Nachrichten aus Irland

Dezember 2007

Neues aus Irland, zusammengefasst nach Berichten von RTÉ, der
Irish Times, des Irish Independent und weiteren Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Montag, 31. Dezember 2007

Der Sozialdienst der katholischen Erzdiözese Dublin Crosscare fordert die Dubliner auf, einwandfreie, jedoch unerwünschte oder nicht benötigte Weihnachtsgeschenke bis zum Fest der Heiligen drei Könige am 6. Januar an der Krippe von St. Mary’s Pro-Cathedral niederzulegen. Diese werden dann an Bedürftige verteilt. “Sollten Sie sich also fragen”, so der Sprecher der Initiative Fr. Pat O’Donoghue, “was Sie mit jenem weiteren Paar Socken, dem dritten grünen Jumper und der gleichen DVD-Box wie im Vorjahr anfangen sollen, hat die Erzdiözese Dublin die Lösung für Sie.”

Sonnabend, 29. Dezember 2007

Der Generalsekretär des Dachverbandes der irischen Gewerkschaften ICTU spricht sich dagegen aus, den Bau von Kernkraftwerken in Irland grundsätzlich auszuschließen. Er sei kein Verfechter von Kernenergie, so David Begg, doch müsse man in einer Zeit des Klimawandels auch diese Option in Erwägung ziehen.
Siehe auch: 10.02.06, 04.04.06, 27.04.06, 19.02.07, 27.03.07, 30.09.07

Freitag, 28. Dezember 2007

Eine Rekordzahl von 7,8 Mio. Touristen, die während ihres Aufenthalts € 4 Mrd. im Land ließen, meldet die Irish Tourist Industry Confederation für das zu Ende gehende Jahr 2007. Die meisten (3,8 Mio.) kamen aus Großbritannien, der größte Anstieg wurde bei Besuchern aus Skandinavien und Spanien verzeichnet. Für 2008 wird ein schwächeres Wachstum erwartet.

Donnerstag, 27. Dezember 2007

In seiner Weihnachtsbotschaft erklärt Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams die Übertragung des Justiz- und Polizeiwesens in den Verantwortungsbereich der nordirischen Regierung zum Hauptziel seiner Partei für das Jahr 2008.
Einen Justizminister gibt es derzeit im nordirischen Kabinett nicht. Das St.-Andrews-Abkommen hatte den Mai nächsten Jahres als spätestes Datum für die Übergabe der Verwaltung des Justizwesens an die nordirische Regierung gesetzt, doch die DUP fühlt sich daran nicht gebunden, solange (ihrer Meinung nach) ‘die Sinn Féin Recht und Gesetz und das nordirische Gerichtssystem nicht uneingeschränkt akzeptiert’. Die Übergabe der Justizgewalt ‘könne möglicherweise’ irgendwann nach der nächsten Wahl im Jahr 2011 erfolgen, meint Ian Paisleys Jr., zugleich Juniorminister im Büro seines Vaters.
Einen Ansturm auf die irische Staatsbürgerschaft wird gemeldet, und so dauert es mittlerweile zwei bis drei Jahre, bis über einen solchen Antrag entschieden ist. Während es im Jahr 2000 1.004 Anträge auf Einbürgerung gab (125 davon erfolgreich), erhöhte sich diese Zahl 2007 auf 6.608. Die Antragsteller müssen mindestes fünf Jahre lang im Land gelebt haben, einen – wie auch immer nachgewiesenen – ‘guten Charakter’ haben sowie ‘der Nation ihre Treue und dem Staat ihre Loyalität erklären’. Ein neues Einbürgerungs-Gesetz mit weitreichenden Änderungen, nach denen auch die Sprachkompetenz in Englisch oder Irisch nachzuweisen ist, soll im Januar verabschiedet werden.

Donnerstag, 26. Dezember 2007

Fünf Weihnachtsmeldungen liefert der E-Mail-Service des irischen Fernsehens RTÉ seinen Abonnenten ins Haus: Ein älterer Mann wird tot in einem See gefunden, eine junge Frau stirbt nach dem Drogenkonsum auf einer Weihnachtsparty, in Ashbourne im County Meath wird ein junger Mann erstochen, ein weiterer an anderen Ortes durch Messerstiche schwer verletzt, und schließlich wird noch über einen Totschlag in Ballymoney im County Antrim berichtet. Frohe Weihnachten!

Dienstag, 25. Dezember 2007

Nein, er werde 2008 seinen Platz nicht für seinen Kronprinzen Brian Cowen räumen, verriet Taoiseach Bertie Ahern gestern in einem Radiointerview live von der Grafton Street, sondern noch ‘für ein paar Jährchen’ im Amte bleiben – mindestens bis Mitte 2009, liest man später in der Irish Times. Politisch hatte er in den letzten Monaten nicht viel zu sagen, und den meisten Iren dürften seine Aussagen vor dem Mahon-Tribunal bezüglich seiner Finanzaffären bekannter sein, als seine Auftritte im dem Parlament.

Montag, 24. Dezember

Wer am heutigen Heiligen Abend mit der Bahn oder Fähre zu seinen Lieben wollte, hatte nicht immer gute Karten. Mehrere Zugverbindungen zwischen Dublin und dem Süden und Südwesten des Landes wurden nach Auskunft der Bahn gestrichen, da man die Lokführer ‘vermisste’. Die 12-Uhr-Fähre Jonathan Swift von Holyhead nach Dublin lief wegen widrigen Wetters auf der Irischen See nicht aus, doch kamen die Passagiere zwei Stunden später mit Ulysses dann doch noch in die irische Hauptstadt.

Sonntag, 23. Dezember 2007

Wenn das kein Weihnachtsgeschenk ist: Einer der höchsten Jackpots in der Geschichte der Nationallotterie geht in die Grafschaft Galway. 12 Euro kostete der in einem Buchladen in Loughrea erworbene Lottoschein, für den es nun fast € 13,3 Mio. zurückgibt.

Sonnabend 22. Dezember 2007

Signifikanten Fortschritte werden von den Schlichtungsgesprächen zwischen dem Aer-Lingus-Managemant und der Gewerkschaft SIPTU über den Kostensenkungsplan der Fluggesellschaft gemeldet. Im November war es darüber fast zu einem Streik und Aussperrungen gekommen. (s.a. 14.11.07, 19.11.07)

Freitag, 21. Dezember 2007

Am 15. August 1998 verübte die Real IRA in Omagh ein Bombenattentat, bei dem 29 Menschen getötet und 300 verletzt wurden. Im September 2006 begann in Belfast der Prozess gegen den bislang einzigen Mordangeklagten. Der 37jährige Sean Hoey wies von Beginn an alle Anklagepunkte zurück und wurde gestern aus Mangel an Beweisen in allen Punkten freigesprochen.
Es sei mittlerweile höchst unwahrscheinlich, so anschließend Nordirlands Polizeipräsident Chief Constable Sir Hugh Orde, dass irgendjemand wegen dieses Verbrechens verurteilt werde, solange nicht einer aufstehe und vor Gericht einen der Attentäter identifiziere. Dazu beigetragen haben in seinen Augen schwere Ermittlungsfehler der damaligen RUC mit seinem Amtsvorgänger Sir Ronnie Flannagan.

Siehe auch: 18.08.00, 16.05.01, 25.01.02, 19.02.02, 20.10.02, 03.11.02, 26.06.03, 06.08.03, 14.03.04, 25.09.06

Donnerstag, 20. Dezember 2007

Irische Verbraucher müssen in diesem Jahr bis zu 20 % mehr für einen frischen Weihnachts-Truthahn bezahlen, lese ich gerade in der Irish Times. Als Begründung genannt werden die höhere Futterpreise für die armen Dinger (ehe sie dann abgeschlachtet werden), die asiatische Vogelgrippe in Großbritannien und streikende Lastwagenfahrer in Italien.

Mittwoch, 19. Dezember 2007

Eine fast 80 Jahre alte ‘Zeitkapsel’, vor zwei Monaten bei den Restaurierungsarbeiten auf dem Friedhof von Glasnevin unter der Abdeckplatte des nahezu vergessenen Sigerson Monument entdeckt, kommt ungeöffnet wieder dorthin zurück. Das Denkmal war von der Nationalistin Dora Sigerson-Shorter zum Gedenken an die beim Osteraufstand ums Leben gekommenen Republikaner entworfen worden.
Die zunächst recht mysteriöse, etwa 60 cm lange zylindrische Kapsel, so haben nun Historiker anhand von Archiv-Aufzeichnungen herausgefunden, soll die Namen aller bei dem Aufstand Getöteten enthalten. Die Restaurierung des Friedhofs, für die € 25 Mio. veranschlagt werden, begann im Mai dieses Jahres und soll bis zur 100-Jahr-Feier des Osteraufstandes im Jahr 2016 abgeschlossen sein. (s.a. 05.03.07, 23.05.07)

Dienstag, 18. Dezember 2007

Der High Court lässt die Klage einer amerikanischen Studentin aus Galway gegen die Ausländerbehörde zu, die ihr gedroht hatte, ihr Studentenvisum nicht zu verlängern, falls sie ihr vierjähriges Kind nicht von der kostenfreien Claddagh National School zu einer kostenpflichtigen Privatschule ummeldet. Mit dieser Praxis will die Behörde verhindern, dass sich Ausländer an irischen Universitäten nur deshalb einschreiben, um ihren Kindern eine kostenlose Schulbildung zu geben.
Auch weiterhin wächst die Bevölkerung in Irland so rasant wie in keinem anderen EU-Land, von Mai 2006 bis April 2007 allein um 2,5 %. Zwei Drittel des Bevölkerungszuwachses (106.100) kam durch Einwanderung zustande, ein Drittel (38.000) resultierte aus der Differenz zwischen der Geburten- und Sterberate. 61 % der Migranten kamen aus den zehn letzten Beitrittsländern der EU. In der Summe hatte die Republik Irland Ende April 4,34 Mio. Einwohner.
Wenn es in Cork Probleme mit Weihnachtsgeschenken gibt, mag es daran liegen, dass der Weihnachtsmann im Gefängnis sitzt. Pat Allen, der als sozial gesonnener Santa Claus gegen die Obdachlosigkeit demonstrierte, wurde gestern festgenommen, nachdem er, wie es hieß, eine Tür des Gerichtsgebäudes beschädigt hatte. Da er sowohl die Zahlung einer Kaution verweigerte als auch eine Gerichtskostenhilfe ausschlug, wurde er in Haft genommen. Am Donnerstag soll er erneut dem Richter vorgeführt zu werden.

Montag, 17. Dezember 2007

In einem Brief an Gesundheitsministerin Mary Harney äußert sich Finanzminister Brian Cowen ‘ernsthaft besorgt’ über das Finanzmanagement der Gesundheitsbehörde HSE, die ihren Haushalt in diesem Jahr mit einem Rekorddefizit in Höhe von € 255 Mio. abschließt.
Notabene: Im September genehmigte die Gesundheitsbehörde ihrem Chef Prof. Brendan Drumm zusätzlich zu seinem Gehalt von € 320.000 pro Jahr die maximal mögliche Leistungsprämie von € 80.000. Weitere rund 100 HSE-Manager wurden gleichfalls mit erheblichen Bonuszahlungen bedacht.
18 % der Haushalte der Republik Irland, davon ist das Institut für öffentliche Gesundheit IPH aufgrund von Daten aus dem Jahr 2001 überzeugt (neuere liegen nicht vor), sind nicht in der Lage die Wohnräume hinreichend zu heizen. 652 Todesfälle seien unmittelbar darauf zurückzuführen. Bei 2.800 mehr Sterbefällen in den Wintermonaten als im Sommer habe Irland eine der höchsten Winter-Sterberaten in Europa. Gefordert wird eine Fuel Poverty Strategy (Strategie gegen Brennstoffarmut), wie sie in Nordirland bereits in die Wege geleitet wurde. Von ‘Brennstoffarmut’ spricht man, wenn mehr als 10 % des Einkommens aufgewendet werden muss, um die Wohnung angemessen zu heizen.

Sonntag, 16. Dezember 2007

Sollten Sie Ihr Irish colleen mit einem Pelz von Brown Thomas beglücken wollen, so müssen sie sich sputen, denn ab Februar wird das Dubliner Nobel-Kaufhaus den Verkauf von Pelzartikeln jeder Art einstellen. Bei der Entscheidung habe man alle Aspekte des Tierschutzes in Erwägung gezogen, begründet dies das Kaufhaus, doch die vielen Anti-Pelz-Kampagnen von Tierschutzgruppen vor seinen Pforten dürften nicht wenig dazu beigetragen haben. Andere Kaufhäuser wie Marks & Spencer, Dunnes Stores, Debenham’s, Next, Top Shop und Karen Millen haben sich dem angeschlossen. John Carmody, Gründer des Animal Rights Action Network, zeigt sich erfreut: “Dies ist eines der besten Weihnachtsgeschenke, das man den Tieren geben konnte.”

Sonnabend, 15. Dezember 2007

Mehr als 2.000 Handys wurden in diesem Jahr in irischen Gefängnissen beschlagnahmt, 687 davon allein im Mountjoy-Gefängnis. Zumindest ein Teil davon war zuvor von den Gefängnisbeamten in einem nicht angemeldeten Nebenerwerb an die Insassen verkauft worden, so dass diese ihr Business, dem sie das B&B auf Staatskosten zu verdanken hatten, von der neuen Geschäftsadresse aus fortführten konnten. (s.a. 16.03.07, 19.03.07)
So ganz waldlos, wie es dem Irlandreisenden oft erscheint, ist das Land nicht, denn immerhin 2,4 Mrd. Bäume stehen laut einer Studie des Landwirtschaftsministeriums in irischen Forsten. Rund 10 % des Landes ist mittlerweile von Wald bedeckt, von dem sich 57 % in staatlichen Besitz befindet. Dabei hat die Grafschaft Wicklow mit 18 % der Gesamtfläche anteilmäßig am meisten Wald aufzuweisen. Doch nur bei 20 % der Bäume handelt es sich um ursprünglich einheimische Arten, bei 75 % um Nadelgehölze.

Freitag, 14. Dezember 2007

Vor gut tausend Jahren fielen die Skandinavier in Irland ein und gründeten die ersten Siedlungen – nun bringen sie endlich ihre Möbel nach. Kein Wunder nach so langem Warten, dass gestern rund 15.000 Menschen in den ersten IKEA-Shop auf irischem Boden strömten, der am Vormittag in Belfast seine Türen öffnete. Auch die nordirische Regierung war vertreten, und First Minister Ian Paisley und sein Stellvertreter Martin McGuinness halfen, wie es in einer Pressemeldung heißt, dem Belfaster Oberbürgermeister Jim Rodgers bei der Zeremonie. Ob sich Ian & Martin bei der Gelegenheit ihre Büros neu ausstatteten, ist nicht bekannt.
Bis IKEA in die Republik kommt, wird es noch etwas dauern. Die Baugenehmigung für den 30.000 m² großen Superstore im nördlichen Dubliner Vorort Ballymun liegt zwar vor, doch seit heute gibt IKEA zu, dass der anvisierte Eröffnungstermin im September 2008 nicht realisierbar ist. Die Anbindung an die Autobahn M50 ist das Problem, und ohne die darf der Möbelgigant nach den Auflagen der Planungsbehörde nicht eröffnen. Irgendwann im Jahr 2009 soll es nun so weit sein. (s.a. 14.06.07)

Donnerstag, 13. Dezember 2007

Nach sechs Jahren hatten sich die Staats- und Regierungschefs der EU im Oktober auf den Text einer europäischen Verfassung geeinigt, der heute in Lissabon unterzeichnet wird. Nun kann nur noch Irland das Inkrafttreten verhindern, denn das Land, in dem 0,8 % der Einwohner der Europäischen Union leben, ist das einzige, das mit einem Volksentscheid über sie abstimmen lässt.
Die Hoffnung der Gegner einer europäischen Verfassung liegt somit beim Referendum auf der grünen Insel. So hat heute Frankreichs Galionsfigur der Rechten Jean-Marie Le Pen angekündigt, auf ‘Einladung irischer Freunde’ mit Vertretern rechter Gruppierungen im Februar nach Dublin zu reisen, um dort Stimmung gegen die Annahme der Verfassung zu machen. Wer diese irischen Freunde sind, hat er bislang nicht verraten.
Irischer Politiker müsste man sein, dann werden einem die Geldgeschenke nur so aufgedrängt. Der heutige Regierungschef und damalige Finanzminister Bertie Ahern sei schon sehr überrascht gewesen, so gestern der Dubliner Wirt Dermot Carew vor dem Mahon-Tribunal, als er ihm im September 1994 in seinem Pub im Norden Dublins IR£ 16.500 (ca. € 21.000) überreichte, die er bei verschiedenen Geschäftsleuten für ihn gesammelt hatte. Auf die Frage, warum er und seine Freunde denn für Bertie Geld gesammelt hätten, wo dieser doch einen guten Job (Finanzminister) und ein schönes Apartment über seinem Wahlkreisbüro gehabt habe, das extra für ihn renoviert worden sei, meinte der Wirt: “Ich dachte, er habe nicht genug Geld. Wenn er genügend Ersparnisse gehabt hätte, hätte er sich ja ein Haus gekauft.”
Siehe a.: 27.01.99, 24.04.00, 23.11.01, 22.09.06, 23.09.06, 03.05.07, 06.05.07, 07.05.07, 13.05.07, 29.05.07, 21.07.07, 25.07.07, 12.09.07, 13.09.07, 21.09.07, 24.09.07, 25.09.07, 27.09.07, 03.10.07, 11.10.07, 07.11.07, 21.11.07, 01.12.07

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Einem Vater von zwei Kindern, der seine Frau im Cork University Hospital sterben sah, während er vergeblich um eine den Symptomen angemessene Behandlung flehte, wird vom High Court eine Entschädigung in Höhe von € 600.000 sowie die Erstattung der Gerichts- und Anwaltskosten zuerkannt. Wenn schon nicht das Krankenhaus, so drückte ihm und seinen Kindern zumindest der Richter sein ‘tiefstes Mitgefühl für die schreckliche Erfahrung aus, die sie hatten erleiden müssen.’
The Irish in Europe 1600-1800, so der Titel einer Ausstellung, die heute in der Nationalbibliothek in Dublin ihre Pforten öffnet, um sich mit den Lebensgeschichten der frühen irischen Auswanderer zu beschäftigen. Zu den Ausstellungsobjekten gehören die The Wild Geese Register mit den Stammbäumen und Wappen von Menschen irischer Abstammung in europäischen Städten sowie das Originalmanuskript des Tagebuchs von Tadhg Ó Cianáin über die ‘Flucht der Grafen’ vor 400 Jahren. In einer Datenbank können die Besucher nach eigenen Vorfahren suchen.
Außenminister Dermot Ahern weist die gestrige Forderung der irischen Kommission für Menschenrechte, in Shannon zwischenlandende Militärmaschinen auf Transporte von Gefangenen hin zu kontrollieren, zurück und wirft ihr vor, den ‘selbsternannten Aktivisten-Gruppen’ mehr zu glauben, als der ‘demokratisch gewählten Regierung der USA’. Der Koalitionspartner Green Party hingegen begrüßt den Bericht über die, wie es heißt, offensichtliche Verwendung von Irlands Flughäfen durch den CIA, um des Terrorismus Verdächtigte ohne richterlichen Beschluss in die USA zu bringen.

Dienstag, 11. Dezember 2007

Irland kommt seinen Verpflichtungen zur Einhaltung der Menschenrechte nicht nach, meinte heute die Vorsitzende der irischen Menschenrechtskommission Suzanne Egan, wenn das Land ungeprüft diplomatischen Versicherungen vertraut, dass über irische Flughäfen keine ‘extraordinary renditions’ stattfinden. Darunter versteht man, Personen ohne richterliche Verfügung (z.B. durch Geheimdienste oder das Militär) von einem Staat zum anderen zu transportieren.
Die Menschenrechtskommission fordert daher wirksame Kontrollen, um dergleichen auf irischem Boden zu unterbinden. Ehe z.B. eine Maschine des amerikanischen Militärs in Shannon zum Tanken zwischenlandet, so eine Forderung, seien detaillierte Informationen über den Zweck des Flugs und die Passagiere zu übermitteln, und die Flugzeuge im Verdachtsfall vor dem Start durch die irische Polizei zu überprüfen.
Von der Kultur zu Wissenschaft. Kulturhauptstadt Europas war Dublin bereits 1991, und nun bewirbt sich die irische Hauptstadt für das Jahr 2012 um den Titel ‘Europäische Stadt der Wissenschaften’. Erste European City of Science war im Jahr 2004 Stockholm, gefolgt von München im Jahr 2006, und im kommenden Jahr darf sich Barcelona mit diesem Titel schmücken. Die von der Europäischen Union auserwählte Stadt organisiert ein Jahr lang wissenschaftliche Veranstaltungen und Events, wobei der Schwerpunkt auf einem Festival im Juni liegt.

Montag, 10. Dezember 2007

Um nach dem enttäuschenden Ergebnis vom Mai 2007 die kommenden Wahlen in der Republik erfolgreich bestehen zu können, muss die Sinn Féin nach Ansicht ihres Präsidenten Gerry Adams ihre Botschaft dort grundlegend umschreiben. Wohlstand, Wachstum und die Wahrnehmung ökonomischer Chancen müssten zu Begriffen werden, mit denen sich die Partei ebenso wohl fühle, wie bislang mit Begriffen wie Gleichheit und Unabhängigkeit. Auch dürfe sich die Partei nicht zu sehr auf ihre beiden in Nordirland heimischen Leitfiguren Gerry Adams und Martin McGuinness reduzieren, sondern Politiker und Abgeordnete aus der Republik müssten mit einem schärferen Profil in der Öffentlichkeit hervortreten.

Sonntag, 9. Dezember 2007

Mehr als 13.000 Weihnachtsmänner, darunter der SDLP-Vorsitzende Mark Durkan, kamen heute nach Derry City, um Derry als Stadt mit den meisten Weihnachtsmännern ins Guinnessbuch der Rekorde zu bringen. Verbunden mit der Parade war eine Sammelaktion für verschiedene karikative Zweck. Die bisherige Rekordhalterin war Las Vegas.

Sonnabend, 8. Dezember 2007

Zum Abschluss ihrer einwöchigen Hochzeitsreise in die USA wird Nordirlands derzeit prominentestes Liebespaar, First Minister Ian Paisley (DUP) und sein Stellvertreter Martin McGuinness (Sinn Féin), von US-Präsident George Bush empfangen. Und sie verstehen sich prächtig mit dem amerikanischen Kriegsherrn, wie die Pressefotos zeigen.
Die Fianna Fáil hat sich bei der nordirischen Wahlkommission als politische Partei registrieren lassen, gab Taoiseach Bertie Ahern gestern Abend beim alljährlichen Cáirde Fáil Taoiseach’s Dinner bekannt, ‘ein historischer Schritt’ auf dem Weg zu einer Partei für ganz Irland. Auch sei es ‘lovely’, wie Nordirlands Regierungschef Ian Paisley – ein großer Freunde von ihm, wie jeder wisse – mit seinem Stellvertreter Martin McGuinness zusammenarbeite und in den USA willkommen geheißen werde.
Nach mehr als einen halben Jahrhundert besuchte Literatur-Nobelpreisträger Seamus Heaney in dieser Woche die National School im County Derry, in der er das Lesen und Schreiben erlernt hatte. 180 Schüler sind dort heute eingeschrieben und werden seit Jahren ‘vorübergehend’ in fünf mobilen Klassenzimmern unterrichtet, da das Schulgebäude völlig heruntergekommen ist.
“Ich war seit 50 Jahren nicht mehr hier, doch sind die Schule und ihre Lehrer immer noch in meiner Erinnerung und meinen Gedichten”, erklärte der frühere Schüler und stellte drei Gedicht-Manuskripte für eine Versteigerung zur Verfügung, deren Erlös in die Renovierung der Schule fließen soll.

Freitag, 7. Dezember 2007

Zum dritten Mal in diesem Jahre erhöht Aer Lingus die Gepäckgebühr für Flüge innerhalb Europas. Als die Fluggesellschaft ihrem Konkurrenten Ryanair folgend vor einem Jahr auf die Idee kam, pro aufgegebenes Gepäckstück eine Gebühr zu erheben, wurde diese (bei Online-Buchung) mit € 4,00 pro Gepäckstück festgelegt, im März 2007 dann auf € 5,00 erhöht, im Oktober auf € 6,00 und soeben auf € 9,00. Alle, die ihren Koffer erst am Flugplatz deklarieren, haben eine erhöhte Gebühr von 12 Euro pro Gepäckstück zu zahlen. Vorausgesetzt, versteht sich, dass dieses nicht mehr als 20 kg wiegt, denn sonst wird eine weitere Gebühr fällig.
Wohl dem, der einen Mantel mit vielen Taschen hat und so auf einen Koffer verzichten kann, denn die reisende Person wird bis dato noch nicht gewogen. Vielleicht ein Tipp für die Bekleidungsindustrie.

Donnerstag, 6. Dezember 2007

Irland Fluglinien sind absolute Spitze in Europa – was die Klagen über sie betrifft. Über die Fluggesellschaften keines anderen EU-Landes gingen im vergangenen Jahr beim European Consumer Centre (ECC) so viele Beschwerden ein wie über die irischen, dreimal mehr als im Jahr zuvor. Von diesen entfielen rund 70 % auf Ryanair und 30 % auf Aer Lingus. Die drei häufigsten Gründe waren verlorengegangenes Gepäck, gestrichene Flüge und Verspätungen. In einem Drittel der Fälle verweigerten die Fluggesellschaften eine Kompensation und beriefen sich auf ‘außerordentliche Umstände’, für die sie nicht verantwortlich seien.
Was sind die korruptesten Einrichtungen in Irland, fragte Transparency International. Die Iren waren sich einig und gaben den politischen Parteien mit der Note 3,4 den Spitzenplatz. Vergeben werden konnten Noten zwischen 1 (sehr sauber) und 5 (durch und durch korrupt). Fast die Hälfte der Befragten war überzeugt, dass die Korruption in den Parteien weiter zunehmen wird.
Umweltminister John Gormley kündigt neue Standards für Glühlampen an, nach denen traditionelle Glühbirnen von Januar 2009 an in Irland nicht mehr verkauft werden dürfen.

Mittwoch, 5. Dezember 2007

Mehr als 111.000 nicht vollstreckte Haftbefehle sind nach Ansicht des Vorsitzenden der Labour Party Eamon Gilmore ein Zeichen für eine ernsthafte Krise des Justizwesens. Darunter befinden sich 36.000 Haftbefehle gegenüber Personen, die nicht zu ihrem Prozess erschienen sind.
In einer Fragestunde des Parlaments versucht Taoiseach Bertie Ahern die Zahlen herunterzuspielen. ‘Individuelle Probleme’, so der Regierungschef, würden statistische Daten oft künstlich aufblähen. So könnten sich unter den Haftbefehlen Mehrfach-Haftbefehle gegen die gleiche Person verbergen, Angeklagte einfach ‘vergessen haben’, vor Gericht zu erscheinen, oder durch eine plötzliche Krankheit daran gehindert worden sein.
Die Hälfte aller Dubliner Notunterkünfte für Obdachlose sind nach einem Bericht der Homeless Agency für diesen Zweck ungeeignet. Insgesamt hat die Zahl der Obdachlosen in Dublin abgenommen: 104 wurden am 20. November dieses Jahres auf den Straßen gezählt, verglichen mit 185 vor zwei Jahren und 275 im Jahr 1999. Dabei werden jedoch nicht alle Obdachlose erfasst und man muss davon ausgehen, dass die realen Zahlen deutlich höher liegen
Galways Bürgermeister Tom Costello zeigt sich über die Entscheidung der Organisatoren überrascht, die Salthill Airshow im kommenden Jahr wegen fehlender finanzieller Unterstützung abzusagen. Erfreut darüber äußern sich hingegen die Galway Alliance Against War und die frühere Bürgermeisterin Catherine Connolly, die das Spektakel während ihrer Amtszeit boykottiert hatte. In diesem Sommer wurden bei der Veranstaltung drei Menschen verletzt, als ein Hubschrauber während einer Vorführung ein Blech verlor.

Dienstag, 4. Dezember 2007

Dublin in the Rare Old Times – die Volkszählung von 1911 im Internet: Mehr als 4.000 Rollen Mikrofilm wurden ausgewertet und 3,5 Mio. Einzelbilder gescannt. Die seinerzeit im County Dublin ausgefüllten Fragebögen sind jetzt auf einer jedermann zugänglichen Seite des Nationalarchivs über eine Suchfunktion abrufbar. Gefragt wurde u.a. nach Ausbildung, Religion, Beruf, Lese- und Schreibfähigkeit, Familienstand, Kenntnis der irischen Sprache und Geburtsort der sich am Stichtag im County Dublin aufhaltenden Personen.
Man kann nach eigenen Vorfahren suchen, natürlich auch nach Prominenten und Personen der Zeitgeschichte, und stellt dabei z.B. fest, dass James Connolly als einziger in seiner Familie Irisch sprach und Oliver St. John Gogarty zunächst vergessen hatte, dass er verheiratet war – bis ihm dann doch noch ein Licht aufging und er Single durchstrich und durch Married ersetzte. Daneben gibt es viele weitere Informationen und Dokumente aus jener Zeit, darunter die Original-Fahrpläne der Dubliner Straßenbahnen von 1911. Doch vielleicht schauen Sie hier selbst.

Bislang ist die Suche auf den County Dublin beschränkt; bis Ende nächsten Jahres sollen auch die Daten aus den anderen Grafschaften des Landes zur Verfügung stehen.
Gerry McHugh, im nordirischen Parlament Abgeordneter der Sinn Féin für Fermanagh und Süd-Tyrone tritt aus seiner Partei aus. Er sei desillusioniert über das absolut undemokratische Wesen der Partei und die übermäßige Kontrolle ihrer Mitglieder, begründet er seinen Austritt. Seinen Wahlkreis will er künftig als unabhängiger Abgeordneter vertreten.
Ein Verkehrssicherheitskurs für ‘foreign nationals’ wird am 14. Dezember in Castlebar, der Hauptstadt Mayos, angeboten. In Irland wohnhafte Ausländer sind überproportional in Verkehrsunfälle verwickelt und sollen mit den irischen Verkehrsregeln und Zulassungs-Vorschriften für Autos vertraut gemacht werden. Ob sich aus den bei dem Seminar anwesenden Übersetzer für Polnisch, Litauisch und Russisch eine spezielle Zielgruppe herleiten lässt? Wie dem auch sei, die Arbeitgeber werden aufgefordert, ihre ausländischen Mitarbeiter für die Teilnahme freizustellen.

Montag, 3. Dezember 2007

Der Minister für Kommunikation, Energie und Rohstoffreserven Eamon Ryan (Green Party) weist den Antrag zweier Gesellschaften zurück, im County Donegal nach Uranvorkommen zu suchen. Es wäre scheinheilig eine Uranförderung in Erwägung zu ziehen, während man gleichzeitig die Stromgewinnung aus Kernkraft verbiete.
Tony Stirrat aus Lucan im Süden Dublins beschuldigt den South Dublin County Council, ihn obdachlos machen zu wollen. Seit 20 Jahren lebe er in seinem (ohne Baugenehmigung errichteten) Gartenhaus, da er gezwungen sei das Haupthaus zu vermieten, um die monatlichen Raten in Höhe von € 1,614 für ein Darlehen zu bezahlen, dass er habe aufnehmen müssen um seine frühere Frau bei der Trennung auszuzahlen. Nun hat er die Anordnung bekommen es abzureißen.
Gartenhäuser ‘von der Stange’ wurden in den letzten Jahren zunehmend beliebt in den Dubliner Vororten, durch Anbau an das Wohnhaus auch als preiswerte Erweiterung des Wohnraumes. Doch hier beginnt die rechtliche Unsicherheit. Während das Aufstellen eines Gartenhauses an sich meist keine Baugenehmigung erfordert, ändert sich dies, sobald es für kommerzielle oder Wohnzwecke genutzt wird.

Sonntag, 2. Dezember 2007

Schätzungsweise eine halbe Million Kinder werden vor allem in afrikanischen Staaten als Soldaten missbraucht. Am heutigen ersten Adventssonntag startet das irische Rote Kreuz seine diesjährige Sammelaktion, um diesen Kindern zu helfen. Im vergangenen Jahr konnten nach eigenen Angaben rund 1.000 Kinder aus den Fängen der Armeen befreit werden. Eine zweifellos lobenswerte Sache, aber wie sieht es mit Aktionen gegen den Einsatz von Erwachsenen als Soldaten aus?
Während der Schweinerücken im Salzmantel in der Backröhre gart, gieße ich eine Dose Guinness ein, blättere ich in der Wochenendausgabe des Hamburger Abendblattes und finde eine Statistik zum Wohneigentum in Europa. Nach ihr hat Spanien mit 87 % die höchste Wohneigentumsquote, gefolgt von Norwegen mit 78 % und Irland mit 77 %. Deutschland ist nicht unter den Top 10 vertreten und liegt mit 43 % auf Platz 15. Noch schlechter schneidet die reiche Schweiz mit 35 % ab. Doch in welchem Umfang gehören diese Immobilien den in den Grundbuchämtern eingetragenen Personen auch real, und in welchem ihren Banken?

Sonnabend, 1. Dezember 2007

Das Meeresinstitut und der Wetterdienst warnen Fischer und Anwohner der Westküste vor Wellen von bis zu 14 Metern Höhe an diesem Wochenende. Die bislang höchsten Wellen in diesem Jahrtausend wurden mit 13,4 m am 17. Januar 2005 westlich der Galway Bay verzeichnet.
Auch vor dem Mahon-Tribunal geht es wieder stürmisch zu, diesmal um Geldzahlungen des Börsenmaklers NCB Stockbrokers an den früheren Finanzminister und heutigen Regierungschef Bertie Ahern. Zwar geht es nur um einen relativ kleinen Betrag von IR£ 5.000 aus dem Jahr 1993, doch streitet man sich darum, ob es sich um eine Wahlkampfspende oder ein privates Geschenk an den damaligen Finanzminister als Beitrag zur Deckung seiner Scheidungskosten gehandelt hatte.
Siehe a.: 27.01.99, 24.04.00, 23.11.01, 22.09.06, 23.09.06, 03.05.07, 06.05.07, 07.05.07, 13.05.07, 29.05.07, 21.07.07, 25.07.07, 12.09.07, 13.09.07, 21.09.07, 24.09.07, 25.09.07, 27.09.07, 03.10.07, 11.10.07, 07.11.07, 21.11.07
Die Grafschaft Kerry wird in weiten Regionen ‘überentwickelt’, liest man in einem in der Irish Times veröffentlichten Bericht. So wurden im vergangenen Jahr Baugenehmigungen für zehnmal so viele Häuser erteilt, als beim derzeitigen Bevölkerungswachstum benötigt werden. Und wieder einmal wird vor der Zersiedlung des Landes und den negativen Auswirkungen auf den Tourismus gewarnt.

Nachrichten aus Irland – Dezember 2007