Nachrichten aus Irland

Juli 2015

Zusammengefasst nach Berichten irischer Medien

Aktueller Monat & Archiv

Freitag, 31. Juli 2015

Laut einer von der Irish Human Rights Commission (IHRC) in Auftrag gegebenen Umfrage ist gut die Hälfte der Bevölkerung der Meinung, dass in Irland die Rechte von Minderheiten nicht respektiert werden. 51 % der Befragten, darunter vor allem die Jüngeren, glaubten, dass insbesondere die Gemeinschaft der Traveller und die Einwanderer nicht respektiert werden, und 96 % meinten, jeder müsse unabhängig von seiner Herkunft gleich behandelt werden. Allerdings äußerten 54 %, dass Asylbewerber erst nach Bewilligung des Asylantrages eine Arbeitserlaubnis und das Recht sich frei im Land niederzulassen erhalten sollen. Was Häftlinge betrifft war mit 55 % eine Mehrheit der Ansicht, dass ihnen nicht die gleichen Rechte wie anderen Bürgern gewährt werden sollten.
Der Grafschaftsrat von Meath erteilt Facebook die Genehmigung für den Bau eines neues Datenzentrum in Clonee. € 200 Mio. sollen investiert werden, im ersten Bauabschnitt in zwei Gebäude mit einer Gesamtfläche von knapp 51.000 Quadratmetern. Bislang hat Facebook in Irland 900 Angestellte.

Donnerstag, 30. Juli 2015

Die irische Zentralbank korrigiert ihre Erwartungen für das Wirtschaftswachstum nach oben und rechnet in diesem Jahr mit einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen hergestellt werden) um 4,1 %, dies sind 0,3 Prozentpunkte mehr als zuletzt angenommen. Für 2016 werden 4,2 % vorhergesagt, ein halbes Prozent mehr als bislang prognostiziert.
Auf dieser Grundlage stellt die Zentralbank fest, dass es nicht erforderlich ist, das Wirtschaftswachstum durch neue Ausgaben zu stimulieren und fordert die Regierung auf, Steuermehreinnahmen nicht für Wahlgeschenke sondern zum Schuldenabbau einzusetzen.

Mittwoch, 29. Juli 2015

600.000 Menschen leben laut Sinead Keenan von Healthy Food For All in Irland in Ernährungsarmut, worunter zu verstehen sei, dass sie sich nicht mit “gesunden Lebensmitteln” ernähren, eine Zunahme von 150.000 in drei Jahren. Mehr als 13 % der Bevölkerung sind ihren Angaben zufolge davon betroffen, wobei viele Familien nicht Willens oder in der Lage seien gesunde Lebensmittel zu kaufen, da Produkte mit viel Salz, Fett oder Zucker oft billiger seien – für Haushalte mit niedrigem Einkommen ein entscheidender Faktor, der gegen die “gesunde Option” spreche.
Der in den letzten Monaten beobachtete Anstieg der Immobilienpreise setzt sich fort, jedoch langsamer als bisher. Nach Zahlen des Zentralamtes für Statistik liegen die Hauspreise landesweit im Durchschnitt um 11 % höher als vor einem Jahr, in Dublin allerdings immer noch um 37 % und im übrigen Land um 41 % unter denen vor dem Platzen der Immobilienblase.

Dienstag, 28. Juli 2015

Nach einer Festlegung von EuroStat erhöht ein (absehbares) Defizit von Irish Water das Defizit des Staatshaushaltes und ist daher bei den Vorgaben für den Schuldenabbau zu berücksichtigen. Die Regierung hatte argumentiert, dass Irish Water eine selbständige Gesellschaft ist, deren Bilanz nichts mit dem Staatshaushalt zu tun habe, auch wenn der Staat durch Zuschüsse diese Bilanz ausgleicht.
Der Trick, Irish Water aus politischen Gründen nicht kostendeckende Wassergebühren erheben zu lassen und das dadurch entstehende Defizit in der Bilanz der Gesellschaft abgekoppelt vom Defizit im Staatshaushalt zu betrachten, hat also nicht funktioniert. Damit könnte es schwierig werden, die für das kommende Wahljahr angepeilten Mehrausgaben zu realisieren und zugleich das Haushaltsdefizit gemäß den Richtlinien des EU-Stabilitätspakts zu senken.
Der Handel mit illegalen unversteuerten Zigaretten hat sich laut einem Bericht an einen Parlamentsausschuss, der sich mit dem Schmuggel über die irisch-irische Grenze befasst, zu einer Art “neuen Rauschgifthandels” entwickelt. Man müsse davon ausgehen, heißt es, dass jede vierte in Irland gerauchte Zigarette geschmuggelt ist. Ein Sprecher von Retailers Against Smuggling beklagt, dass die Strafen für Zigarettenschmuggler verglichen mit denen in anderen europäischen Ländern kaum abschrecken. Sie beliefen sich auf bis zu € 2.500, die ein gewiefter Schmuggler innerhalb eines Tages wieder hereinholen könne.

Montag, 27. Juli 2015

Zum ersten Mal “seit Menschengedenken”, so liest man, fiel gestern die am Reek Sunday traditionell auf dem Gipfel des Croagh Patrick abgehaltene Messe aus. Nach mehr als 1.500 Jahren, in denen am letzten Sonntag im Juli angeführt vom Erzbischof von Tuam oft mehr als 10.000 Pilger den heiligen Berg bestiegen um auf seinem Gipfel die Messe zu feiern, sei die Absage sehr schwer gefallen, erklärte ein Sprecher der Diözese, doch um die Sicherheit für die Pilger zu gewährleisten, sei keine andere Entscheidung möglich gewesen.
Gegen vier Uhr in der Früh hatte sich ein Mann zur Spitze aufgemacht und über sein Handy Rückmeldung an den Gemeindepriester gegeben, dass er sich oben habe flach auf dem Boden legen müssen und absolut nichts mehr sehe, worauf die Leitung des Bistums entschied, die Veranstaltung abzusagen. Dennoch ließen sich im Laufe des Tages einige Unentwegte nicht davon abhalten auf den Berg zu steigen.
Doch es gibt noch ein ganz anderes Problem mit Irlands heiligem Berg. Durch die Jahrzehnte und Jahrhunderte lange Besteigung des Berges durch jährlich Zehntausende von Pilgern und Touristen, ist der Aufstieg derart erodiert, dass dies schon aus über zehn Kilometern Entfernung für jeden ersichtlich ist. Laut einem vor zwei Jahren vom Grafschaftsrat von Mayo in Auftrag gegebenem Gutachten wird es mehr als 1,5 Mio. Euro kosten, die Schäden zu beseitigen und den Pfad zu sichern. Heute will sich der Grafschaftsrat wieder einmal mit dem Problem, für das sich niemand verantwortlich fühlt, befassen.
Während die kleine Kapelle auf dem Gipfel des Berges der katholischen Kirche gehört, ist der größte Teil des Berges Gemeindeland und gehört damit den örtlichen Farmern, die man für die Schäden nicht verantwortlich machen kann. “Die Regierung, das OPW, die katholische Kirche, sie alle sagen, sie seien für die Reparatur nicht zuständig, und sie alle vergessen, dass der Croagh Patrick ein integraler Bestandteil unseres spirituellen und kulturellen Erbes und darüber hinaus von enormer Bedeutung für den Tourismus ist”, klagte heute ein Abgeordneter für Mayo.

Sonntag, 26. Juni 2015

Organisatoren einer Protestveranstaltung des Irish Muslim Peace and Integration Council (IMPIC) gegen Terrorismus berichten, dass einer ihrer Verteiler von Informationsblättern in einer Moschee von einem anderen Moslem angegriffen wurde, der nach eigenen Aussagen ein Verfechter des sogenannten ‘Islamischen Staats’ war. Scheich Dr. Umar Al-Qadri vom Irish Council of Imams und Al-Mustafa Islamic Centre fordert als einer der führenden Imame Irlands dazu auf, nicht schweigend über den Vorfall hinwegzusehen und keine Radikale in die Moscheen zu lassen:
“Wir Muslime dürfen nicht schweigen und müssen diese Radikalen verurteilen”, fordert er. “Die Moscheen, die islamischen Kulturzentren und unsere Organisationen dürfen sie nicht ignorieren, weil diese Leute wie eine Infektion, wie eine Krebserkrankung sind. Wenn wir still bleiben und sie in unsere Moscheen lassen, werden sie die Jugend mit ihrem radikalen Gedankengut infizieren und den Krebs des Extremismus unter ihnen verbreiten.”

Siehe auch: 08.07.05, 09.06.14, 08.04.15

Sonnabend, 25. Juli 2015

Die Drogenfahndung war in den letzten Tagen unterwegs und stellte in einer Lagerhalle in Ashbourne in der Grafschaft Meath Cannabis im Wert von € 750.000 und in Dublin Cannabis für rund € 600.000 sicher. In mehreren Häusern in Walkinstown wurden Kokain sowie Ecstasy- und Schlaftabletten mit einem Straßenverkaufswert von € 740.000 gefunden und in Cork Kokain für rund 40.000 Euro entdeckt. Zusammen also Drogen im Wert von mehr als 2,1 Mio. Euro, nur schade, dass die Staatskasse die Funde nicht zu Geld machen kann.
Rund 160.000 rechtskräftige Verurteilungen wegen des Besitzes von Drogen zum persönliche Gebrauch gab es laut einem Bericht in der morgigen Ausgabe des Irish Sunday Independent in den vergangenen zehn Jahren, wenngleich nicht alle Verurteilungen Gefängnis bedeuteten. Einen Aufschwung verzeichnete in letzten Jahren der Verkauf von Gerätschaften zur Aufzucht von Cannabis in der eigenen Wohnung, worauf eine Haftstrafe von bis zu 14 Jahren steht.

Freitag, 24. Juli 2015

Die irische Polizeipräsidentin Noirín O’Sullivan verteidigt die Ernennung ihres gleichfalls bei der Polizei angestellten Ehemanns als Mitglied einer Kommission, die nach undichten Stellen im Polizeiapparat sucht, durch die interne Informationen an die Presse gelangt sind. “Dass mein Ehemann als Detective Superintendent bei der Polizei ist, dürfte allgemein bekannt sein”, erklärte sie im Rahmen einer Abschlussfeier an der Polizeiakademie, “und jede Aufgabe, die er dort wahrnimmt, fällt in seinen Kompetenzbereich.”
Im Verlauf der o.g. Untersuchung wurde bislang ein Superintendent festgenommen und verhört. Die Frage, ob Telefongespräche mit Journalisten mitgeschnitten oder abgehört wurden, verneinte die Polizeipräsidentin.
Die derzeit aus acht Patrouillenschiffen bestehende irische Marine wird literarisch. Nachdem die beiden zuletzt in Dienst gestellten Schiffe auf die Namen LÉ James Joyce und LÉ Samuel Beckett getauft wurden, wird das im kommenden Jahr in Dienst gehende LÉ W.B. Yeats heißen, verriet der Minister für Landwirtschaft, Fischerei und Verteidigung im Rahmen einer Veranstaltung anlässlich des 150. Geburtstags von Yeats im Lissadell House im County Sligo, in dem der Nobelpreisträger oft zu Gast war. Bei der Gelegenheit tagte dann dort auch das irische Kabinett, um über den Staatshaushalt 2016 zu beraten.

Donnerstag, 23. Juli 2015

Der Fine-Gael-Vorsitzende und Regierungschef Enda Kenny und die Labour-Vorsitzende und stellv. Regierungschefin Joan Burton weisen eine Forderung des langjährigen Chef-Strategen der Fine Gael Frank Flannery nach einer gemeinsamen Liste bei den kommenden Parlamentswahlen zurück. Beide Parteien, so heißt es, werden unter eigenem Namen mit einem eigenen Wahlprogramm ins Rennen gehen, wobei es das Ziel sei, die gemeinsame Regierung nach der Wahl fortzusetzen. Über eventuelle Wahlbündnisse (bei denen der Kandidat der einen Partei empfiehlt, dem der anderen die Zweitpräferenz zu geben) werde man zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden.
Zugleich wies Taoiseach Enda Kenny Spekulationen zurück, er werde die nächste Parlamentswahl aus taktischen Gründen schon gegen Ende des Jahres abhalten lassen. Zum genauen Termin, den er als Regierungschef in einem gewissen Zeitfenster selbst bestimmen kann, wollte er sich nicht äußern, doch werde dieser in jedem Fall im kommenden Jahr liegen.
Die irische Gesundheitsbehörde HSE will bis zu 500 ausländische Krankenschwestern und Hebammen anwerben, um dem Mangel im eigenen Land zu begegnen. Dabei denkt man schwerpunktmäßig an irische Krankenschwestern, die in Großbritannien tätig sind. Geboten wird unter anderem eine steuerfreie Umzugsbeihilfe in Höhe von 1.500 Euro.
Ein Bericht der HIQA macht gravierende Mängel in einem Heim für alte, pflegebedürftige Menschen in der Grafschaft Leitrim publik. So stellten ihre Inspektoren im St. Patrick’s Community Hospital in Carrick-on-Shannon fest, dass die meisten Patienten nur alle zwei Wochen duschen oder baden konnten, einige gar nur einmal im Monat. Einige Mitarbeiter seien nicht hinreichend ausgebildet und die personelle Ausstattung unzureichend gewesen.

Mittwoch, 22. Juli 2015

Welche Qualifikation braucht man, um im Aufsichtsrat der irischen Zentralbank die Geldpolitik zu überwachen? David Begg, einer der früheren Direktoren im Aufsichtsrat und langjähriger Generalsekretär des Dachverbands der irischen Gewerkschaften war gestern vor den parlamentarischen Ausschuss zur Untersuchung der Bankenkrise geladen. Ein Auszug aus dem Protokoll:
Frage der Senatorin Susan O’Keeffe von der Labour Party: “Welche Einweisung oder Schulung haben Sie erhalten, um die Tätigkeit wahrnehmen zu können?” Die Antwort von David Begg: “Keine. Ich glaube nicht, das irgendeiner der Direktoren irgendeine Schulung erhalten hat. Ich kenne keinen einzigen, bei dem das der Fall war.”
Das Kabinett akzeptiert den Vorschlag der Niedriglohn-Kommission und beschließt zum ersten Januar nächsten Jahres die Erhöhung des Mindestlohns um fünfzig Cent auf € 9,15 pro Stunde – für die Gewerkschaften zu wenig und für die Arbeitgeber zu viel. Rund 70.000 Beschäftigte am unteren Ende der Lohnskala profitieren davon. Zugleich sollen die Freigrenzen für Sozialleistungen und Steuern dahingehend geändert werden, dass die Erhöhung nicht durch Rutschen in andere Tarife aufgefressen wird. Für Sozialministerin Joan Burton ist der Betrag ein guter Kompromiss.

Dienstag, 21. Juli 2015

Die Labour-Vorsitzende und Sozialministerin Joan Burton weist einen Vorschlag aus Kreisen ihres Koalitionspartners Fine Gael zurück, nach dem beide Parteien bei den kommenden Wahlen einen Wahlpakt eingehen sollten um als gemeinsamer Block in Erscheinung zu treten. Die gegenwärtige Koalition, so die stellvertretende Regierungschefin, sei eine Vernunftehe, die im nationalen Interesse gut funktioniert habe, wobei kreative Spannungen zwischen den Parteien sich positiv für die Wirtschaft ausgewirkt hätten. Über ein Wahlbündnis zu reden sei es viel zu früh, denn bis zum Wahltermin liege noch eine Menge Arbeit an, deren Ergebnis zuvor zu bewerten sei.
Die irische Eisenbahn berichten von einer Zunahme der Zahl der Reisenden im ersten Halbjahr 2015 um 650.000 verglichen mit dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Rund 19 Mio. Passagiere beförderte Iarnród Éireann in den ersten sechs Monaten dieses Jahres, ein Plus von 3,5 %. Von diesen nutzten acht Millionen die Dubliner Vorortbahn DART, bei der mit 8 % die höchste Zunahme verzeichnet wurde. Den Grund für die Steigerung sieht man zum einen in einer verbesserten Wirtschaftslage und zum anderen darin, dass immer mehr Firmen die Möglichkeit nutzen, Wochen- und Monatskarten für Fahrten zum Arbeitsplatz für beide Seiten steuerbegünstigt an ihre Mitarbeiter zu verkaufen.

Montag, 20. Juli 2015

Die im Februar zusammengetretene, aus acht Mitgliedern bestehende Niedriglohn-Kommission empfiehlt eine Erhöhung des Mindestlohns um 50 Cent auf € 9,15 pro Stunde. Wenig überraschend sind die Arbeitgeber nicht begeistert. Ihr Dachverband IBEC spricht von einem “massiven Druck auf immer noch ums Überleben kämpfende Firmen” und der Gaststättenverband RAI von “überproportional negativen Auswirkungen auf Betriebe außerhalb des Großraums Dublin, die zum Verlust von Arbeitsplätzen führen werden.”
Alles andere als begeistert äußern sich auch die Gewerkschaften, wenngleich aus dem entgegengesetzten Grund. “Zehn Prozent der irischen Arbeitsnehmer haben ein Einkommen gerade einmal knapp über dem Mindestlohn”, heißt es bei der Gewerkschaft Unite, “und selbst mit einer Erhöhung auf € 9,15 liegen sie immer noch deutlich unter den € 11,50 pro Stunde, die von der Living Wage Technical Group als erforderlich für ein in Irland akzeptables Leben berechnet wurden.” (s. 06.07.15)
Wie die folgenden Zahlen ermittelt wurden, vermag ich nicht zu sagen, doch ist nach einem Bericht der Show Me ID Kampagne, mit der Händler dafür sensibilisiert werden sollen, keine Tabakwaren an Jugendliche unter 18 Jahren zu verkaufen, die Zahl der jungen Raucher von bis zu 17 Jahren von 21 % im Jahr 1998 auf 7,9 % im letzten Jahr gesunken.

Sonntag, 19. Juli 2015

Ein Mordversuch auf Polizeibeamte wird aus Lurgan in der nordirischen Grafschaft Armagh gemeldet. Gegen Mitternacht wurde die Polizei telefonisch zu einer vermeintlichen Bombe gerufen, die sich als unecht erwies und offensichtlich ein Lockmittel war. Beim der Evakuieren und Durchsuchen der Umgebung explodierte dann eine zweite, echte Bombe, die zwar niemanden verletzte, für Menschen in ihrer Nähe jedoch tödlich gewesen wäre.

Sonnabend 18. Juli 2015

Staatliche Leistungen “im nordischen Stil” gibt es nicht umsonst, hieß es gestern beim Nationalökonomischen Dialog auf Dublin Castle, einem Seminar unter dem Vorsitz der stellvertretenden Regierungschefin und Sozialministerin Joan Burton von der Labour Party. Für Sozialleistungen wie in Skandinavien seien drastische Steuererhöhungen erforderlich, warnten Experten, und wiesen darauf hin, dass ein dänischer alleinstehender Arbeitnehmer mit einem durchschnittlichem Einkommen bis zu dreizehn Mal soviel Steuern und Abgaben wie in Irland zu entrichten habe.
Fast 225.000 Tiere wurden im vergangenen Jahr von der irischen Pharmaindustrie bei Tierversuchen eingesetzt. In der Mehrheit waren es Mäuse, gefolgt von Ratten. Zu den weiteren Tierarten gehörten Kaninchen, Pferde, Kühe, Frettchen und Zebrafische. Katze und Hunde wurden etwas mehr als 1.200 mal eingesetzt, doch “wegen Widerstandes in der Bevölkerung” nicht für Produkte, die für Menschen bestimmt sind, sondern nur im Rahmen der Veterinärmedizin.
In 90.000 Fällen, heißt es in dem Bericht, “wurden die Tiere so stark geschädigt, dass sie kein zweites Mal verwendet werden konnten”. Bei den meisten Tierversuchen habe es sich um Routinetests gehandelt, um im Rahmen der laufenden Produktion Substanzen auf Wirksamkeit und Schadstoffe zu testen. Ein Sprecher des Animal Rights Action Network (ARAN) äußert sich “angeekelt und angewidert” von diesen Zahlen.

Freitag, 17. Juli 2015

Fünf Jahre, nachdem der High Court die irische Regierung aufgefordert hatte, nach Geschlechtsumwandlungen das neue Geschlecht der Personen in offizielle Dokumente zu übernehmen, haben Parlament und Senat am Mittwoch eine entsprechendes Gesetz verabschiedet, das nach der Unterschrift von Staatspräsident Michael D. Higgins in der kommenden Woche in Kraft treten wird. Dahinter steht ein fast zwei Jahrzehnte währender Rechtsstreit mit der Forderung einer Frau, die Geschlechtsangabe in ihrer Geburtsurkunde zu ändern. Künftig wird das nun möglich sein. (s.a. 21.06.10)
Die stellvertretende Regierungschefin Joan Burton weist Forderungen zurück, ehemalige Minister und Regierungschefs von der Rücknahme der Rentenkürzungen im öffentlichen Dienst per Gesetz auszuschließen. Statt dessen, so die Vorsitzende der Labour Party, sollten die ehemaligen Politiker “es als Ehre empfinden”, von sich aus auf die Erhöhung zu verzichten und sie nicht annehmen. (s.a. 05.07.15)

Donnerstag, 16. Juli 2015

Sie hat einen Namen: Social Democrats nennt sich die Partei, deren Gründung die im Streit von der Labour Party geschiedene ehemalige Staatsministerin im Gesundheitsministerium Róisín Shortall zusammen mit zwei anderen prominenten TDs im Juni angekündigt hatte. Politisch sieht sie sich mitte-links und tritt für “Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Umwelt, gleiche Bürgerrechte für alle, Zuverlässigkeit und eine transparente Demokratie” ein. Dazu gehört weniger Fraktionszwang bei parlamentarischen Abstimmungen, was nicht zuletzt damit zusammenhängen dürfte, dass Frau Shortall wegen ihrer Weigerung für Kürzungen im Sozialhaushalt zu stimmen ihr Ministeramt verloren hatte und aus der Fraktion der Labour Party ausgeschlossen wurde. Mehr zu den Grundsätzen der Partei auf ihrer gestern freigeschalteten Website.
Für ihre ehemalige Parteifreundin, Minister-Kollegin und heutige Vorsitzende der Labour Party hätte eine Umsetzung der Vorstellungen der neuen Partei mit ihrer “Führung aus Linken und ehemaligen Progressive Democrats” eine “Rückkehr der Troika nach Irland” zur Folge. (s.a. 11.06.15, 14.06.15)
Glück im Unglück hatte die zwei Insassen des Hubschraubers und die Gäste des Rustic Inn, als dieser gestern unmittelbar neben dem Pub bei Abbeyshrule am Royal Canal eine Bruchlandung hinlegte und auf die Seite kippte. Nach ersten Berichten befand er sich im Sinkflug, als ein Rotorblatt einen Gebäudeteil streifte. Der Pilot und sein Passagier befreiten sich unverletzt aus dem Hubschrauber, während einige Pubbesucher mit leichten Verletzungen von eintreffenden Rettungssanitätern behandelt wurden.
Der Pilot des Hubschraubers wurde am Abend am Dubliner Flughafen wegen Verdacht auf Gefährdung des Luftverkehrs verhaftet. Bei seinem Passagier handelte es sich um einen mit Auszeichnungen versehenen Kunstflugpiloten, so dass darüber spekuliert wird, ob der Pilot ihm gegenüber mit seinen ‘Fähigkeiten’ auftrumpfen wollte.

Mittwoch, 15. Juli 2015

Seit dem ersten Januar kostet das Trinkwasser in Irland Geld, und die Proteste und Demonstrationen dagegen setzen sich fort. Vielfach werden die Gebühren boykottiert, und nur 43 % der geschätzt 1,5 Mio. Haushalte haben sie im ersten Quartal dieses Jahres entrichtet. So konnte die halbstaatliche Gesellschaft Irish Water in diesem Zeitraum statt der ihr zustehenden € 271 Mio. nur € 66,8 Mio. kassieren, doch zeigt sich die Regierung zufrieden und spricht von einem “guten Start, der uns in die Lage versetzen wird, die Wasser-Infrastruktur zuverlässiger zu machen.”
Siehe a.: 31.07.00, 15.11.00, 06.01.03, 12.09.03, 07.09.09, 20.04.10, 07.04.11, 18.04.12, 24.03.13, 29.07.13, 17.04.14, 23.04.14, 01.05.14, 01.05.14, 05.05.14, 23.06.14, 20.08.14, 02.10.14, 11.10.14, 13.10.14, 16.10.14, 28.10.14, 30.10.14, 02.11.14, 04.11.14, 05.11.14, 17.11.14, 19.11.14, 20.11.14, 21.11.14, 31.01.15, 21.03.15, 01.04.15, 19.04.15, 09.05.15, 02.07.15
Mehrere tausend Informationsblätter der Regierung zur Auszahlung von Renten- und Arbeitslosengeld wurden gestern von den in der Irish Postmasters Union organisierten Postmeistern nicht zugestellt, sondern ans Sozialministerium zurückgeschickt. Damit protestieren sie gegen einen Absatz in dem Papier, in dem den Empfängern empfohlen wird, sich die wöchentlichen Leistungen nicht mehr auf den ländlichen Postbüros in bar auszahlen zu lassen, sondern sie sich auf ein Bankkonto überweisen zu lassen.
$Postamt Letterfrack$ Würden das alle Empfänger tun, so der Generalsekretär der IPU Ned O’Hara, käme das einem Aus für viele Postämter auf dem Lande gleich, denn 30 % ihrer Tätigkeit und 50 % der Einnahmen resultierten allein aus der Auszahlung von Sozialleistungen. Bei einem bargeldlosen Transfer müssten die Empfänger zum einen Bankgebühren zahlen und sähen sich zum anderen ihrer Postämter beraubt und könnten an ihren Wohnorten keine Postsendungen mehr aufgeben.

Siehe a.: 22.05.99, 27.05.99, 13.03.01, 19.03.01, 28.07.01, 04.10.01, 11.02.02, 15.11.04, 08.02.07, 05.05.08, 05.05.13, 26.02.14, 25.03.15

Dienstag, 14. Juli 2015

Bei den Märschen des Oranierordens geht es in diesem Jahr wieder heftiger zu. Als gestern Abend eine Parade in ein von der Polizei gesperrtes katholisches Viertel im Norden Belfast einschwenken wollte, wurden acht Polizisten durch Wurfgeschosse loyalistischer Gewalttäter verletzt und ein 16-jähriges Mädchen von einem Auto, das auf den Gehweg geriet, angefahren. Politiker auf republikanischer und unionistischer Seite sowie der Orden selbst verurteilen heute die Ausschreitungen: “[…] sie sind nicht nur kontraproduktiv, sondern schlichtweg falsch. Solche Aktionen spielen nur denen in die Hände, die unsere Paraden weiter beschneiden wollen”, ließ der Orden verlauten.
Um allen, die in Dublin einen Antrag auf eine Sozialwohnung gestellt haben, eine zu Verfügung zu stellen müsste die Stadt ihren gegenwärtigen Bestand von rund 25.000 nahezu verdoppeln, heißt es in einem heute veröffentlichten Bericht. Zum ersten Mal legte die Verwaltung jetzt Zahlen vor. Nach denen stehen 21.592 Antragsteller auf der Warteliste, die mit ihren Familien etwas mehr als 42.000 Wohnungssuchende bilden. Zudem lebten Ende Juni 3.300 Menschen in Notunterkünften, von denen 1.122 Kinder waren.

Montag, 13. Juli 2015

Nach einem Bericht der Justizbehörde stieg die Zahl der Privatinsolvenzen von 67 im Jahr 2013 auf 448 im Jahr 2014, was einer Zunahme um 550 % entspricht. Das mag dramatisch erscheinen, dürfte aber im wesentlichen darauf zurückzuführen sein, dass 2013 neue Regelungen in Kraft traten, nach denen eine Restschuldbefreiung statt wie bis dahin nach zwölf Jahren ‘Wohlverhalten’ bereits nach drei Jahren möglich wurde, was den Anreiz in die Privatinsolvenz zu gehen erhöht haben dürfte. Experten hatten für 2014 gar einen Anstieg der Insolvenzverfahren auf drei- bis siebentausend vorhergesagt.
Ein Verdreifachung gab es bei der Enteignung zahlungsunfähiger Hypothekenschuldner. Waren es 2013 noch 363 Fälle, so ließen sich die Banken im vergangenen Jahr Haus und Hof von 1.063 Schuldnern gerichtlich übertragen. (s.a. 22.05.12, 13.12.12, 04.09.14)
Kommunikationsminister Alex White gab heute den Startschuss zur Einführung eines Postleitzahlsystems, bei dem jede Hausadresse eine siebenstellige, aus Buchstaben und Zahlen bestehende individuelle Postleitzahl erhält. Das Projekt, in das 27 Mio. Euro investiert wurden, stelle Irland nun in eine Reihe mit den anderen europäischen Ländern. Es werde “das Leben aller ein wenig einfacher und ein wenig besser machen”, zeigte er sich überzeugt. Diese Überzeugung teilen nicht alle. Erst kürzlich hatten bei einer Anhörung vor dem zuständigen Parlamentsausschuss Experten aus den Vereinigten Staaten bezweifelt, dass das Éircode genannte System funktionieren kann. Zuvor hatte Conradh na Gaeilge auf Fehler und Lücken bei mehreren tausend irisch-gälischen Ortsnamen verwiesen.
Doch ob Éircode nun funktioniert oder nicht: Niemand, der die Postleitzahlen aus welchen Gründen auch immer nicht mag, sei verpflichtet sie zu nutzen, versprach der Minister den Kritikern des System.

Siehe auch: 23.05.05, 11.06.06, 09.06.08, 21.09.09, 27.01.10, 29.06.13, 12.05.14, 16.09.14, 20.11.14

Sonntag, 12. Juli 2015

In der Republik Irland wurden in der vergangenen Woche eine Reihe von Straftatbeständen aufgehoben. So ist es nicht länger verboten, die zweite Hochzeit von Heinrich VIII mit Anne Boleyn zu kritisieren (was seit 1533 unter Strafe stand), und auch die besser gestellten Bürger können ab sofort wieder legal Kartoffeln und Hafermehl essen, was seit 1817 den ‘unteren Ständen’ vorbehalten war. Diese und rund 6.000 weitere Verordnungen und Gesetze wurden von Parlament und Senat außer Kraft gesetzt.

Sonnabend, 11. Juli 2015

Mit 14,4 Geburten pro 1.000 Einwohner hatte die Republik Irland im vergangenen Jahr die höchste Geburtenrate in der Europäischen Union, in der im Schnitt 10,1 Geburten pro tausend Einwohner verzeichnet wurden. Damit kommt die Republik auf 4,6 Mio. Einwohner, was 0,9 % der Einwohner der EU ausmacht. Die meisten EU-Bürger stellt Deutschland (16 %), gefolgt von Frankreich (knapp über 13 %) und ganz dicht dahinter das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland mit 12,9 %.
Wäre ein auf dem Höhepunkt der Troubles diskutierter Vorschlag ausgeführt worden, hätte Nordirland heute deutlich mehr Einwohner als die Republik. Laut einem kürzlich vom britischen Nationalarchiv freigegebenen Briefwechsel aus jenem Jahr 1983 machte man sich Sorgen über das Schicksal der 5,5 Mio. Einwohnern Hongkongs, wenn die Kronkolonie 1997 vertragsgemäß an China zurückgegeben werden musste, und diskutierte die Möglichkeit, diese in Nordirland zwischen Coleraine und Londonderry neu anzusiedeln.
“Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehen wir reale Vorteile darin, den Vorschlag [eines Hochschullehrers der University of Reading] ernsthaft in Erwägung zu ziehen. […] Wenn wir eine solche Umsiedlung vornehmen, würden wir damit die Position der Unionisten stärken, dass die Union [mit Großbritannien] dauerhaft ist, wenngleich dies den Beziehungen zur [republikanischen] Minderheit und zu Dublin zum Nachteil gereichen würde”, schrieb ein Beamter des britischen Nordirland-Ministeriums an das Außenministerium. Doch wie aus dem weiteren Briefwechsel hervorgeht, wurde der Vorschlag im Außenministerium wohl nicht so ganz ernst genommen.

Freitag, 10. Juli 2015

In einem Interview mit dem Radiosender Clare FM nennt die Vorsitzende der Labour Party und Sozialministerin Joan Burton die Schließung des Traditionskaufhauses Clerys “einen Akt von räuberischem Kapitalismus”. Um den mit der Entlassung der rund 400 Beschäftigten verbundenen Verbindlichkeiten nachzukommen, müssten wahrscheinlich Millionen aus der Steuerkasse gezahlt werden. Letzteres hängt auch damit zusammen, dass Firmen für Abfindungszahlungen einen Steuerfreibetrag in gleicher Höhe angerechnet bekommen. Derzeit stehe man in Kontakt mit den früheren Mitarbeitern um zu sehen, wie die Lage und was die nächsten Schritte bei der Abwicklung sein werden, doch wie sie die Situation einschätze, habe der Liquidator “den Staat am Haken”. (s.a. 13.06.15, 21.06.15)
Aus Irland verschwinden die Telefonzellen. Während es vor zehn Jahren in Dublin noch 842 und im übrigen Land 3.247 gab, waren es im letzten Mai in Dublin 305 und 895 auf dem Rest der Grünen Insel, wobei in den vergangenen zwölf Monaten jedes Münztelefon nur alle zweieinhalb Tage einmal genutzt wurde. So wird es sie bald wohl nur noch als Dekorationsartikel geben; erst kürzlich fuhr ein Transporter mit einer nagelneu wirkenden an mir vorbei, die ich kurz darauf ohne Funktion dekorativ vor einem Laden aufgestellt fand.

Donnerstag, 9. Juli 2015

In einem in der vergangenen Woche für die Irish Times verfassten Artikel schrieb Gesundheitsminister Leo Varadkar, dass um existierenden aber bislang nicht erfüllten Anforderungen im Gesundheitswesen zu begegnen 700 Mio. bis eine Milliarde Euro benötigt werden – zusätzlich zu jährlichen Erhöhungen aufgrund der steigenden und älter werdenden Bevölkerung. Auch damit läge das Budget des Gesundheitsministerium nicht über dem von vor acht Jahren.
Den Minister für öffentliche Ausgaben lässt das kalt. Dieser Wunsch nach einer Milliarde extra käme Jahr für Jahr immer wieder neu auf den Tisch, meint Brendan Howlin heute in seiner Antwort auf die Forderung: “Eine Milliarde scheint mir der Betrag zu sein, den die Gesundheitsminister in jedem Jahr zusätzlich wollen. Es ist eine hübsche runde Summe. In den vier Jahren, in denen ich diesen Job mache, war es stets diese Summe, um die nachgefragt wurde […] doch wir haben keine Milliarden auf der hohen Kante, die wir irgendjemandem geben könnten.”
Auch in diesen Sommer gehen der Dublin Region Homeless Executive die Unterkünfte für Obdachlose aus. Täglich bringe man rund 200 von ihnen mit ihren Familien zu regulären Übernachtungspreisen in einfachen Hotels unter, doch würden die Hotelbesitzer Touristen im Sommer den Vorzug geben, klagt der Leiter der Behörde Cathal Morgan. Der Stadtrat müsse daher nach anderen Möglichkeiten suchen als reguläre Hotelzimmer anzumieten. Ende Juni wurden in Dublin 1.122 obdachlose Kinder gezählt, die die Stadtverwaltung mit ihren Familien unterbringen musste, bei knapp 800 von ihnen wurden es Hotels.

Mittwoch, 8. Juli 2015

Die irischen Ferien haben zwar gerade erst begonnen, doch für viele Eltern heißt es nun für den Schulbeginn im September zu sparen. Nach Berechnungen der irischen Volksbanken müssen pro Grundschulkind für Schuluniform, Sportbekleidung und -ausrüstung, Bücher, Schulausflüge, Schulspeisung, ‘freiwillige Spenden’ und manches mehr im Durchschnitt 816 Euro aufgewendet werden, während für einen Schüler der Sekundarstufe € 1.313 fällig werden. Bei einer repräsentativen Umfrage unter 1.000 Eltern sahen 81 % darin eine erhebliche finanzielle Belastung, und ein Drittel gab an, wahrscheinlich einen Kredit aufnehmen zu müssen. Größter Einzelposten war die Schuluniform, die bei Grundschülern mit durchschnittlich € 166 und bei denen der Sekundarstufe mit € 258 zu Buche schlug.
Nach einer Sitzung des Dubliner Stadtrates, bei der vorgestern Abend ein Defizit von € 18,5 Mio. bei der Finanzierung der Unterkünfte für Obdachlose zutage kam, sucht der Rat jetzt ein Gespräch mit Innen- und Umweltminister Allen Kelly um die Deckungslücke zu schließen. Im Budget eingeplant waren € 37 Mio., doch werden mit der Zunahme der Obdachlosigkeit in der Hauptstadt nach einer neuen Kalkulation € 55 Mio. gebraucht.
Solche Defizite traten auch in den vergangenen Jahren auf, doch handelte es sich dabei immer nur um Beträge zwischen ein und zwei Millionen Euro. Laut Mike Allen von Focus Ireland ist das durch die Rezession verschärfte Problem nur mit Sonderzuweisungen zu lösen. Die Regierung müsse es “wie eine Naturkatastrophe angehen” und wie bei einer solchen handeln. (s.a. 27.06.15)

Dienstag, 7. Juli 2015

Nach einer Meldung der Gewerkschaft der Krankenschwestern und Hebammen hat die Überbelegung der irischen Krankenhäuser im vergangenen Monat einen neuen Rekordwert erreicht. Für mehr als 7.775 Patienten, die offiziell in ein Krankenhaus eingewiesen worden waren, gab es kein Bett und sie mussten auf Krankentrasportwagen in Fluren und anderen Räumen untergebracht werden. Dies sind landeweit 51 % mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, wobei die Lage im Dubliner St. Vincent Hospital bei einer Steigerung um 332 % am schlimmsten aussah. Da muss man sich fragen, was die im April im Gesundheitsministerium eingerichtete ‘Notfall-Taskforce’ zur Bewältigung dieser Krise eigentlich macht. (s.a. 07.01.15, 23.04.15)
Nach dem bis vor einem Jahr amtierenden ehemaligen Labour-Vorsitzenden und Außenminister Eamon Gilmore hat nun auch dessen Vorgänger auf dem Parteivorsitz und bis vor einem Jahr als Energie- und Kommunikationsminister wirkende Pat Rabbitte angekündigt, bei den kommenden Parlamentswahlen nicht mehr antreten zu wollen und sich aus der Politik zurückzuziehen. Beide von der Workers’ Party und Democratic Left zur Labour Party gestoßenen Politiker waren bei der Kabinettsumbildung im Juli 2014 von der neuen Vorsitzenden Joan Burton ausgemustert worden.
Nach Ansicht von Kommentatoren sinken durch diesen Verzicht die Chancen der Labour Party, bei den kommenden Wahlen in dem Wahlkreis eines der drei Mandate zu erhalten, deutlich. Auch wenn die Beziehung zwischen der Vorsitzenden Joan Burton und ihrem Vor-Vorgänger an der Parteispitze als “nicht vorhanden” charakterisiert wird, dürfte ihr der Verzicht nach verbreiteter Ansicht nicht gelegen kommen.

Montag, 6. Juli 2015

Ein Stundenlohn von € 11,50 ist nach gestern veröffentlichten Berechnungen der Living Wage Technical Group bei einem Vollzeitjob erforderlich, um in Irland ein ‘akzeptables Leben’ zu führen, was bei durchschnittlich 1.700 Arbeitsstunden im Jahr einem Monatseinkommen von rund 1.630 Euro entspricht. Dieses liegt um rund ein Drittel über dem irischen Mindestlohn von € 8,65, für den es zudem einige Ausnahmen gibt (z.B. liegt er für einen 18-Jährigen im ersten Jahr bei nur 6,92 Euro pro Stunde).
Als Berechnunggrundlage werden 2.000 typische Ausgaben für die Lebensführung herangezogen. Der aus ihnen ermittelte ‘Living Wage’ liegt in diesem Jahr trotz Preissenkungen in einigen Bereichen um etwa fünf Prozent höher als im vergangenen, was vor allem auf höheren Kosten für das Wohnen und Versicherungen zurückzuführen ist.
Das Kinderhilfswerk Barnardos Ireland weist die Regierung vor den kommenden Haushaltsberatungen auf ihre “letzte Chance” hin, etwas gegen die Kinderarmut zu tun, die sich seit der Rezession verdoppelt hat. Nach Aussage von Barnardos leben heute 12 % der irischen Kinder in Armut. “Man hat uns gesagt, es wird im Haushaltsjahr 2016 einen Überschuss geben”, stellt einer ihrer Sprecher fest, “und man hat uns gesagt, man will die Früchte der wirtschaftlichen Erholung unter allen teilen.” Gefordert wird unter anderem, Finanzmittel aus dem Budget des Sozialministeriums in das Ministerium für Kinder und Jugendliche zu transferieren, um eine subventionierte Kinderbetreuung zu ermöglichen. Derzeit gibt es in Irland ausschließlich private Kindertagestätten und Kindergärten, für die man leicht 1.000 Euro für ein Kind berappen kann.

Sonntag, 5. Juli 2015

Die partielle Rückgängigmachung der Lohn- und Rentenkürzungen im öffentlichen Dienst kommt auch ehemaligen Regierungsmitgliedern zugute. Wie heute berichtet wird, dürfen sich die beiden ehemaligen Regierungschefs Bertie Ahern und Brian Cowen über eine Erhöhung ihrer Pension von jährlich € 134.000 auf € 136.000 freuen, und der einstige Finanzminister Charlie McCreevy bekommt nun € 110.000 statt wie bisher € 108.000. Die einstige Fine-Gael-Ministerin und Vorsitzende der kürzlich neu gegründeten Partei Renua Ireland meint, es für die Steuerzahler schon sehr befremdlich, dass die sich, wie der Untersuchungsausschuss zur Aufarbeitung der Bankenkrise gezeigt habe, in der Krise als unfähig erwiesenen politischen Führer nun auch noch mehr Geld bekommen. (s.a. 30.05.15, 19.06.15)

Sonnabend, 4. Juli 2015

Erneut gab es gestern Nacht einen Brandanschlag auf ein Versammlungsgebäude des protestantischen Oranierordens, bei der die Orange Hall von Loughgall im County Armagh zerstört wurde. Fünf Löschzüge wurden kurz vor Mitternacht alarmiert und benötigten mehrere Stunden, um die Flammen zu löschen. Man sei am Boden zerstört, erklärte der Großmeister des Ordens, dass erneut eines ihrer Versammlungsgebäude einem Brandanschlag anheim gefallen sei. Ganz offensichtlich gebe es in der nordirischen Gesellschaft immer noch Menschen, die bereit seien, mit Gewalt gegen den Orden vorzugehen. Das Versammlungshaus werde größer und besser wiederaufgebaut. Zugleich forderte er die Mitglieder und Anhänger des Ordens auf, keine Vergeltung zu üben.
Auch der stellvertretende nordirische Regierungschef von der Sinn Féin verurteilte den Anschlag scharf. “Die Zerstörung der Orange Hall ist eine Schande”, verbreitete Martin McGuinness auf Twitter, “ich verdamme den Vorfall vorbehaltlos. Die Verantwortlichen dafür sind sektiererische, bigotte Fanatiker.”

Siehe auch: 18.07.00, 05.08.00, 13.07.06, 15.07.06, 04.10.14
Mehrere tausend Demonstranten marschieren am Nachmittag in Dublin bei einer Solidaritätskundgebung ‘für einen gemeinsamen Kampf von Iren und Griechen gegen die Spar- und Kürzungsprogramme’ von der Zentralbank zum Parlament und fordern die Griechen auf, bei der morgigen Volksabstimmung die Vorschläge der Europäischen Union und des Internationalem Währungsfond zurückzuweisen. Mindestens 1,5 Milliarden ihrer Schulden müsse den Griechen erlassen werden, fordert die Abgeordnete Joan Collins von der People Before Profit Alliance.

Freitag, 3. Juli 2015

Die Zahl der Arbeitslosen blieb im Juni nahezu konstant und lag laut Angaben des Zentralamtes für Statistik mit 208.100 wie im Vormonat bei 9,7 %, verglichen zum Juni 2014 (11,4 %) jedoch spürbar niedriger. Besonders hoch ist weiterhin die Jugendarbeitslosigkeit. Bei den unter 25-jährigen lag sie im Juni bei 19,8 % und damit nur um 0,2 Prozentpunkte unter der im Mai.
Kinderkleidung, wozu auch Schuluniformen für Kinder bis zum Alter von zehn Jahren gehören, ist in Irland von der Mehrwertsteuer befreit – ausgenommen bei übergewichtigen Kindern, wie gestern der Irish Independent berichtete. Denn die Konfektionsgröße legt bei Schuluniformen fest, ob sie in Kategorie Kinderbekleidung gehören, und wenn übergewichtige Kinder nur in Uniformen passen, die für ältere gedacht sind, ist die Mehrwertsteuer zu entrichten. Eltern beklagen sich wegen der Diskriminierung ihrer Kinder und fordern eine Änderung der Regelung – doch hätten sie da nicht noch eine andere Möglichkeit, das Problem zu lösen?
Der vergangene Juni war laut Aufzeichnungen des Wetteramtes der wärmste und trockenste in Irland seit 19 Jahren. Sollte das persönliche Empfinden da so täuschen? Seit mehr als zwanzig Jahren verbringe ich drei Wochen Juni in Irland, und der vergangene kam mir verglichen mit denen zuvor ausgesprochen kühl vor. Doch vielleicht macht die irische West- und Nordwest-Küste hier ja eine Ausnahme.

Donnerstag, 2. Juli 2015

Bei Ausschreitungen gegen die Wassergebühren wurde gestern Abend vor dem irischen Parlament eine Polizistin durch ein Wurfgeschoss bewusstlos geschlagen und in ein Krankenhaus gebracht. Zuvor hatten Demonstranten den Eingang des Parlaments mit den darin tagenden Abgeordneten blockiert und das Auto des vorfahrenden früheren Justizministers Alan Shatter umstellt und ihn am Verlassen des Wagens gehindert. Rufe wie “Wir wissen alle, wo ihr wohnt, und werden euch finden” drangen aus der Menge. Später beschuldigten Demonstranten die Polizei, für die Ausschreitungen verantwortlich zu sein, da Polizisten versucht hätten sie wegzustoßen.
Den Vorwurf des ehemaligen Justizministers, bei den Blockierern habe es sich um “intolerante, anti-demokratische Faschisten” gehandelt, wies einer ihrer Sprecher zurück. Es gehe hier nicht um Faschismus, so Kieran Allen, sondern um Demokratie, in der alle Menschen das Recht hätten, auf “energische Weise” friedlich zu demonstrieren. Auch gebe es im Parlamentsgebäude eine Hintertür, durch die die Abgeordneten es hätten verlassen können.

Siehe a.: 31.07.00, 15.11.00, 06.01.03, 12.09.03, 07.09.09, 20.04.10, 07.04.11, 18.04.12, 24.03.13, 29.07.13, 17.04.14, 23.04.14, 01.05.14, 01.05.14, 05.05.14, 23.06.14, 20.08.14, 02.10.14, 11.10.14, 13.10.14, 16.10.14, 28.10.14, 30.10.14, 02.11.14, 04.11.14, 05.11.14, 17.11.14, 19.11.14, 20.11.14, 21.11.14, 31.01.15, 21.03.15, 01.04.15, 19.04.15, 09.05.15
Derweil kündigt die oppositionelle Sinn Féin an, weitere Gesetze zur Durchsetzung der Wassergebühren “mit Zähnen und Krallen zu bekämpfen”. Dazu gehört das Vorhaben, die Vermieter zur Zahlung der Gebühr heranziehen, sollten ihre Mieter sich weigern. Des weiteren soll am Freitag eine Verordnung verabschiedet werden, nach der säumigen Zahlern, die mit mehr als 500 Euro im Rückstand sind, der Betrag nach einem richterlichen Beschluss vom Lohn, der Rente oder den Sozialleistungen abgezogen werden kann.

Mittwoch, 1. Juli 2015

Bei mehr als 30 Grad im Schatten schaue ich mal wieder in meine Verschenkkiste mit aussortierten Büchern, und es geht zu Irlands keltischer Cousine, denn ich fördere einen skurrilen Krimi des Schotten Brian McNeill zutage.
Schlange am Busen – Ein Fall für Sammy Knox, lautet sein Titel. Bei Sammy handelt es um eine Samantha, eine Privatdetektivin und … ja was ist sie denn nun, eine junge Frau, die sich in eine Katze verwandeln kann, oder eine Katze, die sich in eine junge Frau verwandeln kann? Was die Handlung betrifft, zitiere ich ein paar Zeilen vom Rückendeckel: “Als Lady Letitia Moresby, die Society Stripperin, die Privatdetektivin Samantha Knox anheuert um ihren vermissten Python Justin zu finden, weiß sie da, mit wem sie es zu tun hat? Und weiß Sammy genau nach was sie auf der Jagd ist? Wer wird ihr mehr helfen können, eine Bande komplizierter Katzen oder ein junges Mädchen, das keine Ahnung von seinen eigenen Fähigkeiten hat.?” Der Autor des Romans Brian McNeill wurde 1950 in Falkirk geboren, gilt als eine der führenden Persönlichkeiten der traditionellen schottischen Musikszene und schreibt daneben Kurzgeschichten über das Leben in seiner Heimatstadt und Romane.

Das Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich heute über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an eine Leserin aus 49356 Diepholz, die sich heute Mittag als erste gemeldet hat.
Die heutige Ankündigung des Ministers für öffentliche Ausgaben Brendan Howlin (Labour Party) wird die Opposition wahrscheinlich in Zusammenhang mit den (vermutlich) im kommenden Frühjahr stattfindenden Parlamentswahlen sehen. Der Plan soll bis 2020 laufen und sieht Investitionen in die Infrastruktur (Wohnungs- und Schulbau, Straßen, öffentliche Verkehrsprojekte, Hochwasserschutz) in Höhe von € 3,5 Mrd. pro Jahr vor. Zu den Projekten, für die grünes Licht gegeben wird, gehört dem Vernehmen nach als Großprojekt eine neue Luas-Verbindung von der Dubliner City zu Flugplatz. Die Details des Plans sollen nach weiteren Bratungen in den kommenden Wochen veröffentlicht werden.

Nachrichten aus Irland – Juli 2015