Nachrichten aus Irland

Januar 2015

Zusammengefasst nach Berichten irischer Medien

Aktueller Monat & Archiv

Sonnabend, 31. Januar 2015

Die Gegner der Gebühren für Trinkwasser hatten zu neuen Protesten aufgerufen, doch kamen nach Angaben der Polizei mit 3.500 bis 4.000 Teilnehmern deutlich weniger als im vergangenen November, als 15.000 bis 20.000 Demonstranten gezählt wurden. Die wohl spektakulärste Aktion wurde aus Limerick gemeldet, wo zwei Studenten auf die Zinnen von King John’s Castle (eine mittelalterliche Burg aus dem 13. Jahrhundert) kletterten und eine 2,5 Meter große Flagge We Won’t Pay hissten.
Bis jetzt hat nach Angaben von Irish Water von den geschätzt 1,9 Mio. Haushalten eine Million ihre Daten für die Zahlung der Gebühr, die zum ersten April vergangenen Jahres eingeführt wurde, eingereicht. Für Haushalte, die sich bis morgen um Mitternacht nicht mit Angaben zur Zahl der Familienmitglieder haben registrieren lassen, entfallen die im November beschlossenen Nachlässe, womit sich die Jahresgebühr auf € 260 erhöht.

Siehe a.: 31.07.00, 15.11.00, 06.01.03, 12.09.03, 07.09.09, 20.04.10, 07.04.11, 18.04.12, 24.03.13, 29.07.13, 17.04.14, 23.04.14, 01.05.14, 01.05.14, 05.05.14, 23.06.14, 20.08.14, 02.10.14, 11.10.14, 13.10.14, 16.10.14, 28.10.14, 30.10.14, 02.11.14, 04.11.14, 05.11.14, 17.11.14, 19.11.14, 20.11.14, 21.11.14

Freitag, 30. Januar 2015

Nach einer Studie des renommierten Dubliner Trinity College haben nur elf Prozent aller Seniorenheime ausgewiesene Abteilungen für demente Menschen. In den Grafschaften Sligo, Wicklow, Carlow, Westmeath, Kilkenny und Offaly gibt es keine einzige solche Einrichtung. Nach den Empfehlungen sollen demente Menschen in Gruppen von nicht mehr als zehn Personen betreut werden; der Durchschnitt in den untersuchten 470 Einrichtungen lag jedoch bei 19 und reichte bis zu 29. Die meisten Senioren mit hohem Pflegeaufwand sind in privaten Heimen untergebracht, die jedoch die geringsten Zuschüsse erhalten. Nach Ansicht der Verfasser der Studie muss daher über neue Finanzierungsmodelle und Förderungsrichtlinien nachgedacht werden.

Donnerstag, 29. Januar 2015

Das irische Kabinett verkündet einen Aktionsplan zur Eindämmung der Arbeitslosigkeit, die zuletzt bei 11,1 % lag. Er beinhaltet mehr als 380 Maßnahmen mit dem Ziel, im laufenden Jahr 40.000 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Sein Ziel sei, so Taoiseach Enda Kenny, dass bis Ende 2016 die Auswanderung gestoppt wird und von da an jährlich mehr Menschen nach Irland zurückkehren als das Land verlassen.
Laut einem Gutachten zur Reform des nordirischen Gesundheitswesens ist das Land mit zehn Krankenhäusern überversorgt, die andererseits aber einen so schlechten Standard haben, dass sie den Bedürfnissen der Patienten nicht nachkommen. Wie viele und welche Hospitäler geschlossen werden sollten, wird nicht gesagt, doch eine Studie zitiert, nach der für die 1,8 Mio. Einwohner vier räumlich, technisch und personell gut ausgestattete Krankhäuser hinreichend sind.

Mittwoch, 28. Januar 2015

Derweil der Vorstandsvorsitzende der International Airlines Group (British Airways, Iberia) Willie Walsh heute zu Gesprächen mit Regierungsvertretern in Dublin erwartet wird, hat die Regierung nach Einschätzung der Irish Times nur “wenig Appetit”, dem einstigen Aer-Lingus-Chef ihren 25,1 %-Anteil an der Fluggesellschaft zu verkaufen, der dem Staat rund € 350 Mio. einbringen würde, ein Angebot, das eine von Verkehrsminister Paschal Donohoe eingesetzte Expertengruppe unter die Lupe nehmen soll. Dabei gehe es nicht nur um den Preis, erklärte Taoiseach Enda Kenny gestern im Parlament, sondern vor allem auch um den Erhalt von Flugrouten und Arbeitsplätzen. (s.a. 26.01.15)
Zum 31. März läuft in der Europäischen Union die Milchquoten-Regelung aus, und jeder Betrieb darf so viel produzieren wie er will. Während in deutschen Medien die möglichen negativen Auswirkungen (Verdrängung und Aussterben kleiner und mittlerer Erzeuger) hervorgehoben werden, sieht Landwirtschaftsminister Simon Coveney darin eine große Chance und zitiert eine Untersuchung, nach der die Freigabe der Produktionsmengen allein für die Grafschaft Cork in den kommenden fünf Jahren 4.000 neue Arbeitsplätze schaffen könnte, und sieht positive Effekte in auch in anderen ländlichen Regionen des Landes. Eine Steigerung der Produktion sei jedoch nur möglich, warnt das Cork Institute of Technology, wenn die Regierung vorab in die Infrastruktur der Region investiere.

Dienstag, 27. Januar 2015

Die seit September im Amt befindliche irische Datenschutzbeauftragte Helen Dixon äußert Bedenken gegen das geplante Postleitzahl-System, bei dem jeder Haushalt und jede Firma eine eigene, siebenstellige Postleitzahl erhalten soll, sowie gegen die geplante Einführung einer Grundschüler-Datenbank. In letzterer sollen die Daten aller eingeschulten Schüler gespeichert und bis zu ihrem 30. Lebensjahr vorgehalten werden. Dazu gehören ihre PPS-Nummer, ethnische Zugehörigkeit und Religion.
Dass das Bildungsministerium Daten über die Schüler benötige, so Frau Dixon, bestreite sie nicht, doch habe man bislang nicht schlüssig darlegen können, wozu eben diese Informationen über einen so langen Zeitraum gebraucht werden. Darüber hinaus kritisierte sie die Politik, die “zur Beruhigung der Öffentlichkeit” immer mal wieder verkünde, bestimmte Vorhaben seien “in Abstimmung mit der Datenschutzbehörde” erfolgt, woraus die Menschen auf eine eingehende Analyse und rigorose Prüfungsverfahren schließen würden, die es in der Realtität nicht gegeben habe.
Diskutiert wird derzeit ein Gesetzesvorhaben, Werbung für alkoholische Getränke bei Sportveranstaltungen und ihr Sponsoring durch Getränkefirmen zu verbieten. Ausklinken aus den Beratungen musste sich jetzt Sportminister Paschal Donohoe, nachdem ihm aufgefallen war, dass er Aktien des Getränkekonzerns Diageo (zu dem auch Guinness gehört) besitzt, in dem seine Frau einst Karriere gemacht hatte.
Lange konnte sich Michael Lambert aus Ballintubber in der Grafschaft Roscommon nicht an seinem Titel ‘Ältester Mensch Irlands’ erfreuen, den er seit November tragen durfte. Geboren in einem strohgedeckten Cottage neben dem heutigen Wohnhaus der Familie, hatte er sein ganzes Leben an seinem Geburtsort verbracht. Gestern Nacht starb er im 108en Lebensjahr. Sein Vorgänger Luke Dolan war knapp ein Jahr älter geworden.

Montag, 26. Januar 2015

Um die Versuche von Ryanair, eine Mehrheitsbeteiligung bei Aer Lingus zu erwerben, ist es ruhig geworden. Nun steht mit der International Airline Group (IAG), entstanden durch die Fusion von British Airways und Iberia, ein neuer Interessent nicht nur für die vom irischen Staat gehaltene Beteiligung von 25,1 % vor der Tür – mit dem IAG-Vorstandsvorsitzenden Willie Walsh an der Spitze, einem ehemaligen Aer-Lingus-Flugkapitän, der, aufgestiegen zum Vorstandsvorsitzenden, die vordem staatliche Airline aus der Verlustzone geführt hatte, ehe er zu British Airways wechselte.
Und dieses Mal scheint die Regierung nicht grundsätzlich abgeneigt zu sein, ihren Anteil an Aer Lingus zu Geld zu machen. Bei € 1,36 Mrd. liegt ein drittes verbessertes Übernahmeangebot der IAG, und auch der Vorstand von Aer Lingus sieht die Offerte positiv. Allerdings müsse sichergestellt werden, meinte gestern die stellvertretende Regierungschefin Joan Burton von der Labour Party, dass Aer Lingus seine Slots in London Heathrow behält und nicht an British Airways verliert, und dass Dublin und Shannon als Drehkreuze für Flüge in die USA erhalten bleiben.
Bleiben wir indirekt beim Fliegen. Nachdem das noch aus der Zeit vor der Rezession stammende Infrastruktur-Projekt einer U-Bahn von der Dubliner Innenstadt zum Flughafen in der Versenkung verschwunden ist, enthüllte heute der Vorstandsvorsitzende der irischen Bahn David Franks gegenüber dem Irish Independent einen Plan, den Dubliner Flughafen an das Eisenbahnnetz anzubinden. Bleibt abzuwarten, was der Verkehrsminister und die Regierung dazu sagen.

Sonntag, 25. Januar 2015

Wer sind die Parteiführer der nächsten Generation, fragt an diesem Wochenende die Irish Times, und kommt zu dem Schluss, dass die Frage heute schwerer zu beantworten ist als in der Vergangenheit, zumindest in der einst dominierenden Fianna Fáil, wo Charlie Haughey, Albert Reynolds, Bertie Ahern, Brian Cowen und der heutige Parteichef Micheál Martin nur wenig Zweifel daran aufkommen ließen, dass sie ihrem Vorgänger folgen würden. Nur beim Fine-Gael-Vorsitzenden und Regierungschef Enda Kenny sei es nicht so klar gewesen, dass er den Chefposten erringen – und halten – würde. Doch wen sieht die Irish Times nun als die nächste Generation?
Fine Gael: Die besten Chancen werden dem 36-jährige Gesundheitsminister Leo Varadkar eingeräumt, ein heller Kopf, wie es heißt, ideologisch getrieben, und ein klarer Denker mit großen Managementfähigkeiten, der in der Lage ist, eine Unmenge von Informationen zu verarbeiten und aus ihnen heraus eindeutige Entscheidungen zu treffen. Auf der negativen Seite steht, dass er wenig kollegial ist und mitunter seine Mitminister verärgert. Ihm folgen in der Liste der Kandidaten der 43-jährige Landwirtschaftsminister Simon Coveny, dessen lautes Nachdenken über eine mögliche Koalition mit der Fianna Fáil seinem Ansehen in der Partei allerdings etwas geschadet hat, und als mit 65 Jahren Älteste im Bunde Justizministerin Frances Fitzgerald, die sich bei der gescheiterten Palastrevolution gegen ihren Vorsitzenden Enda Kenny als einzige klar auf seine Seite gestellt hatte.

Labour Party: Auch hier sieht die Irish Times mit dem 39-jährigen Umweltminister Alan Kelly ihren jüngsten Minister im Vorteil, der zudem ihr stellvertretender Vorsitzender ist und der bevorzugte Nachfolger der derzeitigen Chefin Joan Burton sein dürfte. Er gilt als durchsetzungsfähig, auch wenn sich manche einer einen feinsinnigeren und mehr in der städtischen Bevölkerung verankerten Mann an der Spitze wünschen dürften. Da könnte der 55-jährige Energieminister Alex White ein Kompromiss-Kandidat sein, der im letzten Sommer für den Parteivorsitz kandidierte und sich Joan Burton geschlagen geben musste.

Fianna Fáil: Von der Irish Times wird ihr Sprecher für Finanzen Michael McGrath auf den ersten Platz gesehen, nicht zuletzt, weil er sich beim Absturz der Partei bei der letzten Parlamentswahl glänzend geschlagen hatte. Als sein Manko könnte sich erweisen, dass er manchen in moralischen Fragen zu konservativ ist. In diesem Fall werden ihrem Sprecher für Gesundheitsfragen Billy Kelleher gute Chancen eingeräumt, einem Mann mit Humor, der in Fragen des Schwangerschaftsabbruchs eine liberalere Position einnimmt.

Sinn Féin: Wie lange will es der 67-jährige Gerry Adams noch als Parteipräsident machen, fragt die Irish Times. Nach außen hin scheint seine 45-jährige Stellvertreterin Mary Lou McDonald die prädestinierte Nachfolgerin zusein, doch gibt es in der Parteibasis auch Vorbehalte gegen sie. Sollte der Nachfolger von Gerry Adams aus der Republik Irland kommen, dürfte nach Ansicht der Zeitung ihr Sprecher für Finanzen Pearse Doherty, der zugleich ein glänzender Diskussionsredner ist, ein ernsthafter Rivale für Mary Lou sein, während aus Nordirland Bildungsminister John O’Dowd und dem Abgeordneten Conor Murphy Chancen eingeräumt werden.

Sonnabend, 24. Januar 2015

Im Rahmen einer weiteren Überprüfung der irischen Finanzen nach dem Verlassen des Euro-Rettungsschirms zeigt sich die Europäische Kommission zwar alles in allem zufrieden, drückt jedoch ihre Besorgnis über die beschlossene Senkung Wassergebühren aus, die sie nicht mehr für kostendeckend hält und so zu einem höheren Haushaltsdefizit führen könnte. (s. 21.11.14)
4,2 Million Euro hat der irischen Hauptstadt im vergangenen Jahr das ‘Clamping’ von falsch geparkten Autos eingebracht. 56.600 Dubliner Autofahrer fanden nach der Rückkehr vom Shopping oder anderen Vergnügungen ihr Fahrzeug durch Radkrallen blockiert und durften es für € 75 auslösen, im Schnitt also 155 pro Tag. An Parkgebühren kassierten die fünf größten Städte des Landes im Jahr 2013 fast € 50 Mio.

Freitag, 23. Januar 2015

Ein kleines Jubiläum ist heute zu vermelden: Zum hundertsten Mal findet am Vormittag im Dubliner Convention Centre eine Einbürgerungs-Zeremonie statt, womit die Zahl der irischen Staatsbürger auf einem Schlag um 2.100 steigt. Geboren wurden die neuen Iren in 109 unterschiedlichen Ländern, die meisten davon in Indien, Nigeria, den Philippinen, Polen und Rumänien
Nach Justizministerin Frances Fitzgerald weist auch Außenminister Charlie Flanagan einen Bericht des amerikanischen Fernsehsenders CNN zurück, nach dem Irland ein Drehkreuz für die Reise von Terroristen nach Syrien und in den Irak sein soll. Pro Kopf der Bevölkerung, hatte der Sender berichtet, stehe Irland an zweiten Stelle unter den Ländern, von denen aus sich Terroristen in den Nahen Osten aufmachen. Auch gebe es keinerlei Beweise für Behauptungen in den Medien, fuhr der Minister in seiner Erklärung vor dem irischen Parlament fort, dass in Irland Trainings- oder Rekrutierungs-Camps für Terroristen existieren. (s.a. 16.01.15)

Donnerstag, 22. Januar 2015

Auch wenn die Umfragewerte für den gegenwärtigen Koalitionspartner Labour Party im tiefsten Keller liegen, kann selbst manch einer aus seiner der eigenen Partei nicht nachvollziehen, weshalb der Minister für Landwirtschaft, Fischerei und Verteidigung Simon Coveny gerade jetzt laut darüber nachdenkt, ob die Fine Gael nach den Wahlen im Frühjahr nächsten Jahres nicht auch eine Koalition mit der derzeit oppositionellen Fianna Fáil eingehen könnte. Die Fianna Fáil, so ein prominenter Fine-Gaeler, habe dem Land in früheren Koalitionen “unsäglichen Schaden” zugefügt, so dass ein Nachdenken über eine Koalition mit ihr fehl am Platz sei.
Mehr als nur verärgert ist man beim aktuellen Koalitionspartner Labour Party. Ihre Partei, so die Staatsministerin Kathleen Lynch, habe das vergangene Jahr damit verbracht, “den durch die Fine Gael verursachten Schlamassel aufzuräumen” und sei dadurch selbst in der Wählergunst gesunken, so dass man die Bemerkungen des Landwirtschaftsminister als ausgesprochen unloyal bezeichnen müsse.
Die Zahl der Kinder, die in ihren Familien in dauerhafter Armut leben und denen es an so grundlegenden Dingen wie Heizung und warme Kleidung mangelt, ist nach Erkenntissen des Zentralamtes für Statistik im Jahr 2013 auf 12 % bzw. 140.000 gestiegen und hat sich damit seit 2008 verdoppelt. Ein nationaler Skandal, meinen karikative Gruppen, und fordern die politisch Verantwortlichen auf, ihre Augen nicht länger davor zu verschließen und etwas dagegen zu unternehmen.

Mittwoch, 21. Januar 2015

Rund 600 Anträge zur Genehmigung von Fischfarmen liegen dem Fischereiministerium derzeit vor, nicht wenige davon seit Jahren. “Einen erheblichen Teil davon” verspricht der seit sechs Monaten im Amt befindliche Minister Simon Coveney im Laufe des Jahres abzuarbeiten. Allein in den letzten drei Jahren gingen zweihundert Anträge auf Lizenzen für die Fischzucht an der Süd- und Westküste Irlands ein, darunter für neue Farmen in der inneren Bantry Bay, der Roaring Water Bay, der Galway Bay, dem Killary Harbour und dem Castlemaine Harbour. An Irlands Küsten existiert ein großes Potential für alle Arten von Aquakulturen, meint der Fischereiminister und macht sich damit nicht nur Freunde.
Besonders umstritten bei Umweltschützern ist ein Antrag der Fischereibehörde BIM für eine Fischfarm nahe der Insel Inis Oírr (Inisheer), der kleinsten der drei Araninseln in der Galway Bay. 15.000 Tonnen Lachs sollen dort jährlich erzeugt werden. Für weitere 5.000 Tonnen will BIM eine Fischfarm zwischen den Inseln Inishbofin und Inishturk im Süden der Clew Bay in der Grafschaft Mayo einrichten. Eine Milliarde Euro will man jährlich durch die Fischzucht zu generieren und das Exportvolumen auf € 650 Mio. zu erhöhen.

Dienstag, 20. Januar 2015

Rund 20.000 der etwa 200.000 Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst Nordirlands müssen in Folge der zur Rettung der Exekutive akzeptierten Haushaltskürzungen nach einer Ankündigung von Finanzministers Simon Hamilton in den kommenden vier Jahren entfallen. Geschehen soll dies zum einen durch einen Einstellungsstopp und zum anderen durch freiwilliges Ausscheiden, gefördert durch eine Abfindungsregelung. Doch für diese muss zunächst einmal ein Kredit beim britischen Schatzkanzler aufgenommen werden, was die Schuldenlast des Landes auf umgerechnet 2,3 Mrd. Euro erhöht, womit die Nordiren mit € 1.300 pro Einwohner doppelt so hoch verschuldet sind wie die benachbarten Schotten.
Aufgrund eines ‘Dienstes nach Vorschrift’ der nordirischen Wasserwerker werden dringend erforderliche Reparaturen nicht mehr ausgeführt, mit der Folge, dass derzeit insbesondere in entlegenden Regionen der Grafschaften Fermanagh, Tyrone und Derry bis zu 7.500 Haushalte und Geschäfte ohne fließendes Wasser sind. Eine Frau aus Sperrin Mountain berichtet, dass sie und ihre drei Kinder seit sechs Tagen ohne Leitungswasser auskommen müssen, und spricht von Zuständen “wie in der dritten Welt”: “Ich muss rausgehen und Schnee von den Autodächern kratzen, um Wasser für den Tee und zum Kochen zu haben, denn das sind die saubersten Stellen, von denen man Schnee holen kann. Ich kann ihn schließlich nicht vom Boden schaufeln; wer weiß, was sich da alles sonst noch auf dem Boden befindet.”

Montag, 19. Januar 2015

Das irische Tribunal für Gleichstellungsfragen billigt einer bei einer Beförderung übergangenen Grundschullehrerin “wegen Verstoßes gegen das Verbot von Diskriminierung auf Grund von Alter, Religion oder sexueller Orientierung” eine finanzielle Entschädigung in Höhe von € 54.000 zu. Die erfahrene, seit zehn Jahren als stellvertretende Leiterin einer katholischen Grundschule angestellte Lehrerin war bei der Bewerbung um die frei gewordene Schulleiterstelle einem jüngern, weniger erfahrenen Kollegen unterlegen.
Das Gericht rügte, dass das Bewerbungskomitee die Lehrerin durch rechtlich unzulässige Fragen bezüglich ihrer Einstellung zu Sexualität und homosexuellen Lehrern und Lehrerinnen nervös gemacht habe. Gleichfalls unzulässig seien Fragen bezüglich ihrer Bewertung von Vorstellungen der Lehrer-Gewerkschaft INTO zur Religion gewesen.

Sonntag, 18. Januar 2015

Ein Sonntagsinterview der Moderatorin Miriam O’Callaghan mit Gesundheitsminister Leo Varadkar auf RTÉ Radio 1:
Als der junge Leo im zarten Alter von sieben seiner Mutter anvertraute, er wolle Gesundheitsminister werden, sei diese zu Stein erstarrt gewesen, verriet der heutige Amtsinhaber der Nation, und schockierte das politische Establishment gleich darauf mit der Aussage, dass “ein Politiker den Menschen die Wahrheit sagen soll”. Es folgte die Offenbarung, dass er immer noch erst 36 Jahre alt ist. Er hat heute Geburtstag.

“An diesem großen Tag etwas Besonderes vor?”, fragte seine Interviewpartnerin. “Nichts Besonderes,” antwortete der Minister. Wirklich nichts?” “Nichts, abgesehen davon, dass ich heute zum ersten irischen Kabinettsminister werde, der sich als homosexuell bekennt.”

Eine Information, die selbst viele in der eigenen Partei überrascht, und zugleich gekonnt platziert. Denn im Vorfeld des Referendums zur Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe und der Aufhebung des Verbots für Homosexuelle Blut zu spenden, blieb ihm, um mögliche Gerüchte nicht aufkommen zu lassen, letztlich nichts anderes übrig, als vor der Verabschiedung der Vorhaben damit herauszurücken. “Ich will nicht, dass irgendjemand auf die Idee kommt, dass ich eine verborgende Agenda habe”, so der Minister, “oder nicht im vollen Umfang offen und ehrlich bin. Ich will ein gleichberechtigter Bürger in meinem eigenen Land sein.”

“Eine erstaunliche Erklärung für einen Kabinettsminister und PFT*”, meint Miriam Lord von der Irish Times.

* Potenial future Taoiseach (Potenzieller künftiger Regierungschef)

Sonnabend, 17. Januar 2015

Alles in allem dürfte die Bankenrettung die irischen Steuerzahler um die 40 Milliarden Euro kosten, so am Donnerstag der Präsident der irischen Zentralbank Patrick Honohan vor einem Ausschuss von Parlament und Senat. Dabei sei vorausgesetzt, dass von den € 64 Mrd., die die Affäre gekostet habe, 24 Mrd. zurückfließen, doch ob dieses geschehe, sei mit manch einem Fragezeichen versehen.
Wo das Geld denn geblieben sei? fragte ein Abgeordneter. “In Rauch aufgegangen”, so die Antwort von Prof. Honohan, der erst nach dem Banken-Crash Chef der Zentralbank geworden war, und fügte auf die Frage eines anderen, ob man dann im September 2008 die (nun in Abwicklung befindliche) Anglo Irish Bank besser hätte Pleite gehen lassen sollen, ein “Ja, auf jeden Fall” hinzu. Jeder der Entscheidungsträger hätte erkennen müssen, dass dies der richtige Weg gewesen wäre. Alle Investmentbanken, die sich damals die Sache angeschaut hätten, hätten erkannt, dass das Geschäftsmodell der Anglo Irish Bank unglaubwürdig gewesen war.

Freitag, 16. Januar 2015

Justizministerin Frances Fitzgerald weist im Vorfeld von Beratungen mit Polizeipräsidentin Nóirín O’Sullivan Zeitungsberichte über Ausbildungslager für islamistische Terroristen in Irland zurück. Die Gerüchte entbehrten jeglicher Grundlage und es gebe keine Informationen, die auf solche Lager hindeuten.
Die irische Lehrer sind weiterhin im Streit mit Bildungsministerin Jan O’Sullivan bezüglich der Reform des Curriculums für die Mittelstufe und kündigen für den Donnerstag der kommenden Woche einen erneuten Streik an, da es trotz anhaltender Diskussion weiterhin beträchtliche Differenzen zwischen den beiden Seiten gebe. Für die Ministerin ist der Streik, über den nicht alle Schüler traurig sein dürften, völlig unbegründet. (s.a. 02.12.14)

Donnerstag, 15. Januar 2015

Nachdem in der vergangenen Nacht der Sturm Rachel mit bis zu 150 km/h über Irland gefegt ist, waren heute Vormittag in den Grafschaften Donegal, Cork, Killarney, Galway, Athlone, Tullow und Wexford wieder einmal mehr als 16.000 Haushalte ohne Strom – kein Wunder denkt sich der deutsche Tourist, wenn er die oft schiefen Holzmasten sieht, über die im ländlichen Westirland die Stromkabel in die Dörfer führen.
Am meisten betroffen war die nördlichste Grafschaft Donegal, wo heute Mittag noch rund 10.000 Familien ohne Elektrizität waren. Vor der Küste von Galway, der größten Stadt des Westens, wurden Wellenhöhen von bis zu vierzehn Metern gemessen und der Fährverkehr zu den in der Bucht liegenden Araninseln eingestellt. Am Südrand der Bucht waren 800 Haushalte ohne Strom und einige Straßen überflutet. Viele Schulen in der Stadt und der Grafschaft sind heute geschlossen.
Straßenmusiker gehören zum Stadtbild Galways und sind ein Touristenmagnet. Doch muss es mit laut dröhnenden Verstärkern sein? Jetzt wurde das Ergebnis einer im vergangenen Monat durchgeführten öffentlichen Anhörung an die Stadtverordneten weitergeleitet. 88 Eingaben waren behandelt worden. Empfohlen wird unter anderem das Festlegen einer Maximallautstärke bis hin zu einem Verstärkerverbot, ein Verbot Ladeneingänge zu blockieren, sowie ein Verbot den Fußgängerfluss zu stören und “potenziell gefährliche Darbietungen” durchzuführen.

Mittwoch, 14. Januar 2015

Das von der Constitutional Convention empfohlene Referendum zur Streichung des Verbots der Gotteslästerung aus der irischen Verfassung wird laut Taoiseach Enda Kenny nicht mehr in der gegenwärtigen Legislaturperiode abgehalten. Die Volksabstimmung werde “zu einem angemessenen Zeitpunkt” stattfinden, so der Regierungschef, doch bräuchten die notwendigen Konsultationen und Einleitung des Gesetzesverfahrens mehr Zeit, als bis zu den nächsten Wahlen zu Verfügung stehe. (s.a. 11.07.09, 03.11.13)
Die Stadt Galway legt Pläne zum Ausbau ihres Hafens vor, der nach Süden verlegt, für Kreuzfahrtschiffe geeignete Tiefwasserbecken, eine Marina, ein nautisches Zentrum und “evtl. im Kleinformat ein Opernhaus wie der Hafen von Sydney” bekommen soll.
Dazu werden an der Bucht von Galway 27 Hektar umweltsensible Flächen benötigt, die eigentlich nicht bebaut werden dürften, was nach EU-Recht wegen übergeordnetem öffentlichen Interesse durch Ausgleichsflächen kompensiert werden soll. Die auf mindestens drei Wochen angesetzte mündliche Anhörung vor der Planungsbehörde An Bord Pleanála hat soeben begonnen. Im Falle der Genehmigung werden für die Ausführung des Gesamtprojekts bei einem Investitionsvolumen von € 126 Mio. acht Jahre veranschlagt, davon 52 Millionen in der ersten Phase.

Dienstag, 13. Januar 2015

Laut einem von der Gesundheitsbehörde HSE bei einer britischen Beratungsfirma in Auftrag gegebenen Gutachten ist das von der Qualitätssicherung formulierte Ziel, dass in potenziell lebensbedrohenden Fällen in acht von zehn Fällen acht Minuten nach einem medizinischen Notruf eine Ambulanz zur Stelle ist, utopisch. Im vergangenen Jahr wurde das 8-Minuten-Ziel in Städten in gerade mal in einem von vier Notrufen erreicht, auf dem Lande in einem von fünfzehn. Eine Verbesserung der Lage würde der Studie zufolge 290 zusätzliche Mitarbeiter erfordern und jährliche Mehrkosten von 15 Mio. Euro verursachen. Beim Vergleich mit England sei zu berücksichtigen, dass dort nur 12 % der Bevölkerung auf dem Lande lebt während es in Irland 40 % sind, so dass die Kosten für den ambulanten Service in Irland deutlich höher ausfallen.
Kritisiert wird die irische Ambulanz dahingehend, dass sie sich darauf beschränkt alle Patienten in die nächstgelegene Notaufnahmestation eines Krankenhauses zu bringen, statt wie in vielen anderen Staaten zunächst den Kranken zu untersuchen und nach Möglichkeit eine Behandlung vor Ort einzuleiten.

Montag, 12. Januar 2015

Der nordirische Justizminister David Ford plant eine Gesetzesänderung, nach der Schwangerschaftsabbrüche zulässig sind, wenn das ungeborene Kind nach der Geburt keine Überlebenschance hat. Die katholische Kirche der Republik Irland vertreten durch den Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin wirft ihm dabei vor, Argumente, die gegen eine solche Änderung sprechen, nicht in die Diskussion einzubeziehen.
Im Rahmen einer Kampagne zur Verhinderung von Selbsttötungen gibt die irische Eisenbahn bekannt, dass sich in den vergangenen vier Jahren 29 Menschen das Leben genommen haben, indem sie sich vor Züge warfen. Auf allen Bahnsteigen des Landes sollen jetzt Tafeln mit Kontaktnummern zu Beratungsstellen für Menschen mit Depressionen und psychischen Problemen aufgestellt werden, auf denen sie ermuntert werden sich an diese zu wenden, eine Beschilderung, die sich nach einer Untersuchung im Vereinigten Königreich als hilfreich zur Verhinderung von Suiziden erwiesen haben soll.

Sonntag, 11. Januar 2015

Auch wenn er nun nichts mehr davon hat, wurde Harry Gleeson 74 Jahre, nachdem er gehängt wurde, in der vergangenen Woche vom Vorwurf des Mordes freigesprochen und rehabilitiert.
1940 hatte er der Polizei den Fund einer Toten mit zwei Schussverletzungen gemeldet, war daraufhin selbst verhaftet, zum Tode verurteilt und hingerichtet worden. Später wurde bekannt, dass die Polizei dem Gericht Informationen vorenthalten, ein Alibi ignoriert, Zeugen unter Druck gesetzt und in einem Fall mit Schlägen gezwungen hatten falsche Aussagen zu machen. Im vergangenen Jahr war der Fall auf Drängen der Justice for Harry Gleeson Group und des Irish Innocence Project, das Fehlurteile in der Geschichte des Landes untersucht, wiederaufgenommen worden.

Die letzte Hinrichtung in Irland fand im Jahr 1954 statt. Erst 1990 wurde die Todesstrafe per Gesetz abgeschafft, die Möglichkeit ihrer Wiedereinführung im Juni 2001 durch ein Referendum aus der Verfassung gestrichen.

Sonnabend, 10. Januar 2015

“Seán ist zurück”, schreibt die Irish Times, und wie einen Held wurde Seán Quinn in Derrylin und Ballyconnell empfangen, als er in sein früheres Hauptquartier einmarschierte.
Auf € 2,65 Milliarden hatten sich seine Schulden angehäuft, als der irische Staat sein Versicherungsimperium im Herbst 2011 übernahm, weniger zur Sicherung der 1.600 Arbeitsplätze, sondern damit rund 400.000 Iren nicht von heute auf morgen ohne Versicherungsschutz dastanden. Das machte ihn zu einem der größten irischen Bankrotteuer aller Zeiten, und im November 2012 wurde er zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, nachdem er versucht hatte, Geld aus der Insolvenzmasse für sich und seine Familie abzuziehen. Dennoch war er in der Bevölkerung nicht unbeliebt, und so drückten ihm bei seinem Abgang mehrere tausend Iren als ‘Schöpfer vieler Arbeitsplätze’ ihre Unterstützung aus, darunter der Chef von Ryanair Michael O’Leary.

Am Tag vor Heiligabend kehrte er nun in sein ehemaliges Hauptquartier zurück, “mit gefüllten Whiskeygläsern und Flaschen voller Bier für seine einstigen Angestellten”, wie die Zeitung schreibt. Möglich wurde das dadurch, dass drei frühere Vorstandsmitglieder gemeinsam mit einem örtlichen Geschäftsmann für hundert Millionen Euro Anteile am ehemaligen Quinn-Imperiums erworben und ihn als ‘Berater’ in in die Firma zurückgeholt hatten. Damit ist er zwar noch nicht im Vorstand, aber durchaus nicht ohne Einfluss, meint die Irish Times, und wer könne wissen, was nun noch kommt. (s.a. 03.08.12)

Freitag, 9. Januar 2015

Ein neuer Streit innerhalb Fine Gael deutet sich an, nachdem bekannt wurde, dass der Parteivorsitzende und Regierungschef Enda Kenny mit dem ehemaligen, aus der Partei ausgeschiedenen Chefstrategen Frank Flannery Gespräche über eine mögliche Rückkehr geführt hat. Flannery hatte die Partei verlassen, nachdem Kritik über hohe Honorarzahlungen an ihn als Geschäftsführer und Berater des Wohltätigkeitsverbundes Rehab laut geworden waren und er sich geweigert hatte, darüber vor einem Parlamentsausschuss Rechenschaft zu geben. Seine Rückkehr, so gestern ein Hinterbänkler, sei das letzte, was die Partei derzeit gebrauchen könne. (s.a. 13.03.14)
Ein paar aktuelle Zahlen zur Arbeitslosigkeit in Irland, die im Dezember leicht auf 10,6 % fiel und sich damit fast auf dem gleichen Stand wie vor einem Jahr befindet. Zum Jahresende 2014 waren 356.112 Iren im Live Register verzeichnet. Dabei handelt es sich um das Register aller Bezieher von wöchentlichen Wohlfahrts-Schecks, zum einen Arbeitslose, aber auch Menschen mit einem Verdienst unterhalb des Existenzminimums. Im Mai 2001 waren es 134.000 und auf dem Höhepunkt der Rezession im Sommer 2011 rund 450.000 Menschen. Von den im Live Register Verzeichneten hatten 295.672 die irische, 13.632 die britische und 34.090 die Staatsbürgerschaft anderer EU-Staaten.

Donnerstag, 8. Januar 2015

Nachdem ich vor Weihnachten Liebesgeschichten aus Irland in deutscher Sprache aus der Verschenkkiste gekramt habe, gibt es zu Beginn des Neuen Jahres welche auf Englisch.
Die von David Marcus zusammengestellte Anthologie Irish Love Stories umfasst 26 Erzählungen aus rund einem Jahrhundert. Ich zitiere vom Rückendeckel: “Love’s many guises are the subject of these stories by leading Irish writers of the twentieth century: love within and outside marriage, between friends and across class divides, on the wane or newly discovered, gay, passionate, unrequited or fated. Wide-ranging in perspective and style, together the stories give a vivid flavour of Irish life and reflect a gradual shedding of traditional taboos over the years as they explore the strange disease called love.” Die 1994 erschienene Sammlung umfasst 352 Seiten, die, da wohl nicht auf dem besten Papier gedruckt, mit den Jahren ein wenig vergilbt sind.

Das Buch geht wie immer frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich heute über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an einen Leser aus 04229 Leipzig, der sich um 10.40 Uhr als Erster gemeldet hat.

Mittwoch, 7. Januar 2015

Ein Dauerbrenner in den Medien bleibt das Problem der überfüllten Krankenhäuser, die nicht genügend Betten bereitstellen können, so dass Patienten ihren Aufenthalt dort auf Kranken-Transportwagen verbringen müssen. Zur Zeit ist es wieder einmal besonders schlimm, und fast täglich werden neue Zahlen veröffentlicht. Über 600 Betroffene waren es zuletzt, die in den Fluren der Krankenhäuser auf solchen Trolleys liegen.
Liegt es am Geld? Der Generaldirekter der Gesundheitsbehörde HSE Tony O’Brien verneint das, doch woran es nun wirklich liegt, vermag oder will er nicht sagen. Nach Aussage des Ministers für öffentliche Ausgaben Brendan Howlin liegt es unter anderem daran, dass es der Gesundheitsbehörde nicht gelingt, für Patienten, die nach abgeschlossener Behandlung nicht nach Hause entlassen werden können, Betten in Pflegeeinrichtungen zu finden, so dass sie die Plätze für akut Kranke blockieren.

Der soeben aus dem Urlaub zurückgekehrte, seit Juli amtierende Gesundheitsminister Leo Varadkar sieht wegen einer Änderung der Dienstpläne für Assistenzärzte und der erwarteten Grippewelle in den kommenden Wochen gar eine Verschärfung des Problems und fordert im Gesundheitsbereich “alle Mann an Deck”, um in Zusammenarbeit mit lokalen Pflegeheime einen Weg aus der seit Jahren währenden Misere zu finden, an der alle seine Vorgänger gescheitert sind.

Dienstag, 6. Januar 2015

Das wohl bekannteste Dubliner Café, Bewley’s Oriental Café in der Grafton Street, kündigt die Entlassung sämtlicher Mitarbeiter wegen einer mindestens sechsmonatigen Renovierung an, die erforderlich sei, um das Überleben langfristig zu sichern. Doch ist das wirklich der Grund? Derzeit erwirtschaftet das Café ein jährliches Defizit von 1,2 Mio. Euro, das der Geschäftsführer auch auf die Miete von € 1,5 Mio. im Jahr zurückführt, obwohl ein unabhängiger Gutachter vor zwei Jahren die marktübliche für ein derartiges Objekt auf gerade einmal € 728.000 geschätzt habe. Mit der Renovierung verbunden ist eine Reduzierung der Fläche (Schließung der oberen Etage) und ein künftig kleineres Angebot an Speisen.
Siehe auch: 19.02.04, 29.10.04, 24.11.04, 30.11.04, 27.04.05, 30.05.05, 08.08.08
Wie schon in den letzten Jahren machen die Wohltätigkeitsorganisationen den im Überfluss Beschenkten das Angebot, sie von unerwünschten Weihnachtsgeschenken zu befreien, sei es Kleidung, Schmuck, DVDs oder was sonst auch immer. Auch wenn Santa Claus neue Tablets, Computer, Kameras oder Smartphones auf den Gabentisch gelegt habe, sei man bereit, die alten Geräte entgegenzunehmen und einer sinnvollen Weiterverwendung in Bildungsprojekten in Äthiopien, Kenia und Haiti zuzuführen.

Montag, 5. Januar 2015

Auch wenn es regulär noch etwas mehr als ein Jahr bis zu den nächsten Parlamentswahlen hin ist, wird schon eifrig darüber nachgedacht, was danach kommen könnte. Dem gibt die gestern angekündigte Gründung einer neuen Partei weiteren Anschub. Zwischen den drei in den Umfragen führenden Parteien Finne Gael, Sinn Féin und Fianna Fáil sind die Fronten verhärtet, und so umschmeichelte Taoiseach Enda heute die unabhängigen Abgeordneten, die den Umfragen zufolge nach der nächsten Wahl mehr Abgeordnete in den Dáil schicken könnten als jede Partei. Er sei beeindruckt von dem, was eine Reihe von ihnen bislang im Parlament geleistet habe, erklärte der Regierungschef und Fine-Gael-Vorsitzende heute, und könne sich durchaus vorstellen, sie an einer künftigen Regierung zu beteiligen.
Darüber hinaus deutet er in der heutigen Ausgabe des Irish Independent mögliche Steuererleichterungen, die Erhöhung des Freibetrags bei der allgemeine Sozialabgabe USC, eine Reform der Besteuerung von Selbständigen sowie die Erhöhung des Mindestlohns an. Noch bis zum Jahresende würden 40.000 neue Jobs geschaffen.

Sonntag, 4. Januar 2015

Die ehemalige, wegen ihres Abstimmungsverhaltens im Juli 2013 aus der Fine-Gael-Fraktion ausgeschlossene Staatsministerium Lucinda Creighton kündigt gemeinsam mit dem Finanzjournalisten Eddie Hobbs und dem unabhängigen Ratsherrn John Leahey aus Offaly die Bildung einer neuen Partei an. Trotz ihres Rauswurfs aus der Fraktion hatte sie bisher stets betont, “im Kern eine Fine-Gaelerin” zu sein, doch nun will sie bei der Wahl im Frühjahr nächsten Jahres gegen ihre alten Parteigenossen antreten. Eine Koalition mit der Fine Gael oder Fianna Fáil schloss sie dabei aus.
Die Partei werde mit “einer Ökonomie des rechten Flügels die Ziele des linken vertreten”, erläuterte der Mitbegründer der geplanten Partei Eddie Hobbs, sich für einen Mindest-Lebensstandard für jeden im Land einsetzen, wobei sich zugleich die Unternehmer ihrer Unterstützung gewiss sein könnten. Die Sozialabgabe USC, an der Regierungschef Enda Kenny festhält, werde man bei einer Regierungsbeteiligung abschaffen. “Wir leben und sterben nicht mit Meinungsumfragen”, ergänzte Frau Creighton, denn “Politiker und politische Partein leben und sterben nach dem Willen des Volkes, und über unser Leben und Sterben wird der Willen des Volkes bei der nächsten Parlamentswahl entscheiden.” Für diese habe man bereits sechzehn potenzielle Kandidaten.

Sonnabend, 3. Januar 2015

Von ungewöhnlichen Geräusche in der Nacht gefolgt von einem lauter Knall wie das Explodieren einer Bombe, berichten die Anwohner. Am Morgen liegt eine achtzig Meter hohe Windturbine zwischen Fintona und Fivemiletown in der Grafschaft Tyrone abgeknickt am Boden. Zwanzig Windfarmen befinden sich in der Region. Verletzt wurde niemand.
Nicht alle sind begeistert von dem Vorhaben des Fernsehkanals Channel 4, eine Situationskomödie über die Große Hungersnot von 1845 bis 1852 zu produzieren. “Nun, man sagt Komödie = Tragödie + Zeit”, so der Produzent Hugh Travers. “Ich werde nichts tun, was das Leiden der damals lebenden Menschen verleugnet, aber Irland hatte schon immer viel Sinn für schwarzen Humor.” Während der Great Famine verhungerten geschätzt eine Million Menschen und 1,5 Mio. wanderten aus. Als “durch und durch infam” kritisierten Nutzer der sozialen Medien das Vorhaben und fragen, “was um alles in der Welt ist lustig daran, wenn Millionen hungern?”

Freitag, 2. Januar 2015

Zu Jahresbeginn melden sich die Statistiker mit Daten für das vergangene zu Wort. Demnach zogen die Hauspreise nach langer Flaute im Jahr 2014 drastisch an, in Dublin und Cork um 18 %, in Galway um 15 % und in Limerick um 11 %. Nimmt man Dublin heraus, so waren es nach Angaben der Maklergruppe Sherry Fitzgerald landesweit knapp 14 %.
Und nun zu den dunklen Gestalten in der Gesellschaft, für die die vornehme Dubliner South Side zunehmend zu einem lohnenden Arbeitsfeld wird. Um 50 % stieg dort im vergangenen Jahr die Zahl der gemeldeten Einbrüche, während der Anstieg stadtweit bei nur 2 % lag.

Donnerstag, 1. Januar 2015

Beginnen wir mit dem ersten Baby des Jahres. Kian Anthony heißt der kleine Junge, der vier Sekunden nach Mitternacht im Dubliner Rotunda Hospital auf die Welt kam und dessen Gewicht ganz traditionell mit 7 lb 5 oz (1 lb = 453 Gramm, 1 oz 28,34952 g) angegeben wurde. Ellie im National Maternity Hospital wäre auch gerne Erste gewesen, doch mit 17 Sekunden nach Mitternacht reichte es dafür nicht.
In seiner Neujahrspredigt anlässlich des Weltfriedenstages warnt der Dubliner Erzbischof, dass der Menschenhandel auch in Irland zu einem realen Problem geworden ist und forderte die Kommunen auf, mehr zu seiner Bekämpfung zu tun: “Der Menschenhandel”, so Diarmuid Martin, “ist eine weltweite Herausforderung. Sehr oft jedoch, wenn wir ein Problem als weltweit betrachten, denken wir zugleich, dass es eines ist, das irgendwo auf der Welt existiert und weit von uns entfernt ist. Wir müssen uns aber darüber im Klaren sein: Menschenhandel ist ein reales Problem, auch im Irland von heute.” Die Ausbeutung von ins Land geschmuggelten Menschen, fuhr er fort, geschehe verborgen in der irischen Gesellschaft bis hin auch in kleinere Gemeinden. Die Tatsache, dass das Ausmaß nur schwer zu erfassen ist, bedeute nicht, dass das Problem nicht existiere.

Nachrichten aus Irland – Januar 2015