Nachrichten aus Irland

Mai 2016

Zusammengefasst nach Berichten irischer Medien

Aktueller Monat & Archiv

Dienstag, 31. Mai 2016

Immer noch währt der Streit der Dubliner Straßenbahnfahrer um Lohn und Arbeitszeiten. Nach einem erneuten Schlichtungsvorschlag des Labour Court wurden die für Donnerstag und Freitag angekündigten halbtägigen Arbeitsniederlegungen erst einmal abgesagt, um über die Vorschläge beraten zu können, die verteilt auf vier Jahre Lohnerhöhungen von bis zu 18,3 % beinhalten. Das Verlangen der Betreibergesellschaft nach einer Erhöhung der täglichen Arbeitszeit um eine halbe Stunde lehnte der Labour Court aus Gesundheits- und Sicherheitserwägungen ab und regte an, die Bezahlung und Arbeitsbedingungen von Straßenbahnfahrer in anderen europäischen Ländern zum Vergleich hinzuzuziehen.
Siehe a.: 11.02.16, 19.02.16, 27.02.16, 03.03.16, 16.03.16, 24.03.16, 02.04.16, 07.04.16, 12.04.16, 16.04.16, 20.04.16, 27.04.16, 04.05.16, 17.05.16
Gesundheitspolitiker kritisieren am heutigen Nichtrauchertag die Regierung, das bereits vor einem Jahr verabschiedete Gesetz zur Vereinheitlichung von Zigarettenschachteln noch nicht umgesetzt zu haben. Diese dürfen künftig auf einfarbigem Grund neben einem abschreckenden Foto zu den gesundheitlichen Folgen des Rauchens nur den Namen der Marke in Einheitsschrift zeigen. Eigentlich sollte das Gesetz bereits zum 20. Mai dieses Jahres in Kraft treten, doch aufgrund von Verzögerungen unter anderem durch die Parlamentswahl und drei Monate währende Regierungsbildung wird seine Umsetzung wohl erst zum kommenden Jahr erfolgen. Nach Angaben der Weltgesundheitsbehörde sterben jährlich fast sechs Millionen Menschen durch aktives und 600.000 durch passives Rauchen.
Siehe auch: 04.03.15, 02.05.16, 04.05.16

Montag, 30. Mai 2016

Die Dubliner Industrie- und Handelskammer warnt die Stadtverordneten vor einer Begrenzung der Gebäudehöhe in der City, da eine solche die Wohnungskrise weiter verschärfen würde. Die Abgeordneten kommen in dieser Woche zusammen um den neuen Stadtentwicklungsplan zu diskutieren, der für künftige Bauvorhaben eine maximale Höhe von 28 Metern vorsieht. Dies entspricht sieben Stockwerken.
Nach dem Scheitern bei den Parlamentswahlen will sich die vor einem Jahr gegründete Renua Ireland als Partei der Landbevölkerung neu definieren. Sie wurde auf Initiative der ehemaligen Fine-Gael-Abgeordneten und Staatsministerin Lucinda Creighton erst im Frühjahr 2015 aus der Taufe gehoben, die ‘ihr Baby’ dann vor zwei Wochen wegen Nichterfüllung ihrer Erwartungen ausgesetzt hatte, vom Parteivorsitz zurücktrat und sich von dannen machte.

Sonntag 29. Mai 2016

Der irische Regierungschef Enda Kenny mischt sich erneut in die Diskussion um die Volksabstimmung über den Verbleib des Vereinigten Königreiches in der Europäischen Union ein und warnt bei einem Besuch in London davor, dass im Fall eines Austritts möglicherweise Zollkontrollen zwischen Nordirland und der Republik eingerichtet werden müssen. Irland sei das Land, das am schlimmsten von einem Austritt betroffen sein würde, doch könnten Iren auch dazu beitragen, das zu verhindern. Denn bei der Abstimmung am 23. Juni sind alle im Vereinigten Königreich wohnenden Iren wie auch alle in Irland ansässige Briten berechtigt ihre Stimmen abzugeben, mit denen sie dazu beitragen könnten, weiterhin zollfrei zwischen beiden Ländern reisen können.
Siehe auch: 16.04.15 ,02.02.16, 20.02.16, 22.02.16, 13.03.16, 17.04.16, 21.04.16

Sonnabend 28. Mai 2016

Nach Ansicht des in der vergangenen Woche gewählten (sofern man einen Vorgang, bei dem sieben Parteimitglieder den Vorsitz unter sich ausmachen, als Wahl bezeichnen will) Vorsitzenden der Labour Party Brendan Howlin übersteht die neue Regierung keine zwölf Monate und es wird vor Ablauf eines Jahres Neuwahlen geben, so dass man nicht viel Zeit für einen Neuaufbau der Partei habe.
Wie schätzen das andere ein? Nach Ansicht des politischen Chefredakteurs der Sunday Business Post Michael Brennan ist es zwar noch zu früh um einschätzen zu können, ob die Regierung bis zum Ende der Legislaturperiode durchhält, doch setze in der Bevölkerung kaum jemand darauf, dass sie länger als zwei Jahre überlebt.
Wären morgen Neuwahlen, würde es laut der in der Zeitung veröffentlichten Umfrage ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Fine Gael und Fianna Fáil geben und beide Parteien erhielten etwa 26 % der Erstpräferenzen. Die Sinn Féin käme als drittstärkste Partei auf 15 %, und die Labour Party mit ihrem neuen Vorsitzenden würde verglichen mit Mitte März ihren Stimmenanteil um zwei Punkte auf 6 % steigern. “Ein gutes Ergebnis für Brendan Howlin”, meint Michael Brennan. Wenn man das mit den 19,4 % vergleicht, mit denen die Labour Party 2011 zweitstärkste Partei im Land wurde, scheinen die Ansprüche bescheiden geworden zu sein.

Freitag, 27. Mai 2016

Die erste Attacke hat die von der Fine Gael geführte Minderheitsregierung überstanden, indem der Antrag der Sinn Féin auf eine sofortige und bedingungslose Streichung der Wassergebühren und Abwicklung des landesweiten Wasserversorgers Irish Water abgewehrt wurde. 59 Abgeordnete stimmten gegen den Antrag, 38 dafür derweil die 44 Abgeordneten der Fianna Fáil nicht an der Abstimmung teilnahmen. Nach den Worten des Ministers für Kommunalverwaltung Simon Coveney liegt es nun in der Hand einer Expertengruppe in den kommenden Monaten einen Vorschlag zu erarbeiten, wie es mit der Organisation der Wasserversorgung in Irland weitergeht. (s.a. 25.05.16)
Der Sommer naht, und die Regierung plant einen verlängerten Urlaub für die Volksvertreter. Üblicherweise währt die Sommerpause des Parlaments von der zweiten Juliwoche bis in die zweite Septemberwoche, doch soll es dieses Mal bis Ende September oder Anfang Oktober dauern, bis der Dáil und der Senat ihre Arbeit wieder aufnehmen. Das wäre dann eine Sommerpause von bis zu drei Monaten, die mit Renovierungsarbeiten am Leinster House begründet werden.

Donnerstag, 26. Mai 2016

Die Gefahr von Neuwahlen nur zwei Wochen nach den Wahlen zum nordirischen Parlament ist gebannt, indem sich DUP und Sinn Féin daraufhin einigten, das umstrittene Justizministerium an die parteilose, sich dem unionistischen Lager zuordnende Abgeordnete Claire Sudgen aus Derry zu vergeben. Nachdem UUP und SDLP die ihnen nach dem Wahlergebnis zustehenden Ministerposten ausgeschlagen haben, gibt es nun erstmals seit dem mit dem Karfreitagsabkommen von 1998 eingeführten parlamentarischen System keine Allparteienregierung in Nordirland und eine echte parlamentarische Opposition.

Angeführt wird die Regierung auf unionistischer Seite von Arlene Foster (DUP) und auf republikanischer von ihrem Stellvertreter Martin McGuinness von der Sinn Féin. Von den weiteren acht Ministern werden vier von der DUP und drei von der Sinn Féin gestellt, wozu sich die parteilose Claire Sudgen als Justizministerin gesellt. Hier das neue Kabinett:

Name, Alter	Posten im Kabinett	Partei
Arlene Foster (45)	First Minister	DUP, Parteivorsitzende
Martin McGuinness (66)	Stellvertretender First Minister	Sinn Féin
Claire Sudgen (29)	Justizministerin	Parteilos
Michelle O’Neill (39)	Gesundheitsministerin	Sinn Féin
Martin Ó Muilleoir(57)	Finanzminister	Sinn Féin
Peter Weir (48)	Erziehungsminister	DUP
Michelle McIlven	Ministerin für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Regionen	DUP
Simon Hamilton (39)	Wirtschaftsminister	DUP
Chris Hazzard (31)	Minister für Infrastruktur	Sinn Féin
Paul Givan (35)	Minister für die Gemeinden	DUP

Dazu kommen als Staatsminister im Büro der Regierungschefin Alastair Ross von der DUP und Megan Fearon von der Sinn Féin in dem ihres Stellvertreters.

Mittwoch, 25. Mai 2016

Nachdem er kürzlich der eigenen Regierung die Leviten gelesen hat, hat sich der irische Staatspräsident Michael D. Higgins jetzt die internationale Gemeinschaft vorgeknöpft und kritisiert auf der von den Vereinten Nationen organisierten humanitären Gipfelkonferenz (World Humanitarian Summit) in der Türkei in harten Worten die dort versammelten Politiker wegen ihres Versagens, für eine Gleichbehandlung der Geschlechter zu sorgen. Ein paar Sätze aus seiner Rede:
“Wir müssen erkennen, und das ist mir sehr klar, dass es keine deformierte Kultur oder irgendwelche mythischen Strukturen geben darf, die als Vorwand genommen werden um die Rechte von Frauen zu verletzen. Hier und heute ist Vergewaltigung an der Tagesordnung und wird zunehmend als Kriegswaffe eingesetzt. In vielen Ländern findet man im beschämenden Maße Mangelernährung von Müttern und Kinder, und in anderen haben Frauen kein Recht oder keine Möglichkeit selbst zu entscheiden, ob sie Kinder wollen. Die Behandlung von Frauen auf der Flucht, ihre akute Anfälligkeit für Ausbeutung und Gewalt und die Weigerung, ihren Kindern Gesundheit und Erziehung zuzugestehen, ist – in Europa und anderswo auf der Welt – Grund für größte Besorgnis.”
In Dublin diskutierte derweil das irische Parlament über die Wassergebühren. Kostenfreies Trinkwasser im unbegrenzten Umfang ist für die eine individuelle Erfassung des Verbrauchs ablehnende Sinn Féin gleichfalls ein Menschenrecht, und so brachte sie gestern einen Gesetzentwurf ein, die geltenden Gebühren ohne Vorbehalt abzuschaffen und Irish Water abzuwickeln.
Demgegenüber hatte sich die von der Fine Gael geführte Minderheitsregierung mit der Fianna Fáil auf den Kompromiss geeinigt, die Gebühren für zunächst neun Monate auszusetzen, um in dieser Zeit durch eine unabhängige Kommission neue Vorschläge für die künftige Wasserversorgung erarbeiten zu lassen. Da es in der Fianna Fáil auch Abgeordnete gibt, die eine kompromisslose, dauerhafte Abschaffung der Gebühren fordern, kann die Vorlage auch als Versuch gesehen werden, die Partei bei ihrer Duldung der Minderheitsregierung zu spalten.
Währenddessen warnte der Minister für Wohnungsbau, Planung und Kommunalverwaltung Simon Coveney vor den Kosten für die Steuerzahler bei der geforderten Abwicklung von Irish Water. Als sofortige Kosten würden für Abfindungszahlungen an Mitarbeiter, Vertragsaufhebungen und andere Dinge zwischen 85 und 169 Mio. Euro anfallen, doch könnten sie am Ende in die Milliarden gehen, wenn man die bei Zentralisierung der Wasserversorgung eingeplanten künftigen Einsparungen abschreiben müsse.

Dienstag, 24. Mai 2016

Nachdem er bei seiner Bewerbung um den Vorsitz der Labour Party ausgebootet wurde, weist ihr ehemaliger stellv. Vorsitzende und Umweltminister Alan Kelly Spekulationen über seinen Austritt aus der Partei zurück. Erst stehe zu ihr “in guten wie schlechten Zeiten” und wolle eine maßgebliche Rolle beim Neuaufbau der Partei spielen, erklärte er in einem Interview mit der Irish Mail on Sunday. Tags darauf kritisierte er in einem Radiointerview den Ablauf des Wahlverfahrens. Die Statuten der Labour Party seien für eine größere Partei gemacht und nicht mehr angemessen, wenn bei der Wahl des Vorsitzenden nur noch sechs Personen darüber entscheiden dürfen, wer kandidieren darf und wer nicht.
Siehe auch: 29.03.16, 30.03.16, 13.04.16, 18.04.16, 10.05.16, 11.05.16, 12.05.16, 21.05.16
Ein Jahr nach seinem letzten Besuch ist das britische Thronfolgerpaar wieder in Irland und nach der gestrigen Ankunft in Belfast heute in den Donegal weitergereist. Zunächst geht es zu Magee of Donegal in Donegal Town, dem wohl dem bekanntesten Hersteller von Donegal Tweed, dann begibt sich Charles zu einem Treffen mit lokalen Unternehmern ans Letterkenny Institute of Technology während seine Gattin eine Schule mit ihrem Besuch beehrt, und zum Abschluss wird das Paar, wie es sich für Gartenliebhaber gehört, im Glenveagh National Park Glenveagh Castle und den Garten des Anwesens besichtigen und sich mit Kindern treffen, die sich im Nationalpark mit Umweltprojekten befassen. Ob sie dabei auf dieser Bank sitzen?

Montag, 23. Mai 2016

Staatspräsident Michael D. Higgins mischt sich in die Politik ein und fragt, warum im Programm der neuen Regierung kein Bekenntnis zur Schließung der umstrittenen, von Menschenrechtlern kritisierten Direct Provision Centres für Asylsuchende zu finden ist.
Im Herbst 2014 hatte High Court geurteilt, dass die ‘Hausregeln’ in diesen Erstaufnahme-Einrichtungen ungesetzlich sind. Zu ihnen gehört die Pflicht, sich täglich in Listen einzutragen, ein Verlassen im Voraus anzumelden und keine Besucher empfangen zu dürfen. Eine Kommission hatte in der Folge ihre Schließung befürwortet. Ihre alternativen Vorschläge, so der Präsident, seien vernünftig und praktikabel und er wundere sich, dass in der Regierungserklärung nichts davon auftaucht.

siehe auch: 23.08.14, 05.09.14, 22.10.14, 18.11.14
Ist man als Sozialdemokrat für die katholische Kirche nicht tragbar, fragt ihr Mitglied Ken Curtin aus der südirischen Hafenstadt Cobh und teilt der als progressiv geltenden Zeitschrift The Irish Catholic mit, dass ihn die Kirchenleitung der St. Colman’s Cathedral ohne Rücksprache von der Liste der sonntäglichen Lektoren gestrichen hat, da er einer Partei angehöre, die für eine Liberalisierung der Regeln für Schwangerschaftsabbrüche stehe und er sich zum anderen bei der Volksabstimmung des vergangenen Jahres für die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe eingesetzt habe.
Der Gemeindepriester Father John McCarthy beharrt auf dem Ausschluss, äußert jedoch sein Bedauern darüber, den Betroffenen nicht vorab informiert zu haben. Auch dürfe der bisherige Lektor weiterhin an der Messe teilnehmen und die Kommunion empfangen.

Sonntag, 22. Mai 2016

Der angekündigte Rückzug der Alliance Party aus der nordirischen Exekutive birgt die Gefahr, dass die für Mittwoch vorgesehene Regierungsbildung scheitert. Das Problem liegt beim Justizministerium, das weder die DUP der Sinn Féin, noch die Sinn Féin der DUP überlassen will. Es ist nicht neu. Nach Einrichtung des Ressorts einigte man sich im April 2010 auf den Kompromiss, es der sich als überkonfessionell verstehenden Alliance Party zu überlassen, obwohl es ihr aufgrund der Zahl ihrer Abgeordneten nicht zustand.
Nun jedoch weigert sich der bisherige Justizminister und Vorsitzende der Alliance Party David Ford, das Amt ohne grundlegende Änderungen im parlamentarischen System erneut zu übernehmen. So verlangt er zuvor die Abschaffung der sogenannten Petition of Concern. Sobald eine solche von einer Partei eingereicht wird, reicht bei Abstimmungen nicht mehr die einfache Mehrheit, sondern es muss zusätzlich eine Mehrheit innerhalb des unionistischen (derzeit DUP + UUP + TUV) bzw. republikanischen (Sinn Féin + SDLP) Lagers vorliegen, was derzeit bedeutet, dass 30 von 108 Abgeordneten ein Gesetz zu Fall bringen können.

Eine Regierung ohne Justizminister (die Aufgabe würde dann erst einmal von der britischen Nordirlandminsterin wahrgenommen) kann sich zwar die DUP vorstellen, nicht aber die Sinn Féin. Sollte man keine Lösung finden, so ihr Präsident Gerry Adams, seien Neuwahlen die einzige Möglichkeit.

Sonnabend, 21. Mai 2016

Die Labour Party hat einen neuen Vorsitzenden. Ohne Wahl durch die Mitglieder wurde der sich bis zuletzt nicht klar äußernde frühere Minister für öffentliche Ausgaben Brendan Howlin zum Nachfolger von Joan Burton ernannt, während der bei den Buchmachern als Favorit gehandelte und an der Parteibasis beliebte ehemalige Umweltminister Alan Kelly, der als Einziger von Beginn an sein Interesse an dem Job geäußert hatte, nicht zur Wahl zugelassen wurde.
Denn laut den Statuten der Partei kann für den Vorsitz nur kandidieren, wer (a) Mitglied des Parlaments ist und (b) von einem anderen Mitglied des Parlaments vorgeschlagen wird. Nun hat die Partei nur noch sieben Abgeordnete im Parlament, und keiner der sechs übrigen war bereit gewesen, Alan Kelly als Kandidaten vorzuschlagen. Dessen Angebot an Brendan Howlin, sich gegenseitig vorzuschlagen und dann die Parteibasis über zwei Kandidaten abstimmen zu lassen, hatte dieser zurückgewiesen. Da es somit nur einen Vorschlag gab, galt Brendan Howlin als gewählt und ist nach dem desaströsen Ausgang der Wahl vom 26. Februar Nachfolger von Joan Burton.

Die der ‘Wahl’ folgende Pressekonferenz wurde überschattet durch die Abwesenheit des so Ausgebooteten. In einem Interview mit dem Irish Examiner äußerte er sich später enttäuscht darüber, dass durch das Verhalten seiner sechs Kollegen “die Wünsche und berechtigten Ansprüche der Parteimitglieder auf eine Wahl” zunichte gemacht worden seien, doch wünsche er dem neuen Vorsitzenden Erfolg und alles Gute und gratuliere ihm, seiner Familie und seinen Unterstützern zu diesem für ihn stolzen Tag.

Der unverheiratete sechzigjährig Brendan Howlin ist seit 1987 Mitglied des irischen Parlaments, war in früheren Regierungen Innen- und Umweltminister, Gesundheitsminister und Minister für öffentliche Ausgaben und, wie sich in Kommentaren der vergangenen Wochen zeigte, der Wunschkandidat des im Sommer 2014 von Joan Burton abservierten früheren Parteiestablishment. “Brendans Wahl ist die richtige zur richtigen Zeit”, so sein Vor-Vorgänger Eamon Gilmore. “Er hat die Fähigkeiten, Erfahrung und Hingabe, die Mitglieder bei der dringenden Aufgabe die Partei neu aufzubauen zu mobilisieren. Als Parteimitglied werde ich alles tun, Brendan bei dieser Herausforderung zu unterstützen.”

Siehe auch: 29.03.16, 30.03.16, 13.04.16, 18.04.16, 10.05.16, 11.05.16, 12.05.16

Freitag, 20. Mai 2016

Seit der Einführung des heutigen parlamentarischen Systems im Jahr 1998 gab es in Nordirland Allparteien-Regierungen, doch nun bildet sich erstmals eine parlamentarische Opposition in der Assembly, indem die UUP aus dem unionistischen und die SDLP aus dem nationalistisch-republikanischen Lager die ihnen aufgrund des Wahlergebnisses zustehenden Ministerposten nicht annehmen. Wie schon in der letzten Legislaturperiode hätte jeder Partei ein Ressort zugestanden. Da auch die sich als überkonfessionell verstehende Alliance Party angedeutet hat, das von ihr bisher besetzte Justizministerium nicht wieder übernehmen zu wollen, könnte es sein, dass die neue Regierung ausschließlich durch die DUP und Sinn Féin gebildet wird.
Der seit sechs Monaten im Amt befindliche Vorsitzende der SDLP Colum Eastwood begründete den Austritt aus der Regierung damit, dass man sich nach der Wahl mit den beiden führenden Parteien nicht auf ein Regierungsprogramm habe einigen können. Die nordirische Regierungschefin Arlene Foster von der DUP und ihr Stellvertreter Martin McGuinness von der Sinn Féin weisen das zurück. “Wenn die SDLP jetzt behauptet, sie könne dem Regierungsprogramm nicht zustimmen, ist das unehrlich, denn schließlich war sie mit dabei, als es entwickelt wurde”, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.
Im Rahmen der Diskussion um eine Aufweichung des Abtreibungsverbotes in Irland, wo Abtreibungen nur aus medizinischen Gründen zulässig sind, berichtet die britische Gesundheitsbehörde, dass im vergangenen Jahr 3.451 aus Irland angereiste Frauen in England oder Wales einen Schwangerschaftsabbruch hatten durchführen lassen. Dies ist geringfügig weniger als im Jahr davor. Von 2001 bis 2007 sank die Zahl um 48 % und hat sich seither stabilisiert.

Donnerstag, 19. Mai 2016

Einen Geburtstag gibt es von gestern noch zu vermelden, den 200. der Ha’penny Bridge. Benannt nach dem Brückzoll, der vor gut hundert Jahren aufgehoben wurde, überspannt die Fußgängerbrücke seit nunmehr zweihundert Jahren die Liffey und wird heute von mehr als 30.000 Menschen pro Tag genutzt und unzähligen Touristen fotografiert.
In ihren frühen Tagen waren es täglich 450 Dubliner, die dafür eine Gebühr von einem halben Penny zu entrichten hatten. Zuvor hatten sie für die Überquerung des Flusses den gleichen Betrag an den Fährbesitzer und Ratsherrn William Walsh zu zahlen, dessen Boote berüchtigt undicht waren und der nach ihrer Fertigstellung mit £ 3,000 sowie dem Brückenzoll für hundert Jahre entschädigt wurde. Seine Boote legten unweit der heutigen Brücke am Bagnio Slip ab, ein Anleger, der nach einem in der Nähe gelegenen Bordell benannt worden sein soll.
Die Bewohner der Dubliner Liberties, eines der ältesten und am dichtesten besiedelten Viertel der Stadt, protestieren gegen die Entscheidung der Verwaltung, den ihnen seit zehn Jahren versprochenen Park erst einmal ad acta zu legen. Noch im letzten September war ihnen versprochen worden, in diesem Jahr mit seiner Gestaltung zu beginnen. Ein Sprecher der Stadtverwaltung bestätigte, dass der Plan “zurückgestellt” wurde, um noch einmal über die “künftige Entwicklung” des seit 2008 brachliegenden Areals nachzudenken. Nach dem vor acht Jahren erfolgten Abriss heruntergekommener Sozialwohnungen war das Gelände schon einmal für eine Neubebauung vorgesehen gewesen.
“Wir brauchen in unserem Viertel dringend Grünflächen”, so gestern eine Anwohnerin, die mit ihrer sechsköpfigen Familie in den Liberties lebt. “Es gibt hier keine Parks, die einfach zu erreichen sind, und wer auf den Phoenix Park verweist, dem sei gesagt, dass verkehrsreiche Straßen dazwischen liegen und er nur mit dem Auto erreichbar ist. Hier bei uns gibt es nur einen kleinen Spielplatz, der völlig aus den Nähten platzt. Die Kinder prallen nur so zusammen, und das erzeugt Streit und Spannungen.” (s.a. 22.09.15)

Mittwoch, 18. Mai 2016

In Abwesenheit des zu einem Besuch in die USA aufgebrochenen Regierungschefs diskutierte das irische Parlament gestern Abend über einen von der Fianna Fáil eingebrachten Gesetzentwurf, mit dem der irischen Zentralbank die Befugnis gegeben werden soll, die Hypothekenzinsen zu regulieren, falls sie das für angemessen hält. Sie liegen in Irland deutlich über denen in den anderen Staaten der Europäischen Union. Finanzminister Michael Noonan sah in dem Entwurf verfassungsrechtliche Probleme, wollte das Gesetzgebungsverfahren jedoch erst einmal seinen Lauf nehmen zu lassen und verzichtete auf einen mit einer Abstimmung verbundenen Einspruch, der der Regierung wohl ihre erste Niederlage eingebracht hätte.
Der finanzpolitische Sprecher der Fianna Fáil wies die Vorbehalte zurück und darauf hin, dass der Minister, als das Thema vor einem Jahr schon einmal im Parlament diskutiert wurde, keine verfassungsrechtlichen Bedenken vorgebracht hatte.
Ausgehend von den vier Kirchengemeinden zogen gestern Mittag einige hundert Bewohner der Dubliner Nordstadt, unter ihnen der katholische Erzbischof Diarmuid Martin, Gemeindeaktivisten und lokale Politiker, mit ihren Kindern und Familien zu einem Mahnmal für die Drogentoten der letzten Jahre in der Buckingham Street, um gegen den Teufelskreis der Gewalt zu demonstrieren und mehr staatliche Investitionen und Unterstützung für ihre Stadtteile zu fordern. Bei einer Fehde zwischen kriminellen Banden war hier kürzlich ein Passant erschossen worden.

Dienstag, 17. Mai 2016

Während Taoiseach Enda Kenny auf dem Flug in die Vereinigten Staaten ist, um dort an einer Reihe von Veranstaltungen zum hundertsten Jahrestag des Osteraufstands von 1916 teilzunehmen, kommt das irische Parlament zu seiner ersten Sitzung nach Amtsantritt der neuen Regierung zusammen. Ihn vertretend wird An Tánaiste und Justizministerin Frances Fitzgerald die Fragen der Opposition beantworten. Für den Abend hat die Fianna Fáil die Einbringung eines Gesetzentwurfs angekündigt, mit dem sie die Banken zwingen will, die variablen Zinssätze für Hypothekenkredite zu senken, die deutlich über denen in den anderen europäischen Ländern liegen. Sollte die Regierung ihn zurückweisen, könnte sie bereits morgen Abend ihre erste Abstimmungsniederlage erfahren.
Nach zehn Streiktagen ist eine Lösung des Tarifkonflikts bei der Dubliner Straßenbahn weiterhin nicht in Sicht, und so kündigten die Fahrer soeben für den 8., 9. und 10. Juni vierstündige Arbeitsniederlegungen an. Die Betreibergesellschaft der Bahn geht gleichfalls auf Konfrontationskurs und droht, bei jedem halbtägigen Ausstand das Gehalt für den ganzen Tag einzubehalten.
Siehe a.: 11.02.16, 19.02.16, 27.02.16, 03.03.16, 16.03.16, 24.03.16, 02.04.16, 07.04.16, 12.04.16, 16.04.16, 20.04.16, 27.04.16, 04.05.16

Montag, 16. Mai 2016

65 Jahre alt wurde der Fine-Gael-Vorsitzende Enda Kenny im letzten Monat. Gerade als Regierungschef wiedergewählt, kommen Spekulationen auf, ob er diese Ämter bis zum Ende der Legislaturperiode beibehalten oder sie vor den nächsten Wahlen einem Nachfolger übergeben will. “Ich habe stets gesagt, dass es meine Intention ist dieser Regierung vorzustehen, solange sie im Amt ist, die Partei jedoch nicht mehr in die nächste Wahl zu führen”, erklärte er gestern in seinem Wahlkreis in Castlebar. “Ich habe das klar und deutlich zum Ausdruck gebracht und stehe dazu, doch bis dahin habe ich noch viel Arbeit zu tun.”
Ungeachtet dessen wird über mögliche Nachfolger spekuliert, wobei die Namen von Sozialminister Leo Varadkar (37), Bauminister Simon Coveney (43) und Justizministerin Frances Fitzgerald genannt werden. Letztere allerdings wäre bei der nächsten regulären Parlamentswahl im Frühjahr 2021 bereits 70 Jahre alt. (s.a. 25.01.16, 08.03.16, 14.05.16)

Sonntag, 15. Mai 2016

Nur durch die Einbindung von drei parteilosen TDs bekam Taoiseach Enda Kenny seine Minderheitsregierung zusammen. Der erste Ärger steht nun schon an, indem ausgerechnet der zum Staatsminister im Gesundheitsministerium ernannte unabhängige Abgeordnete Finian McGrath in einem Interview mit der Zeitung Sunday Business Post seine Ansicht kundtat, dass das absolute Rauchverbot in Pubs gelockert und ihnen zugestanden werden sollte, spezielle Raucherräume einzurichten.
Der Kommentator des Irish Examiners wundert sich nicht und schreibt: “… Finian McGrath ist seit 2002 Abgeordneter und hat all die Jahre über mit seiner Wasserpistole ins politische System geschossen, aber jetzt ist es das erste Mal, dass er dabei politische Verantwortung trägt.”

Sonnabend, 14. Mai 2016

Laut der ersten Umfrage nach der Regierungsbildung geben ihr 45 % der Befragten eine Überlebenschance von nur weniger als einem Jahr. Knapp die Hälfte von ihnen (48 %) wünschen sich einen sofortigen Rücktritt vom Enda Kenny als Parteivorsitzender und Regierungschef, wobei sich die meisten Sozialminister Leo Varadkar als Nachfolger vorstellen können, gefolgt vom Minister für Kommunalverwaltung, Wohnungsbau und Raumplanung Simon Coveney. (s.a. 25.01.16, 08.03.16)
Die Gründerin von Renua Ireland Lucinda Creighton kündigt nach dem Scheitern ihrer Partei bei den Parlamentswahlen, bei denen sie keinen einzigen Sitz errungen hatte, den Rücktritt vom Vorsitz an. Als ehemalige Europaministerin hatte sie die rechtskonservative Partei nach ihrem Ausschluss aus der Fraktion der Fine Gael vor einem Jahr gegründet. In ihrer Abschiedsrede sprach sie dem neuen Sozialminister der Fine Gael Leo Varadkar ihr Vertrauen aus und billigte ihm “eine neue Art von Führungsstil” zu, an dem es Irland bislang gemangelt habe – woraus man lesen könnte, dass sie für Renua Ireland keine Zukunft mehr sieht und eine Rückkehr in die Fine Gael anstrebt.

Freitag, 13. Mai 2016

Zu Pfingsten hole ich ein Buch aus meiner Verschenkkiste, das schon ein paar Jahre alt ist: Roddy Doyles Roman Paddy Clarke Ha Ha Ha aus dem Jahr 1993.
Zum Inhalt ein paar Zeilen vom Klappentext: “Es ist 1968. Patrick Clarke ist zehn. Er ist ein Fan von George Best und Geronimo, und abends sitzt er vor dem Fernseher, knabbert Chips und sinniert über die amerikanischen Soldaten, die im Mekong-Delta gegen ‘Gorillas’ kämpfen. Er lässt sich ungern küssen und empfindet die Jungs aus der neuerbauten Sozialsiedlung als seine natürlichen Feinde. Kevin ist sein bester Freund, und sie haben in Barrytown ihre beiden Namen in nassen Zement geritzt, um ihre Freundschaft zu besiegeln. Sie spielen Fußball und Verstecken, und gelegentlich lassen sie auch mal was mitgehen. Dann hat Gott allerdings ein Wörtchen mitzureden, denn auf ein geklautes Exemplar von Football Monthly stehen vier Millionen Jahre Fegefeuer – doch eine ordentliche Beichte, bevor man stirbt, und man kommt direkt in den Himmel. Dennoch ist Paddys Welt alles andere als heil; im Verlauf eines Jahres bekommt seine ehemals sichere Kinderwelt ernsthafte Risse.”

Das Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich heute über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Nur sechs Minuten, nachdem diese Meldung um 8.10 Uhr online ging, meldete sich ein Leser aus 26427 Holtgast, an den das Buch nun geht.

Donnerstag, 12. Mai 2016

Weiter geht es mit der Kandidatenkür um den Vorsitz der Labour Party. Wie gestern erläutert, muss der Kandidat bzw. die Kandidatin (a) Abgeordneter im Parlament sein und (b) von einem anderen Abgeordneten vorgeschlagen werden. Die Labour Party hat sieben Abgeordnete, von denen bislang drei ihr Interesse am Parteivorsitz bekundet hatten. Nun wirft mit der ehemaligen Bildungsministerin Jan O’Sullivan aus Limerick eine Dame ihren Hut in den Ring, indem sie gestern Nachmittag bei ihrem Lokalsender Limerick Live 95 ankündigte, übers Wochenende über eine Bewerbung nachzudenken. Sind bei dieser Konstellation überhaupt vier Kandidaten möglich? Im Prinzip schon, wenn nämlich ein Kandidat gleichzeitig einen anderen als sich selbst vorschlägt – z.B. als Gegenleistung dafür, dass im Gegenzug dieser einen selbst nominiert.
Siehe auch: 29.03.16, 30.03.16, 13.04.16, 18.04.16, 10.05.16, 11.05.16
Die Weltgesundheitsorganisation gibt die Namen der irischen Städte mit der höchsten Luftverschmutzung bekannt, wobei die von der WHO gesetzten Grenzwerte in Longfort, Bray, Galway und Dublin überschritten wurden. In Nordirland wurden sie in Derry und Belfast überschritten. Das heißt jedoch nicht, dass Irland im Vergleich besonders schlecht dasteht, denn weltweit wurden sie in 80 % aller untersuchten Städte nicht eingehalten.

Mittwoch 11. Mai 2016

Nach langem Schweigen erklärt der ehemalige Minister für öffentliche Ausgaben Brendan Howlin als Dritter seine grundsätzliche Bereitschaft, für den Vorsitz der Labour Party zu kandidieren. Nach den derzeitigen Regeln der Partei muss der Kandidat selbst Abgeordneter sein und von einem anderen Abgeordneten vorgeschlagen werden. Von denen gibt es insgesamt sieben im irischen Parlament. Anschließend wird der oder die Vorsitzende in einer Briefwahl von allen Parteimitgliedern gewählt. Dies kann mehrere Wochen in Anspruch nehmen kann.
Siehe auch: 29.03.16, 30.03.16, 13.04.16, 18.04.16, 10.05.16
Nachdem der in diesem Jahr 68 Jahre alt werdende Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams gestern andeutete, im Laufe dieser Legislaturperiode sein Amt an einen Nachfolger übergeben zu wollen, kommt einen Tag später der ‘Rücktritt vom angekündigten Rücktritt’. “Damit habe ich wohl einen weiteren Fehler gemacht”, witzelte er heute, “nein, ich will meine Partei auch in die nächste Wahl führen.” Wie sagte einst ein deutscher Bundeskanzler: “Was schert mich mein Geschwätz von gestern.”

Dienstag, 10. Mai 2016

Nicht unerwartet gibt die Vorsitzende der Labour Party Joan Burton auf einer Pressekonferenz ihren Rücktritt bekannt. Sie hatte das Amt erst im Juli 2014 als Nachfolger von Eamon Gilmore angetreten, der nach einem enttäuschenden Ergebnis für seine Partei bei den Kommunalwahlen zum Rücktritt gedrängt worden war. Weniger als zwei Jahre darauf ereilt sie nun das gleiche Schicksal, nachdem ihre Partei bei den Wahlen vom 26. Februar 30 ihrer 37 Sitzen im Parlament verloren hatte.
Siehe auch: 29.03.16, 30.03.16, 13.04.16, 18.04.16
Als Kandidaten um die Nachfolge haben ihr derzeitiger Stellvertreter Alan Kelly und der Corker Abgeordnete Sean Sherlock ihre Hüte in den Ring geworfen, doch viele in der Partei, darunter der früherer Vorsitzende Pat Rabbitte, drängen den ehemaligen Minister für öffentliche Ausgaben und Reform des öffentlichen Dienstes zur Kandidatur, der sich dazu noch nicht geäußert hat. Bei den irischen Buchmachern gilt derzeit Alan Kelly als Favorit.

Montag, 9. Mai 2016

Von Entschädigungen in dieser Höhe können deutsche Unfallopfer nur träumen. Mehr als drei Jahre nach dem Unfall, bei dem eine Frau in einem Laden der Supermarktkette Tesco auf zerquetschten Trauben ausgerutscht war und sich dauerhafte Rückenverletzungen zugezogen hatte, entschied in der vergangenen Woche der High Court in letzter Instanz auf eine Entschädigung von Seiten des Supermarktes in Höhe von € 1,43 Mio. Darin inbegriffen sind € 393.000 für die bisherigen und künftigen Einkommensverluste, € 270.00 für bisherige und künftige körperliche Beeinträchtigungen, € 239.846 für Hilfsmittel zur Bewältigung des Alltags und € 132.750 für angefallene Arztkosten.

Sonntag, 8. Mai 2016

Als Hauptverlierer der Kabinettsbildung vom Wochenende gilt der ehrgeizige bisherige Gesundheitsminister Leo Varadkar, der das weniger prestigeträchtige Sozialministerium übernimmt. Dabei sind die Medien sich nicht einig, ob der FG-Vorsitzende und Regierungschef Enda Kenny einem potentiellen Nachfolgekandidaten einen Dämpfer erteilen wollte oder dies auf Druck einzelner, die Regierung unterstützender parteiloser Abgeordneter geschah, die ihn als Gesundheitsminister ablehnten.
Den Kommentar, er sei bei der Kabinettsbildung ‘aufs Kreuz gelegt worden’, wies er gestern zurück. Er sei “überrascht und traurig”, das Gesundheitsministerium verlassen zu müssen, hörte man aus seinem Wahlkreis, doch sei es gar nicht so schlecht, nicht mehr im täglichen Kreuzfeuer um das Gesundheitswesen zu stehen.

Sonnabend, 7. Mai 2016

Zwei Tage nach der Parlamentswahl in Nordirland – wie in der Republik Irland wird hier nach dem PR (STV) Verfahren gewählt – liegt die Sitzverteilung in der Assembly vor:

Partei	Sitze 2016	Sitze 2011	Sitze 2007	Sitze 2003	Sitze 1998
DUP	38	38	36	30	21
SF	28	29	28	24	18
UUP	16	16	18	27	29
SDLP	12	14	16	18	21
Alliance Party	8	8	7	6	5
Andere	6	3	3	3	14

Von den letzten sechs Sitzen gingen jeweils 2 an die erstmals angetretene, linksgerichtete People before Profit Alliance sowie an die irischen Grünen, einer an die TUV und einer an einen parteilosen Kandidaten.

Nicht wirklich zufrieden wird man bei der Sinn Féin sein, wo man gehofft hatte zur DUP aufschließen zu können, doch eine deutliche größere Enttäuschung bei der SDLP vorherrschen, die als einst stärkste Partei des republikanisch-nationalen Lagers nach Jahren des Niedergangs mit ihrem neuen Vorsitzenden Colum Eastwood die Trendwende hatte einleiten wollen.

Freitag, 6. Mai 2016

Nachdem der FG-Vorsitzende und amtierende Regierungschef Enda Kenny am Vormittag noch einige parteilose Abgeordnete auf seine Seite ziehen konnte, wird er am Mittag vom Parlament mit 59 : 49 Stimmen als Taoiseach bestätigt. Die Abgeordneten der Fianna Fáil enthielten sich absprachegemäß, Sinn Féin und die der Labour Party (die am 10. März noch für ihn gestimmt hatten), votierten gegen ihn. Damit ist Enda Kenny der erste Vorsitzende der Fine Gael, der eine zweite Amtszeit als Regierungschef antritt.

Nach seiner Ernennung durch Staatspräsident Michael D. Higgins stellt Taoiseach Enda Kenny am Nachmittag sein neues Kabinett vor:

Name, Alter	Posten im Kabinett	Partei
Enda Kenny (65)	Taoiseach und Verteidigungsminister	Fine Gael, Parteivorsitzender
Frances Fitzgerald (65)	Tánaiste und Ministerin für Justiz und Gleichberechtigung	Fine Gael
Michael Noonan (72)	Finanzminister	Fine Gael
Richard Bruton (66)	Minister für Erziehung und Ausbildung	Fine Gael
Simon Coveney (43)	Minister für Wohnungsbau, Planung und Kommunalverwaltung	Fine Gael
Leo Varadkar (37)	Sozialminister	Fine Gael
Charlie Flanagan (59)	Außen- und Außenhandelsminister	Fine Gael
Paschal Donohoe (37)	Minister für öffentliche Ausgaben und Reform des öffentlichen Dienstes	Fine Gael
Heather Humphreys	Ministerin für Kunst, Kulturerbe und die Gaeltacht	Fine Gael
Simon Harris (29)	Gesundheitsminister	Fine Gael
Michael Creed (52)	Minister für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung	Fine Gael
Denis Naughten (42)	Minister für Kommunikation, Klimawandel und Rohstoffreserven	parteilos, 2011 aus der Fraktion der Fine Gael ausgeschlossen
Shane Ross (66)	Minister für Verkehr, Tourismus und Sport	parteilos
Mary Mitchell O‘Connor (57)	Wirtschafts- und Arbeitsministerin	Fine Gael
Katherine Zappone (62)	Ministerin für Kinderfragen	parteilos
Regina Doherty (45)	Chief Whip der Regierung*	Fine Gael

* Mit der Aufgabe, die Abgeordneten der Koalition auf Regierungskurs zu halten und für Ihre Anwesenheit und das ‘richtige’ Stimmverhalten zu sorgen.

Paul Kehoe wurde mit der Zuständigkeit für Verteidigung Staatsminister im Büro des Regierungschefs und der parteilose Abgeordnete Finian McGrath Staatsminister mit der Zuständigkeit für Behinderte im Gesundheitsministerium. Die Ernennung weiterer Staatsminsiter steht noch aus.

Donnerstag, 5. Mai 2016

Über die sich seit nunmehr zehn Wochen hinziehende Regierungsbildung in der Republik Irland ging ein wenig unter, dass heute in Nordirland ein neues Regionalparlament gewählt wird. Zum ersten Mal können jetzt Menschen wählen, die nach dem historischen Karfreitagsabkommen von 1998 geboren wurden. Es gilt als sicher, dass die DUP auf der Seite der Unionisten und die Sinn Féin auf Seite der Republikaner aus den Wahlen erneut als stärkste Parteien hervorgehen werden. Hier das Ergebnis der letzten Wahl.
Die Arbeitslosenquote in der Republik Irland ist im April auf 8,4 % gefallen und liegt damit um 1,3 Prozentpunkte niedriger als vor einem Jahr. In absoluten Zahlen ausgedrückt waren rund 26.000 Iren weniger arbeitslos als im April 2015. Geschlechterspezifisch waren bei den Männern 9,9 % und bei den Frauen 6,6 % ohne einen Job. Die Jugendarbeitslosigkeit sank in den letzten zwölf Monaten um drei Prozent.

Mittwoch, 4. Mai 2016

Der europäische Gerichtshof weist die Klage der Tabakindustrie gegen die neue Verpackungsverordnung für Zigaretten zurück. Sie schreibt eine einheitliche Gestaltung der Schachteln vor, die auf einfarbigem Grund neben einem abschreckenden Foto zu den gesundheitlichen Folgen des Rauchens nur noch den Namen der Marke in Einheitsschrift zeigen dürfen. Werbesprüche und Logos sind nicht erlaubt. Ebenso zurückgewiesen wird die Klage gegen das Verkaufsverbot für Menthol-Zigaretten ab dem Jahr 2020. Für die irische Krebsgesellschaft ist das Urteil ein wichtiger Schlag gegen die Tabakindustrie, die genau wisse, wie wirkungsvoll das Gesetz sein wird. (s.a. 04.03.15, 02.05.16)
Schon zum zehnten Mal in diesem Jahr streiken heute die Fahrer der Dubliner Straßenbahn Luas und 90.000 Berufspendler und andere Passagiere müssen zusehen, wie sie auf andere Weise ans Ziel kommen. Das Angebot einer Gehaltserhöhung von 13 % verteilt auf drei Jahre hatten die Fahrer abgelehnt.
Siehe a.: 11.02.16, 19.02.16, 27.02.16, 03.03.16, 16.03.16, 24.03.16, 02.04.16, 07.04.16, 12.04.16, 16.04.16, 20.04.16, 27.04.16

Dienstag, 3. Mai 2016

Die Parliamentary Parties von Fine Gael und Fianna Fáil stimmen dem ausgehandelten Abkommen über die Bildung einer von der Fine Gael geführten und Fianna Fáil tolerierten Minderheitsregierung ohne Gegenstimmen zu. Das Abkommen gilt für “mindestens drei Haushaltsjahre”, also zunächst bis Ende 2018. Die Gespräche seien konstruktiv gewesen, so der FF-Vorsitzende, und seine Partei habe eine Reihe ihrer Schlüsselpositionen in dem künftigen Regierungsprogramm durchsetzen können. So werden die Wassergebühren für mindestens neun Monaten ausgesetzt und eine Kommission eingerichtet, die ein neues Konzept für die Wasserversorgung erarbeiten soll. Laut weiteren Quellen sollen bereits gezahlte Gebühren erstattet werden.
Siehe a.: 04.03.16, 05.03.16, 07.03.16, 10.03.16, 11.03.16, 14.03.16, 18.03.16, 20.03.16, 22.03.16, 24.03.16, 28.03.16, 31.03.16, 01.04.16, 06.04.16, 07.04.16, 08.04.16, 11.04.16, 15.04.16, 18.04.16, 20.04.16, 26.04.16, 28.04.16, 01.05.16
Hundert Jahre nach der Exekutionen der ersten drei Anführer des Osteraufstandes im Dubliner Kilmainham Gefängnis beginnt heute eine Reihe von Gedächtnisveranstaltungen. Am 3. Mai 1916 waren dort Padraig Pearse, Thomas Clarke and Thomas MacDonagh nach einem kurzen Prozess vor einem britischen Militärgericht durch Erschießen hingerichtet worden, dreizehn weitere Teilnehmer an dem Aufstand erlitten in den folgenden neun Tagen das gleiche Schicksal. Die Erschießungen führten in der Bevölkerung, die zu Beginn nicht hinter der Erhebung gestanden hatte, zu einer nachträglichen Solidarisierung mit den nunmehr als Märtyrern angesehenen Anführern, die in einen Untergrundkampf und die irischen Unabhängigkeit führte.

Montag, 2. Mai 2016

Laut einer vom Gesundheitsministerium veröffentlichten Studie belastet das Rauchen den Gesundheitsetat mit einer halben Milliarde Euro pro Jahr, wozu sich eine weitere Milliarde Euro an Produktivitätsverlust addiert. 6.350 Patienten mit einer durchs Rauchen verursachten Krebserkrankung belegten im vergangenen Jahr in der Summe an 81.430 Tagen ein Krankenhausbett. 5.870 Raucherpatienten starben an ihrer Krankheit.

Sonntag, 1. Mai 2016

Ein Sprecher der Sinn Féin erklärt, kein Vertrauen in die von der Fine Gael geführte und von der Fianna Fáil tolerierte Minderheitsregierung zu haben, auf die sich die beiden Parteien nach beidseitigen Verlautbarungen geeinigt haben. “Wir trauen es weder der Fianna Fáil noch der Fine Gael zu”, so ihr Abgeordneter David Culliane, “die großen Probleme, denen sich die Menschen hier in der Wohnungspolitik, der Gesundheitsfürsorge oder bei den Wassergebühren gegenübergestellt sehen, erfolgreich anzugehen.”
In den nächsten zwei Tagen wollen die Parteivorsitzenden Enda Kenny und Micheál Martin ihre Parliamentary Parties über die Details und vertraulichen Einzelheiten der Übereinkunft informieren und dieses von ihnen absegnen lassen. Noch offen ist, in welchem Umfang unabhängige Abgeordnete in die Regierung eingebunden werden.

Siehe a.: 04.03.16, 05.03.16, 07.03.16, 10.03.16, 11.03.16, 14.03.16, 18.03.16, 20.03.16, 22.03.16, 24.03.16, 28.03.16, 31.03.16, 01.04.16, 06.04.16, 07.04.16, 08.04.16, 11.04.16, 15.04.16, 18.04.16, 20.04.16, 26.04.16, 28.04.16
Der irische Bauernverband setzt eine Belohnung in Höhe von € 10.000 für signifikante Informationen aus, die zum Ergreifen von Schafsdieben führen. Der Diebstahl von Schafen wurde in den letzten Jahren zu einem lukrativen Geschäft für die Diebe und zunehmenden Problem für die Schaffarmer. So verschwanden in der vergangenen Woche aus einer Herde von 275 Schafen in den Comeragh Mountains westlich von Waterford zwanzig trächtige Mutterschafe, nachdem der gleichen Familie in den Jahren davor einmal 50 und einmal 110 Schafe abhanden gekommen waren.

Nachrichten aus Irland – Mai 2016