Nachrichten aus Irland

Februar 2012

Neues aus Irland, zusammengefasst nach Berichten von RTÉ, der
Irish Times, des Irish Independent und anderen Medien

Aktueller Monat & Archiv

Mittwoch, 29. Februar 2012

• Nachdem Staatspräsident Michael D. Higgins bereits vor einigen Tagen seine Sympathie für eine Volksabstimmung über den EU-Fiskal-Pakt mit verbindlichen Schuldenbremsen für die Unterzeichnerstaaten zum Ausdruck gebracht hat, machte Taoiseach Enda Kenny gestern Nachmittag alles klar und kündigte auch auf Anraten von Attorney General Máire Whelan eine solche an. Die Kampagne dafür soll in den kommenden Wochen starten und das Referendum noch vor der parlamentarischen Sommerpause abgehalten werden.

  Anders als bei der Abstimmung über die EU-Verfassung, deren Inkrafttreten das Land im Jahr 2008 durch eine Volksabstimmung zunächst verhindert und erst ein Jahr später nach kosmetischen Korrekturen in einem zweiten Referendum ermöglicht hatte, hängt dieses Mal nicht alles von Irland ab, da die Teilnahme von zwölf Mitgliedsstaaten der Eurozone reicht. Bislang stehen Großbritannien und Tschechien außen vor, die den Euro bisher nicht eingeführt haben. Sollten die Iren den Fiskalpakt ablehnen, könnte ihnen allerdings der Zugang zum ständigen Euro-Rettungsfonds verwehrt werden; zudem wird darüber diskutiert, ob dann die Auszahlung weiterer Raten des dem Land 2010 von der EU, dem Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank zur Erhaltung seiner Zahlungsfähigkeit gewährten Milliarden-Kredits noch möglich ist.

  Siehe auch:  30.01.12, 31.01.12, 01.02.12, 28.02.12

• Party-Hopping ist für die aufgrund ihrer Herkunft (Tochter des früheren Staatspräsidenten Erskine Childers und Enkelin des 1922 hingerichteten gleichnamigen Revolutionärs) umworbene Labour-Abgeordnete im Europäischen Parlament Nessa Childers nichts Ungewöhnliches. So wird darüber spekuliert, ob sie noch Mitglied der Labour Party ist, nachdem sie sich kürzlich im EU-Parlament als ‘unabhängige Abgeordnete’ bezeichnet hatte. Sie sei weiterhin Mitglied der irischen Labour Party, ließ sie gestern erklären, habe jedoch die Gruppe der irischen Labourabgeordneten im EU-Parlament verlassen, um nicht gezwungen zu sein, sich der Parteilinie anzuschließen. (s.a. 07.10.08)

Dienstag, 28. Februar 2012

• Der neue Hausherr auf Áras an Uachtaráin mischt sich – nicht unbedingt zur Freude des Kabinetts – in die aktuelle Politik ein. Sollte die Regierung, so Staatspräsident Michael D. Higgins, nach dem (noch ausstehenden) Gutachten von Attorney General Máire Whelan den von Regierungschefs der EU-Länder unterzeichneten Fiskal-Pakt ohne Referendum in Kraft setzen wollen, werde er vor seiner Unterschrift den Staatsrat einberufen, um sich mit ihm darüber zu beraten.

  Dies soll laut Medienberichten “im Kabinett eine gewisse Beunruhigung” hervorgerufen haben, doch Außenminister und Tánaiste Eamon Gilmore wiegelte gestern in Brüssel ab. Die Sache beunruhige ihn in keiner Weise, erklärte er auf Nachfrage. Der Präsident habe nun einmal laut Verfassung die Aufgabe, ein Gesetz, ehe er es mit seiner Unterschrift in Kraft setzt, zu prüfen, im Zweifel den Staatsrat einzuberufen und es dann, falls er es für erforderlich hält, dem Supreme Court zur Entscheidung vorzulegen.

  Siehe auch:  30.01.12, 31.01.12, 01.02.12

• Die Erwähnung in James Joyces Ulysses reichte zum Überleben nicht, und so stellte gestern die Druckerei Wood Printcraft Ltd. 175. Jahre nach ihrer Gründung den Betrieb ein. Seit 2010 hatte hier ein Insolvenzverwalter das Sagen, nun verlieren die mehr als sechzig Mitarbeiter ihren Job.

Montag, 27. Februar 2012

• Der auf der Verkaufsliste von Finanzminister Michael Noonan stehende halbstaatliche Stromversorger ESB Electric hat sich eine neue Gebühr für Kunden ausgedacht, die zu wenig elektrischen Strom verbrauchen. Wer täglich weniger als 2 Kilowattstunden verbraucht, hat seit dem ersten Februar auf den Monat umgerechnet etwa 4,65 Euro als ‘Mindermengen-Aufschlag’ zu berappen. Da man bei einem so geringen Verbrauch zuzahle, argumentiert ESB, hätte man ohne diese Gebühr die Preise für alle Kunden erhöhen müssen.

  Zwei Kilowattstunden entsprechen in etwa 20 Stunden Leuchtdauer einer 100-Watt-Glühbirne, 8 Stunden Betriebszeit eines 40-Zoll-Fernsehers oder der Energie, die benötigt wird, um im Backofen einen Schweinebraten von 1,5 kg gar zu bekommen. Laut ESB sind rund 100.000 Kunden von der neuen Gebühr betroffen, wobei es sich oft um leerstehende oder Ferienwohnungen handele.

Sonntag, 26. Februar 2012

• Womit sie das verdient hat, bleibt ein Geheimnis, doch hat sich die Sinn Féin nach den Haushaltsberatungen laut einer Umfrage der Sunday Times in der Beliebtheit der Parteien auf den zweiten Platz vorgearbeitet. Hier die Zahlen, in Klammern die Erstpräferenzen bei der Parlamentswahl im Februar 2011: Fine Gael 32 % (36,1 %), Sinn Féin 25 % (9,9 %), Fianna Fáil 16 % (17,4 %), Unabhängige 15 % (15 %), Labour Party 10 % (19,4 %), Green Party 2 % (1,8 %).

  Um die Bedeutung solcher Umfragen zu bewerten, sei an die Präsidentschaftswahl vom Oktober 2011 erinnert. Eine Woche vor der Wahl, wollten laut einer Meinungsumfrage 40 % der Befragten ihre Stimme dem unabhängigen Kandidaten Seán Gallagher und nur 25 % sie dem Bewerber der Labour Party Michael D. Higgins geben. Als es dann wenige Tage später zu den Urnen ging, erhielt Michael D. 40,0 % und Seán Gallagher 28,5 % der Erstpräferenzen.

Sonnabend, 25. Februar 2012

• Wie Griechenland unter dem Rettungsschirm von EU, der europäischen Zentralbank und dem internationalem Währungsfonds sieht Taoiseach Enda Kenny Irland anders als dieses als Musterschüler und fordert nach Gesprächen mit der deutschen Bundeskanzlerin und dem italienischen Regierungschef einen “starken Schutzwall gegen die Schuldenepidemie” in der Euro-Zone. Irland könne ein gutes Beispiel für andere sein, meint er, dass ein nicht leicht durchzusetzender, harter Sparkurs im Verbund mit Strukturreformen die Wirtschaft am Ende wieder zum Laufen bringt.

Freitag, 24. Februar 2012

• Der oberste Gerichtshof weist die Beschwerde gegen das sogenannte Romeo und Julia Gesetz zurück. Nach diesem Gesetz kann ein unter 17-jähriger Junge bei einvernehmlichen Sex mit einem unter 17-jährigen Mädchen mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden, ein unter 17-jähriges Mädchen bei einvernehmlichen Geschlechtsverkehr jedoch nicht. Nach Ansicht des Gerichts ist die Ungleichbehandlung der Geschlechter in diesem Fall zulässig, da das Mädchen das Risiko der Schwangerschaft trage.

  Anlass für die Verfassungsbeschwerde war der Fall eines 15-jährigen Jungen, der 2006 wegen einvernehmlichen Geschlechtsverkehr mit einem 14-jährigen Mädchen angeklagt worden war, während das Mädchen rechtlich nicht belangt wurde. Der Prozess war bis zur Entscheidung des Supreme Court ausgesetzt worden und kann nun stattfinden.

• An Bord Pleanála widerruft den vom Dubliner Stadtrat genehmigten Antrag zum Neubau eines nationalen Kinderkrankenhauses nahe dem an der Eccles Street gelegenen Mater University Hospital, da das Stadtbild durch die Höhe und Dominanz der geplanten Gebäude nachhaltig gestört würde. Von den anvisierten € 650 Mio. für den Bau sind bislang € 35 Mio. ausgegeben worden. Die Fertigstellung war für 2016 vorgesehen. Nun fordert Gesundheitsminister James Reilly die Entwicklungsgesellschaft auf, die Pläne unverzüglich so abzuändern, dass die Einwände der Planungsaufsicht hinfällig werden.

Donnerstag, 23. Februar 2012

• Fast eine Million Euro werden ab morgen an 143 Farmer im Burren überwiesen, die durch ihr Wirtschaften zum den Erhalt der burrentypischen Landschaft mit ihren seltenen Wildblumen beigetragen haben. Für den Enzelnen sind das zwischen 720 und 15.000 €, im Durchschnitt 6.800. Im vergangen Jahr wurden im Rahmen dieses Projektes die ersten 690.000 Euro verteilt, und nach Auskunft von Landwirtschaftsminister Simon Coveney stehen für die nächsten beiden Jahre weitere zwei Millionen zu Verfügung. (s.a. 06.08.09)
• Die verstaatlichte, mit € 20 Mrd. aus Steuermitteln vor der Insolvenz gerettete AIB-Bank schenkt ihrem Staat 39 Gemälde im Schätzwert von € 5 Mio. Insgesamt besitzt die Bank noch etwa 3.000 Kunstwerke im Wert von geschätzt wenigstens € 10 Mio., von denen 1.000 alsbald für öffentliche Ausstellungen herausgerückt werden sollen. Darüber hinaus hat die Bank zugesichert, keine Kunstwerke aus ihrem Besitz an Sammler zu verkaufen und damit der Öffentlichkeit zu entziehen. Die jetzt verschenkten Gemälde, darunter welche von Jack. B. Yeats, Seán Keating und Roderic O’Connor, gehen an die staatliche Crawford Gallery in Cork und werden dort vom 5. März an ausgestellt.

  Siehe auch:  15.05.10, 15.10.10

• Um beim Schenken zu bleiben, fördere ich ein weiteres Buch aus meiner Verschenkkiste zutage: Das Glück ist eine Insel von Barbara Krause, erschienen 1996 im Herder Verlag.

  Ich zitiere wieder einmal vom Rückendeckel: “Entdeckungen im Gegenwind: Eine Frau, jenseits der fünfzig, erfüllt sich eine Lebens-Sehnsucht. Ihren Mann lässt sie in Berlin zurück und macht sich per Fahrrad auf in die rauhe und verzauberte ‘Anderswelt’ – zusammen mit Paul, auf dessen Inserat in der Zeitung sie geantwortet hat. Sie will wissen, wie viel man zum Glücklichsein braucht, will eingeschliffene Gewohnheiten in Frage stellen. Ihre Erkundungen der grünen Insel öffnen einen neuen Blick auf Irland – seine Menschen, seine Landschaft, seine Häuser, Fiddler und Feen.” Es ist kein Buch für mich, wie ich beim flüchtigen Durchblättern feststelle, doch vielleicht findet es hier einen anderen Interessenten. Mag sein, dass mein Blick ins Buch zu flüchtig war, als dass sich mir der neue Blick auf Irland eröffnet hätte.

  Das neuwertige Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben

  Nachtrag: Das Buch hat nach knapp einer Stunde einen neuen Besitzer gefunden und geht an einen Leser aus 69488 Birkenau.

Mittwoch, 22. Februar 2012

• Im Gegenzug für den im November 2010 gewährten Milliardenkredit zur Erhaltung der Zahlungsfähigkeit des Landes hatte die Regierung akzeptiert, Staatsbeteiligungen im Wert von mindestens zwei Milliarden Euro zu verkaufen. Nun sind es drei Milliarden, die der Minister für Staatsausgaben Brendan Howlin aus den Verkäufen erzielen will.

  Den Löwenanteil soll der Verkauf des Energiegeschäftes von Bord Gáis bringen, wobei das Leitungssystem und zwei Hauptverteiler in Staatsbesitz bleiben sollen. Beim Energieversorger ESB beschränkt sich der Verkauf auf einige, noch zu bestimmende Kraftwerke von nicht strategischer Bedeutung. Gleichfalls auf der Verkaufsliste stehen einige Staatsforsten, doch sollen Grund und Boden im Staatsbesitz bleiben. Nur vorläufig einem Verkauf entkommen ist der 25 %-Anteil des Staates an Aer Lingus, den sich Ryanair gerne einverleiben würde, doch nur deshalb, da der derzeit erzielbare Erlös an der Börse der Regierung zu niedrig ist. Der Anteil an der Fluggesellschaft bleibt weiter auf der Liste für künftige Verkäufe. (s.a. 06.02.11)

Dienstag, 21. Februar 2012

• Auf seinem ersten Staatsbesuch im Ausland rühmt Staatspräsident Michael D. Higgins bei einem Besuch des London Irish Centre die Iren in Großbritannien, die in seinen Augen wesentlich dazu beigetragen haben, die Beziehungen zwischen der Republik Irland und dem Vereinigten Königreich zu verbessern und den Staatsbesuch von Königin Elisabeth im vergangenen Jahr zu ermöglichen. Mit ihm hatte im vergangenen Herbst erstmals ein irischer Präsidentschaftskandidat während seines Wahlkampfes auch Großbritannien besucht. Um seine Verbundenheit zu den Iren außerhalb ihres Lands zum Ausdruck zu bringen, hatte er dann nach seiner Wahl eine in Großbritannien lebende Irin als Ratgeberin für Auswanderer-Angelegenheiten zum Mitglied des irischen Staatsrates ernannt.
• Der 85-jährigen DUP-Gründer und ehemalige Regierungschef Nordirlands Ian Paisley, der zu Monatsbeginn mit akuten Herzproblemen in die Intensivstation des Ulster Hospitals bei Belfast eingeliefert worden war, befindet sich nach Auskunft seines Sohnes auf dem Weg der Besserung. Nach seinem 2008 erfolgten Rücktritt als nordirischer First Minister war er 2010 von Königin Elisabeth als Lord Bannside in den Adelsstand erhoben worden und hatte sich nach seinem Rückzug aus der Politik Mitte Januar mit einer Predigt auch als Pfarrer der von ihm 1951 gegründeten Freien Presbyterianische Kirche des Landes verabschiedet.

Montag, 20. Februar 2012

• Nach einem Bericht der Sunday Business Post plant der zum eBay-Konzern gehörende Online-Bezahldienst PayPal sein europäisches Hauptquartier in Irland auszubauen und in Dundalk nördlich von Dublin eine neue Niederlassung mit 1.000 Mitarbeitern einzurichten. Die ersten 200 neuen Stellen sollen schon in diesem Sommer geschaffen werden und die Rekrutierungen in Kürze beginnen.

  Seit 2003 haben eBay/PayPal ihr europäisches Hauptquartier mit 1.500 Angestellten in Blanchardstown bei Dublin. Nicht zuletzt wegen des in Irland geltenden, von anderen EU-Staaten als Wettbewerbs-Verzerrung kritisierten niedrigen Körperschaftssteuer-Satzes haben auch andere amerikanische IT-Konzerne wie Facebook und Google ihre Europazentralen in Dublin.

• Irland = Kartoffelland? Sie stehen immer noch auf dem Speiseplan, doch wurden sie laut einer Untersuchung von Board Bia in der Beliebtheit von Nudeln überholt, die vor allem bei den 22 bis 44-Jährigen, da schnell zubereitbar, als besser zum geschäftigen Leben passend angesehen werden. So plant der irische Bauernverband nun in Zusammenarbeit mit Bord Bia eine Poatato Promotion Group zur Erarbeitung einer Marketing-Offensive, um die Verbraucher zur Kartoffel zurückzubringen und der Nachfrage im In- und Ausland Auftrieb zu geben.

Sonntag, 19. Februar 2012

• Vor drei Tagen traf der neue Botschafter des Vatikans, der irisch-amerikanische Erzbischof Charles Brown, in Irland ein. In seiner Predigt am heutigen Vormittag in Dublins Pro-Kathedrale hieß der auch bei der diesjährigen Kardinals-Ernennung im Rom übergangene Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin den neuen Gesandten des Papstes willkommen und drückte den Wunsch nach dem Aufbau einer “etwas anderen, bescheideneren und zugleich erneuerten Kirche” aus.

  Am Donnerstag war der päpstliche Gesandte von Staatspräsident Michael D. Higgins und Außenminister Eamon Gilmore empfangen worden. In den letzten Wochen kursierende Spekulationen, die irische Regierung denke darüber nach, die im November beschlossene Schließung ihrer Botschaft beim Vatikan wieder rückgängig zu machen, wurde vom Außenministerium jedoch zurückgewiesen.

  Siehe auch:   17.07.11, 29.07.11, 04.11.11, 27.11.11

Sonnabend, 18. Februar 2012

• Der stellvertretende chinesische Ministerpräsident Xi Jinping trifft am Nachmittag mit einer 150-köpfigen Delegation aus Wirtschafts- und Regierungsvertretern in Irland ein und wird auf dem Flugplatz von Shannon vom stellvertretenden irischen Regierungschef Eamon Gilmore empfangen, der zugleich Außen- und Außenhandelsminister ist. So geht es vor allem um Fragen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, und der erste Besuch gilt dem Gewerbepark von Shannon Development, eingerichtet vor einem halben Jahrhundert, um ausländische Investoren in die Shannonregion zu locken. Das Handelsvolumen mit China liegt bei acht Milliarden Euro im Jahr, und die irische Regierung will den Besuchern ihr Land als Tor für China nach Europa schmackhaft machen.

  Schmackhaft werden soll es dann auch heute Abend bei einem mittelalterlichen Bankett für die chinesischen Delegation auf Bunratty Castle. Bei dem Besuch gehe es vorwiegend um Handelsfragen, stellte Taoiseach Enda Kenny im Vorfeld klar, doch würden er und sein Tánaiste auch Fragen der Menschenrechte in China ansprechen.

Freitag, 17. Februar 2011

• Nicht nur als personelles, sondern auch als finanzielles Desaster hat sich im vergangenen Herbst der Präsidentschaftswahlkampf für die Regierungspartei Fine Gael erwiesen. Nach den in dieser Woche veröffentlichten Zahlen hat sie sich den Wahlkampf ihres Kandidaten Gay Mitchell € 527.000 kosten lassen, auf denen sie nun sitzen bleibt. Denn um an die Wahlkampfkosten-Erstattung von bis zu 200.000 Euro zu kommen, hätte er mindestens 12,5 % der Erstpräferenzen erzielen müssen, doch kam er gerade einmal auf 6,4 %.

Donnerstag, 16. Februar 2012

• Nach Drängen auch aus der Politik machte der Entsorger Greyhound seine Drohung, die Mülltonnen von Dublinern, die bislang noch keinen Entsorgungsvertrag eingegangen sind, nicht mehr zu leeren, gestern nicht wahr, und hinterließ an den geleerten Tonnen statt dessen Mahnschreiben mit der Aufforderung, unverzüglich die Firma zu kontaktieren und zumindest die Hälfte der Jahresgebühr in Höhe von € 100 im Voraus zu entrichten.

  Siehe auch:  24.01.12, 15.02.12

• Bleiben wir beim Thema Entsorgung. Fast die Hälfte aller irischen Kläranlagen, kritisiert die staatliche Umweltschutzagentur EPA, erfüllen nicht die Vorgaben der Europäischen Union. In acht großen städtischen Gebieten, darunter Dublin, Cork und Kilkenny, werden die Auflagen zur Reduzierung von Phospor- und Stickstoffdünger aus dem Wasser nicht eingehalten. In elf großen urbanen Regionen gibt keine gesetzliche Verpflichtung zum Klären von Abwasser, so sei zum Beispiel eine für den Dubliner Vorort Bray (32.000 Einwohner) versprochene Kläranlage seit zehn Jahren überfällig. Im Donegal habe die Einleitung von Schmutzwasser zu einer ernsthaften Verunreinigung des Flusses Bredagh und im County Galway zur Belastung des Wassers der Badestrände bei Clifden geführt.

Mittwoch, 15. Februar 2012

• Rund 18.000 von 150.000 Haushalten in Dublin City, deren Mülltonnen seit Mitte Januar vom privaten Entsorger Greyhound Recycling geleert werden, haben bislang noch nicht die Jahresgebühr von € 100 (auch zahlbar in zwei Raten) entrichtet. Nun droht der Entsorger, ihren Müll ab sofort nicht mehr abzufahren. Umweltminister Phil Hogan hält sich aus der Sache heraus. Die Angelegenheit sei eine Sache zwischen der Firma Greyhound und den Haushalten. Das Preis-Leistungs-Verhältnis für die Müllabfuhr sei sehr gut, und er könne nur allen Nichtzahlern raten, sich umgehend mit dem Entsorger in Verbindung zu setzen.

  Die Liste mit den Haushalten, die bis Mitte Januar von der kommunalen Müllentsorgung angefahren wurden, war an Greyhound verkauft worden, und aufgrund dieser Liste übernahm die Firma die Abfuhr. Allerdings besteht für die Haushalte keine rechtliche Verpflichtung, mit Greyhound einen Entsorgungsververtrag einzugehen, schließlich gibt es auch andere private Entsorger. Wie der Umweltminister reagieren wird, wenn Haushalte mit keinem der Anbieter einen Vertrag eingehen und ihren Müll privat in Parks und Grünanlagen ‘entsorgen’, bleibt abzuwarten. (s.a. 24.01.12)

• In dieser Woche ziehe ich etwas in englischer Sprache aus der Verschenkkiste: The Stranger and Other Stories, zwölf Erzählungen aus einen Kurzgeschichten-Wettbewerb des Jahres 1995, herausgegeben von Clement Cains.

  Mittlerweile sind diese ‘neuen’ Kurzgeschichten zwölf Jahre alt. Das Vorwort zu der Sammlung schrieb Roddy Doyle, den ich hier wie folgt zitiere: “The writers in the collection can write short stories. I was surprised at the variety. […] The stories come from different worlds. Their quality seemed to be the only thing they had in common. They were all gripping and very, very good. I look forward to reading more of the work of these new authors. Short stories, novels, poetry – I’ll take anything – diary pages, shopping lists: just give me more!”

  Das 1996 im Verlag Fish Publishing aus Bantry in der Grafschaft Cork erschienene Buch geht zusammen mit einem Exemplar der aktuellen Ausgabe des deutschen irland journals frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

  Nachtrag: Das Buch hat nach einer Stunde einen neuen Besitzer gefunden und geht an einen Leser aus 40878 Ratingen.

Dienstag, 14. Februar 2012

• Mit ihrem gestern vorgestellten Action Plan for Jobs 2012 hofft die irische Regierung, private Investitionen in Höhe von € 100 Mio. zu erzeugen und in den nächsten vier Jahren bis zu 100.000 Arbeitsplätze zu schaffen. Um dies zu bewirken, werden insgesamt 270 Maßnahmen aufgelistet, darunter Kreditbürgschaften für kleine Firmen, einen ‘Finderlohn’ für Personen und Agenturen, die ausländische Firmen ins Land holen, das Einfrieren oder die Reduzierung der Abgaben von Gewerbebetrieben und eine Verbesserung der Struktur von Enterprise Ireland zur Förderung des Exports. Zudem sollen die bisherigen auf Grafschaftsebene angesiedelten Agenturen zur Wirtschaftsförderung durch Büros auf lokaler Ebene ersetzt werden.

  Nach einer Online-Umfrage auf breakingnews.ie, die als solche jedoch nicht repräsentativ sein kann, zeigt die Bevölkerung nur wenig Vertrauen in diese Maßnahmen. So glaubten nach dem Stand von heute Mittag 72 % nicht an einen Erfolg, 18 % hielten den Plan für Erfolg versprechend und 10 % hatten keine Meinung.

Montag, 13. Februar 2012

• “Grand old man of Irish acting dies”, titelt die Irish Times. Im Alter von 82 Jahren starb gestern nach kurzer Krankheit der Schauspieler David Kelly. Im eigenen Land ist er vielleicht am besten als Rashers Tierney aus der RTÉ-Verfilmung von James Plunketts Roman Strumpet City bekannt, eine Rolle, die nach eigenem Bekunden eines seiner “favourite pieces of work” war. Den meisten Irlandfans in Deutschland dürfte er jedoch als Michael O’Sullivan alias Ned Devine aus dem Film Lang lebe Ned Devine (rechts ein Ausschnitt vom DVD-Cover) in Erinnerung bleiben. So fill to him the parting glass, good night and joy be with you all.
• Mehr Solidarität kann man kaum erwarten. Rund 5.000 Menschen nahmen gestern in Cork an einem Protestmarsch teil, auf dem sie die Firma Vita Cortex aufforderten, den 32 im Dezember entlassenen Arbeitern die ihnen zustehende Abfindung zu zahlen. Nach Auskunft der Polizei war es die größte Demonstration der letzten Jahre.

  Siehe auch:  27.12.11, 21.01.12, 04.02.12

Sonntag, 12. Februar 2012

• Von Fortschritten bei dem Vorhaben, in Galway ein Denkmal für Che Guevara zu errichten, berichtete am Donnerstag der Galway Advertiser. Dafür eingesetzt hat sich seit langem der Labour-Ratsherr Billy Camron und darauf berufen, dass die Großmutter seines Idols Ana Lynch y Ortiz die Tochter eines Patrick Lynch aus Lydican bei Galway war, der 1749 in Buenos Aires geheiratet hatte.

  Nun hat Galways Kunstdezernent James Harrold die Erstellung eines maßstabgetreuen Modells für das geplante Denkmal in Auftrag gegeben, das dem Stadtrat, dessen Zustimmung erforderlich ist, als Entscheidungshilfe präsentiert werden soll. Grundlage für den Entwurf des Bildhauer Simon McGuinness ist das vom irischen Künstler Jim Fitzpatrick nach einem Foto entworfene und zur Ikone gewordene Bild, das unzählige T-Shirts ziert und hier auf einer Kachel abgebildet ist.

  Siehe auch:  07.03.02, 21.03.02, 16.02.11

Sonnabend, 11. Februar 2012

• Die Irish Georgian Society und andere um das kulturelle Erbe Dublins besorgte Gruppen fordern die Stadtverwaltung auf, den Antrag von Irlands größter Gewerkschaft SIPTU auf Abriss ihres Hauptquartiers Liberty Hall und die Errichtung eines Neubaus abzulehnen. Zwar gilt das gegenwärtige, zwischen 1961 und 1965 errichtete Gebäude am Beresford Place nahe dem Custom House nicht gerade als architektonisches Meisterwerk, doch sei es das erste Hochhaus der Stadt gewesen und auf unzähligen Ansichtskarten zu einem typischen Merkmal der Hauptstadt geworden. Vielleicht aber hat man nur Angst vor dem geplanten Neubau, der mit 93 Metern deutlich höher ausfallen soll und, so wird kritisiert, “sich dramatisch negativ auf die Skyline von Dublin auswirke”.

  Der Vorläufer der heutigen Liberty Hall war ursprünglich ein Hotel und als Hauptquartier der von Jim Larkin gegründeten Gewerkschaft ITGWU von 1913 bis zum Osteraufstand von 1916 James Connollys persönliche Festung und sicherster Ort für Rebellen in Dublin.

  Siehe auch:  20.10.06, 09.10.09, 20.02.11

• Ansonsten schreiben wir heute den zehnten Jahrestag der Gerichtsverhandlung gegen die Drumcondra-Eleven. Mehr dazu hier in der Rubrik Es war einmal auf dieser Website.

Freitag, 10. Februar 2012

• “Schaut mal in den Sofaritzen nach”, empfiehlt heute Morgen die Irish Times ihren Lesern, denn zehn Jahre, nachdem das irische Punkt in der Nacht zum 9. Februar 2002 offiziell aus dem Verkehr gezogen wurde, liegen nach Schätzungen der Zentralbank noch € 361 Mio. in alter Währung in irischen Haushalten. Derzeit werden im Durchschnitt an jedem Öffnungstag der Banken alte Geldscheine und Münzen im Wert von € 10.000 in Euro eingetauscht. Doch vielleicht wartet der eine oder andere ab, ob die alte Währung nicht wiederkommt. Um entsprechenden Spekulationen entgegenzutreten, fühlte sich die irische Zentralbank erst im Dezember bemüßigt bekannt zu geben, dass sie weder dabei ist irische Punt-Noten zu drucken noch Gespräche mit Druckereien führt, um für den Fall des Falles nach freien Kapazitäten dafür Ausschau zu halten.

Donnerstag, 9. Februar 2012

• Mit Steuererleichterung für ihre Führungskräfte will Finanzminister Michael Noonan multinationale Unternehmen dazu bewegen, sich mit neuen Zweigstellen in Irland niederzulassen. Fünf Jahre lang sollen die ersten 130.000 Euro ihrer Jahreseinkommen nicht besteuert werden. Gegenüber der Kritik Sinn Féin an dem Plan (die Partei der Arbeiter schweigt zu dem Thema) verteidigt der Minister sein Vorhaben damit, dass Steuernachlässe für Firmenmanager ein entscheidender Faktor sein können, wenn es darum geht, wo sich eine Firma ansiedelt.
• Der nordirische Regierungschef und DUP-Vorsitzende Peter Robinson sieht die protestantische Mehrheit in Nordirland schwinden, geht zunehmend auf die Katholiken zu, wirbt für eine konfessionsübergreifende Erziehung und besuchte kürzlich ein Spiel der Gaelic Athletic Association (GAA), in der noch bis 2001 nordirische Polizisten von der Mitgliedschaft ausgeschlossen waren. Sein Vor-Vorgänger David Trimble von der einst dominierenden UUP sieht darin eher ein Umwerben liberaler Protestanten, die sich wegen des früheren Hardliner-Kurses der DUP von dieser abgewandt hatten.

  “Die Zeit läuft aus für das 6-County-Gebilde wie auch für das Vereinigte Königreich als Ganzes”, kommentierte ein Leser auf breakingnews.ie, der womöglich darauf anspielt, dass der schottische Regierungschef Alex Salmond für Ende 2014 einen Volksentscheid zum Austritt Schottlands aus dem Vereinigten Königreich angekündigt hat.

  Siehe auch:  19.06.11, 20.11.11

• Jetzt kommt John aus der Verschenkkiste, eine Sammlung von Kurzgeschichten von Bridget O’Connor in der deutschen Übersetzung von Marc Wortmann.

  Bridget O’Connor wurde als Tochter irischer Eltern in 1961 London geboren. 1990 gewann sie mit ihrer Kurzgeschichte Harfe, die in diesem Buch vertreten ist, ihren ersten Literaturpreis. Here comes John, ihre erste Sammlung von achtzehn Kurzgeschichten, erschien 1993 in London, die hier vorliegende, in einer Auflage von nur 1.000 Exemplaren gedruckte deutsche Übersetzung 1996 in der Hamburger Achilla Presse Verlagsbuchhandlung. Bridget O’Connor starb 2010 im Alter von nur 49 Jahren. “Berauschende Kurzgeschichten aus Irland”, nannte die Zeit ihre Erzählungen, “Furios und fetzig, verrückt und verstörend, komisch und melancholisch” beschrieb sie die Süddeutsche Zeitung.

  Das Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

  Nachtrag: Fünf Interessenten hatten sich in der ersten Stunde nachdem die Meldung online gegangen war gemeldet. Der Erste war ein Leser aus 87497 Wertach, an den das Buch nun geht.

Mittwoch, 8. Februar 2012

• Verkehrsminister Leo Varadkar kündigt eine landesweite Überprüfung der Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Irlands Straßen an, um das ganze System auf eine neue Basis zu stellen. Die Durchführung werde bei der NRA und den Grafschaftsräten liegen. Als Ergebnis könne er sich vorstellen, dass die zulässige maximale Geschwindigkeit auf einigen ländlichen Straßen und solcher zweiter Ordnung herab- und die auf vierspurigen und Autobahnen heraufgesetzt wird. Das Ziel sei eine Verbesserung der Verkehrssicherheit mit weniger Unfällen und Toten. Das obige Foto zeigt die Straße durch das Gleann na nGeimhleach (Tal der Gefangenen) am Abzweig von der Nationalstraße 59 bei Leenaun.

Dienstag, 7. Februar 2012

• Naht das endgültige Aus für den Flughafen von Galway. Heute Vormittag begannen die verbliebenden vierzehn Angestellten einen Sitzstreik, den sie erst beenden wollen, wenn ihnen zugesichert wird, dass sie im Falle einer Kündigung die ihnen gesetzlich zustehende Abfindung bekommen.

  Hier die Vorgeschichte in Kürze, die im Frühsommer begann, als Verkehrsminister Leo Varadkar ankündigte, ab 2012 den Zuschuss von € 15 pro beförderten Passagier zu streichen. Im Juli stellte Aer Arann dann die Verbindung Dublin–Galway ein und im November für den Winterflugplan sämtliche Flüge von und nach Galway. Seither wird der Flugplatz von keiner Linienfluggesellschaft mehr angeflogen, und von den ursprünglich 61 Mitarbeitern wurden bis auf 14 alle entlassen. Im letzten Monat zog nun die Bank of Ireland € 1,1 Mio. vom Konto des Flughafenbetreibers ab, um sie gegen seine Schulden aufzurechnen. Der kündigte darauf hin an, dass er nicht mehr garantieren könne, im Falle einer Abwicklung der Gesellschaft die den Mitarbeitern zustehende Abfindung zu zahlen.

Montag, 6. Februar 2012

• Nach einem Bericht des Handelsblatts hat die irische Regierung von der EU, dem Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank grünes Licht dafür bekommen, einen Teil der Erlöse aus dem Verkauf staatlicher Beteiligungen an Unternehmen zur Ankurbelung der Wirtschaft und Schaffung neuer Arbeitskräfte verwenden zu dürfen. Nach der ursprünglichen Vereinbarung sollten die Erlöse ausschließlich zur Tilgung der Staatsschulden verwendet werden.

  In einem Interview am gestrigen Vormittag betonte der Regierungschef, dass es keinen “Notverkauf” geben werde. Man habe eine Reihe staatlicher Beteiligungen in Betracht gezogen (darunter die Anteile an der Fluggesellschaft Aer Lingus, die Ryanair nur zu gerne hätte), doch habe dies Zeit bis Ende 2013.

Sonntag, 5. Februar 2012

• Im vergangenen August zahlte der irische Staat an seine Senatoren € 163.000 an Reise- und Übernachtungskosten, obwohl der Senat nicht ein einziges Mal tagte, berichtete gestern die Irish Times. Da schüttelt der geneigte Steuerzahler den Kopf, doch für einen Sprecher des Senats hat alles seine Ordnung, denn diese Kostenerstattung beziehe sich nicht auf konkrete Monate, sondern es werde der Jahres-Erstattungsbetrag in monatliche Auszahlungsbeträge umgerechnet.

  Welche Kostenerstattung ein Senator zusätzlich zu seinem Salär von € 65.621 bekommen kann, hängt von der Entfernung seines Hauptwohnsitzes vom Leinster House ab. Wohnt er innerhalb eines 25-Kilometer-Kreises, erhält er, sobald er an mindestens 120 Tagen zum Senat reist (unabhängig davon, ob dieser dann tagt oder nicht), € 7.000 pro Jahr, sind es 360 km und mehr (viel mehr ist nicht möglich), den Höchstbetrag von € 32.850. Hinzu kommt die Kostenerstattung für Aufwendungen bei der Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen, die pauschal bei € 9.250 oder bei Einzelabrechnung bei maximal 15.000 Euro im Jahr liegen.

  Bei dieser Regelung ist es natürlich Zufall, wenn ein Politiker, wie in der Vergangenheit schon passiert, nach seiner Ernennung zum Senator seinen Hauptwohnsitz von Dublin in die Provinz verlegt und sein Dubliner Haus einem seiner Kinder zum Wohnen überlässt.

Sonnabend, 4. Februar 2012

• Wegen fehlender Kompatibilität zwischen der Computersoftware der Steuerbehörde und den großen Banken des Landes zahlen seit Jahresbeginn 270.566 Iren mehr für ihre Hypothekenkredite, als sie es müssten. Am 1. Januar traten Steuererleichterungen für Hausbesitzer mit einer negative equity in Kraft, was heißt, dass der Wert ihrer Immobilie unter den Wert der Hypothek gesunken ist, mit der sie belastet ist. Damit müssten manche Paare monatlich bis zu 160 Euro weniger zahlen als bisher, doch ist es bislang nicht gelungen den Datenaustausch zwischen den Banken und der Steuerbehörde auf die Reihe zu bringen. Man hofft jetzt, dass es im April so weit ist.
• Seit fünfzig Tagen und Nächten halten 32 von der Corker Firma Vita Cortex im Dezember entlassene Mitarbeiter im Streit um ihre Abfindungszahlen Räumlichkeiten in ihrer ehemaligen Firma besetzt. In der kommenden Woche soll zumindest die ihnen gesetzlich zustehende Abfindung in Höhe von zwei Wochengehältern pro Jahr Betriebszugehörigkeit ausgezahlt werden, doch bestehen sie weiterhin auf die ihnen nach eigenen Angaben versprochenen 2,9 Wochengehälter pro Arbeitsjahr und wollen die Blockade fortsetzten. Dass ihnen eine solche zugesagt wurde, bestritt die Firmenleitung am Mittwoch, doch die Gewerkschaft SIPTU beharrt darauf, 2010 eine entsprechende Abmachung für den Fall betriebsbedingter Kündigungen geschlossen zu haben und verweist auf andere, seither entlassene Mitarbeiter, die diese bekommen haben. (s.a. 27.12.11, 21.01.12)

Freitag, 3. Februar 2012

• Die irische Zentralbank fährt ihre Erwartung an das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr weiter zurück. Beim Bruttosozialprodukt (Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die von im Inland ansässigen Personen und Firmen hergestellt werden) geht man gar von einem Schrumpfen um 0,7 % aus, für das Bruttoinlandsprodukt (Gesamtwert aller Dienstleistungen und Waren, die innerhalb der Landesgrenzen zum Endverbrauch hergestellt werden) senkt sie die bisherige Wachstumserwartung von 1,8 % auf 0,5 %.

  Siehe auch:  23.01.11, 07.02.11, 12.04.11, 29.07.11, 04.10.11, 17.12.11, 20.01.12

• Lange gab es sie nicht, die Fastnet-Fähre zwischen dem walisischen Swansea und Cork. Nachdem die Swansea Cork Ferries 2006 ihren Betrieb eingestellt hatte, wurde die Verbindung 2010 mit der Autofähre Julia als People’s Ferry – rund tausend kleine und mittlere Unternehmen der Region um Cork hatten mit Kleineinlagen den Kauf des Schiffes ermöglicht – wiederbelebt. Doch nach nur anderthalb Jahren ging ihr im letzten Herbst die (finanzielle) Liquidität verloren und das Schiff wurde, wie es hieß, ‘vorübergehend stillgelegt’. In dieser Woche gab der Insolvenzverwalter auf, nachdem es ihm nicht gelungen war, € 1,6 Mio. für ein Rettungspaket für einen Neustart im März aufzutreiben. 71 Arbeitsplätze gehen verloren.
• Mehr als 2.000 Menschen aus 110 Ländern legten gestern und heute in halbstündigen feierlichen Veranstaltungen in der Dubliner Cathal-Brugha-Kaserne (Hauptquartier der ersten offiziellen Streitkräfte des Landes unter ihrem Oberbefehlshaber Michael Collins) ihren Treueid auf die Verfassung ab und erhielten die irische Staatsbürgerschaft.

  Bis zum vergangenen Sommer hatten die neuen Staatsbürger ihren Treueid vor einem Bezirksgericht zu leisten. Die zentralen Vereidigungs-Zeremonien waren im Juli von Justizminister Alan Slatter unter anderem zur Beschleunigung der Verfahren eingeführt worden, nachdem im letzten Frühjahr rund 22.000 Antragsteller auf ihre Einbürgerung warteten. Wie viele davon in den seither 28 Einbürgerungs-Zeremonien einen irischen Pass erhalten haben, geht aus der Meldung nicht hervor.

Donnerstag, 2. Februar 2012

• Eine leichte Entspannung auf dem Arbeitsmarkt zeichnete sich nach Zahlen des zentralen Amtes für Statistik im ersten Monat dieses Jahres ab. In der Summe verließen 3