Nachrichten aus Irland

September 2010

Neues aus Irland, zusammengefasst nach Berichten von RTÉ, der
Irish Times, des Irish Independent und weiteren Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Donnerstag, 30. September 2010

• Und wieder veröffentlicht die Irish Times eine Umfrage zur politischen Stimmung. Würde morgen gewählt und sich das Umfrageergebnis in der Wahl widerspiegeln, bekäme Irland erstmals eine Regierung mit einem Taoiseach von der Labour Party und einem Tánaiste von der Fine Gael. Das täte nicht nur der regierenden Fianna Fáil weh, die seit 1932 bei allen Wahlen die meisten Abgeordneten in den Dáil schickte, sondern auch der Fine Gael, deren Vorsitzender Enda Kenny sich seit dem Absturz der Fianna Fáil in der öffentlichen Meinung als künftiger Chef einer FG/Labour-Regierung fühlt.

  Hier die aktuellen Prozentzahlen, verglichen mit denen der letzten Umfrage: Labour Party 33 % (+5), Fine Gael 24 % (-3), Fianna Fáil 24 % (+3), Sinn Féin 8 % (-2), Green Party 2 % (-2). Bei der letzten Parlamentswahl im Mai 2007 kam die Labour Party auf 10 %.

Mittwoch, 29. September 2010

• Nach einer Berechnung der Rating Agentur S&P werden die € 25 Mrd., die Finanzminister Brian Lenihan bislang für die Rettung der Anglo Irish Bank vorgesehen hat, bei weitem nicht reichen und die Kosten eher bei € 35 Mrd. wenn nicht gar höher liegen. Dies würde bedeuten, dass Irland in seiner Kreditwürdigkeit weiter sinken wird und das Land für seine Kredite höhere Zinsen als bisher veranschlagt zahlen muss.

  Siehe auch:  30.09.08, 17.01.09, 24.03.10, 25.03.10, 10.06.10, 01.09.10, 02.09.10, 08.09.10, 09.09.10

• Eine besondere Art von Protest gegen die Stützung der Anglo Irish Bank mit Steuergeldern konnte man heute am Sitz des irischen Parlaments in der Kildare Street beobachten. Ein großer Betontransporter, auf dessen weißer Trommel in riesigen roten Lettern Toxic Bank Anglo geschrieben stand, fuhr in die Pforte des Leinster House, und der Fahrer machte sich durch die Dachluke des Führerhauses davon. Verletzt wurde niemand, der Schaden hält sich in Grenzen. Das Fahrzeug zu entfernen gestaltete sich als schwierig, denn Bremsleitungen und elektrische Kabel waren durchgeschnitten und die Räder blockierten.

  Der Fahrer wurde einige Zeit später festgenommen, es steht zu vermuten, dass ihn manch einer als Volksheld feiern wird. Oder haben wir hier gar einen Helden für einen neuen ‘Rebel Song’?

Dienstag, 28. September 2010

• Die stellvertretende Regierungschefin und Bildungsministerin Mary Coughlan kann nun doch in die USA fliegen, nachdem die Labour Party sich von der Wichtigkeit ihrer Mission überzeugt und bereit erklärt hat, einen ihrer Abgeordneten sich bei der Parlamentssitzung am Mittwoch der Stimme enthalten zu lassen.

  Dies bedeute nicht, dass das Handeln der Regierung das Vertrauen der Labour Party genieße, beeilte sich heute ihr Vorsitzender Eamon Gilmore festzustellen. Das Gegenteil sei der Fall, doch könne man es bei 450.000 Arbeitslosen politisch nicht verantworten, die Reise einer Ministerin verhindern, die ausländische Investitionen ins Land holen wolle, wenn man die Regierung gleichzeitig kritisiere, dass sie dergleichen nicht intensiv genug betreibe. Eine Koaltition zwischen Labour und Fianna Fáil nach der nächsten Wahl sei absolut ausgeschlossen.

Montag, 27. September 2010

• Die Bildungsministerin und stellvertretende Regierungschefin Mary Coughlan ist sauer auf die oppositionelle Fine Gael, die ihr durch Aufkündigung des Dáil Pairing Arrangement eine Dienstreise in die USA vermasselt hat. Bei diesem ‘Arrangement’ handelt es sich um ein Abkommen zwischen Regierung und Opposition, nach dem sich bei Abstimmungen ein Abgeordneter der einen Seite der Stimme enthält, wenn einer der anderen aus einem wichtigen Grund verhindert ist. Da die Regierung auf Grund ihrer knappen Mehrheit auf keine Stimme verzichten mag, muss die Ministerin nun am Mittwoch in Dublin sein.

  Die Fraktionen der Regierungsparteien Fianna Fáil und Green Party umfassen zur Zeit 79 Abgeordnete, die der Oppositionsparteien 75. Während beide Seiten auf diese Stimmen vertrauen können, ist es schwer vorherzusagen, für welche Seite die acht formell unhabhängigen Abgeordneten stimmen. So haben zwei ehemaligen Fraktionsmitglieder der Fianna Fáil angekündigt, so lange nicht mit der Regierung zu stimmen, wie diese ihren Forderungen bezüglich der Rücknahme von Kürzungen im Gesundheitsservice in ihren Wahlkreisen nicht nachkommt. Dazu ist wiederum Gesundheitsministerin Mary Harney nicht bereit.

• Nach vielen Verzögerungen soll trotz Ebbe in der Staatskasse im April mit dem Bau der geplanten U-Bahn zwischen dem Stephen’s Green und dem Flugplatz begonnen werden – sehr zum Widerwillen vieler Geschäftsleute der Hauptstadt, die während der langen Bauzeit starke Umsatzeinbrüche wenn nicht gar ihren Ruin erwarten. Die Arbeiten würden “die Stadt in zwei Teile zerreißen” heißt es aus Kreisen der von einem prominenten Geschäftsmann gegründeten Aktionsgruppe No To Metro North, die die Regierung auffordert, den U-Bahn-Bau auf Eis zu legen, bis die Wirtschaft sich wieder erholt hat.

  Siehe auch:  12.02.04, 02.11.05, 19.10.06, 07.08.07, 06.07.09, 27.07.10

Sonntag, 26. September 2010

• Vor einigen Tagen bekam ich eine Nachricht von Kenny’s Bookshop in Galway, mich und zehntausend andere über die Freischaltung eines neuen Online-Bookshop informierend. Zugleich berichtet die Irish Times an diesem Wochenende, dass die Kennys auf dem Online-Sektor zu Amazon aufzuschließen und mit mehr als fünf Millionen Titel auf Lager “eine Art amazon.ie” zu werden gedenken.

  Ich wünsche ihnen jeden Erfolg dabei, doch aus meiner kleinen Welt sind die Kennys verschwunden, seit sie ihren Laden in Galways High Street verlassen haben, um sich auf das World-Wide-Internet-Business zu konzentrieren. Ich habe nichts gegen das Internet-Business, aber hätte man den Laden nicht als eine Art Erinnerung für kommende Generationen, wie man einst Bücher präsentierte und verkaufte, bewahren können?

  Siehe auch:  14.01.06, 30.03.08

Sonnabend, 25. September 2010

• 1.600 Athleten aus 58 Ländern hatten an den Special Olympics European Games, den europäischen Olympischen Spielen der geistig und mehrfach Behinderten, teilgenommen, die in dieser Woche in Warschau zu Ende gingen. Gestern Nachmittag kehrten die irischen Athleten nach Dublin zurück und wurden auf dem Flugplatz unter dem Applaus ihrer Angehörigen und Anhänger von Sportministerin Mary Hanafin empfangen, die sich bei ihnen für das bedankte, was sie für ihr Land geleistet hatten. Mit zehn Gold, acht Silber und elf Bronzemedaillen brachten die 34 Teilnehmer 29 Medaillen mit nach Hause.
• Auch in der Rezession hat die Wettleidenschaft der Iren kaum nachgelassen. Das weiß auch Finanzminister Brian Lenihan, und so will er künftig von jedem Wettgewinn zwei Prozent für den Staat einbehalten. Die beiden großen Buchmacher-Ketten Paddy Powers und Boylesports zeigen sich über den Plan informiert und warnen, dass er die Iren damit nur zu Online-Wettbüros außerhalb Irlands treiben würde.

Freitag, 24. September 2010

• Lange hat es gedauert, doch nun hat Frank McNally von der Irish Times den Weg aus der Wirtschaftskrise gefunden. Und dabei liegt er so nahe – man muss nur schauen, wie man mit zahlungsunfähigen Banken umgeht. Hier auszugsweise sein Vorschlag:

  “Ich bin kein Ökonom, Gott weiß es, wenn aber alles fehlschlägt, uns aus dem Loch, in dem wir uns befinden, herauszuholen, schlage ich in aller Bescheidenheit vor, dass die Regierung darüber nachdenken sollte, das Land in zwei einvernehmlich unabhängige Teile aufzuspalten, umgangsprachlich bekannt als ‘Good Ireland’ und ‘Bad Ireland’.

  Dem ‘Good Ireland’ würde das meiste nationale Territorium überschrieben, einschließlich der Inseln und Gewässer, dazu alles, was in der Wirtschaft gut läuft, alles was in Kunst und Sport erfolgreich ist, die Reputation Irlands für seine Freundlichkeit, die verbliebenen Touren von Riverdance etc. Das ‘Bad Ireland’ (BI) würde die Hinterlassenschaft der geplatzten Blase auf dem Bausektor bekommen. BI wäre dann – zumindest zu Beginn – nicht so sehr ein Land, sondern eine Vermögensgesellschaft für notleidende Kredite.  ...”

  Einfach genial!

Donnerstag, 23. September 2010

• Die über acht Jahrzehnte in Nordirland dominierende und seit Beginn dieses Jahrtausends sich in Richtung Bedeutungslosigkeit bewegende Ulster Unionist Party hat einen neuen Vorsitzenden. Zur Wahl standen der sich als Traditionalist verstehende Tom Elliott aus Fermangh, der für eine größere Nähe zum Oranierorden und anderen loyalistischen Vereinigungen sowie engere Bindungen mit der DUP steht, und der sich als liberalen Kandidaten bezeichnende, eine Annäherung an die DUP ablehnende Basil McCrea aus Lisburn, der antrat, um die Partei als Erneuerer in Konkurrenz zur DUP wieder nach vorne zu bringen.

  Mehr als 900 der rund 2.000 wahlberechtigten Parteimitglieder versammelten sich gestern Abend in Belfasts Waterfront Hall, und das Ergebnis war eindeutig. Am Ende stimmten 643 für den 46-jährigen Traditionalisten, während auf den 50-jährigen Erneuerer 294 Stimmen entfielen. Damit ist Tom Elliott nach James Craig im Jahr 1921 der elfte Vorsitzende der UUP – und manch einer fragt sich, ob er nicht auch der letzte ist.

Mittwoch, 22. September 2010

• In seltener Einmütigkeit haben der DUP-Vorsitzende Peter Robinson und (noch) UUP-Vorsitzende Sir Reg Empey in einem Brief an Taoiseach Brian Cowen gegen den geplanten Kauf des nordirischen Elektrizitätsnetzes durch die staatseigene Elektrizitätsgesellschaft der Republik (ESB) protestiert. Das nordische Stromnetz gehört der Viridian Group, die im Dezember 2006 von einer internationalen Investmentbank erworben wurde, die ihren Kauf nun versilbern will. € 1,25 Mrd. hat das ESB für das Stromnetz geboten.

  Ein solcher Erwerb sei unangebracht, schreiben die beiden Unionisten, es könne nicht angehen, dass eine Schlüsselkomponente der nordirischen Infrastruktur in den Besitz einer staatseigenen Gesellschaft der Republik gehe. Martin McGuinness von der Sinn Féin, der Vertreter Peter Robinsons in seinem Amt als nordirischen Regierungschef, sieht das anders. Und so äußert sich die Sinn Féin irritiert über den Brief der beiden Unterzeichner und wirft ihnen vor, die Politik einer längst überwundenen Ära aufleben zu lassen. Derweil teilt das ESB mit, dass man die Angelegenheit weiter verfolge und hoffe, den Handel bis Ende des Jahres abzuschließen.

• 1916 Seachtar na Cásca, die Sieben von Ostern 1916, lautet der Titel einer neuen siebenteiligen Fernsehserie, dessen ersten Teil der (meist) irischsprachige Sender TG4 heute sendet. Es ist die erste größere Fernsehserie über den Osteraufstand seit mehr als einem halben Jahrhundert, heißt es. Im Fokus einer jeden Folge steht das Leben einer der sieben Unterzeichner der Unabhängigkeits-Proklamation. Thomas J. Clarke ist die heutige erste Folge gewidmet, es folgen Seán Mac Diarmada, James Connolly, Pádraig Pearse, Éamonn Ceannt, Thomas Mac Donagh und Joseph Plunkett.

Dienstag, 21. September 2010

• Nach einer Meinungsumfrage ist das Vertrauen der Bevölkerung in die Wirtschaftspolitik der Regierung weiter gefallen. Nur ein Zehntel der Befragten war der Meinung, sie erledige ihre Aufgaben gut (9 %) oder sehr gut (1 %), während sie 53 % mit sehr schlecht und 21 % mit ziemlich schlecht bewerteten. 21 % hatten keinen Meinung. 10 % der Befragten glaubten, dass sich ihre persönliche Lage in den kommenden zwölf Monaten bessern wird.
• Wie die Wirtschaftslage auch sein mag, der Andrang zu den alljährlichen Meisterschaften im Pflügen vor dem Marktflecken Athy in der Grafschaft Kildare bricht in diesem Jahr alle Rekorde. Nach Angaben der Veranstalter ist es der größte landwirtschaftliche Event Europas. 200 Morgen Land warten darauf, in den kommenden Tagen auf der Suche nach dem besten Pflüger beackert zu werden, und 80 Morgen sind für 1.100 Ausstellungsstände reserviert, doch die größte Fläche nehmen mit 400 Morgen die Parkplätze ein. Als erster Gast aus der Riege der anreisenden hochrangigen Politiker wird heute Nachmittag Staatspräsidentin Mary McAleese erwartet, die die Veranstaltung eröffnet. Taoiseach Brian Cowen hat für Donnerstag sein Kommen angekündigt, Landwirtschaftsminister Brendan Smith und seine nordirische Kollegin Michele Gildernew von der Sinn Féin werden am Mittwoch erwartet.

  Die erste Meisterschaft im Pflügen wurde im Jahr 1931 abgehalten, als mit J. J. Bergin aus Athy in Kildare und Denis Allen aus Gorey in Wexford zwei befreundete Farmer herausfinden wollten, welche Grafschaft die besten Pflüger hat. Wexford siegte, gefolgt von Wicklow und Kilkenny. Die Kosten für diese erste Veranstaltung beliefen sich auf £9, 3 Schilling und 5 Pence.

Montag, 20. September 2010

• Nicht erst, seit Taoiseach Brian Cowen am letzten Dienstag nach durchzechter Nacht ein recht wirres Interview im irischen Morgenradio gegeben hat, wird über seine Zukunft spekuliert und der derzeit gesundheitlich angeschlagene Finanzminister Brian Lenihan als möglicher Nachfolger gehandelt. So gab es am Wochenende Meldungen, der Finanzminister sei dabei, einen Coup vorzubereiten, um den Partei- und Regierungschef abzulösen.

  So ganz abgeneigt, den Chefposten zu übernehmen, scheint der Minister indes nicht zu sein. Zwar wies seine Sprecherin Gerüchte über einen geplanten Coup als pure Spekulation zurück und darauf hin, dass es keine Vakanz in der Staats- und Parteiführung gebe, lies jedoch die Frage, ob der Minister “im Falle einer Vakanz” ein Interesse an dem Job habe, unbeantwortet.

  Auch die Fianna-Fáil-Abgeordnete, ehemalige stellvertretende Parteivorsitzende, langjährige Ministerin und Tante des Finanzministers Mary O’Rourke weist Spekulationen über einen geplanten Putsch zurück und zeigt sich überzeugt, dass es so lange keine zu füllende Vakanz geben wird, wie der amtierende Partei- und Regierungschef sie nicht selbst herbeiführt. Ihre Partei habe “keinen Appetit” sich gegen Brian Cowen aufzulehnen, meinte sie am Wochenende. Im Sommer hatte sie ihre Überzeugung geäußert, dass ihre Partei nach der nächsten Wahl nicht mehr in der Regierung ist.

  Des Finanzministers jüngerer Bruder Conor Lenihan, als Juniorminister im Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Rohrstoffreserven tätig, und will keine Aussage über parteiinterne Diskussionen machen. Natürlich unterstütze er als Mitglied der Regierung den Regierungschef, verrät er auf Nachhaken. Man müsse jedoch sehen, dass die Partei durch die Kontroverse um das Interview des Regierungschefs beschädigt sei, und er erwarte, dass dieser und seine Kollegen sich mit dem Problem befassen werden.

Sonnabend, 18. September 2010

• Nordirlands Regierungschef Peter Robinson warnt schon einmal vor. Im Vorfeld seines für Oktober angesetzten Gesprächs mit dem britische Premierminister David Cameron gehe er davon aus, dass die Zuschüsse aus London für den Haushalt der nordirischen Regierung in den kommenden Jahren um bis zu 25 % sinken werden, was die Minister seiner Regierung zu “schmerzlichen Entscheidungen” zwingen werde. Schmerzlich wohl kaum für sie persönlich, steht zu vermuten, sondern eher für die, die sie ins Amt gewählt haben.

Freitag, 17. September 2010

• Und wieder warnt das RPPI vor der Radonbelastung. Seit Jahresbeginn wurden 4.300 weitere Wohnhäuser untersucht und 600 gefunden, in denen die Konzentration des krebserregenden und geruchlosen Gases über den als akzeptierbar angesehenen Grenzwert von 200 Becquerel pro Kubikmeter Luft lag, ein Wert, der in einigen Häusern in Lisdoonvarna, Clonmel, Ballymote und Tralee um mehr als das Zehnfache überschritten wurde. Radon gilt nach dem Rauchen als zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs.

  Durch bauliche Maßnahmen lässt sich die Konzentration des meist dem Erdreich entweichenden Gases stark mindern, ein Test kostet zwischen 40 und 80 Euro. Mit welcher Wahrscheinlichkeit nach bisherigem Erkenntnisstand die eigene Wohnung betroffen ist, lässt sich der Radon Map des RPII entnehmen.

  Siehe auch:  14.11.02, 14.05.04, 22.02.05, 21.06.05, 25.06.06, 20.09.07, 04.03.08, 29.07.08, 14.12.08, 25.01.10

Donnerstag, 16. September 2010

• In Folge des Skandals um den Kindesmissbrauch durch Priester ihrer Erzdiözese müssen sich die Dubliner an einen neuen alten Namen für den Archbishop Ryan Park im Herzen der City gewöhnen, der nun wieder Merrion Square Park heißen soll.

  Die Erzdiözese Dublin hatte den vom Merrion Square eingerahmten Park 1930 erworben um dort eine Kathedrale zu bauen, ein Plan, der aus Kostengründen nie verwirklicht wurde. 1974 schenkte ihn der katholische Erzbischof Dermot Ryan der Stadt, die sich mit einer Umbenennung in Archbishop Ryan Park dafür bedankte. Als der 1985 Verstorbene im letzten Herbst im Murphy-Report als einer der Bischöfe genannt wurde, die über Jahre hinweg ihnen bekannte Kindesmissbrauchsfälle vertuscht und die Täter vor einer strafrechtlichen Verfolgung geschützt hatten, beantragte die Labour Party im Stadtrat die Umbenennung.

  Der Park ist unter anderem für seine Statue von Oscar Wilde bekannt, der von 1855 bis 1876 im Haus Merrion Square No. 1 wohnte. Mit der Beschlussvorlage der Verwaltung, dem Park seinen alten Namen zurückzugeben, setzt sich sie sich über ein Votum der Bevölkerung hinweg. In einer Umfrage hatten sich zwar 98 % für eine Umbenennung ausgesprochen, doch wollten nur knapp acht Prozent den alten Namen zurück, während sich die Mehrheit für den Namen Oscar Wilde Park ausgesprochen hatte.

Mittwoch, 15. September 2010

• “Ich bin in Dublins Nordstadt geboren und aufgewachsen. Meine ersten Erinnerungen an Präsidenten sind die einer vagen Gestalt eines alten Mannes, der im Präsidentenpalais Áras an Uachtaráin lebte [...] und dessen Hauptbeschäftigung darin bestand, beim alljährlichen St.-Patricks-Umzug seinen Hut zu schwenken”, schrieb Audrey O’Toole-Pfeil im 1990 im irland journal. Dann war die Zeit der alten Männer abgelaufen, und mit Mary Robinson und Mary McAleese richteten sich zwei agile Frauen von politisch sehr unterschiedlicher Couleur für zwei Jahrzehnte im Präsidentenpalast ein.

  Ob die Zeit der alten Männer nun wiederkommt? Der mittlerweile 69-jährige Präsident der Labour Party Michael D. Higgins kündigte gestern an, die letzte Chance zur Verwirklichung seines Traums zu ergreifen und sich um die Nominierung durch die Labour Party für die Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr zu bewerben. Schon 1997 wäre er gerne angetreten, doch da rechnete sich seine Partei mit der Gründerin des Chernobyl Children’s Project Adi Roche mehr Chancen aus, scheiterte aber kläglich an ihrer politischen Unerfahrenheit. Sieben Jahre später sah man in der Labour Party und den anderen Parteien keine Chance, die amtierende Staatspräsidentin McAleese abzulösen, so dass Mary II ohne Gegenkandidaten ihre zweite Amtszeit antrat, die nun 2011 abläuft.

  Doch warten wir ab, wie die Kandidatenliste am Ende wirklich aussehen wird.

Dienstag, 14. September 2010

• Die Übernachtungspreise in irischen Hotels sind, glaubt man dem Hotelpreis-Index von hotels.com, die niedrigsten Westeuropas und die viertniedrigsten in der Eurozone. Noch billiger geht es nur in Tschechien, Polen und Ungarn. Für ein Doppelzimmer sind nach diesem Index in Irland pro Übernachtung durchschnittlich € 79 zu zahlen, 4 % weniger als 2009 und 25 % weniger als 2008.
• Und mögen die Übernachtungspreise noch so günstig sein, sind sie immer noch nicht günstig genug, um genügend Touristen zur Rettung der irischen Pubkultur ins Land zu locken. Denn die Iren selbst trinken immer mehr zu Hause. Zwar wurde in den ersten sieben Monaten dieses Jahres 6,4 % mehr für alkoholische Getränke ausgegeben, doch in den Pubs sank der Umsatz nach Angaben der Drinks Industry Group of Ireland um 14 %. Kurz und mittelfristig, so gestern DIGI-Sekretär Donall O’Keeffe, gebe es absolut kein Anzeichen für eine Erholung des Marktes, so dass zu erwarten sei, dass viele Wirte aufgeben und Tausende von Arbeitsplätzen verloren gehen.

Montag, 13. September 2010

• Die Sinn Féin weist in den Medien kursierende Spekulationen zurück, ihr Präsident Gerry Adams werde sich im kommenden Jahr um das Amt des irischen Staatspräsidenten bewerben, und deutet zugleich an, dass die Partei auch keinen anderen Bewerber ins Feld schicken wird. Es gebe noch zu viel zu tun, erklärte am Wochenende der stellvertretende nordirische Regierungschef Martin McGuinness, als dass sich der Parteivorsitzende aus der aktuellen Politik zurückziehen könne, und in der Partei habe es in dieser Hinsicht nie eine Diskussion gegeben.
• Der im Februar zurückgetretene, unter Vergesslichkeit leidende – womit er seinerzeit eine falsche eidesstattliche Erklärung begründet hatte – frühere Verteidigungsminister Willie O’Dea, kündigt an, sich nicht aus der Politik zurückzuziehen und bei den nächsten Wahlen erneut ein Abgeordnetenmandat in seinem Limericker Wahlkreis anzustreben. (s.a. 18./19. Februar 2010)

Sonntag, 12. September 2010

• Bei Reisen ins Ausland, schrieb die Irish Times in einem Artikel Mitte dieser Woche, ist ein Wörterbuch mit den wichtigsten Begriffen der jeweiligen Landessprache unverzichtbar. Doch wie sieht es bei Reisen ins Weltall aus? Ein neues Englisch-Irisches Lexikon mit mehr als 3.500 Begriffen zur Weltraum-Wissenschaft soll den Iren nun dabei helfen, im Weltraum in ihrer ersten Landessprache mitzureden. Initiiert wurde es von Prof. Susan McKenna-Lawlor von Space Technology Ireland und Damien Ó Muirí, einem Experte für modernes Irisch und akkreditierten Übersetzer.

Sonnabend, 11. September 2010

• Der Insolvenzverwalter von Aer Arann berichtet von 14 Interessenten an der Fluglinie und kündigt an, in naher Zukunft einen Investor zu präsentieren. Irische Fluggesellschaften seien nicht darunter. Aer Arann werde sich künftig auf innerirische Flüge beschränken, ein Sektor, auf dem die Gesellschaft profitable sei. (s.a. 27.08.10)
• Nach einer längeren Zeit der ‘negativen Inflation’ stiegen die Verbraucherpreise bezogen auf den Vergleichsmonat des Vorjahres im August erstmals wieder leicht an. Um 0,2 % lagen sie im letzten Monat höher als im August 2009, wozu laut CSO insbesondere höhere Zinsen für Hypotheken- und Konsumentenkredite beigetragen haben, während die Preise für manche Lebensmittel und nicht alkoholische Getränke weiter gesunken sind.
• Neben den County Councils, die in etwa den deutschen Landkreisen entsprechen, gibt es in Irland auf der lokalen Verwaltungsebene fünf City Councils (kreisfreie Städte, würde man in Deutschland sagen) und unterhalb der County Councils 80 Borough bzw. Town Councils (Bezirks- bzw. Gemeinderäte). Letztere teilen sich die Aufgaben mit dem übergeordneten County Council, wobei viele kleine Ortschaften jedoch keinen eigenen Gemeinderat haben und direkt vom County Council verwaltet werden.

  Aus Kostengründen denkt die von die Fianna Fáil geführte Regierung nun daran, im Rahmen einer Verwaltungsreform zirka 60 Town Councils abzuschaffen, und erntet damit harsche Kritik auch aus den eigenen Reihen. So trafen sich an diesem Wochenende rund 300 Mitglieder von Bezirks- und Gemeinderäten und äußerten ihre “Empörung und Verwirrung” über entsprechende Pläne ihrer Parteiführung und der Regierung. Zu den Kritikern gehören auch Regierungsmitglieder wie Verkehrsminister Noel Dempsey, der Minister für Gemeinden und die Gaeltacht Pat Carey, Handelsminister Batt O’Keeffe und Sozialminister Éamon Ó Cuív, die ihre Wählerschaft vor allem in der ländlichen Bevölkerung haben.

Freitag, 10. September 2010

• Vor einigen Monaten ging ein Bericht über das Bethany Mother and Baby Home in Dublin durch die Medien, ein 1921 von Mitgliedern der Church of Irleand (ohne offizielle Verbindung zu dieser) eingerichtetes Heim für Mütter und Kinder, das 1972 offiziell geschlossen wurde. In das Heim wurden später auch Frauen eingewiesen, die der Prostitution, Kindestötung, Bagatellediebstählen und ‘heimlicher Geburten’ beschuldigt worden waren. Niall Meehan, ein Dozent des Griffith College, hatte auf dem Mount Jerome Friedhof vierzig nicht gekennzeichnete Gräber von Kindern entdeckt, die in dem Heim durch Vernachlässigung gestorben waren.

  Inzwischen wurden von ihm 179 weitere nicht benannte Gräber von Kindern aus diesem Heim entdeckt, die zwischen 1922 und 1949 gestorben waren, zwei Drittel zwischen 1935 und 1944. 54 von ihnen waren nach seiner Erkenntnis an Krämpfen gestorben, 41 an Herzversagen und 26 an Mangelernährung. Bei 19 hatte es sich um Totgeburten gehandelt.

  Forderung einer Bethany House Survivors’ Group nach Entschädigungsleistungen wurden bislang vom Erziehungsministerium mit der Begründung zurückgewiesen, die betroffenen Mütter hätten sich freiwillig in dem Heim aufgehalten, doch liegt mittlerweile ein Brief des Justizministeriums vor, in dem bestätigt wird, dass das Heim 1945 als eines für Zwangseinweisungen ausgewiesen war.

Donnerstag, 9. September 2010

• Die irische Regierung beschließt die Aufspaltung der Anglo Irish Bank, jedoch nicht, wie vom Management gewünscht, in eine zu erhaltende ‘Good Bank’ und eine abzuwickelnde ‘Bad Bank’, sondern in eine Funding Bank (Bank für Geldanlagen, die keine Darlehen gewährt) und eine Asset Recovery Bank zur Abwicklung des gesamten Darlehensgeschäft der bisherigen Anglo Irish Bank. Eine ‘Bad Bank’ hätte nur die sogenannten notleidenden Kredite übernommen. Der Name ‘Anglo Irish Bank’ soll vom Markt verschwinden.

  Alle Geldanlagen werden in die Funding Bank überführt, neue Einlagen sind möglich. Was langfristig aus der Asset Recovery Bank wird (späterer Verkauf, Abwicklung) sei noch nicht endgültig entschieden. Mit dieser Lösung, erläuterte gestern Abend Finanzminister Brian Lenihan, wolle die Regierung das Vertrauen in das Finanzsystem des Landes wiederherstellen. Die Kosten würden derzeit noch ermittelt.

  Siehe auch:  30.09.08, 17.01.09, 24.03.10, 25.03.10, 10.06.10, 01.09.10, 02.09.10, 08.09.10

Mittwoch, 8. September 2010

• Die irische Regierung folgt nach Absprache mit der Europäischen Union der Forderung einiger Banken, die im September 2008 ursprünglich auf zwei Jahre befriste Garantie auf Bankeinlagen in unbeschränkter Höhe zu verlängern, allerdings zunächst nur bis Ende dieses Jahres. Die Garantie betrifft in erster Linie Geschäfte zwischen den Geldinstituten. Die Sicherheit der Spareinlagen von Privatpersonen bis zu € 100.000 ist weiterhin unbefristet garantiert.

  Siehe auch: 20.09.08, 30.09.08, 05.08.10, 07.08.10

• Der Vorstand der zur Verhinderung ihres Zusammenbruchs verstaatlichten Anglo Irish Bank widerspricht der Vorstellung, eine Abwicklung der Bank sei für die irischen Steuerzahler das Kostengünstigste. Würde man die Bank innerhalb eines Jahres schließen, müssten die Steuerzahler nach Worten ihres Vorstandsvorsitzenden zusätzlich zu den bisher veranschlagten Kosten von € 25 Mrd. weitere € 17,5 Mrd. berappen, bei einer Abwicklung über zehn Jahre hinweg immerhin noch € 3.5 Mrd.

  Der Bankvorstand spricht sich hingegen dafür aus, die Bank in eine Good Bank (nicht mehr als 20 % des ursprünglichen Geschäftsvolumens) und eine Bad Bank (Pleitebank, der man die faulen Kredite zuordnet) aufzuspalten, die ‘Bad Bank’ abzuwickeln und die ‘Good Bank’ ggf. zu verkaufen.

  Siehe auch:  30.09.08, 17.01.09, 24.03.10, 25.03.10, 10.06.10, 01.09.10, 02.09.10

• Nach einer Untersuchung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD gehört Irland zu den entwickelten Nationen, die am wenigsten in Bildung investieren. 4,7 % des Bruttoinlandsprodukts (Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft hergestellt werden) floss im vergangenen Jahr in die Bildung, 1995 waren es noch 5,2 %. Unter den 33 Mitgliedsstaaten der OECD nimmt das Land damit vor Tschechien, Italien und der Slowakei den viertletzten Platz ein.

Dienstag, 7. September 2010

• Zu Beginn dieses Jahrzehnts versprach die irische Regierung, die Obdachlosigkeit in Dublin bis Ende des Jahres 2010 zu eliminieren und richtete die Homeless Agency zur Koordinierung der Maßnahmen ein. Bereits vor zwei Jahren bezweifelte die Dublin Simon Community die Erreichbarkeit dieses Ziels und forderte die Regierung auf, die Menschen am Rand der Gesellschaft nicht noch weiter durch Kürzungen zu bestrafen.

  In den letzten 18 Monaten, so gestern der Vorsitzende der Simon Community Sam McGuinness, ist die Zahl der Übernachtungen in den von ihr unterhaltenen Nachtasylen um 20 % gestiegen und lag im zweiten Quartal 2010 bei 908 im Monat. Während im gesamten Jahr 2009 insgesamt 2.450 Personen Hilfen der Gemeinschaft in Anspruch nahmen, waren es allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mehr als 1.800, eine Steigerung von 30 Prozent. Die Zahl der Menschen, die ihre Mitarbeiter nachts schlafend an Dublins Straßen finden, liegt jetzt zwischen 30 und 40 pro Nacht, verglichen mit 20 bis 25 vor einem Jahr.

• Ist das Schiff untergegangen, ändert man den Namen der Gesellschaft. Die Idee ist nicht neu; als seinerzeit die Kanalfähre Herald of Free Enterprise der Fährgesellschaft Townsend Thoresen kenterte und 193 Menschen ums Leben kamen, verschwand der Name der Reederei von den Schiffen und wurde durch P & O ersetzt. So möchte nun auch der Generaldirektor der vielfach als gescheitert angesehenen staatlichen Qualifizierungsagentur FÁS Paul O’Toole im Rahmen einer strategischen Neuausrichtung den Namen der Einrichtung gleich mit ändern. Der Vorstand von FÁS trifft sich heute in Waterford. (s.a. 04.09.10, 05.09.10)

Montag, 6. September 2010

• Nach einem vom Dubliner Stadtrat in Auftrag gegebenen Gutachten werden die Parkplätze in der Innenstadt seit der Einführung des College Green Buskorridors um 17 % weniger genutzt, d.h. der private Autoverkehr in der City hat abgenommen. Das Gutachten war in Auftrag gegeben worden, um den Sorgen der Dubliner Geschäftswelt nachzugehen, die Beschränkungen könnten dem Umsatz schaden. Zu diesem Punkt konnten die Gutachter der beauftragten Consulting-Agentur CB Richard Ellis allerdings nichts sagen, da die Dublin City Business Association nicht bereit war, Umsatzzahlen zu Verfügung zu stellen.
• Kaum Einfluss hatte die Einführung eines von der Auto-Lobby kritisierten 30 km/h-Tempolimits in einigen Bereichen der City. Die durchschnittliche Geschwindigkeit im morgendlichen Stoßverkehr sank zwar auf 39,3 km/h – doch lag sie zuvor mit 40,9 km/h nur geringfügig darüber.
• Am 1. November soll der Terminal 2 des Dubliner Flughafens in Betrieb gehen. Für die 500 neuen Jobs werden seit Juli Mitarbeiter eingestellt, mehr als 15.000 Interessenten hatten sich beworben. Man sei “geschockt” über die riesige Zahl der Bewerbungen, verlautet aus der Flughafenverwaltung, doch sind umgerechnet 30 Bewerbungen auf eine Stelle in diesen Tagen wirklich so viele?

Sonntag, 5. September 2010

• Der Präsident des Dachverbands irischer Gewerkschaften Jack O’Connor widerspricht energisch Forderungen aus den Reihen der Labour Party, die vielfach kritisierte Agentur zur Qualifizierung von Arbeitslosen FÁS aufzulösen. Der bildungspolitische Sprecher der Labour Party Ruairí Quinn verkenne das Potential der Agentur, und die “populistische Verteufelung von FÁS” sei ein sehr armseliger Ersatz für eine visionäre und innovative Politik, die er von der Labour Party erwarte. Man dürfe die große Mehrzahl der Mitarbeiter mit ihrer Erfahrung nicht für das Versagen des Managements verantwortlich machen.

Sonnabend, 4. September 2010

• Einen nicht nur freundlichen Empfang erfuhr der frühere britische Premierminister Tony Blair heute Vormittag bei seiner Ankunft vor der Buchhandlung Easons in Dublins O’Connell Street, um dort seine Anfang der Woche erschienen Memoiren zu signieren, in der er unter anderem seine Rolle und Sicht der Dinge im nordirischen Friedensprozesse darlegt. Der Gehweg vor dem Buchladen war von der Polizei abgesperrt, doch hatten sich auf der Verkehrsinsel in der Straßenmitte einige hundert Gegner des Irak-Kriegs versammelt, die versuchten, ihn mit Schuhen und Eiern zu treffen. Dreimal so viele Menschen standen an, um an der Signierstunde teilzunehmen.
• FÁS, die Behörde zur Organisation von Trainings- und Qualifizierungsprogrammen von Arbeitssuchenden, muss vorerst auf eingeplante Zuschüsse in Höhe von € 57 Mio. aus dem europäischen Sozialfond verzichten, weil sie der EU-Kommission nicht nachvollziehbar erklären konnte, was sie mit dem Geld gemacht hatte. Dennoch müssen sich die irischen Steuerzahler jetzt keine Sorgen machen selbst zur Kasse gebeten zu werden, beruhigte gestern die Bildungsministerin und stellvertretende Regierungschefin Mary Coughlan. Man werde das Geld nun aus anderen Fördertöpfen nehmen.
• Die National Transport Authority (NTA) erteilt ihre Genehmigung zur Schließung der vor 105 Jahren eröffneten Bahnverbindung zwischen Waterford und dem Hafen von Rosslare. Kritiker der Schließung werfen der Bahn vor, das Potential der Strecke nicht zu nutzen und sie durch die Fahrplangestaltung mit zuletzt nur einem Zug pro Tag in jede Richtung uninteressant gemacht zu haben. (s.a. 13.03.10, 20.07.10)

Freitag, 3. September 2010

• Die Geiselnahme von Familienmitgliedern führender Bankmitarbeiter gilt bei irischen Bankräubern als erprobtes und erfolgversprechendes Mittel, um an die Tresore zu kommen. So wurde vorgestern Nacht die Frau eines führenden Mitarbeiters der AIB-Bank in Clondalkin gekidnappt und der Ehemann beauftragt, den Tresor zu leeren. Nachdem zirka 300.000 Euro an die Entführer übergeben worden waren, wurde die Ehefrau freigelassen. (s.a. 24.10.09, 04.11.09, 04.01.10)

  Wohl hingegen den Angestellten der National Irish Bank, die müssen keine Überfälle fürchten. Die Bank hatte bereits Anfang Juni ‘Nägel mit Köpfen’ gemacht und mitgeteilt, dass in ihren Zweigstellen Bargeld künftig weder angenommen noch ausgezahlt wird.

• Interessant sind die Vorstellungen von Justizminister Dermot Ahern, wie man Bankraube künftig unattraktiv machen könne. Seine Idee ist, durch eine drastische Erhöhung der Gebühr für Bargeldabhebungen die Iren dahin zu bewegen, weniger mit Bargeld und mehr mit Karte zu zahlen. Denn wenn weniger Bargeld im Umlauf sei, müssten auch die Banken weniger Bargeld in ihren Tresoren vorhalten und Banküberfälle seien nicht mehr so lohnend.

Donnerstag, 2. September 2010

• Nach einer gestern einberufenen Krisensitzung des Kabinetts zeichnet sich ab, dass die Regierung kaum noch eine Chance sieht, die Anglo Irish Bank in ein profitables Unternehmen zurückzuverwandeln und dahin tendiert, sie “über einen längeren Zeitraum hinweg geordnet abzuwickeln”. Man sei sich darin einig, so ein Statement am Abend, die Sache mit den geringst möglichen Kosten für die Steuerzahler zum Abschluss zu bringen. Weiter heißt es: “Die Regierung arbeitet mit den EU-Behörden zusammen, um die Sache zu beenden, auch gibt es intensive Gespräche mit der EU-Kommission über die Zukunft der Bankgarantie.”

  Siehe auch:  30.09.08, 17.01.09, 24.03.10, 25.03.10, 10.06.10, 01.09.10

• Zu dem Bankenproblem gehört, dass immer mehr Menschen ihre Hypothekenkrediten nicht bedienen können. Fast 36.000 Hausbesitzer waren nach Daten der Zentralbank Anfang Juli mit mehr als drei Monatsraten im Rückstand, 4.000 mehr als Anfang April.

  Dabei bieten die beliehenen Immobilien aufgrund des Preisverfalls für die Banken oft keine hinreichende Sicherheit mehr. So geht das Umwelt- und Innenministerium davon aus, dass bis zum Jahresende 20 % der Hausbesitzer eine höhere Hypothek abzuzahlen haben, als ihr Haus wert ist.

Mittwoch, 1. September 2010

• Nach einem Rekordverlust der zur Verhinderung ihrer Insolvenz verstaatlichten Anglo Irish Bank in Höhe von € 8,2 Mrd. in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gerät Finanzminister Brian Lenihan zunehmend unter Druck und sieht sich mit Forderungen konfrontiert, die Bank abzuwickeln.

  Erwartet hatte der Finanzminister einen Verlust von rund € 4 Mrd., so dass die von ihm eingeplanten € 23 Mrd. aus Steuermitteln zum Überleben der Bank kaum reichen dürften. So fordert der finanzpolitische Sprecher der Fine Gael Michael Noonan, “nun endlich den Stopfen zu ziehen”. Dazu sei es noch nicht zu spät, meint er, und € 6 Mrd. könnten den Steuerzahlern erspart werden, wenn jetzt begonnen werde, sie geordnet abzuwickeln. Auch bei den irischen Grünen, dem Koalitionspartner der regierenden Fianna Fáil, scheint man allmählich in diese Richtung zu denken. Seine Partei tendiere immer mehr dahin, dass der sinnvollste Umgang mit der Anglo Irish Bank der wäre, sie zügig abzuwickeln, äußerte sich Anfang der Woche ihr finanzpolitischer Sprecher Dan Boyle.

  Derweil offeriert die Bank in einer Werbekampagne für heutige Verhältnisse recht hohe Zinsen auf längerfristige Spareinlagen.

  Siehe auch:  30.09.08, 17.01.09, 24.03.10, 25.03.10, 10.06.10

• Ob es an der Rezession, den neuen Medien oder der Verlagsstrategie liegt, sei dahingestellt. Mit dem Roscommon Champion, den Longford News und dem Athlone Voice stellten gestern drei Zeitungen aus den irischen Midlands ihr Erscheinen ein. Die Zeitungen gehörten zur im Besitz des früheren Abgeordneten der Ulster Unionist Party John Taylor befindlichen Alpha Newspaper Group, die die Longford News und den Roscommon Champion erst 2005 erworben hatte. Den betroffenen 25 Mitarbeitern wurden Arbeitsplätze in Nordirland angeboten.
• Um Platz für Neueres zu schaffen, habe ich aus meiner Bibliothek ein schon etwas älteres Geschichtswerk in meine ‘Verschenkkiste’ gepackt, A Short History of Ireland von John O’Beirne Ranelagh aus dem Verlag Cambridge University Press.

  Das 280 Seiten umfassende Buch in englischer Sprache umfasst die irische Geschichte bis etwa zum Jahr 1982. Zum Inhalt ein kurzer Auszug aus der Beschreibung des Verlags:

  “This book, based on many years of archival research and interviews with hundreds of participants in making of modern Ireland, classifies the central themes. It covers the full sweep of Irish history from earliest times to the present day, bringing out the importance of the pre-Norman Gaelic ‘golden age’ and explaining the conflicts during the violence of the Viking invasions, the upheavals of the Tudor period and the later struggles for national identity and independence. Irish cultural traditions and literature, so significant to twentieth-century Ireland, are detailed and discussed. The role of religion in the development of modern Ireland is clarified. ...”

  Wobei unter ‘present days’ das Jahr 1982 zu verstehen ist. Das Buch befindet sich in einem sehr guten Zustand und geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

  Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an einen Leser aus 58300 Wetter.