst in diesem Jahr zu Frau und Kind ins Land nachgekommen, wollen in Dublin mit einem Hungerstreik ihre Abschiebung verhindern, berufen sich darauf, dass ihre Kinder irische Staatsbürger sind.
Anmerkung: Im vergangenen Juni wurde bei einem Volksentscheid das uneingeschränkte Recht aller in Irland geborener Kinder ausländischer Eltern auf die irische Staatsbürgerschaft aus der Verfassung gestrichen.

Donnerstag, 14. April 2005

Derweil der Posten des Generaldirektors der noch staatlichen Fluggesellschaft Aer Lingus weiter vakant ist, steigert sich ihr Gewinn. € 107 Mio. betrug er im vergangenen Jahr, und lag damit um 29 % höher als 2003. Im Jahr 2002 betrug er € 64 Mio., derweil man 2001 noch in den roten Zahlen steckte. Die Zahl der beförderten Passagiere stieg bei weniger Routen ins Vereinigte Königreich und deutlich mehr nach Kontinentaleuropa um 5,5 % auf sieben Millionen. Während im vergangenen Jahr zwei Drittel aller Buchungen über das Internet abgewickelt werden, waren es 2001 gerade einmal 8 %.

Mittwoch, 13. April 2005

Umweltminister Dick Roche hat neue Richtlinien veröffentlicht, in denen die Beschränkungen für den Bau einzelner Häuser in freier Landschaft gelockert werden. Ihre Überarbeitung hatte bereits sein Vorgänger im Amt Martin Cullen eingeleitet. Nach ihnen soll der Bau von Häusern in landschaftlich sensiblen Gegenden entgegen der bisherigen strengen Interpretation der gesetzlichen Regelung durch An Bord Pleanála erlaubt sein, wenn die regionale Bauaufsicht in ihm keine Verschandlung der Landschaft sieht. Naht nun ein neuer ‘Bungalow-Blitz’? (s.a. 4. März 2004)
Sein BMW-Budget sei deutlich gestiegen, verkündet der Minister für die ländlichen Regionen und Gaeltachtgebiete Éamon Ó Cuív. Womit er nicht zum Ausdruck bringen will, dass er mehr Geld für seinen Fuhrpark zur Verfügung hat, sondern für die Straßen der ‘BMW region’. BMW steht für Border, Midland and Western, also für die Gebiete an der irisch-irischen Grenze sowie in der Mitte und im Westen des Landes. Um 127,3 % stiegen dort in den letzten fünf Jahren die Investitionen in den Straßenbau, während sie im Osten des Landes um 80,5 % zulegten. Pro Einwohner wird im laufenden Jahr in der BMW-Region € 368 für die Verbesserung der Straßenverhältnisse ausgegeben werden, verglichen mit € 276 im Osten und Süden des Landes.

Dienstag, 12. April 2005

Arbeitsminister Tony Killeen stimmt einer Empfehlung des Labour Court zu, den gesetzlichen Mindestlohn zum 1. Mai von € 7 auf € 7,65 zu erhöhen. Nach der letzten Anpassung zum 1. Februar 2004 sei dieser hinter der allgemeinen Lohnentwicklung zurückgefallen, nun würde die Relation wieder stimmen. Die irischen Industrie- und Handelskammern kritisieren die Entscheidung. Bezogen auf 57.000 Arbeitskräfte bedeute sie für die irische Wirtschaft eine Erhöhung der Lohnkosten von € 45.000 pro Stunde. Beziehe man die zu erwartende Signalwirkung auf die übrigen Löhne ein, so käme noch einmal eine 250.000 Euro pro Stunde hinzu.
Von 1999 bis 2003 hat sich die Zahl der Wandertouristen von 325.000 auf 168.000 nahezu halbiert. Dies liegt, meint die irische Tourismusbehörde Fáilte Ireland, auch an den Farmern, die Wanderern zunehmend das Betreten ihres Grund und Bodens verbieten. Die Bauern sehen das naturgemäß anders und verweisen darauf, dass insgesamt weniger ‘Special-Interest-Touristen’ nach Irland kommen. Malcolm Thompson, der Präsident der Irish Cattle and Sheepfarmers Association:
“Die Farmer können nicht zum Sündenbock für den allgemeinen Abschwung des Tourismus gemacht werden. Fáilte Ireland muss in sich gehen und seine eigenen Probleme lösen, statt sie für ihre Wunden verantwortlich zu machen. Die ICSA setzt sich für das Recht der Farmer ein, aufzustehen und nicht auf sich herumtrampeln zu lassen. Es liegt im Interesse von Fáilte Ireland sicherzustellen, dass Farmer in jedem Fall zuvor gefragt werden, ehe ihr Land als kostenloser Spielplatz für alle in Anspruch genommen wird.”

Montag, 11. April 2005

Pack deine Pötte und die alte Blechkanne,
Die Maische, das Korn, die Gerste und die Kleie,
Renn wie der Teufel, denn die Garda naht,
In den Bergen Connemaras ...
Welche Pubnase würde dieses Lied nicht kennen. Doch nicht in den Bergen Connemaras war die Polizei gestern auf der Suche nach Schwarzbrennern, sondern in West-Sligo, stellte u.a. vier Gallonen hochprozentigen, marktfähigen Poitín sicher und zerstörte wie in alten Zeiten die Produktionsanlage.

Dabei hatte man geglaubt, dass die edle Kunst der Poitín-Herstellung in Irland bereits ausgestorben sei. “Ganz offensichtlich”, so ein Sprecher der Polizei, “gibt es immer noch ein paar wenige Flecken in abgelegenen ländlichen Regionen und womöglich gar in städtischen, in denen schwarz gebrannt wird.” Da empfehle ich der Polizei doch einmal – oder vielleicht besser nicht? – die obige, höchst unterhaltsame Fachlektüre.
Neue Zahlen aus der Kriminalstatistik zeigen einen deutlichen Rückgang der Schwerkriminalität, so bei Mord und Totschlag um 25 %, tätlichen Angriffen um 15 % und Sexualdelikten um 33 %. Drogendelikte (Besitz und Verkauf) nahmen hingegen um 30 % zu. Verglichen wurden die jeweils ersten drei Monaten 2005 und 2004.

Sonntag, 10. April 2005

Sinn Féins Chefunterhändler Martin McGuinness beschuldigt die nordirische Polizei PSNI, den Mordfall Robert McCartney zu nutzen, um seiner Partei vor den Unterhauswahlen im Mai zu schaden. Die Polizei sei in der Lage, für den Mord Verantwortliche anzuklagen, täte aber nichts. Republikaner und IRA seien bereit, alles ihnen bekannten Informationen auf den Tisch zu legen.
Nach Ansicht der Familie des Ermordeten hat ein führendes Mitglied der IRA den Überfall angeordnet. Man habe in Erfahrung gebracht, dass zwei direkt an dem Mord Beteiligte bereit seien zu gestehen, wenn sie in Anspruch nehmen dürfen, dass sie auf Anweisung gehandelt haben.

Sonnabend, 9. April 2005

In einem kurzen Brief gratuliert die irische Staatspräsidentin Mary McAleese dem Prinzen von Wales und mit 56 Jahren ältesten Sohn der englischen Königin Elisabeth II zu seiner heutigen Hochzeit mit Camilla Parker Bowles, von nun an Herzogin von Cornwall, und übersendet in ihrer Note den Bewohnern des Vereinigten Königreiches ihre besten Wünsche.
Glounthaune, ein Dorf im Außenbezirk von Cork City, kämpft für den Verbleib einer vierköpfigen kurdischen Familie, die abgeschoben werden soll. Lokale Politiker, Lehrer und Einwohner fordern Justizminister Michael McDowell auf, der Familie zu erlauben im Land zu bleiben. Die 13 und 14 Jahre alten Söhne besuchen die örtliche Schule und sind Mitglieder im Fußball und Jugendclub. Colm Twohig, der Trainer des Knockraha-LeesideSoccer Team: “Die beiden jungen Burschen habe hier eine Menge Freunde gewonnen, sind in das Leben integriert und sprechen perfekt Englisch. Sie leben hier seit langem, und es ist nicht fair, sie nun zu entwurzeln.”

Freitag, 8. April 2005

Am Abend versammeln sich mehrere tausend Menschen in Dublins Phoenix Park, um bei Sonnenuntergang in einem glaubensübergreifenden Gedächtnisgottesdienst des verstorbenen Papstes Johannes Paul II zu gedenken, der heute im Rom zu Grabe getragen wurde. Vor 26 Jahren war der Papst hier zu Besuch. Eröffnet wird die Andacht vom Dubliner Weihbischof Eamonn Walsh, der sie gemeinsam mit dem päpstlichen Nuntius Guiseppe Lazarrotto zelebriert. Erzbischof Diarmuid Martin befindet sich in Rom.
Die sauerländer Warsteiner Brauerei bringt vom 25. April an als exklusiver Vertriebspartner von Diageo Guinness und Kilkenny in den deutschen Handel. Ziel sei es, so eine Presseverlautbarung, das Mehrweggeschäft mit den beiden Marken, die in Deutschland zur Zeit fast nur in der Gastronomie angeboten werden, deutlich auszubauen.

Donnerstag, 7. April 2005

Die IRA kündigt an, den gestrigen Appell von Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams ernsthaft zu bedenken. Dieser weist derweil Vermutungen zurück, es handele bei seinem Appell um ein Wahlmanöver zur Verbesserung der Chancen seiner Partei bei den nordirischen Wahlen zum britischen Unterhaus.
Nach einer am Vormittag im Irish Independent verbreiteten Meldung wird Verkehrsminister Cullen dem Kabinett vorschlagen, 51 % der staatlichen Fluglinie Aer Lingus zu verkaufen, und seine Zustimmung zum Bau eines zweiten Terminals am Dubliner Flughafen geben.
Der irische Springreiter Cian O’Connor gibt bekannt, gegen die Aberkennung seiner bei den Olympischen Spielen des vergangenen Jahres in Athen gewonnenen Goldmedaille keinen Einspruch zu erheben. (s.a. 08.10.04 und 28.08.04)

Mittwoch, 6. April 2005

Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams fordert die Führung der IRA auf, den politischen Prozess in Nordirland zu ihrer Sache zu machen und den Friedensprozess voll zu akzeptieren: “Ich bitte euch, euch mir anzuschließen und die Stunde zu nutzen, um unsere Anstrengungen zur Wiederherstellung des Friedensprozesses zu intensivieren und unser Ringen entschieden voranzutreiben. [...] Ich bitte euch, dies so schnell wie möglich einzuleiten.” Die Rede wird von der britischen und irischen Regierung als bedeutsam bezeichnet und begrüßt.
Zuviel Salz in der Suppe, oder, besser gesagt, in den Chips – dies das Resümee der irischen Lebensmittelüberwachung. Vier Gramm Salz sollte ein erwachsener Mensch pro Tag zu sich nehmen, und in Irland liegt der Schnitt bei 10 g. Zuviel Salz gilt als eine Ursache für Herzerkrankungen und -infarkte.

Dienstag, 5. April 2005

Wer wird neuer Papst? Wenn Sie mögen, können Sie beim größten irischen Buchmacher Paddy Powers online mitwetten. Eine Quote von 100 : 1 wird derzeit geboten, wenn Sie auf den Dubliner Erzbischof Dr. Diarmuid Martin setzen, doch diese ist nichts gegen die von 1000 : 1, die Paddy Powers heute Vormittag offerierte, sollte Father Dougal McGuire* von Craggy Island Papst werden. Auch auf den Namen, den der neue Papst sich geben wird, können Sie wetten. Auf Patrick hat noch keiner getippt.
* Gestalt aus einer Sitcom des irischen Fernsehens, die auf einer fiktiven Insel vor der irischen Westküste spielt.
Nach den kritischen Äußerungen des Dubliner Erzbischofs Diarmuid Martin zur Deportation von Flüchtlingen (s.a. 24.03.05) gehen nach einer Meldung der Irish Times täglich 10 bis 20 Schmähbriefe bei ihm ein, in einer, wie es heißt, ‘extrem intoleranten’ Sprache. Nach den Worten einer Sprecherin zeigt sich der Bischof erschüttert über die Reaktion: dies sei nicht mehr das Irland, dass er vor vielen Jahren verlassen hatte. Diarmuid Martin war 1976 nach Rom gegangen und 2003 als designierter Nachfolger des damaligen Erzbischofs, Kardinal Desmond Connell, zurückgekehrt. Im April 2004 hatte er das Amt dann übernommen.

Montag, 4. April 2005

Mehr als die Hälfte der Farmer im County Galway verdienen nach einer heute veröffentlichten Studie mit ihrem Hof weniger als € 10.000 pro Jahr. So ist die Zahl derer, die von ihrem Einkommen aus der Landwirtschaft leben können, in den vergangenen 10 Jahren um rund ein Drittel gesunken. Während 1991 einer von fünf Bauern zur Aufbesserung seines Einkommens einer Teilzeitbeschäftigung außerhalb der Landwirtschaft nachging, sind es heute vier von fünf.
Ab heute nimmt der Buchmacher Paddy Powers wieder Wetten auf den Namen des künftigen Papstes an. Solche Wetten wurden bereits seit einigen Jahren angenommen und nach dem Tod von Johannes Paul II aus Respekt für den Verstorbenen für 24 Stunden ausgesetzt. Mehr als 1.500 Wetten liegen bislang vor, die höchste ist eine 5 : 1 Wette über € 1.000 auf Dionigi Tettamanzi. Zum ersten Mal seit 42 Jahren wird mit dem früheren Erzbischof von Dublin Kardinal Desmond Connell ein Ire an einer Papstwahl teilnehmen.

Sonntag, 3. April 2005

Erziehungsministerin Mary Hanafin kritisiert in einem Artikel der Sunday Business Post die Politik der Garda, Kinder von Asylbewerbern für die spätere Deportation während des Unterrichts aus Schulklassen zu holen. Der Präsident des Verbandes der Grundschullehrer INTO spricht in diesem Zusammenhang von Snatch Squads, Ergreifungskommandos, die in die Schulen stürmen und verstörte Kinder hinterlassen.
Nach der letzten Meinungsumfrage nimmt die Zustimmung zu den Regierungsparteien wieder zu, und die derzeitige Koalition von Fianna Fáil und Progressive Democrats liegt 10 % vor einem möglichen Bündnis aus Fine Gael, Labour und Grünen.

Sonnabend, 2. April 2005

Nach den Abschiebungen der vergangenen Wochen fordert die Aktionsgruppe Residents Against Racism (Einwohner gegen Rassismus), Irland müsse seine Tore Flüchtlingen öffnen und Asylsuchenden ein Bleibe- und Arbeitsrecht geben. Gestern marschierten sie durch die Dubliner City zum nationalen Einwanderungsbüro der irischen Polizei, um gegen die Deportationen zu protestieren. Er habe das Gefühl, so der Sprecher der Gruppe Mark Grehan, dass man es bei den Abschiebungen besonders auf Nigerianer und Rumänen abgesehen habe.

Freitag, 1. April 2005

Seit Jahren ging die Artenvielfalt der Spezie Irish Pothole auf irischen Straßen zurück, Touristen, die daheim nicht mehr von ihren Pothole-Erlebnissen berichtet konnten, blieben aus, lokale Reifendienste und Autowerkstätten machten Pleite, die Bewahrer des irischen Kulturerbes schlugen Alarm. Doch nun haben die Proteste der SOIP (Save Our Irish Potholes) Bewegung gefruchtet, und so stellt der Minister für Kunst, Kulturerbe und die Gaeltachtgebiete im Rahmen einer Pressekonferenz in Dublin heute das National Heritage Road Conservation Programme (NHRCP) vor. Erste Straßen in der Connemara-Gaeltacht wurden bereits in das Programm zum Schutz der Potholes aufgenommen.
Wenn dann an einem warmen Sommertag der erste kleine Brocken von einem Rent-A-Car aus dem Asphalt geschleudert wird, naht nicht mehr gleich der schreckliche Teerwagen um das noch junge Leben im Keim zu ersticken, sondern das noch kleine Pothole kann wachsen und gedeihen, bis es groß und stark und tief geworden ist, Menschenleben retten – erwiesenermaßen sinkt die Zahl tödlicher Verkehrsunfälle mit der Zahl der Potholes – und Arbeitsplätze bei lokalen Autowerkstätten und Reifendiensten sichern. Kein Zufall, dass mit der Ausrottung der Potholes das irische Wirtschaftswachstum zu sinken begann. Der keltische Tiger hatte nichts mehr zu beißen, doch nun bekommt er wieder neue Nahrung.

Nachrichten aus Irland – April 2005

Region	März 2004	März 2005
Dublin	314.138 €	339.946 €
Außerhalb Dublins	208.575 €	222.077 €