Irisches Tagebuch 2009

Briefe an Nis Puk
Wie Paddy-the-Sailor nach Nordfriesland kam

 

Sonnabend, 13. Juni 2009

Eileen Óg an Nis Puk – Siebter Brief

Hallo Nis – Meine Mitreisenden sind heute in Galway, um für Paddy-the-Sailor ein Halstuch zu besorgen. Paddy-the-Sailor ist der Bär, den wir vorgestern gerettet haben. Er hatte auf einem Schiff angeheuert, hat er mir erzählt, das auf einen Felsen aufgelaufen ist. Danach kann er sich an nichts mehr erinnern, bis er auf einem Stein am Renvylestrand wieder zu sich kam.

Er sei nur ein einfacher Seebär, sagt er, doch er ist sehr intelligent. Nachdem ich mich vorgestellt und von dir berichtet hatte, meinte er, das Unglück habe sich wohl nur ereignet, weil sein Skipper sich wegen der Rezession kein Navigationsschaf leisten konnte. Ein Schiff im Sturm ohne ein Navigationsschaf an Bord sei wohl genauso gefährdet, wie ein Haus im Sturm ohne einen Nis Puk auf dem Dachboden, auch wenn er leider noch nie einem begegnet sei. Da muss man ihm doch zustimmen, oder?

Tschüüs und viele Grüße an Jan Hinrich
Eileen Óg”

Der Chronist fährt fort

Signpost, © 2009 Juergen KullmannGalway in Zeiten der Rezession. RECESSION 17 km liest man auf einem Hinweisschild, das kurz hinter Kylemore ins Inagh Valley weist. Dem Vernehmen nach haben Arbeiter der Grafschaftsverwaltung die letzten drei Buchstaben schon mehrfach übertüncht, doch wird das von den Einheimischen immer wieder korrigiert. Oder hat Hannigan, der Schlagloch-Schreck aus dem County Cavan*, hier eine neue Aufgabe gefunden?

Wir tauchen in einen sanften Nebel ein, der über dem Inagh Valley liegt, aber ehe ich auf die Idee komme anzuhalten und die mystische Stimmung auf ein Foto zu bannen, sind wir aus ihr heraus. Mit dem Auto reist man einfach zu schnell. Dann zeigen sich dunkle Wolken über den Bergen jenseits des Sees, nicht weniger beeindruckend und ebenso flüchtig.

Galway Market, © 2009 Juergen KullmannIn Galway findet in den Gassen rund um die St. Nicholas Kirche an jedem Sonnabend ein Markt statt. Märkte werden – zumindest in Deutschland – gegen Mittag wieder abgebaut, also hieß es den Wecker zu stellen, auch wenn sich die Musik im Renvyle House bis um halb eins in der Früh hingezogen hatte. Immerhin finden wir so auf Anhieb einen Parkplatz, fünf Euro kostet er für den ganzen Tag.

Für einen Traditionsmarkt kann es kaum einen besseres Umfeld als die Gassen um die St. Nicholas Kirche geben, die um 1320 erbaut mehr als zwei Jahrhunderte älter als Lynch’s Castle oder der Spanische Torbogen ist. Der Markt ist nicht besonders groß, doch statt ihn zu beschreiben, übersetze ich lieber aus dem Galway Magazine:

“Galways Markt mit seinem geschäftigen Treiben findet seit Jahrhunderten in der gleichen Gasse statt und ist bekannt für frische Produkte und lokales Kunsthandwerk, vieles davon selbstgemacht. Doch es gibt auch eine große Bandbreite anderer Delikatessen von Artischockenherzen über Crepes bis zu gefüllten Oliven. Für die Galwayer ist der Markt in gleicher Weise ein Platz zum Plaudern wie zum Einkaufen, und es gibt keinen besseren Ort, um über lokale Ereignisse und Themen zu diskutieren.”

Außerdem gibt es dort, beeile ich mich hinzuzufügen, den besten Ziegenkäse, den unsere Gaumen je gekostet haben, und – man wagt es nicht zu glauben – erstklassiges Brot. Und da der Ziegenkäse auf nämlichem Brot alles andere an diesem Tag in den Schatten stellte, mache ich für heute Schluss.

* Der Stahlpolierer Martin Hannigan hatte 1994 den Kampf gegen die Schlaglöcher aufgenommen: Nacht für Nacht packt er ein paar Töpfe Farbe ein und machte sich auf die Suche nach den gröößten Schlaglöchern Cavans, die er mit greller Leuchtfarbe umrandete. Der Grafschaftsverwaltung gefiel das gar nicht; sie entfernte die Kreise immer wieder.

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Sonntag, 14. Juni 2009

Eileen Óg an Nis Puk – Achter Brief

Moin Nis – Ziemlich spät kamen gestern Abend meine beiden Mitreisenden aus Galway zurück und haben ein paar hübsche Sachen für zwei Menschenkinder in Deutschland mitgebracht. Das Reisejournal mit dem eingebauten Kompass für Nico, der manchmal den Briefkasten von uns Huus leert, würde mich ja auch interessieren. Für Paddy-the-Sailor hatten sie zwei Schleifenbänder zur Auswahl im Rucksack.

Tullycross 2009, © Juergen KullmannWährend sie sich mit ihrer Käseplatte beschäftigten – noch nie, kann ich dir sagen, habe ich jemand so von einem Ziegenkäse schwärmen hören – und eine Flasche Rotwein entkorkten, habe ich Paddy-the-Sailor bei der Auswahl der Schleife beraten. Wir haben uns für das karierte Band entschieden. Ich schicke dir hier ein Foto, da sitzt er mit seiner neuen Krawatte neben mir vor meinem roten Kissen.

Weniger begeistert waren meine Mitreisenden von der Musik im Renvyle Inn, in das sie um zehn Uhr gegangen sind. Das Renvyle Inn ist ein Pub eine halbe Meile von hier entfernt in Tully. Wenn sich eine Musikgruppe schon ‘The Hogs’ nennt, kann auch nicht viel dabei herauskommen, meint Jürgen, ein Kreischen von Schlachtschweinen eben. Hat einer von euch eine Ahnung, was ‘Schlachtschweine’ sind und warum sie kreischen?

Tschüüs und viele Grüße an Jan Hinrich
Eileen Óg”

P.S.: Paddy-the-Sailor lässt auch grüßen. E. Óg.

Der Chronist fährt fort

Den Sonntag verbringen wir im und vor dem Cottage. Die Liebste malt ein Bild unter Einsatz von Techniken, die neulich auf dem meist gälischen Fernsehsender TG 4 (ausgesprochen: ‘tii-dschii-käherd’) in einem Workshop ‘Magic Painting’ gezeigt wurden, und ich schreibe zirka zehn Karten und Briefe nach Deutschland und in die Schweiz.

Über unsere Cottage-Katze muss ich noch berichten. Inzwischen akzeptiert sie das Katzenfutter vom Lidl, das sie in der ersten Woche entrüstet abgelehnt hatte. Einmal daran geschnuppert, empört den Kopf zurückgezogen und weiter zum nächsten Cottage, wo es – so die Vermutung – Leckereien aus dem Feinschmecker-Regal von Veldon’s gab. Der Border Collie unseres Nachbarn Noel (er muss seine Bell-Lizenz verloren haben, denn wir haben ihn noch nicht einmal Kläffen hören) verstand das von Anfang an nicht und fand das Lidl-Katzenfutter ausgesprochen lecker.

Genug geschrieben, wir müssen jetzt rüber zur Musik ins Angler’s Rest.

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Montag, 15. Juni 2009

Eileen Óg an Nis Puk – Neunter Brief

Hallo Nis – Die Musik im Pub muss meinen Mitreisenden gestern Abend gut gefallen haben, denn erst gegen ein Uhr in der Früh kamen sie zu Paddy-the-Sailor und mir ins Cottage zurück. Wie ich in Erfahrung gebracht habe, musste der Wirt Patrick Sammon sie und die beiden Musiker höchstpersönlich hinauskomplimentieren.

Das Angler’s Rest liegt auf der anderen Straßenseite, so dass wir ein bisschen mithören konnten. Paddy-the-Sailor war noch zu schwach, um mit in den Pub zu gehen. Die Musik war ganz nett, doch meine Favourites waren nicht dabei: ‘The Sheep of Athenry’, ‘When only our Sheep run free’, ‘Four green Sheep’ und ‘Come over the hill my bonny Irish Sheep’ zum Beispiel, oder auch ‘The Sheep of Tralee’, auch wenn das ein bisschen kitschig ist.* Dann hat Kieran

And it’s three score and ten, boys and men,
Were lost from Grimsby Town
From Yarmouth down to Scarborough
Many hundreds more were drowned ...

gesungen. Da hat Paddy-the-Sailor nur noch den Kopf geschüttelt und gemeint, er verstehe gar nicht, dass Menschen Schiffsuntergänge so romantisch finden, dass sie sie auch noch besingen müssen. Er habe da ganz andere Erfahrungen gemacht, von Romantik keine Spur!

So viel für heute. Macht euch einen schönen Tag und viele Grüße an Jan Hinrich von

Eileen Óg”

P.S.: Ganz viele Grüße auch von Paddy-the-Sailor.

* Statt dessen sang Frank The Fields of Athenry, When only our rivers run free, Four green fields und Come over the hill my bonny Irish lass. (Anm. d. Hrsg.)

Der Chronist fährt fort

“Great weather today”, meint Brian, als ich kurz vor sieben (p.m.) noch ein Brot hole. Und dabei sind wir gerade durch einen Wolkenbruch gefahren! Er kam genau zur richtigen Zeit: Wie in jedem Jahr hatten wir auf dem Scheitel des Mám Ean Passes ‘das Bett und die Quelle des heiligen Patrick’ besucht und fuhren gerade nach einem Umweg über Recess nebst Zwischenstopp im Souvenirladen der Joyces of Recess durchs Inagh Valley zurück, als uns die Schauer das Auto reinigte.

An der N59 bei Kylemore passierten wir wieder das Schild ‘Recession 17 km’. Waren wir also bei den ‘Joyces of Recession’ gewesen? Man könnte es meinen, denn gekauft haben wir nichts, und ich kann mich nicht daran erinnern, dort einen Kunden an der Kasse gesehen zu haben.

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Dienstag, 16. Juni 2009

Eileen Óg an Nis Puk – Zehnter Brief

Moin moin Nis – Meine Mitreisenden sind gerade nach Clifden gefahren, ich glaube, ihnen ist der Wein ausgegangen. Bei Lidl ist er am billigsten. Gestern Abend waren wir an dem Strand, an dem wir Paddy-the-Sailor vor einigen Tagen das Leben gerettet hatten. Das Wasser war ganz weit weg und der Strand riesengroß. Und da hat sich die Hildegard doch tatsächlich ins Wasser gewagt, in einer schmalen, von Felsen und Seegras umrahmten Bucht, die nur bei Ebbe aus dem Meer auftaucht.

Eileen und Paddy-the-Sailor, © 2009 Juergen Kullmann‘Brrrr’, hat Paddy-the-Sailor gesagt, ihn bekomme keiner mehr freiwillig ins Meer. Außer es gehe darum, ein Schaf zu retten oder einen Nis Puk, auch wenn er noch keinem persönlich begegnet sei. Leider! Er nehme allerdings an, dass Pukken und Schafe viel zu schlau sind, um ins Wasser zu fallen oder Schiffbruch zu erleiden.

Als wir vom Strand zurückkamen, war es draußen noch so schön, dass wir nicht ins Haus gehen mochten. Wir haben dann noch eine Weile vor dem Cottage gesessen und von Paddy-the-Sailor ein Foto gemacht, wie er auf der Klöntür hockt. Solche Türen gibt es nicht nur bei euch in Nordfriesland, sondern auch in Irland. Man nennt sie hier ‘half doors’. Da das Balancieren auf der Tür für Paddy-the-Sailor mit einem Arm etwas schwierig war, habe ich ihn festgehalten. Ich packe das Foto mit in den Umschlag.

Tschüüs von uns beiden und viele Grüße an Jan Hinrich sendet

Eileen Óg.”

Der Chronist fährt fort

Bar Station House Clifden, © 2009 Juergen Kullmann... und so strolchten wir, wie Eileen Óg schon schrieb, am Vormittag durch Clifden, der Lidl kam zum Schluss dran. In einer kleinen Galerie am Station House, in dem mein Mädchen in einer Ausstellung nach Ideen für eigene Bilder Ausschau hielt, entdeckte ich ein schön gestaltetes Buch: Achill Beag – Impressions of an Island, ein Tagebuch zweier Maler von einer kleinen Insel am Achill Sound, auf die sie ‘in einer winzigen Konservendose von einem Boot’ gelangt waren. Signiert und für zehn Euro sehr aufwendig gemacht, wanderte es in den Rucksack.

AusgangWeiter ging der Bummel durch die Stadt. In einem Lädchen an der Market Street gab es noch etwas für den Kleiderschrank der Liebsten, ehe wir zum alten Bahnhof zurückkehrten und im Bahnhofsrestaurant preiswert und lecker zu Mittag speisten – auch wenn mien Deern etwas knüddelig aus der Wäsche guckte, weil es die auf einer Tafel vor der Tür angekündigten Pork Chops nicht mehr gab. Durch den Slí Amach ging es schließlich zum Weineinkauf im nicht weit entfernten Lidl.

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Mittwoch, 17. Juni 2009

Hildegard an Gisela – Ein Zwischenbericht

Hallo Gisela – Ein kurzer Brief zur ‘Halbzeit’ unseres diesjährigen Irlandaufenthalts. Ich kann gar nicht verstehen, dass ich im Frühjahr der Meinung war, zwei Wochen Irland pro Jahr oder drei Wochen alle zwei Jahre könnten vielleicht auch reichen. Im 17. Jahr genieße ich den Urlaub hier als wäre es der erste – auch wenn sich die Zeit und unser Tagesablauf durchaus geändert haben. So ist es mir ein Rätsel, wie wir es früher geschafft haben, nach einer langen Wanderung oder einem anstrengenden Ausflug abends noch nach Clifden zu fahren, und das fast an jedem Tag.

Da Paddy Coyne’s Pub geschlossen ist und die Gemütlichkeit im Angler’s Rest zu wünschen lässt, leben wir recht gesittet und verbringen viele Abende im Cottage – lesend, malend, trinkend. Doch unser Alkoholkonsum hält sich in Grenzen. Am Sonnabend waren wir im Renvyle Inn. ‘The Hogs’ alias Kieran, Michael Casey und ein uns unbekannter Bassist spielten auf. Michael schreit noch immer statt zu singen! Bei diesem ‘Konzert der Schlachtschweine’ sind wir mit einem Kaffee (ich) und einem Guinness (Jürgen) ausgekommen. Doch das liegt nicht am Alter, denn am Sonntag drauf lieferten wir den Beweis, dass wir auch anders können. Nach diversen zwischen den Coynes und uns ausgetauschten Runden kamen wir auf drei Pints pro Nase, das letzte im Sturztrunk, denn Patrick Sammon wollte schließen und hat uns persönlich hinauskomplimentiert. Und dabei hatte ich ihm eine Stunde zuvor so viel Schmeichelhaftes über Milch-und-Honig (seine Tochter Lorraine) gesagt.

Charlie O’Malley ist im letzten Herbst gestorben. Wir hatten es schon befürchtet. Vor zwei Jahren erzählte uns Anne Jack, er habe Leukämie gehabt und hoffe, die Krankheit besiegt zu haben. Er hatte dann auch wieder in Molly’s Bar Akkordeon gespielt. Im letzten Jahr trafen wir ihn noch zweimal im Angler’s Rest, dann musste er plötzlich ins Krankenhaus, und im Oktober ist er gestorben. Mit Frank haben wir ihn mit einem der drei Pints betrauert. Möge seine Seele im Himmel sein, ehe der Teufel merkt, dass er die irdischen Pubs verlassen hat.

Zu Sonnabend fällt mir noch etwas ein. Da lernten wir im Renvyle Inn eine Frau kennen, die sich als ‘Girlfriend’ von Du-weißt-schon-wen-ich-meine vorstellte. Eine tolle Frau, sie kommt aus Schottland und arbeitet im Renvyle House Hotel. Wir waren etwas verdutzt, denn das eigentliche Girlfriend der betreffenden Person liegt im Krankenhaus und es geht ihr gar nicht gut. So ein bisschen komme ich mir vor, wie im Lied Spancil Hill. Die einen sind alt und grau geworden, und die anderen gestorben.

*  *  *

Westport Harbour, © 2009 Juergen KullmannHeute waren wir in Westport. Dort ist viel gebaut worden, doch etliche Ladenlokale stehen leer, besonders unten am Hafen. Die ehemaligen Speicher sind vor einigen Jahren zu riesigen Apartmenthäusern um- und aufgebaut worden, doch die Hälfte aller Ladenlokale im Erdgeschoss finden keine Mieter mehr. Wirtschaftskrise pur.

Zum Lunch waren wir mal wieder in einem echten Coffee Shop. Der heißt The Rings, und es gab ‘R’ Specials auf der Karte. Dahinter stand in Klammern: ‘R wie Rings und nicht Recession’. Den Humor hat haben die Iren also nicht verloren. Ein weiteres Beispiel: An der Gabelung hinter Kylemore, da wo die N 59 weiter nach Leenaun geht und die Straße ins Inagh Valley abzweigt, steht ein Hinweisschild. Das sieht ungefähr so aus:

Recession

Das ‘ion’ ist schon mehrfach mit weißer Farbe überpinselt worden, aber irgendein Leprechaun malt es immer wieder hin.

Hatte ich etwas von einem ‘kurzen’ Halbzeitbericht geschrieben? Dann mache ich mal ganz rasch Schluss. Gruß

Hildegard”

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Donnerstag, 18. Juni 2009

Eileen Óg an Nis Puk – Elfter Brief

Moin Nis – Heute Morgen zum Frühstück gab es bei uns Pancakes und Cornflakes mit frischen Erdbeeren. Lecker, kann ich dir sagen! Die Erdbeeren haben wir geschenkt bekommen, wahrscheinlich, weil wir den Iren so tatkräftig helfen, die Rezession zu bekämpfen und die Konjunktur zu fördern. Wenn du wüsstest, was wir hier alles schon eingekauft haben! Doch von wegen der Erdbeeren: Da hatten wir uns beim Lidl in Clifden eine Schale mit besonders schönen ausgesucht, und als wir zur Kasse kamen, meinte Miss Lidl, die seien nicht mehr so schön, und darum würde sie sie uns nicht berechnen. Das hat sie wohl nur gesagt, damit die anderen Kunden nicht auch glaubten, sie müssten welche umsonst bekommen. Die Erdbeeren waren nämlich sehr schön.

Ist der Sommer bei euch angekommen? Wir haben ihn gestern zu euch geschickt, so dass die Gäste in uns Huus auch ein bisschen was davon haben. Damit sie im nächsten Jahr wiederkommen und wir von dem Geld unsere Urlaubsreise bezahlen dein Haus noch schöner machen können. Auf jeden Fall ist der Sommer hier abgereist, wie lange er bis Nordfriesland braucht, weiß ich nicht.

Heute Vormittag hat es geregnet und wir haben ein Bild gemalt, wobei ich der Malerin gute Ratschläge gegeben habe. Sie schien allerdings etwas genervt zu sein. Jetzt arbeiten wir gerade an einem Bild mit zwei Segelbooten. Die haben rote Segel wie die Galway Hooker, sind aber keine. Daran sitzen wir schon ziemlich lange, und im Laufe des Tages hat sich das Meer auf dem Bild, das heute Morgen noch ziemlich aufgewühlt war, immer mehr geglättet. Es ist unser erstes Bild mit Schiffen auf See; die bisherigen lagen immer im Hafen. Der Malerin gefällt das Ergebnis nicht, doch Paddy-the-Sailor meint, es sei schon in Ordnung. Die Dynamik sei sehr gut herausgearbeitet und man fühle regelrecht, wie die Boote übers Wasser rauschen. Wer könnte das besser beurteilen als ein Seebär?

Near Roundstone, © Hildegard Vogt-Kullmann

So, jetzt muss ich aber Schluss machen. Tschüüs und einen schönen Gruß von Paddy-the-Sailor. Und auch an Jan Hinrich.

Eileen Óg”

Der Chronist fährt fort

Beim Schlafengehen ein Miauen von draußen. Da hockt doch die Cottage-Katze auf der Fensterbank und beklagt sich, der Fensterschlitz sei zu schmal, um ins Zimmer zu gelangen.

“Bleib mal hübsch draußen”, meint mien Deern, “wir haben hier erst kürzlich einen gestrandeten Seebären aufgenommen und sind jetzt ausgebucht.” Die Katze ist entrüstet: “Miiauu-au-au. Miiijau.” Übersetzt: “Muss man sich hier erst eine Tatze abfahren lassen und dann ins Meer stürzen, um Accommodation zu bekommen?”

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Freitag, 19. Juni 2009

Eileen Óg an Nis Puk – Zwölfter Brief

HBrief an Nis Pukallo Nis – Wir waren heute in Cloch na Rón, Seehundsfelsen heißt das auf Deutsch. Das wird Oskar bestimmt interessieren. Dort habe ich auch diese Karte für dich gekauft. Am Abend hörten wir dann Musik in der Bar vom Renvyle House. Ich glaube, die Menschen haben hier alle kein Geld mehr, denn viele Frauen, die an der Bar saßen, hatten statt Kleider gefärbte Kartoffelsäcke an. Zumindest sahen die Dinger so aus.

Tschüüs, pass gut auf uns Huus auf, und einen schönen Gruß an dich und Jan Hinrich von Paddy-the-Sailor und

Eileen Óg”

* Ein kleiner Seehund, der im Schlafzimmer ‘Crew’ von Uns Huus wohnt. Doch er mag es ganz und gar nicht, wenn man ihn als Stofftier bezeichnet..

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Weitere Reiseberichte


Reiseberichte Irland: Connemara 2009
© 2009 Jürgen Kullmann – Letzte Bearbeitung: 10.08.2010