Nachrichten aus Irland

Juni 2006

Neues aus Irland, zusammengefasst nach Berichten von RTÉ, der
Irish Times, des Irish Independent und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Freitag, 30. Juni 2006

Wirtschaftsminister Micheál Martin eröffnet in Shanghai Irlands erstes Fremdenverkehrsbüro in China. 2005 waren über 5.000 chinesische Besucher nach Irland gekommen, eine Zahl, die sich nach Vorstellung von Tourism Ireland bis zum Jahr 2009 verzehnfachen soll. Im vergangenen Jahr hatte China Irland und dem Vereinigten Königreich den Approved Destination Status zuerkannt, was für Chinesen, die in diese Länder reisen wollen, eine wesentliche Vereinfachung bei der Beantragung der Visa bedeutet. Auf das demnächst jemand in einem Dubliner Pub auftaucht und sagt: Yu Ming is ainm dom.
Searson’s Pub in Dublin muss nach einem Urteil des Dubliner Bezirksgerichts dem an den Rollstuhl gebundenen Fernsehmoderator Olan McGowan eine Entschädigung in Höhe von € 500 zahlen, weil die Kneipe keine behinderte Toilette besitzt und er vom Barmann ohne Entschuldigung und Unterstützung auf die Toilette eines Pubs in der Nachbarschaft verwiesen wurde. Zudem wurde der Pub zu einer Zahlung in Höhe von € 500 an die Irish Wheelchair Association und den Einbau einer rollstuhlgeeigneten Toilette bis zum 1. Dezember verurteilt.
Galways von einer Regenbogenkoalition aus Fine Gael, Labour und den Grünen gewählter neuer Bürgermeister Niall Ó Brolcháin hat seinen Dienstwagen in Empfang genommen. Den Jaguar, der ihm zustehen würde, hatte der erste grüne Bürgermeister der Stadt als zu benzinschluckend und umweltschädlich abgelehnt, auch der ihm daraufhin offerierte Hybrid-Lexus hatte ihm mit seiner 3,5-Liter-Maschine einen zu hohen Schadstoffausstoß und Benzinverbrauch. Nun fährt er einen Toyota Prius mit Hybridantrieb.
Am frühen Morgen ist der 200. Verkehrstote des Jahres zu beklagen. Im vergangenen Jahr waren bis zum 30. Juni 182 Menschen im Straßenverkehr ums Leben gekommen.

Donnerstag, 29. Juni 2006

Taoiseach Bertie Ahern und der britische Premierminister Tony Blair treffen in Belfast zu Gesprächen mit den Parteien über eine Regierungsbildung in Nordirland zusammen, doch die DUP stellt sich weiterhin sturr und Pessimismus hat sich breitgemacht. Vor seiner Abreise hatte der irische Regierungschef gewarnt, dass, sollten die Parteien die Chance zur Bildung einer Regierung nicht bis zum 24. November wahrnehmen, die nächste Möglichkeit Lichtjahre entfernt sein könne. Was Herrn Paisley gar nicht so schlecht in sein Konzept passen dürfte.
Selbst die irischen Raucher haben zunehmend weniger gegen das seit März 2004 herrschende Rauchverbot an Arbeitsplätzen und in öffentlichen Räumen einzuwenden. Während sich vor seiner Einführung 13 % dafür aussprachen, sahen Anfang 2005 bereits 46 % von ihnen das Rauchverbot positiv. Befragt wurden mehr als 1.000 Raucher in Telefoninterviews.

Mittwoch, 28. Juni 2006

Nachdem Irisch-Gälisch vom kommenden Jahr an als offizielle EU-Arbeitssprache gilt, will die Regierung beantragen, dass die Landesbezeichnung bei Rats- und Ministertreffen zweisprachig ausgewiesen wird. Auf dass das Publikum bei künftigen Fernsehübertragungen von EU-Konferenzen vor dem Vertreter Irlands eine Tafel mit der Aufschrift Éire Ireland sieht, statt wie bislang einfach nur Ireland. Womit das Überleben der irisch-gälischen Sprache zweifelsohne gesichert ist. Vielleicht sollte dann die Presse den Vertreter Irlands auch in seiner ersten Landessprache befragen.
Quatsch, meint der Präsident der Labour Party Michael D. Higgins, der zu den wenigen irischen Politikern gehört, die die irisch-gälische Sprache flüssig sprechen, und weist auf mögliche Irritationen hin. Denn manch einer, der auf einem Schild Éire Ireland liest, dürfte den Gesamtbegriff für den Staatsnamen halten und nicht erkennen, dass es sich um den gleichen Namen in zwei Sprachen handelt.

Dienstag, 27. Juni 2006

Staatspräsidentin Mary McAleese kommt zu ihrem ersten offiziellen Besuch nach Inishturk, der ‘vergessen Insel’ zwischen den Touristenzielen Inishbofin und Clare Island vor der Küste Mayos. Ihre Aufgabe: Vorstellung der neuen Informationsbroschüre und Karte der Insel.
Gesundheitsministerin Mary Harney und verteidigt das Gesundheitssystem ihres Landes. Die Daten, auf die sich die gestern veröffentlichte Untersuchung zur Qualität der Gesundheitssysteme in Europa berufe, seien bezüglich Irland nicht up-to-date.

Montag, 26. Juni 2006

Kurz vor Mitternacht kehrte gestern Abend der Betreiber dieser Website aus Irland zurück, und macht sich nun daran die Nachrichten der letzten drei Wochen aufzuarbeiten. Siehe weiter unten.
Nach einer heute veröffentlichten Studie der Europäischen Gemeinschaft liegt die Qualität des irischen Gesundheitssystems an vorletzter Stelle in Europa. Spitzenreiter ist Frankreich, dicht gefolgt von den Niederlanden, Deutschland, Schweden, der Schweiz und Luxemburg.

Sonntag, 25. Juni 2006

Werden die Iren nun von Tee- zu Kaffeetrinkern? Denn je mehr Tassen Kaffee man nach einer durchzechten Nacht trinkt, so das Ergebnis einer amerikanischen Studie, desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit eines Leberschaden.

Sonnabend, 24. Juni 2006

Eine hohe Teilnehmerzahl wird zum heutigen Gay Pride Festival in Dublin erwartet. Die Veranstaltung beginnt mit einem Champagnerfrühstück in der Capel Street, anschließend findet eine Parade vom Garden of Remembrance zum Parnell Square statt. Im vergangenen Jahr nahmen fast 10.000 Menschen an dem Event teil.

Freitag, 23. Juni 2006

Hauskrach beim kleineren Regierungspartner PD, wo die Parteichefin und Gesundheitsministerin Mary Harney und Justizminister Michael McDowell zeitweilig nicht mehr miteinander reden und der letztere in den Medien eine Hasstirade auf seine Vorsitzende loslässt, die er nur zu gerne beerben würde.
Auch in der Fianna Fáil macht sich nach Umfrageergebnissen, die einen massiven Mandatsverlust bei der nächsten Wahl vorhersagen, Nervosität breit. So fordert eine Gruppe von 14 Hinterbänklern – ‘The Gang of 14’ nennt sie der Irish Independent – die Einsetzung eines speziellen Komitees, über das sie Einfluss auf die Parteipolitik nehmen kann. Taoiseach Bertie Ahern sei dafür offen, sagt eine Parteisprecherin.

Donnerstag, 22. Juni 2006

The fares they are a-changin’ für alle, die mit der Eisenbahn von Dublin nach Kilkenny reisen, um Bob Dylan bei seinem Konzert The times they are a-changin’ singen zu hören. Während die normale Rückfahrkarte € 21,50 kostet, sind für die Reise in dem vom Veranstalter gecharterten Sonderzug € 45 zzgl. € 5,65 Buchungsgebühr zu berappen. Der begründet das mit den höheren Kosten außerhalb der üblichen Betriebszeit (Überstunden für Schrankenwärter etc.), die ihm die Bahn in Rechnung stelle, ist jedoch nicht bereit, die Gesamtkosten für das Anmieten des Zuges zu nennen.

Mittwoch, 21. Juni 2006

Ein beliebtes Thema in den Medien ist die Entwicklung der Hauspreise. So haben sie sich laut einer Übersicht des Irish Independent seit 1996 geändert:

County	1996	2005	Differenz
Dublin	€ 92.342	€ 368.576	299 %
Wicklow	€ 84.763	€ 347.158	310 %
Kildare	€ 82.371	€ 307.589	283 %
Cork City	€ 76.855	€ 306.117	298 %
Meath	€ 86.152	€ 296.508	244 %
Galway	€ 92.588	€ 286.478	209 %
Limerick	€ 72.940	€ 231.332	217 %

Die Topaz Energy Group, eine Gruppe irischer Investoren, kauft zum Preis von geschätzt € 280 Mio. die Tankstellenkette Statoil. Im vergangenen Jahr hatte die Gruppe das irische Shell-Tankstellennetz erworben.
Der High Court verurteilt das Ashford Castle Hotel im County Mayo, seinen Mitarbeitern die geforderten Lohnerhöhungen zwischen 15 und 20 % zu zahlen (s.a. 24.05.06).

Dienstag, 20. Juni 2006

Der Cork County Council schreibt eine Machbarkeitsstudie aus, bei der die Möglichkeit der Umwandlung der früheren Zuckerfabrik in Mallow in eine Anlage zur Gewinnung von Biotreibstoff überprüft werden soll. Bei der Schließung der Fabrik im Mai waren 320 Arbeitsplätze verloren gegangen.
Mit Unterstützung der Fine Gael und Labour Party wählt der Galwayer Stadtrat den Kandidaten der die irischen Grünen Niall Ó Brolcháin zum Bürgermeister, der als erstes den neuen Jaguar ablehnt, der ihm als Dienstwagen zusteht. Er brauche ein so großes, benzinschluckendes Auto nicht. Die Stadtverwaltung will nun nach einem umweltfreundlicheren Wagen Ausschau halten.

Montag, 19. Juni 2006

Nach zunehmende Angriffen von Straßenrowdies auf im Einsatz befindliche Feuerwehr- und Rettungskräfte sollen diese nun ein spezielles Training erhalten und mit stichfesten Westen ausgestattet werden. Darüber hinaus sollen solche Attacken künftig in gleicher Weise wie Angriffe auf Polizeikräfte geahndet werden.
Die Klage gegen 33 afghanische Asylbewerber, die im Mai mit einem Hungerstreik die St. Patricks Kathedrale besetzt hielten, wird auf Anweisung des Generalstaatsanwalts zurückgezogen. (s.a. 21. Mai 2006)

Sonntag, 18. Juni 2006

Was kostet in Irland was? Hier eine Preisübersicht, die der Irish Independent am Wochenende veröffentlichte:

Artikel	Dublin	Außerhalb Dublins
Milch, 1l	€ 0,82	€ 0,88
Butter, 453g	€ 1,75	€ 1,88
Kartoffeln, 2,5kg	€ 3,57	€ 3,39
Tomaten, 1kg	€ 2,77	€ 2,59
Teebeutel, 80St.	€ 2,51	€ 2,61
Lammkeule	€ 11,77	€ 10,30
Sausages, 1kg	€ 5,46	€ 5,65
Pint Stout im Pub	€ 3,85	€ 3,54
Pint Lager im Pub	€ 2,56	€ 2,25
Bleifrei Super, 1l	€ 1,17	€ 1,18
Damenfriseur	€ 37,71	€ 32,09
Kinokarte	€ 8,59	€ 7,22

Sonnabend, 17. Juni 2006

Noch einmal zu Charles J. Haughey, dem am Dienstag verstorbenen früheren Regierungschef. Über eine Erbschaft in Höhe von € 30 Mio. sowie die kleine Blasketinsel Inishvickillane können sich seine vier Kinder nun freuen. Die Iren selbst ließen ihn auf seiner letzten Reise mehr oder weniger allein. Statt der erwarteten 25.000 hatten sich nur rund 1.000 ‘ordinary people’ dem Trauerzug angeschlossen.

Freitag, 16. Juni 2006

Charles Haugheys letzter großer Auftritt ist gekommen, und mit militärischen Ehren und einem Staatsbegräbnis wird der frühere Regierungschef zu Grabe getragen. Ein großer Mann für seine Freunde, und für viele seiner Ex-Feinde angesichts seines Todes ein bedeutender Politiker mit ‘kleinen menschlichen Schwächen’. “I did the state some service”, sagte er einst in Shakespeare-Manier. Gezeigt hat er dem Land, und darin mag dieser Dienst gelegen haben, dass ein irischer Regierungschef auf sein Gehalt nicht angewiesen ist, denn auf sein privates Konto flossen nach Einschätzung des Moriarty Tribunals zu seinen Amtszeiten rund 8,5 Mio. Euro irischer Unternehmer. GUBU!
Die irische Fischereiindustrie konnte sich im vergangenen Jahr über ein Wachstum in Höhe von 5,5 % freuen. Nach dem Jahresbericht von BIM wurden 198.000 t Fischereiprodukte im Wert von € 354 Mio. exportiert.

Donnerstag, 15. Juni 2006

Während der am Dienstag verstorbene ehemalige Regierungschef Charlie Haughey in den Medien und Nachrufen früherer Freunde und Feinde zum Heiligen zu mutieren scheint, sieht das die Öffentlichkeit anders. Einige Anti-Haughey Kommentare in Online-Foren werden so giftig, dass sich die Betreiber zum Einschreiten gezwungen sehen, und bei einer Telefonumfrage von TV3 sprechen sich mehr als zwei Drittel gegen ein Staatsbegräbnis aus. Es war die stärkste Beteiligung, die jemals bei einer Telefonaktion verzeichnet wurde, so ein Sprecher des Fernsehsenders.

Mittwoch, 14. Juni 2006

Nach weiteren Verhandlungen ist der National Pay Deal unter Dach und Fach. Neben einer durchschnittlichen jährlichen Lohnerhöhung von 4,5 % für die kommenden 27 Monate ist in ihm eine Mindestunterstützung für Erwerbslose von 30 % des durchschnittlichen Industriearbeiterlohns (rund € 200 pro Woche) festgelegt. Bislang waren die Wohlfahrtsleistungen an die Inflationsrate gekoppelt, deren Steigerung unterhalb der allgemein Einkommensentwicklung lag.
Zwei 2.300 Jahre alte Mordopfer sind die neuen Stars des irischen Nationalmuseums. Die Ausstellung unter dem Titel ‘Kingship and Sacrifice – an exhibition of bog bodies and related finds’ wird am kommenden Dienstag um drei Uhr eröffnet. Der Eintritt ist frei. (s.a. 15.05.03 und 08.01.06)

Dienstag, 13. Juni 2006

The Boss ist tot. Im Alter von 80 Jahren stirbt mit Charles J. Haughey oder ‘the Boss’, wie er sich gerne nennen hörte, der skandalträchtigste Regierungschef seit Gründung der Republik Irland. Am Freitag wird er noch einmal die Hauptperson sein, bei einem Staatsbegräbnis, dass ihm nicht jeder gönnt.
Die gestern in Teilen der Midlands ausgebrochen Moorfeuer sind unter Kontrolle.

Montag, 12. Juni 2006

Rauch über den Torfmooren. Mehr als 200 Einsatzkräfte von Bord na Móna und der Feuerwehr versuchen eine Reihe von Moorbränden in den Countys Offaly, Westmeath und Longford zu löschen. Bei Rooskey im Co. Roscommon ist eine Wohnsiedlung bedroht.
An Bord Pleanála widerruft eine im vergangenen Jahr vom Galway County Council erteilte Genehmigung zum Bau von insgesamt 48 Wohnhäuser in Spiddal, da der Umfang des Vorhabens zum einen den Charakter des Ortes störe und zum anderen nicht sichergestellt werden könne, dass die Häuser – wie in Gaeltacht-Gebieten vorgeschrieben – im Wesentlichen an Käufer oder Mieter gehen, die die irisch-gälische Sprache flüssig beherrschen.

Sonntag, 11. Juni 2006

Die irischen Haushalte wollen sie nicht, die irische Post will sie nicht, doch Postminister Noel Dempsy besteht darauf und will sie im übernächsten Jahr einführen: Postleitzahlen. Eine millionenschwere Vergeudung von Steuergeldern, für etwas, was man absolut nicht brauche, so gestern eine Sprecherin der Post. Zu dem werde dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet, meint die Fine Gael. Banken könnten die Kreditwürdigkeit von der Postleitzahl ihrer Kunden abhängig machen und Firmen sie nach ihre Postleitzahl einorden und mit Werbung überhäufen. (s.a. 23.05.05)
Was haben Polen und Iren gemeinsam? Sie feiern ihre Niederlagen, als hätten sie gewonnen. Nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch im Sport, wie es das Ausscheiden der Iren bei Fußball-WM 2002 und das der Polen bei der diesjährigen zeigte. Und so feierten gestern in den Pubs der Temple Bar die Polen Irlands ihre 0 : 2 Niederlage gegen Ecuador, mit der sie sich aus dem Wettbewerb verabschiedeten.

Sonnabend, 10. Juni 2006

Ein Platz in einem Dubliner Kinderhort kostet zur Zeit rund € 120 pro Woche, wobei die Kosten fünfmal schneller als die Inflationsrate steigen. Die Stadtverwaltung will sie eindämmen und plant dazu eine ‘Kinderhort-Steuer’, die Bauinvestoren auferlegt werden soll und deren Einnahmen in einen Fond zur Unterstützung der Horte fließen. Gleichzeitig sollen die Mieten für Betreiber von Kinderhorten gesenkt werden.
Was sind die härtesten Berufe in Irland. Hier eine gestern im Irish Independent veröffentlichte Liste: 1. Hochseefischer / 2. Krankenschwester in der Notaufnahme / 3. Farmer / 4. Customer Service Agent im Call Centre / 5. Fabrikarbeiter / 6. Hausfrau und Mutter / 7. Hilfs- und Notdienste (Polizei, Feuerwehr) / 8. Verlegung und Wartung von Überland-Stromleitungen / 9. Kurier / 10. Bauarbeiter.
Bewertet wurden Arbeitsumfeld und -sicherheit, emotionaler Stress, Bezahlung, körperliche Belastung, Selbstbestimmung und soziale Anerkennung.

Freitag, 9. Juni 2006

Nach mehr als 200 Jahren ziehen sich die Christian Brothers aus dem irischen Bildungswesen zurück und übergeben ihre 29 Grund- und 109 Sekundarschulen in der Republik Irland dem Edmund Rice School Trust, einer von Laien geführten gemeinnützigen Treuhandgesellschaft. Edmund Rice hatte die Christian Brothers 1802 gegründet. Auch wenn ihre Reputation in den letzten Jahren durch Aufdeckung einiger Fälle von Kindesmissbrauch gelitten hat, würdigen Historiker, Regierungsvertreter und Elternverbände den Beitrag des Ordens zum irischen Erziehungswesen der letzten zwei Jahrhunderte. In Nordirland betreibt der Orden acht Schulen, die gleichfalls einem Trust übergeben werden sollen.
Wie sich die Welt doch im Kreis dreht, meint der Kommentator des Irish Independent Tracy Hogan. Er habe seinerzeit wegen zu langer Haare Probleme mit seinen Lehrern gehabt, und nun schließt ein Schulleiter im County Offaly einen 15-jährigen Schüler von den Prüfungen zum Junior Certificate aus, weil er seine Haar zu kurz geschoren hatte.

Donnerstag, 8. Juni 2006

Die Jahresinflationsrate steigt auf ein Dreijahreshoch von 3,9 %. Verantwortlich dafür werden die gestiegenen Energiepreise und Hypothekenzinsen gemacht.
Nach einem gestern veröffentlichten Bericht des Landwirtschaftsministeriums geben die Iren mit € 8,7 Mrd. pro Jahr mehr für Zigaretten und alkoholische Getränke aus als für Lebensmittel (€ 7,2 Mrd.).

Mittwoch, 7. Juni 2006

Nach einer Prognose des NCR wird sich die Zahl der Krebserkrankungen in Irland bis zum Jahr 2020 von derzeit 22.000 im Jahr auf über 42.000 fast verdoppeln. Die Zahl der Sterbefälle durch eine Krebserkranken wird sich nach diesem Bericht von 13.800 auf 28.800 erhöhen. Ein wesentlicher Faktor (zwei von drei Fälle) ist die Zunahme an älteren Menschen in der Bevölkerung.
In Limerick versammeln sich Kollegen und Angehörige am Grab des heute vor 10 Jahren von einer IRA-Gang bei einem Überfall auf einen Postwagen ermordeten Polizisten Jerry McCabe. 40.000 Menschen waren seinerzeit zu der Beerdigung gekommen. Im Februar hatte sich die Sinn-Féin-Bürgermeisterin von Kerry Toireasa Ferris geweigert, den Mord zu verurteilen.
In einem Wald bei Sligo wird ein Depot mit 10.000 Schuss Gewehrmunition gefunden, die die IRA in den 80er Jahren aus Libyen eingeführt und dort vergraben hatte.

Dienstag, 6. Juni 2006

Das war es nun, das erste Bank-Holiday-Weekend des Jahres. Zugleich war es das bislang heißeste Wochenende des Jahres, an dem fünf Menschen durch Ertrinken beim Baden starben, darunter eine Mutter mit ihren zwei erwachsenen Kindern im River Awbeg nahe Casteltonroche im County Cork.

Montag, 5. Juni 2006

In seiner Residenz in Armagh trifft sich der katholische Primas von ganz Irland Seán Brady zu einem historischen Gespräch, wie der Irish Independent schreibt, mit den Führern der drei Oranierorden Orange Order, Independent Orange Order und Royal Black Preceptory. Einzelheiten über den Inhalt der Gespräche werden nicht bekannt gegeben.
Irisch-Gälisch ist (eigentlich) Pflichtfach beim Leaving Certificate, dem irischen Abitur, doch immer mehr Schülern gelingt es, stellen die Hüter der Sprache besorgt fest, sich von der Irisch-Prüfung freistellen zu lassen. Fast 1.000 waren es im vergangenen Jahr verglichen mit 400 im Jahr 1996. Freistellen lassen können sich in erster Linie ausländische Schüler und Schülerinnen, doch auch für Kandidaten mit bestimmten Lernschwierigkeiten gibt es von Sonderregelungen.

Sonntag, 4. Juni 2006

Irlands unglücklichstes Dorf wird geräumt. Ballybruskar im Herzen des Dubliner Phoenix Park und unmittelbarer Nachbarschaft zum Amtssitz der irischen Staatspräsidentin musste in der Vergangenheit viel über sich ergehen lassen: Erdbeben, nukleare und konventionelle Bombenangriffe, Flugzeugabstürze, Großbrände. Der Ort mit seinen zwei Läden, Dalton’s und Lackan’s, einer Kirchenruine, einer Schule, einer Kreuzung und einem Atomschutzbunker wurde in den fünfziger Jahre als Übungsort für den irischen Katastrophenschutz gegründet. Nun zieht man um nach Roscrea.

Sonnabend, 3. Juni 2006

Ken Loachs Wind schüttelt nicht nur die Gerste, sondern auch die Medien. Nachdem The Wind That Shakes the Barley bei den Filmfestspielen in Cannes die ‘Goldene Palme’ erhalten hatte, passen sich britische Zeitungen der Leserschaft des jeweiligen Landes an. Während sich die Sun und die Daily Mail in ihren irischen Ausgaben über den ‘irischen Erfolg’ freuen, ist der Film in ihren in Großbritannien verbreiteten Ausgaben der schlimmste die IRA verherrlichende Streifen, der je gedreht wurde. (s.a. 29.05.06)
Staatspräsidentin Mary McAleese unterzeichnet die gestern vom Parlament verabschiedete Gesetzesnovelle zur Verfolgung sexueller Handlungen mit Minderjährigen, die das bisherige Gesetz aus dem Jahr 1935 ersetzt, das vom Obersten Gericht für nicht verfassungskonform erklärt worden war. Gleichzeitig wurde der auf Grund dieser Gesetzeslücke am Dienstag freigelassene Mann wieder verhaftet.

Freitag, 2. Juni 2006

Der Herausgeber dieser Internetseiten macht Urlaub und fliegt morgen an die irische Westküste, ‘beyond the Twelve Bens’, wie man dort sagt, oder ‘50 miles from Galway and a million miles from the rest of the world.’ Ohne Telefon, Laptop und Handy, so dass hier in den kommenden drei Wochen keine Nachrichten erscheinen. Einen Nachrichtenrückblick gibt es am Abend des 27. Juni, ehe es dann wieder heißt: Täglich Neues aus Irland.
Parlament und Senat treten im Laufe des Tages zusammen, um einen in der Nacht von der Regierung ausgearbeiteten neuen Gesetzentwurf zur Verfolgung sexueller Handlungen mit Minderjährigen von bis zu 16 Jahren zu verabschieden. Dieser war erforderlich geworden, nachdem am vergangenen Dienstag ein 41-jähriger Mann, der Sex mit einem 12-jährigen Mädchen gehabt hatte, vom Obersten Gericht aufgrund eines Schlupfloches im derzeitigen Gesetz aus dem Jahr 1935 auf freien Fuß gesetzt worden war. Das Gesetz wurde als nicht verfassungskonform bewertet, da es einem Angeklagten prinzipiell nicht gestattete, sich damit zu verteidigen, das Alter falsch eingeschätzt zu haben.
Nach einer Umfrage von Amarach Consulting sehen drei Viertel der irischen Manager den Zustrom ausländischer Arbeitskräfte positiv, wobei 51 % davon ausgehen, dass sie produktiver als einheimische Mitarbeiter sind. Nur 16 % geben geringere Kosten als Einstellungsgrund für Ausländer an.
Die Iren und der Alkohol, das Thema ist ein Dauerbrenner. Nach einer gestern von der Europäischen Kommission veröffentlichten Untersuchung gibt ein irischer Haushalt im Durchschnitt 1.675 Euro im Jahr für alkoholische Getränke aus. Auf Platz zwei liegt Dänemark mit € 532, also weniger als einem Drittel. (s.a. 30.04.06)

Donnerstag, 1. Juni 2006

Seit einiger Zeit laufen Verhandlungen zwischen Unternehmerverbänden, Gewerkschaften und Regierung über die Entwicklung der Löhne und Gehälter in den kommenden Monaten und Jahren. Einen National Pay Deal nennt man das. Nun hat man sich im Prinzip auf eine 10 %ige Steigerung im Verlauf von 27 Monaten geeinigt. Vor einer Ratifizierung wollen die Gewerkschaften jedoch noch Gespräche über die Renten und weitergehende soziale Aspekte der Übereinkunft.

Nachrichten aus Irland – Juni 2006