Nachrichten aus Irland

März 2008

Neues aus Irland, zusammengefasst nach Berichten von RTÉ, der
Irish Times, des Irish Independent und weiteren Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Montag, 31. März 2008

Nach der Demonstration gegen die Gesundheitsbehörde HSE sprach gestern das RTÉ-Radioprogramm This Week den Dubliner Erzbischof auf das Thema hin an. Das staatliche Gesundheitssystem, so Dr. Diarmuid Martin in dem Interview, sei nach seinem Eindruck der Herausforderung nicht gewachsen und in einer Zeit des wirtschaftlichen Wachstums dem Anspruch auf Gleichbehandlung der Patienten nicht gerecht geworden, obwohl das Land das Geld dazu habe.

Sonntag, 30. März 2008

Vor zwei Jahren ging mit der Schließung von Kenny’s Bookshop – seither verkauft man nur noch online – in Galway eine Ära zu Ende, und nun schloss auch The Mother of all the Kennys, wie die Irish Times sie anlässlich ihres 80sten Geburtstages genannt hatte, für immer die Augen. Am 28. April wäre Maureen Kenny 90 Jahre alt geworden.
Schriftsteller, Künstler, Wissenschaftler, Politiker und Kunden von Kenny’s Bookshop gaben ihr am Freitag die letzte Ehre. Sie war eine Institution in Galways Kunst- und Kulturszene, so der Präsident der Labour Party und frühere Minister für Kunst, Kultur und die irische Sprache Michael D. Higgins, und erinnerte an ihre Großzügigkeit gegenüber Studenten, die knapp bei Kasse waren, und an ihre Bekanntschaft zu vielen Schriftstellern, die ihre Werke bei Kenny’s der Öffentlichkeit vorstellten. Brendan Behan, John McGahern und Edna O’Brien gehörten zu ihren persönlichen Freunden.

Sechzehn ihrer Enkel bildeten auf dem Friedhof von Bohermore die Ehrengarde, als sie zu Grab getragen wurde.

Sonnabend, 29. März 2008

Gewerkschaften, Krankenhausmitarbeiter und Patientenvereinigungen veranstalten einen Protestmarsch gegen die Arbeit der staatlichen Gesundheitsbehörde HSE vom Parnell Square zum Sitz der Regierung im Leinster House. Von gut viertausend Demonstranten wird berichtet. In den Augen der Ärztevereinigung IMO handelt es sich bei Behörde um ein den Steuerzahlern kaum erklärbares administratives Monster mit einem Budget von mehr als € 14 Mrd. im Jahr, das die meisten seiner Sitzungen im Privatkreis abhält und es damit nie geschafft hat, eine angemessene Versorgung der Patienten sicherzustellen. (s.a. 14.09.07, 17.12.07)

Freitag, 28. März 2008

Zwei Teenager aus Limerick sind durch ein selbst entwickeltes Computerprogramm für Internet-Auktionen zu mehrfachen Millionären geworden. Für € 3,2 Mio. haben der 19-jährige Patrick Collison und sein 17-jähriger Bruder John am Karfreitag ihre erst im vergangenen Jahr gegründete Firma auctomatic.com an das kanadische Unternehmen Live Current Media verkauft. Die von den beiden entwickelte Software Auctomatic vereinfacht Verkäufe im Internet, insbesonders für intensive eBay-Nutzer.
Rund € 5,5 Mio. hat der Fingal County Council im Norden Dublins an sieben Traveller-Familien gezahlt, damit sie ein Grundstück an der Dunsink Lane verlassen. Die Familien hatten auf dem ca. 160.000 m² großen Grundstück nach eigenen Angaben mehr als 12 Jahre unangefochten gesiedelt, woraus sich nach irischem Gesetz ein Recht auf Dauernutzung herleitet. Der Grafschaftsrat hatte darauf verzichtet, den Anspruch anzufechten, und sich mit ihnen auf eine einvernehmliche Lösung geeinigt. Nun wird das Grundstück für einen bereits vereinbarten Preis von den ursprünglichen Besitzern erworben, um darauf unter anderem einen Park und kommunale Einrichtungen zu errichten.

Donnerstag, 27. März 2008

Die letzten Enthüllungen vor dem Mahon Tribunal über die Finanzaffären von Taoiseach Bertie Ahern machen auch seinen Koalitionspartner von den Grünen nervös. In der Öffentlichkeit und seiner Partei wachse die Besorgnis, und es sei an der Zeit, dass der Regierungschef eine klärende Stellungnahme abgebe, lässt heute der Parteichef der Green Party John Gormley verlauten. (s.a. 20. März)

Mittwoch, 26. März 2008

Ryanair-Chef Michael O’Leary übt sich wieder einmal in Drohungen. Flugplätze, die ihre Kosten nicht senkten, müssten mit der Streichung von Ryanair-Flügen rechnen, während jene, denen dies gelänge, mit zusätzlichen Flügen ‘belohnt’ würden. Auch werde Ryanair die Gepäckgebühren weiter erhöhen, um mehr Passagiere dahin zu bewegen, nur mit Handgepäck zu reisen. Natürlich bringen – ihn eingeschlossen – auch die Spitzenmanager von Ryanair ihr finanzielles Opfer: ihre kärglichen Gehälter wurden nach der letzten Ölpreiserhöhung eingefroren.
Nach einer Umfrage von P.A.R.C. (Public Against Road Carnage), einer im April 2006 in Inishowen in der Grafschaft Donegal gegründete Kampagne für mehr Sicherheit im Straßenverkehr, sind 99 % der Bevölkerung dafür, die Grenze für den maximal zulässigen Blutalkoholwert im Straßenverkehr von derzeit 0,8 Promille zu senken, wobei sich fast 60 % für ein absolutes Alkoholverbot am Steuer aussprechen.

Dienstag, 25. März 2008

Die irischen Lokführer streiten sich wieder einmal mit ihrem Arbeitgeber. Sechzehn Verbindungen fielen heute aus, weitere fünf wurden durch Busse ersetzt. Laut Gewerkschaft geht es bei dem Streit um die Weigerung der Lokführer, Überstunden abzuleisten, während ihnen die Bahnverwaltung vorwirft, die Dienstpläne im Kern nicht zu erfüllen. Es gäbe keinen Anlass außerhalb der Dienstpläne zu arbeiten, “wenn die Lokführer die Flexibilität und Arbeitsleistung erbringen würden, für die sie bezahlt werden.”
Nach einer heute veröffentlichten Studie von CORI leben in Irland 750.000 Menschen unterhalb der Armutsgrenze. Der aus dem ökonomischen Aufschwung der vergangenen Jahre resultierende Reichtum, so der Direktor von CORI Justice Fr. Seán Healy, sei nicht bei allen angekommen und von Armut betroffen auch viele, die einen Job haben.

Montag, 24. März 2008

Staatsminister Noel Ahern weist Forderungen nach dem Rückzug seines Bruders Bertie Ahern vom Posten des Regierungschefs zurück. Das Mahon-Tribunal, das die Finanzen des Taoiseach untersucht, solle sich beeilen und zum Abschlussbericht kommen.
In der vergangenen Woche hatte die Sekretärin des Regierungschefs zugegeben, im Jahr 1994 mehr als £15,000 in britischer Währung bar auf ein Konto des damaligen Finanzministers eingezahlt zu haben, was im Widerspruch zu den Angaben des Kontoinhabers stand. Dessen Bruder sieht das nicht dramatisch: Bertie habe viele Nächte damit verbracht, seine Finanzen abzugleichen; wenn er sich in einem Fall geirrt habe, was habe das schon zu bedeuteten? Er sei überzeugt, dass sich für alles eine Erklärung finde.
Auf den Jahreskonferenzen der drei Lehrergewerkschaften zeigen sich ihre Mitglieder verärgert über die von Erziehungsministerien Mary Hanafin angekündigte Rücknahme der für dieses Jahr versprochenen Reduzierung der Klassengröße auf maximal 24 Schüler. An 100 Schulen wird gar eine Planstelle gestrichen. Es sei unfair, so der Generalsekretär von INTO John Carr, die Kinder und Eltern weiter auf das Einlösen der Versprechungen warten zu lassen.

Sonntag, 23. März 2008

Mehrere tausend Menschen gedenken vor dem GPO in Dublin des 92. Jahrestags des Osteraufstandes von 1916. An der Veranstaltung nimmt neben Staatspräsidentin Mary McAleese und Taoiseach Bertie Ahern mit dem stellvertretenden First Minister Nordirlands Martin McGuinness erstmals ein Mitglied einer nordirischen Regierung teil.

Sonnabend, 22. März 2008

Um Kreuzigung und Wiederauferstehung geht es in der Ostermesse. Zur Kreuzigung seiner Diözese, meint der Bischof von Ferns Denis Brennan, sei der skandalöse Missbrauch von Kindern durch einige Priester geworden, wofür er erneut sein tiefstes Bedauern ausdrücke. Doch bitte er alle Betroffenen und Katholiken seiner Diözese darum, sich nach diesem Horror nicht von der Kirche abzuwenden. Die Mitternachtsmesse wurde von RTÉ aus der St. Aidan’s Kathedrale in Enniscorthy im Fernsehen übertragen.

Freitag, 21. März 2008

Im Rahmen eines Gottesdienst der Unitarian Church am St. Stephen’s Green in Dublin wird am heutigen Karfreitag der Opfer der Troubles in Nordirland gedacht. Dabei werden die Namen der mehr als 3.500 Getöteten verlesen.
Die Unitarian Church wurde von Puritanern gegründet, die im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert nach Irland kamen, doch mittlerweile kann man sich kaum eine Glaubensrichtung vorstellen, die weiter von den Puritanern entfernt ist als die Unitarier. Liberaler geht es nicht.

Donnerstag, 20. März 2008

Die Finanzaffären des Regierungschef sind stets für eine Meldung gut. Dieser brauche noch etwas Zeit, um Unstimmigkeiten über Einzahlungen auf sein Bausparkonto bei der Irish Permanent Building Society aus dem Jahr 1994 zu klären, so heute seine Rechtsanwälte. Dabei handelt es sich um eine Bareinzahlung in britischer Währung in Höhe von £15,500, die somit kaum – wie bislang vom Regierungschef behauptet – aus seinem damaligen Gehalt als Finanzminister stammen kann.
Mehr zu Berties Affären hier: 27.01.99, 24.04.00, 23.11.01, 22.09.06, 23.09.06, 03.05.07, 06.05.07, 07.05.07, 13.05.07, 29.05.07, 21.07.07, 25.07.07, 12.09.07, 13.09.07, 21.09.07, 24.09.07, 25.09.07, 27.09.07, 03.10.07, 11.10.07, 07.11.07, 21.11.07, 01.12.07, 13.12.07, 23.01.08, 01.02.08, 11.02.08, 22.02.08
Der Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin kündigt an, dass Kirchenvertreter im kommenden Jahr alle Dubliner Haushalte besuchen werden. Jedem, dem in den vergangenen Jahrzehnten durch Machtmissbrauch seitens der Kirche Leid geschehen sei, werde Mitgefühl und Ermutigung zuteil.

Mittwoch, 19. März 2008

Zu einem Treffen mit der englischen Königin reiste die irische Staatspräsidentin heute nach Belfast, doch wann wird zum ersten Mal ein englisches Staatsoberhaupt in die Republik kommen? “Ich denke, der Tag rückt eindeutig näher”, so Mary McAleese nach ihrem 10-minütigen Gespräch mit der Königin, doch zuvor müsse das Karfreitagsabkommen vollständig umgesetzt und die Zuständigkeit für das Polizei- und Justizwesen auf die nordirische Regierung übertragen werden.

Dienstag, 18. März 2008

Die Sergeanten und Inspektoren der irischen Polizei fordern auf ihrer Jahrestagung im County Meath den Garda Commissioner dazu auf, von seinem Plan, Einheiten der uniformierten irischen Polizei mit Schusswaffen auszustatten, Abstand zu nehmen. Die Garda Síochána ist seit ihrer Gründung im Jahr 1922 unbewaffnet.
Die englische Königin Elisabeth II, Staatsoberhaupt auch über Nordirland, trifft zu einem dreitägigen Besuch in Belfast ein. Morgen wird sie in der nordirischen Hauptstadt mit der irischen Staatspräsidentin Mary McAleese zusammentreffen, am Gründonnerstag in der St. Patrick’s Kathedrale von Armagh an einem Gottesdienst der Church of Ireland teilnehmen.

Montag, 17. März 2008

Jenseits des St. Patrick’s-Day-Rummels gibt es nicht viel von der ‘grünen Insel’ zu berichten. Eine Rekordzahl von mehr als 670.000 Zuschauern säumte Zeitungsberichten zufolge in Dublin die Paraden. Aus dem nördlichen Vorort Finglas wird von gewalttätigen Ausschreitungen berichtet, bei denen sieben Autos ausbrannten. Rund 200 Menschen waren daran beteiligt.

Sonntag, 16. März 2008

Das Nationalmuseum entspricht nicht mehr den heutigen Standards, warnte vor zwei Tagen der C&AG John Purcell. Viele Sammlungen würden unter ungeeigneten Bedingungen gelagert und seien unzureichend katalogisiert, so dass mitunter schwer auszumachen sei, was man habe. Das Management müsse dringend modernisiert werden. Kulturminister Séamus Brennan verspricht, den Bericht sorgfältig zu prüfen und für Abhilfe zu sorgen.

Sonnabend, 15. März 2008

Anlässlich des 5. Jahrestags der US-Invasion in den Irak veranstaltet die irische Anti-Kriegsbewegung einen Protestmarsch vom Garden of Remembrance zum GPO. Zu den Demonstranten gehört der Präsident der Labour Party und Sprecher seiner Partei für auswärtige Angelegenheiten Michael D. Higgins, der der irischen Regierung Menschrechtsverletzung vorwirft, indem sie den Vereinigten Staaten erlaube, über den Flughafen von Shannon sogenannte extraordinary renditions durchzuführen.
Der St. Patricks Day naht, und wie in jedem Jahr setzt sich der Häuptling mit seinem Gefolge ins Ausland ab. Der Regierungschef und mehr als 30 Minister und Juniorminister machen sich nebst Anhang auf die Reise: 13 nach Nordamerika, 8 nach Kontinentaleuropa, 4 nach Großbritannien, 5 in den asiatisch-pazifischen Raum, 2 nach Lateinamerika, eine Ministerin nach Afrika und eine nach Nahost. Verteidigungsminister Willie O’Dea schützt derweil das Land vor Überfällen ausländischer Aggressoren, wozu die Besucher des Heiligen Patrick allerdings nicht gerechnet werden. Um die kümmert sich der gleichfalls im Land gebliebene Tourismus-Minister Séamus Brennan. Was die ministerielle Reiselust diesmal kostet, ist noch nicht bekannt, im vergangenen Jahr waren es rund € 560.000.
Die nordirische Delegation zur St.-Patricks-Feier im Weißen Haus in Washington wird vom stellvertretenden nordirischen Regierungschef Martin McGuinness (Sinn Féin) angeführt. Ian Paisley selbst bleibt diesmal daheim und schickt seinen Staatsminister Jeffrey Donaldson mit auf die Reise.

Freitag, 14. März 2008

Das Wirtschaftswachstum in Irland wird in diesem Jahr auf den niedrigsten Wert seit 20 Jahren sinken sagt das ESRI voraus, und mit 1,6 % deutlich unter der Annahme von Finanzminister Brian Cowen liegen, der bei seinem Haushaltsansatz von 2,8 % ausgegangen war. Als Hauptursache wird der Abschwung im Baugewerbe genannt.
Man soll auf den Straßen nicht rasen, darüber gibt es keinen Zweifel, und sich mit Alkohol im Blut ans Steuer zu setzen, ist auch nicht die feine Art. Wenn man es aber doch tut, kann es dann sein, dass es an manchen Tagen schlimmer als an anderen ist? Darüber denkt zur Zeit Verkehrsminister Noel Dempsey nach und prüft einen Vorschlag des Fraktionsvorsitzenden seiner Partei, dem Vorbild der Australier zu folgen und an Holiday Weekends alle eingefahrenen Strafpunkte zu verdoppeln.
Mit Forty Shades of Green, vierzig Schattierungen von Grün, stellt sich Irland seinen Besuchern gerne vor. Wenn die globale Klimaerwärmung weiter so voranschreitet, warnt heute das Irish-American Climate Project, wird man das Land bald mit vierzig Schattierungen von Braun beschreiben müssen. Der vollständige Bericht ist hier zu finden.

Donnerstag, 13. März 2008

Paisley: From Demagogue to Democrat? ist der Titel von Ed Moloneys gestern in Belfast vorgestellter Biographie über den Gründer und scheidenden Vorsitzenden der Democratic Unionist Party. Über seinen Protagonisten sagte der Autor während der Veranstaltung in der Linnen Hall Library nichts, äußerte aber Bezug nehmend auf die DUP und Sinn Féin seine Verwunderung darüber, dass “diejenigen, die am meisten für das Andauern der Troubles verantwortlich waren, am Ende dafür belohnt wurden.” Was die in Aussicht genommene Übergabe der Polizeigewalt an diese Regierung betreffe, fuhr er scherzhaft fort, sei er froh, jetzt in New York zu leben. Ed Moloney war lange Zeit Reporter in Nordirland sowie Nordirland-Redakteur der Irish Times und Sunday Tribune.
Eine zentrale, sowohl die Republik als auch Nordirland umfassende genealogische Online-Datenbank wurde gestern in Dublin vom Minister für Kunst, Sport und Tourismus Séamus Brennan und dem stellvertretenden nordirischen Regierungschef Martin McGuinness aus der Taufe gehoben. Sie enthält 8,6 Mio. Geburts-, Tauf- und Sterbeurkunden seit dem 17. Jh., die aus verschiedenen Staats- und Kirchenarchiven zusammengetragen wurden.
Kostenlos ist die Suche nach Vorfahren in der von der Irish Family History Association gesponserten Datenbank allerdings nicht. Wer viel fragt, soll auch viel zahlen – 10 € für eine Detailabfrage. Das kritisiert die Fine Gael. Das Sammeln und Digitalisieren der Daten sei auf Kosten der Steuerzahler geschehen, so ihre Sprecherin Olivia Mitchell, folglich müssten die Informationen kostenfrei zugänglich sein. “Wir haben uns immer gerühmt, dass jeder freien Zugang zu unseren Archiven, Nationalmuseen und zur Nationalgalerie hat”, fuhr sie fort. “Ich wundere mich, dass der Minister bei der Vorstellung des überfälligen Online-Dienstes seinen Namen für einen solchen Verrat hergegeben hat.”

Mittwoch, 12. März 2008

Nicht ungewöhnlich für diese Jahreszeit, waren nach den Stürmen der vergangenen Nacht am Morgen mehr 7.000 Haushalte, vor allem im Westen und Nordwesten des Landes, ohne Strom. So ganz wundern tut es nicht, wenn man sich die oft schon vor den Stürmen windschief in der Landschaft stehenden hölzernen Masten anschaut, über die die Leitungen in die Dörfer führen.
Auch die irische Bahn ist von dem Wetter betroffen. Die Dubliner Pearse Station bleibt heute nach einem Schaden am Dach geschlossen, und zwischen Ennis und Limerick verkehren nach Überflutungen bei Newmarket on Fergus bis nach Ostern keine Züge mehr.
Like a bird, on a wire ... nach 20 Jahren wird der mittlerweile 71-jährige kanadische Liedermacher Leonard Cohen in diesem Sommer nach Irland zurückkehren und am 14. Juni im Nationalstadion in Dublin ein Konzert geben. Die Preise für die Karten beginnen bei € 88,50.

Dienstag, 11. März 2008

Limerick ist Irlands ‘Black Spot’, wenn es um Mord, Totschlag und Verbrechen mit Schusswaffen geht. Zwar liegt die Dubliner Kriminalitätsrate bei Kapitalverbrechen höher, doch bei den ‘ganz schweren Fällen’ ist die Stadt an der Mündung des Shannon einsame Spitze. Hochgerechnet auf 100.000 Einwohner wurde in den vergangenen zwei Jahren in Limerick 101mal geschossen, in Dublin hingegen ‘nur’ 20mal.
Und wo kann man sich in Irland am sichersten fühlen? “Mayo, God help us”, zitierte vor 50 Jahren Heinrich Böll den bekannten Spruch. Das hat Gott offensichtlich getan, denn in den letzten zwei Jahren gab es hier keinen einzigen Mord. Auch sonst kann sich die Grafschaft der landesweit niedrigsten Kriminalitätsrate rühmen.
Taoiseach Bertie Ahern als Fernsehstar? Zumindest wird er im Mittelpunkt einer dreiteiligen Dokumentation stehen, die RTÉ im Herbst ausstrahlen will und die irische Politik seit 1992 beleuchten soll. Einige Mitglieder seines Kabinetts wie Außenminister Dermot Ahern und Justizminister Brian Lenihan haben sich bereits für die Serie interviewen lassen; inwieweit der Häuptling selbst mit den Produzenten kooperieren wird, ist unbekannt. Interessante Informationen könnte auch Richter Alan P. Mahon beisteuern.

Montag, 10. März 2008

Die Entscheidung über die Baugenehmigung für das € 1 Mrd. schwere Bauvorhaben von Arnotts zwischen der Henry, O’Connell und Abbey Street ist wegen des Arbeitsaufwandes bei der Behandlung der Einsprüche zum zweiten Mal innerhalb von vier Wochen verschoben worden. Die Dubliner Stadtverwaltung hatte das Projekt im vergangenen Juli genehmigt, worauf bei An Board Pleanála acht Einsprüche eingingen, unter anderem von der Post, der führenden Umweltorganisation des Landes sowie der Verwaltung der Dubliner Straßen- und (geplanten) U-Bahn. (s.a. 13.09.06)

Sonntag, 9. März 2008

Anlässlich seines Abschieds aus der aktiven Politik schlägt der nordirische Regierungschef Ian Paisley noch einmal auf die Pauke. Er habe die Sinn Féin ‘zerschmettert’, erklärte er heute in einem Interview auf BBC 1, indem er ihr die ‘Hauptplanke’ (niemals eine britische Regierung über Nordirland anzuerkennen) unter den Füßen weggezogen habe. Indem die Sinn Féin mit ihm eine gemeinsame Regierung gebildet habe, habe sie die britische Regierung über Nordirland akzeptiert und sei selbst Teil dieser Regierung geworden. Auf seinen Rücktritt angesprochen bestritt der 81-jährige Gründer der DUP, Opfer eines Putsches in der eigenen Partei geworden zu sein. Es sei nur an der Zeit gewesen, die Zukunft des Landes in die Hände einer neuen Generation zu legen.
Ostern naht, und der diesjährige frühe Termin passt dem irischen Hotelverband ganz und gar nicht. So forderte ihr neuer Präsident Matthew Ryan in der vergangenen Woche, der Beweglichkeit des Osterfestes Einhalt zu gebieten und unter dem Aspekt einer besseren Planbarkeit die Überlegung von Papst Paul VI aus dem Jahr 1975 umzusetzen, Ostern grundsätzlich am zweiten Sonntag im April zu feiern. Dieser käme dem weithin anerkannten Auferstehungstermin 9. April recht nahe und mache es einfacher für den Tourismus.

Sonnabend, 8. März 2008

Anders als Ryanair ist die irische Fluggesellschaft Aer Lingus auch auf der Langstrecke aktiv und versucht seit einer Weile das USA-Geschäft auszubauen. Sehr erfolgreich war man dabei in den vergangenen zwölf Monaten nicht, wenngleich die Fluggesellschaft gestern darauf beharrte, dass man voll im Plan sei. So sank von Februar 2007 bis Februar 2008 die Auslastungsquote bei Transatlantikflügen von 75 % auf 60 %.

Freitag, 7. März 2008

Während die Daffodils (Osterglocken) sprießen, begeht Dublin heute den Daffodil Day, an dem die Drag Queens (Transvestiten) ihre ‘Queen of Ireland’ wählen. Vielleicht kaufen auch Sie sich auch bei einem der vielen Verkäufer auf den Straßen der Hauptstadt ein Daffodil-Emblem, denn der Erlös geht zur Behandlung Krebskranker an die Irish Cancer Society. € 4,5 Mio. hofft man in diesem Jahr einzunehmen.
So viele Iren wie schon seit August 1999 nicht mehr waren im vergangenen Monat im Live Register verzeichnet. Die Arbeitslosenrate kletterte von Januar bis Februar von 4,9 auf 5,2 %. Als einer der Gründe werden die fallenden Immobilienpreise und der Abschwung in der Bauindustrie genannt.
Ob man da statt Bauarbeiter lieber Lehrer werden sollte? Eigentlich ist vorgesehen, die maximale Klassengröße an den Grundschulen von 27 auf 24 zu senken, doch davon hat Erziehungsministerin Mary Hanafin für das laufende Jahr Abstand genommen – der Finanzminister dürfte seine Hand dabei im Spiel gehabt haben. 100 Schulen wird gar eine Planstelle gestrichen, wobei die betroffenen Pädagogen an andere Schulen versetzt werden sollen, wo sie ‘dringlicher benötigt werden’. Dennoch, versichert Frau Hanafin, bleibt das Ziel, die Lehrer-Schüler-Relation bis 2010 auf 1:24 zu senken, bestehen.

Donnerstag, 6. März 2008

Um wenige Sekunden an einer Katastrophe vorbei. Von einem Beinahe-Zusammenstoß einer Ryanair-Maschine von London-Stansted nach Cork und einem Flightline-Charterflug von Faro nach Dublin vor der Küste von Wexford berichtet heute die Irish Times. Bis auf 180 m kamen die beiden Flugzeuge aneinander heran. Verantwortlich war die Luftaufsicht von Shannon, der zuständige Fluglotse mit 30 Jahren Berufserfahrung soll durch einen Anruf von der schottischen Luftaufsicht abgelenkt worden sein.
Im Alter von 91 Jahren starb am Dienstag der Jesuitenpriester Diarmuid Ó Péicín, der in den frühen 80-er Jahren als Inselpastor auf Tory Island maßgeblich dazu beigetragen hatte, die Evakuierung der Insel und ihre Umwandlung in einen Schießplatz für die irische Armee zu verhindern. Möge er da, wo er nun ist, den Lohn dafür bekommen. (s.a. 24.01.07)

Mittwoch, 5. März 2008

Frankreichs Galionsfigur der Rechten Jean-Marie Le Pen kündigt an, der ‘Einladung irischer Freunde’ auf die Grüne Insel nicht nachkommen zu wollen. Eigentlich wollte er vor der Volksabstimmung über die EU-Verfassung (Irland spielt hier das Zünglein an der Waage) für ihre Ablehnung propagieren, doch befürchtet der Franzose wohl nicht zu Unrecht, dass sein Auftreten eher den Befürwortern des Vertrags in die Hände spielen würde. Wenn dem so ist – schade dass er nicht kommt! (s.a. 13.12.07, 18.01.08)
Nach dem gestern angekündigten Rücktritt des DUP-Gründers und -Vorsitzenden Ian Paisley als Parteichef und Erster Minister der nordirischen Regierung gilt der 59-jährige stellvertretende Parteivorsitzende und Finanzminister Peter Robinson als prädestinierter Nachfolger. Ambitionen auf den Job werden auch dem um zehn Jahre jüngeren und den Hardlinern in seiner Partei zugerechnete Wirtschaftsminister Nigel Dodds nachgesagt, doch geht man davon aus, dass er sich ohne Kampfabstimmung mit dem Posten des stellv. Vorsitzenden begnügen wird.

Dienstag, 4. März 2008

Die Meldung des Tages: Der 81-jährige DUP-Chef Ian Paisley gibt dem Druck aus seiner eigenen Partei nach und kündigt an, im Mai als ihr Vorsitzender und Erster Minister der nordirischen Regierung zurückzutreten. Sein Mandat als Mitglied sowohl des nordirischen Parlaments als auch des britischen Unterhauses werde er beibehalten.
Siehe auch: 07.09.07, 20.01.08, 14.02.08, 18.02.08, 21.02.08
Die städtebauliche Erneuerung des sozialen Gettos Ballymun im Norden Dublins kommt den Steuerzahlern nach einer neuen Schätzung mindestens doppelt so teuer, wie bislang angenommen. € 442 Mio. waren 1998 für das Ballymun Regeneration Project veranschlagt worden, die Arbeiten sollten 2006 abgeschlossen sein. Nun hofft man, das Projekt im Jahr 2012 abschließen zu können, und schätzt die Kosten auf mehr als € 900 Mio.
Siehe auch: 10.07.04, 31.03.07, 09.07.07
Wieder einmal fordert das RPII irische Hausbesitzer auf, ihre Gebäude – sofern noch nicht geschehen – auf Radon testen zu lassen. Anlass ist das Überschreiten des Grenzwertes von 400 Becquerel pro Kubikmeter Luft in einem Haus in Ballyporeen im Co. Tipperary um das 45-fache. Das krebserregende farb- und geruchlose radioaktive Gas entsteht beim Zerfall von Radium im Erdboden. Auf Grund der geologischen Gegebenheiten geht man davon aus, dass der als unschädlich definierte Grenzwert in mehr als 90.000 irischen Häusern überschritten wird. Von diesen Häusern wurden bislang erst 4.000 ermittelt.

Montag, 3. März 2008

Mit dem Kosen zwischen DUP und Sinn Féin in der nordirischen Regierung ist es zunächst vorbei. Auf ihrem Parteitag in Dublin forderten SF-Präsident Gerry Adams und Martin McGuinness die DUP nachdrücklich dazu auf, gemäß dem St.-Andrews-Abkommen der Übertragung des Polizei- und Justizwesens auf die nordirische Regierung bis Ende Mai zuzustimmen. Die britischen Regierung hat nichts dagegen, doch der nordirische Regierungschef Ian Paisley mag nicht. Erst müssten sich die IRA und ihr Army Council auflösen, lautet seine Forderung. Das St.-Andrews-Abkommen sei von den Regierungen Großbritanniens und der Republik unterzeichnet worden, er selbst habe es nie unterschrieben.
Das lässt der stellvertretende nordirische Regierungschef Martin McGuinness nicht gelten. Vor dem ersten Treffen zwischen Sinn Féin und DUP im März 2007, kontert er, habe ein führender Vertreter der DUP-Delegation bestätigt, dass die DUP zu den Inhalten des St.-Andrews-Abkommen stehe. Was wiederum die UUP aufhorchen lässt, die zwei Minister in der Regierung stellt. Dr. Paisley solle diese Aussage bestätigen oder dementieren, fordert ihr Vorsitzender Sir Reg Empey.

Sonntag, 2. März 2008

Die Zahl der Hotelbetten in Irland hat sich in den letzten 10 Jahren auf rund 58.000 verdoppelt, doch bleiben sie immer häufiger leer. Die beste Auslastung wurde im vergangenen Jahr mit 72 % in Dublin erzielt, gefolgt vom Südwesten des Landes mit 66 %. In den übrigen Regionen lag sie bei durchschnittlich 55 %.

Sonnabend, 1. März 2008

In Dublin begann gestern der erste Parteitag der Sinn Féin nach der Parlamentswahl im vergangenen Mai, bei der sich die Partei eine Verdoppelung der Zahl ihrer Abgeordneten von fünf auf zehn und eine Rolle bei der Regierungsbildung erhofft hatte, am Ende jedoch mit nur vier Mandaten aus ihr hervorging. Ein wichtiger Diskussionspunkt wird somit die künftige politische Ausrichtung (s.a. 10.12.07) der Partei sein, ein anderer die kommende Volksabstimmung über die Verfassung der europäischen Union, der man ausgesprochen kritisch gegenübersteht. Der Vertrag von Lissabon sei ein schlechter Deal für Irland, meinte erst kürzlich ihr Präsident Gerry Adams, die Iren ‘hätten Besseres verdient’.
Am Ende wurde es zu einem Ämtertausch: Nach dem nicht ganz freiwilligen Rücktritt von Ian Paisley Jr. vom Amt eines Juniorministers im Büro seines Vaters Ian Paisley Sen. (s. 18.02.08) übernahm der DUP-Abgeordnete Jeffrey Donaldson dieses Amt. Der saß bislang für die DUP in der nordirischen Polizei-Aufsicht. Dieser Job soll nun an den Junior des nordirischen Regierungschefs gehen.
In Ennis, dem 22.000 Einwohner-Hauptstädtchen der Grafschaft Clare, findet vom örtlichen Buchklub veranstaltet an diesem Wochenende mit Lesungen, Diskussionen, Workshops, Ausstellungen und Musikveranstaltungen das alljährliche Ennis Book Club Festival statt. Mehr als 30 international anerkannte Autoren werden anwesend sein, darunter Roddy Doyle, Dermot Bolger und Hugo Hamilton.

Irlandnachrichten: Nachrichten aus Irland – März 2008