Es war einmal ...

... im Februar

5. Februar 1930 – Donnycarny

Ein kürzlicher Besuch in dem altertümlichen Weiler Donnycarny erfüllte mich gleichzeitig mit Trauer und Freude. Trauer darüber, dass ein Jahrhunderte alter Teil von Dublins ländlichen Vororten mit vielen schönen vor-viktorianischen Wohnsitzen zum Abbruch bestimmt ist, aber Freude darüber, dass vier- oder fünfhundert Familien dabei sind überfüllten Mietskasernen zu entkommen um sich in modernen Wohnungen zwischen Hecken und offenen Feldern anzusiedeln.

So wie Donnycarny gelegen ist, auf halbem Wege zwischen den Vororten Marino und Killester, ist es meine Hauptsorge, dass die offenen Felder zwischen diesen drei Satelliten bald von Baupfuschern heimgesucht werden und die ländliche Umgebung durch ein Gemenge aus Ziegel und Mörtel ersetzt wird. Ein solcher Ausgang wäre nichts weniger als eine Tragödie.

Aus einem zeitgenössischen Bericht der Irish Times

top

8. Februar 1993 – Heizen mit Geld

Der Winter ist kalt in diesem Jahr, und so verbrennen Irlands Arme Geld, um sich warm zu halten. Dabei handelt es sich nach Angaben der irischen Zentralbank allerdings um Geldnoten, die schon vor Jahren aus dem Verkehr gezogen worden waren.

Nach einer dpa-Meldung

top

11. Februar 2002 – Die Drumcondra-Eleven vor Gericht

Am 28. März 2000 hatten elf Frauen und Männer das Büro von Taoiseach Bertie Ahern in Drumcondra besetzt, um gegen die Asylpolitik zu protestieren. Heute kommt es zum Prozess vor dem Kreisgericht, den Vorsitz hat Richterin Claire Leonard.

Angeklagter 1: Aindréas Ó Cathascaigh aus Dublin. Der Angeklagte beruft sich auf sein verfassungsmäßiges Recht, in der ersten Landessprache befragt zu werden. Die Richterin versteht kein Irisch, die eilends von der Staatsanwaltschaft herbeigerufene Übersetzerin spricht einen anderen Dialekt und hat auch nur eine halbe Stunde Zeit. Freispruch.

Angeklagte 2: Doris Macke, eine in Dublin lebende Deutsche, stellt fest, dass sie nicht hinreichend Englisch versteht. Der von der Staatsanwalt bestellte Übersetzer spricht aber nur Ungarisch. Freispruch.

Angeklagte 3: Die Angeklagte ist Schwedin und besteht gleichfalls auf ihr Recht, in ihrer Muttersprache befragt zu werden. Die Staatsanwaltschaft versucht gar nicht erst, einen Übersetzer zu präsentieren. Freispruch.

Angeklagte 4, 5, 6, 7, 8: Die Angeklagten sollen von den Polizisten, die sie zwei Jahre zuvor festgenommen hatten, identifiziert werden. Sie werfen jedoch die Namen durcheinander. Freispruch.

Angeklagter 9: Der Mann mit dem Namen Gregor argumentiert, er habe beim Anrücken der Polizei gerade ein Protestplakat aus dem Fenster hängen wollen und dabei die Aufforderung des Einsatzleiters, das Gebäude zu verlassen, nicht gehört. Freispruch.

Angeklagter 10: Der Angeklagte mit zwei Universitätsabschlüssen erläutert, er werde bei einer Verurteilung seinen Job als Kinderbetreuer verlieren. Das wäre unangemessen hart. Freispruch.

Angeklagte 11: Die Angeklagte mit dem schönen irischen Namen Deirdre wird aufgerufen, doch die Richterin ist genervt, hat keine Lust mehr und mag Deirdre nicht als Einzige verurteilen. Freispruch von wegen Gleichbehandlung.

Nach einer Meldung des Irish Independent
und einem Bericht von Ralf Sotscheck

top

11. Februar 2002 – Nomen est Omen

Eine Gruppe von Kindern der Belfaster Holy-Cross-Schule trifft zu einem Ausflug in Connemara ein. Unter nicht ganz glücklichen Umständen, denn das strohgedeckte ‘Quiet Man Cottage’ bei Peacocks Hotel in Maam Cross, in dem sie untergebracht sind, brannte in der letzten Nacht aus. Vielleicht wusste es der Veranstalter nicht: der irische Ortsame von Maam Cross lautet An Teach Dóite, das abgebrannte Haus.

Nach einem Bericht der Irish Times

top

14. Februar 1929 – The Red Flag

In London wird “Jim” O’Connell, Gewerkschaftler, Sozialist und Autor des Liedes ‘The Red Flag’ beigesetzt. Bei den Beisetzungsfeierlichkeiten wird das Lied zur Melodie eines alten Jakobinerliedes gesungen.

Jim O’Connell wurde 1852 in Kilskyre im County Meath geboren, machte als Teenager bei den Aufständen der Landbevölkerung mit und schloss sich der Irisch Republikanischen Brüderschaft (IRB) an. Mit 18 zog er nach Dublin, wo er wegen des Versuchs die Dockarbeiter zu einer Gewerkschaft zusammenzufassen keine Arbeit fand. 1875 ging nach London, wo er unter anderem er als Journalist für den Labour Leader und Sekretär der Workingmen’s Legal Aid Society arbeitete.

1889 schrieb er während einer Eisenbahnfahrt das Lied ‘The Red Flag’, das rasch zu einer Hymne der internationalen Arbeiterbewegung wurde. Hier der Refrain:

Then raise the scarlet standard high!
Beneath its folds we’ll live and die,
Though cowards flinch and traitors sneer
We’ll keep the red flag flying here.

Dann hebt hoch die scharlachrote Standarte!
Unter ihrem Wallen werden wir leben und sterben,
Auch wenn die Feiglinge weichen und die Verräter spöttisch lachen,
Werden wir die rote Fahne hier weiter wehen lassen.

 
Nach einem zeitgenössischen Bericht der Irish Times

top

17. Februar 1931 – Das Verkehrsproblem

Die Gefahren durch den Verkehr von heute werden so offensichtlich, dass sich der Dáil in der kommenden Legislaturperiode dringend und unverzüglich mit dem neuen Verkehrsgesetz beschäftigen muss.

Doch sind Probleme mit Verkehrsstaus und ihre parlamentarische Behandlung im Dubliner Leben nichts Neues. So berichtet uns Gilbert in seiner ‘History’, wie im Jahre 1763 die Prinzipale der Anglesey Street, Fleet Street, Temple Bar und des Aston Quays dem Unterhaus eine Petition vorlegten, in der dargestellt wurde, dass die Anglesey Street eine Hauptdurchgangsstraße war, nicht nur für die Kutschen und Sänften, die zwischen den beiden Häusern des Parlaments verkehrten, sondern auch für den Transport von Kohle, Mais, Bauholz, Rinde und sonstigen Gebrauchsgütern; die Straße am College Green jedoch so schmal war, dass zwei Kutschen nur unter Schwierigkeiten aneinander vorbeikamen, was häufig zu Verspätungen, Disputen, Unfällen und oft auch zu Personenschäden führte. Das ganze Problem, so endete das Memorandum, würde durch zwei Mietskasernen verursacht, die leicht zu erwerben und abzubrechen seien.

Das Ergebnis war, dass das Unterhaus den Antrag bewilligte und £ 340 für eine Erweiterung der Straße bereitstellte, da die Sache ‘von großem Nutzen für die Allgemeinheitkeit sei’.

Aus einem zeitgenössischen Bericht der Irish Times

top

22. Februar 1964 – Als Gott die Zeit erschuf ...

Priesterweihe in Rom, auch zwei junge Iren, Dermot Clifford und Seán Brady, werden heute in den Priesterstand treten. Auf ihrem Weg vom Irish College zur Ordination treffen sie eine Bettlerin, mit der sie in der Vergangenheit schon öfter gesprochen hatten, und plaudern ein wenig mit ihr. Derweil wartet man im Petersdom bereits genervt auf die beiden fehlenden Kandidaten. Als sie endlich erscheinen, ist der Zeremoniemeister ‘not very much amused’ und klagt, die Iren kämen wie üblich mal wieder zu spät. “Hiberni aliquando tardi sed semper fideles” (Iren mögen zwar nicht pünktlich sein, sind aber stets treu im Glauben), antwortet schlagfertig der junge Dermot Clifford.

Als Gott die Zeit erschuf, gab er den Iren genug davon, und der Karriere hat es beiden nicht geschadet. Vierzig Jahre später ist Dermot Clifford Erzbischof von Cashel & Emly und Seán Brady Erzbischof von Armagh und Primas der katholischen Kirche Irlands. 2007 wurde er von Papst Benedikt XVI zum Kardinal ernannt.

Erzählt von Erzbischof Dermot Clifford anlässlich der
Ernennung von Erzbischof Seán Brady zum Kardinal.

top down


Historische Berichte aus Irland – Letzte Ergänzung 12.02.2008