Es war einmal ...

... im November

 2. November 2007 – Katholische Priester gegen Senkung der Promille-Grenze

Die irischen Pubbesitzer bekommen in ihrem Protest gegen die geplante Senkung des maximalen Blutalkoholgehalts für Autofahrer von 0,8 auf 0,5 ‰ Unterstützung aus der katholischen Kirche. Immer mehr ländliche Pfarreien werden zusammengelegt, darauf weist Reverend Brian D’Arcy aus dem Orden der Kongregation vom Leiden Jesu Christi in einem Artikel der Irish Times hin. Dies bedeute für die Priester mehr Messen an unterschiedlichen Orten, und da das Kirchenrecht alkoholhaltigen Wein bei der Feier der Messe vorschreibe, können eine Senkung der Promille-Grenze ihre Arbeit erheblich behindern.

Nach einem Bericht der Irish Times

top

 4. November 1930 – Ein irischer Rattenfänger

Der Rattenfänger ist immer noch eine vertraute Erscheinung in Irland, doch bin ich eher abgeneigt an jene Methode zu glauben, die mir neulich ein Korrespondent beschrieb, der von sich behauptete gesehen zu haben, wie ein altes Landhaus auf folgende Weise von einer Rattenplage befreit wurde:

Der Rattenfänger, so sagte er, betrat die Küche, setzte sich an den Tisch, bat um Schreibzeug und schrieb in ungelenken Großbuchstaben das Folgende auf ein Blatt Papier:

IHR RATTEN UND FINNEN, NEHMT EURE LAHMEN UND BLINDEN UND ZIEHT AUS DEM HAUS VON MR. ... IN DEN SPEICHER VON MR. ..., HÄNDLER FÜR MAIS- UND WEIZENMEHL

Dann faltete er das Papier, stopfte es in ein Rattenloch, und das war aufmerksamen Augenzeugen zufolge auch schon alles. Er erklärte noch, dass die Ratten nun innerhalb von 24 Stunden das Haus verlassen würden, der ‘Spruch’ aber nur wirke, wenn in ihm eine Wohnstätte mit besserer Nahrung versprochen sei.

Was immer der mysteriöse Rattenfänger auch tat – die Ratten verschwanden nach wenigen Stunden, ohne dass Kadaver gefunden wurden. Nachbarn, so teilte man mir mit, berichteten von einer Rattenarmee, die die Straße kreuzte, doch dies weiß ich nur vom Hörensagen und ist nicht Teil des Berichtes meines Korrespondenten. Mag sein, dass ich ein Spötter bin, doch muss ich zugeben, dass die Methode des Rattenfängers kaufmännisch fundiert ist.

Aus einem zeitgenössischen Bericht der Irish Times

top

10. November 1990 – Absolute Wahlenthaltung auf zwei Inseln

Die Wahl auf den beiden zum County Donegal gehörenden Inseln Inishbofin und Inisfree schloss mit dem folgenden, wirklich bemerkenswerten Ergebnis ab, das für die Psychologen in allen politischen Parteien sicher von großem Interesse sein wird: Mr. Brian Lenihan – keine Stimme; Ms. Mary Robinson – keine Stimme; Mr. Austin Currie – keine Stimme.

Auf Inishbofin landete gestern ein Hubschrauber des Luftcorps mit den Wahlunterlagen und Wahlhelfern, nur um festzustellen, dass alle 30 Wahlberechtigte der Insel zum Überwintern auf das Festland übergesiedelt waren. Nichtsdestotrotz wurde das Wahlbüro für vier Stunden geöffnet – aber, wen wundert es, niemand ließ sich blicken.

Auf Inishfree, drei Meilen vor Burtonport, kam die Wahlurne und ein einzelner Wahlzettel per Boot an, wo die Wahlhelfer merkten, dass der einzige Wahlberechtigte der Insel vor 18 Monaten nach Peru ausgewandert war.

Nach einem Bericht der Irish Times

top

18. November 2004 – Irlands letzte Sozialisten

Sozialist sein oder nicht sein, das ist die Frage. Er sei ein Sozialist, darauf beharrte gestern Taoiseach Bertie Ahern, aber bei Gott nicht ein solcher wie Joe Higgins, der Vorsitzende der Irish Socialist Party und einzige Vertreter seiner Partei im Dáil.

Joe war ein paar Tage außer Landes gewesen und zeigt sich bei seiner Rückkehr ob des Häuptlings Bemerkung arg verwundert. “Sie können sich vorstellen, Cheann Comhairle”, wendet er sich an den Parlamentspräsidenten, “wie perplex ich war, als ich heimkehrte und meine Garderobe leer fand. Der Taoiseach war eifrig dabei mir meine Kleidung zu klauen.”

Dann, fährt er fort, seien ihm die Worte des Blasketfischers Tomas Ó Criomhthain durch den Kopf gegangen, dass es Menschen wie seinesgleichen nie wieder geben werde: “Guter Taoiseach”, habe ich gedacht, “also gibt es zwei von unserer Sorte und wir werden gemeinsam untergehen.” Allerdings müsse man schon 2.000 Jahre zurückgehen, um eine solch radikale und schnelle Bekehrung wie bei Bertie zu finden – in eine Zeit, als aus einem Saulus ein Paulus wurde.

Nach einem Bericht der Irish Times

top

25. November 1998 – Mrs. Malone meldet sich nicht.

Vor einigen Tagen erhielt Mrs. Margaret Malone, bis zu ihrem Tod vor zwei Jahren wohnhaft in Carlow, von der Stadtverwaltung einen Brief:

“Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass Ihr Name aus folgendem Grund aus dem Wahlregister gestrichen wird: Tod. Wenn Sie Widerspruch einlegen möchten, setzen Sie uns bitte schriftlich vor dem 25. November davon in Kenntnis und erläutern Sie ihre Einwände.”

Wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautet, hat Mrs. Malone bis zum heutigen Stichtag keinen Widerspruch eingelegt.

Nach einem Bericht im irland journal, X 2/99

top

26. November 1991 – Vorschlag zur Lösung des Nordirlandkonflikts

Über Nordirland sollte man eine Decke ausbreiten und das Licht ausschalten. In der Dunkelheit wird dann kein Mensch mehr erkennen, wer ein protestantischer Jüngling und wer ein katholisches Mädchen ist.

Der Dichter John Montague auf den Berliner Tagen der irischen Literatur

top

29. November 2002 – Freie Rede mit Schlips und Kragen

Ein Dáil-Komitee verabschiedet eine dringende Empfehlung an alle Abgeordneten, im Parlament Schlips und Kragen zu tragen und Reden nicht vom Blatt abzulesen. In einer ersten Reaktion kündigen die Grünen an, sie seien nicht bereit, die Kleiderempfehlung weiterzugeben. Die zweite Empfehlung wird vom Fine Gael TD John Deasy höchst willkommen geheißen. Für ihn sind die Abgeordneten der Sinn Féin die schlimmsten Vom-Blatt-Leser. Er gehe jede Wette ein, dass ihre Abgeordneten nach einer ‘Rede’ oft nicht sagen können, was sie vorgelesen haben.

Nach einem Bericht der Irish Times

top

30. November 2005 – Nachruf auf den Poitín

Eine alte Tradition erlischt. Die Blütezeit der Poitín-Brennerei sei wohl ein für allemal vorbei, meldet der Irish Independent einen Ex-Schwarzbrenner zitierend. Es gebe hinreichend geschmuggelten Schnaps auf dem Markt, so der namentlich nicht genannte Experte, und das traditionelle vorweihnachtliche Anwerfen der Brennblasen lohne sich nicht mehr.

Polizeibeamte können dies nur bestätigen, und die diesjährigen Razzien brachten – anders als in früheren Jahren – keine Hinweise auf illegale Brennereien. Wie es aussehe, so ein höherer Beamter, gebe es nur noch wenige Poitín-Brenner in Irland, hauptsächlich in den Counties Galway, Mayo und Leitrim. (s.a.: Zum Lobe des Poitín)

Nach einem Bericht des Irish Independent

top down


Historische Berichte aus Irland – Letzte Ergänzung 22.02.2010