Nachrichten aus Irland

Oktober 2012

Neues aus Irland, zusammengefasst nach Berichten von RTÉ, der
Irish Times, des Irish Independent und anderen Medien

Aktueller Monat & Archiv

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Die unter vorläufigem Gläubigerschutz stehende, einst staatliche und 1999 durch einen Börsengang privatisierte Telefongesellschaft Eircom kündigt bis Mitte übernächsten Jahres den Abbau von 2.000 der derzeit 5.700 Arbeitsplätze an, doppelt so viele, wie in dem im Frühjahr dieses Jahres vorgelegten Sanierungsplan vorgesehen waren. Zu der am Rande der Zahlungsunfähigkeit stehenden Firma mit einer Schuldenlast von rund vier Milliarden Euro gehört auch der Mobilfunk-Betreiber Meteor. (s.a. 02.04.12, 24.05.12)

Dienstag, 30. Oktober 2012

Nach den in den Augen der Gewerkschaften gescheiterten Verhandlungen vor der Labour Relations Commission LRC kündigen sie gegenüber Aer Lingus für den 19. November an den Flughäfen Dublin, Cork und Shannon zwei jeweils 2-stündige Arbeitsniederlegungen an. Sollte Aer Lingus an den Verhandlungstisch zurückkehren, werde der Streik abgesagt. Aer Lingus bestreitet, die Verhandlungen über das Defizit im Pensionsfonds abgebrochen zu haben, und erwägt, gerichtlich gegen den Streikaufruf vorzugehen.
Siehe auch: 15.06.12, 30.07.12, 12.09.12, 30.09.12, 10.10.12, 25.10.12
Die irische Zentralbank warnt alle, die noch Geld haben, dieses der Investmentgesellschaft Lehman Reilly (Ireland) anzuvertrauen, die ihre Dienste trotz fehlender Lizenz seit einiger Zeit offeriert. Eine Liste weiterer nicht autorisierter Investmentgesellschaften ist auf der Website der Zentralbank einsehbar. Wer sich mit einer dieser Gesellschaften einlässt, heißt es, habe im Fall des Falles kein Anrecht auf Schadensersatz aus dem Investor Compensation Scheme des ICCL.

Montag, 29. Oktober 2012

Mehr als 15.000 Läufer nahmen heute am Dublin Marathon teil, der seit 1980 am jeweils letzten Montag im Oktober (Autumn Bank Holiday), stattfindet. Er gehört zu den zehn teilnehmerstärksten Marathons in Europa – und wer weiß, ob der für den kommenden Sonntag geplante New York Marathon nach den Verwüstungen durch den Hurrikan Sanday überhaupt stattfindet. Sieger wurde bei den Herren nach 2 Stunden, 11 Minuten und 9 Sekunden wie im Vorjahr Geofrey Ndungu aus Kenia, bei den Damen seine Landsfrau Magdalene Mukunza, die neunzehn Minuten mehr benötigte. Als schnellster Ire erreichte nach 2 Stunden, 16 Minuten und 30 Sekunden Paul Pollock aus Belfast das Ziel, der bei der Acht-Meilen-Marke (12,8 km) das Feld zur allseitigen Überraschung angeführt hatte.

Sonntag, 28. Oktober 2012

Von der großen Aufbruchstimmung, die sich vor der letzten Wahl in der irischen Labour Party breit gemacht und die Partei erstmals in ihrer Geschichte auf den zweiten Platz in der Wählergunst gehoben hatte, ist nach den letzten Umfragen nicht viel geblieben. Von den fast zwanzig Prozent in der Wählergunst sind ihr nach einer heute in der Sunday Business Post veröffentlichten Umfrage noch 13 % geblieben, und die Partei ist auf den vierten Rang hinter Fine Gael (34 %), Fianna Fáil (19 %) und Sinn Féin (16 %) abgerutscht. Selbst von denen, die sie noch unterstützen, zeigt sich mehr als die Hälfte desillusioniert. Ein Drittel derer, die sich noch als Labour-Wähler äußerten, gab an, dass sie den Glauben an ihre Partei verloren hätten und es vorziehen würden eine andere zu wählen, wenn es denn nur eine glaubwürdige Alternative gäbe.

Sonnabend, 27. Oktober 2012

Die Society of Vincent de Paul berichtet von einer zunehmenden Anzahl von Familien, die sich nicht mehr aus eigenen Mitteln ernähren können. Zur Zeit werden wöchentlich 8.000 Familien mit Lebensmitteln unterstützt. Die Regierung wird aufgefordert, im Staatshaushalt für das Jahr 2013 auf weitere Kürzungen und neue Belastungen für Geringverdiener zu verzichten, das Kindergeld in bisheriger Höhe beizubehalten und die Verschreibungsgebühr für Medikamente zurückzunehmen.

Freitag, 26. Oktober 2012

Für vierundvierzig Zweigstellen der zur Abwendung der Zahlungsunfähigkeit verstaatlichten AIB-Bank mit dem in Irland größten Zweigstellennetz war heute der letzten Öffnungstag, weiteren 23 steht die Schließung bevor. Die Bank begründet dies zum einen mit einer geringeren Kundenfrequenz in ihren Filialen, zum anderen mit Kosteneinsparungen zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit. Von den rund 14.000 Arbeitsplätzen sollen bis Ende kommenden Jahres 2.500 abgebaut werden, um auf diese Weise jährlich € 170 Mio. einzusparen. Kompensieren will man den Zweigstellenabbau in ländlichen Regionen im Norden, Westen und Süden des Landes durch einen mobilen Bankservice, oben auf dem Foto an der N59 bei Leenaun in der Grafschaft Galway.
Knapp 1,8 % mehr Touristen aus Kontinentaleuropa und 3,5 % mehr aus Nordamerika konnten in diesem Sommer einen Besucherrückgang von 9 % aus Großbritannien nicht wettmachen, so dass mit knapp 2,1 Mio. Besucher 2,6 % weniger als im Vorjahr nach Irland kamen. Mit 830.200 Touristen kamen weiterhin die meisten Besucher von der Nachbarinsel, gefolgt von 776.800 aus dem übrigen Europa und 365.200 aus den USA.

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Ein Streik bei Aer Lingus sei jetzt unvermeidlich, hört man heute Abend von der Gewerkschaft SIPTU, nachdem die Verhandlungen mit der Fluggesellschaft bezüglich der Sicherung der Renten ihrer Mitarbeiter gescheitert sind. Dabei geht es um die Forderung der Arbeitnehmer an die Fluggesellschaft und den Dubliner Flughafenbetreiber, zusätzliches Geld in einen Pensionsfonds für Flughafenarbeiter und Flugpersonal zu schießen, der mit € 700 Mio. ein so hohes Defizit aufweist, dass die Rentenanwartschaften in der bisherigen Höhe nicht mehr aufrecht erhalten werden können. Nach ihrer Privatisierung sehen sich Aer Lingus und der Flughafenbetreiber DAA rechtlich nicht mehr in der Pflicht, die Verluste des Rentenfonds aus ihren Kassen auszugleichen.
Siehe auch: 15.06.12, 30.07.12, 12.09.12, 30.09.12, 10.10.12
Laut einer Studie des Gesundheitsministeriums haben 14 % aller Iren zwischen 15 und 64 Jahren schon einmal Psychopharmaka in Form von Sedativa oder Tranquilizer (Beruhigungsmittel) zu sich genommen, drei Prozent davon innerhalb der letzten vier Wochen. Etwas weniger, nämlich 10 %, sind schon einmal mit Antidepressiva behandelt worden. Am häufigsten betroffen sind – wen wundert’s – Arbeitslose und Menschen in staatlichen Wohnheimen und Sozialwohnungen.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Der Vorsitzende der Labour Party und stellvertretende Regierungschef Eamon Gilmore weist einen Bericht aus der gestrigen Ausgabe des Irish Independent über Spannungen in der Koalition und ein Zerwürfnis mit Gesundheitsminister James Reilly zurück. Hinter dem Rücken des Ministers, schreibt die Zeitung, sei der Labour-Chef mit seinen Beratern nun selbst auf die Suche nach einem Standort für das geplante landesweite Kinderkrankenhaus gegangen. Zwischen ihm und dem Gesundheitsminister bestehe ein vertrauensvolles Verhältnis, widerspricht Gilmore, und seine Bemühungen seien als Beitrag dazu zu sehen, die für die Menschen bestmögliche Entscheidung zu treffen.
Manche Post dauert etwas länger, vor allem wenn sie zu Wasser kommt. Acht Jahre brauchte die Flaschenpost, die im Jahr 2004 von der damals zwölfjährigen Charlene und ihrer Freundin an der Ostküste Kanadas den Wellen übergeben wurde, bis sie mit der Flut in Waterford an Land gespült und vom zehnjährigen Oisín gefunden wurde. Eine Nachricht aus Tír na nÓg? Mit Unterstützung des irischen Radio- und Fernsehsenders RTÉ nahm Oisín gestern Abend Kontakt mit der Absenderin auf, doch anders als in der Legende war es nicht er, der gealtert war.

Dienstag, 23. Oktober 2012

In seltener Eintracht wollen Unionisten und Republikaner die Körperschaftssteuer in Nordirland, die wie im gesamten Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland bei 24 % liegt, auf einen ähnlichen Wert wie in der Republik Irland (12,5 %) senken, um den daraus resultierenden Wettbewerbsnachteil zu begegnen. Bislang allerdings hat das nordirische Parlament nicht das Recht, selbst über die Höhe der Steuern entscheiden zu dürfen, das liegt beim britischen Unterhaus in London. Und so verhandelt man seit einiger Zeit darüber, dieses Recht übertragen zu bekommen.
Gestern kam eine vorläufige Abfuhr, mit einem Grund, der sich nicht allen in Nordirland erschließt. Erst müsse man das Ergebnis des von der schottischen Regionalregierung für 2014 anvisierten Referendums über eine mögliche Loslösung Schottlands von Großbritannien abwarten, heißt es, erst danach könne über die Übertragung weiterer Rechte an die Regionalparlamente des Vereinigten Königreiches (Nordirland, Schottland, Wales) nachgedacht werden. Dass nicht nur die nordirischen Parteien, sondern auch die in Schottland regierende und die Unabhängigkeit propagierende Scottish National Party darüber verärgert ist, versteht sich von selbst.

Montag, 22. Oktober 2012

Der irische Arbeitgeberverband IBEC senkt die Erwartung an das Wirtschaftswachstum für das laufenden Jahr und erwartet eine Steigerung des irischen Bruttoinlandsproduktes (Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft hergestellt werden) von nur noch 0,8 %. Für 2013 wird erwartete Steigerung von 2,3 auf 1,8 % zurückgenommen. Als die Gründe werden die zögerliche wirtschaftliche Entwicklung in ganz Europa und damit verbunden die Sorgen und Kaufzurückhaltung auch auf dem heimischen Markt genannt.
Siehe auch: 23.01.11, 07.02.11, 12.04.11, 29.07.11, 04.10.11, 17.12.11, 20.01.12, 03.02.12, 18.06.12
Hier nun aus der ‘Verschenkkiste’ der erste Kriminalroman des erfolgreichen irischen Dramatikers und Regisseurs Declan Hughes: Blut von meinem Blut.
Die Erstausgabe erschien 2006 unter dem Titel The Wrong Kind of Blood. Es ist der erste Roman des Autors um den Dubliner Privatdetektiv Ed Loy, zwei weitere wurden an dieser Stelle bereits in den vergangenen Monaten verlost. Zum Inhalt: Nach dem Verschwinden seines Vaters und einer Affäre seiner Mutter hatte Ed Loy Irland vor 20 Jahren verlassen und sich in den USA als Privatdetektiv durchgeschlagen. Nun kehrt er anlässlich des Todes seiner Mutter nach Dublin zurück und wird nach ihrer Beerdigung von Linda, einer Bekannten aus Schultagen, um die Suche nach ihren verschwundenen Ehemann gebeten. Kurz darauf wird Linda ermordet. Die Spur nach dem Mörder führt auch in seine eigene Vergangenheit, der er dieses Mal nicht entfliehen kann.

Das Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Als Erster meldete sich um 14.06 Uhr ein Leser aus Bremerhaven, an den das Buch nun geht.

Sonntag, 21. Oktober 2012

Um sage und schreibe 400 Prozent ist in den vergangenen zwanzig Jahren nach Auswertung der letzten Volkszählung die Zahl der Iren gestiegen, die sich keiner Religion zugehörig fühlen. Eine Abkehr vom Katholizismus durch die Skandale in der katholischen Kirche? Zumindest nicht auf dem Papier, denn die Gesamtzahl derer, die sich als katholisch bezeichnen, ist mit 3,86 Mio. auf den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen gestiegen, nur stellen sie durch die Zuwanderung nur noch 84 % der Gesamtbevölkerung dar. Die zweitgrößte Religionsgemeinschaft ist weit abgeschlagen mit 129.000 Mitgliedern die Church of Ireland, die drittgrößte sind mit 49.000 Mitgliedern die Muslime und die viertgrößte mit 45.000 Angehörigen die Orthodoxen Christen, deren Zahl sich in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt hat.
Ein paar Daten zu den Travellern, den Nicht-Sesshaften auf der grünen Insel. Mit 29.500 lag ihre Zahl im April 2011 bei 0.5 % der Bevölkerung der Republik. Während 8,2 % aller fünfzehn bis 29-jährigen Iren verheiratet sind, sind dies bei den Travellern mit 33 % vier Mal so viele. 26 % ihrer Frauen haben fünf oder mehr Kinder, verglichen mit 2,6 % in der Gesamtbevölkerung Die Arbeitslosigkeit unter den Travellern liegt bei 84 %, verglichen mit landesweit 14 %. Mit 115 Travellern hatte ein Prozent von ihnen einen Hochschulabschluss, in der übrigen Bevölkerung waren es 31 %.

Sonnabend, 20. Oktober 2012

Nach seinem Ärger über die deutsche Bundeskanzlerin, die den Wunsch Irlands über eine nachträgliche Erleichterung der Bedingungen für die Rückzahlung des dem Land gewährten Kredits in der EU blockiert, reist Taoiseach Enda Kenny zur Eröffnung einer der größten Lebensmittel-Messen der Welt nach Paris. Achtzehn irische Firmen stellen hier ihre Produkte von der Grünen Insel vor, 15 davon unter dem Banner Origin Green, einem Siegel von Bord Bia für umweltbewusste, nachhaltige Lebensmittelerzeugung. Frankreich ist für Irland das wichtigste Exportland für Lebensmittel. Rund 140.000 Besucher aus mehr als hundert Ländern werden bis Donnerstag auf der Messe erwartet.

Freitag, 19. Oktober 2012

Nach ihrem dramatischen Absturz bei den letzten Parlamentswahlen, als die Fianna Fáil auf den dritten und in den folgenden Umfragen gar auf den vierten Platz hinter Fine Gael, Labour Party und Sinn Féin – zurückfiel, macht die von 1932 bis 2011 stärkste Partei des Landes in den Meinungsumfragen erstmals wieder Boden gut und rückt auf den zweiten Platz vor. In einer am Montag und Dienstag durchgeführten repräsentativen Umfrage unter 1.000 Iren ab 18 Jahren antworteten auf die Frage, welcher Partei sie, sollte morgen gewählt werden, ihre Erststimme geben würden (in Klammern die Differenz zur Umfrage im Mai):
31 % Fine Gael (– 1)
21 % Fianna Fáil (+ 4)
20 % Sinn Féin (– 4)
12 % Labour Party (+ 2)
2 % Green Party (unverändert)
14 % Sonstige Parteien und unabh. Kandidaten (– 1)

Die Zufriedenheit mit der Arbeit der Regierung sank um sechs Punkte auf 21 %, wobei Regierungschef Enda Kenny von der Fine Gael der beliebteste Politiker des Landes blieb.

Donnerstag, 18. Oktober 2012

In Dublin gruppieren sich die Gegnern des geplanten Verfassungszusatzes zu den Rechten von Kindern, über den am 10. November in einem Referendum abgestimmt wird, um für seine Ablehnung Stimmung zu machen. Zu ihnen gehören die Christian Solidarity Party, die Aktionsgruppen Parents for Children und Alliance for Parents Against the State, der Herausgeber der Zeitschrift Alive Fr. Brian McKevitt und weitere Personen, die die Rechte der Eltern in dem Entwurf zu sehr beschnitten sehen.
Demgegenüber weist der Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin die Kritik aus konservativ-katholischen Kreisen “aus seiner persönlichen Sicht” zurück, nennt den Text ausgewogen und sieht die Rechte und Rolle der Eltern in dem geplanten Verfassungsartikel hinreichend geschützt. Eine offizielle Stellungnahme der katholischen Kirche liegt noch nicht vor.

Siehe auch: 03.11.06, 20.02.10, 20.09.12, 02.10.12

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Nach einer vom Sozialministerium im Auftrag gegebenen Studie hat zehn Prozent der Bevölkerung nicht hinreichend zu essen. Als ‘unter Nahrungsmittelarmut leidend’ galt

–	wer finanziell nicht in der Lage ist, zumindest alle zwei Tage eine fleischhaltige oder gleichwertige vegetarische Mahlzeit zu sich zu nehmen,
–	wer finanziell nicht in der Lage ist, sich einmal pro Woche eine Hauptmahlzeit mit einem Braten zu leisten und
–	wer aus Geldmangel mindestens einmal in vierzehn Tagen eine Mahlzeit ausfallen lässt.

Am meisten betroffen waren Familien mit drei und mehr Kindern unter achtzehn Jahren. Die Untersuchung soll jährlich wiederholt werden.

In der Frühzeit des Internets erwarb die Irish Times die Domäne ireland.com und fasste darunter ihre Angebote zusammen. Die Online-Ausgabe der Zeitung wurde später auf die Domäne irishtimes.com übertragen, doch ireland.com blieb als ‘Mantel’ erhalten, ebenso wie die Vergabe von eMail-Adressen @ireland.com an private User – zunächst kostenlos und später gegen Gebühr.
Nun müssen sich die rund 15.000 eMail-Nutzer mit der Adresse @ireland.com einen neuen Provider und neue Mail-Adressen suchen, denn mit Wirkung vom 7. Dezember wurde die Domäne für eine halbe Million Euro an Tourism Ireland verkauft. Die im Rahmen des Karfreitags-Abkommen entstandene Einrichtung zur Vermarktung des Tourismus in ganz Irland hofft, über die neue Internetadresse mehr Besucher für ihre Website zu finden auf die Grüne Insel zu locken.

Dienstag, 16. Oktober 2012

Die Labour Party stehe dazu, dass wer mehr Geld hat, auch höhere Steuern zahlen sollte, hört man heute von Sozialministerin Joan Burton als Reaktion auf die Forderung von ‘drei Rebellen’ aus den eigenen Reihen nach höheren Steuern für gut Verdienende. Sie habe sich mit den Vorschlägen der drei konkret noch nicht befasst, doch dürfe das Steuersystem die Menschen nicht überbelasten, und wer es sich leisten kann, sollte auch mehr zahlen.
Die Betroffenen auf Seiten der Schuldner werden es gerne hören: Auf einer Konferenz des irischen Bankenverbandes fordert der Generalsekretär im Finanzministerium John Moran die Banker heute auf, die Schulden von Haushalten, die nachweislich nicht in der Lage sind sie zurückzuzahlen, abzuschreiben. Über die Reaktion der Banker wird in der Meldung nichts kundgetan.

Montag, 15. Oktober 2012

Der Häuptling zeigt sich ungehalten über Abgeordnete seiner der eigenen Partei, nachdem in der heutigen Ausgabe des Irish Examiner acht Fine-Gael-Abgeordnete gefordert hatten, den im Croke-Park-Abkommen von 2010 vereinbarten Ausschluss weiterer Kürzungen und Belastungen für Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst bei den besser Verdienenden zu Diskussion zu stellen. Er würde es vorziehen, so Taoiseach Enda Kenny, wenn die Abgeordneten seiner Partei ihre Bedenken und Vorstellungen in der Fraktion und den Arbeitsgruppen äußern würden, statt sich damit an die Presse zu wenden. Für dieses Mal “verzeihe er ihnen”.
Auch unter den Abgeordneten seines Koalitionspartners gibt es Verstimmungen und Differenzen mit der Parteiführung. So fordern die aus der Fraktion der Labour Party ausgeschiedenen Abgeordneten Tommy Broughan und Patrick Nulty im Verein mit der Europa-Abgeordneten ihrer Partei Nessa Childers die Einführung einer Finanz-Transaktionssteuer, einer Vermögenssteuer und einen Steuersatz von 48 % auf Einkommen oberhalb von € 100.000, um damit eine Milliarde Euro mehr pro Jahr für das Gesundheits- und Bildungswesen sowie die Sozialfürsorge zu generieren. Das Wasser stehe den Betroffenen bis zum Halse, heißt es, und weitere Kürzungen seien nicht mehr zumutbar.

Sonntag, 14. Oktober 2012

Das Wort zum Sonntag. Auf einer Konferenz in Dublin protestierte in dieser Woche der irische Theologe und Augustinerpriester Fr. Gabriel Daly anlässlich des fünfzigsten Jahrestags der Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils gegen die “ungerechten und mitunter grausamen Taktiken des Papsttums und der Kurie gegen ehrbare Männer und Frauen, die sich ernsthaft darum bemühen, Christus in dieser Welt präsent zu machen”.
“Wir können innerhalb der Kirche unterschiedliche theologische Ansichten haben”, fuhr der Pater fort, “doch zweifellos ist diese Behandlung unserer Brüder und Schwestern absolut ungerecht und mit nichts zu verteidigen. Wenn wir uns nicht dem entgegenstellen, was Rom hier tut, werden sie damit fortfahren alle zu schikanieren, die legitimerweise nicht so denken wie sie selbst. Man schaue nur auf Fr. Seán Fagan. Er ist jetzt ein alter Mann, so wie ich. Er ist krank und leidet. Rom behandelt ihn schändlich, ich finde dafür keine andere Sprache als diese.”

Siehe auch: 09.04.12, 11.04.12, 17.04.12, 27.04.12, 07.05.12

Sonnabend, 13. Oktober 2012

Ein Jahr ist es morgen her, dass die rund 250 Bewohner des neuen Dubliner Priory Hall Appartement-Komplexes laut einer Anweisung des High Court ihre Wohnungen verlassen mussten, nachdem bei einer Kontrolle erhebliche Mängel beim Brandschutz festgestellt worden waren. Die Kosten zur Durchführung der Brandschutzmaßnahmen wurden auf € 7,3 Mio. veranschlagt, dies sind € 39.000 pro Wohnung.
Vom insolventen Bauunternehmer Thomas McFeely, dessen eigene Villa im August der Bad Bank NAMA zur Verwertung übereignet wurde, ist nichts mehr zu erwarten. Die Käufer und Mieter der Eigentumswohnungen, die zur Behebung der Mängel finanziell nicht in der Lage sind, leben seit einem Jahr auf Kosten der Steuerzahler in Wohnungen der Stadtverwaltung und NAMA. Mehr als zwei Millionen Euro hat die Stadt seither für ihre Unterbringung sowie die Sicherung des nunmehr unbewohnten Komplexes ausgegeben – fast ein Drittel von dem, was die Sanierung gekostet hätte –, und niemand weiß, wie es weitergeht. Und so gehen die ausquartierten Bewohner heute wieder einmal auf die Straße, um gegen das Vergessen zu demonstrieren.

Siehe auch: 18.10.11, 17.11.11, 29.11.11, 09.01.12, 20.01.12, 13.03.12, 22.04.12, 28.04.12, 01.08.12, 13.08.12
Nach vier Jahren unverändertem Brauerei-Abgabepreis – in den Pubs selbst ging der Preis für das ‘Pint of Plain’ derweil um bis zu zwanzig Cent zurück – kündigt die Guinness-Muttergesellchaft Diageo eine Erhöhung um 5 Cent für das Pint Guinness sowie die von Guinness in Lizenz gebrauten Lagerbiere Budweiser und Carlsberg an. Begründet wird dies mit dem Emporschnellen des Preises für Gerste sowie gestiegenen Energiekosten. Für den Verband der Pubbesitzer ist die Preiserhöhung “ein Desaster und weiterer Sargnagel für die irischen Pubs”, die in diesem Jahr um acht Prozent weniger umgesetzt hätten.

Freitag, 12. Oktober 2012

In Belfast öffnet in der kommenden Woche erstmals auf der Insel Irland eine Klinik, in der Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt werden, offen für alle Irinnen ab 16 Jahren einschließlich solcher, die über die irisch-irische Grenze aus der Republik anreisen. Die Kosten für den nicht-operativen Eingriff liegen bei € 435. Bislang mussten irische Frauen auch bei aus medizinischen Gründen angeratenen Schwangerschaftsabbrüchen mit dem Flugzeug oder Schiff nach Großbritannien reisen.
Siehe a.: 28.11.98, 07.08.99, 14.08.99, 10.09.99, 26.07.00, 23.08.01, 08.11.01, 29.11.01, 03.02.02, 07.03.02, 01.05.07, 10.05.07, 21.06.08, 16.12.10, 28.08.12
“Die politische Welt sollte zu Kenntnis nehmen, Senator Norris ist wieder in Form”, schreibt die Irish Times ein Jahr nach dessen wenig rühmlichen Auftreten bei seiner Bewerbung um das Amt zum Staatspräsidenten, das einen Schatten auf das Ansehen des für die Rechte Homosexueller sich einsetzenden Senators geworfen hatte. Er sei stolz, meinte dieser gestern, die Nominierung errungen zu haben, und dass es dann ein anderer wurde mache nichts, da das Land mit Michael D. Higgins einen wunderbaren Präsidenten bekommen habe, einen, der ihm als Konkurrent zur Nominierung verholfen hatte.
Anlass war die gestrige Vorstellung seiner Autobiographie in der Dubliner City Hall. Dabei erinnerte sich der das Buch vorstellende Journalist Eamonn McCann an eine seiner ersten Begegnungen mit David Norris. Als er Mitte der 1970-er Jahre für die Zeitung Sunday World einen Artikel über einen von Norris organisierten Protestmarsch Homosexueller in Dublin verfasste und ihn konsultierte, habe der ihm die einleitende Zeile ‘Dublins Homosexuelle gehen auf die Straße um ihre Rechte zu verteidigen” in “Homosexuelle Dubliner gehen auf die Straße”, geändert – womit sich dann auch noch der Joyce-Jünger David Norris eingebracht hatte.

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Ob der keltische Tiger brüllt oder gerade beerdigt wurde, gewettet wird immer. Die Regierung findet das lobenswert, und so ließ es sich Taoiseach Enda Kenny heute Vormittag nicht nehmen, persönlich das neue Dubliner Hauptquartier von Irlands führendem Buchmacher Paddy Power zu eröffnen. € 10 Mio. hat der Bau gekostet, finanziert von denen, die ihr erarbeitetes oder von der Sozialhilfe erhaltenes Geld bei den mitunter sehr kontroversen Wetten eingesetzt hatten. So offerierte der Buchmacher im November 2008 eine Wette mit einer Quote von 16 : 1 darauf, dass der neugewählte amerikanische Präsident seine erste Amtszeit nicht ausfüllen werde, was weithin als eine Wette auf seine Ermordung verstanden wurde.
Wie auch immer, die Firma bedankt sich beim Regierungschef und verspricht, in den kommenden drei Jahren zum Ausbau auch der internationalen Aktivitäten 610 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Seit April wurden bereits 190 Mitarbeiter neu eingestellt, womit die Zahl der Beschäftigten bei derzeit 2.173 liegt. Gesucht werden jetzt Fachkräfte für den Bereich E-Commerce, Technologieentwicklung, Soziale Medien, Marktforschung, Risikomanagement und Online-Marketing.

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Die nordirische Regionalregierung, da sind sich Unionisten und Republikaner einig, will die Körperschaftssteuer in Nordirland halbieren, die im Vereinigten Königreich bei 24 % liegt. Der Grund dafür ist die ausgesprochen niedrige Körperschaftsteuer von 12,5 % in der Republik Irland, die auch anderen EU-Staaten ein Dorn im Auge ist und die Republik für Investoren deutlich lukrativer macht, als die sechs zum Vereinigten Königreich gehörenden Grafschaften im Nordosten der Grünen Insel.
Geht die Selbstverwaltung Nordirlands so weit, dass seine Regierung das darf? Darüber wird seit Monaten diskutiert. Für die neue britische Nordirlandministerin Theresa Villiers wäre das eine “signifikante verfassungsmäßige Änderung”, doch will sie mit ihren Ministerkollegen in London darüber reden. Dort begegnet man dem Wunsch Nordirlands sehr distanziert, fürchtet, dass in der Folge auch Schottland größere Freiheiten bei der Gestaltung der Steuern reklamiert. Einen Streit darüber kann man jedoch im Vorfeld der für 2014 anvisierten Volksabstimmung über Abtrennung Schottlands von Großbritannien auf keinen Fall gebrauchen.
Zwar wurde der zum ersten Oktober angedrohte Streik der Dubliner Flughafenarbeiter zugunsten weiterer Gespräche abgesagt, doch dürfte die heutige Meldung kaum zur Schlichtung beitragen. Angestellte, die an dem Irish Aviation Superannuation Rentenplan teilnehmen und noch nicht in Rente sind, können nach einer Meldung von Aer Lingus bei Rentenantritt aus dieser Anlage möglicherweise nur 4 % von dem erwarteten Betrag erhalten, sollte das Defizit des Rentenfonds von fast € 750 Mio. nicht ausgeglichen werden. Gesetzlich verpflichtet, weiteres Geld in ihn zu schießen, sind die Fluggesellschaft und die gleichermaßen betroffene Dubliner Flughafenverwaltung nach ihrer Privatisierung wohl eher nicht, doch sieht die Gewerkschaft SIPTU hier eine “moralische Verpflichtung”.
Siehe auch: 15.06.12, 30.07.12, 12.09.12, 30.09.12

Dienstag, 9. Oktober 2012

Aus der Verschenkkiste eines Irlandrückkehrers heute wieder etwas in englischer Sprache, der Band 28 des Journal of the Kerry Archaeological and Historical Society.
Im zweiten Quartal des Jahres 1880 besuchten durchschnittlich 32,5 Schüler den Unterricht der National School auf der Großen Blasketinsel, erfährt man aus einem der Artikel in dem Band. Man muss schon ein sehr tiefgehendes Interesse an dieser Region im Südwesten Irlands haben, um sich für dergleichen zu interessieren, und so bin ich gespannt, ob sich Interessenten für das Buch finden. Es enthält die vier Abhandlung A Survey of the Promontory Forts of the Kerry Peninsulas, den Bericht Kerry’s forgotten Historian – Jeremiah King, die Untersuchung Primary Education on the Great Blasket Island 1864-1940 und die Notes of the Region of Barnasnaw, its Population, and Routes through it in Historic and Pre-historic Times.

Das Buch aus dem Jahr 1995 geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht (wieder einmal) an einen Leser aus Ratingen.
“Mit Unterstützung der irischen Regierung”, darauf legen Taoiseach Enda Kenny und sein Minister für Landwirtschaft und Ernährung Simon Coveney Wert, errichtet die Kerry Group in der Grafschaft Kildare mit einem Investitionsvolumen von € 100 Mio. ein Technologie- und Innovationszentrum. Bis 2015 werden der Ankündigung zufolge 800 und im Folgejahr noch einmal hundert neue Arbeitsplätze geschaffen, die Hälfte davon in Forschung und Entwicklung. Die Baubauarbeiten sollen im kommenden Frühjahr starten, wodurch für die nächsten Jahre, so der Regierungschef, vierhundert zusätzliche Arbeitsplätze im Baugewerbe geschaffen werden.
Die Kerry Group mit Hauptsitz in Tralee, beschäftigt weltweit 24.000 Mitarbeiter und exportiert ihre Produkte in 140 Länder. Zu ihren Marken gehören neben den Kerrygold-Produkten unter anderem Dairygold, Dawn, Galtee, Cheesestring und Charleville.
Die ersten Weihnachtsartikel tauchen in den Regalen auf, und die Kaufhäuser schauen sich nach Saisonarbeitskräften um. Zweihundert sucht seit heute Brown Thomas für sein Flagschiff in Dublins Grafton Street, 440 Marks and Spencer.

Montag, 8. Oktober 2012

Laut einer von Headstrong und der Abteilung für Psychologie der Universität Dublin durchgeführten Befragung von 8.000 jungen Erwachsenen zwischen 17 und 25 Jahren waren 43 % von ihnen schon in der Situation, dass sie ihr Leben als nicht lebenswert erachteten. Ein Fünftel von ihnen gab an, sich schon einmal absichtlich verletzt zu haben. Fünfhundert sagten, sie hätten bereits einen Selbstmordversuch unternommen, davon 180 im vergangenen Jahr.
Von einem dramatischen Anstieg des Zähneknirschens im Schlaf und dadurch verursachter Zahnschäden referierte vor einiger Zeit Dr. Padraig McAuliffe auf der Jahresversammlung der irischen Zahnärzte in Killarney und schätzte die Zahl der Zahnknirscher auf bis zu eine Million ein. Zurückgeführt wird das unter anderem auf Stress durch die Rezession, eine Folge, unter der die Zahnärzte selbst weniger leiden dürften.

Sonntag, 7. Oktober 2012

Poor old Dicey Reilly she has taken to the sup,
Poor old Dicey Reilly she will never give it up.
It’s off each morning to the pub,
And then she’s in for another little drop.
Ah, the heart of the rule is Dicey Reilly.

Es war nicht die Woche des Ministers für Gesundheit. “Poor old Dicey Reilly spinning his yarn to stroke politics experts (der arme alte Dicey Reilly spinnt sein Garn um die Politik-Profis zu schlagen)” resümiert die Irish Times Bezug nehmend auf einen bekannten Pubsong. Der gelernte Arzt James Reilly mag zwar als Minister noch recht neu in der Politik sein, so der Kommentar, doch hätte es ihm klar sein müssen, dass er nicht die geringste Chance hatte, sein verworrenes Seemannsgarn über das mysteriöse Auftauchen von zwei neuen Gesundheitszentren in seinem Wahlkreis der Opposition zu verkaufen. Mein lieber Minister, lautet der Ratschlag, versuch doch nicht alte Hunde mit neuen Tricks einzuwickeln, das geht daneben!

Derweil wird auch der Labour-Vorsitzende Eamon Gilmore in die Affäre hineingezogen, dem die Opposition mangelndes politisches Rückgrat vorwirft, weil er seine ehemalige Staatsministerin Róisín Shortall, statt ihr gegenüber dem Gesundheitsminister den Rücken zu stärken, aus Angst vor einem Zerbrechen der Koalition habe fallen lassen und sich einer öffentlichen Diskussion mit ihr verweigere. Meinungsverschiedenheiten in der Koalition, kontert dieser, seien am Kabinettstisch oder unter vier Augen zwischen ihm und dem Regierungschef zu klären.

Siehe auch: 24.07.12, 22.09.12, 27.09.12, 01.10.12, 04.10.12

Sonnabend, 6. Oktober 2012

77 Mio. Euro sollen im Bildungsbereich im kommenden Jahr eingespart werden. Ein Sparpotenzial sieht Staatsminister Alan Kelly (Labour Party) bei den Zuschüssen für die 55 Schulgeld erhebenden Privatschulen, die derzeit bei € 100 Mio. im Jahr liegen. Einige Abgeordnete der Labour Party fordern von Bildungsminister Ruairí Quinn, die finanzielle Unterstützung für diese Schulen, die von den Eltern Gebühren von bis zu 500 Euro und mehr im Monat erheben, komplett zu streichen. Ganz so weit will sein Staatsminister nicht gehen und hält vor allem bei Pivatschulen für Kinder religiöser Minderheiten eine finanzielle Unterstützung für angemessen, stellt jedoch das Gesamtvolumen der Zuschüsse in Frage.
Siehe auch: 25.02.03, 18.08.03, 22.05.04, 12.11.04, 10.10.05, 23.10.06, 09.10.07, 26.05.09
Wer in Irland arbeitslos ist, hat künftig mehr Chancen in Kanada. Nach einem gestern von Außenminister Eamon Gilmore und dem kanadischen Minister für Staatsbürgerschaft Jason Kennet unterzeichneten Abkommen wird die Zahl der jährlich ausgestellten Arbeitsvisa für irische Bürger im Alter von 18 bis 35 Jahren von 5.350 auf 10.700 und die damit verbundene Arbeitserlaubnis von ein auf zwei Jahre verdoppelt. Kanada hat in der Gruppe der acht größten Industrienationen das stärkste Wirtschaftswachstum, und trotz einer gar nicht so niedrigen Arbeitslosenrate von 7,2 % sind in vielen Industriezweigen und Regionen des Landes Arbeitskräfte knapp.

Freitag, 5. Oktober 2012

Die Hoffnung von Taoiseach Enda Kenny, noch vor den abschließenden Beratungen über den Staatshaushalt 2013 von der Troika aus EU, Europäischer Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds eine Erleichterung der Bedingungen für die Rückzahlung des dem Land gewährten Kredits zu bekommen, haben sich zerschlagen. Der Termin sei nicht mehr einzuhalten, musste der Regierungschef gestern in Brüssel eingestehen, doch es sei wichtiger, das Abkommen solide auszuhandeln als über ein Datum zu reden.
Zwei landesweit zentral durchgeführt Prüfungen müssen irische Schüler absolvieren, um die Zulassung zu einem Studium zu erlangen: das Junior Certificate am Ende der ersten Ausbildungsphase (in Deutschland: Sekundarstufe I) und das Leaving Certificate, das dem deutschen Abitur entspricht.
Gestern Nachmittag verkündete Bildungsminister Ruairí Quinn eine grundlegende Reform des Lehrplans verbunden mit der Abschaffung des Junior Certs. Der Fokus solle künftig auf das Lernen gerichtet sein, so der Minister, und nicht auf Examen, wobei die Leistungsprüfung durch von den einzelnen Schulen selbst durchgeführte kontinuierliche Bewertungen verbunden mit einem Abschlusstest erfolgen soll. Zur Gestaltung ihres Lehrplans werden die Schulen aus 21 Fachgebieten und einer Reihe von Kurzlehrgängen wählen können, darunter Chinesisch und Computer-Programmierung. Die Umstellung soll mit dem Schuljahr 2013/14 beginnen und 2020 abgeschlossen sein.

Die Lehrergewerkschaften zeigen sich ob der neuen Freiheiten alles andere als begeistert und drücken ihre Sorge aus, dass das Vertrauen der Eltern in die Schulen verloren geht, wenn sie durch den Wegfall des Junior Certs die Leistungen ihrer Sprösslinge nicht mehr direkt mit denen anderer Schulen vergleichen können. In der Tat schrecklich, wenn man nicht zeigen kann, dass die Äpfel am eigenen Baum besser als die in Nachbars Garten sind. (s.a. 27.04.11)

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Die Luft für den Gesundheitsminister wird dünner, nachdem sich herausgestellt hat, dass eines der beiden Grundstücke, die er in seinem Wahlkreis im Nachhinein zu Standorten für medizinische Grundversorgungszentren bestimmt hat, einem seine Partei unterstützenden Geschäftsmann gehört. Noch am Dienstag hatte Erziehungsminister Ruairí Quinn vom Koalitionspartner Labour Party den Minister dahingehend verteidigt, dass das fragliche Grundstück von dessen Vorgängerin Mary Harney ausgewählt worden sei, musste später allerdings eingestehen, diesbezüglich einer Fehlinformation aufgesessen zu sein.
Der Ministers selbst weist Beschuldigungen aus der Opposition, aus Eigeninteresse gehandelt zu haben, zurück und betont, die Auswahl des Grundstücks nicht beeinflusst zu haben. Während ihm Taoiseach Enda Kenny von einem Treffen der EU-Regierungschefs in Brüssel das “absolute Vertrauen der Regierung” bekundet, regt sich in den Reihen seines Koalitionspartners Labour Party zunehmend Unbehagen. Zwei ihrer drei Abgeordneten im Europaparlament forderten gestern seinen Rücktritt.

Siehe auch: 24.07.12, 22.09.12, 27.09.12, 01.10.12

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Der Entwurf des Staatshaushaltes 2013 ist in Arbeit, und der Finanzminister sucht nach Einsparmöglichkeiten. Dazu hat ein Expertengremium unter anderem empfohlen, das Kindergeld auf € 100 pro Kind und Monat zu beschränken. Zur Zeit beträgt es bei einem Kind € 140, bei zwei € 280, bei drei € 428 und steigt dann bis auf 1.228 Euro bei acht Kindern. Die Gesamtkosten dafür beliefen sich im vergangenen Jahr auf rund € 2 Mrd.
Ein anderer Vorschlag, dieses Mal von Landwirtschaftsminister Simon Coveney (Fine Gael), geht dahin, die Gewährung und Höhe des Kindergeldes vom Einkommen der Eltern abhängig zu machen. Seine Parteikollegin Regina Doherty weist dies zurück und spricht sich zugleich gegen jegliche Änderungen beim Kindergeld aus. Es gebe, so argumentiert sie, keine “zwei Klassen von Kindern” in Irland. Wenn gut verdienende Eltern das Kindergeld nicht für ihren Nachwuchs benötigen, müsse man bei der Besteuerung der Eltern ansetzen und nicht bei dem, was jedem Kind unabhängig seiner Familie zusteht.

Doch selbst das Kinderhilfswerk Barnardos mit seinem Motto To make Ireland the best place in the world to be a child hält eine Reform des Kindergeldes für erforderlich und Kürzungen unter Umständen für sinnvoll, wenngleich nicht, um das Geld für den Haushalt einzusparen. Das Kindergeld komme nicht immer bei den Kindern an, meinte gestern der Vorsitzende Fergus Finlay, und Einsparungen durch Kürzungen könnten dafür verwendet werden, um Familien mit geringem Einkommen auf andere Weise zum Wohl ihrer Kinder zu helfen.

Dienstag, 2. Oktober 2012

Der katholische Erzbischof von Dublin Diarmuid Martin widerspricht “aus persönlicher Sicht” der Kritik aus einigen konservativ-katholischen Kreisen am Wortlaut des Textes zu einem Verfassungszusatz zu den Rechten von Kindern, über den am 10. November in einem Referendum abgestimmt wird. Der Entwurf, so der Erzbischof, sei ausgewogen. Die Rechte und Rolle der Familie blieben hinreichend geschützt und staatliche Eingriffe auf extreme Ausnahmefälle beschränkt. Mit dem Text habe die Regierung einen guten Job gemacht. Eine offizielle Stellungnahme der katholischen Kirche steht noch aus.
Das sieht die ehemalige irische Europaabgeordnete und Mutter von neun Kindern Kathy Sinnott völlig anders. Sie will aus dem Text herauslesen, dass es der Staat und nicht die natürlichen Eltern sein sollen, die Interessen eines Kind am besten vertreten, und sieht in ihm einen Versuch, “die natürliche Ordnung umzukehren”.

Siehe auch: 03.11.06, 20.02.10, 20.09.12
Zu den größten Ereignissen eines Kindes im ersten Lebensjahrzehnt gehört im katholischen Irland die Feier der Erstkommunion, doch mit den “schlimmsten Exzessen wie Stretch-Limousinen, künstlich gebräunten Gesichtern, Designerkleidung und enormen Partys” soll nach der Vorstellung der Kirche Schluss sein. Die Teilnahme an der Erstkommunion, so gestern der Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin, solle nicht mehr “automatisch” erfolgen, d.h. die Eltern nicht mehr von Seiten der Kirche unaufgefordert angesprochen und “um Erlaubnis gefragt werden”, die Kinder an der Kommunion teilnehmen zu lassen. Eltern, die die Teilnahme ihres Kindes an der Kommunion wünschen, sollen künftig von sich aus an die Kirche herantreten, den Wunsch dazu äußern und ihre Bereitschaft bekunden, an der Vorbereitung mitzuwirken und ihr Kind auf dem Weg zu einem Sakrament, das auf eine schlichte Weise ohne extravagante Feiern gewährt werde, zu begleiten.
Nach einer statistischen Erhebung wurden in diesem Jahr in der Republik Irland € 45 Mio. für Kommunionfeiern ausgegeben, wozu € 26 Mio. für Geschenke von der Familie und Freunden kamen. Das ist etwas weniger als im vergangenen Jahr, als pro Familie rund 1.000 Euro für eine Kommunionfeier ausgegeben wurde und die Kinder im Schnitt Geschenke im Wert von rund 470 Euro erhielten.

Montag, 1. Oktober 2012

Nachdem Taoiseach Enda Kenny Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams am Wochenende aufgefordert hat zuzugeben, Mitglied der IRA und ihres obersten Befehlsgremiums gewesen zu sein, weist der die seit Jahren von verschiedenen Seiten immer wieder aufgestellte Behauptung ein weiteres Mal zurück. Bei der vom Regierungschef erneut angestachelten Diskussion handele es sich um nichts anderes als einen Versuch, von Kontroverse um den Gesundheitsminister abzulenken. (s.a. 24.09.12)
Gesundheitsminister James Reilly, einst selbst praktizierender Arzt und Vorsitzender der Ärztevereinigung IMO, steht weiter unter Druck und widerspricht der Rücktrittsbegründung seiner bisherigen Staatsministerin Róisín Shortall, er habe sich nicht an das zwischen Fine Gael und Labour Party vereinbarte Programm zur Reform des Gesundheitswesens gehalten. Er stehe für dessen vollständige Umsetzung, und es sei Frau Shortall gewesen, die sich nicht daran habe halten wollen. Derweil drückt der Regierungschef dem Gesundheitsminister sein Vertrauen aus, und die Labour Party nominiert ihren Dubliner Abgeordneten Alex White als Nachfolger von Róisín Shortall zum neuen Staatsminister für die medizinische Grundversorgung.
Siehe auch: 24.07.12, 22.09.12, 27.09.12
Das Jahr 2012 geht ins letzte Quartal, und statt eines Buches aus der ‘Verschenkkiste’ gibt es heute einen Fotokalender der besonderen Art für das Jahr 2013, kostenlos zu Verfügung gestellt vom Fotografen Stefan Schnebelt.
Mit der Ausbreitung der digitalen Fotografie und der Online-Fotodienste fällt es dem mit einer Kamera bewaffneten Irlandreisenden nicht schwer, sich für daheim sowie Freunde und Verwandte seinen eigenen, ganz persönlichen Irlandkalender zusammenstellen – von manchen Hobbyfotografen sicherlich etwas laienhaft, bei einigen aber auch in einer beachtlichen Qualität, die sich vor dem einen oder anderen Verlagsprodukt nicht verstecken muss. Die Luft für professionelle Kalendermacher ist damit dünner geworden, und es erfordert zunehmend Besonderes, um Abnehmer auf dem umkämpften Markt zu finden. Dem Fotografen Stefan Schnebelt ist das mit seinen Panorama-Kalendern gelungen, die er seit 2009 im Eigenverlag produziert. Über seine Arbeit und die Entstehung seiner Fotos oft abseits touristischer Pfade berichtet er in der aktuellen Ausgabe des irland journals, die in diesen Tagen ausgeliefert wird und dessen Titelbild ein Auschnitt aus dem neuen Kalender ziert.

Ein Exemplar seines Kalenders 2013 geht frei Haus an den ersten Interessenten bzw. die erste Interessentin, der oder die sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und eine Versandadresse in Deutschland angibt.

Nachtrag: Bevor mein Postfach nun noch weiter überflutet wird … Der Kalender ist vergeben und geht mit ganz knappem Vorsprung an einen Leser aus 88487 Mietingen.

Nachrichten aus Irland – Oktober 2012