Nachrichten aus Irland

Januar 2016

Zusammengefasst nach Berichten irischer Medien

Aktueller Monat & Archiv

Sonntag, 31. Januar 2016

Der genaue Termin steht zwar noch nicht, doch will das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland im Sommer über einen Austritt aus der Europäischen Union abstimmen lassen. Sollte es dabei eng werden, könnten die Stimmen von bis zu 330.000 Menschen mit Wohnsitz in der Republik Irland den Ausschlag geben, denn wahlberechtigt sind auch die in Irland lebenden Bürger mit einem Pass des Vereinigten Königreiches sowie alle irische Staatsbürger, die in den letzten 15 Jahren eine Zeitlang ihren Wohnsitz in Großbritannien und sich dort in ein Wählerverzeichnis eingetragen hatten.

Sonnabend, 30. Januar 2016

Das im Sommer eingeführte, bislang kaum genutzte und vielgeschmähte Postleitzahlsystem Éircode wird laut einer Anhörung vor dem Parlamentsausschuss für öffentliche Ausgaben mit € 38 Mio. rund 20 Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant kosten und hat einer Reihe von ohne Ausschreibung eingestellten Beratern ein gutes Extraeinkommen verschafft. So erhielten zwei pensionierte ehemalige Angestellte des halbstaatlichen Stromversorgers ESB und Landwirtschaftsministeriums 146.000 bzw. 158.000 Euro für ihre Beratung und ein Pensionär aus dem Arbeitsministerium € 44.000. Der Tagessatz für weitere zur Beratung hinzugezogene ehemalige Beamte belief sich auf bis zu 1.230 Euro pro Tag.
Nach Schätzungen wird das von der irischen Post abgelehnte System, in dem landesweit jedes Haus eine eigene siebenstellige, aus Buchstaben und Zahlen bestehende Postleitzahl erhält, ein halbes Jahr nach seiner Einführung von zwei Prozent der Bevölkerung genutzt. Dennoch ist man im Kommunikationsministerium von seinem Erfolg überzeugt. Anders als in Nordirland, wo es 30 Jahre gedauert habe bis 85 % der Bevölkerung das dortige System nutzten, werde es in der Republik Irland wesentlich schneller gehen, war sich der Generalsekretär des Ministeriums Mark Griffin bei der Anhörung sicher.

Siehe auch: 23.05.05, 11.06.06, 09.06.08, 21.09.09, 27.01.10, 29.06.13, 12.05.14, 16.09.14, 20.11.14, 13.07.15

Freitag, 29. Januar 2016

Die Gewerkschaft SIPTU zieht gegen das Vorhaben der Supermarktkette Tesco zu Felde, die Arbeitsverträge für alle vor 1996 eingestellten Mitarbeiter zu ändern, “um mit angepassten Rahmenbedingungen die Flexibilität der Belegschaft zu erhöhen”. Betroffen davon sind nach Angaben der Gewerkschaft rund 1.000 Angestellte, die unter den neuen Modalitäten zum Teil mehr als zwei Euro pro Stunde bzw. 6.500 Euro pro Jahr weniger verdienen würden.
Nach Norwegen hat Irland bei durchschnittlich € 10,50 pro Schachtel die zweithöchsten Zigarettenpreise in Europa, was den Schmuggel zu einem blühenden Geschäft macht. Fast zehn Millionen unversteuerte Zigaretten wurden allein in der vergangenen Woche durch den Zoll sichergestellt, davon 6,6 Mio. in einem Lagehaus in der Grafschaft Meath, wo sie bei einer Razzia in einem via Rotterdam und Dublin aus Vietnam kommenden Container entdeckt wurden, in dem sich laut Deklaration Badehandtücher befinden sollten.

Donnerstag, 28. Januar 2016

Der parlamentarische Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Ursachen für die Bankenkrise und den Umgang der Regierung mit ihr hat gestern seinen Abschlussbericht vorgelegt, über den seit dem Vormittag im Parlament diskutiert wird. Unter anderem fordert er von der irischen Regierung, Klage gegen die Europäische Zentralbank zu erheben, da diese Irland gedrängt habe, eine Sicherungsgarantie in unbegrenzter Höhe für die Einlagen aller Wertpapierinhaber zu gewähren. Kritisiert wird auch die irische Finanzaufsicht, die ihre vorhandenen Machtbefugnisse zur Kontrolle der Banken nicht genutzt habe.
Mit den Abgeordneten Joe Higgins von der Socialist Party und dem finanzpolitischen Sprecher der Sinn Féin Pearse Doherty haben zwei Mitglieder des Ausschusses ihre Unterschrift unter den Abschlussbericht verweigert. Zwar tragen sie die Forderung nach einer Klage gegen die Europäische Zentralbank mit, doch vermissen sie eine hinreichend intensive Suche nach den Verantwortlichen. Nach Ansicht des Sozialisten Joe Higgins machten die derzeitigen Regeln für die Arbeit solcher Ausschüsse die Aufklärungsarbeit sehr schwer und bedürfen dringend einer Änderung. So sei es ihm in vielen Fällen kaum möglich gewesen, den Zeugen direkte Fragen zu stellen.

Siehe auch: 11.01.14, 20.04.15, 13.11.15
Die Wartezeiten in den Notaufnahmestationen der irischen Krankenhäusern sind nach einer am Mittwoch veröffentlichten Studie die längsten in Europa. Insgesamt rangiert das irische Gesundheitssystem noch hinter Niedriglohnländer wie Mazedonien, Kroatien und Slowenien auf Platz 21, das sind sieben Plätze weiter hinten als noch vor zwei Jahren – womit es der Regierung schwer fallen dürfte, die Ursachen für die schlechte Platzierung der Vorgängerregierung zuzuweisen. Als Länder mit der besten Gesundheitsfürsorge in Europa werden die Niederlande und die Schweiz genannt.

Mittwoch, 27. Januar 2016

Ende vergangenen Jahres hatte der nordirische High Court darauf Bezug nehmend, dass es auch bei Vergewaltigungen, Inzest und Föten ohne Überlebenschance Anwendung findet, das strikte Abtreibungsverbot des Landes als unvereinbar mit den Menschenrechten befunden. Gegen das Urteil haben jetzt sowohl Nordirlands Attorney General John Larkin als auch der nordirische Justizminister David Ford vor dem Court of Appeal, Einspruch erhoben, da sie in ihm einen “Freibrief für Abtreibung auf Wunsch” sehen. Während der Attorney General das Urteil insgesamt anfechtet, geht es dem Justizminister um die “Klarstellung bestimmter Details”.
Mehr als vierzig führende Wohltätigkeitsorganisationen und zivilgesellschaftliche Gruppen haben sich im Vorfeld der Parlamentswahl zu einer Robin Hood Tax Campaign zusammengefunden und fordern die Einführung einer Finanz-Transaktionssteuer, um mit den erwarteten Einnahmen von jährlich 320 bis 360 Millionen Euro gegen die Kinderarmut, die Wohnungskrise und die Folgen des Klimawandels anzugehen. Abhängig von der Art des Wertpapiers wird eine Steuer zwischen 0,01 und 0,1 % bezogen auf seinen Wert zu Beginn des Handelstags vorgeschlagen. Der Erwerb von Staatsanleihen sowie der Geldumtausch soll von der Steuer befreit sein.

Dienstag, 26. Januar 2016

Facebook kündigt bei einem Investitionsvolumen von € 200 Mio. den Bau eines zweiten europäischen Rechenzentrum bei Clonee in der Grafschaft Meath nordwestlich von Dublin an, das komplett mit erneuerbarer Energie betrieben werden soll. Weltweit hat Facebook derzeit fünf Rechenzentren und steuert von Irland aus das Geschäft außerhalb der USA, wobei die Daten jedoch zum Teil in den USA verarbeitet werden.
Auch am linken Flügel des Parteienspektrums bereitet man sich auf die Wahl vor. In einem gemeinsamen Manifest der Anti-Austerity- und People Before Profit-Alliance kündigt man an, bei einer Regierungsbeteiligung die im EU-Vergleich niedrige Körperschaftssteuer von 12,5 auf 15 % erhöhen zu wollen, womit sie dann allerdings immer noch deutlich unter den Steuersätzen in den meisten anderen europäischen Staaten liegen würde. Bei der Lohn- und Gehaltssteuer (derzeit zahlen Alleinstehende bis zu einem Einkommen von 33.800 Euro 20 % Steuern und für alles darüber 40 %) soll eine weitere Stufe für Einkommen oberhalb von € 100.000 pro Jahr hinzukommen und darüber hinaus für Millionäre eine Sondersteuer.
Im Verbund mit einer Finanz-Transaktionssteuer sollen die Staatseinnahmen so um jährlich € 2 Mrd. erhöht werden. Den derzeitigen Mindestlohn von € 9,15 will man auf € 11,50 pro Stunde anheben, ein Betrag, der laut Berechnung der Living Wage Technical Group erforderlich ist, um in Irland mit einem Vollzeitjob ein ‘akzeptables Leben’ zu führen. Einen Regierungschef Gerry Adams würde man unter Umständen mitwählen, jedoch keinen aus den Reihen von Fine Gael, Fianna Fáil oder der Labour Party.

Montag, 25. Januar 2016

Auf einer Pressekonferenz anlässlich des Parteitags der Fine Gael in Dublin verkündete Taoiseach Enda Kenny am Wochenende, bei einem Wahlsieg eine zweite volle Amtsperiode als Regierungschef ausüben zu wollen. Das steht in Gegensatz zu früheren Andeutungen, das Amt nach einer Wiederwahl im Laufe der Legislaturperiode an einen Nachfolger weiterreichen zu wollen. Zugleich wies er Spekulationen zurück, seine Partei würde hinter verschlossenen Türen mit unabhängigen Abgeordneten Gespräche für den Fall führen, dass er für seine Wiederwahl ihre Stimmen benötigt. Die von manchen erwartete Ankündigung des Wahltermins blieb aus.
Ein Vergleich der Wählerverzeichnisse mit dem Ergebnis der letzten Volkszählung hat ergeben, dass in diesen fast eine halbe Million (15 %) mehr Personen stehen, als wahlberechtigt sein dürften. Berechtigt zur Teilnahme an Parlamentswahlen sind alle volljährigen irischen Bürger und Bürger des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland, die ihren ständigen Wohnsitz in der Republik Irland haben. Da es in Irland kein Meldewesen gibt, muss man sich, um sein Wahlrecht ausüben zu können, in das Wählerverzeichnis des Wahlkreises eintragen lassen, in dem man seinen festen Wohnsitz hat. In der Folge ist es gar nicht so selten, dass Verstorbene und Ausgewanderte noch im Verzeichnis ihres früheren Wohnortes stehen und andere nach einem Umzug gleich in mehreren Wahlkreisen registriert sind.
“Wenn wir uns aber nun in einer Lage befinden, in der bis zu eine halbe Million Menschen in einem Wählerverzeichnis stehen, in dem sie gar nicht stehen dürfen, kann man dann diesem Register und unserem gesamten Wahlsystem überhaupt noch trauen?” fragt der Politologe Ordan Flynn. (s.a. 02.05.06, 04.05.06, 30.05.07)

Sonntag, 24. Januar 2016

Anlässlich des Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust findet heute Abend in Dublin unter Teilnahme von Taoiseach Enda Kenny und drei jüdischer Überlebender eine Veranstaltung zum Gedenken an die sechs Millionen Opfer des Holocaust statt. Der 27. Januar wurde im Jahr 2005 von den Vereinten Nationen anlässlich des 60. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau als Holocaust-Gedenktag eingeführt.
Drei Mütter von Travellerfamilien, die aus Brandschutzgründen von einem inoffiziellen Rastplatz bei Dundalk in der Grafschaft Louth vertrieben worden waren, geben der Irish Times gegenüber an, Beamte der Grafschaftsverwaltung hätten ihnen auf die Frage, wohin sie gehen sollten, vorgeschlagen, ihre Kinder in Pflegefamilien zu geben und sich selbst nach Geschlechtern getrennt in Obdachlosenunterkünfte zu begeben.

Sonnabend, 23. Januar 2016

Die Fianna Fáil, von 1932 bis 2011 stärkste Partei des Landes, zeigt sich über die innere Sicherheit besorgt und verweist darauf, dass unter der gegenwärtigen Regierung “um eine kümmerliche halbe Million Euro pro Jahr zu sparen” 139 Polizeiposten vor allem auf dem Land geschlossen und die Menschen “schutzlos zurückgelassen wurden”. Bei einem Wahlsieg werde man die Mannschaftsstärke der Polizei um 2.000 auf 15.000 erhöhen und 3.433 neue Fahrzeuge anschaffen. Alle Polizeiwachen wieder zu öffnen könne man nicht versprechen, da die Immobilien zum Teil verkauft wurden.
Die Sinn Féin zeigt sich in ihrem Wahlprogramm familienfreundlich und will die Kosten für die Kinderbetreuung, für die derzeit bei Vollzeitbetreuung in einer Kinderkrippe oder einem Kindergarten zwischen 800 und 1.100 Euro im Monat zu zahlen ist, auf maximal 780 Euro begrenzen. Zudem soll die Zahlung von Mutterschaftsgeld in Höhe von 1.000 Euro pro Monat für nach der Geburt nicht berufstätige Elternteile auf ein Jahr ausgedehnt werden.

Freitag, 22. Januar 2016

Der Gesundheitsminister hätte zwar nichts dagegen gehabt, doch Justizministerin Frances Fitzgerald sagt No zum Ansinnen der Pubbesitzer, das Ausschankverbot für Alkohol am Karfreitag noch in diesem Jahr aufzuheben. “Vielleicht später, aber nicht dieses Jahr”, heißt es wie schon 2015. Die Wirte zeigen sich enttäuscht und sprechen von einer verpassten Gelegenheit, das “touristenfeindliche und archaische Gesetz, für das keiner im Land einen rationalen Grund nennen kann” anlässlich der Feierlichkeiten zum hundertsten Jahrestag des Osteraufstandes aus der Welt zu schaffen.
Siehe auch: 16.03.10, 16.04.14, 03.02.15, 20.01.16
Zur Zeit existieren auf dem Land noch rund 1.100 Postämter, über deren Zukunftsaussichten jetzt ein Gutachten veröffentlicht wurde. Vielen Postämtern, so Kommunikationsminister Alex White bei der Vorstellung der Studie, drohe die Schließung, wenn es ihnen nicht gelingt ihr Dienstleistungsangebot auszuweiten. So wird der Post in dem Gutachten unter anderem empfohlen, Bankdienstleistungen mit der Führung von Gehaltkonten einzuführen, da auf dem Land die nächste Stadt mit einer Bank oft zig Kilometer weit entfernt ist. Unabhängig davon wird die Bedeutung der Postämter für den sozialen Zusammenhalt auf dem Land betont, wobei die Postbüros in Gegensatz zu den Läden im Aufschwung des Onlinehandels eine neue Chance für die Zukunft sehen.
Siehe a.: 22.05.99, 27.05.99, 13.03.01, 19.03.01, 28.07.01, 04.10.01, 11.02.02, 15.11.04, 08.02.07, 05.05.08, 05.05.13, 26.02.14, 25.03.15, 15.07.15, 23.09.15, 26.10.15

Donnerstag, 21. Januar 2016

Kurz vor einer Wahl werden gerne noch lukrative Posten vergeben, so zum Beispiel vor der letzten Wahl im Jahr 2011, als die kurz darauf abgewählte Regierung noch rasch rund 300 Neu- und Wiederbesetzungen in die Wege leitete. Dass die damalige Opposition, darunter die Labour Party, sich darüber empört zeigte, verwundert nicht.
Nun stehen wieder Wahlen an. Die seit 2011 als Juniorpartner in der Regierung weilende Labour Party muss den Verlust der Regierungs(mit)verantwortung fürchten, ihre Vorsitzende und Sozialministerin Joan Bruton ernennt mit dem ehemaligen Vorsitzenden des Gewerkschafts-Dachverbandes David Begg noch rasch ohne Ausschreibung einen alten Parteifreund zum Aufsichtsratvorsitzenden der staatlichen Rentenversicherung – und kann die Entrüstung der heutigen Opposition in keiner Weise nachvollziehen.

Auch der mit dem Posten bedachte Ex-Gewerkschaftler versteht die Aufregung nicht, wo dieser doch, wie er sich ausdrückte, “nur mit einem recht kleinen Honorar von 20.000 Euro pro Jahr verbunden ist”. Frau Burton “hätte sich die Haare gerauft, wenn dies umgekehrt unter einer Fianna-Fáil-Regierung passiert wäre” kommentierte das Willie O’Dea von der größten Oppositionspartei, und die Allianz unabhängiger Abgeordneter brachte ein Misstrauensvotum gegen die Ministerin ein. Ob der Sozialministerin und dem Ex-Gewerkschaftler klar sei, was 20.000 Euro für irische Familien bedeuten, deren Kinder morgens ohne Frühstück zur Schule gehen? wollte der unabhängige Abgeordnete John Halligan zur Eröffnung der Debatte wissen.

Wie dem auch sei, die Regierung stellte zur Abwehr des Misstrauensvotum umgekehrt die Vertrauensfrage für die Ministerin, und das Parlament sprach ihr dieses gestern Abend mit 81 gegen 32 Stimmen aus.

Mittwoch, 20. Januar 2016

Nach den Enthüllungen über das Abhören der Telefonanschlüsse dreier Journalisten fragen die Medien, in welchem Maße die Polizei die eigene Bevölkerung ausspioniert. Die Frage, in welchem Umfang Garda und GSOC die ihnen eingeräumte Möglichkeit, bei ihren Ermittlungen ohne richterlichen Beschluss Telefonate abzuhören und E-Mails mitzulesen, in der Vergangenheit genutzt haben, will man nicht beantworten, doch heißt es, dass solches in fast allen Fällen von der Garda und nicht von der GSOC veranlasst wurde.
Allerdings liegen Daten aus einem Bericht an die Europäische Kommission für die Jahre 2008 bis 2012 vor. Demnach gab es in diesem Zeitraum rund 62.000 Anfragen an Telefon- und Internetprovider bezüglich des Zugriffs auf Telefonanschlüsse und E-Mail-Kontakte, von denen 98,7 % stattgegeben wurden. Das sind mehr als 1.000 pro Monat. Zwar nahm die Zahl im Jahr 2012 ab, doch da die Strafverfolgungsbehörden seither auch auf bei den Providern archivierte Daten zugreifen dürfen, bedeutet das, dass seit diesem Jahr mit einer Anfrage auf mehrere Vorgänge zugegriffen werden kann.

Das ruft jetzt auch die oberste Datenschützerin Helen Dixon von der Data Protection Commission auf den Plan, die ankündigt, der Nutzung der umstrittenen Befugnisse der Polizei beim Zugriff auf den Telefon- und E-Mail-Verkehr einem umfassenden Audit zu unterziehen. (s.a. 17.01.16, 19.01.16)
Wie im jedem Jahr vor Ostern melden sich auch in diesem die in der LVA und VFI organisierten Pubbesitzer zu Wort und fordern, das seit 1927 am Karfreitag geltende Ausschankverbot für alkoholische Getränke zu streichen. Muss Irland päpstlicher als der Papst sein, fragt man, wo doch diesem Tag selbst im Umkreis des Vatikans Alkohol verkauft werden darf? Das Ausschankverbot komme einer Schließungsanordnung für die Pubs gleich, und das, wo an diesem Tag die irische Fußballmannschaft zu einem Länderspiel gegen die Schweiz antritt.
Auch Gesundheitsminister Leo Varadkar hat nichts gegen eine Aufhebung des fast neunzig Jahre alten Ausschankverbots einzuwenden. “Mein Fokus ist”, so der Minister, “den Alkoholkonsum und das Komasaufen einzudämmen, doch sehe ich keinen Nutzen darin, für einen oder zwei Tage des Jahres eine andere Regelung zu haben als für alle anderen, und so werde ich in keiner Weise Einspruch erheben, sollte die Justizministerin hier eine Änderung veranlassen. (s.a. 16.03.10, 16.04.14, 03.02.15)

Dienstag, 19. Januar 2016

Die Sinn Féin verschiebt ihren für Anfang Februar angesetzten Parteitag, da vor einer Parlamentswahl keine umfassende Fernsehberichterstattung möglich wäre. Neuer Termin ist jetzt der 22./23. April – was bedeutet, dass Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams, live vom Fernsehen übertragen, am Vorabend des 100. Jahrestages des Osteraufstandes auf dem Parteitag eine Rede halten wird.
Streiks fördern nicht die Zufriedenheit der Bevölkerung mit ihrer Regierung, und so dürfte es der irischen kurz vor der Wahl ungelegen kommen, dass in den kommenden Wochen bis zu einem halben Dutzend Streiks anstehen, an Schulen und technischen Hochschulen, beim öffentlichen Nahverkehr sowie im Gesundheitswesen, wo bereits in der abgelaufenen Legislaturperiode kaum ein Wahlversprechen eingelöst wurde.
Nach den vor einigen Tagen bekannt gewordenen Abhöraktivitäten der Garda Síochána Ombudsman Commission (GSOC) erwägt die Regierung, die erst im vergangenen Jahr erweiterten Befugnisse der Einrichtung wieder einzuschränken. Diese seien für Fälle gedacht gewesen, in denen es um die nationale Sicherheit geht, erklärte gestern Taoiseach Enda Kenny, nicht jedoch zur Überwachung des Telefonverkehrs von Journalisten.

Montag, 18. Januar 2016

Zu Wochenbeginn ein paar Wahlversprechungen, die einen großen Teil der politischen Meldungen einnehmen. Weitere 200.000 Arbeitsplätze werde er in der kommenden Legislaturperiode schaffen, verspricht Taoiseach Enda Kenny, sollte seine Partei nach der Wahl erneut die Regierung bilden, und 20.000 von ihnen bis zum Ende dieses Jahres. Dabei werde er besonderes Augenmerk auf bislang benachteiligte Regionen legen und dafür sorgen, dass die Arbeitslosenzahlen in keiner Region um mehr als einen Prozent über dem landesweiten Durchschnitt liegen.
Derweil hat der Fianna-Fáil-Vorsitzende Micheál Martin die unbeliebten, 2014 eingeführten verbrauchsabhängigen Wassergebühren zum Wahlkampfthema gemacht und verspricht sie, sollten die Wähler ihn zum Regierungschef machen, wieder abzuschaffen und die 2013 gegründete nationale Wasserbehörde aufzulösen.

Sonntag, 17. Januar 2016

Gesundheitsminister Leo Varadkar zeigt Interesse daran, den von vielen als Schleudersitz angesehenen Posten nach der kommenden Wahl erneut einzunehmen. “Wenn man ihn mir anbietet”, so der in seiner Partei als ‘PFT’ gehandelte Minister, “würde ich mich über eine Ernennung freuen, hätte dann aber gerne auch die Ressourcen und die Autorität, um in der Lage zu sein die erforderlichen Entscheidungen zu treffen und durchzusetzen, was bei einem Fachminister nicht immer der Fall ist.
Darüber hinaus mischt sich der Gesundheitsminister wieder einmal in Angelegenheiten seiner Kabinettskollegen ein. Nachdem am Freitag bekannt geworden war, dass die Garda Síochána Ombudsman Commission (GSOC) in Zusammenhang mit einer Beschwerde über einen Polizeibericht bezüglich des Todes eines Models Telefongespräche von zwei Journalisten abgehört hatte, warnt er in einem Interview, dass dies ein ernsthafter Eingriff in die Bürgerrechte sei und kündigt an, “mit der Justizministerin darüber zu sprechen”.

Sonnabend, 16. Januar 2016

Die Labour-Vorsitzende, Sozialministerin und stellvertretende Regierungschefin Joan Burton verteidigt die Regierung gegen Kritik aus der Europäischen Kommission, dass die Ausgabenpolitik des Landes im Wahljahr die wirtschaftliche Erholung des Landes gefährdet, und weist den Vorwurf zurück, politische Gründe hätten die Spendierfreudigkeit gefördert. Nach Ansicht der Kommission vertraut die Regierung u.a. zu sehr darauf, dass die Einnahmen aus der Körperschaftssteuer weiterhin so kräftig fließen wie bisher, was aber alles andere als sicher sei.
In ihren Wahlkampagnen beschäftigen sich die Partein mehr mit ihren Gegnern, als dass sie etwas über sich verraten. Nach einer umstrittenen, gegen die Fianna Fáil und Sinn Féin gerichteten Plakataktion der Labour Party, macht nun die Fianna Fáil mit einer gegen die Fine Gael gemünzten von sich reden. Auf ihren Plakaten ist großformatig der FG-Vorsitzende Enda Kenny unter dem Logo seiner Partei zu sehen, so dass man auf den ersten Blick meint, es handele sich um eine Plakataktion der Regierungspartei, bis man dann die Unterschrift liest: “Ich habe nicht vor, den Skandal um fehlende Krankenhausbetten zu beenden. Die Senkung der Steuern für die Reichsten hat den Vorrang.”
Doch manch einer fragt sich, ob dieser Schuss nicht nach hinten losgehen könnte. Lesen denn alle Betrachter auch den Text, oder wird die Plakataktion am Ende zu einer Werbung für den Konkurrenten?

Freitag, 15. Januar 2016

Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams wird in diesem Jahr 68 Jahre alt, und es besteht kein Zweifel daran, dass seine Partei in diesem Frühjahr mit ihm in den Wahlkampf zieht. Doch er habe selbst gesagt, meinte gestern seine Stellvertreterin Mary Lou McDonald in einem Interview mit der Irish Times, dass “keiner auf ewig weitermachen kann”, und nährt damit Spekulationen, dass dies wohl die letzte Wahl mit ihm an der Spitze der Partei ist.
Nach ihren eigenen Ambitionen befragt, machte sie keinen Hehl daraus, dass sie sich als mögliche Nachfolgerin sieht. “Wenn der Fall dann eintreten wird”, so die Antwort, “werde ich darüber nachdenken. Wir sind in der glücklichen Lage, eine große Zahl talentierter und fähiger Leute zu haben. Es wird weitere geben, die ihre Hüte in den Ring werfen. Die Entscheidung treffen am Ende die Mitglieder”.

Ihre Hausmacht hat die Sinn Féin bis heute in Nordirland, wo sie die stärkste Partei des republikanisch-nationalen Lagers ist. Sowohl Gerry Adams als auch der Chefstratege der Partei und stellv. nordirische Regierungschef Martin McGuinness sind dort verwurzelt. Die Annahme, dies könne ein Problem für ihre Bewerbung sein, wies sie energisch zurück: “Ich weiß, worauf man hinaus will. Gerry Adams ist ein Belfastmann, doch das ist für mich kein Thema. […] Wir sind eine Partei für ganz Irland. Ganz offensichtlich bin ich eine Dublinerin und als solche sehe ich mich auch, doch habe ich viele Beziehungen in den Norden und arbeite mit den Menschen dort zusammen. Ich kann nicht erkennen, dass meine Herkunft da eine Rolle spielt.”
Zu den Problemen, die die Regierung entgegen ihrer Ankündigung beim Amtsantritt vor fünf Jahren nicht in den Griff bekommen hat, gehört die Krankenhauskrise. Inzwischen bessere sich die Lage, versucht man kurz vor der Wahl zu argumentieren, wozu dann allerdings kaum die Zahlen passen, die die Gesundheitsbehörde jetzt veröffentlicht hat. Demnach lagen am letzten Montag 26 % mehr Patienten auf Kranken-Transportwagen in den Fluren der Hospitäler als am gleichen Tag des Vorjahres.

Donnerstag, 14. Januar 2016

Mit seiner Geheimniskrämerei um den Wahltermin fördert Taoiseach Enda Kenny den Umsatz von Irlands größten Wettanbieter Paddy Power, wobei die meisten eine Wette auf einen Tag im Februar platzieren. Ein Argument für einen Termin bis spätestens 14. März lieferte gestern die Meldung, dass die Regierung dem Staatspräsidenten, der das Parlament mit der Ankündigung des Wahltermins aufzulösen hat, vom 14. bis zum 24. Februar einen privaten Urlaub auf Lanzerote genehmigt hat, woraus man folgert, dass das vor dem 14. Februar der Fall sein wird. Nach seiner Auflösung muss der Dáil innerhalb eines Monats neu gewählt werden.
Wer der nächste Regierungschef sein wird, ist nach den Wetteinsätzen bei Paddy Power keine Frage, denn Taoiseach Enda Kenny ist der haushohe Favorit. Anders sieht es bei seinem künftigen Stellvertreter aus. Hier setzen mehr Wetter auf den gegenwärtigen Oppositionsführer Micheál Martin von der Fianna Fáil als auf die amtierende Tánaiste Joan Burton von der Labour Party, was, auch wenn beide Parteien das auszuschließen versuchen, eine Koalition zwischen Fine Gael und Fianna Fáil bedeuten würde.
Fáilte Ireland, die nationale Behörde zur Entwicklung des Tourismus, versucht nach dem Rekordjahr 2015 die euphorischen Erwartungen für die weitere Entwicklung ein wenig zu dämpfen. Um 11 % auf 7,9 Millionen stieg im vergangenen Jahr die Zahl der ausländischen Besucher, die mehr als vier Milliarden Euro ins Land brachten. Man dürfe jedoch nicht übersehen, hieß es gestern, dass die zu Beginn der Legislaturperiode eingeführte befristete Senkung der Mehrwertsteuer für touristische Leistungen auf 9 % sowie der im Vergleich zum Euro starke Dollar und ein starkes britisches Pfund das gefördert hätten und die weitere Entwicklung hier nicht abzusehen sei. Es reiche daher nicht, “sich jetzt gegenseitig auf die Schultern zu klopfen” und darauf zu vertrauen, dass sich das in den kommenden Jahren wiederholen wird. Wie schnell Besucherzahlen durch “externe Schocks” einbrechen können, hätten im vergangenen Jahr die Anschläge von Paris und Brüssel gezeigt.

Mittwoch, 13. Januar 2016

Die Geheimniskrämerei um den Wahltermin geht weiter. “Ich habe Ihnen doch bereits gesagt, dass die Wahl im frühen Frühjahr stattfindet”, antwortete der Taoiseach Enda Kenny am Montag anlässlich des Starts einer Wahlkampagne seiner Partei auf die Frage von Journalisten und fuhr fort: “Ja, ich habe ein Datum im Kopf, und ich werde es Ihnen und allen anderen mitteilen, sobald ich zum Staatspräsidenten gehe.”
In Irland werden keine Parteien ins Parlament gewählt, sondern Personen, die einer Partei angehören können. Das birgt ein Risiko auch für die Parteiführer, denn wenn sie in ihrem Wahlkreis kein persönliches Mandat erringen, sind sie ‘weg vom Fenster’, können in der eigenen Fraktion nicht mitmischen und selbst als Vorsitzender der größten Partei im Dáil weder Regierungschef werden noch ein Amt in der Regierung ausüben. Sorge muss sich diesbezüglich nach Ansicht einiger Beobachter die Labour-Vorsitzende und stellvertretende Regierungschefin Joan Burton machen, die in ihrem Wahlkreis Dublin West vor fünf Jahren zwar hervorragend abschnitt, deren Partei jedoch bei einer Nachwahl vor anderthalb Jahren ein katastrophal schlechtes Ergebnis erzielte und das bis dahin gehaltene zweite Mandat an eine Kandidatin der kleinen Socialist Party verlor.

Dienstag, 12. Januar 2016

In wenigen Wochen wird in der Republik Irland ein neues Parlament gewählt und alle Prognosen sagen voraus, dass die Fine Gael die stärkste Partei bleiben wird, eine Rolle, die bis 2011 achtzig Jahre lang die Fianna Fáil eingenommen hatte. The Republican Party nennt sich die Fianna Fáil, doch nun droht sie den Umfragen zufolge auch noch hinter die Sinn Féin zurückzufallen, die sich als die ‘wahre Partei der Republikaner’ sieht, bislang aber im Parlament der Republik Irland nur wenige Abgeordnete stellt.
Kein Wunder also, dass der Ton zwischen den beiden Konkurrenten um diesen Anspruch härter wird. In einem Rundfunkinterview gefragt, ob seine Partei mittlerweile nicht im Schatten der Sinn Féin stehe, antwortete gestern der Fianna-Fáil-Vorsitzende Micheál Martin: “Jetzt hören Sie mal zu, die Sinn Féin ist eine Mafia-Organisation. Sie arbeiten mit Schweigegelöbnissen. Wenn Sie sich an die Kindesmissbrauchs-Skandale um Máiria Cahill und Paudie McGahon mit all den Dementis erinnern, sehen Sie, wie man dort alles verschleiert und vertuscht.”
Die stellvertretende Sinn-Féin-Präsidentin Mary Lou McDonald weist Spekulationen des Sunday Independent zurück, Gerry Adams könne noch vor der Wahl zurücktreten um einem Jüngeren Platz zu machen, wobei die Zeitung als mögliche Nachfolgerin ihren Namen ins Spiel brachte. Alle diese Berichte seien nicht mehr als Wunschdenken, erklärte seine Stellvertreterin in einem Interview: “Kein Sunday Independent wäre komplett ohne eine Story über die Sinn Féin, in der man im Speziellen versucht, Gerry Adams eins auszuwischen. Ich habe keine Ahnung, wo die Zeitung die Geschichte her hat, aber ich kann versichern, das Gerry der Führer der Sinn Féin ist und die Partei in die nächsten Wahlen führt.”

Montag, 11. Januar 2016

Nachdem Arlene Foster am 17. Dezember von Peter Robinson das Amt der Vorsitzenden der nordirischen DUP übernommen hat, ist sie seit heute ebenfalls in seiner Nachfolge auch First Minister der nordirischen Regionalregierung. Eine postwendende Einladung des irischen Regierungschefs Enda Kenny zur Teilnahme an den Feierlichkeiten anlässlich des 100. Jahrestages Osteraufstandes von 1916 lehnte sie ab, da der Aufstand nach ihrer Überzeugung den gewalttätigen Republikanismus gefördert habe. Sie sei jedoch gerne bereit, fügte sie hinzu, “in den Süden zu Reisen um auf einer Konferenz oder einem Symposium über die Ereignisse von Ostern 1916 zu diskutieren”.
Die irische Tourismusbranche sieht sich im Aufschwung und erwartet in diesem Jahr einen neuen Rekord mit 8,2 Mio. ausländischen Besuchern, die 4,4 Mrd. Euro ins Land bringen sollen. Und so verspricht der Hotelverband IHF bis zum Ende des Jahrzehnts 40.000 weitere Arbeitsplätze, derweil seit dem Jahr 2011 schon 33.000 neu geschaffen wurden. Zudem will das Hotelgewerbe weg vom Ruf schlechter Arbeitsbedingungen bei Gehälter auf Mindestlohn-Niveau und veröffentlicht einige vom Verband ermittelte durchschnittliche Jahresgehälter für bestimmte Tätigkeitsbereiche:
– Hoteldirektor: € 50.000 bis 120.000 / Leiter Marketing und Verkauf: ab € 40.000

– Abteilungsleiter Zimmerservice: ab € 35.000 / Empfangsmanager: ab € 30.000 / Chefportier: ab € 23.000

– Restaurantleiter: ab € 30.000 / Oberkellner: ab € 25.000 / Kellner: ab € 19.000

– Leitender Küchenchef: ab € 60.000 / Küchenchef: ab € 40.000 / Souschef ab € 35.000 / Sonstige Köche: ab € 28.000

– Barmanger: ab € 30.000 / Ober-Barkeeper ab € 26.000 / Barkeeper: ab € 20.000

Sonntag, 10. Januar 2016

Bärtige Barden, die in Guinness geschwängerten Kneipen Rebel Songs singen, so stellt sich der geneigte Tourist aus dem Ausland typische Iren vor. Die irische Damenwelt sieht das nach dem Ergebnis eines Jugend-forscht-Projekts etwas anders. So haben drei Schüler der Abbey Community School in Roscommon in einer Umfrage mit vorgelegten Fotos herausgefunden, dass mehr als zwei Drittel (69 %) der von ihnen befragten Frauen die Bartträger als ‘schmutzig’ empfanden und nur 28 % an ihnen Gefallen fand. Daran änderte sich nichts, wenn sich unter den Fotos bekannte und gefeierte Persönlichkeiten befanden.
Doch warum tragen Männer Bärte? 60 % der Befragten fühlten sich wohler mit ihnen und empfanden ihre Bärte als ‘stylisch’, während 19 % erklärten, sie seien zu faul um sich zu rasieren.

Sonnabend, 9. Januar 2016

Ein schlechtes Bild gibt die Regierung bei ihren Versprechen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung ab. Nachdem Taoiseach Enda Kenny kürzlich zugeben musste, das Problem der wegen Überbelegung in den Fluren von Krankenhäusern auf Transportwagen untergebrachten Patienten bislang nicht in den Griff bekommen zu haben und den Zeitraum dafür ausweitete, muss Gesundheitsminister Leo Varadkar jetzt eingestehen, auch beim Abbau der Wartelisten gescheitert zu sein. Gerade ein Jahr ist es her, dass er versprach, Ende 2015 würde kein Ire länger als 15 Monate auf eine ärztlich verordnete Behandlung in einem Krankenhaus warten müssen, doch warten es jetzt immer noch mehr als 10.000 länger als diese 15 Monate, wobei es bei über 5.000 schon mehr als 18 Monate sind.
Das Rumoren und Gerangel im irischen Bauernverband IFA geht weiter. Nachdem der Vorstand infolge ans Tageslicht gekommener Details bezüglich der Gehälter einiger Vorstandsmitglieder zurücktreten musste, sieht sich der Bezirksleiter von Carlow Derek Deane, der maßgeblich zur Aufdeckung des Skandals beigetragen hatte, bei der Neuwahl des Verbandspräsidenten ausgebootet. Eigentlich galt er als potenzieller ‘Frontrunner’, doch gelang es ihm nicht, die für die Nominierung erforderlichen Unterschriften von mindestens sechs Bezirksvorsitzenden vorweisen zu können.
Während Derek Deane dem Vernehmen nach an der Basis viel Unterstützung hat, wird er nach Einschätzung der Irish Times bei einigen einflussreichen Persönlichkeiten im Verband als ‘Unruhestifter’ und ‘subversiv’ angesehen, so dass es deren vorrangiges Bemühen gewesen sein soll, seine Kandidatur im Vorfeld zu verhindern.

Siehe auch: 21.11.15, 24.11.15, 26.11.15, 30.11.15

Freitag, 8. Januar 2016

Sollte das Vereinigte Königreich nach dem von Premierminister David Cameron angekündigten Referendum aus der Europäischen Union austreten, werde Irland unter einer von ihm geführten Regierung nicht nachziehen und gleichfalls darüber abstimmen lassen, erklärte gestern Taoiseach Enda Kenny, denn die Volksabstimmung vom Sommer 2012 über den europäischen Stabilitätspakt, die das Land als einziges EU-Mitglied durchgeführt habe, habe bereits die Zustimmung der Iren zu Europa gezeigt.
Über mögliche wirtschaftliche Folgen und erforderliche Kontrollen an der Grenze zu Nordirland zu spekulieren sei müßig, fuhr er fort, denn weder sei ein solches Referendum im Vereinigten Königreich bislang angesetzt noch habe man ein Ergebnis. Was die Wünsche des britischen Premiers bezüglich einer Reform der EU betreffe, unterstütze er ihn “so weit das Land dies könne”.
Die Vorsitzende der Labour Party und stellvertretende Regierungschefin Joan Bruton verspricht, sich im Fall einer Neuauflage der gegenwärtigen Koalition für ein Referendum zur Streichung Verbots von Schwangerschaftsabbrüchen aus der Verfassung einzusetzen, das 1983 in diese aufgenommen worden war. Das ruft katholische Bischöfe auf den Plan, die die Wähler indirekt auffordern, ihre Partei nicht zu wählen.

Donnerstag, 7. Januar 2016

Mehr als 260 Häuser mussten bislang aufgrund von Überflutungen geräumt werden, und weitere 230 stehen kurz davor. Es mag sich als Glück im Unglück für die Betroffenen herausstellen, dass der Himmel so kurz vor der Wahl seine Schleusen öffnete, denn da kann die Regierung nicht anders als sich großzügig zu zeigen. Bei beschädigten Wohnhäusern, erklärte der Minister für Landwirtschaft und Verteidigung Simon Coveney heute, werde es keine Obergrenze für Entschädigungen geben, wobei der Staat Familien mit einem Jahreseinkommen von bis zu € 50.000 im Jahr auf Antrag die gesamten Reparaturkosten unabhängig von ihrer Höhe erstatte. Bei einem höheren Familieneinkommen soll ein einkommenshabhängiger Eigenanteil angerechnet werden.
Das gilt nicht für gewerblich genutzte Immobilien. Hier können im Rahmen eines Small and Medium Enterprises Programme je nach Umfang der Schäden zu ihrer Behebung Zuschüsse von bis zu 5.000 oder 20.000 Euro beantragt werden.
Noch einmal zum Thema Flutkatastrophe und Wahlkampf: Nachdem Oppositionsführer Micheál Martin Regierungschef Enda Kenny Reportern gegenüber vorgeworfen hatte, nur Regionen mit Flutopfern zu besuchen, die seine Partei unterstützen, hakte einer nach und fragte, wo er denn schon mit Flutopfern gesprochen habe. “Nicht außerhalb von Cork, alles andere wäre nicht mein Wahlkreis”, gestand er ein. Was aber nicht vergleichbar sei, fügte er hinzu, denn er sei nur Abgeordneter von Cork, Taoiseach Enda Kenny jedoch Regierungschef des ganzen Landes.

Mittwoch, 6. Januar 2016

Eine neue Kiste Bücher von einem Leser dieser Nachrichten, der seine Irland-Bibliothek aufräumt, ist bei mir eingetroffen, und so geht es auch in diesem Jahr mit ‘Buch-Verschenkaktionen’ weiter. Beginnen wir mit Dermot Bolgers Roman Die Reise nach Valparaiso aus dem Jahr 2001.
Ich zitiere vom Klappentext: “Brendan Brogan wächst in einer Kleinstadt mitten in Irland auf. Aus er acht Jahre alt ist, heiratet sein verwitweter Vater erneut und Brendan verliert alles, was er hatte, an seinen Stiefbruder – sein Bett, sein Spielzeug und sogar seinen Platz in der sozialen Hierarchie der Stadt. Jahre später täuscht er seinen eigenen Tod vor, um in ein neues Leben eintauchen zu können. Als er in seine Heimatstadt zurückkehrt, wird er mit dem ungelösten Mord an seinem Vater konfrontiert, was nicht nur schmerzliche Erinnerungen an seine Kindheit zutage fördert, sondern auch tragische Verwicklungen der irischen Politik.” Der Autor Dermot Bolger wurde 1959 in Dublin geboren und hat ein umfangreiches lyrisches und dramatisches Werk sowie mehrere Romane veröffentlicht und ist Mitglied bei Aosdána. Die hier vorliegende deutsche Übersetzung von The Valparaiso Voyage erschien 2003 im Rotbuch Verlag.

Das gebundene Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich heute über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an eine Leserin aus 83346 Bergen, die sich um 10.29 Uhr als Erste meldete.

Dienstag, 5. Januar 2016

Eine Sprecherin der Europäische Kommission weist Vorwürfe aus England und Irland zurück, dass EU-Gesetze, die das Ausbaggern von Flüssen verbieten, mitverantwortlich für die derzeitigen schweren Überflutungen in beiden Ländern sind. Zum einen sei das Ausbaggern nicht grundsätzlich verboten, sondern nur dort, wo es wertvolle Habitate zu schützen gilt, und zum anderen oft keine Lösung des Problems. Zwar könne es lokal Abhilfe schaffen, doch werde das Problem durch Ausbaggern oft nur flussabwärts verschoben, mitunter gar von ländliche in städtische Regionen, wo die Schäden dann um so größer seien.
Die Hauspreise in Irland sind im vergangenen Jahr um 8,5 % gestiegen. Laut dem Immobilienportal daft.ie lag der landesweit geforderte Durchschnittspreis für ein Einfamilienhaus im letzten Quartal bei € 204.000, verglichen mit € 188.000 im Jahr zuvor und € 164.000 Anfang 2013. Regional gibt es große Unterschiede. Hier die Durchschnittspreise für ein Einfamilienhaus in den fünf größten Städten des Landes:
Dublin: € 307.000 (+ 2,7 %)
Cork City: € 227.000 (+ 20,7 %)
Galway City: € 224.000 (+ 19.7 %)
Limerick City: € 145.000 (+ 22,3 %)
Waterford City: € 129.000 (+ 18,6 %)

Montag, 4. Januar 2016

Die Labour-Vorsitzende Joan Burton ist zwar erst seit 18 Monaten im Amt, doch wird bereits jetzt darüber spekuliert, wer ihr Nachfolger sein könnte, falls die Wahlschlappe so deftig ausfällt, wie es einige Umfragen vorhersagen. So haben mit Umweltminister Alan Kelly und Staatsminister Ged Nash “für den Fall einer Vakanz” bereits Interesse am Parteivorsitz signalisiert, und auch der Minister für öffentliche Ausgaben und Kommunikationsminister Alex White in einem solchen Fall eine Kandidatur nicht ausgeschlossen.
Joan selbst zeigt sich bislang unbeeindruckt von den Spekulationen: “Wir brauchen in der Labour Party Leute mit Ambitionen”, erklärt sie heute, “doch habe ich vor, Parteivorsitzende zu bleiben. Natürlich spielt es dabei eine Rolle, wie die Wahl ausgeht, und da bin ich sehr zuversichtlich.”

Sonntag, 3. Januar 2016

Gerry Adams beschuldigt die Labour Party, die vor wenigen Wochen eingeführte gleichgeschlechtliche Ehe mit einem Wahlplakat zu verunglimpfen. Auf dem Plakat schneiden der Sinn-Féin-Präsident und der Vorsitzende der Fianna Fáil Micheál Martin als gleichgeschlechtliches Ehepaar eine Hochzeitstorte an, während man unter dem Poster liest: “Das ist eine Hochzeit, zu der wir in diesem Jahr Nein sagen sollten.” In der Labour Party windet man sich. Das Plakat sei zwar in der Partei entworfen worden, jedoch nicht durch den Vorstand abgesegnet und somit kein offizielles Wahlplakat, lässt ein Sprecher verlauten.
Derweil kämpft man im Land weiter mit den Überflutungen. Viele Straßen sind unpassierbar geworden und mehrere hundert Familien mussten ihre Häuser verlassen, während Met Éireann eine neue Wetterwarnung herausgibt. Morgen will Staatspräsident sich Michael D. Higgins in den Grafschaften Galway und Wexford selbst ein Bild über die Lage machen.

Sonnabend, 2. Januar 2016

Für rund 124.000 Angestellte im Niedriglohnbereich begann das neue Jahr mit mehr Geld, denn der Mindestlohn stieg um 50 Cent auf nunmehr € 9,15 pro Stunde. Unter Einbeziehung von Beitragssenkungen bei der Sozialversicherung und Universal Social Charge hat ein alleinstehender, den Mindestlohn beziehender Arbeitnehmer jetzt 14 Euro mehr pro Woche im Portmonee und ein Netto-Monatseinkommen von knapp 1.000 Euro.
In gewerblichen Fahrzeugen ist das Rauchen, da es sich hier um Arbeitsplätze handelt, seit März 2004 verboten. Schon seit Jahren hatten Ärzte und Vertreter des Kinderschutzbundes moniert, dass Arbeiter damit besser vor den gesundheitlichen Gefahren des Passivrauchens geschützt sind als Kinder, und seit gestern gilt das Rauchverbot nun endlich auch für Privatautos, in denen Kinder sitzen. Ein Verstoß dagegen wird mit hundert Euro geahndet.

Freitag, 1. Januar 2016

Für das irische Nationalbewusstsein ist das Jahr 2016 ein besonderes Jahr, denn am Ostermontag des Jahres 1916 begann der Osteraufstand, der, obwohl zunächst von der Bevölkerung kaum unterstützt, am Ende zur irischen Unabhängigkeit führte. Das ganze Jahr über sind anlässlich des 100. Jahrestags Veranstaltungen geplant, beginnend heute Mittag um ein Uhr, wenn in einer Zeremonie die irische Flagge über Dublin Castle, dem Sitz des ehemaligen britischen Vizekönigs, hochgezogen wird.
Die irische Armee hat derzeit dringlichere Aufgaben als an Zeremonien teilzunehmen und schickt Soldaten und Fahrzeuge in die Grafschaften Cork, Galway, Clare, Kilkenny und Westmeath, um den Menschen in den überfluteten Gebieten beizustehen. In Cork gibt der Grafschaftsrat für 10.000 Bewohner eine Warnung heraus, das Wasser aus den Leitungen nur abgekocht zu genießen. In den kommenden 24 Stunden werden weitere schwere Regenfälle im Süden und Osten Irlands erwartet.

Nachrichten aus Irland – Januar 2016