Nachrichten aus Irland

März 2018

Zusammengefasst nach Berichten irischer Medien

Aktueller Monat & Archiv

Sonnabend, 31. März 2018

In Erinnerung an den 20. Jahrestag des Karfreitagsabkommen gedachte man gestern in Dublin der mehr als 3.600 Menschen, die während des dreißigjährigen Nordirlandkonflikts ihr Leben verloren hatten. Zu denen, die auf der Veranstaltung sprachen, gehörte der ehemalige stellvertretende nordirische Regierungschef Seamus Mallon, der sich als einer der Architekten des Friedensprozesses besorgt über die Unfähigkeit der derzeit dominierenden Parteien äußerte, eine gemeinsame Regierung zu bilden.
“Tatsache ist”, so der damalige stellv. SDLP-Vorsitzende, “dass DUP und Sinn Féin, die nun die nun in der Verantwortung für die Verwirklichung des Karfreitagsabkommen stehen, sich dazu entschlossen haben den politischen Prozess einzustellen. Doch sein Kernpunkt bleibt bestehen, und dieser Kernpunkt heißt Frieden, und das ist ein Schatz, der auf dieser Insel nicht in Vergessenheit geraten sollte.”
Laut einer Studie des ESRI ist die Einstellung der Iren gegenüber Zuwanderern eine der abweisendsten in Europa. So äußersten sich zwar 58 % positiv bezüglich weißer Einwanderer, doch schon, wenn es sich bei ihnen um Moslems handelt, sinkt das Wohlwollen auf 41 %, und Angehörige der Roma wollen nur 25 % willkommen heißen.

Karfreitag, 30. März 2018

Der Karfreitag, an dem in diesem Jahr zum ersten Mal seit 91 Jahren in den Pubs Alkohol ausgeschenkt werden darf, gehört in Zusammenhang mit Ostern zu den höchsten katholischen Feiertagen. Doch wie sieht es mit der Religiosität der Jungen im Land aus? Auch wenn der Einfluss der Kirche und die Bedeutung der Religion für die Menschen im einst erzkatholischen Irland in den vergangnen Jahrzehnten drastisch gesunken ist, gehören die jungen Iren nach einer in dieser Woche veröffentlichten Studie zusammen mit den Polen und den Litauern immer noch zu den am meisten religiösen in Europa.
54 % der Befragten in der Altersgruppe von 16 bis 29 Jahren bezeichneten sich als Katholiken, 5 % als Angehörige einer anderen christlichen Religion, 2 % als einer nicht christlichen Religion zugehörig und 39 % als religionslos. 15 % gehen nach eigenen Angaben einmal pro Woche in einen Gottesdienst, 26 % nie und der Rest nur zu besonderen Feiertagen oder Gelegenheiten wie Hochzeiten und Beerdigungen. Von denen, die sich Katholiken nannten, gaben 24 % an, einmal pro Woche in die Kirche zu gehen und 43 % sagten, sie würden mindestens einmal wöchentlich beten. 16 % der jungen Katholiken beten laut eigenen Angaben nie.

Donnerstag, 29. März 2018

Seit dem Jahr 1711 werden in Irland die Niederschlagsmengen erfasst. Die Grüne Insel galt schon immer als ‘feuchtes Land’, doch hat es in diesen mehr als dreihundert Jahren nie so viel geregnet wie in der letzten Dekade. Derweil die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge zwischen 1711 und 2016 bei 1.080 mm im Jahr lag, fiel von Januar 2006 bis Dezember 2015 mit durchschnittlich 1.990 mm pro Jahr fast doppelt so viel Regen. Als Leiter der gestern von der Universität Maynooth veröffentlichten Studie führt Dr. Conor Murphy die Zunahme der jährlichen Niederschlagsmengen in erster Linie auf “von Menschen verursachte Klimaveränderungen” zurück und prophezeit für die Zukunft eine weitere Zunahme der Überflutungen und Winterstürme.
Und wie sieht es mit der ‘guten irischen Luft’ aus. Bedenklich, meint die Umweltagentur EPA. Nach ihren heute veröffentlichten Zahlen für 2016 ist die Belastung der Luft bei dreien der fünf Hauptschadstoffe gestiegen und lag bei Ammoniak erstmals über dem von der Europäischen Union festgelegten Grenzwert. Gestiegen ist auch die Belastung der Luft mit Stickoxiden und nicht aus Methan bestehenden flüchtigen organischen Substanzen, auch wenn die Grenzwerte hier noch eingehalten wurden. Gesunken ist mit dem Rückgang der Kohleverfeuerung die Menge an Schwefeldioxid in der Luft und die Feinstaubbelastung.

Mittwoch, 28. März 2018

Zu den Streitpunkten zwischen DUP und Sinn Féin im nordirischen Parlament und in der Folge bei den sich seit mehr als einem Jahr in der Sackgasse befindlichen Verhandlung zur Bildung einer neuen Regierung gehörte die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Nordirland. Im November 2015 hatte das nordirische Parlament im vierten Anlauf mit einer hauchdünnen Mehrheit dafür gestimmt, doch hatte die DUP den Beschluss durch eine Petition of Concern blockiert.
Nun könnte gerade die Fehlen einer nordirischen Exekutive dazu führen, dass sie in Nordirland wie schon zuvor in der Republik Irland und den übrigen Teilen des Vereinigten Königreichs eingeführt wird, denn gestern machte das britische Oberhaus den Weg dafür frei, dass in Abwesenheit eines funktionsfähigen nordirischen Parlaments im britischen Unterhaus über sie diskutiert und abgestimmt wird. (s.a. 23.02.18)
Auch wenn Taoiseach Leo Varadkar den Beschluss des Parlaments zur Auflösung der von der Opposition als Propagandainstrument des Regierungschefs empfundenen Strategic Communication Unit als nicht bindend sieht, kündigt die Regierung heute ihre Abwicklung an, wobei ihre Aufgaben jedoch auf andere Abteilungen übertragen werden sollen.
Siehe auch: 16.10.17, 19.10.17, 05.03.18, 23.03.18

Dienstag, 27. März 2018

Auf ihrer Jahrestagung fordert die Vorsitzende des Verbands der Polizisten des mittleren und gehobenen Dienstes die Anerkennung als Gewerkschaft mit Streikrecht. Sollte es diesbezüglich in den Gesprächen mit dem Justizminister keine Fortschritte geben, werde man Arbeitskampfmaßnahmen in Erwägung ziehen.
In seiner Antwort redet Justizminister Charlie Flanagan drum herum. Statt auf einen Gewerkschaftsstatus zu drängen, so der Minister, sollte die AGSI die bisherigen Vereinbarungen akzeptieren und mit der Regierung daran arbeiten, sie weiterzuentwickeln. Die Regierung stehe zu ihrem Versprechen, dem Verband in Streitfällen den Zugang zur Labour Relations Commission und den Labour Court zu erleichtern, und bereite eine diesbezügliche Gesetzesinitiative vor. AGSI-Präsidentin Antoinette Cunningham reicht das nicht aus. Sie verlangt für ihren Verband die volle Anerkennung als Gewerkschaft mit den gleichen Rechten für ihre Mitglieder, die auch denen anderer Gewerkschaften zustehen.
Im April erhält Irland am Hawk Cliff bei Dalkey im County Dublin seinen ersten offiziell anerkannten FKK-Badestrand, was in der Nachbarschaft nicht nur auf Zustimmung stößt. Von Anwohnern geäußerte Bedenken, damit werde das Umfeld “ungeeignet für Kinder” und der Strand könne “antisoziales Verhalten fördern”, weist der Vorsitzende der Irish Naturist Society zurück. An dem Strand, so Pat Gallagher, hätten schon bislang Menschen sowohl in Badebekleidung als auch ohne gebadet. Man wolle keine Ausgrenzung und so solle es auch bleiben, doch die Anerkennung als offizieller Nudistenstrand mache es nun möglich entsprechende Hinweisschilder aufzustellen, so dass ihm Menschen, die ein Problem damit haben, fernbleiben können.

Montag, 26. März 2018

Papst Franziskus nimmt das Rücktrittsgesuch des Bischofs von Dromore John McAreavey, das dieser am 1. März durch seine Anwälte eingereicht hatte, mit sofortiger Wirkung an und ernennt den sich im Ruhestand befindlichen ehemaligen Bischof von Raphoe Philip Boyce zum vorläufigen Verwalter der Diözese. Der Rücktritt ist Folge einer Fernsehdokumentation der BBC über den Kindesmissbruch durch den mittlerweile verstorbenen Fr. Malachy Finnegan als Gemeindepriester und Prinzipal der St. Colamn’s Secondary School in Newry. Laut dem Bericht war der Kindesmissbrauch der Diözese seit 1994 bekannt und wurde von Bischof McAreavey, der sie 2001 übernommen hatte, erst 2006 der Polizei gemeldet.
Bei 6,5 Mio. Einwohnern hat die Insel Irland 26 Diözesen, d.h. im Mittel gibt es für jeweils 250.000 Einwohner einen Bischof. Deutschland hingegen hat bei 82 Mio. Einwohnern 27 Diözesen, womit auf etwas mehr als 3 Millionen Einwohner ein Bischof kommt.
Auf einer Konferenz der Association of Garda Sergeants and Inspectors (Gewerkschaft der Beamten des mittleren und gehobenen Dienstes der irischen Polizei) zeigt man sich besorgt über eine Zunahme der Suiziden unter den Beamten. So hatte sich vor wenigen Wochen ein Polizist des gehobenen Dienstes an seinem Arbeitsplatz das Leben genommen. Zahlen wurden nicht genannt, doch laut ‘gut unterrichteten Quellen’ gab es in den letzten Jahren mindestens sieben weitere Fälle, bei denen beruflicher Druck als einer der Faktoren für den Selbstmord angenommen wurde.

Sonntag, 25. März 2018

Auf einem regionalen Parteitag in Mayo zur Auswahl der Kandidaten für die nächste Parlamentswahl kündigt der im vergangenen Jahr zurückgetretene langjährige Parteivorsitzende und Regierungschef Enda Kenny seinen Verzicht auf die erneute Kandidatur in seinem Wahlkreis und damit seinen Rückzug aus der Politik an.
Erstmals 1975 bei einer Nachwahl in den Dáil gewählt, ist der heute 66-Jährige der am längsten im Parlament sitzende Abgeordnete. 2002 wurde er Vorsitzender der Fine Gael und nach der Wahl von 2011, aus der seine Partei erstmals in ihrer Geschichte als stärkste Partei des Landes hervorging, Regierungschef. Nachdem die Fine Gael unter seiner Führung (wenngleich mit spürbaren Verlusten) auch 2016 stärkste Partei und er selbst erneut Regierungschef geworden war, trat er im Juni 2017 von beiden Ämtern zurück. Neuer Partei und Regierungschef wurde der erst 38-jährigen Leo Varadkar, unter dessen Führung die Umfragewerte für die Fine Gael wieder deutlich anstiegen.
Nachdem lange darüber spekuliert worden war, kündigte der Vatikan in der vergangenen Woche für den 25. und 26. August den Besuch von Papst Franziskus in Irland an, wo er an den Abschlussveranstaltungen des vom 21. bis 26. August in Dublin stattfindenden Katholischen Welttreffen der Familien teilnehmen will. Es handelt sich um den ersten Besuch eines Papstes in Irland seit fast vierzig Jahren. Aufgrund der Kürze des Besuchs dürfte es jedoch kaum, wie im vergangenen Jahr gemutmaßt, zu einem Treffen in Nordirland mit der noch zehn Jahre älteren Königin Elizabeth II als Oberhaupt der Anglikanischen Kirche kommen. (s.a. 20.12.17).

Sonnabend, 24. März 2018

Vor dem Finanzausschuss des irischen Parlament kritisiert der Labour-Abgeordnete Alan Kelly den Vertrag mit den privaten Betreibern des Autobahntunnels unter dem Shannon bei Limerick, der den Steuerzahlern nach bisherigen Schätzungen bis zum Ende seiner Laufzeit 200 Millionen Euro kosten wird. Bei dem in einer Public Private Partnership (PPP) gebauten Tunnel wurde ihnen ein Mindestverkehrsaufkommen garantiert, das in der Folge deutlich unterschritten wurde, so dass der Staat zu Ausgleichszahlen verpflichtet ist, für die bislang € 34 Mio. aufgewendet wurden.
Vertreter des Verkehrsministerium nennen die Zahlungen zwar ‘beträchtlich’, verteidigen sie jedoch damit, dass man den Betreibern nicht das volle Risiko für die Rentabilität ihrer Aufwendungen aufbürden konnte. Davon abgesehen würde der Shannontunnel den Durchgangsverkehr durch Limerick um täglich 24.500 Autos senken, was den Bewohnern der Stadt zugutekomme.

In früheren PPP-Autobahnprojekten, bei denen die privaten Investoren das Risiko im vollen Umfang selbst getragen hatten, lag das Verkehrsaufkommen nach dem Bau im Schnitt nur bei 70 % von dem, was die Verkehrsplaner prognostiziert hatten.
Die britische Nordirlandministerin Karen Bradley weist die Sorge der Angestellten des nordirischen Parlaments zurück, dass auch ihre Gehälter gekürzt werden könnten. Da das Parlament aufgrund des Unvermögens von DUP und Sinn Féin, sich auf eine gemeinsame Regierung zu einigen, seit vierzehn Monaten nicht mehr arbeitet, hatte sie angekündigt im britischen Unterhaus ein Gesetz einzubringen, das sie ermächtigt, die Bezüge der Abgeordneten zu senken. Die von ihr geplante Kürzung um 27,5 % werde sich nicht auf die angestellten Mitarbeiter der Abgeordneten auswirken, versprach sie jetzt.

Freitag, 23. März 2018

Das irische Parlament votierte gestern Abend mit 85 zu 49 Stimmen für einen Antrag der Sinn Féin, die von der Opposition als Werbeabteilung des Regierungschefs angesehene und die Steuerzahler etwa fünf Millionen Euro kostende Strategic Communication Unit aufzulösen. Für den Antrag stimmte auch die die Regierung duldende Fianna Fáil, dagegen votierten nur die TDs der Fine Gael. Nach der Abstimmung kündigte Taoiseach Leo Varadkar an, sich nicht an das Votum halten zu wollen, da es nicht Sache des Parlaments sei, über Organisationsstrukturen innerhalb der Regierung zu entscheiden.
Siehe auch: 16.10.17, 19.10.17, 05.03.18
Eine Handvoll Abgeordnete stellt sich gegen eine von Verkehrsminister Shane Ross vorgesehene Gesetzesnovelle, nach der die Überschreitung des im Straßenverkehr maximal zulässigen Blutalkoholgehalts ohne Berücksichtigung weiterer Umstände automatisch den Entzug des Führerscheins zu Folge haben soll. Die geplante Änderung sei ein Frontalangriff auf das ländliche Irland und ortsansässige Unternehmen, heißt es, insbesondere auf Pubs und Läden, für die der Verkauf alkoholhaltiger Getränke existenziell sei.
Davon abgesehen, ergänzt der Abgeordnete O’Keeffe von der die Regierung tolerierenden Fianna Fáil, “trinkt man, wenn man in einen Pub geht, in einem kontrollierten Umfeld. So macht es manch einer. Wenn sie jedoch stattdessen zu Hause sind und keiner einen Blick auf die Zahl ihrer Bierdosen wirft, trinken sie über ihrem Limit. Auch haben sie ohne Führerschein keine Chance, Nachbarn oder wen auch sonst zu treffen und vereinsamen total.”

Verkehrsminister Shane Ross schließt nicht aus, dass auf dem Lande der eine oder andere durch die Neuregelung seinen Lebensunterhalt verlieren könnte, doch dürfe es keine Sonderregelung für das ländliche Irland geben. “Mag sein, dass einigen dies teuer zu stehen kommt und es sie um ihren bisherigen Lebensunterhalt bringt”, so der Minister. “Natürlich will ich das nicht, doch manchmal muss man einen Preis dafür zahlen um Leben zu retten, und Leben ist ein höherer Wert.”

Donnerstag, 22. März 2018

Mit 110 zu 32 Stimmen passierte gestern Abend die Gesetzesvorlage zur Abhaltung eines Referendums zur Streichung des absoluten Verbotes von Schwangerschaftsabbrüchen aus der Verfassung das irische Parlament. Wenn der Senat, wovon auszugehen ist, nun auch noch zustimmt, könnte die Volksabstimmung wie von Gesundheitsminister Simon Harris geplant Ende Mai durchgeführt werden.
Gegen die Vorlage stimmten zwei Abgeordnete der regierenden Fine Gael, sieben parteilose Abgeordnete, eine Abgeordnete der Sinn Féin sowie 21 der 41 anwesenden Abgeordneten der Fianna Fáil, deren Vorsitzender Micheál Martin die Annahme propagiert hatte – eine “breit angelegten Revolte der Hinterbänkler” der Fianna Fáil gegen die Parteiführung, meint heute der Irish Examiner.

In der Sinn Féin, die die Vorlage gleichfalls unterstützt hatte, folgte die Reaktion auf das abweichende Abstimmverhalten ihrer Abgeordneten Carol Nolan auf den Fuß, indem diese für drei Monate aus der Fraktion ausgeschlossen wurde. Private, von der offiziellen Linie abweichende Meinungen seien zwar zu akzeptieren, erklärte Sinn-Féin-Präsidentin Mary Lou McDonald, doch müsse man von gewählten Abgeordneten der Partei erwarten, dass sie bei Abstimmungen den Beschlüssen des Parteitages folgen.

Siehe a.: 09.07.16, 24.09.16, 08.10.16, 25.12.16, 23.04.17, 25.04.17, 06.05.17, 20.08.17, 03.09.17, 09.11.17, 06.01.18, 30.01.18, 07.03.18, 13.03.18

Mittwoch, 21. März 2018

Feantsa, ein Dachverband von Gruppen, die sich in Europa um Wohnungs- und Obdachlose kümmern, zeigt sich verärgert über die Bemerkungen von Taoiseach Leo Varadkar zur Obdach- und Wohnungslosigkeit in Irland, der sich im November dahingehend geäußert hatte, dass sie im internationalen Vergleich nicht sonderlich hoch sei. Später hatte sein Staatsminister für Wohnungsbau darüber geklagt, dass das “negative Gerede” in den Medien über die Wohnungslosigkeit der Reputation des Landes schade.
Im Vorfeld der Veröffentlichung des neuen Jahresberichts zur Wohnungslosigkeit nennt der Direktor des Dachverbands diese Einschätzung “wenig hilfreich” und die Arbeit der Einrichtungen untergrabend, die sich um Wohnungslose kümmern. Die Obdachlosigkeit innerhalb Europas zu vergleichen sei aufgrund der unterschiedlichen Art der Erhebung der Daten extrem schwierig, doch könne niemand in Abrede stellen, dass die Zahl der in Irland wohnungslosen Menschen zwischen November 2014 und November 2017 um 145 % gestiegen ist, die Zahl der Familien ohne Wohnung gar um 286 % und die Zahl der Kinder, die mit ihnen in Notunterkünften leben, um 276 %. In Zahlen ausgedrückt lebten im vergangenen November 8.857 Menschen in vom Staat unterhaltenen Notunterkünften, darunter 1.530 Familien mit 3.333 Kindern.

“Die Steigerungsrate bei der Wohnungslosigkeit in Irland ist insbesondere bei den Familien extrem besorgniserregend”, fuhr er fort, “desgleichen das Fehlen von Lösungen, um das Problem auf Dauer in den Griff zu bekommen, und das Fehlen von Strategien, wie man Familien aus der Langzeit-Wohnungslosigkeit herausbekommen kann. Ohne solche erhöhen alle Akutmaßnahmen das Risiko, dass eine hohe Zahl wohnungsloser Familien zum Normalfall wird.”

Siehe auch: 08.09.17, 01.10.17, 09.11.17, 12.11.17, 16.11.17, 09.12.17, 16.12.17, 18.12.17, 31.12.17, 28.02.18
Passend dazu veröffentlicht das Residential Tenancies Board aktuelle Zahlen zu den Mieten in der Republik Irland, die im letzten Quartal des vergangenen Jahres landesweit um 6,4 % gestiegen sind und bei € 1.054 liegen. Regional gibt es große Unterschiede, und so ist für eine Wohnung in Dublin im Durchschnitt etwas mehr als 1.500 Euro im Monat zu zahlen.

Dienstag, 20. März 2018

In seinem Armutsreport 2018 kritisiert Social Justice Ireland (SJI), dass ein Arbeitsplatz nicht vor Armut schützt. Laut dem Bericht leben in Irland mehr als 100.000 arbeitende Menschen in Armut, eine Zahl, die seit 2009 trotz der wirtschaftlichen Erholung gestiegen ist. Als von Armut bedroht gilt jeder, der weniger als € 13.022 im Jahr bzw. € 249,55 pro Woche verdient, worunter jeder sechste Ire fällt.
Das Archiv des Irish Film Institute (IFI), das zur Sicherung des Bestands in klimatisierte Räume mit kontrollierter Luftfeuchtigkeit an der Universität Maynooth überführt wurde, ist wieder zugänglich. Auf zirka 120 Quadratmetern, etwa dreimal soviel bis bisher, sind rund 30.000 seit 1897 entstandene Filme archiviert, darunter Werke bekannter Regisseure aber auch eine große Anzahl historischer Amateuraufnahmen.

Montag, 19. März 2018

Die Opposition im irischen Parlament schießt sich auf den parteilosen Minister für Verkehr, Sport und Tourismus Shane Ross ein. Wie bekannt wurde, hatte dieser einer mit einem Hockeyverein verbundenen Privatschule seines Wahlkreises einen Zuschuss in Höhe von € 150.000 für den Ausbau einen Hockey-Platzes gewährt, nachdem zuvor die Anträge von 30 öffentlichen Schulen auf Zuschüsse für Sportanlagen abgelehnt worden waren.
Aus der ‘Verschenkkiste’ gibt es heute einen Roman von Glenn Patterson, Die blaue Bar, der 1999 unter dem Titel The International in London erschien.
Zum Inhalt hier ein paar Auszüge aus dem Klappentext: “Das International ist Belfasts berühmtestes Hotel, und seine ‘Blue Bar’ gilt als Treffpunkt von Bohemiens, Flaneuren, Trinkern und Touristen. Unter den wachsamen Augen des jungen Barkeepers Danny treffen hier die unterschiedlichsten Schicksale aufeinander: Stanley, der einsame Puppenspieler, hofft auf den künstlerischen Durchbruch, Clive geht seinen kleinen Gaunereien nach und Danny begegnet einer jungen Frau, die ein seltsames Geheimnis zu hüten scheint. Doch während das Leben in der Bar die Schicksalsfäden verknüpft, machen sich in der Lobby ein paar diskret gekleidete Herren daran, in die Geschicke Irlands einzugreifen. Bald schon wird das Land von Unruhen und Gewalt erschüttert werden, und auch die Tage des International, in dem für einen Tag im Winter ein letztes Mal der Mittelpunkt der Welt liegt, sind gezählt.”

Die hier vorliegende Übersetzung von Katrin Razum und Claus Varrelmann erschien 2000 im Goldmann Verlag und geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an einen Leser aus 49356 Diepholz, der sich heute am frühen Abend als Erster gemeldet hatte.

Sonntag, 18. März 2018

Zum zweiten Mal in diesem Monat wird in den frühen Morgenstunden in Cork City ein vermutlich obdachloser Mann tot in einem Hauseingang gefunden. Bei dem Toten vom 4. März war man von der Überdosis einer Droge ausgegangen, doch schließt man dieses Mal nicht aus, dass der aufgefundene Mann bei Nachttemperaturen von unter 0 °C erfroren ist. Zur Klärung der Todesursache wurde sein Körper in die Universitätsklinik gebracht.

Freitag, 17. März 2018

Nicht nur Taoiseach Leo Varadkar, sondern auch Sinn-Féin-Präsidentin Mary Lou McDonald zogen in dieser Woche in den USA von einem St. Patricks-Event zum anderen und äußerten sich dabei auch über die festgefahrenen Verhandlungen zur Neubildung einer nordirischen Regierung. Die Überlegungen des irischen Regierungschefs, wie man die Gespräche aus der Sackgasse herausbekommen könnte, stießen bei der britischen Premierministerin Theresa May in London auf wenig Gegenliebe. Seine Idee, die britische und irische Regierung sollten sich zusammensetzen und gemeinsame Vorschläge und einen Fahrplan für die Lösung der Krise auf den Tisch legen, weist sie energisch zurück, denn dies sei einzig und allein Sache des Vereinigten Königreiches.
Derweil bringt die Sinn-Féin-Präsidentin, wo sie schon einmal in den USA ist, einen amerikanischen Sondergesandten als neutralen Vermittler ins Gespräch. “Ich denke, die Geschichte hat gezeigt, dass die Vereinigten Staaten dazu in der Lage waren, die Prozesse in Nordirland positiv zu beeinflussen, und ich glaube, das ist immer noch der Fall”, so Mary Lou McDonald.

Siehe a.: 04.03.17, 06.03.17, 07.03.17, 10.03.17, 18.03.17, 26.03.17, 28.03.17, 29.03.17, 04.04.17, 11.04.17, 13.04.17, 18.04.17, 21.04.17, 28.04.17, 17.06.17, 18.06.17, 19.06.17, 26.06.17, 29.06.17, 02.07.17, 03.07.17, 04.07.17, 05.07.17, 21.08.17, 28.08.17, 31.08.17, 02.09.17, 06.09.17, 11.09.17, 26.09.17, 29.09.17, 15.10.17, 18.10.17, 30.10.17, 02.11.17, 14.11.17, 21.12.17, 01.01.18, 10.01.18, 19.01.18, 25.01.18, 06.02.18, 09.02.18, 11.02.18, 14.02.18, 15.02.18, 18.02.18, 21.02.18, 14.03.18
Auch der langjährige Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams, der dieses Amt im Februar nach 34 Jahren an Mary Lou McDonald übergeben hatte, feiert St. Patrick jenseits des großen Teiches. Als Ehrengast vom New Yorker Bürgermeister zum St. Patrick’s-Frühstück eingeladen, überreichte dieser ihm zur Begrüßung eine Urkunde mit folgendem Inhalt: “Ich, Bill de Blasio, Bürgermeister der Stadt New York, erkläre hiermit den 17. März 2018 in der Stadt New York zum Gerry Adams Day.”

Freitag, 16. März 2018

Anlässlich der vor einem Jahr erfolgten Anerkennung der irischen Traveller als ethnische Minderheit luden Staatspräsident Michael D. Higgins und seine Frau Sabina gestern ins Royal Hospital Kilmainham zu einer eintägigen Feier ein, und mehrere hundert Traveller und Sesshafte folgten ihr. Ein Auszug aus einem Gespräch mit Pressevertretern, in dem er der gegenwärtigen Regierung ein wenig die Leviten liest:
“Wenn man sich die jungen Leute hier anschaut, ist es beeindruckend, wie die ethnische Anerkennung das Vertrauen darin gestärkt hat, dass es wirklich nichts gibt, was Traveller nicht können, wenn nur die Hemmnisse beseitigt werden. Als Staatspräsident Irlands muss ich auch sagen, dass mir eine Sache immer wieder durch den Kopf geht, dass es nämlich all die Missverständnisse und das Versagen darin, den Travellern angemessene Einrichtungen bereitzustellen, nicht geben würde, wenn der Staat die erforderlichen Mittel zu Verfügung stellen würde. Jetzt, wo wir die ethnische Anerkennung haben, sollten wir noch einmal von vorne anfangen. […] Wir sollten ein neues Blatt aufschlagen und feststellen, dass man keine Raumfahrttechnologie braucht, um all die Rastplätze der Traveller in gutem Zustand zu halten, mit fließend Wasser und Elektrizität zu versorgen und für sonstige Grundbedürfnisse auszustatten.

Auf jeden Fall ist es an der Zeit, den Beratungsdienst für Familien wieder aufzunehmen, um junge Traveller zu motivieren, nach dem Junior Cert weiterzumachen, und desgleichen den in der Wirtschaftskrise eingestellten häuslichen Schul-Beratungsdienst, der den Traveller-Kindern die Teilnahme am Schulunterricht erleichtert. Das sind alles Dinge, die man über Nacht auf einem Schlag erledigen könnte.” (s.a: 25.11.16, 03.03.17)

Donnerstag, 15. März 2018

Im Alter von 72 Jahren starb gestern nach langer Krankheit Irlands wohl bekanntester Uilleann Piper (irischer, mit dem Ellenbogen betätigter Dudelsack) Liam O’Flynn. Geboren in der Grafschaft Kildare, war er 1972 Mitbegründer der legendären Gruppe Planxty und spielte nach deren Auflösung unter anderem mit Christy Moore, Dónal Lunny, Andy Irvine, Kate Bush, Mark Knopfler, den Everly Brothers, Emmylou Harris, Mike Oldfield, Mary Black, Enya und Sinéad O’Connor. Mit dem Komponisten Shaun Davey arbeitete er an der Orchestersuite The Brendan Voyage und wirkte bei Soundtracks für Filme sowie Auftritten des Dichters und Nobelpreisträgers Seamus Heaney mit.
2007 erhielt er als Musician of the Year vom gälischen Fernsehsender TG4 den Gradam Ceoil Award für seinen herausragenden Beitrag für die traditionelle irische Musik. “Mit seinen Aufnahmen, seinem Einsatz für andere Musiker und Künstler sowie seinem Engagement bei der Weitergabe des großen Erbes irischer Musik an künftige Generationen hat uns Liam O’Flynn ein unglaubliches Vermächtnis hinterlassen”, erklärte gestern die Vorsitzende des Arts Council Sheila Pratschke tief betroffen von seinem Tod.

Mittwoch, 14. März 2018

Die britische Nordirlandministerin Karen Bradley ist nach eigenen Angaben “gesonnen”, die Gehälter der Abgeordneten im nordirischen Parlament, die aufgrund der Regierungskrise seit der Wahl von vor einem Jahr ihre Arbeit noch nicht aufgenommen haben, um 27,5 % kürzen zu lassen. Der Vorschlag dazu kommt von einem von ihrem Vorgänger eingesetzten Gutachter, der dies vor Weihnachten empfohlen hatte. Damit würden die Grundeinkommen der Abgeordneten von umgerechnet € 55.780 auf € 40.440 im Jahr sinken. Da das bislang nicht in ihrer Macht stehe, werde sie im britischen Unterhaus eine Gesetz einbringen, das dem Nordirlandminister das Recht gibt, in Abwesenheit einer nordirischen Regierung über die Gehälter der Abgeordneten zu entscheiden.
Siehe a.: 04.03.17, 06.03.17, 07.03.17, 10.03.17, 18.03.17, 26.03.17, 28.03.17, 29.03.17, 04.04.17, 11.04.17, 13.04.17, 18.04.17, 21.04.17, 28.04.17, 17.06.17, 18.06.17, 19.06.17, 26.06.17, 29.06.17, 02.07.17, 03.07.17, 04.07.17, 05.07.17, 21.08.17, 28.08.17, 31.08.17, 02.09.17, 06.09.17, 11.09.17, 26.09.17, 29.09.17, 15.10.17, 18.10.17, 30.10.17, 02.11.17, 14.11.17, 21.12.17, 01.01.18, 10.01.18, 19.01.18, 25.01.18, 06.02.18, 09.02.18, 11.02.18, 14.02.18, 15.02.18, 18.02.18, 21.02.18
Nachdem am vergangenen Montag die Zahl der Patienten, die auf Grund des Bettenmangels auf Krankentransportwagen in den Korridoren der Hospitäler liegen, mit 714 einen neuen Höchststand erreicht hat, kommt Gesundheitsminister Simon Harris der Forderung des parteilosen Abgeordneten Mattie McGrath nach und sagt seine St.-Patricks-Reise in die Niederlande und nach Belgien ab. Ob sich dadurch für die betroffenen Patienten etwas ändern wird, ist allerdings anzuzweifeln. Darüber hinaus wurde heute bekannt, dass das Dubliner New St. James Hospital Patienten, die auf solchen Transportwagen in den Fluren liegen, “aus Gesundheits- und Sicherheitsgründen” keine warmen Mahlzeiten serviert.

Dienstag, 13. März 2018

Der ehemalige Fine-Gael-Vorsitzende und Regierungschef John Bruton spricht sich gegen die Streichung des Verbots von Schwangerschaftsabbrüchen aus der Verfassung aus. Irland sollte vielmehr stolz auf den Schutz ungeborenen Lebens in seiner Verfassung sein, so der frühere Taoiseach in einem Interview am vergangenen Sonntag in Kilkenny City bei der Einführung des neuen Bischofs von Ossory Dermot Farell, der einst Gemeindepfarrer in seiner Geburtsstadt Dumboyne in der Grafschaft Meath war. Zu einer Vorhersage, wie die Volksabstimmung ausgehen wird, sehe er sich nicht in der Lage, doch er persönlich werde mit Nein stimmen.
Siehe auch: 09.07.16, 24.09.16, 08.10.16, 25.12.16, 23.04.17, 25.04.17, 06.05.17, 20.08.17, 03.09.17, 09.11.17, 06.01.18, 30.01.18, 07.03.18
Nachdem bekannt wurde, dass die staatlichen Krankenhäuser Irlands im vergangenen Jahr rund 13 Mio. Euro Parkgebühren eingenommen haben, fordert der parteilose Abgeordnete und Arzt Michael Harty eine Obergrenze. Derzeit koste das Parken auf dem Gelände der Hospitäler bis zu 40 Euro am Tag, was nichts anderes als eine “Steuer auf kranke Menschen und ihre Angehörigen” sei, erklärte der Abgeordnete und fuhr fort: “Wenn man zum Beispiel zehn Euro am Tag zahlt, was auf dem ersten Blick nicht sonderlich viel zu sein scheint, und besucht täglich einen [schwerkranken] Angehörigen, kommen im Monat 300 Euro zusammen. Das liegt weit über dem, was man erwartet hätte.”

Montag, 12. März 2018

Aus der ‘Verschenkkiste’ taucht heute ein Buch in englischer Sprache auf, Irish Eccentrics von Peter Somerville-Large, erstmals erschienen im Jahr 1975.
Es ist ein Buch mit biographischen Skizzen irischer Exzentriker. Ein paar Auszüge aus dem Vorwort zur hier vorliegenden erweiterten Neuausgabe aus dem Jahr 1990: “Eccentricity is a slippery word to define. The dictionary puts it down to ‘being off centre’ and cites several synonyms: peculiarity, freakishness, queerness, aberrations. Roget’s Thesaurus is more unkind, filing eccentrics under misfits and cranks: crackpot, nut screwball oddity, fogey laughing-stock, freak; and only on reflection including in its stockpot of comparisons rhapsodist, enthusiast, knight-errant, Don Quixote. […] Ireland’s history has long been illuminated, and enlivened, by such bizarre, colourful, extravagant, unfettered individuals: ripe country-house eccentrics, saints, scholars, bucks and hello-rakes, duellists, abductors, rhymers and miracle-makers. These factual and fascinating biographical sketches are made for delightful reading.”

Das Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an einen Leser aus 26427 Holtgast, der sich heute um 13.02 Uhr als Erster gemeldet hatte.

Sonntag, 11. März 2018

Am kommenden Sonnabend wird der Nationalfeiertag St. Patricks Day begangen, und die politische Prominenz verlässt an die Grüne Insel. Finanziert mit € 35.000 aus dem Steuersäckel ist Taoiseach Leo Varadkar bereits auf einer Tour durch die Vereinigten Staaten von Amerika, um sich am irischen Nationalfeiertag mit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus zu treffen, und 30 Minister und Staatsminister machen sich für die Abreise auf fünf Kontinente – nur die Antarktis bleibt ausgespart – bereit, um “für Irland als Wirtschafts- und Tourismusstandort zu werben”.

Sonnabend, 10. März 2018

Von Politikverdrossenheit ist allerorten die Rede, doch immerhin gehört die Zufriedenheit der Iren mit ihren Politikern zu den höchsten in Europa. So sind laut einer Umfrage 37 % der Iren mit ihren Politikern zufrieden, während es in Italien nur 7 % sind. 58 % der Iren glauben demnach, dass ihre politischen Führer die Bevölkerung gut widerspiegeln, während im verbleibenden westlichen Europa nur 28 % dieser Ansicht sind. Auch genießt Taoiseach Leo Varadkar in seinem Land die höchste Zustimmung unter allen Regierungschefs, und 58 % der Bevölkerung sagen, das Land bewege sich grundsätzlich in die richtige Richtung.

Freitag, 9. März 2018

Da es nun in Nordirland seit mehr als einem Jahr keine Regierung und damit auch keinen amtierenden Finanzminister mehr gibt, legte gestern die britische Nordirlandministerin Karen Bradley dem Parlament des Vereinigten Königreiches einen Etat für Nordirland vor. Er umfasst ein Volumen von umgerechnet 13,4 Mrd. Euro, darin eingerechnet € 460 Mio. für Infrastrukturmaßnahmen als Teil eines Gesamtpakets von € 1,12 Mrd., das die britische Premierministerin Theresa May der DUP als Gegenleistung dafür versprochen hatte, dass sie ihre Regierung im Unterhaus unterstützt.
Zum zweiten Mal in Folge entscheidet damit die britische Regierung über den Haushalt für Nordirland, doch gibt es einen wesentlichen Unterschied: Als im November letzten Jahres der damalige britische Nordirlandminister James Brokenshire rückwirkend den nordirischen Haushalt für 2017 unterzeichnete, handelte es sich um einen Entwurf, den im Jahr zuvor noch der Finanzminister der gemeinsamen Regierung von DUP und Sinn Féin entworfen hatte, wenngleich das nordirische Parlament ihn nach dem Bruch zwischen den Parteien nicht mehr in Kraft setzen konnte. Dieses Mal hingegen wurde der Etat von der britischen Regierung formuliert.

Donnerstag, 8. März 2018

Der achte März ist der Internationalen Tag der Frauen, und immer noch sind sie in führenden politischen Ämtern unterrepräsentiert. Überall? Werfen wir doch einmal einen Blick auf Nordirland und vergleichen, was sich in den letzten zwölf Jahren getan hat:
Vor zwölf Jahren: An der Spitze der stärksten unionistischen Partei des Landes ein Mann (Ian Paisley), an der Spitze der nordirischen Regierung ein Mann (Ian Paisley). An der Spitze der stärksten republikanischen Partei des Landes ein Mann (Gerry Adams), stellvertretend an der Spitze der nordirischen Regierung ein Mann (Martin McGuinness). An der Spitze der Regierung des Vereinigten Königreiches ein Mann (Gordon Brown), an der Spitze des Nordirlandministeriums ein Mann (Shaun Woodward).

Heute: An der Spitze der stärksten unionistischen Partei des Landes eine Frau (Arlene Foster), an der Spitze der angedachten nordirischen Regierung eine Frau (Arlene Foster). An der Spitze der stärksten republikanischen Partei des Landes eine Frau (Mary Lou McDonald), stellvertretend an der Spitze der angedachten nordirischen Regierung eine Frau (Michelle O’Neill). An der Spitze der Regierung des Vereinigten Königreiches eine Frau (Theresa May), an der Spitze des Nordirlandministeriums eine Frau (Karen Bradley).

Ein bisschen dumm bei alledem ist die Feststellung, dass es vor zwölf Jahren eine stabile Regierung in Nordirland gab, während man jetzt keine mehr auf die Reihe bekommt. Doch ehe mir jemand diesen Vergleich krumm nimmt, konstatiere ich ganz rasch, dass der Grund dafür nicht in der Besetzung der Spitzenämter, sondern in der allgemeinen politischen Lage liegt.
Viel wird derzeit über durch Autos verursachte Umweltschäden berichtet, doch sind nach Ansicht der Aktionsgruppe Stop Climate Chaos Coalition die irischen Farmer “im gleichen Umfang wie die Autoindustrie” für schädliche Emissionen verantwortlich und stehen in der Pflicht, diese zu senken.
“Beim Spiel um die Zukunft des ländlichen Irlands auf eine unaufhörliche Steigerung der Fleisch- und Milchproduktion zu setzen, ist ein riskantes Spiel, das weder nachhaltig, noch ökonomisch, noch sozial, noch umweltfreundlich ist”, erklärte gestern der Sprecher der Gruppe und Vorsitzende von Friends of the Earth Ireland (FIE) Oisín Coghlan vor dem Landwirtschaftsausschuss des irischen Parlaments. Agrar-Lobbyisten würden nur zu leicht vergessen, fuhr er fort, dass “auch die Landwirtschaft von Klimarisiken und -bedrohungen nicht unabhängig ist. Im Gegenteil, gerade die Landwirtschaft ist auf ein stabiles Klima angewiesen. Wir sehen das an den Schäden durch Überflutungen und durch die Futterkrise, und gerade erst in den letzten Tagen durch das Zusammenwirken des Sturms Emma und der Kältewelle aus dem Osten.” Eine von manchen Funktionären propagierte fortwährende Steigerung der Produktion, so sein Resümee, ist mit Nachhaltigkeit nicht vereinbar.

Mittwoch, 7. März 2018

Vor kurzem hatte der High Court auf Antrag von Abreibungsgegnern geurteilt, dass das Recht ungeborenen Lebens außer in dem 1983 in die Verfassung aufgenommenen achten Zusatzartikel durch weitere Verfassungsartikel indirekt geschützt ist. Dies hätte Auswirkungen auf das geplante Referendum zur Streichung dieses achten Zusatzartikels gehabt, denn eine solche hätte dann nicht mehr gereicht, um das Parlament in der Folge über die Möglichkeit von Schwangerschaftsabbrüchen frei entscheiden zu lassen.
Mit dem Supreme Court hat das höchste Gericht des Landes den Spruch des High Courts heute im Sinne der Regierung einstimmig aufgehoben und festgestellt, dass, soweit es die Verfassung betrifft, ungeborenes Leben einzig durch den achten Zusatzartikel geschützt ist. Womit das Referendum nach einem noch zu verabschiedenden Beschluss des Parlaments wie geplant durchgeführt werden kann.

Siehe auch: 09.07.16, 24.09.16, 08.10.16, 25.12.16, 23.04.17, 25.04.17, 06.05.17, 20.08.17, 03.09.17, 09.11.17, 06.01.18, 30.01.18
In einem anderen Punkt jedoch, der in der Flüchtlingspolitik Auswirkungen haben kann, bestätigte der Supreme Court die Rechtsprechung des High Courts. Demnach muss der Justizminister die künftigen Rechte eines ungeborenen Kindes berücksichtigen, wenn es um die Abschiebung einer nicht-irischen schwangeren Mutter geht.

Dienstag, 6. März 2018

In einem offenen Brief appelliert der Direktor des Irish Cultural Centre in London Michael Kingston an Taoiseach Leo Varadkar und die irische Leuchtturmbehörde CIL auf das ‘Downgrading’ des Fastnet Lighthouse vor dem Südwestzipfel Irlands zu verzichten. Nach den Plänen der Leuchtturmbehörde soll das derzeit durch drei Dieselgeneratoren betriebene Licht durch von Batterien gespeiste LED-Leuchten ersetzt werden, wobei sich die Reichweite von bislang 50 auf 33 km verringern würde, was auch weiterhin den seerechtlichen Vorschriften entspräche.
Doch allein ums Seerechtliche geht es Michael Kingston, dessen Vater 1979 zu den 50 Opfern am Öl-Terminal von Whiddy Island in der Bantry Bay gehörte und für den das ursprüngliche Licht als “Symbol der Hoffnung für die irische Diaspora und zum Gedenken an alle, die auf See ihr Leben verloren haben”, weiterleuchten sollte, nicht. Eng verbunden mit der Titanic und Lusitania, sei der Leuchtturm die “Träne Irlands” für die Emigranten der vergangenen Jahrhunderte und mache ihn zu etwas Außergewöhnlichem. Seit seinem Bau habe er Tausenden und Abertausenden das Leben gerettet, den Seglern bei den Admiral’s-Cup-Rennen den Weg gewiesen und 1979 die Retter unterstützt, als beim Fastnet-Yacht-Rennen fünfzehn Menschen ihr Leben verloren. (s.a. 17.02.18)

Montag, 5. März 2018

Auf von der Sinn Féin unterstützte Forderungen der die Regierung bislang tolerierenden Fianna Fáil eingehend deutet Taoiseach Leo Varadkar seine Bereitschaft an, seine erst im letzten Herbst aufgestockte 20-köpfige Abteilung für Kommunikation aufzulösen. Die Diskussion über die (den Steuerzahlern fünf Millionen Euro kostende) Strategic Communications Unit habe zu Irritationen geführt und ihre Auflösung sei nach Abschluss einer derzeit laufenden Bewertung ihrer Arbeit eine der Möglichkeiten, gestand der Regierungschef ein. (s.a. 16.10.17, 19.10.17)
Nachdem der Wintersturm Emma übers Land gezogen ist, sind heute Vormittag 10.000 Häuser und Geschäfte ohne fließendes Wassers, und bei weiteren 120.000 funktioniert die Wasservorsorgung nur eingeschränkt. Rund 3.000 Haushalte wurden aufgefordert, das Wasser vor dem Genuss abzukochen. Auch das Leeren der öffentlichen Briefkästen und die Postzustellung war in den letzten Tagen in weiten Bereichen eingestellt worden. Man hofft, dass diese heute wieder aufgenommen wird.

Sonntag, 4. März 2018

Der nationale Wasserversorger Irish Water fordert die Haushalte auf, wegen des Wintereinbruchs Wasser zu sparen, möglichst keine Spül- und Waschmaschinen zu nutzen, nicht zu baden und statt dessen zu duschen. Darüber hinaus sollten die Türen innerhalb der Wohnung bei guter Heizung offen stehen, damit die Wärme zirkulieren kann und keine Rohre einfrieren. Auch der Zugang zu Dachböden mit dem Wassertank sollte aus diesem Grund nicht geschlossen sein. Da nämlich der Wasserdruck in Irland oft sehr gering ist, läuft das vom Versorger kommende Trinkwasser oft zunächst in einen Zwischentank auf dem Dachboden und von dieser höchsten Stelle des Hauses mit natürlichem Druck in das Leitungssystem.

Sonnabend, 3. März 2018

Alle reden in Irland vom Wetter, also tun wir das heute auch. Vom höchsten Schneefall seit 1982 ist die Rede, an der Wetterstation beim Dubliner Flughafen sollen es bis zu 23 Zentimeter sein, und alle wesentlichen Einrichtungen und Touristenattraktionen sind geschlossen. Da kratzt sich manch ein Tourist verwundert den Kopf über ‘das Theater’, das die Iren daraus machen. Hier der Kommentar eines deutschen Touristen, den ein Reporter der Irish Times am Smithfield Square im Zentrum Dublins interviewte, und der, wie es in dem Bericht steht, “rot sah und gewaltig Dampf abließ”:
“Wir haben gerade eine ziemliche Wut auf Irland”, so der Bewohner der Nordseeinsel Borkum. “Bislang glaubten wir immer, die Iren seien starke und tapfere Leute, doch was passiert, wenn ihr mal ein paar Flocken Schnee abbekommt? Alles ist geschlossen! Was ihr hier Schnee nennt, kriegen wir den Winter über jeden Monat. Jetzt mal im Ernst: Wir wollten in die Destillerie, sie ist geschlossen. Wir wollten in die Kirchen gehen, sie sind geschlossen. Wir wollten in die Museen schauen, sie sind geschlossen. Das Archäologische Museum ist geschlossen, warum um Gottes Willen? Ist der Schnee da drinnen? Wisst ihr was: Wir sehen hier nichts von einem ‘Beast from East’, von dem ihr hier redet. Was wir sehen, ist ein bisschen Schnee, und wir lachen darüber. Wenn bei uns der Wind mit 100 km/h weht, haben wir keine Angst, sondern lachen ihn aus. Wegen eurem Theater mit dem Wetter haben wir jetzt schon zwei Urlaubstage verloren, das ist doch einfach nur verrückt. Das macht doch keinen Sinn.” (s.a. 01.03.18)

Freitag, 2. März 2018

Der 1922 erschienene Roman Ulysses von James Joyce wird als ‘Jahrhundertroman’ bezeichnet. Die erste, im Jahr 1927 erschienene Übersetzung von Georg Goyert wurde von Arno Schmidt ‘zerrissen’, und 1975 legte sein Jünger Hans Wollschläger nach achtjähriger Arbeit eine Neuübersetzung vor, die legendär wurde und seither in weiten Kreisen als ‘Maß aller Dinge’ galt. Vor zehn Jahren starb Wollschläger, und nach seinem Tod haben nun Literaturwissenschaftler in zehnjähriger Arbeit sein Werk Wort für Wort mit dem Original verglichen und rund 5.000 Änderungen und Korrekturen vorgeschlagen – das klingt zwar nach sehr viel, hält sich aber bei dem Umfang des Romans mit durchschnittlich vier bis fünf Änderungen pro Seite durchaus in Grenzen.
In diesem Jahr sollte die Neuausgabe erscheinen, doch daraus wird nichts, denn der Suhrkamp Verlag hatte schlichtweg versäumt, bei den Erben des Übersetzers die Genehmigung für eine Überarbeitung einzuholen. Einem Bericht der Wochenzeitschrift Die Zeit zufolge, sieht seine Witwe Gabriele Gordon in der Überarbeitung eine “rechtswidrige Bearbeitung der Wollschläger-Ulysses-Übersetzung”. Dabei beruft sie sich auf einen bestimmten Paragraphen des Urheberrecht-Gesetzes, nach dem Bearbeitungen oder Umgestaltungen eines Werkes nur mit der Billigung des Urhebers durchgeführt werden dürfen, und verweigert ihre Zustimmung für die Veröffentlichung.

Der Suhrkamp Verlag spricht vom “gescheiterten Versuch einer Werkpflege zulasten aller”. Stattdessen soll nun eine nicht frei verkäufliche Mini-Edition von zweihundert Exemplaren für die Wissenschaft erscheinen. (s.a. 16.06.12)

Donnerstag, 1. März 2018

Vom ‘Beast from the East’ ist in den irischen Medien die Rede, und gemeint ist ein Wintereinbruch mit Eis und Schnee, der die Dubliner Stadtverwaltung veranlasst hat, heute und morgen sämtliche Bürgerbüros und öffentlichen Einrichtungen zu schließen. Das gleiche gilt für die Grafschaft Wicklow, und auch in Cork, wo in den tiefer gelegenen Regionen eine Hochwasserwarnung hinzukommt, werden sie bis auf wenige Ausnahmen geschlossen bleiben. Auf den Flugplätzen des Landes ist mit der Streichung von Flügen zu rechnen. Wetterbedingt verschieben auch die Zugführer der Eisenbahn die Urabstimmung über einen Streik, die heute beginnen sollte.
Aus der ‘Verschenkkiste’ fische ich heute Eines Fürsten Irland, einen Reisebericht von Sabine Boebé, die auf Fürst Pücklers Spuren durch Irland reiste.
Fürst Hermann Ludwig Heinrich von Pückler Muskau war berühmt für seine Leidenschaft für prächtige Parkanlagen, die ihn an den Rand des Ruins — und in der Folge nach England und Irland trieb. Denn nachdem ihm das Geld ausgegangen war, schloss er mit seiner Frau Lucie einen Pakt und ließ sich pro forma von ihr scheiden, um im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland eine reiche, naive junge Erbin zu finden, die er, so der zusammen ausgeheckte Plan, dazu bewegen wollte, gemeinsam mit ihrer Vorgängerin auf seinem Gut zu leben. Von 1826 bis 1829 zog er so durch England und Irland, um sich durch eine reiche Heirat finanziell zu sanieren. Eine geeignete Erbin fand sich nicht, doch seine in der Folge veröffentlichten Reisebriefe an Lucie brachten ihm schriftstellerischen Ruhm und retteten ihn vor den Ruin.

In dem hier vorliegenden Buch macht sich Sabine Boebé auf eine Reise auf den Spuren des Fürsten durch Irland. Der Reiz ihres Berichts liegt in dem ständigen Wechsel zwischen Auszügen aus den Reisebriefen Pücklers und ihren eigenen Beobachtungen.

Das gebundene Buch erschien 1991 im Verlag Reiher & Bücher und geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an eine Leserin aus 49356 Diepholz, die sich heute um 10.48 Uhr als Erste gemeldet hatte.

Nachrichten aus Irland – März 2018