Nachrichten aus Irland

Aktueller Monat & Archiv

Dienstag, 31. Juli 2001

• Nordirlandsekretär John Reid trifft den Chef der nordirischen Polizei Sir Ronnie Flanagen, um die gespannte Sicherheitslage zu diskutieren. Seit der Unterzeichnung des Belfaster Abkommens am Karfreitag 1998 sind in Nordirland und der Republik 90 Morde durch Paramilitärs zu verzeichnen und derzeit fast täglich Rohrbombenanschläge zu vermelden. Erst in der vergangenen Nacht wurden einem 20-jährigen im Rahmen einer ‘Strafaktion’ von Paramilitärs die Beine zerschossen.

• Die Europäische Kommission will Irland vor Gericht zitieren, da es das Land versäumt hat sich um die Verminderung der Nitratkonzentration im Wasser zu kümmern. Seit Dezember 1993 sind die EU-Staaten verpflichtet Oberflächengewässer und Grundwasser mit zu hohem Nitratgehalt zu melden und Maßnahmen dagegen zu ergreifen. Irland ist das einzige EU-Land, das es versäumt hat dieser Verpflichtung nachzukommen.

• Die irischen Postmeister sind beunruhigt über Regierungspläne unrentable Postämter aufzulösen und in Läden zu integrieren (s. 28. Juli). Sie sehen erheblichen Klärungsbedarf seitens der Post und der zuständigen Ministerin, um dann über mögliche Streikaktionen zu entscheiden.

Montag, 30. Juli 2001

• Die paramilitärische loyalistische Gruppe Red Hand Defenders bekennt sich zum Mord an einem 18-jährigen in Nord-Belfast. In einer einer lokalen Radiostation übermittelten Stellungnahme wird mitgeteilt, der Mord solle die ‘Grimmigkeit ihrer Kampagne’ gegen die katholische Gemeinschaft steigern.

• Das staatliche Stromversorgungsunternehmen ESB will in den kommenden fünf Jahren die Strompreise um mehr als 20 % zu erhöhen. Begründet wird dies mit den gestiegenen Energiekosten.

• Nach dem dritten Jahresbericht der Road Safety Strategy der irischen Regierung stieg von Juni 1999 bis zum Juni 2001 die Zahl der mit Alkohol am Steuer ertappten Autofahrer um 24 %. Insgesamt 10.433 Personen durften ihren Führerschein abgeben. Ob es tatsächlich mehr alkoholisierte Autofahrer gibt oder nur mehr kontrolliert wird, ist eine andere Frage.

• Wer schon einmal in Dublin war, wird die Kylemore Bakery kennen. Bis Ende August sollen die Bäckereien geschlossen werden, wobei 317 Arbeitsplätze verlorengehen. Nicht von der Schließung betroffen sind die landesweit elf Cafés.

• Zehn Jahre, nachdem das Schloss durch einen Brand teilweise zerstört wurde, wird Slane Castle im County Meath in der kommenden Woche wieder zu besichtigen sein. Nach Ansicht seines Besitzers Lord Mount Charles ist das restaurierte Gebäude nun in einem besseren Zustand als vor dem Feuer im November 1991.

• Vierzehn deutsche Jugendliche werden gerettet, als ihre Kajaks bei rauer See auf dem Lough Corrib kentern.

Sonntag, 29. Juli 2001

• Michael Flatley, früherer Riverdance-Star, hängt seine Tanzschuhe an den Nagel und zieht sich auf sein Anwesen nach Cork zurück. Zum Abschluss seiner Welttournee mit Feet of Flames in Dallas erklärt der 43-jährige, dies sei sein letztes öffentliches Auftreten gewesen.

Sonnabend, 28. Juli 2001

• Bis zu 800 unrentable Postämter sollen aufgelöst und in Läden integriert werden. Dies ist einem interministeriellen Bericht zu entnehmen, den die Ministerin für öffentliche Unternehmungen O’Rourke gestern dem Kabinett vorgelegt hat.

• Nach den Worten des Vorsitzenden des irischen Hotelverbandes John Power sind in diesem Jahr im Tourismusgeschäft 10 bis 15 % weniger Buchungen zu verzeichnen, im Westen und Südwesten sogar bis zu 30 % weniger. Als Ursache werden sowohl die Maul-und-Klauenseuche als auch der Wirtschaftsabschwung in den USA genannt. Auch aus Deutschland und Frankreich sei die Besucherzahl zurückgegangen.

• Sechs Umweltgruppen und Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) protestieren gegen Regierungspläne zwei neue Torfkraftwerke zu errichten. Die EU solle die Forderung der Regierung zurückweisen, die höheren Kosten dafür mit einer Sonderabgabe auf die Konsumenten abzuwälzen.

Freitag, 27. Juli 2001

• Die Steuereinnahmen in Irland erreichten im vergangenen Jahr das neues Rekordhoch von 35 Mrd. Euro und lagen damit um 1,9 Mrd. höher, als für den Haushaltsansatz geschätzt worden war. Nach den Worten des Vorsitzenden der Steuerbehörde Dermot Quighley ist hingegen für dieses Jahr mit einem sinkenden Steueraufkommen zu rechnen.

• Taoiseach Bertie Ahern und der britische Premierminister Tony Blair bestätigen, dass sie ihr Paket zur Rettung des Belfaster Abkommens von Karfreitag 1998 in der kommenden Woche den nordirischen Parteien vorlegen werden. Nach einem Besuch Tony Blairs in dessem Wahlkreis in Sedgefield äußert der Taoiseach, sie hätten ihr Äußerstes getan und würden uneingeschränkt daran festhalten, das Abkommen vollständig in Kraft zu setzten. Wörtlich: “Wir hatten ein Paket zu schnüren, und es ist, wie wir glauben, ein gutes Paket”.

Donnerstag, 26. Juli 2001

• Nach einem heute veröffentlichten Bericht sind die Schadstoffkonzentrationen in weiten Bereichen der Flüsse Boyne, Liffey und Suir so hoch, dass sie die Gesundheit und den Bestand der Lachs- und Forellenpopulationen gefährden.

• Die für morgen angekündigten Vorschläge der irischen und britischen Regierung zur Überwindung der politischen Krise in Nordirland werden sich verspäten. Nach den Worten eines Regierungssprechers benötigt man noch ein paar Tage, um ihnen den letzten Schliff zu geben.

Mittwoch, 25. Juli 2001

• Irlands oberster Polizist Pat Byrne nennt anlässlich einer Kampagne für mehr Sicherheit im Straßenverkehr und den Start eines Saver Driving Radio das Ergebnis der Trunkenheitsstatistik entsetzlich und zutiefst beschämend für das Land. Pro Monat gäbe es 1.000 Festnahmen, mehr als 37.000 seit 1997. Nach den Worten von Staatsminister Bobby Molloy, der die Kampagne eröffnete, muss sich “die gesamte irische Psyche bezüglich Autogebrauchs ändern”.

• Sollten Sie Erfahrungen im Metro-Bau haben, auf nach Irland. Vom Herbst an nimmt die irische Regierung Angebote für den Bau einer Linie vom Flughafen in die Dubliner Innenstadt mit einem Abzweig nach Blanchardstown entgegen. Die Gesamtkosten sollen sich auf etwa 2,5 Mrd. Euro belaufen.

Dienstag, 24. Juli 2001

• Die Rekruten der neuen nordirischen Polizeikräfte sollen nach den Worten eines Sprechers nicht mehr im Umgang mit Plastikgeschossen und Gummiknüppeln geschult werden. Dies wird als Zugeständnis an die Sinn Féin und SDLP gesehen, die die Polizeireform in der gegenwärtigen Fassung ablehnen.

• Seit einigen Wochen häufen sich die Rohrbombenanschläge in Nordirland, auch in der vergangen Nacht gab es wieder zwei. Eine, die durch ein Fenster in ein Haus in Portrush, County Antrim, geworfen wurde, konnte von britischen Bombenexperten entschärft werden. Die andere explodierte in Ballymena und beschädigte ein Auto, ohne dass jemand verletzt wurde.

• Nach Meldungen aus Dublin und London sind die Vorschläge der britischen und irischen Regierung zur Überwindung der Sackgasse im nordirischen Friedensprozess nahezu fertig. Einige Feinarbeiten seien jedoch noch nötig, bis sie am Freitag den nordirischen Parteien vorgelegt würden.

• Gesundheitsminister Martin unterstützt eine drastische Preiserhöhung für Zigaretten und empfielt innerhalb der nächsten vier Jahre eine Preissteigerung von ca. 2,5 Euro für eine 20-er Packung.

Montag, 23. Juli 2001

• Sollte die Regierung nicht unverzüglich daran gehen, die Straßen-, Stromversorgungs- und Telekommunikations-Infrastruktur zu verbessern, so wird die wirtschaftliche Entwicklung des Westens uneinholbar hinter der des übrigen Landes zurückfallen. Nach einem Bericht der Western Development Commission ist die Lage in den Counties Donegal, Sligo, Leitrim, Mayo, Roscommon, Galway und Clare hinreichend ernst und erfordert radikale und dramatische Maßnahmen.

• Die Lokomotiveführer streiken wieder einmal, wenngleich nur im Süden und Südwesten des Landes, wobei die Verbindungen zwischen Tralee und Killarney sowie Mallow betroffen sind. Nach einem Sprecher von Iarnród Éireann sind die Lokführer unzufrieden mit dem Schlichtspruch des Labour Courts bezüglich der letzten Gehaltserhöhung.

• Taoiseach Bertie Ahern und der britische Premierminister Tony Blair diskutieren Vorschläge für die nordirischen Parteien zur Überwindung der Krise im Friedensprozess. Entgegen früheren Aussagen geht man jedoch davon aus, dass diese nicht vor Ende der Woche vorgelegt werden. Nach den Worten eines Regierungssprechers hoffen beide, mit ihren Vorschläge den Bedenken von Unionisten, Nationalisten und Republikanern bezüglich der Frage der Entwaffnung der Paramilitärs, Polizeireform und Demilitarisierung des Landes begegnen zu können.

Sonnabend, 21. Juli 2001

• Die britische und irische Regierung werden bis Dienstag den nordirischen Parteien ihre Vorschläge zur Lösung der Krise in Nordlirland vorlegen. Nach den Worten von Taoiseach Bertie Ahern sei es vermutlich nicht möglich alle Parteien zu befriedigen, dennoch hofften beide Regierungen mit ihrem endgültigen Paket ein Maximum an Zustimmung zur erreichen.

• Die Garda entdeckt nach einem Hinweis im County Donegal ein beachtliches Waffenlager dissidenter Republikaner.

Freitag, 20. Juli 2001

• Bei einem für Aer Lingus in diesem Jahr erwarteten Verlust von 25,4 Mill. Euro kündigt der amtierende Vorstandsvorsitzende John O’Donovan (der bisherige wurde nach Vorwürfen einer Mitarbeiterin, sie sei sexuell belästigt worden, seiner Funktion enthoben) an, die Betriebskosten genau unter die Lupe zu nehmen. Entlassungen schließt er derzeit aus, doch die Kosten müssten in einer Situation, in der die Luftlinie bei gesteigerten Kapazitäten eine geringere Nachfrage zu verzeichnen hat, mit den Einnahmen in Einklang gebracht werden. Die Verluste werden zum einen mit den Auswirkungen der Maul-und-Klauenseuche in Verbindung gebracht, zum anderen sei nach vielen Ausfällen durch Streiks das Vertrauen der Geschäftswelt in Aer Lingus gesunken.

Donnerstag, 19. Juli 2001

• Taoiseach Bertie Ahern warnt vor den Folgen der amerikanischen Wirtschaftsschwäche, derweil Intel für Irland den Wegfall von 170 Arbeitskräften ankündigt.

• Auf einer Veranstaltung in New York gratuliert Irlands Ministerin für Arts, Culture, Gaeltacht and the Islands, Síle de Valera, dem Dubliner Gate Theatre für seine Arbeit und nennt sie ein ‘Beacon of excellence’. Der irische Arts Council ist da anderer Meinung und mag dem Theater nicht die gewünschten Subventionen gewähren. Die Produktionen seien weder gewagt noch bahnbrechend, eine Mischung aus literarischen Adaptionen und Klassikern: solide und traditionell, aber nur ein Stück Gegenwartstheater.

• Die Bedingungen für Gefangene in nordirischen Gefängnissen sind nach einem heute veröffentlichten Bericht des 2000/2001 Northern Ireland Prison Service Report im Vergleich zu denen in anderen Ländern ganz ordentlich. Die Gefängnisse sind nicht überfüllt, es gibt umfassende Bildungsmöglichkeiten, und das Personal erfährt durchschnittlich acht Tage Fortbildung pro Jahr.

Mittwoch, 18. Juli 2001

• Die Europäische Kommission droht wieder einmal, Irland vor den Europäischen Gerichtshof zu bringen. Aus gutem Grund, denn die Regierung hat es trotz zweier Urteile noch nicht geschafft, die europäischen Richtlinien für Gefahrguttransporte umzusetzen. Das Ergebnis könnte eine tägliche Strafzahlung rückwirkend vom Datum des ersten Urteils sein. Doch die Kassen sind ja voll, beim irischen Finanzminister.

• Sowohl die UUP auf der Seite der Königstreuen als auch die SDLP auf der Seite der Anhänger eines vereinten Irlands begrüßen die Aufforderung des amerikanischen Präsidenten Bush an die Paramilitärs, ihre Waffen abzugeben. Die Sinn Féin ziert sich ein wenig: nach ihrer Meinung teilt Herr Bush ihre Analyse, dass die Situation sehr kritisch und eine Lösung in der Entwaffnungsfrage notwendig sei. Das Plädoyer des Präsidenten könne dazu beitragen den Friedensprozess voranzubringen.

  Derweil kommt vom britischen Premierminister Tony Blair die Aussage, dass die britische und irische Regierung in Kürze ein faires und vernünftiges Paket vorlegen würden, um die Hindernisse im nordirischen Friedensprozess beiseite zu räumen.

• Trotz der Kritik der Europäischen Kommission an Irland: Nach einer Meinungsumfrage halten 72 % aller Iren die EU-Mitgliedschaft ihres Landes für eine gute Sache und sind damit knapp vor den Luxemburgern die euroopafreundlichste Nation in der Gemeinschaft. Zum Vergleich: EU-Durchschnitt 48 % Zustimmung, Deutschland 45 %.

Dienstag, 17. Juli 2001

• Der britische Nordirlandsekretär Dr. John Reid zeigt sich hoffnungsvoll, dass die nordirischen ‘Pro-Agreement-Parteien’ die Vorschläge, die derzeit von der britischen und irischen Regierung zur Lösung der politischen Krise ausgearbeitet werden, unterstützen werden. Details mag er jedoch keine bekannt geben.

  Zudem wird berichtet, dass die britische Regierung die Ernennung eines internationalen Richters in Erwägung zieht, um – wie von Unionisten und Republikanern gefordert – eine Reihe von Mordfällen zu untersuchen, darunter die an Pat Finuacane, Rosemary Nelson und Robert Hamill.

• Die negative Einstellung der sesshaften irischen Bevölkerung zu den Travellers hat sich nach einer neuen Untersuchung nicht verbessert. Gleichzeitig mit ihr präsentiert der Stadtbezirk Süd-Dublin den Travellern eine Rechnung in Höhe von 50.800 Euro für den Müll, denn eine Gruppe von ihnen auf dem Gelände der Gaelic Athletic Association in Ballyboden hinterlassen hat. Für Fintan Farell von der Citizen Traveller Campaign ist dies jedoch allein auf den Mangel an Einrichtungen für Traveller zurückzuführen.

• Immer weniger Menschen leben in Irland in ‘konstanter Armut’, doch die Schere zwischen Arm und Reich weitet sich. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Economic and Social Research Institute (ESRI). Von 1994 bis 1998 sank zwar der Anteil derer, die Grundbedürfnisse wie eine warme Wohnung, warme Kleidung oder regelmäßige Mahlzeiten nicht befriedigen können, von 15 auf 8 %; gleichzeitig jedoch stieg der Anteil der Menschen, die sich mit weniger als der Hälfte des Durchschnittseinkommens zufrieden geben müssen, von 17,4 auf 20 % – ein hoher Wert im Vergleich zu anderen EU-Staaten.

Montag, 16. Juli 2001

• Britische und irische Regierungsvertreter treffen sich ab heute, um das am Samstagabend angekündigte ‘endgültige Paket’ zur Lösung der gegenwärtigen Krise zu schnüren. Nach den Worten eines britischen Regierungssprechers sehen beide Regierungschef nun ein ‘tiefes Verständnis’ für die Bedenken der betroffenen Parteien und glauben an die Möglichkeit der vollständigen Implementierung des Nordirlandabkommens. Beide hätten ein ‘gutes Gefühl’.

Sonnabend, 14. Juli 2001

• Am Abend gehen die Krisengespräche zur Rettung der nordirischen Exekutive zu Ende, ohne dass ein endgültiger Durchbruch erzielt worden wäre. Während die Ulster Unionists ohne ein Zugeständnis der IRA in der Frage ihrer Entwaffnung die Suspension der nordirischen Exekutive, die Auflösung des Parlaments und Übernahme der Regierungsgewalt durch Großbritannien betreiben, weigert sich die Sinn Féin die IRA zur Abgabe ihrer Waffen aufzufordern, solange in Nordirland kein ihr genehmes Polizeigesetz gilt und Großbritannien weitere Truppen abgezogen hat.

  Taoiseach Bertie Ahern und der britische Premierminister Tony Blair zeigen sich dennoch optimistisch und kündigen für die nächsten Tagen ein ‘nicht verhandelbares’ endgültiges Paket an, um den nordirischen Friedensprozess aus seiner Sackgasse zu führen.

Freitag, 13. Juli 2001

• Die Inflationsrate in Irland ist im vergangenen Monat minimal um 0,1 % auf 5,3 % gesunken. Spürbar gesunken ist der Anstieg der Hauspreise. Dieser lag in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bei 4,8 %, während er im Vergleichzeitraum des Vorjahres 10.5 % betrug.

Donnerstag, 12. Juli 2001

• Bei den schwersten Ausschreitungen seit Jahren werden am Abend in Belfast 55 Polizisten und mehr als zehn Zivilisten verletzt, 15 Autos gehen in Flammen auf. Die Lage eskaliert, als die Polizei einen Marsch des Oranierordens über die Crumlin Road an der Grenze zu loyalistischen und republikanischen Wohngebieten begleitet und dabei versucht, das Eindringen von Demonstranten in Nebenstraßen zu verhindern.

• Nach einem soeben veröffentlichten Bericht zur Wasserqualität gilt der Shannon auf mehr als einem Drittel seiner Länge als stark verschmutzt. Kritisiert werden die Behörden, die ohne angemessene Regulierung Lizenzen zur Abwassereinleitung in den Shannon geben. In der Kritik steht insbesondere der Roscommon County Council, der nach Errichtung einer neuen Kläranlage mit Verweis auf diese so viele industrielle Einleitungslizenzen erteilt hat, dass diese sogleich überlastet war.

  Hinter dem Bericht steht das Lough Ree and Lough Derg Catchment Monitoring and Management System, eine von der EU gesponserte Initiative mit dem Ziel, die ernsthaften Verschmutzungsprobleme am Shannon in den Griff zu bekommen, die jedoch kaum Unterstützung bei den lokalen Behörden findet.

Mittwoch, 11. Juli 2001

• Die Gespräche zur Rettung des Nordirlandabkommens scheinen an Fahrt zu verlieren, als sich der UUP-Vorsitzende und zurückgetretene Erste Minister der nordirischen Exekutive David Trimble wegen eines anderen Termins von ihnen verabschiedet. Am frühen Nachmittag macht sich dann auch das letzte Mitglied der UUP-Delegation, der nordirische Wirtschaftsminister und geschäftsführende Regierungschef Sir Reg Empey, kommentarlos von dannen.

• Die irische Regierung stellt 8,9 Mill. Euro für 49 Frauenprojekte zur Verfügung. Es geht um Projekte zur Schulung und Ausbildung von Frauen in schwieriger Lage, die sie befähigen soll ihren Status in der Arbeitswelt und Gesellschaft zu verbessern. Zu den Zielgruppen gehören Prostituierte, misshandelte Frauen, Flüchtlinge und Frauen mit Behinderungen.

Dienstag, 10. Juli 2001

• Das bislang unbekannte 44-seitige ‘Eummaeus Notizbuch’ von James Joyce wird in London für etwas mehr als 1,4 Mill. Euro von einem Privatmann ersteigert. Mit vielen Anmerkungen und Korrekturen in verschiedenfarbiger Tinte versehen, ist es der einzige bekannte frühe Entwurf der Eumaeus-Episode des Ulysses.

• Gesundheitsminister Martin sucht bei den Sozialpartnern Zustimmung für sein Vorhaben, Preiserhöhungen für Zigaretten und Alkohol bei der Berechnung der Inflationsrate für Konsumgüter nicht mehr zu berücksichtigen.

• Die loyalistischen, paramilitärischen Ulster Freedom Fighters (UFF) ziehen ihre Unterstützung für das Belfaster Friedensabkommen zurück, teilen aber gleichzeitig mit, ihr Waffenstillstand bleibe bestehen.

Montag, 9. Juli 2001

• Lässt man die USA außer Acht, so leben nach dem von den Vereinten Nationen herausgegeben Human Development Report mit 15,3 % in Irland anteilmäßig mehr Menschen in Armut als in irgendeinem anderen industrialisierten Staat. Dies wird unter anderem mit einem hohen Grad an ‘funktionellem Analphabetentum’ erklärt – fast 23 % seien nicht in der Lage einen Busfahrplan zu lesen. Nur in den USA sieht es noch schlechter aus, dort leben dem Bericht zufolge 16,5 % in Armut, während Schweden mit 6,5 % am besten abschneidet.

  Im Kontrast dazu hat Irland das höchste Wirtschaftswachstum der westlichen Welt, seit 1990 durchschnittlich 6,1 % pro Jahr, und das Bruttosozialprodukt liegt über dem von Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Schweden und Japan.

• Nach einer heute veröffentlichten Studie sind nur 15 % aller Arbeitgeber in Irland Frauen. Zum Vergleich: In Finnland, Australien, Kanada und den USA liegt ihr Anteil bei einem Drittel.

• Die irische Regierung stellt 7 Mill. Euro für 41 humanitäre Projekte in 22 der ärmsten Länder der Welt zur Verfügung. Davon gehen 317.000 Euro an die Überlebenden des Juni-Erdbebens in Peru.

• Taoiseach Bertie Ahern und der britische Premierminister Tony Blair treffen per Hubschrauber in Shropshire ein um mit Vertretern der nordirischen ‘Pro-Agreement-Parteien’ einen Weg aus der Krise zu suchen, in der sich der Friedensprozess nach dem Rücktritt von David Trimble als Erster Minister der nordirischen Exekutive befindet. (s. 1. Juli 2001)

Sonntag, 8. Juli 2001

• Weitgehend friedlich verläuft in Portadown die alljährliche Parade des nordirischen Oranierordens, mit der protestantische Anhänger der Union mit Großbritannien den Sieg Wilhelms von Oranien über seinen nach Irland geflohenen Schwiegervater, dem katholischen König Jakob II, feiern. Polizei und britisches Militär hatten starke Sicherheitsvorkehrungen getroffen um Zusammenstöße mit katholischen Anwohnern zu verhindern.

• Die Garda im County Kildare stellt als Teil eines Waffenlagers dissidenter Republikaner Gewehre, Raketen und Abschussrampen für Raketen sicher, die meisten davon ‘hausgemacht’. Man geht davon aus, dass sie für Terrorakte in Nordirland bestimmt waren. Zwei Männer wurden festgenommen.

Sonnabend, 7. Juli 2001

• Der britische Nordirlandsekretär John Reid dämpft die am Donnerstag in Dublin geäußerten Hoffnungen auf eine baldige Lösung in der Frage der Entwaffnung der IRA. Der nordirische Friedensprozess befände sich nach dem Rücktritt des nordirischen Ersten Ministers David Trimble in einer kritischen Phase.

Freitag, 6. Juli 2001

• Der Vorsitzende der Ulster Unionist Party David Trimble entschuldigt sich bei der Familie von Ciarán Cummings für seine gestrige Bemerkung, der Junge sei vermutlich nicht von Loyalisten sondern bei einer republikanischen Fehde in der Drogenszene ermordet worden. “Die Hinweise, die ich bekam”, erklärt er wörtlich, “stimmen eindeutig nicht mit den Polizeiberichten überein. Ich möchte meine Bemerkungen zurückziehen und entschuldige mich für den Schmerz, die der Familie in dieser tragischen Situation zugefügt wurde.”

• Die 700 Postsortierer im Dubliner Postzentrum sollen auf den Monat umgerechnet 423 Euro mehr bekommen, wobei die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 48 Stunden auf eine Kernarbeitszeit 43 Stunden + 5 Stunden Überstundenbereitschaft sinken soll. Damit steigen die Monatsgehälter auf Beträge von 2.750 bis 3810 Euro.

• Eine Meldung vom Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenrate in Irland lag im Juni unverändert bei 3,7 %

• An der Greystone Station im County Wicklow, dem südlichen Endpunkt der Dubliner S-Bahn DART, werden der Bahn durch die Ministerin für Staatsunternehmen 26 neue Wagen übergeben, die ersten neuen Wagen seit der Eröffnung der Strecke im Jahr 1984. Hergestellt wurden sie in Japan und Spanien, Kostenpunkt ca. 51 Mill. Euro. Die Transportkapazität erhöht sich damit um gut ein Drittel.

Donnerstag, 5. Juli 2001

• Eine Meldung, wie es sie in den vergangenen Monaten schon häufiger gab, so dass man nicht wagt daran zu glauben. In Dublin verstärken sich seit zwei Tagen die Anzeichen dafür, dass in Nordirland ein Weg aus der Sackgasse gefunden werden könnte, in der sich der Friedensprozess befindet. In der kommenden Woche werden sich Taoiseach Bertie Ahern und der britische Premierminister Tony Blair zu weiteren Gesprächen in Shropshire treffen.

• Der Vorsitzende der Ulster Unionist Party und am Sonntag zurückgetretene Erste Minister der nordirischen Exekutive David Trimble bezweifelt trotz eines Bekenntnisanrufs, dass der gestrige Mord an Ciarán Cummings von den loyalistischen Red Hand Defenders verübt wurde. Seiner Meinung nach handelt es sich eher um einen Mord in der Drogenszene.

• Die Europäische Kommission bewilligt 36,8 Mill. Euro für die Verbesserung der Lebensqualität in den ländlichen Regionen Irlands. Das Geld kommt aus einem Programm zur Förderung von Naturschutz und Kulturerbe, Stärkung einer Umweltökonomie und Schaffung von Arbeitsplätzen.

Mittwoch, 4. Juli 2001

• Der im Jahr 1900 anlässlich des Besuchs von Queen Victoria in Dún Laoghaire (damals ‘Queenstown’) errichtete Brunnen soll in alter Form wiederhergestellt werden. 1981 war der 18 Fuß hohe Baldachin von Vandalen zerstört worden.

• In den Morgenstunden ermordet die loyalistische paramilitärische Gruppe Red Hand Defenders in Antrim den 19-jährigen Ciarán Cummings – nach unbestätigten Berichten als Rache dafür, dass in der Region zwei Sinn-Féin-Mitglieder in Gemeinderäte gewählt worden waren. Die Red Hand Defenders bekennen sich auch zu dem 1999 verübten Mord an der Rechtsanwältin Rosemary Nelson, die die Klage von katholischen Anwohnern gegen Oraniermärsche vertreten hatte.

• Der Dachverband irischer Gewerkschaften ICTU sieht sich in der Verantwortung gegen den Rassismus vorzugehen. Auf einer Konferenz in Bundoran wird mitgeteilt, dass in den kommenden Jahren in Irland 350.000 neue Arbeitskräfte benötigt würden, was die Chance mit sich brächte, die Mitgliederzahl um ein Drittel zu erhöhen.

• Nach dem Konkurs der britischen Independent Insurance stehen 9.000 irische Autofahrer ohne Versicherungsschutz da, obwohl sie ihre Plakette bezahlt und hinter der Windschutzscheibe kleben haben.

• Bernhard Farell zieht die Klage gegen seinen Arbeitgeber ESB zurück. In der Luft liegt die Spekulation, er habe sich privat mit der Gesellschaft geeinigt um ein Urteil zu vermeiden, auf das sich weitere Mitarbeiter berufen können.

Dienstag, 3. Juli 2001

• Auf die staatliche Elektrizitätsgesellschaft ESB könnten Kosten in Millionenhöhe zukommen, sollte Bernhard Farell den Prozess gegen seinen Arbeitsgeber gewinnen. Mr. Farell verlangt Kompensation für einen Gehörschaden, den er erlitten habe, da die Gesellschaft bis 1987 ihren Mitarbeitern keinen Gehörschutz zur Verfügung gestellt habe. Als Präzendensfall werden die Ausgleichszahlungen in der irischen Armee genannt, wo ein Kläger den Stein erfolgreich ins Rollen gebracht hatte und inzwischen bei einer Truppenstärke von 10.500 mehr als 15.000 ehemalige Soldaten Schadensersatzansprüche aufgrund von Gehörschäden durch Schießübungen angemeldet haben. Die Kosten für die Ausgleichszahlungen in der Armee werden auf ca. 350 Mill. Euro geschätzt.

• Nach soeben veröffentlichten Daten des Zentralamtes für Statistik betrug das irische Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr 11,5 % und lag damit höher als erwartet. Für dieses Jahr wird nach Schätzungen der Zentralbank nur noch eine Steigerung von 6,5 % erwartet.

• Die Regierung billigt die Erhöhung der Fernsehgebühren um 18,42 Euro pro Jahr. Die Linzens für ein Farbfernsehgerät liegt damit bei 103,7, die für einen Schwarzweißfernseher (gibt es die noch?) bei 87 Euro pro Jahr.

• 185 Menschen starben im ersten Halbjahr 2001 auf Irlands Straßen, dies sind 11 weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Ein paar weitere Zahlen: Von Januar bis Mai 2001 wurden 5.400 betrunkene Fahrer festgenommen, 150.000 Strafen wegen Geschwindigkeitsüberschreitung und 28.000 wegen Nichttragen des Sicherheitsgurtes verhängt. Das alles bei rund 3,7 Mill. Einwohner.

Montag, 2. Juli 2001

• Nach einem Bericht der Entwaffnungskommission unter dem Vorsitz des kanadischen Generals John de Chastelain gibt es in der IRA keinen detaillierten Plan, wie eine Waffenabgabe ablaufen könnte. Auch bei den loyalistischen Paramilitärs (UFF, UVF) sei keine Bewegung erkennbar. Die Entwaffnungskommission werde ihre Arbeit trotz des Ablaufs zweier Ultimaten fortsetzen.

• Der Grundschullehrerverband INTO fordert das Erziehungsministerium auf, zusätzliche Lehrer für die speziellen Bedürfnisse von Flüchtlingskindern einzustellen. Zudem sollten Schulen Zuschüsse bekommen um spezielles Sprachlehrmaterial anzuschaffen. Es sei unabdingbar, Flüchtlingskinder in die Lage zu versetzen voll am Erziehungssystem zu partizipieren.

Sonntag, 1. Juli 2001

• Um Mitternacht tritt der Vorsitzende der Ulster Unionist Party David Trimble als Erster Minister der nordirischen Exekutive zurück. Im Laufe des Tages begründet er dieses damit, dass die IRA zwei Deadlines (22. Mai 2000 und 1. Juni 2001) zur Waffenabgabe und damit vollen Verwirklichung des nordirischen Friedensabkommens hat verstreichen lassen. Der britische Nordirlandsekretär John Reid bedauert die Entscheidung, betont aber, die IRA müsse ihre Waffen abgeben, ehe Fortschritte erreichbar seien.

  Bis zu einer Neuwahl der beiden Ämter in etwa sechs Wochen, wird der nordirische Wirtschaftsminister Sir Reg Empey als geschäftsführender First Minister agieren. Mit dem Rücktritt von David Trimble verlor automatisch auch der stellvertretende First Minister Séamus Mallon sein Amt, wird aber die Geschäfte weiterführen.

• Erstaunen und einen Schock löst in Dublin und London die vom bisherigen stellvertretenden First Minister Séamus Mallon gestellte Frage aus, ob die Sinn Féin von der nordirischen Exekutive ausgeschlossen werden müsse, wenn die IRA nicht innerhalb der nächsten Wochen mit der Abgabe ihrer Waffen begänne. Ein entsprechender Antrag im nordirischen Parlament könne vom britischen Nordirlandsekretär auf die Tagesordnung gesetzt werden.

• Nach einer von der Irish Times und Ulster Bank durchgeführten Umfrage erwarten mehr als die Hälfte aller irischen Firmen in diesem Jahr einen Gewinnrückgang. Als Gründe werden die zurückgehende Konjunktur und die hohe Inflationsrate genannt.

• Seit heute gilt in Irland ein höherer gesetzlicher Mindestlohn von 5,97 Euro pro Stunde. Für den 1. Oktober 2002 ist eine weitere Erhöhung auf 6.35 Euro vorgesehen.