Nachrichten aus Irland

März 2009

Neues aus Irland, zusammengefasst nach Berichten von RTÉ, der
Irish Times, des Irish Independent und weiteren Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Dienstag, 31. März 2009

Aus Nordirland werden neue Krawalle gemeldet. Bewaffneten Männer entwendeten gestern Abend Autos, platzierten sie auf Straßenkreuzungen und setzten sie in Brand. Dissidente Republikaner, räumte der stellvertretende Regierungschef Martin McGuinness (SF) ein, würden wohl noch eine Weile den Friedensprozess und die politischen Strukturen des Landes bedrohen, mit Sicherheit jedoch keinen Erfolg haben. Die Polizei vermutet hinter den Unruhen Sympathisanten der wegen des Mordes an zwei britischen Soldaten und eines Polizisten festgenommenen Anhänger der Real- und Continuity IRA.
Sie würde gerne einmal von einem Sprecher der Krawallmacher hören, meinte die Sinn-Féin-Abgeordnete für Nord-Belfast Carál Ní Chuilín, wie sie auf diesem Weg ein vereintes Irland erreichen wollten.

Siehe auch: 08.03.09, 09.03.09, 10.03.09, 11.03.09, 12.03.09, 14.03.09, 15.03.09, 17.03.09, 28.03.09

Montag, 30. März 2009

Die SIPTU-Zweigniederlassungen an den drei großen Flughäfen des Landes haben sich von ihrer Führungsetage überzeugen lassen und sagen den für Donnerstag geplanten Streik in Dublin, Shannon und Cork ab. Nach einem dreistündigen Krisengespräch beschloss man einvernehmlich, statt dessen die Einladung des LRC zu einem Vermittlungsversuch anzunehmen.
Siehe auch: 23.03.09, 24.03.09, 25.03.09, 27.03.09
Etwas hartnäckiger sind am frühen Morgen viele Taxifahrer in einen 24-stündigen Ausstand getreten, mit dem sie gegen die Vergabe neuer Taxilizenzen (= mehr Wettbewerb) protestieren. In Dublin, Cork und Galway wurden Streikposten an Taxiständen postiert. Da schon jetzt viele Fahrer achtzig und mehr Stunden pro Woche arbeiten müssten, um von ihren Einnahmen leben können, ist die Begrenzung der Zahl der Taxilizenzen nach Ansicht der Streikenden unverzichtbar.
Als die Welt im letzten Jahr in die Rezession schlidderte, beruhigte Wirtschaftsministerin Mary Coughlan mit der Prognose, der Abschwung sei bis Herbst 2010 überwunden. Daran glaubt mittlerweile niemand mehr, und Taoiseach Brian Cowen spricht von bis zu fünf Jahren, die dauern werde, bis sich die Wirtschaft des Landes erholt habe.

Sonntag, 29. März 2009

Auf ihrem Parteitag weisen die Delegierten der Labour Party einen Antrag zurück, auf eine Verstaatlichung aller irischen Banken hinzuarbeiten. Vor der Abstimmung hatte sich die finanzpolitische Sprecherin der Partei Joan Burton dagegen ausgesprochen, unter anderem mit der Begründung, dass es einige Banken nicht wert seien, in Staatsbesitz überzugehen. Vorgeschlagen wird hingegen eine weitere Stufe bei der Einkommensteuer. Derzeit zahlen alleinstehende Personen bis zu einem Einkommen von 32.000 Euro 20 % Steuern und für alles darüber 42 %. Nach Vorstellung von Labour-Chef Éamon Gilmore sollten in einer dritten Stufe Beträge, die jährlich € 100.000 überschreiten, mit einer Steuer von 48 % belegt werden.

Sonnabend, 28. März 2009

Der Mord an zwei unbewaffneten britischen Soldaten vor einer Kaserne in Nordirland scheint aufgeklärt zu sein. Bei einem Gerichtstermin legten gestern Ermittler einen DNS-Beweis für die Verwicklung eines 41-jährigen, des Mordes an den beiden angeklagten Mitglieds der Real IRA vor. (s.a. 08.03.09)
Umweltminister John Gormley hebt das Verbot, in 32 als Umweltschutzgebiete deklarierten Hochmooren des Landes Torf zu stechen, zunächst bis zum Jahresende auf. Von dem vom Bauernverband bekämpften Verbot waren rund 800 Torfstecher betroffen. Eine Arbeitsgruppe soll nun neue Richtlinien zum Schutz der Hochmoore erarbeiten – wenn es sie bis dahin noch gibt.

Freitag, 27. März 2009

Auch in Teilen der größten Gewerkschaft des Landes SIPTU ist man über die Absage des für Montag geplanten landesweiten Streiktags aller Gewerkschaften nicht begeistert, und so kündigten gestern die SIPTU-Zweigniederlassungen an den Flughäfen von Dublin, Shannon und Cork für Donnerstag von vier Uhr früh bis Mittag einen ‘eigenen Streik’ an, mit dem sie dagegen protestieren wollen, dass die im September im National Pay Deal vereinbarten Lohnerhöhungen nicht gezahlt werden. Der Streik ist von der Führung der Gewerkschaft nicht abgesegnet, doch sollte er stattfinden, dürften die Flughäfen im genannten Zeitraum geschlossen werden.
Siehe auch: 23.03.09, 24.03.09, 25.03.09
Der für Integrationsfragen zuständige Staatsminister Conor Lenihan (ein Bruder des Finanzministers) drängt auf Umschulungs-Maßnahmen für arbeitslos gewordene Migranten, die mittlerweile 20,2 % der Sozialhilfe-Empfänger ausmachen. So stieg seit Februar letzten Jahres die Zahl der Ausländer im Live Register um 141 % auf nunmehr 72.000. Der Anteil der ausländischen Arbeitnehmer liegt in Irland bei etwa 16 %.

Donnerstag, 26. März 2009

“Den einen Tag pessimistisch und am nächsten wieder glücklich”, kommentiert die Irish Times das Ergebnis zweier Studien. Laut einer gestern veröffentlichten sehen die Iren von allen Europäern am schwärzesten in die Zukunft und glauben, die wirtschaftliche Krise werde in Irland länger als in jedem anderen Land dauern. Nach dem heute veröffentlichten Ergebnis einer von der EU-Agentur Eurofound durchgeführten Studie (die Befragung wurde allerdings schon im Frühjahr 2008 abgeschlossen) gehören sie hingegen zu den glücklichsten und zufriedensten Nationen Europas.
Vielleicht ist diese Meldung eine Erklärung für den obigen Widerspruch: Nach einer Untersuchung des National Advisory Committee on Drugs nahmen in den Jahren 2006 und 2007 neun Prozent der Erwachsenen Antidepressiva und 15 Prozent Beruhigungsmittel. Wenn sich nun die Iren nach Abschluss der Eurofound-Studie aufgrund der einsetzenden Rezession bei der nächsten Befragung keine Antidepressiva mehr leisten konnten ...
Antidepressiva brauchen vielleicht auch die 500 Englischlehrer, die bislang auf der Basis eines Zeitvertrags ausländischen Mitbürgern die englische Sprache näherbrachten und jetzt ihren Arbeitplatz verlieren. € 34 Mio. pro Jahr will Erziehungsminister Batt O’Keeffe damit einsparen. Den Vorwurf der Opposition, er wolle den Englischunterricht für Migranten auslaufen lassen, weist der Minister zurück, denn auch nach den Stellenstreichungen gebe es noch 1.400 English language support teacher.

Mittwoch, 25. März 2009

Im Anschluss an ein Treffen des Vorstands des Gewerkschafts-Dachverbandes ICTU sagt dessen Generalsekretär David Begg den für Montag angesetzten landesweiten Streik ab. Nach einem gestern erhaltenen Brief von Taoiseach Brian Cowen glaube er, dass der Regierungschef ernsthaft bemüht sei, die außerordentlichen Problemen in Gesprächen zu lösen. Die Gewerkschaften ständen von morgen an für solche Gespräche bereit, wobei er davon ausgehe, dass das Ergebnis nicht alle befriedigen werde. Die Streikabsage ist nicht unumstritten. So kommt heute aus der Lehrergewerkschaft TUI die Forderung nach einem Rücktritt des ICTU-Generalsekretärs. (s. 23. und 24.03.09)
Glaubt man einer Auswertung der Buchungsseite hotels.com, so lag in Irland der im Mittel für ein Hotelzimmer gezahlte Preis im vierten Quartal 2008 um 17 % niedriger als im gleichen Quartal des Vorjahres. Dabei fiel der durchschnittliche Zimmerpreis in Dublin um 20 % von € 107 auf € 86. Die teuerste irische Stadt für Hotelreisende ist demnach Galway, wo im Schnitt € 129 für ein Zimmer gezahlt wurde – mehr als in Kopenhagen, Berlin, Paris, Rom und London.

Dienstag, 24. März 2009

Eine Schlappe für die größte Gewerkschaft im öffentlichen Dienst des Landes IMPACT. Bei der Urabstimmung über den für kommenden Montag geplanten landesweiten Streik (s. 23. März) wurde die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit für einen offiziellen Streikaufruf bei 65 % Zustimmung knapp verfehlt. Das müsse jedoch nicht heißen, dass keine IMPACT-Mitglieder am Streik teilnehmen, verlautete später aus Gewerkschaftskreisen.
Anlässlich des hundertsten Todestags von John Millington Synge (16.04.1871 – 24.03.1909) veröffentlicht die irische Post heute eine Briefmarke mit einer Szene aus seinem Schauspiel The Playboy of the Western World, eine, wie Hans-Christian Oeser zusammenfasst, “Tragikomödie, in der ein verträumter Sohn, anfangs als Held bewundert und schließlich als Prahlhans und Großmaul entlarvt, zweimal vergebens versucht, seinen patriarchalischen Vater zu töten”. Die Uraufführung im Abbey Theater im Jahr 1907 endete mit einem Tumult, bei der sich William Butler Yeats schützend vor seinen Autor stellte. Einen Angeber und Feigling als ‘Held des irischen Westens’ durfte es für das Publikum nicht geben.
Etwas Wissenschaftliches gibt es heute aus der Verschenkkiste unseres Buchspenders, Das irische Hochkreuz – Ursprung, Entwicklung und Gestalt von Bettina Brandt-Förster.
Das 190 Seiten starke Taschenbuch aus dem Ullstein Verlag basiert auf der Doktorarbeit der Autorin und ist eine ungekürzte Reproduktion der 1978 erschienenen Originalausgabe. Leider wurden die Seiten dabei verkleinert, so dass die Schrift für mich etwas schwer lesbar ist. Zum Inhalt sagt der Verlag: “Dem großen Kreis der Irlandfreunde erschließt sich hier Ursprung, Entwicklung und Gestalt eines Kulturdenkmals, dem man auf der Grünen Insel immer wieder begegnet. Eine Fülle von Abbildungen veranschaulicht die umfassende Darstellung, die erstmals Einzelelemente des Hochkreuzes analysiert und ihren Sinn deutet.”

Das 1980 gedruckte Taschenbuch, dessen Seiten sauber, aber leicht vergilbt sind, geht frei Haus an den ersten Interessenten bzw. die erste Interessentin, der oder die sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an einen Leser in 80797 München.

Montag, 23. März 2009

Der Dachverband der irischen Arbeitgeber appelliert an die Gewerkschaften, den für den 30. März geplanten ‘nationalen Aktionstag’ abzusagen und in Verhandlungen über ein revidiertes Lohn- und Gehaltsabkommen einzutreten. Der Gewerkschafts-Dachverband hatte für kommenden Montag zu Streiks bei allen Firmen und Einrichtungen aufgerufen, die den im September mit den Arbeitgebern geschlossenen National Pay Deal nicht einhalten.
Über das cross border shopping, das den Händlern aus der Republik ein Dorn im Auge ist, wurde hier mehrfach berichtet. Nun haben viele Iren entdeckt, dass man in Nordirland nicht nur billiger einkaufen, sondern auch um bis zu 50 % preiswerter zum Arzt gehen kann. Während ein Arztbesuch in der Republik mit durchschnittlich mit 40 bis 60 Euro zu Buche schlägt, geben sich die nordirischen Kollegen mit umgerechnet € 24 bis € 32 zufrieden. Auch die Rezeptgebühren liegen fast nur halb so hoch.

Sonntag, 22. März 2009

Nach der Übernahme der insolventen Traditionsfirma Waterford Wedgewood durch den amerikanischen Finanzinvestor KPS Capital soll die Produktion in der Manufaktur von Waterford mit 110 Vollzeit sowie 50 Teilzeitarbeitskräften weitergeführt werden. Am Nachmittag beschließen die Arbeiter und früheren Mitarbeiter von Waterford Crystal, die seit dem 30. Januar das Besucherzentrum besetzt halten, ihr Sit-in zu beenden.
Siehe auch: 14.10.08, 05.01.09, 02.02.09, 27.02.09

Sonnabend, 21. März 2009

Die Umsätze im Handel lagen laut CSO im Januar 2009 um 40 % unter denen im Januar 2008. Hauptfaktor war der Einbruch beim Neuwagenverkauf, der in früheren Jahren im Januar ein Drittel des Umsatzes ausmachte (wer eitel ist, fährt ein Fahrzeug mit der aktuellen Jahreszahl auf dem Nummernschild). Doch auch für Möbel und Wohnungseinrichtung wurde ein Drittel weniger als im Januar 2008 ausgegeben, und für Elektroartikel sank der Umsatz um ein Viertel. Sollte dieser Trend anhalten, meinen Wirtschaftsexperten, könnte der für April vorgesehene Nachtragshaushalt der Regierung schon bald Makulatur sein.
Die Progressive Democrats sollte es eigentlich schon nicht mehr geben, doch sind sie immer noch mit ihrer Abwicklung beschäftigt. Vor einer Woche hatte ihnen der Fine-Gael-Vorsitzende Enda Kenny vorgeworfen, sie würden die endgültige Abmeldung der Partei bewusst hinauszögern, um für das erste Quartal 2009 noch die vollen Parteien-Zuschüsse zu bekommen. So wundert nun ein wenig die Meldung, dass ihr vierter und letzter Vorsitzender Ciarán Cannon nach Gesprächen mit der Fine Gael im kommenden Monat in diese einzutreten gedenkt, um bei den nächsten Parlamentswahlen für sie im Wahlkreis Galway East zu kandidieren.
Siehe a.: 27.05.07, 01.06.07, 15.06.07, 12.07.07, 16.07.07, 29.09.07, 06.11.07, 19.01.08, 18.02.08, 13.09.08, 17.09.08, 01.10.08, 13.10.08, 08.11.08
Die PSNI wird keine Strafe gegenüber der DUP-Abgeordneten im nordirischen Parlament Iris Robinson verhängen, verlautet heute. Die Abgeordnete hatte im Radio auf die Frage nach ihrer persönlichen Einstellung zu Homosexualität diese als ‘Abscheulichkeit’ bezeichnet und vorgeschlagen, Homosexuelle durch psychiatrische Behandlung ‘umzupolen’. Unter Berücksichtigung aller Aspekte sei man zu dem Schluss gekommen, dass Ms. Robinsons Bemerkungen nicht als Beleidigung von Homosexuellen zu verstehen sind und sie nur das Recht, ihre private Meinung zu äußern, wahrgenommen hat.

Freitag, 20. März 2009

Nachdem die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter von Dublin Bus einen von der LRC ausgearbeiteten Vermittlungsvorschlag abgelehnt haben, drohen nun wieder Streiks. Als Reaktion auf die Ablehnung kündigte die Busgesellschaft gestern Abend an, vom 29. März an ihren ursprünglichen Plan zur Kosteneinsparung umzusetzen, der die Reduzierung der Flotte um 120 Busse und die Entlassung von 290 Mitarbeitern, darunter 160 Busfahrer auf Probe, vorsieht. In Erwartung eines Jahresverlustes von € 31 Mio. sehe man jetzt keine andere Möglichkeit mehr. Zur Zeit befördert Dublin Bus mit 3.500 Mitarbeitern auf 140 Routen täglich 450.000 Menschen. (s.a. 25.02.09)
Etwas in Vergessenheit geraten ist in den letzten Monaten der weiterhin währende Konflikt um die umstrittene Hochdruck-Gaspipeline in der Grafschaft Mayo. Drei Mitglieder der ‘Rossport Five’, die wegen Blockierung der Arbeiten auf ihren Grundstücken drei Monate im Gefängnis saßen, treffen sich heute in Dublin mit führenden Vertretern von Shell und sowie Energieminister Éamon Ryan und dem Minister für Regionalentwicklung Éamon Ó Cuív, um erneut nach einem Kompromiss zu suchen.
Frühere Meldungen: 26.06.02, 30.06.05, 01.07.05, 23.07.05, 01.08.05, 05.08.05, 26.08.05, 01.10.05, 13.10.05, 22.11.05, 3./4.05.06, 14.07.06, 03.08.06, 12.08.06, 21.04.07, 13.11.07, 17.04.08, 29.04.08, 15.07.08, 22.07.08, 11.08.08, 22.08.08, 01.09.08, 10.09.08, 07.11.08

Donnerstag, 19. März 2009

Irlands oberster Strafverfolger hat auf die Einleitung eines Verfahrens gegen die Gründerin des House of Prayer auf Achill Island verzichtet. Spender hatten bei der Polizei Anzeige gegen Christina Gallagher erstattet, nachdem in den Medien von ‘dem ungeheuren Reichtum’ berichtet worden war, den die Hausfrau angesammelt haben sollte. Bis zu € 250.000 wurden mittlerweile an die Spender zurückgezahlt.
Das House of Prayer war von Frau Gallagher im Jahr 1993 gegründet worden, nachdem sie – so ihr Bericht – die Jungfrau Maria mit einer Botschaft an die Menschen aufgesucht hatte. Der Erzbischof von Tuam Michael Neary sah zwar keinen Beweis für eine übernatürliche Erscheinung, andererseits aber auch keinen Betrugsversuch, und akzeptierte das House of Prayer als eine mit den Regeln der Kirche konforme private Vereinigung christlicher Gläubiger. (s.a. 25.07.02)
Nachdem es mit der Geburtenzahl in Irland in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrtausends lange bergab ging, ist sie in den vergangenen neun Jahren um 40 % gestiegen und steigt weiter. So wurden im zweiten Quartal des vergangenen Jahres 19.000 Babys geboren, dies waren 60 % mehr als im Vergleichszeitraum 1999. Doch einen Unterschied zu den alten Zeiten gibt es: bei einem Drittel der neuen Erdenbürger waren die Eltern nicht verheiratet.

Mittwoch, 18. März 2009

Fast 700.000 Menschen säumten bei der gestrigen St.-Patrick’s-Parade die Straßen der irischen Hauptstadt, und wie üblich hatten Polizei und Feuerwehr am Abend und in der Nacht viel zu tun. Zwischen 18 Uhr und fünf Uhr heute früh brannten fünf Häuser und 22 Autos, während die Ambulanzen 212 Einsätze fuhren. Beim Versuch, brennende Autos zu löschen, wurden die Einsatzkräfte der Feuerwehr mehrfach von Randalierern angegriffen. “Eine ruhigere St.-Patricks-Nacht als üblich”, sagt die Polizei.
Alte Gebäude kommen bei der Ausstellung ihres ‘Energie-Passes’ mitunter gar nicht schlecht weg. So ist das 1791 erbaute Custom House (die Abb. rechts ist nicht mehr ganz aktuell), in dem heute das Umwelt- und Innenministerium untergebracht ist, sehr viel energieeffizienter als das zwanzig Jahre alte Gebäude des Energie-Ministeriums und das noch nicht einmal zehn Jahre alte Hauptquartier der Planungsaufsicht An Board Pleanála. Auch der Leinster-House-Komplex, in dem das Parlament beheimatet ist und dessen Hauptgebäude bereits 1745 errichtet wurde, erhielt bessere Werte als das Energieministerium an der Adelaide Road, wenngleich er nicht mit dem Custom House konkurrieren konnte.

Dienstag, 17. März 2009 – St. Patrick’s Day

Das Geburtsdatum von Irlands Nationalheiligen ist, wenn er denn je gelebt hat, unbekannt. In dem Gedicht The Birth of Patrick von Samuel Lover (1797–1868) wird ein Streit von Befürwortern des 8. und 9. März dahingehend entschieden, dass man die Zahlen addiert und so den 17. März als St. Patricks Geburtstag festlegt. Heute gehen viele Historiker davon aus, dass hinter St. Patrick mindestens zwei Personen stehen, die zu verschiedenen Zeiten gelebt haben und in der Überlieferung zu einer verschmolzen sind.
Der Exodus der irischen Politiker am St. Patrick’s Day fällt in diesem Jahr nicht so umfassend wie in den vergangenen aus. Das Geld ist knapp, und so haben sich ‘nur’ der Regierungschef sowie acht Minister und acht Staatsminister außer Landes begeben, um die Paraden und Events in Australien, Deutschland, England, Frankreich, Indien, Italien, Kanada, Schottland und den USA mit ihrer Gegenwart zu beehren. Derweil sagt das Wetteramt für die Paraden in der Heimat Sonne voraus.
Auch die nordirische Regierungsspitze mit dem Ersten Minister Peter Robinson (DUP) und seinem Stellvertreter Martin McGuinness (Sinn Féin) befindet sich am St. Patrick’s Day in den Vereinigten Staaten, wo auch ein Gespräch mit dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama geplant ist.
Die Morde an zwei britischen Soldaten und einen nordirischen Polizeibeamten durch republikanische Dissidenten sind auch in den USA ein Thema. Er werde sich durch sie nicht einschüchtern lassen, betonte darauf angesprochen der Irish republican Martin McGuinness. Es handele sich um Mikrogruppen, deren Aktionen die Entschlossenheit der nordirischen Politiker nur noch gestärkt hätten. Bis gestern wurden im Zusammenhang mit den drei Morden neun Personen festgenommen.

Montag, 16. März 2009

Mehrere hundert Farmer in Nordirland standen die Nacht hindurch an, um einen staatlichen Zuschuss zur Modernisierung ihrer Farm in Höhe von £ 5000 (€ 5.418) zu bekommen. Die Gesamtmittel sind beschränkt, und die Verteilung erfolgt in der Reihenfolge der Anträge, die persönlich abgegeben werden müssen.
St. Patricks Day naht, und die Politiker verlassen ein Land, das sich in grüne Farben hüllt. Derweil passierte gestern der Schoner Etoile de France den Leuchtturm vor Dalkey Island, um passend zum Fest aus dem Südwesten Frankreichs 15.000 Flaschen ‘grünen Wein’ auf die grüne Insel zu bringen. Kein vino verde, denn der Wein ist rot. Der CO2-freie ‘grüne’ Transport ist es, worauf man stolz ist, denn bei dem Schoner handelt es sich um ein französisches Segelschiff, unterwegs im Auftrag der im letzten Jahr gegründeten irischen Fair Wind Wine Ltd. (s.a. 28.07.08)
Irland sollte sich mehr an der Weltraumerforschung beteiligen, drängte am Sonnabend Prof. David Southwood von der europäischen Weltraumagentur ESA bei einem Vortrag im Observatorium von Armagh. Dabei mag Irland qualifizieren, dass es – man nehme die Immobilienpreise – Dinge sehr rasch in astronomische Höhen bringen kann, doch hat der Professor auch bedacht, wie rasch und unkontrolliert die Trümmer jetzt herunterkommen?
Natürlich geht es ums Geld. Mit jährlich € 14,5 Mio. will sich Irland in den kommenden drei Jahren am Haushalt der Weltraumagentur beteiligen, derweil irische Firmen pro Jahr Aufträge in Höhe von € 23 Mio. von der ESA bekommen. Da könnte sich der Staat etwas stärker engagieren, meinte Herr Southwood.
Wo die Zeit auf Urlaub geht, ist der Titel des folgenden, erstmals 1954 im Brockhaus Verlag veröffentlichten Berichts von Peter Grubbe über eine Reise durch Irland, den ich heute aus der Verschenkkiste unseres Buchspenders fische.
Es ist wohl kein Buch, das einmal zu einem ‘Klassiker der Reiseliteratur’ avancieren wird, doch vielleicht macht es dem einen oder anderen Spaß zu lesen, wie vor einem halben Jahrhundert ein deutscher Reisesjournalist Irland gesehen hat. “Hier herrscht jener geruhsame Lebensrhythmus, den wir mit der ‘guten alten Zeit’ verschwunden wähnten”, schrieb der Autor und kam am Ende seines Berichts zu folgendem Resümee: “Deswegen liebe auch ich Irland, [...] weil es noch immer ein Land der Menschen ist und nicht der Maschinen, ein Land der einzelnen und nicht der Massen, ein Land der Unterhaltungen und nicht der Telefongespräche. Weil es eine Insel ist, die noch zu Europa gehört, aber eine Insel, nicht wie der Kontinent unter der Diktatur, sondern am Rande der Zeit.”

Das in grünes Leinen gebundene Buch, eine Neuauflage aus dem Jahr 1963, geht frei Haus an den ersten Interessenten bzw. die erste Interessentin, der oder die sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Nichts von wegen ‘die Zeit macht Urlaub’! Nur wenige Minuten, nachdem die Meldung online geschaltet wurde, meldete sich ein Leser aus 27356 Rotenburg, an den das Buch nun geht.

Sonntag, 15. März 2009

Gewalttätige Unruhen in Lurgan im County Armagh. Maskierte Gewalttäter gingen in der Nacht zum Sonntag mit Benzinbomben und Pflastersteinen auf Polizisten los, die sich auf der Suche nach den Mördern der beiden vor einer Woche getöteten britischen Soldaten befanden. Ein Polizist wurde verletzt, eine unbekannte Zahl von Teenagern festgenommen. Auch der Bahnverkehr in der Region war beeinträchtigt.

Sonnabend, 14. März 2009

In Zusammenhang mit der Ermordung zweier unbewaffneter britischer Soldaten durch die Real IRA am vergangenen Wochenende werden drei Männer in Alter von 21, 32 und 41 Jahren festgenommen. Der 41-jährige gilt als ein ‘Senior Republican’, der nach dem Bekenntnis der Provisional IRA zum Karfreitagsabkommen mit dieser gebrochen hatte. Der Chef der nordirischen Polizei Sir Hugh Orde geht von etwa 300 dissidenten Republikanern aus, die es sich in den Kopf gesetzt haben, den Friedensprozess durch Terror zum Erliegen zu bringen.
In den späten 1950-er Jahren startete man in Irland einen Versuch, eigene Autos zu bauen, doch nach sechs produzierten Fahrzeugen (von denen noch vier existieren sollen) gab die Shamrock Car Company in Castleblayney, Co. Monaghan, wieder auf. Probleme wie mit Opel in Deutschland hat man in Irland also nicht, doch trifft der Wirtschaftsabschwung die Händler hart. So wurden im Februar mit 8.759 Fahrzeugen 64 % weniger Autos neu zugelassen als im Februar 2008 (24.209).

Freitag, 13. März 2009

Wer in Irland lebt und arbeitet oder Sozialhilfe bekommt, hat nach EU-Recht Anspruch auf Kindergeld, auch wenn die Kinder beim anderen Elternteil in einem anderen Land leben und eine fremde Staatsangehörigkeit haben. So zahlt der irische Staat zur Zeit Kindergeld für rund 10.000 Kinder, die in einem anderen EU-Land leben, 80 % davon in Polen. Das kostet dem Staat rund € 20 Mio. im Jahr, doch hatte Irland in früheren Jahren von dieser Regelung eher profitiert und einen ‘Nettogewinn’ gemacht, als die Ernährer vieler Familien in England arbeiteten und die Zuwendungen für ihre in Irland lebenden Kinder vom Schatzkanzler des Vereinigten Königreichs gezahlt wurden.
Während die Beschäftigungsrate in der Wirtschaft sinkt, gibt es einen Boom bei den Wohlfahrtsämtern. Nachdem sich die Zahl der Namen im Live Register innerhalb eines Jahres verdoppelt hat, reichen die Räumlichkeiten nicht mehr aus, und man hält landesweit nach neuen Büroflächen Ausschau und braucht mehr Personal. Allein in den letzten Monaten wurden den Büros 250 neue Mitarbeiter zugewiesen, doch warten immer noch 70.000 Anträge auf ihre Bearbeitung.
Alle jammern über die Rezession, nur Energieminister Éamon Ryan blickt zuversichtlich in die Zukunft. Irland könne das Silicon Valley Europas werden und die grüne Technologie-Revolution in Europa anführen, meinte er gestern in San Francisco, wo er zu Gesprächen mit ‘green technology companies’ Station gemacht hatte, um anschließend zur St.-Patricks-Parade nach New York weiterzureisen.

Donnerstag, 12. März 2009

Der Mord an zwei britischen Soldaten und einen Polizisten in Nordirland werde nicht, wie von den Mördern gewollt, das britische Militär aus dem Land treiben, sondern das Gegenteil bewirken und die begonnene Demilitarisierung des Landes verzögern, so gestern der Sprecher der Sinn Féin im irischen Parlament Caoimhghín Ó Caoláin. Der Mord sei eine Attacke auf den Friedensprozess, in den die irischen Republikaner auf Treu und Glauben eingetreten seien.
Derweil trafen sich in Belfast die Polizeichefs Nordirlands und der Republik, Chief Constable Sir Hugh Orde und Garda Commissioner Fachtna Murphy, und versprachen eine enge Zusammenarbeit bei der Aufklärung der Morde. Ein Angriff auf einen Polizeibeamten, egal auf welcher Seite, sei ein Angriff auf die ganze Gesellschaft in Nord und Süd. Die Zusammenarbeit zwischen den Polizeikräften habe sich in den vergangenen Jahren zunehmend intensiviert und sei ausgezeichnet. (s.a. 29.04.02, 05.10.07)
Vor einem Parlamentskomitee kritisieren Abgeordnete die Ankündigung der Wettbewerbs-Behörde, gegen das von den Verbänden der Pubbesitzer angekündigte einjährige Einfrieren der Preise für alkoholische Getränke vorzugehen. Die Behörde begründet ihren Einspruch damit, dass die Vereinbarung Preissenkungen verhindere, während die Verbände argumentieren, dass durch sie Preiserhöhungen für die Verbraucher abgewendet werden sollen. (s.a. 02.12.08)

Mittwoch, 11. März 2009

Das gemeinsame Entsetzen über die drei Morde in Nordirland geht so weit, dass Vertreter von Loyalisten erstmals bereit sind, mit einem Sinn-Féin-Mitglied zu sprechen. So empfing heute der Oberbürgermeister von Belfast Tom Hartley (SF) Vertreter der Ulster Political Research Group (UPRG), die Verbindungen zu den loyalistischen Paramilitärs der UDA hat. “So etwas haben wir noch nie getan, nie zuvor haben wir uns in die Nähe irischer Republikaner oder ‘Shinners’ begeben”, hörte man Frankie Gallagher von der UPRG heute Vormittag im irischen Radio, doch habe die Führung der Sinn Féin bei der Verurteilung der Morde an den drei Sicherheitskräften erstmals den Erfordernissen entsprochen.
In Zusammenhang mit dem Mord an einem nordirischen Polizisten durch die Continuity IRA wurden gestern Nachmittag ein 37-jähriger und ein 17-jähriger Mann festgenommen. Zuvor hatten auf Stormont Castle der nordirische Regierungschef Peter Robinson (DUP), sein Stellvertreter Martin McGuinness (SF) und der Chef der PSNI in gemeinsamer Front zum Vorgehen gegen dissidente Republikaner aufgerufen.
Seit 13 Uhr versammeln sich nach einem Aufruf des Gewerkschaftsdachverbands ICTU mehrere tausend Menschen an verschiedenen Orten in Nordirland zu Mahnwachen, um der drei Ermordeten zu gedenken.

Dienstag, 10. März 2009

Ein weiterer Mord erschüttert nicht nur Nordirland. Nur zwei Tage nach der Ermordung zweier unbewaffneter britischer Soldaten durch die Real IRA wurde gestern Abend in Craigavon in der Grafschaft Armagh ein Polizist der PSNI erschossen, nachdem die Polizei in einen von Nationalisten bewohnten Stadtteil gerufen worden war.
Der Mord ruft bei allen großen Parteien sowohl im unionistischen als auch republikanisch/nationalistischen Lager Entsetzen hervor. “Die Versuchen von Terroristen, Nordirland zu destabilisieren, ekeln mich an”, äußerte sich der Erste Minister Peter Robinson. “Wir werden denen, die für diesen mörderischen Akt verantwortlich sind, nicht erlauben, unsere Provinz in die Vergangenheit zurückzuzerren.”

Am Vormittag erklärt sich die Continuity IRA für den Anschlag verantwortlich. Ein Wettbewerb zwischen Terroristen? Verräter am irischen Volk, nennt sie der Republikaner und stellv. nordirische Regierungschef Martin McGuinness, der Anfang der 70-er Jahre stellvertretender IRA-Kommandant von Derry war.

Montag, 9. März 2009

Der Friedensprozess in Nordirland ist trotz der Ermordung zweier junger britischer Soldaten durch die Real IRA nicht in Gefahr, zeigt sich der von London nach Belfast geeilte Premierminister Gordon Brown nach einem Gespräch mit dem nordirischen Regierungschef Peter Robinson (DUP) und seinen Stellvertreter Martin McGuinness (SF) überzeugt. “Was ich heute Vormittag hier gesehen habe”, so der britische Regierungschef, “ist die Einigkeit der Menschen Nordirlands und die Einigkeit der politischen Parteien, die gemeinsam den Frieden und den politischen Prozess unterstützen, den sie in so vielen Jahren aufgebaut haben. Am Friedensprozess ist nicht mehr zu rütteln.”
Das Gejammer von Politikern und Händlern südlich der irisch-irischen Grenze über Bewohner der Republik, die es vorziehen ihr Geld für mehr Gegenwert lieber in Nordirland als im eigenen Land auszugeben, währt schon eine ganze Weile, doch nun hat Familien- und Sozialministerin Mary Hanafin ein weiteres Problem ausgemacht: Nordiren, die vorgeben in der Republik zu wohnen, um dort Sozialhilfe-Leistungen einzustreichen. So gibt es südlich der Grenze in der Grafschaft Cavan den Ort Ballyconnell, der nach der Volkszählung des vorletzten Jahres 747 Einwohner hat, und in dem in den letzten Monaten 1.044 Menschen Sozialhilfeleistungen beantragt hatten. Es gebe Beweise dafür, meint die Ministerin, dass “Wagenladungen von Menschen” über die Grenze in den Süden kommen, um dort Sozialhilfe zu beantragen, und anschließend in den Norden zurückkehren.

Sonntag, 8. März 2009

Nur wenige Tage ist es her, da warnte PSNI-Chef Sir Hugh Orde vor zunehmender Terrorgefahr durch republikanische Dissidenten (ehemalige IRA-Angehörige, die den Friedensprozess in Nordirland ablehnen). Nicht ohne Grund, hat man den Eindruck, denn gestern Abend gegen halb zehn wurden vor einer Kaserne in Antrim zwei unbewaffnete junge britische Soldaten erschossen und mindestens vier weitere zum Teil schwer verletzt.
Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams verurteilte heute Vormittag den Mord als einen Angriff auf den Friedensprozess und fordert alle Mitglieder seiner Partei dazu auf, die Polizei bei der Suche nach den Mördern zu unterstützen.
Hier einmal etwas anderes aus der Verschenkkiste unseres generösen Buchspenders: The Holy Ground – Irische Folksongs um Leben, Land und Leute, zusammengestellt von Patrick Steinbach. Und das sagt der Verlag zu diesem Buch:
“Dieser Pocket-Guide der irischen Folkmusik führt mit über vierzig ausgewählten Liedern auf eine Reise durch die irische Balladenwelt. Lieder über Armut und Emigration, Freiheitskampf und Unterdrückung, Helden und Schurken, Heilige und Handwerker, Lieder über Jugend und Altern, die Liebe und das Feiern erzählen ihre ganz eigene Geschichte und zeigen ein lebendiges Bild der grünen Insel. Patrick Steinbachs Infos zu Entstehung der Lieder und nützliche Tipps zum Spielen machen den Pocket-Guide zum einem Liederbuch, das in jeden Gitarrenkoffer gehört.”

Vielleicht gibt es hier ja jemand, der mit seiner Gitarre auf eine Reise nach Irland geht. Das Buch geht frei Haus an den ersten Interessenten bzw. die erste Interessentin, der oder die sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an eine Leserin aus 30455 Hannover.

Sonnabend, 7. März 2009

Nach einer Meldung von heute Mittag ist der Bischof von Cloyne John Magee von seinen Aufgaben als Leiter der Diözese entbunden worden, wird jedoch den Titel ‘Bishop of Cloyne’ behalten. Die vorläufige Verwaltung der Diözese hat Papst Benedikt XVI dem Erzbischof von Cashel und Emly, Dr. Dermot Clifford, übertragen.
Dem Bischof von Cloyne werden schwerwiegende Versäumnisse bei der Aufklärung des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Priester und Ordensleute vorgeworfen, doch hatte noch im Januar der Primas der katholischen Kirche Irlands, Kardinal Seán Brady, Rücktrittsforderungen als ‘als nicht angebracht’ bezeichnet, da der Bischof ‘seine Lektion gelernt’ habe und künftig alles täte, damit sich dergleichen nicht wiederhole. Unterstützung hatte die Rücktrittsforderung beim Erzbischof von Dublin Dr. Diarmuid Martin gefunden.

Siehe auch: 22.12.08, 24.12.09, 01.01.09, 03.01.09, 06.01.09, 14.01.09, 24.01.09
Im Vereinigten Königreich kommt Nordirland nach einer Studie des Wirtschaftsinstitut PricewaterhouseCooper am besten mit der Rezession klar. So lag die Arbeitslosenquote im Januar mit 5 % deutlich niedriger als in Großbritannien und fast nur halb so hoch wie in der Republik Irland (9,2 %). Als einer von mehreren Gründen wird der schwache Kurs des britischen Pfund gegenüber dem Euro ausgemacht, der viele Einkäufer aus der Republik über die offene Grenze nach Nordirland lockt. Cross border shopping nennt man das.
Eben dieses cross border shopping ist vielen Händlern und Politikern in der Republik ein Dorn im Auge. So wartet der Verband der Hersteller und Vertreiber alkoholischer Getränke mit Zahlen auf, nach denen im vergangenen Jahr von Bewohnern der Republik 10 Mio. Liter Bier und 800.000 Liter Spirituosen in Nordirland gekauft und in den Süden gebracht wurden. Werde nun stolz gemeldet, dass Alkoholkonsum in der Republik gesunken sei, unterliege man einem Irrtum: die Konsumenten lebten nicht gesünder, sondern kauften nur anderen Ortes ein und schadeten damit der Wirtschaft des Landes.

Freitag, 6. März. 2009

In der irischen Hauptstadt startet mit einer Veranstaltung in der City Hall das Dublin Book Festival, gefolgt von Lesungen, Workshops und Buchvorstellungen. Rund 100 Schriftsteller werden erwartet, aber auch Politiker wie Michael D. Higgins von der Labour Party und Gerry Adams von der Sinn Féin, der sich auch schon als Schriftsteller versucht hat. Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei, Karten sind nicht erforderlich.
Passend zum Start des Book Festivals gibt die Stadt ihre Bewerbung um den Titel UNESCO City of Literature bekannt, eine im Jahr 2005 eingerichtete Auszeichnung, nicht zu verwechseln mit dem schon länger existierenden Titel ‘World Book Capital’. Bisher haben Edinburgh, Melbourne und Iowa (USA) diese Auszeichnung erhalten. Geld gibt es dafür nicht, doch schätzt man in Edinburgh, dass der Titel dem Handel und Gewerbe durch vermehrten Tourismus seither pro Jahr € 2,5 Mio. und dem restlichen Schottland noch einmal € 2,4 Mio. eingebracht hat.
UNESCO Cities of Literature sind aufgefordert, den Literaturaustausch untereinander zu fördern, grenzüberschreitende Projekte zu entwickeln und auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene literarische Bindungen zu knüpfen. Gefordert wird ein urbanes Umfeld, in dem Literatur, Theater und Dichtung eine integrale Rolle spielen, sowie Erfahrung als Gastgeber für literarische Events und Literaturfestivals.

Donnerstag, 5. März 2009

Nach den letzten Zahlen vom Arbeitsmarkt hat die bereinigte Arbeitslosenquote die Zweistelligkeit erreicht und lag im Februar bei 10,4 % (Februar 2008: 5,0 %). Im sogenannten Live Register sind nun 353.000 Bezieher von wöchentlichen Wohlfahrts-Schecks verzeichnet, verglichen mit 187.800 vor zwölf Monaten. Diese können Arbeitslose, aber auch Menschen mit einem Verdienst unterhalb des Existenzminimums sein. Taoiseach Brian Cowen hält es für möglich, dass ihre Zahl bis zum Jahresende auf 450.000 steigt.
Für Taoiseach Brian Cowen ist die gegenwärtige Wirtschaftskrise die größte seit 1929, und die Maßnahmen seiner Regierung, die er in der ersten Aprilwoche verkünden werde, würden bei einem erwarteten Steuerausfall von bis zu € 4,5 Mrd. ‘nicht schmerzlos’ sein. Bei diesen Entscheidungen werde die Regierung keine Rücksicht darauf nehmen, welche unmittelbaren Konsequenzen dies für sie habe. Er übernehme die volle Verantwortung für alle Entscheidungen, die er als Minister und Regierungschef getroffen habe.

Mittwoch, 4. März 2009

Der Zigarettenindustrie soll es zum Schutz der Jugend weiter an den Kragen gehen, auch in den Six Counties. Gestern stimmte das nordirische Parlament für einen Entwurf von Ex-Raucher und Gesundheitsminister Michael McGimpsey (UUP), nach dem die Werbung für Tabakprodukte und ihre Präsentation in den Geschäften verboten wird und sie nur noch ‘unter der Ladentheke’ verkauft werden dürfen.
Noch nicht einig ist man sich, wann die Regelung in Kraft treten soll. Nach Vorstellung des Ministers wie in der Republik noch in diesem Jahr, doch will sie Ian Paisley jr. von der DUP wie in England und Wales erst zum Jahresbeginn 2013 einführen, da er Probleme für die kleineren Läden sieht. Die Umbaumaßnahmen würden den Händlern fünf bis sechsttausend Euro kosten, insgesamt €17 Mio., so dass man ihnen Zeit lassen müsse.
We’ll keep the red flag flying here ..., dichtete einst “Jim” O’Connell, Gewerkschaftler, Sozialist und Autor des Liedes ‘The Red Flag’. Aber nicht über den Studios von RTÉ, forderte gestern der stellv. Vorsitzende von Ryanair auf der Jahresversammlung der Independent Broadcasters of Ireland. Die Agenda des Senders sei die eines linken Flügels der Liberty Hall (Hauptquartier der Gewerkschaften). Man müsse nur vergleichen, um wie viel besser Aer Lingus in den RTÉ-Programmen wegkomme als Ryanair.
Dazu der Öffentlichkeitsbeauftragte des Senders: “Als Antwort auf Michael Cawleys Ansicht legt RTÉ Wert darauf zu versichern, dass die Rote Fahne nicht über dem Arbeiter- und Soldatenrat von Montrose weht, RTÉ jedoch weiterhin so geführt wird, dass die wichtige Rolle, die die Gewerkschaften in der modernen Gesellschaft spielen, gewürdigt wird.” Im Ortsteil Montrose sind die RTÉ-Studios beheimatet.

Dienstag, 3. März 2009

Der Vorsitzende der Green Party, Umwelt- und Innenminister John Gormley, schlägt Irlands Rückzug aus der Europäischen Verteidigungsagentur EVA vor, um damit – wie er hofft – in der Bevölkerung mehr Zustimmung zur geplanten EU-Verfassung zu bekommen. Als Nicht-Mitglied in der EVA könne Irland nach dem Inkrafttreten der Verfassung nicht durch andere EU-Mitglieder gezwungen werden, mehr Geld in Rüstungsprojekte zu stecken. Die EVA (engl. European Defence Agency, EDA) ist eine 2004 gegründete Agentur der Europäischen Union für Rüstungsplanung, -beschaffung und -forschung.
Der Widerstand vom Verteidigungsminister ist dem Innenminister gewiss. Ohne eine Mitgliedschaft in der EVA habe Irland keinen Zugang zu ‘strategischen Informationen’, hatte Willie O’Dea im Januar in einem Interview mit der Irish Times geäußert, und bleibe bei der Planung und Organisation von Auslandsmissionen außen vor.
Vielleicht sollte sich Verteidigungsminister O’Dea erst einmal um den Zustand der Hubschrauber der irischen Armee kümmern, ehe er sich über die Planung von Auslandeinsätzen Gedanken macht. Gestern ließ sich Tourismusminister Martin Cullen von einem solchen in Killarney abholen, wo er eine Begrüßungsrede auf der Jahrestagung des Hotelverbandes gehalten hatte. Mit dem Minister an Bord verlor der Helikopter nach dem Start in 150 m Höhe über dem Killarney National Park eine Tür und musste notlanden. Laut Zeugenaussagen schlackerten dem Minister alle Glieder.

Montag, 2. März 2009

Die Aufforderung des Hotelverbandes, die Steuern zumindest vorübergehend zu senken, stößt bei Taoiseach Brian Cowen nicht nur auf taube Ohren; im Gegenteil, in einer Rede vor mehr als 4.000 Delegierten seiner Partei im Citywest Hotel im Dublin deutete er gestern Abend recht deutlich ‘Steuererhöhungen für alle’ an.
Hier ein Ausschnitt aus seiner Rede: “Eine Änderung unseres Steuersystems ist nötig. In guten Zeiten haben wir ein Steuersystem entwickelt, dass es den Menschen ermöglichte, mehr von ihrem Geld zu behalten. [...] Dieses Steuersystem basierte auf kontinuierliches Wachstum, es funktionierte in Zeiten der Vollbeschäftigung und solange die Wirtschaft florierte. Unglücklicherweise floriert die Wirtschaft derzeit nicht, und wir müssen das Steuersystem den neuen Bedingungen anpassen. Jeder wird mehr zahlen müssen.”

“Miauu, miauu, miauu”, hörte ich gerade das klägliche Miauen eines Babykätzchens auf RTÉ Radio 1. Dann die Moderatorin: “Do you remember the Celtic Tiger?”
Hier noch eine Idee der irischen Hoteliers, wie sie mehr Touristen ins Land locken wollen: Touristen aus der EU, wird heute vorgeschlagen, sollten vom 66sten Lebensjahr an wie irische Rentner kostenlos die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen können. Ob man sich in Mallorca schon Sorgen macht?

Sonntag, 1. März 2009

Die UUP, von 1921 bis 2003 führende unionistische Partei Nordirlands, hat einen Wahlpakt mit den britischen Konservativen geschlossen und wird bei künftigen Wahlen eine gemeinsamen Liste mit ihnen bilden und mit einem gemeinsamen Wahlprogramm unter dem Banner The Ulster Conservatives and Unionists – New Force antreten. Eine enge Kooperation, so ihr Vorsitzender Sir Reg Empey, die helfen werde, die ‘zweigeteilte Staatsbürgerschaft im Vereinigten Königreich’ zu beenden, auch wenn man als selbständige Partei weiterexistiere. (s.a. 24.07.08, 28.09.08)
Ein ‘Sprachenstreit’ in der nordirischen Grafschaft Derry. Zwanzig der rund 200 beim Limavady Borough Council angestellten Arbeiter weigern sich ihre neue Dienstkleidung zu tragen, auf der das Logo der Amtsverwaltung sowohl auf Englisch als auch auf Irisch beschriftet ist. Sie fühlten sich unwohl, heißt es, mit einem Schriftzug in irischer Sprache auf der Brust in unionistischen Wohngebieten arbeiten müssen. Die Abgeordnete der DUP Alan Robinson kann das nachvollziehen, ihre Kollegin Anne Brolly von der Sinn Féin erwartungsgemäß nicht. Irisch sei eine Sprache für alle, betont sie, und der irische Schriftzug auf dem Logo mache einen Unionisten “nicht weniger britisch”.
Der irische Hotelverband fordert auf seiner Jahrestagung in Killarney die Regierung zu Sofortmaßnahmen auf, um eine Pleitewelle im Gastgewerbe zu verhindern. Gefordert wird für zunächst sechs Monate eine Senkung der Mehrwertsteuer um 5 %, weniger Regulierung für kleine und mittlere Hotels und ein Einfrieren alle Preise und Gebühren im öffentlichen Sektor. Die Regierung habe nicht ‘den Luxus soviel Zeit zu haben’, bis die Kommission zur Bewertung der gegenwärtigen Steuern ihren Bericht abgebe.
Randbeobachtung eines Fernsehmuffels. Vor längerer Zeit nahm er an einer Veranstaltung von mehr oder weniger hartgesottenen Irlandfans teil, und am Abend war im Fernsehen ein Film nach einem Roman von einer Frau Pilcher angesagt. Nicht, dass jemand die Story gut fand, die war, da war man sich einig, unter dem kulturellen Niveau eines jeden. Aber ach, den Film musste man einfach sehen — wegen der schönen Bilder.
An diesem Wochenende scheint etwas Ähnliches eingetreten zu sein. Im Fernsehen ist, so hört man, eine in Irland gedrehte deutsche Seifenoper zu sehen. Verfolgt man die Diskussion unter Irlandfreunden, so ist die Handlung gar grauslich, tief unter dem eigenen Niveau, doch muss man den Film sehen — natürlich nur wegen der schönen Bilder.

Irlandnachrichten: Nachrichten aus Irland – März 2009