Nachrichten aus Irland

März 2016

Zusammengefasst nach Berichten irischer Medien

Aktueller Monat & Archiv

Donnerstag, 31. März 2016

• Die Gespräche zwischen der Fine Gael und unabhängigen Abgeordneten über eine Regierungsbildung gingen gestern auch nach dem Rückzug der Green Party aus ihnen weiter, wobei sich einige Unabhängige “wütend” darüber äußerten, dass der FG-Vorsitzende und amtierende Regierungschef erst dann mit dem Fianna-Fáil-Vorsitzenden über die Duldung einer Minderheitsregierung reden will, wenn eine Einigung über ein Regierungsprogramm vorliegt.

  “Es ist absolut nervtötend”, meinte am Abend ein Teilnehmer, “dass die beiden Jungs sich noch nicht zusammengesetzt haben. Beide kochen nur ihr eigenes Parteisüppchen. Es ist geradzu widerlich, was da abläuft. Und jetzt spricht auch noch die Fianna Fáil über die Bildung einer Minderheitsregierung unter ihrer Führung, ohne die Chance auf eine hinreichende Zahl von Abgeordneten zu haben. Es ist schlichtweg ein Witz.”

  Siehe auch:  04.03.16, 05.03.16, 07.03.16, 10.03.16, 11.03.16, 14.03.16, 18.03.16, 20.03.16, 22.03.16, 24.03.16, 28.03.16

• Und so kommt es jetzt auch. Die Fianna Fáil lädt nun für den kommenden Montag und Dienstag ihrerseits die unabhängigen Abgeordneten zu einem Gespräch über die Bildung eine Regierung ein, ehe dann der Dáil am Mittwoch zu seiner dritten Sitzung zusammentritt, um erneut zu versuchen, einen Regierungschef zu wählen.

Mittwoch, 30. März 2016

• Nach der ersten gemeinsamen Sitzung der Abgeordneten und Senatoren Labour der Party kündet die Parteivorsitzende Joan Burton an, sich nach der Bildung einer neuen Regierung entscheiden zu wollen, ob sie die Partei weiter führen will. “Die Messer sind gezogen”, heißt es in Medienberichten, doch während eine Gruppe um den ehemaligen Abgeordneten Ciaran Lynch den Parteivorsitz lieber heute als morgen neu besetzen will, warnen andere vor zu großer Eile. Als möglicher Kandidat wird der amtierende Minister für öffentliche Aufgaben Brendan Howlin genannt, der schon nach dem Rücktritt von Eamon Gilmore im Juli 2014 als aussichtsreicher Aspirant auf den Parteivorsitz galt, jedoch zu Gunsten von Joan Burton verzichtet hatte.

Dienstag, 29. März 2016

• Nach einer Pause anlässlich der Gedenkveranstaltungen zum hundertsten Jahrestag des Osteraufstands gingen heute die Verhandlungen zur Bildung einer Regierung weiter, ohne dass von Fortschritten berichtet wird. Eher waren es Rückschritte, denn nach einer Marathonsitzung zwischen Fine Gael, unabhängigen Abgeordneten und der Green Party, zogen sich die beiden Abgeordneten der Grünen aus den ihnen zurück. Die Gespräche führten zu nichts, meinte ihr Vorsitzender Eamon Ryan, solange die Fianna Fáil keine Anstalten mache eine solche Regierung auch zu dulden, und danach sehe es nicht aus.
• Vor der für morgen angesetzten Sitzung der Parliamentary Party der Labour Party erwartet ihre Vorsitzende Joan Burten eine “sehr offene Diskussion über ihren weiteren Verbleib auf dem Posten”. Sie sei zwar überzeugt, ihre Partei, die bei der Wahl 26 ihrer 33 Sitze verloren hatte, neu aufbauen zu können, wolle jedoch erst einmal hören, was die Mitglieder zu sagen hätten.

Montag, 28. März 2016

• Während von einem Stillstand bei den Gesprächen bezüglich der Duldung einer von der Fine Gael geführten Minderheitsregierung durch die Fianna Fáil die Rede ist, fordert ein prominentes Mitglied der Fine Gael seine Partei auf, für eine solche nicht jeden Preis zahlen. Seine Partei sei zu Kompromissen bereit, so der Kandidat für den Senat Jerry Buttimer, doch die Forderung nach einer Abschaffung der Wassergebühren und Liquidierung des nationalen Wasserversorgers Irish Water gehe zu weit. Man könne nicht etwas, von dem man fünf Jahre überzeugt war, zur Disposition stellen. Somit liege es nun an der anderen Seite, sich zu bewegen. Sollte das nicht geschehen, müsse man Neuwahlen in Kauf nehmen.

  Siehe auch:  04.03.16, 05.03.16, 07.03.16, 10.03.16, 11.03.16, 14.03.16, 18.03.16, 20.03.16, 22.03.16, 24.03.16

• Auf Seiten der Fianna Fáil beklagt ihr prominentes Mitglied aus Cork Michael McGrath das “frustrierende Machtvakuum aufgrund der starken Aufsplitterung des politischen Systems”. Doch eine Neuwahl würde weitere 20 bis 30 Millionen Euro kosten, und so werde seine Partei in den nächsten Tagen Gespräche mit unabhängigen Abgeordneten und kleineren Parteien führen, um bei der nächsten Sitzung des Dáil ihren Vorsitzenden Micheál Martin zum Regierungschef wählen zu lassen. Erst danach werde man weitersehen.

Sonntag, 27. März 2016

• Mehr als eine Viertel Million Menschen säumten heute den 4,5 km langen Weg vom St. Stephen’s Green vorbei am General Post Office zur Capel Street, um eine Parade von fast 4.000 Mitglieder der irischen Streitkräfte, Notfalldienste und Veteranen der Armee anlässlich des hundertsten Jahrestags des Osteraufstandes von 1916 zu begleiten.
• Der Aufstand, der am Ostermontag, dem 24. April 1916, begann, gilt trotz seines Scheiterns als wegbereitend für die irische Unabhängigkeit. 262 Zivilisten, 107 britische Soldaten, 58 Rebellen und 13 Polizisten wurden während der sechs Tage getötet und rund 850 Personen verletzt. Fünfzehn Anführer des Aufstandes wurden im Anschluss durch ein Militärgericht zum Tod verurteilt und im Gefängnis von Kilmainham erschossen, 3.430 Männer und 79 Frauen interniert. Das harte Vorgehen der britischen Verwaltung führte zu einer nachträglichen Solidarisierung der Bevölkerung mit den von da an als Märtyrer empfundenen Aufständischen und der für die Unabhängigkeit Irlands kämpfenden Bewegung, die in einen Guerillakrieg und die Gründung des Irischen Freistaates mündete.

Sonnabend, 26. März 2016

• Auch wenn das kalendarische Datum nicht stimmt, beginnen heute Mittag in Dublin mit Kranzniederlegungen die offiziellen Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag des Osteraufstandes vom 24 bis 29. April 1916. Am frühen Nachmittag legte die First Lady des Landes Sabina Higgins auf dem Friedhof von Glasnevin einen Kranz am Grab der Gräfin Constance Markievicz nieder, um der am Aufstand beteiligten Frauen zu gedenken, während der Staatspräsident im Garden of Remembrance all derer gedachte, die in seinem Verlauf ihr Leben verloren.
• Am Abend traf sich Staatspräsident Higgins in den Räumen der Royal Dublin Society mit Nachfahren von Teilnehmern des Aufstandes und brachte in einer Rede seine Überzeugung zum Ausdruck, dass er ohne die bei der Erhebung ums Leben gekommenen heute nicht Präsident eines freien und unabhängigen Landes wäre.

Freitag, 25. März 2016

• Erneut sind die Dubliner Drogenfahnder fündig geworden. Im Süden der Hauptstadt wurden in einem angehaltenen Fahrzeug Drogen im Wert von € 20.000 sichergestellt und zwei Männer im Alter von 35 und 49 Jahren festgenommen und in einem von einer 27-jährigen Frau bewohnten Haus im Ortsteil Ranelagh Cannabis im Wert von € 100.000 entdeckt. Zuvor hatte man gleichfalls im Dubliner Süden bei Hausdurchsuchungen Kokain im Straßenverkaufswert von € 112.000 gefunden. (s.a. 23.03.16)

Donnerstag, 24. März 2016

• Zu Gesprächen über eine Regierungsbildung trifft sich heute eine Delegation der Fine Gael an einem ‘Runden Tisch’ mit siebzehn Abgeordneten aus den Lager der unabhängigen TDs und kleineren Parteien. Da das für eine Mehrheit im Parlament nicht reichen wird, so der Fine-Gael-Vorsitzende und amtierende Regierungschef Enda Kenny, werde er darüber hinaus Gespräche mit dem FF-Vorsitzenden Micheál Martin über die Tolerierung einer Minderheitsregierung aufnehmen.

  Der Taoiseach habe eingestanden, erklärte im Vorfeld der unabhängige Abgeordnete für Clare Michael Hardy, dass eine solche Regierung einen neuen Arbeitsstil erfordere, und fuhr fort: “Die letzte Regierung hatte eine überwältigende parlamentarische Mehrheit, die ihr garantierte, dass sie sämtliche Abstimmungen gewann. Worüber wir heute reden, ist jedoch eine Minderheitsregierung, und wird als solche völlig anderes funktionieren. Es ist eine andere Art von Politik erforderlich, begründet auf Kompromisse, die Einbeziehung aller und Vertrauen, und eine solche Regierung beginnen wir heute aufzubauen.”

  Siehe auch:  04.03.16, 05.03.16, 07.03.16, 10.03.16, 11.03.16, 14.03.16, 18.03.16, 20.03.16, 22.03.16

• Die irischen Straßenbahnfahrer der Luas haben das Angebot der Betriebsgesellschaft (Gehaltserhöhung von 33 % verteilt über 33 Monate) mit überwältigender Mehrheit abgewiesen und kündigen für den Höhepunkt der Feierlichkeiten zum hundertsten Jahrestages des Osteraufstandes am kommenden Sonntag und Montag einen Streik an. Auch die Triebwagenführer der Dubliner S-Bahn DART drohen mit Streiks.

  Siehe auch:  11.02.16, 19.02.16, 27.02.16, 03.03.16, 16.03.16

Mittwoch, 23. März 2016

• Bei einer Razzia in zwei Dubliner Appartements stellte die irische Polizei in der vergangenen Nacht Heroin im Wert von € 55.000 sicher und verhaftete zwei Männer im alter von zwanzig und vierzig Jahren.

Dienstag, 22. März 2016

• Das am 26. Februar neugewählte irische Parlament kommt in Dublin zu seiner zweiten Sitzung zusammen, diskutiert über das Problem der Wohnungs- und Obdachlosigkeit in der Hauptstadt und vertagt sich bis zum 6. April. Beschlüsse werden nicht gefasst.
• Derweil gehen hinter den Kulissen die Versuche, eine mehrheitsfähige Regierung zu bilden, weiter. Während einige unabhängige Abgeordnete ihren ursprünglichen Widerstand gegen Gespräche mit der Fine Gael zur Bildung einer gemeinsamen Regierung “im nationalen Interesse” aufgegeben haben, bleibt die Labour Party mit ihren sieben Abgeordneten bei ihrem grundsätzlichen Nein zu einer Regierungsbeteiligung.

  Siehe auch:  04.03.16, 05.03.16, 07.03.16, 10.03.16, 11.03.16, 14.03.16, 18.03.16, 20.03.16

• Die Volksvertreter in den Grafschafts- und Stadträten des Landes fordern eine Erhöhung ihrer Grundbezüge von € 16.565 um 40 % auf € 23.191 im Jahr. Begründet wird das unter anderem mit einem durch die Auflösung der Town Councils erhöhten Arbeitsvolumen und den vor zwei Jahren erfolgten Kürzungen bei den Erstattungen für Reisekosten, Telefon und Internet. Für den Staatshaushalt würde das Mehrausgaben von rund sechs Millionen Euro pro Jahr bedeuten.

Montag, 21. März 2016

• Die Gegner der Wassergebühren sehen sich durch einen Bericht in der gestrigen Ausgabe des Sunday Independent bestätigt, nach dem Irish Water in den vergangenen zwei Jahren zur Erarbeitung eines Konzeptes gegen die öffentlichen Proteste Aufträge in Höhe von € 317.000 an vier externe PR-Firmen vergeben hat. Der Wasserversorger hält die Ausgabe aufgrund “des beispiellosen Umfangs der Aufmerksamkeit, die Irish Water in den vergangenen Jahren in den Medien erfuhr”, für gerechtfertigt.

Sonntag, 20. März 2016

• Nach einem Bericht des Sunday Independent hat der Vorsitzende der Fianna Fáil Micheál Martin den Fine-Gael-Vorsitzenden und amtierenden Regierungschef Enda Kenny darüber informiert, dass seine Partei sich nicht auf eine große Koalition einlassen und eher eine Neuwahl in Kauf nehmen wird. Darüber hinaus will die Zeitung von Gesprächen Enda Kennys mit unabhängigen Abgeordneten bezüglich eines Abkommens mit unabhängigen Abgeordneten erfahren haben, denen Ministerposten angeboten worden sein sollen. Ohne eine Einbeziehung der Sinn Féin in die Regierung, die der Regierungschef bislang strikt ausgeschlossen hat, käme aber mit ihnen nur eine Minderheitsregierung zustande, die auf das Wohlwollen von Abgeordneten der Opposition angewiesen wäre, das sich die Regierung von Fall zu Fall mit politischen Zugeständnissen erkaufen müsste.

  Siehe auch:  04.03.16, 05.03.16, 07.03.16, 10.03.16, 11.03.16, 14.03.16, 18.03.16

Sonnabend, 19. März 2016

• Der irische High Court verfügt einen Baustopp für die Arbeiten an der Umgestaltung der Moore Street, bis über Anträge, drei weitere Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen, entschieden ist. In einigen der Häuser, die die Begehrlichkeit von Investoren von Einkaufszentren auf sich gezogen haben, hatten vor hundert Jahren die Rebellen des Osteraufstandes von 1916 ihr letztes Hauptquartier gehabt. Die Häuser mit den Nummern 14 bis 17 stehen bereits unter Denkmalschutz, doch fordern Nachfahren der Aufständischen, vertreten durch einen Urenkel des hingerichteten Gewerkschaftlers und Kommandanten der Dubliner Brigade der Irish Citizen Army James Connolly, den Erhalt der gesamten Häuserzeile 13 bis 19.

  Siehe auch:   28.04.03, 12.05.03, 06.12.05, 09.05.06, 18.07.13

• Wieder einmal suchte das Sustainable Development Solutions Network (SDSN) nach den ‘glücklichsten Nationen der Welt’ und positionierte die Republik Irland unter 157 Ländern auf den 19. Platz. Die glücklichsten Menschen leben demnach in Dänemark, das die Schweiz vom ersten auf den zweiten Platz verdrängte, gefolgt auf den ersten zehn Plätzen von Island, Norwegen, Finnland, Kanada, den Niederlanden, Neuseeland, Australien und Schweden. Die Vereinigten Staaten kamen auf Platz 13, Deutschland auf Platz 16, das Vereinigte Königreich auf Platz 23, Frankreich auf Platz 32 und Italien auf Platz 50.

Freitag, 18. März 2016

• Die im vergangenen Sommer von der ehemaligen Ministerin der damals aus ihrer Fraktion ausgeschlossenen Ministerin der Labour Party Róisín Shorthall gegründete und mit drei Abgeordneten im neuen Parlament vertretene Partei Social Democrats schließt eine Regierungsbeteiligung aus. Verhandlungen über eine solche würden nur die Bildung einer großen Koalition verzögern, die allein zu einer stabilen Regierung in Irland führen könne.

  Siehe auch:  04.03.16, 05.03.16, 07.03.16, 10.03.16, 11.03.16, 14.03.16

• Nach dem gestrigen Nationalfeiertag St. Patrick’s Day ist für die Dubliner Müllabfuhr der arbeitsreichste Tag des Jahres angebrochen. Zeugen berichten von Bergen von Müll im gesamten Stadtzentrum, und es wird nach Auskunft der Stadtverwaltung aufgrund fehlenden Personals eine Weile dauern, ihn zu beseitigen. So viele Abfallbehälter, wie bei dem Gedränge in den Straßen erforderlich gewesen wären, hätten vorab nicht aufgestellt werden können.

Donnerstag, 17. März 2016

• Der amerikanische Geheimdienst entschuldigt sich für einen bedauerlichen Irrtum, nachdem Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams gestern Abend in Washington bei einem Empfang von US-Präsident Barack Obama zum irischen Nationalfeiertag St. Patrick’s Day der Zugang zum Weißen Haus verwehrt wurde.
• Die irische Polizei widerspricht den Vorwürfen einer Obdachlosen-Initiative, sie habe im Vorfeld des St. Patrick’s Day und den Feierlichkeiten zum hundertsten Jahrestag des Osteraufstandes alle vor dem General Post Office übernachtenden Obdachlosen vertrieben, um der Welt ein besseres Irland zu zeigen. “Jedem, der gestern Abend vor dem GPO spazieren ging”, so der Co-Direktor der Initiative Inner City Helping Homeless Anthony Flynn, “wird aufgefallen sein, dass dort Polizisten patrouillierten und jeder Obdachlose, der auftauchte, außer Sicht gebracht wurde.”

  Die Polizeiführung weist das zurück. Die Beamten vor Ort, so ein Sprecher, kommunizierten im Rahmen ihrer üblichen Pflichten regelmäßig mit Obdachlosen, wobei bestimmte Feiertage keine Rolle spielen. Von einer Vertreibung könne keine Rede sein.

• Zwischen örtlichen Bootsbesitzern und dem OPW ist ein Streit bezüglich der Lizenzen entbrannt, Touristen zum Unesco-Weltkulturerbe Skellig Michael zu bringen. Seit 1994 steht dieses Recht einer Gruppe von fünfzehn lokalen Bootseignern zu, die in ihren Schiffen von bis zu zwölf Metern Länge maximal zwölf Besucher auf die Insel bringen. Alle Bootsführer seien hochqualifiziert und nie habe es in diesen 22 Jahren einen ernsthaften Unfall gegeben, betont ihr Sprecher und protestiert gegen das Vorhaben der Behörde, für die das gegenwärtige Arrangement unzeitgemäß und wettbewerbsfeindlich ist, die Lizenzen nach und nach aufzukündigen und überregional auszuschreiben.

Mittwoch, 16. März 2016

• Der Glasnevin Trust bleibt bei seinem Vorhaben, anlässlich des hundertsten Jahrestages des Osteraufstandes von 1916 auf dem irischen Nationalfriedhof von Glasnevin eine Mauer der Erinnerung mit den Namen aller 485 Opfer der Erhebung zu errichten: 262 Zivilisten, 107 britische Soldaten, 58 Rebellen und 13 Polizisten. Später sollen auf diesem Necrology Wall in zeitlicher Abfolge die Namen all derer hinzugefügt werden, die im Unabhängigkeitskampf von 1920 bis 1921 und dem ihm folgenden Bürgerkrieg von 1922/23 ihr Leben verloren hatten.

  Eine Sprecherin des 1916 Relatives Committee der Nachfahren der Aufständischen nennt das Vorhaben “verabscheuenswürdig”. Nach Meinung der überwältigenden Mehrheit der 2.000 Angehörigen dürften die Namen deren, die auf der Seite der Rebellen ums Leben kamen, nicht gemeinsam mit denen genannt werden, die sie unter britischer Herrschaft beleidigt, misshandelt und exekutiert hätten.

• Nachdem den Straßenbahnfahrern der Luas in ihrem Streit um die Angleichung ihrer Gehälter an die der Lokführer als Kompromiss eine Gehaltserhöhung von 18,7 % verteilt über drei Jahre zugebilligt wurde, sagen sie den für den St. Patrick’s Day) angekündigten Streik erst einmal ab. Mit Interesse verfolgt wurden die Verhandlungen von den Dubliner Busfahrern, die nun gleichfalls eine Erhöhung ihrer Gehälter um 18,7 % fordern.

  Siehe auch:  11.02.16, 19.02.16, 27.02.16, 03.03.16

• Die britische Zeitung The Times hat eine neue Liste der zweihundert besten europäischen Universitäten veröffentlicht, bewertet nach Lehrumgebung, Forschungsumfeld und -relevanz sowie Einkommenserwartung und Perspektiven für die Absolventen über die jeweiligen Landesgrenzen hinaus. Angeführt von den Universitäten von Oxford und Cambridge kommt das Trinity College Dublin als beste irische Hochschule auf den 78., das Royal College of Surgeons auf den 79., das University College Dublin auf den 88, die Queen’s University Belfast auf den 106., die NUI Galway auf den 134. und die NUI Maynooth auf den 196. Platz. Die drei besten deutschen Universitäten sind mit denen von München, Heidelberg und Berlin auf den Plätzen 10, 13 und 15 zu finden.

Dienstag, 15. März 2016

• Seit Januar dürfen sich Hausbesitzer nicht mehr weigern an Personen zu vermieten, die staatliche Mietbeihilfen beziehen, was bis dahin eine weit verbreitete Praxis war. Auf Mietangebote mit dem Hinweis Rent Allowance is NOT accepted steht jetzt eine Strafe von bis zu 15.000 Euro. Doch Vermieter und Vermietungsagenturen zeigen sich wenig beeindruckt und haben einen anderen Weg gefunden, Sozialhilfeempfänger auszuschließen. Professionals only (Nur Berufstätige) oder Requirements for employer references (Empfehlung des Arbeitgebers erforderlich) liest man seither in Anzeigen. Nach Ansicht der IHRC verstoßen solche Kriterien gleichfalls gegen das Diskriminierungsverbot und man empfiehlt Betroffenen, rechtlich gegen solche Einschränkungen vorzugehen.
• Um 9,8 % sind die irischen Mieten im vergangenen Jahr landesweit gestiegen, und das Wohnen kostet in Dublin jetzt mehr als auf dem Zenith des Immobilienbooms von 2007. Für ein Appartement in der Hauptstadt zahlte man zu Jahresbeginn durchschnittlich € 1.314 im Monat und für ein Haus € 1.431. Außerhalb Dublins, wo die Mieten immer noch um 15 % unter denen des Jahres 2007 liegen, lag die durchschnittliche Monatsmiete für ein Appartement zum Jahreswechsel bei 696 und für ein Haus bei 728 Euro.

Montag, 14. März 2016

• ‘Nach der Wahl ist vor der Wahl’, spekulierte man nach Bekanntwerden des Ergebnisses der Wahl vom 26. Februar, das eine Regierungsbildung extrem schwer macht. Würde im Falle eines Scheiterns der Regierungsbildung eine Neuwahl ein signifikant anderes Ergebnis bringen? Nach einer Meinungsumfrage der Sunday Business Post vom letzten Wochenende wäre das nicht der Fall. Die drei größten Parteien Fine Gael, Fianna Fáil und Sinn Féin könnten mit etwas Glück jeweils einen Sitz mehr bekommen, zu Lasten von unabhängigen Abgeordneten und der Labour Party, deren Stimmenanteil sich noch einmal halbieren würde. Damit würde sie noch hinter die Social Democrats rutschen, die ihren Stimmenanteil auf fünf Prozent steigern könnten.

  Siehe auch:  04.03.16, 05.03.16, 07.03.16, 10.03.16, 11.03.16

• Die amerikanische Regierung gibt dem Auslieferungsantrag der irischen Regierung nach, und so landete gestern Morgen der frühere Vorstandsvorsitzende der ehemaligen Anglo Irish Bank David Drumm nicht ganz freiwillig auf dem Dubliner Flughafen, wurde von dort zur nächsten Polizeiwache gebracht um seine erste Nacht auf irischem Boden im Gefängnis zu verbringen und heute wegen 33 Vergehen, darunter falsche Berichterstattung, Beihilfe zum Steuerbetrug, Fälschung von Dokumenten und Beteiligung an einem Komplott beim Unterschlagen von Daten, angeklagt zu werden. Man geht davon aus, dass ihn das Dubliner Bezirksgericht nach Klärung aller Details, was ein paar Tage dauern kann, bis zur Eröffnung des Prozesses gegen Kaution auf freien Fuß setzen wird. (s.a. 16.10.15)

Sonntag, 13. März 2016

• Der Dubliner Stadtrat verteidigt ein Banner anlässlich des hundertsten Jahrestags des Osteraufstandes vor dem ehemaligen, im Jahr 1800 aufgelösten irischen Parlament am College Green, auf dem mit Henry Grattan (1746 – 1820), Daniel O’Connell (1775 – 1847), Charles Stewart Parnell (1846 – 1891) und John Redmond (1856 – 1918) nicht die ‘Märtyrer des Aufstands’ sondern vier ihrer Vorläufer gewürdigt werden, die sich in den 150 Jahren zuvor in den Parlamenten für ein selbstbestimmtes Irland eingesetzt hatten. Besonders gegen den Strich geht die Kritiker des Banners die Einbeziehung des einstigen Vorsitzenden der Irish Parliamentary Party John Redmond, der den Aufstand noch selbst miterlebt und ihn als “niederträchtig und wahnwitzig” bezeichnet hatte.

  Anfeindungen in den sozialen Medien und den Protest des Vertreters der Sinn Féin Paul Donnelly weist die Stadtverwaltung zurück. Alle Aspekte des Aufstandes und der Entwicklung, die dazu führte, seien zu berücksichtigen, heißt es in der Erwiderung. Die Mehrheit der Bevölkerung habe die parlamentarischen Nationalisten vor dem Aufstand unterstützt und es sei unhistorisch, ihre führenden Köpfe nicht zu erwähnen.

• Auch in Nordirland wird im Juni über einen Austritt des Vereinigten Königreiches aus der Europäischen Union abgestimmt, und über die Konsequenzen für die Beziehungen zwischen der Republik Irland und Nordirland ist man unterschiedlicher Meinung. Während die DUP der nordirischen Regierungschefin Arlene Foster für den Austritt plädiert, fordern alle anderen Parteien einschließlich der verbliebenen unionistischen ihre Wähler auf, für den Verbleib zu votieren.

  Da ein Austritt Auswirkungen auf ganz Irland habe, ist nach Ansicht des stellvertretenden nordirischen Regierungschef Martin McGuinness von der Sinn Féin in einem solchen Fall eine Volksabstimmung über die Wiedervereinigung Irlands angesagt, mit der Nordirland in die Europäische Union zurückgeholt werden könne.

  Siehe auch: 16.04.15, 02.02.16 ,20.02.16, 22.02.16

Sonnabend, 12. März 2016

• Der Forderung der Fianna Fáil nach einer Parlamentsreform noch vor der Aufnahme von Gesprächen zur Regierungsbildung nachkommend legte die Fine Gael dem Parlament gestern Abend einen Gesetzentwurf vor. Er beinhaltet unter anderem familienfreundlichere Sitzungszeiten, mehr Zeit für die Befragung von Ministern und mehr Möglichkeiten für Backbencher und unabhängige Abgeordnete, ohne Unterstützung einer Partei Anträge und Gesetzentwürfe einzubringen.
• Wo die irische Regierung jetzt nur noch geschäftsführend im Amt ist, wird das Programm für die traditionellen Auslandsreisen der Kabinettsmitglieder am St. Patrick’s Day drastisch zusammengestrichen. Während im vergangenen Jahr 27 der 30 Minister und Staatsminister auf Reisen gingen, um am Nationalfeiertag weltweit Werbung für Irland zu machen, sind es in diesem nur noch zehn. Zwei Drittel der Minister bleiben zu Hause, unter ihnen alle, die bei der Wahl vor zwei Wochen ihren Parlamentssitz verloren hatten. Regierungschef Enda Kenny verkürzt seinen Besuch in Washington auf nur einen Tag und lässt sich am zweiten durch Außenminister Charlie Flanagan vertreten.

  Drei weitere Minister reisen in andere Städte der USA und vier in europäische, darunter die Labour-Vorsitzende und noch stellvertretende Regierungschefin Joan Burton, die nach Italien aufbricht. Als zweites Mitglied der Labour Party wird der Minister für öffentliche Ausgaben Brendan Howlin mit einem Besuch Indiens die einzige weitere Langstrecken-Reise unternehmen. Bei allen Reisen geht es nach Auskunft des Außenministeriums um die Förderung von Tourismus, Handel und Investitionen ausländischer Firmen in Irland.

• Auch wenn die scheidende irische Regierung bei der Wahl vor zwei Wochen davon nicht profitierte, konnte die irische Wirtschaft nach Daten des CSO im vergangenen Jahr das stärkste Wachstum in der europäischen Union verzeichnen. Das Bruttoinlandsprodukt (Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen hergestellt werden) stieg um 7,8 %. Als Gründe dafür werden die sinkende Arbeitslosigkeit, ein guter Umsatz im Einzelhandel und durch den niedrigen Euro-Kurs gestützte steigende Exporte genannt.

Freitag, 11. März 2016

• Nachdem es gestern Abend nicht gelang einen neuen Regierungschef zu wählen, bleibt die bisherige Regierung geschäftsführend im Amt, so dass Enda Kenny als solcher zum St. Patrick’s Day in die Vereinigten Staaten reisen kann. Bis zum 6. April haben dieTDs jetzt frei, um den Parteien Zeit zu geben, sich auf die Bildung einer neuen Regierung zu einigen.

  Leicht wird das nicht sein. Während man in der Fine Gael einer Koalitionsregierung mit der Fianna Fáil nicht abgeneigt ist, schloss deren Vorsitzender Micheál Martin gestern Abend eine solche aus, auch wenn sich das einige in seiner Partei unter bestimmten Bedingungen vorstellen können. Die Menschen hätten für einen Wechsel gestimmt, so seine Argumentation, und nicht dafür, dass die Fianna Fáil (44 Sitze) der Fine Gael (50 Sitze) ein Weiterregieren ermögliche. Seine Partei habe das Mandat bekommen, für eine andere Regierung zu sorgen. Woher er dieses Mandat und den Anspruch, diese andere Regierung zu führen, bei dem Stimmenverhältnis herleitet, bleibt sein Geheimnis.

  Siehe auch:  04.03.16, 05.03.16, 07.03.16, 10.03.16

• Wird es künftig in Irland noch Au-pair Stellen geben? Nachdem ein bei einer irischen Familie für 100 Euro pro Woche angestelltes Au-pair Mädchen nach Beendigung ihrer Tätigkeit vor die Workplace Relations Commission gezogen war, urteilte diese gestern, dass Au-pair Stellen wie andere berufliche Tätigkeiten zu bewerten sind und dem Mindestlohn unterliegen. Die Familie muss der Spanierin jetzt € 9.000 nachzahlen. Bei anderen betroffenen Familien geht nun die Furcht um, dass ihre Au-pairs gleichfalls vor das Arbeitsgericht ziehen werden, und man fragt sich, ob in der kommenden Woche Tausende von ihnen entlassen werden.

Donnerstag, 10. März 2016

• Am Vormittag tritt der am 26. Februar gewählte 32ste Dáil zu seiner ersten Sitzung zusammen. Erster Tagesordnungspunkt ist die Wahl des Parlamentspräsidenten. Während der begehrte Posten (der Inhaber gilt bei der nächsten Parlamentswahl automatisch als gewählt) bislang vom Regierungschef vergeben wurde, wird er heute erstmals in geheimer Abstimmung aus der Mitte des Parlaments gekürt. Es werden nominiert: Andrew Doyle und Bernard Durkan (beide Fine Gael), Seán O’Fhearghail (Fianna Fáil), Caoimhghín Ó Caoláin (Sinn Féin) und Maureen O’Sullivan (unabh.).

  Die Wahl findet nach dem PR (STV) Verfahren statt, so dass die Auszählung recht langwierig ist und die Abgeordneten nach der Stimmabgabe in die Pause geschickt werden. Gegen 14 Uhr steht nach der 4. Zählung Seán O’Fhearghail von Fianna Fáil als Sieger fest und wird nach der Sitzungspause vom Parlament bestätigt. Er gilt als beliebter Politiker und war in der letzten Legislaturperiode Fraktionsvorsitzender der Fianna Fáil.

• Zweiter Tagesordnungspunkt ist die Wahl des Regierungschefs, nominiert werden der Amtsinhaber Enda Kenny von der Fine Gael, Micheál Martin von der Fianna Fáil, Gerry Adams von der Sinn Féin und Richard Boyd-Barrett von der linksgerichteten People before Profit/Anti Austerity Alliance. Das Verfahren sieht so aus, dass zunächst der Kandidat der Partei mit den meisten Mandaten zur Wahl steht und man mit Ja oder Nein zu stimmen hat. Überwiegt das Nein, bekommt der nächste Kandidat seine Chance usw. Hier das Ja : Nein-Ergebnis, dahinter in Klammern die Zahl der Mandate der jeweiligen Partei im Parlament. Kein Kandidat erhält, wie erforderlich, mehr Ja- als Nein-Stimmen:

  Enda Kenny 57 : 94 (50)
  Micheál Martin 43 : 108 (44)
  Gerry Adams 24 : 116 (23)
  Richard Boyd-Barrett 9 : 111 (6)

  Wie erwartet, bekommt der amtierende Regierungschef Enda Kenny mit angekündigter Unterstützung der Labour Party sieben Stimmen mehr, als seine Partei Mandate hat. Sein stärkster Konkurrent Micheál Martin von der Fianna Fáil erhält eine Stimme weniger als seine Partei Sitze hatte, was sich damit erklären lässt, dass der seiner Partei angehörige, die Wahl leitende Parlamentspräsident sich aus Gründen der Überparteilichkeit enthielt.

  Nach der Abstimmung reicht Regierungschef Enda Kenny am Abend bei Staatspräsident Higgins seinen Rücktritt ein, wird jedoch bis zur erfolgreichen Wahl eines Nachfolgers die Amtsgeschäfte weiterführen. (s.a. 04.03.16, 05.03.16, 07.03.16)

Mittwoch, 9. März 2016

• In einer gestern ausgezählten Urabstimmung votierten die in der Gewerkschaft INTO organisierten Grundschullehrer mit einer überwältigenden Mehrheit von 97 % für Streiks, um damit zum einen die Aufhebung der seit 2008 geltenden Beförderungssperre durchzusetzen und zum anderen gegen die Zunahme von administrativen Tätigkeiten protestieren, die sie nach eigenen Angaben unbezahlt verrichten müssen.
• Wer in Irland ins Gefängnis muss, hat europaweit die besten Chancen, aus der Haft zu flüchten. Laut einer Studio entkamen im letzten Jahr in der Republik Irland von 10.000 Inhaftierten 14,8 aus dem Gefängnis, verglichen mit keinem in Nordirland, 1,6 in England und Wales und 7,8 im europäischen Mittel.
• Die Zahl der Enteignung säumiger Hypothekenschuldner hat sich im vergangenen Jahr um 20 % erhöht. Waren es 2014 noch 1.063 Schuldner, deren Haus per Gerichtsbeschluss in Besitz ihrer Bank überging, stieg diese Zahl 2015 auf 1.284. Insgesamt reichten die Banken im vergangenen Jahr 5.021 Anträge auf eine Zwangsvollstreckung ein.

  Siehe auch:  22.05.12, 13.12.12, 04.09.14, 13.07.15, 23.02.16

Dienstag, 8. März 2016

• Anlässlich des Internationalen Frauentages und 100. Jahrestages des Osteraufstandes ladet die Ministerin zur Bewahrung des Kulturerbes Heather Humphreys zu einem Staatsakt zum Gedenken aller in irgendeiner Form am Osteraufstand beteiligten Frauen ins Royal Hospital Kilmainham ein. Eröffnet wird die Veranstaltung durch Staatspräsident Michael D. Higgins mit einem Vortrag zur Bedeutung der Frauen bei dem Aufstand und dem Einfluss des Konservatismus nach 1916 auf ihre spätere Rolle in der irischen Gesellschaft. Ihre Bedeutung bei der Erlangung der irischen Unabhängigkeit, so die Ministerin, sei in den Jahrzehnten nach dem Aufstand verwässert worden, und das oft mit Vorbedacht.
• Justizministerin Frances Fitzgerald weist Spekulationen zurück, sie stehe nach dem schwachen Abschneiden der Fine Gael bei den Parlamentswahlen als eine mögliche Nachfolgerin von Enda Kenny für den Parteivorsitz bereit. Der Parteivorsitzende und Taoiseach habe das uneingeschränkte Vertrauen der zum zweiten Mal in Folge stärksten Partei im Parlament und gehe als solcher als Verhandlungsführer in die Gespräche zur Bildung einer neuen Regierung. (s.a. 25.01.16)

Montag, 7. März 2016

• Während Fine Gael und Fianna Fáil zum einen Gespräche mit unabhängigen Abgeordneten und den kleineren Parteien aufgenommen haben, beginnen sie zum anderen damit “sich gegenseitig einzuschmeicheln”, liest man heute in der Irish Times. Gespräche mit der Fianna Fáil könnten in den kommenden Wochen beginnen, hört man aus Kreisen der Fine Gael, und eine der neu gewählten Abgeordneten der Fianna Fáil lässt verlauten, sie könne sich ein Arrangement mit der Fine Gael vorstellen, bei der die Rolle des Regierungschefs zwischen beiden Parteien rotiert. Wie der Begriff ‘in den kommenden Wochen’ zeigt, rechnet niemand mit einer schnellen Regierungsbildung. (s.a. 04.03.16, 05.03.16)
• Die Dubliner Stadtverwaltung will in Kürze damit beginnen, Erschließungskosten von zwanzig Millionen Euro, die Baugesellschaften seit 2007 für geplante Projekte entlang der geplanten Dubliner U-Bahn zum Flughafen gezahlt hatten, zurückzuerstatten. Die U-Bahn sollte 2012 fertiggestellt sein, doch das Projekt verzögerte sich immer wieder, bis der Plan im vergangenen Jahr zu Gunsten einer preiswerteren oberirdischen Schienenanbindung aufgegeben wurde. Deren Fertigstellung ist allerdings erst in zehn Jahren angedacht.

Sonntag, 6. März 2016

• Vom ‘Gold der Leprechauns am Ende des Regenbogens’ gibt es mehr als bisher gedacht, meldete in der vergangenen Woche Geological Survey of Ireland (GSI). Vor allem im Südosten des Landes wurde mit neuen technischen Methoden in den Gesteinen der Flussbette deutlich mehr Gold und Platin entdeckt, als man darin vermutet hatte. Es folgt der Hinweis, dass es illegal ist, aus einem Flussbett entnommenes Gestein zu verkaufen.

Sonnabend, 5. März 2016

• Eine Gruppe von sechs unabhängigen Abgeordneten, sich in einer Independent Alliance zusammengefunden hatten, traf sich gestern auf dessen Einladung hin mit dem amtierenden Regierungschef Enda Kenny, um ihre politischen Vorstellungen zu erläutern, die sie in einer aus zehn Punkten bestehenden Charter of Chance zusammengefasst hatten. Das Treffen sei sehr konstruktiv gewesen, hieß es nach dem Gespräch, und der Regierungschef habe für der ersten Hälfte der kommenden Woche eine ausführliche Antwort auf die einzelnen Punkte versprochen.
• Mit 23 Abgeordneten ist die Sinn Féin die drittstärkste Partei im neuen Parlament. Nach den Worten ihres Präsidenten Gerry Adams kann man sich in der Partei vorstellen, eine von der Fine Gael oder Fianna Fáil geführte Minderheitsregierung zu unterstützen, sollte diese auf bestimmte Grundforderungen der Sinn Féin eingehen. (s.a. 04.03.16)
• Die Gewerkschaften äußern ihre Sorge, die Regierung könnte sich bei der Suche nach einem Koalitionspartner auf eine Auflösung des landesweiten Wasserversorgers Irish Water einlassen, was nach ihrer Ansicht mit dem Verlust vieler Arbeitsplätze verbunden wäre. Es sei nicht so, dass die meisten Angestellten von Irish Water von einer Grafschafts- oder Stadtverwaltung abgestellt worden seien und nach dorthin zurückkehren könnten, meinte gestern ein Gewerkschaftssprecher und fuhr fort: “Hinter all den Schlagzeilen und halb ausgebackenen Ideen, mit denen die Leute bezüglich einer künftigen Organisation der Wasser-Infrastruktur um sich werfen, macht es durchaus Sinn, eine einzig Behörde dafür zu haben, die in Zusammenarbeit mit den lokalen Verwaltungen dafür verantwortlich ist.”

  Nach internen Berechnungen von Irish Water würde die Auflösung der Gesellschaft und Rückübertragen der Verantwortung für die Wasserversorgung auf die Kommunen den Steuerzahlern bis zu sieben Milliarden Euro kosten.

Freitag, 4. März 2016

• Der Imam des Al-Mustafa Islamic Centre in Blanchardstown Scheich Umar Al-Qadri zeigt sich besorgt über die Einladung einer Studentengruppe aus Kuwait an zwei radikale muslimische Prediger, am Wochenende in einer Dubliner Moschee zu predigen. Er halte nichts davon, ausländische Prediger aus irischen Moscheen zu verbannen, so der führende Dubliner Islamgelehrte und Vorsitzende des Irish Muslim Peace and Integration Council, doch müsse man vorsichtig gegenüber solchen sein, die ins Land kämen um die Menschen zu radikalisieren. Gastprediger aus dem Ausland sollten eine Erklärung unterschreiben, in der sie jede Form von Extremismus verurteilen.

  Siehe auch:  08.07.05, 09.06.14, 08.04.15, 26.07.15, 23.11.15

• Wie es politisch in Irland weitergeht, steht in den Sternen. Wer auf die unten dargestellte Sitzverteilung blickt, sieht als einzig sinnvolle Möglichkeit eine Koalition zwischen Fine Gael und Fianna Fáil, doch dagegen gibt es vor allem in der Fianna Fáil erhebliche Vorbehalte. Zum einen aus historischen Gründen, zum anderen ging in den letzten drei Legislatur-Perioden der kleinere Partner der jeweiligen Koalition bei der nachfolgenden Wahl völlig baden. So fiel in diesem Jahr die Labour Party von 37 Sitzen auf sieben zurück, bei der Wahl davor verlor die Green Party als Juniorpartner der Regierung gleich sämtliche Sitze und bei der von 2007 erlebten die Progressive Democrats als Partner der Fianna Fáil ein solches Fiasko, dass sich die Partei auflöste und von der Bildfläche verschwand.

Donnerstag, 3. März 2016

• Sechs Tage nach der Wahl wurden heute die letzten beiden Plätze im 32. Dáil vergeben und das Ergebnis steht fest. Ein Vorsprung von gerade einmal 6 Stimmen gegenüber James Bannon von der Fine Gael hatten Willie Penrose von der Labour Party im Wahlkreis Longford-Westmeath von der 13. Zählung in die 14. gerettet, wo ihn der Stimmentransfer von dem vor ihm Ausgeschiedenen noch vor den bis dahin vor ihm liegenden Kandidaten der Sinn Féin schob. Wobei sich James Bannon anschließend vorbehielt, vor Gericht eine weitere komplette Neuauszählung (dies war bereits eine) einzuklagen.

  Bei den Erstpräferenzen erzielten (in Klammern das Ergebnis von 2011) die Fine Gael 25,5 % (36,1 %), die Fianna Fáil 24,4 % (19,4 %), unabhängige Kandidaten 17,8 % (12,6 %), die Sinn Féin 13,9 % (9,9 %), die Labour Party 6,6 % (19,4 %), eine Allianz linker Parteien aus AAA, PBP und SP 4,0 % (2,2 %), die Social Democrats 3,0 % (–), die Green Party 2,7 % (1,8 %) und Renua Ireland 2,0 % (–).

  Hier nun die Sitzverteilung. Parteien, die 2016 nicht mehr antraten, tauchen in der Tabelle nicht auf. Vor 2016 hatte das Parlament 166 Sitze, seit 2016 sind es 158.

  	2016		2011		2007		2002		1997
  Fine Gael:	50		76		51		31		54
  Fianna Fáil:	44		20		78		81		77
  Sinn Féin:	23		14		4		5		1
  Labour Party:	7		37		20		21		21*
  AAA / PBP / SP**	6		4		0		1		1
  Social Democrats:	3		–		–		–		–
  Green Party:	2		0		6		6		2
  Renua Ireland	0		–		–		–		–
  Unabhängige Kandidaten:	23		15		5		13		7

    * 17 Labour + 4 Democratic Left, die 1999 in der Labour Party aufgingen
  **  Traten bei früheren Wahlen getrennt an und wurden hier aufsummiert

• Nachdem die Schlichtungsverhandlungen zwischen den Dubliner Straßenbahnfahrern der LUAS und ihrem Arbeitgeber gescheitert sind, kündigen sie nach den beiden 48-stündigen Streiks der letzten Wochen neben dem bereits zum St. Patrick’s Day angemeldeten dritten einen vierten für Ostersonntag und Ostermontag an, dem Höhepunkte der Feierlichkeiten zum hundertsten Jahrestag des Osteraufstandes von 1916. Sie fordern die gleiche Bezahlung wie die Triebwagenführer der irischen Eisenbahn, was Gehaltserhöhungen von bis zu 53 % zu Folge haben würde. (s.a. 11.02.16, 19.02.16, 27.02.16)
• Da ziehen die beim DART angestellten Triebwagenführer der Eisenbahn doch gleich nach. Nachdem Irish Rail den Takt der Vorortbahn auf zehn Minuten verdichten will, gefallen ihnen die vorgestellten neuen Dienstpläne nicht, und so stimmten sie sich gestern in einer Urabstimmung gleichfalls für Streiks.

Mittwoch, 2. März 2016

• Zwei Sitze im Parlament sind noch zu vergeben. Sollte die Labour Party keinen davon bekommen, wäre das besonders bitter für sie, denn mit weniger als sieben Abgeordneten hätte sie ein nur eingeschränktes Rederecht bei Debatten.

  Dass bei der Eröffnung des Parlaments ein neuer Regierungschef gewählt wird, gilt als unwahrscheinlich. Man geht davon aus, dass sowohl der amtierenden Taoiseach Enda Kenny als auch der sich als Sieger der Wahl sehende Vorsitzende der Fianna Fáil Micheál Martin sowie Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams antreten werden und keiner von ihnen die erforderliche Mehrheit von 80 Stimmen erhält. Bis zur Wahl eines neuen Regierungschefs bleibt die alte Regierung im Amt.

  Derweil buhlen die drei genannten Parteiführer hinter den Kulissen bei den unabhängigen Abgeordneten und kleineren Parteien um Stimmen. Auch wenn am 10. März die Wahl eines neuen Regierungschefs scheitert, ist es eine Prestigefrage, möglichst viele Stimmen auf sich zu vereinigen, um für die kommenden Verhandlungen eine gute Ausgangsbasis zu haben. Während die vermutlich sechs verbliebenen Abgeordneten der Labour Party ihre Stimmen dem bisherigen Amtsinhaber Enda Kenny von der Fine Gael geben wollen, sucht Micheál Martin von der Fianna Fáil Unterstützung bei den Social Democrats und verweist darauf, dass sich beide Parteien für eine Abschaffung der von der scheidenden Regierung eingeführten Wassergebühren ausgesprochen hatten.

• Apropos Wassergebühren. Der Wasserversorger Irish Water meldet sich zu Wort und stellt eine Berechnung vor, laut der seine Abschaffung durch eine neue Regierung mit Kosten von bis zu sieben Milliarden Euro für die Steuerzahler verbunden wäre.
• Wenn es nach den Vorstellungen der Fianna Fáil geht, wird es noch eine Weile dauern, ehe eine neue Regierung im Amt ist. So fordert ihr Vorsitzender Micheál Martin vor der Aufnahme von Gesprächen zur Regierungsbildung die Verarbschiedung einer überparteilich noch zu erarbeitenden Parlamentsreform, die die Rechte des Parlaments gegenüber der Regierung stärkt.

Dienstag, 1. März 2016

• Bis in Irland die letzten Stimmen ausgezählt und die letzten Mandate im neuen Dáil vergeben sind, greife ich in die Verschenkkiste und hole einen Roman des 1965 in Dublin geborenen Schriftstellers Colum McCann hervor.

  Zoli ist der Titel des Romans aus dem Jahr 2006, der hier in einer deutschen Übersetzung von Dirk van Gunsteren vorliegt. Ein paar Informationen vom Klappentext: “Zoli Novotana ist Roma, geboren vor dem Zweiten Weltkrieg in der Nähe von Bratislava. Als junges Mädchen überlebte sie den Holocaust in den Wäldern und lernte dort, höchst ungewöhnlich für eine Zigeunerin, lesen und schreiben. Nach Kriegsende beginnt sie, die Gesänge ihres Volkes in Gedichtform zu publizieren. Doch sowohl diesem als auch der sozialistischen Regierung sind ihre freisinnigen Texte bald ein Dorn im Auge, und ihre Sippe verstößt sie. Auch ihr Geliebter, der irische Journalist Stephen Swann, verrät sie, weil er Repressionen fürchtet. Nun ist sie ganz allein, eine Verfemte. Mit nichts als dem, was sie auf dem Leibe trägt, macht sie sich auf in jenen Westen, in dem es wahre Freiheit geben soll …”

  Die hier vorliegende deutsche Übersetzung erschien 2007 im Rowohlt Verlag. Das Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich heute über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

  Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an einen Leser aus 57072 Siegen, der sich heute Mittag als Erster gemeldet hatte.

• Sehr unterschiedlich haben sich bei der Wahl die im vergangenen Jahr aus der Taufe gehobenen neuen Parteien Renua Ireland und Social Democrats geschlagen, die erste gegründet als ‘Rechtsableger’ der Fine Gael, die andere als ‘gemäßigter Linksableger’ der Labour Party. Alle drei Gründer der Social Democrats, darunter die wegen ihrer Weigerung Kürzungen im Gesundheitswesen mitzutragen aus der Fraktion der Labour Party ausgestoßene ehemalige Staatsministerin Róisín Shorthall, erhielten in ihren Wahlkreisen die meisten Stimmen und zogen bereits im 1. Count ins Parlament ein.

  Ganz anders Renua Ireland, gegründet von der ehemaligen Staatsministerin der Fine Gael Lucinda Creighton, nachdem sie aus ihrer Fraktion ausgeschlossen worden war, da sie im Parlament entgegen der Vorgabe der Parteiführung gegen die Erleichterung von Schwangerschaftsabbrüchen gestimmt hatte. Sowohl sie als auch ihr Mann verloren ihre Mandate als unabhängige Abgeordnete, und auch die weiteren Kandidaten von Renua Ireland scheiterten. Auf die Frage, wie es weitergehe, erklärte sie gestern Abend, sie werde sich nun als erstes einen Job suchen müssen um weiterhin ihre Miete zahlen zu können, da sie und ihr Mann alles Geld in den Wahlkampf gesteckt hätten.