Nachrichten aus Irland

Aktueller Monat & Archiv

Freitag, 31. August 2001

• Die Fraktion der Ulster Unionist Party im nordirischen Parlament traf gestern keine Entscheidung über ihre Zustimmung oder Ablehnung der von der britischen Regierung vorgebrachten Reform der nordirischen Polizei. Die Diskussion unter der Leitung des Parteivorsitzenden und zurückgetretenen Ersten Ministers David Trimble sei sehr positiv und konstruktiv gewesen. Gleichzeitig verurteilte die Fraktion die Bombenanschläge der jüngsten Vergangenheit.

  Zwei Treffen in den nächsten 48 Stunden sollen zu einer Entscheidung darüber führen, ob die Ulster Unionists bereit sind die Polizeireform zu akzeptieren und in die Regierung mit der Sinn Féin zurückzukehren.

Donnerstag, 30. August 2001

• So manch einen Pubgänger mag die folgende Nachricht erfreuen – solange er sich zu den Nichtrauchern zählt. Blame cigarettes not drink for how old you look, nicht das Trinken sondern das Rauchen macht dir Falten, lautet das Resümee einer heute in der Irish Times veröffentlichten Untersuchung.

• Bis zu 10.000 Jobs werden in der Landwirtschaft verloren gehen, sollte der Preisverfall für Fleisch bis Ende des Jahres anhalten. Nach den Worten eines Sprechers der Irish Creamery Milk Suppliers Association, der größten Interessenvertretung irischer Bauern, steht der irischen Landwirtschaft eine noch nie da gewesene Katastrophe ins Haus. Regierung und EU müssten dringend eingreifen.

Mittwoch, 29. August 2001

• Die Einwohnerzahl der Republik Irland hat mit 3,84 Mill. ihren höchsten Stand seit 120 Jahren erreicht. Die jährliche Geburtenrate liegt um 26.000 über der Sterberate und es wandern deutlich mehr Menschen ein als aus. So standen im ersten Quartal dieses Jahres 46.200 Einwanderern nur 19.900 Auswanderer gegenüber. Dabei nehmen die Einwanderer mit irischem Pass ab: Von 1999 bis heute sank ihr Anteil von 55 % auf 39 %.

• Nicht weit vom Ort des gestrigen Bombenfunds im County Antrim werden zwei weitere Rohrbomben entdeckt.

Dienstag, 28. August 2001

• Die irischen Grundschulleiter haben Probleme vakante Lehrerstellen qualifiziert zu besetzen. Bereits jetzt arbeiten mehr als 1000 Aushilfslehrer ohne Examen. Gleichzeitig gibt es in Nordirland einen Überschuss an Grundschullehrern, 74 % der examinierten Lehrer sind dort ohne Dauerjob. Da diese ohne nachgewiesene Kenntnisse in der irischen Sprache in der Republik nicht fest eingestellt werden dürfen, werden in der Lehrergewerkschaft INTO Stimmen laut, diese Beschränkung zu lockern.

• Die britische Armee entschärft eine in Antrim entdeckte Autobombe, die gegen 10.30 Uhr bei einer Routinekontrolle entdeckt worden war. Kurz danach traf eine Bombenwarnung loyalistischer Paramilitärs ein. Eine große Zahl von Touristen, die sich wegen eines Jahrmarkts auf den Straßen drängten, wurde in Sicherheit gebracht. Die Bombe war mit einem Zeitzünder versehen.

Montag, 27. August 2001

• Nach einem erneuten Ausbruch der Maul-und-Klauenseuche in Großbritannien fordert die irische Regierung zur Wachsamkeit auf. Flugplätze und Häfen in ständen vorderster Front bei der Abwehr der Seuche, meint der Landwirtschaftsminister und beklagt gleichzeitig die zunehmende ‘Laxheit’, mit der die Vorsichtsmaßnahmen gehandhabt würden. Doch wurden sie jemals ernst genommen?

• Nach den Worten der Koordinatorin für die Anti-Drogenstrategie Jo Daykin hat Nordirland den Krieg gegen die Drogen verloren. Die jungen Leute spielten ‘Russisches Roulette’ mit ihrem Leben, erst am Sonntag wurden drei junge Männer nach Drogenkonsum in West-Belfast tot aufgefunden. Nachdem vor etwa fünf Jahren der harte Drogenkonsum in schlechten Wohngegenden des Co Antrim zur Tagesordnung wurde, hat er sich unerbittlich nach Belfast und in andere Gegenden Nordirlands ausgebreitet, besonders im Kernland der Paramilitärs.

Sonnabend, 25. August 2001

• Aer Arann kündigt mit der Begründung, man werde demnächst auf größere Flugzeuge umstellen, vierzehn = einem Drittel seiner Piloten, ohne ihnen ein Training auf die neuen Maschinen anzubieten. Sollten sie sich nach Anschaffung der neuen ATR 42 für diese qualifiziert haben, könnten sie sich erneut bewerben, würden jedoch nicht bevorzugt behandelt werden. Dies erregt schon deshalb die Gewerkschaften, da Aer Arann vor gut einem halben Jahr von der Regierung mit einem 40 Mill. Euro Vertrag für fünf Regionalfluglinien bedacht worden war.

• Die Sinn Féin teilt mit, sie werde ‘energisch’ gegen die Vorschläge zur Einsetzung der neuen nordirischen Polizei Stimmung machen. Der Plan wurde in der vergangenen Woche von der SDLP, den katholischen Bischöfen, der britischen und irische Regierung sowie der Methodistischen Kirche Nordirlands akzeptiert.

Freitag, 24. August 2001

• Die irische Aufsichtsbehörde für Lebensmittelsicherheit FSA hat damit begonnen auf ihrer Website Firmen aufzulisten, die gegen das Lebensmittelrecht verstoßen haben. Sie ist die erste Behörde dieser Art in Europa, die solche Informationen für die Öffentlichkeit zugänglich macht.

Donnerstag, 23. August 2001

• Dann war die gestrige Meldung wohl doch eine Fehleinschätzung: Nach einem Gespräch im Northern Irish Office des britischen Nordirlandsekretärs, bei dem die DUP Ian Paisleys Änderungen bezüglich der Polizeireform verhandeln wollte und abblitzte, drängt sie nun die UUP zu einer gemeinsamen Ablehnung. Doch Nordirlandsekretär John Reid bleibt hart: wenn die großen protestantischen Parteien das neue Policing Board boykottieren wollen, dann gehe es auch ohne sie. Die Reform würde nicht mehr geändert. Da andererseits aus gegenteiligen Gründen auch die Sinn Féin die Reform ablehnt, ist der Kompromiss vielleicht gar nicht so schlecht.

• Weitere Arbeitsplatzverluste im Hi-Tech-Bereich. Eine Glasfaserkabel herstellende Firma im County Donegal will 69 ihrer 179 Mitarbeiter entlassen und die Mehrheit der verbleibenden auf der Basis einer 3-Tage-Woche beschäftigen.

• Die Zahl der Irinen, die zwecks Abtreibung nach Großbritannien reisen, nimmt weiter zu. Nach einem Bericht der Irish Family Planning Association (IFPA) haben in den ersten drei Monaten dieses Jahres in Großbritannien rund 1.700 Frauen mit irischer Heimatanschrift eine Abtreibung vornehmen lassen, etwa 180 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

• Nach einem Bericht der irischen Versicherungswirtschaft liegt die Zahl der Unfälle beim Wassersport und Schwimmen (im letzten Jahr 52, im ersten Halbjahr dieses Jahres 30) ‘unentschuldbar hoch’. Besonders stark betroffen seien junge Männer, die ihre Einstellung grundlegend ändern müssten.

Mittwoch, 22. August 2001

• Eine überraschende Wende, wenn’s denn keine Ente ist. Man geht davon aus, dass die beiden bestimmenden unionistischen Parteien Nordirlands, die UUP und DUP, die Polizeireform akzeptieren werden. Nach einer Mitteilung von Nordirlandsekretär John Reid werden die Mitglieder des Policing Board bis Ende September ernannt werden.

• Bombenexperten der britischen Armee untersuchen ein verdächtiges Paket in der Post des nordirischen Erziehungsministers Martin McGuinness (Sinn Féin). 40 Gebäude im Umkreis seines Wahlkreisbüros werden evakuiert.

Dienstag, 21. August 2001

• Daran werden die Unionisten in Nordirland vermutlich zu knacken haben. Bei einer Umfrage des englischen Guardian sprachen sich 41 % der Befragten für einen Anschluss von Nordirland an die Republik und nur 26 % für den Verbleib bei Großbritannien aus. Für die gegenwärtigen Probleme im Friedensprozess machten 3 % die Unionisten und 5 % die Republikaner verantwortlich, während 64 % meinten, beide Seiten seien gleichermaßen Schuld an den Problemen.

• Sowohl die Ulster Unionist Party als auch die DUP verweigern der nordirischen Polizeireform ihre Zustimmung und teilen mit, sie bräuchten mehr Zeit. Die SDLP hatte gestern ihre Zustimmung gegeben, die Sinn Féin hingegen die Pläne zurückgewiesen.

• Nach einer aktuellen Erhebung hat sich der Anstieg bei den Immobilienpreisen in diesem Jahr halbiert. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres stiegen die Preise um 5,9 %, im Vergleichszeitraum des Vorjahres um 12,5 %.

Montag, 20. August 2001

• Die SDLP billigt die überarbeitete Reform des nordirischen Polizeiwesens und erklärt sich bereit Kandidaten für das 19-köpfige Aufsichtsgremium zu nominieren. Der Parteivorsitzende und Friedensnobelpreisträger John Hume: “Wir werden positiv auf die Einladung zur Mitwirkung im ‘Policing Board’ reagieren und junge Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen ermuntern der neuen Polizei beizutreten.” Der britische Nordirlandsekretär John Reid hatte allen Parteien eine Deadline bis morgen Mittag gesetzt, Kandidaten zu benennen.

• An Taisce, Irlands führende Umweltorganisation, kritisiert hart die Entscheidung der Planungsbehörde An Bord Pleanála, den Bau von 282 Häusern im Liffeytal bei Larghcon, nahe Lucan, zu billigen. Es handele sich um ein Areal von großer landschaftlicher Schönheit mit einem langgestreckten, nördlich der Liffey ansteigenden Hügel, der als unbebauter Landstrich Lucan von Clonsilla und Blachardstown trennt.

Sonntag, 19. August 2001

• Die katholischen Bischöfe Nordirlands machen eine bedeutende Wende und erklären, junge Katholiken sollten sich frei fühlen der neuen nordirischen Polizei beizutreten. Gleichzeitig unterstützen sie die Mitarbeit in den Polizeibehörden.

• Der Vorsitzende der Fine Gael Michael Noonan erklärt auf der alljährlichen Michael-Collins-Gedächtniszeremonie im Béal na Bláth im County Cork, die Zustimmung der Sinn Féin zu den demokratischen Institutionen der Republik könne solange nur als bedingt angesehen werden, bis die Partei akzeptiere, dass die irische Armee die einzigen Streitkräfte mit dem Recht Waffen zu tragen seien. Michael Collins, einer der Gründer des irischen Freistaates und erster Oberkommandierender der irischen Armee, wurde 22. August 1922 in Béal na Bláth von kompromisslosen Republikanern ermordet.

• Die irische Firma Baltimore Technologies, die sich mit Internetsicherheit beschäftigt, kündigt für diese Woche die Entlassung von 400 Arbeitskräften an.

Sonnabend, 18. August 2001

• Die gestern angekündigte Schließung einer Halbleiterfabrik im County Cork mit einem Verlust von 670 Arbeitskräften ist für die Irish Times der Beweis dafür, dass der weltweite Abschwung auf dem Technologiesektor nun auch die Republik Irland trifft.

• Erstmals drängt die Regierung die nordirischen Parteien SDLP und Sinn Féin die britische Polizeireform in Nordirland, die sie bisher selbst kritisch beurteilt hat, zu unterstützen. Man geht davon aus, dass Taoiseach Bertie Ahern in einem Gespräch am letzten Mittwoch den SDLP-Vorsitzenden John Hume in Dublin gedrängt hat, den nun vorliegenden Vorschlägen zuzustimmen. Eine Antwort der SDLP steht noch aus, man werde die Vorschläge über das Wochenende eingehend bedenken.

Freitag, 17. August 2001

• Nach Ansicht des irischen Landwirtschaftsministeriums ist der erneute Anstieg bei den gemeldeten BSE-Fällen auf die strengere Überwachung zurückzuführen. Nachdem in dieser Woche neun neue Fälle gemeldet wurden, liegt die Gesamtzahl für die ersten acht Monate dieses Jahres mit 92 bereits um 18 höher als im gleichen Vorjahreszeitraum.

• Am späten Abend kommt bei einem Bootsunfall im County Cork der Vorsitzende von Aer Lingus ums Leben. Taoiseach Bertie Ahern zeigt sich ‘zutiefst geschockt und traurig’ und nennt Bernie Cahill einen überaus talentierten Mann, der einen großen Teil seines Lebens dem öffentlichen Dienst gewidmet hat.

• Der Monat August meint es nicht gut mit Ryanair. Schon wieder gibt es ein Problem und FR-772 von Dublin nach Glasgow muss umkehren, als nach dem Start eine undichte Ölleitung angezeigt wird – das vierte Problem mit einer Ryanair-Maschine innerhalb von zehn Tagen.

Donnerstag, 16. August 2001

• Ein Geldautomat der AIB Bank in Clonskeagh, Dublin, meinte es heute ganz besonders gut mit seinen Kunden und gab mehrere Stunden lang nach doppelt soviel wie angefordert heraus. Das sprach sich herum, und bald bildete sich eine lange Schlage vor dem Automaten. Die Bank hat bisher noch nicht ermittelt, wie viel Geld tatsächlich herausgegeben wurde und versucht die Transaktionen nachzuvollziehen. Ursache sei ein menschlicher Fehler gewesen, der inzwischen behoben sei. Ob der Bonus von den Kunden zurückgefordert würde, sei noch nicht entschieden.

• Die Zahl der Insassen in irischen Gefängnissen hat sich von 1997 bis 1999 um 23 % auf ca. 3.100 erhöht. Die durchschnittliche Steigerungsrate in anderen europäischen Ländern liegt im gleichen Zeitraum bei 5 %.

• Nach einem Unfall auf der N 4 in der Nähe von Palmerstown fließen 20.000 Liter Leichtöl in die Liffey. Die Dublin Corporation versucht Schwäne und Enten davon abzuhalten sich einzuölen.

• Die Sinn Féin sei weiterhin ‘mit dem Friedensprozess verheiratet’, versichert Caoimhghín Ó Caoláin, Abgeordneter für seine Partei im Parlament der Republik Irland.

Mittwoch, 15. August 2001

• Bei den diesjährigen Abschlussexamen in Irland schlossen die Mädchen durchweg besser als die Jungen ab. Dies gilt auch für die Naturwissenschaften und Mathematik.

• Die Arbeitslosenzahl in Nordirland ist mit 5,9 % auf den niedrigsten Wert seit 1975 gefallen. 45.000 Menschen sind derzeit in den Six Counties arbeitslos gemeldet.

• Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage hat eine Ryanair Maschine technische Probleme. Während vor einigen Tagen eine Maschine 15 Minuten nach dem Start mit einem ausgefallenen Triebwerk nach Dublin zurückkehrte, platzten heute bei der Landung einer aus Dublin kommenden Maschine in Manchester zwei Reifen. Verletzte gab es in keinem der Fälle.

Dienstag, 14. August 2001

• Die IRA zieht ihren Vorschlag zu ihrer Entwaffnung mit der folgenden Erklärung zurück:

  “Wir haben die breite Zustimmung zu unserer Erklärung zur Zusammenarbeit mit der IICD [der unabhängigen internationalen Entwaffnungskommission] zur Kenntnis genommen. Die glatte Ablehnung der Erklärung durch die Führung der Ulster Unionist Party verbunden mit dem Setzen von Vorbedingungen ist jedoch absolut unakzeptabel. Ebenso völlig unakzeptabel sind die darauf gefolgten Aktionen der britischen Regierung, eingeschlossen ihre Unfähigkeit ihre Versprechungen zu erfüllen. Die Bedingungen für die Ausführung unseres Vorschlags liegen damit nicht vor. Wir ziehen unseren Vorschlag zurück.”

Montag, 13. August 2001

• Nach Ansicht der nationalen Straßenbaubehörde NRA könnten jährlich bis zu 50 Tote im Straßenverkehr vermieden werden, wenn die Farmer und andere Gruppen sich weniger gegen Straßenausbaupläne sträuben würden. Andererseits gibt es Straßen in Connemara, auf denen es vor dem Ausbau nie Todesfälle gab, was sich unmittelbar danach änderte. Die unerreichte Effizienz von Pot Holes zur Verhinderung von Raserei sollte endlich einmal von der Straßenbaubehörde zur Kenntnis genommen werden.

• Die britische und nordirische Regierung kündigen an, die nordirischen Parteien noch in diesem Monat zu Gesprächen über die Polizei- und Kriminalrechtsreform einzuladen. Nach den Worten von Nordirlandsekretär John Reid sei es in der vergangenen Woche arg eng um das Nordirlandabkommen geworden und alle Seiten müssten sich nun neu engagieren. Sinn Féin Präsident Gerry Adams reagiert arg gereizt auf diese Bemerkung.

• Der britische Premierminister Tony Blair macht auf seine Weise Werbung für den irischen Billigflieger Ryanair und fliegt mit seiner Familie in der Touristenklasse nach Südfrankreich. Ursprünglich wurde spekuliert, Ryanairs britischer Konkurrent easyJet würde die Blairs nach Frankreich bringen.

Sonntag, 12. August 2001

• Um 00.00 Uhr hebt der britische Nordirlandsekretär John Reid die Suspension des nordirischen Parlaments und der nordirischen Exekutive wieder auf um den Parteien weitere sechs Wochen Zeit für eine Einigung zu geben. Er hoffe, dass alle ihrer Verpflichtung dem Friedensprozess gegenüber nachkommen und das Abkommen nun vollständig verwirklicht werden könne. Es bleibt jedoch die Sorge, das die IRA nach den Ereignissen der letzten Tage den Kontakt zur Internationalen Entwaffnungskommission abbrechen wird.

• “Die Iren gehören zu den größten Säufern auf unseren Planeten”, meint heute die Staatsministerin für Kunst, Kulturerbe, Gaeltacht und die Inseln anlässlich der 21sten Sommerschule in Glenties, Co. Donegal. Das Thema dieses Jahres lautet: “Drogen und Alkohol in der irischen Gesellschaft – ihr Gebrauch und Missbrauch”.

Sonnabend, 11. August 2001

• In der vergangenen Nacht gab es Spekulationen, die IRA könne nach der Suspension des nordirischen Parlaments ihre Zusammenarbeit mit der Internationalen Entwaffnungskommission einstellen. Dies war bereits im vergangenen Jahr der Fall gewesen, als das Parlament für drei Monate suspendiert wurde.

  Andererseits gibt es Meldungen, die Suspension des Parlaments könne bereits morgen wieder aufgehoben werden, um den nordirischen Parteien weitere sechs Wochen Zeit für eine Einigung über die Wahl eines neuen First Ministers zu geben.

• Der für die Zivilschifffahrt zuständige Minister Fahey hat einen 18,8 Mill. Euro teuren Vertrag zum Ausbau des Hafens von Rossaveel im County Galway genehmigt, jenem Hafen, von dem aus im Sommer täglich vierstellige Touristenzahlen auf die Aran-Inseln transportiert werden. Galway West ist der Wahlkreis des Ministers.

Freitag, 10. August 2001

• Nordirlandsekretär John Reid suspendiert das nordirische Parlament, in der Hoffnung, wie er sich ausdrückt, dass es nur für eine sehr kurze Zeit sei. Neuwahlen sind seiner Meinung nach dem Friedensprozess nicht dienlich. David Trimble und die Ulster Unionists haben ihren Willen.

• Die Inflationsrate in Irland fiel im Juli von 5,3 auf 4,8 %, was vor allem auf die Sommerschlussverkäufe zurückgeführt wird. Die Preise für Nahrungsmittel, Dienstleistungen und Wohnungen hingegen stiegen weiter an.

• Mit zwei neuen Direktoren und einem Zuschuss von 2,16 Mill. Euro für die Renovierung sieht das Dubliner Gate Theatre wieder positiv in die Zukunft. Noch vor zwei Monaten hatte Direktor Michael Colgan von einer drohenden Schließung gesprochen. (s.a. 28. Juni und 19. Juli 2001)

Donnerstag, 9. August 2001

• In der heutigen Ausgabe der Sinn Féin Zeitung An Phoblacht (Die Republik) erscheint die folgende Erklärung der IRA:

  “Am 8. März 2001 erneuerte die IRA-Führung den Kontakt zur IICD, der Internationalen Kommission für Entwaffnung. Seither haben sich IRA-Vertreter achtmal mit der IICD getroffen. Als Ergebnis dieser Diskussionen können wir bestätigen, dass die IRA-Führung sich mit der IICD auf einen Plan geeinigt hat, der IRA-Waffen vollständig und nachweislich außer Gebrauch stellen wird. Wir nehmen die laufenden Versuche gewisser Kreise, einen Fortschritt zu verhindern, zur Kenntnis. Unsere Vertreter werden sich weiterhin mit der IICD treffen. Die IRA-Führung wird die politische Entwicklung weiter verfolgen.” – P. O’Neill, Irish Republican Publicity Bureau, Dublin

  Während die SDLP die obige Erklärung der IRA als substanziellen Fortschritt begrüßt, lehnt der frühere Erste Minister der nordirischen Exekutive und Vorsitzende der Ulster Unionist Party sie als unzureichend ab. Gleichzeitig beschuldigt er die britische und irische Regierung leerer Versprechen und fordert die Suspendierung des nordirischen Parlaments.

• Eine kleine Statistik der Gewalt: Seit Beginn dieses Jahres wurden in Nordirland 134 Rohrbomben entdeckt, von denen fast fünfzig explodierten.

• Dublin hat einen neuen Multimillionär. Im Hauptbüro der Nationallotterie erschien heute Vormittag Mr. Ken Cullen, 25 Jahre alt, und holte sich seinen Scheck über 3,3 Mill. IR£ (4,2 Mill. Euro) ab. Der gleiche Betrag geht noch einmal an einen Spieler aus Galway, der sich bislang noch nicht gemeldet hat.

Mittwoch, 8. August 2001

• Im Rahmen der Reform der nordirischen Polizei sollen in Abstimmung mit den örtlichen Behörden bis zu 26 Niederlassungen der bisherigen Royal Ulster Constabulary (RUC) aufgelöst werden.

• Der Computerhersteller Gateway wird seine Aktivitäten in Irland und Großbritannien einstellen. Im europäischen Hauptquartier in Dublin gehen damit weitere 850 Jobs verloren. Bereits im April gab es 200 Entlassungen.

• Eine private Grundschule im County Wicklow lehnt es ab, nach den Ferien zwei Schüler wieder aufzunehmen, die sich weigern Irisch zu lernen. Die Eltern, die hinter ihren Kindern stehen, sind erbost, doch die Schule bleibt hart.

Dienstag, 7. August 2001

• Als bisher einzige Partei akzeptiert die SDLP die Vorschläge der britischen und irischen Regierung zu Lösung der Krise in Nordirland. Nach den Worten ihres Vorsitzenden John Hume habe man den Entwurf eingehend studiert und die Antwort sei trotz gewisser Vorbehalte vor allem bei der Polizeireform ein ‘sehr kräftiges Ja’.

  Dem mag sich der Vorsitzende der Ulster Unionist Party David Trimble nicht anschließen. Er weist die IRA-Erklärung bezüglich ihrer Entwaffnung und die Vorschläge der beiden Regierungen im Namen seiner Partei als unzureichend zurück und kritisiert die Haltung der SDLP in der Polizeireform.

  Zuvor hatte die Sinn Féin mitgeteilt, sie benötige vor einer Zustimmung weitere Details zu Polizeireform, Demilitarisierung und Kriminalrecht. Nach der Zurückweisung der Vorschläge durch die UUP folgt eine harsche Reaktion und Chefunterhändler Martin McGuinness nennt diese ‘den größten Schnitzer’ des David Trimble.

• Die beiden größten Gewerkschaften des Landes, SIPTU und TEEU, beschließen ein formales Kooperationsabkommen und vertreten von nun an gemeinsam fast 25.000 Arbeitnehmer.

• Ein Jahr nach dem Absturz des französischen Überschallflugzeugs Concorde in Paris werden von Shannon Airport aus Testflüge mit der überarbeiteten Maschine über den Atlantik unternommen.

Montag, 6. August 2001

• Der Vorsitzende der internationalen Entwaffnungskommission für Nordirland, der kanadische General John de Chastelain, teilt mit, dass ein Vertreter der IRA einen Vorschlag für eine Methode zur vollständigen und verifizierbaren Unbrauchbarmachung ihrer Waffen vorgelegt hat. Das vorgeschlagene Verfahren stehe in Übereinstimmung mit den von den beiden Regierungen erlassenen Vorgaben.

  Unmittelbar darauf nennt Sinn Féin Präsident Gerry Adams das Statement einen ‘riesigen historischen Durchbruch’. Taoiseach Bertie Ahern schließt sich dem an und spricht von einer Entwicklung von historischer Bedeutung und einem großen Schritt vorwärts zu einer Lösung der Entwaffnungsfrage. Auch der britische Nordirlandsekretär John Reid nennt den Bericht einen signifikanten Schritt vorwärts und sieht die Chance, das Problem nun schnell zu lösen.

• Nach Einschätzung der Small Firms Association (SFA) steht die irische Wirtschaft unter zunehmenden Druck ihre Wettbewerbsfähigkeit zu behaupten. Das starke Wachstum und die niedrigen Arbeitslosenzahlen verschleierten einen Verlust von 12.000 Arbeitsplätzen seit Beginn dieses Jahres, wobei die Zahl der Entlassungen um 24 % gestiegen sei. Zudem liege der Anstieg der Arbeitskosten mit 7 % mehr als doppelt so hoch wie im europäischen Durchschnitt.

• Die Sozialausgaben im irischen Staatshaushalt liegen mit 16 % des Bruttosozialproduktes niedriger als in allen anderen EU-Staaten. Der EU-Durchschnitt beträgt 27,7 %.

Sonntag, 5. August 2001

• Nach den Worten ihres Vorsitzenden David Trimble könne man der Ulster Unionist Party keinen Vorwurf daraus machen, wenn sie ohne eine Entwaffnung der IRA die Vorschläge der britischen und irischen Regierung zurückweise.

• Sechs weitere Inseln im Westen Irlands sollen in den kommenden anderthalb Jahren vom Festland aus an die Stromversorgung angeschlossen werden. Es handelt sich um Turburt, Inishturk und Inish Mhic Cionnaith im County Galway, Islandmore in der Clew Bay, Gola Island vor der Küste Donegals und Foynes im County Limerick.

Sonnabend, 4. August 2001

• Sinn Féin Sprecher Alex Maskey teilt mit, seine Partei sehe sich vermutlich nicht in der Lage innerhalb der von der britischen und irischen Regierung bis Montag gesetzten Frist auf die Vorschläge zur Lösung der Nordirlandkrise zu antworten. Es gäbe eine Reihe von Punkten, auf die die beiden Regierungen nicht eingegangen wären.

• Kurz nach Mitternacht wieder ein Bombenanschlag auf ein Haus im Norden von Belfast, bei dem zum Glück niemand verletzt wird.

• Nach den letzten Zahlen von Eurostat, dem Amt für Statistik der Europäischen Union, ist die Luftlinie Dublin–London mit 4,3 Mill. Passagieren im Jahr 1999 die mit Abstand am stärksten frequentierte Route Europas. Gefolgt wird sie von der Verbindung London–Paris mit 2,9 Mill. Passagieren. Hinzuzufügen bleibt, dass die Republik Irland knapp 3,7 Mill. Einwohner hat.

Freitag, 3. August 2001

• Scotland Yard hält dissidente republikanische Paramilitärs aus Nordirland für einen Bombenanschlag in der vergangenen Nacht in London verantwortlich. Sieben Menschen wurden bei der Explosion der Autobombe verletzt. Nach Ansicht von Alex Makey von der Sinn Féin zeigt dies umso mehr, wie wichtig die vollständige Implementierung des Belfaster Abkommens ist. Allerdings ist kaum anzunehmen, dass solche Anschläge die Motivation der Ulster Unionists erhöhen die nordirische Regierung wiederherzustellen und einen First Minister zu wählen.

• Bei der Hauptforderung der Ulster Unionists nach einer Entwaffnung der IRA darf allerdings nicht vergessen werden, dass auch Paramilitärs auf protestantischer Seite ihre Waffenlager haben. So entdeckte die nordirische Polizei soeben in einer loyalistischen Region nördlich von Belfast fünf Rohrbomben, eine Kaffeedosen-Bombe und dreihundert Schuss Munition, ‘ready for use’, wie es in dem Bericht heißt. Und die Gewalt in Nordirland nimmt kein Ende: Gestern Abend wurden einem 17-jährigen in Killough im County Down die Füße zerschossen.

• Die irische Marine, es gibt sie tatsächlich, bringt 30 Meilen südlich von Cork einen französischen Fischtrawler auf und übergibt ihn der Gardaí in Cobh. Der Kapitän hatte nicht, wie vorgeschrieben, seinen Fang im European Union Logbook verzeichnet.

• Das Thema schien schon von der Tagesordnung verschwunden zu sein, doch in dieser Woche gibt das irische Landwirtschaftsministerium wieder vier neue BSE-Fälle bekannt.

• Die Arbeitslosenrate in Irland fällt geringfügig und lag im Juli bei 3,6 %.

Donnerstag, 2. August 2001

• Nach den Worten eines führenden Sinn-Féin-Mitglieds ist es die Gewalt von loyalistischen Paramilitärs, die die IRA daran hindert sich zu entwaffnen. Die Kampagne der Ulster Defence Association (UDA) mache Katholiken immer mehr abgeneigt, “der IRA die Übergabe ihrer Waffen zu erlauben.”

  Vier Tage lang haben die nordirischen Parteien nun Zeit auf die Vorschläge der britischen und irischen Regierung zu antworten. Ohne eine Entwaffnung der IRA gibt es nach den Worten des Vorsitzenden der Ulster Unionist Party und zurückgetretenen First Ministers der nordirischen Exekutive David Trimble keine Chance einen neuen Regierungschef zu wählen. Doch sollte in Nordirland neu gewählt werden, dürfte gerade seine Partei auf Kosten der Radikalen Ian Paisleys verlieren und gleichzeitig die Sinn Féin auf der Gegenseite kräftig gewinnen. Ob das im Sinne seiner UUP ist?

• Eine wertvolle, im Dezember 1999 gestohlene Erstausgabe von Jonathan Swifts ‘Gullivers Reisen’ ist in Dublin wieder aufgetaucht und wurde der Armagh Public Library zurückgegeben. Zusammen mit anderen Werken wird sie dort ab Oktober zu besichtigen sein, wenn die 230 Jahre alte Bibliothek nach längerer Restaurierung für Besucher geöffnet wird.

Mittwoch, 1. August 2001

• Die britische und irische Regierung legen den nordirischen Parteien ihre Vorschläge zur Rettung des Belfaster Karfreitag-Abkommens von 1998 vor. Darin verspricht die britische Regierung einen überarbeiteten und detaillierteren Plan für die Inkraftsetzung des nordirischen Polizeigesetzes, mit dem die Royal Ulster Constabulary (RUC) durch die neuen Polizeikräfte Nordirlands abgelöst werden soll. Zudem soll die Garda der Republik Irland engstens mit dieser Polizei zusammenarbeiten, um der zunehmenden terroristischen Bedrohung entgegenzuwirken.

  Bezüglich der Entwaffnung der paramilitärischen Kräfte stellen die Regierungen etwas wage fest, dass dieser Punkt unerlässlich für die Realisierung des Abkommens sei und auf eine akzeptable Weise von der Internationalen Entwaffnungskommission zu verifizieren ist. Diese Kommission unter dem Vorsitz des kanadischen Generals John de Chastelain hatte in der Vergangenheit mehrfach Waffendepots der IRA kontrolliert und festgestellt, dass diese nicht benutzt worden waren. Die von den Unionisten geforderte und im Abkommen festgelegte Waffenabgabe erfolgte jedoch bisher nicht.

• Wird die Jugend in Irland wieder frömmer, und ganz besonders die männliche? Zumindest die Lough Derg Pilger werden immer jünger, denn von den ca. 11.000 in diesem Jahr war mehr als die Hälfte unter 35 Jahre alt. Und während in früheren Jahren der Anteil der Männer nur ein Drittel betrug, liegt er nun nahe der 50 %-Marke.

• Je ärmer der Ire, desto mehr gibt er nach einem heute veröffentlichtem Bericht für Lotto aus. Oder ob man durch Lottospielen nur ärmer wird? Andererseits sind 90 % aller irischen Lottomillionäre regelmäßige Spieler.