Nachrichten aus Irland

Oktober 2022

Zusammengefasst nach Berichten irischer Medien

Aktueller Monat & Archiv

Montag, 31. Oktober 2022

10.679 Patienten liegen laut einer Meldung der Gewerkschaft der Krankenschwestern INMO derzeit auf Krankentransportbetten in den Fluren der staatlichen Kliniken, da in den Zimmern keine Betten mehr frei sind. Das ist verglichen mit dem Oktober des Vorjahres ein Zuwachs um 25 %.
“Das ist für Krankenschwestern, Hebammen und anderes Personal, das mit Patienten zu tun hat, nicht tragbar”, heißt es. “Über 393 Kinder waren in diesem Monat ohne Bett. Unsere Mitglieder in Kinderkliniken berichten, dass uns nicht nur immer mehr Kinder präsentiert werden, sondern auch weniger Personal zur Verfügung steht. Die gesicherte Personalausstattung eines Kinderkrankenhauses in Dublin ist nur halb so hoch, wie sie sein sollte. So kann das nicht in den Winter gehen.”

“Wir brauchen dringend mehr Personal, Zugang zu privaten Krankenhausressourcen und einen detaillierten Zeitplan, um über den Winter zu kommen.” heißt es dann weiter. “Das Gesundheitsministerium und die HSE müssen aktiv werden und angeben, wie und wann genau die Kapazitäten des Privatsektors genutzt werden können. Alle Kapazitäten, die dem Staat derzeit zur Verfügung stehen, müssen mindestens bis März zur Verfügung gestellt werden. Unsere Mitglieder und die Patienten, die von ihnen betreut werden, müssen sicher sein, dass alle Betten, die genutzt werden können, auch genutzt werden.”

Sonntag, 30. Oktober 2022

Das Shelbourne in Dublin dürfte wohl nicht zu den fast 30 % aller irischen Hotels gehören, in denen die Regierung Flüchtlinge und Asylsucher untergebracht hat. Damit hat sich die Zahl dieser Hotels in nur einem Monat verdoppelt. Zu den 240 Hotels kommen rund 250 B&Bs und Pensionen, die zu zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden.
Im kommenden Frühjahr und Sommer werde sich die Tourismusbranche wohl nicht so gut entwickeln wie erhofft, sagte gestern der Wirtschaftsminister und stellv. Regierungschef Leo Varadkar, wobei die Belegung von Betten durch Flüchtlinge nicht alles sei und auch Preissteigungen bei den Flugtickets und die Zurückhaltung beim Geldausgeben für nicht Lebensnotwendiges den Tourismus ausbremsen dürfte.

Sonnabend, 29. Oktober 2022

Trotz des Verstreichens der Deadline für die Bildung einer nordirischen Regierung hat der britische Nordirlandminister Chris Heaton-Harris gestern Abend entgegen den Erwartungen keinen Termin für die Neuwahl des nordirischen Parlaments genannt, eine Entscheidung, die im seltenen Einvernehmen sowohl von nationalistischer als auch unionistischer Seite kritisiert wurde. So beschuldigte ihn die nordirische Sinn-Féin-Chefin Michelle O’Neill einer “bizarren Kehrtwende”, während der Vorsitzende der DUP Jeffrey Donaldson von einer “Fortführung des Chaos” sprach. Zwar bestätigte der Minister, dass er vorhabe Neuwahlen anzusetzen, doch wolle er zuvor Gespräche mit den Parteien des Landes führen. Weitere Informationen dazu kündigte er für die kommende Woche an.
Weiter wie bislang kann es allerdings auch nicht gehen, denn mit dem Ablauf der Deadline verlieren die Minister der nordirischen Regierung, die ihr Aufgaben seit dem Frühjahr in einer Art “Schattendasein”, wie es genannt wurde, fortgeführt hatten, ihre Ämter, so dass Nordirland nun ganz ohne Exekutive dasteht.

Siehe a.: 09.05.22, 13.05.22, 14.05.22, 16.05.22, 19.05.22, 21.05.22, 28.05.22, 31.05.22, 11.06.22, 14.06.22, 29.06.22, 04.07.22, 25.07.22, 04.08.22, 17.08.22, 07.09.22, 08.09.22, 09.09.22, 14.09.22, 16.09.22, 22.09.22, 04.10.22, 23.10.22, 28.10.22

Freitag, 28. Oktober 2022

Wenig überraschend scheiterte gestern Abend nach der Wahl vom Mai der letzte Versuch zur Bildung einer Regierung für Nordirland. Der Grund für das Scheitern war wie schon bei den vorhergehenden Anläufen die Weigerung der DUP, an der Wahl eines Sprechers für das Parlament teilzunehmen und einen Deputy First Minister zu benennen.
Da jetzt ein halbes Jahr vergangen ist, ohne dass das Parlament und eine Regierung die Arbeit aufgenommen haben, muss der britische Nordirlandminister nach den Regelungen des Karfreitagsabkommen Neuwahlen ansetzen. Die DUP hatte gefordert, dass vor einer Regierungsbildung das von den Unionisten abgelehnte Nordirland-Protokoll rechtswirksam außer Kraft gesetzt werden muss. Die von der britischen Regierung diesbezüglich bekundeten Absichten reichen ihr nicht. Man geht davon aus, dass der Nordirlandminister noch im Laufe dieses Tages einen Termin für die Neuwahl der Assembly ansetzen wird.

Siehe a.: 09.05.22, 13.05.22, 14.05.22, 16.05.22, 19.05.22, 21.05.22, 28.05.22, 31.05.22, 11.06.22, 14.06.22, 29.06.22, 04.07.22, 25.07.22, 04.08.22, 17.08.22, 07.09.22, 08.09.22, 09.09.22, 14.09.22, 16.09.22, 22.09.22, 04.10.22, 23.10.22

Donnerstag, 27. Oktober 2022

Die beiden bekanntesten Kaufhäuser der irischen Hauptstadt, Brown Thomas südlich und Arnotts nördlich der Liffey, sind nach zwei Corona-Jahren mit negativer Bilanz in die Gewinnzone zurückgekehrt. Die hinter beiden stehende Brown Thomas Arnotts Ltd meldet einen Vorsteuergewinn in Höhe von € 8,9 Mio. verglichen mit einem Verlust von € 1,8 Mio. im Vorjahr. Von der Regierung hatte es wegen der verordneten zeitweiligen Schließungen aufgrund der Corona-Pandemie Ausgleichszahlungen in Höhe von rund € 14 Mio. gegeben
Zu Leopold Blooms Zeiten, also vor mehr als hundert Jahren, rühmten sich Brown, Thomas & Co, ihres Zeichens Seidenhändler, Hutmacher, Kostümschneider und mehr, seit hundert Jahren das beste Leintuch und die besten Spitzen Irlands zu produzieren. Ich erinnere mich an eine ganzseitige Anzeige in der Irish Times anlässlich der Neueröffnung nach dem großen Umbau Mitte der 1990er Jahre: Eine weiße Seite mit einem kleinen Text in der Mitte: “Freud beklagte nicht zu wissen, was eine Frau wirklich will – Er hätte zu Brown Thomas kommen sollen.”

Mittwoch, 26. Oktober 2022

Irland könne in den kommenden Wochen nicht garantieren, dass allen aus der Ukraine eintreffenden Flüchtlingen eine Unterkunft zur Verfügung gestellt wird, ließ gestern der stellv. Regierungschef und Wirtschaftsminister Leo Varadkar verlauten. Es mache keine Sinn zu leugnen, dass es einen chronischen Mangel an Unterkünften und Wohnungen im Land gibt. “Dennoch hat Irland als Gesellschaft – und ich meine nicht als Regierung, sondern als Gesellschaft – viel geleistet, um auf die Ereignisse in der Ukraine und die Flüchtlingskrise zu reagieren”, fügte er hinzu.
Zu Beginn der Woche waren 44 Flüchtlinge aus der Ukraine ins Land gekommen, für die keine Unterkunft in mehr frei war, wobei sich die Regierung vor allem um die Kinder kümmern will. Zur Steigerung des Anreizes an Hausbesitzer, Flüchtlinge aufzunehmen, will sie die bisherige Aufwandsentschädigung von 400 auf 800 Euro im Monat erhöhen. (s.a. 21.10.22)

Dienstag, 25. Oktober 2022

Wie wäre es mit einer 15-Euro-Münze zum Kaufpreis von € 64,99? Ab sofort kann man sie, solange der Vorrat reicht, bei der irischen Zentralbank erwerben. Vorgestellt wurde sie gestern im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung von Staatspräsident Michael D. Higgins an der St Laurence O’Toole’s National School in Dublin.
Die in einer Auflage von 3.000 Exemplare in Sterlingsilber geprägte Gedenkmünze zeigt den Mitbegründer der Gruppe Dubliner Luke Kelly (1940 – 1984), der die St. Laurence School bis zu seinem Abgang im Alter von dreizehn Jahren besuchte. Von der Münze habe ich kein Foto, jedoch eines vom Denkmal der Folk-Legende in der Kings Street South nahe der Dubliner Grafton Street. Die Münze gehört zu einer Serie Modern Musicians, in der bereits die Musiker Rory Gallagher und Phil Lynott vertreten sind. Entworfen wurde sie von der Künstlerin Mary Gregory, die schon zuvor für die Zentralbank Gedenkmünzen für James Joyce und William Butler Yeats entworfen hatte.

Montag, 24. Oktober 2022

Der Pharmariese Pfizer kündigt an, eine Milliarde Euro in ein neues Werk am Standort Grange Castle bei Clondalkin westlich von Dublin zu investieren. Bereits jetzt beschäftigt das Unternehmen dort mehr als 1.700 Mitarbeiter. Nach einem Bericht der Sunday Business Post, soll der Bau der neuen Biotech-Fertigungsstätte im kommenden Sommer beginnen und Ende 2026 abgeschlossen sein. Neben Pfizer, einem der größten Pharmaunternehmen der Welt, gibt es dort Niederlassungen einer Vielzahl weiterer multinationaler Unternehmen aus den Bereichen IT, Forschung und Entwicklung und der pharmazeutischen Industrie.
Die Business Post berichtet, dass es sich bei der Investition des US-amerikanischen multinationalen Unternehmens um “die größte Pharma-Investition in der Geschichte des Staates” handelt. Pfizer betreibt fünf Standorte in Irland: drei bei Dublin, einen in Newbridge im County Kildare und einen in Ringaskiddy im County Cork. Das Unternehmen ist seit über 50 Jahren in Irland präsent. Der weltweite Umsatz von Pfizer betrug im Jahr 2021 81,3 Mrd. Dollar, wovon fast die Hälfte auf den mit Biontech entwickelten Impfstoff gegen das Corona-Virus entfiel.

Sonntag, 23. Oktober 2022

Der britische Nordirlandminister Chris Heaton-Harris drängt die DUP, ihre Blockade aufzugeben und eine Regierungsbildung in Nordirland zu ermöglichen. Sollte bis zum Freitag, an dem sechs Monate seit der letzten Wahl verstrichen sein werden, keine nordirische Regierung im Amt sein, sind nach dem Karfreitagsabkommen Neuwahlen zum nordirischen Parlament anzusetzen.
Er fügte hinzu: “Die DUP hat die Möglichkeit in die Regierung zurückzukehren, und es ist wirklich wichtig, dass sie das tut, denn es gibt so viele innenpolitische Probleme in Nordirland, sie zu lösen sind. […] Und sie hat einige wirklich talentierte Politiker, die dazu beitragen können, sie zu lösen. Es liegt damit an ihr eine Neuwahl zu verhindern. Tut sie das nicht, muss der Nordirlandminister in der nächsten Woche eine Neuwahl ansetzen.”

Aufgrund des Ausgangs der letzten Wahl zum nordirischen Parlament steht der DUP das Amt des Deputy First Minister zu. Solange sie keinen Kandidaten für diesen Posten benennt, kann die nordirische Regierung die Arbeit nicht aufnehmen. Die DUP nutzt dies als Druckmittel und fordert, dass zuvor das von den Unionisten abgelehnte Nordirland-Protokoll rechtswirksam außer Kraft gesetzt sein muss. Die von der britischen Regierung diesbezüglich bekundeten Absichten reichen ihr nicht.

Siehe a.: 09.05.22, 13.05.22, 14.05.22, 16.05.22, 19.05.22, 21.05.22, 28.05.22, 31.05.22, 11.06.22, 14.06.22, 29.06.22, 04.07.22, 25.07.22, 04.08.22, 17.08.22, 07.09.22, 08.09.22, 09.09.22, 14.09.22, 16.09.22, 22.09.22, 04.10.22

Freitag, 21. Oktober 2022

“The Land of a Hundred Thousend Welcome” nennt sich Irland gerne, derweil der Minister für Integration Roderic O’Gorman heute Vormittag in einem Radiointerview eingestand, er könne nicht ausschließen, dass einige internationalen Schutz beantragende Flüchtlinge letztendlich obdachlos auf der Straße übernachten werden, da das Aufnahmezentrum in Dublin voll ausgelastet sei. Frauen und Kindern werde Priorität eingeräumt, und seine Abteilung wolle mit Nichtregierungs-Organisationen zusammenarbeiten, um weitere Neuankömmlinge zu unterstützen.
Die Zeltunterkunft in Gormanston stehe nicht mehr zur Verfügung, fuhr er fort, aber 300 Personen seien in ‘hochwertigen Zelten’ im ganzen Land untergebracht. Man habe die die ukrainische Botschaft kontaktiert und gebeten den Menschen anzuraten, in anderen EU-Staaten zu bleiben, da eine staatliche Unterbringung in Irland nicht garantiert werden könne.

Donnerstag, 20. Oktober 2022

Nur die Hälfte aller irischen Abwässer, die in Flüsse, Seen oder das Meer geleitet werden, sind nach den Standards der Europäischen Union geklärt, ist das Resümee eines heute veröffentlichten Berichts von Irish Water für das Jahr 2021. In der EU insgesamt erfüllen 90 % den Anforderungen. Seit mehr als 17 Jahren hält die ‘grüne Insel’ die EU-Normen für die Behandlung von Abwässern nicht ein.
Die größte Kläranlage des Landes bei Ringsend in Dublin ist völlig überlastet und verfehlt laufend die EU-Standards. Die Erweiterung der Anlage soll in drei Jahren abgeschlossen sein. Zur Zeit leiten 32 Kleinstädte und Dörfer ihre Abwässer immer noch völlig ungeklärt ab. In einigen dieser Fälle sind Kläranlagen im Bau, in den verbleibenden soll damit im Jahr 2024 begonnen werden.

Mittwoch, 19. Oktober 2022

In welchen Grafschaften der Republik Irland hat man die besten Aussichten auf einem Fußweg auf die Nase zu fallen und vom jeweiligen County oder City Council eine saftige Entschädigung zu bekommen, fragte zu Beginn der Woche der Irish Independent. Als Messlatte wurde die Zahl der eingereichten Schmerzensgeldforderungen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen fünf Jahren gewählt. Mit großem Abstand an der Spitze standen in der Summe die vier Dubliner Verwaltungsbezirke mit 431 Klagen pro 100.000 Einwohner. Am wenigsten waren es im Donegal mit 33, wobei allerdings keine Zahlen für das Jahr 2017 vorlagen. Die Stadt und Grafschaft Cork verweigerte die Herausgabe von Zahlen.
Landesweit gab es in den vergangenen fünf Jahren rund 10.000 Klagen wegen Stürzen auf Gehwegen, wobei insgesamt fast 150 Millionen Euro an Entschädigung gezahlt wurde, davon allein knapp 50 Millionen in Dublin City.

Dienstag, 18. Oktober 2022

Allen Freunden des Irish Folk dürfte die aus dem Donegal stammende Gruppe Clannad ein Begriff sein, die außer in ihrer Heimat vor allem in den USA und Deutschland viele Fans hat. Die Geschwister Moya, Ciarán und Pól Brennan traten schon in jungen Jahren im Pub ihres Vaters auf, und bald wurde die Formation durch ihre Onkel Noel und Pádraig Duggan komplettiert. 1970 gewannen sie einen Wettbewerb in Letterkenny, und 1973 erschien ihr erstes Album. Aus der Gaeltacht stammend ist ihre Muttersprache Irisch und nicht Englisch.
Am Sonnabend starb im Alter von 73 Jahren das Gründungsmitglied Noel Duggan, langjähriger Sänger und Songwriter der Band. Sein Zwillingsbruder Pádraig war bereits 2016 verstorben. Eine geplante Abschiedstournee durch die USA war kürzlich wegen der gestiegenen Kosten gestrichen worden, doch wollen die verbliebenen Bandmitglieder am 9. Dezember in der Dublin 3 Arena ein Konzert geben.

Montag, 17. Oktober 2022

Wer derzeit durch Dublin wandert und dort Museen, Pubs und Theateraufführungen besucht oder Busse, Bahnen oder die Straßenbahn nutzt, hat den Eindruck, dass die Corona-Pandemie einer fernen Vergangenheit angehört. Nur vereinzelt passiert man jemanden mit einer Maske, wobei es sich dann recht eindeutig um einen ausländischen Besucher handelt. Zwar findet man immer mal wieder Hinweise, die das Tragen von Masken empfehlen, und in Zeitungen warnt der eine oder andere Experte vor einer kommenden ‘Winterwelle’, doch betrachten das die Hauptstadtbewohner so, wie sie als Fußgänger Verkehrsampeln sehen (ein buntes Farbenspiel ohne praktischen Sinn).
Und wie sieht das Gesundheitsminister Stephen Donnelly? Eher unbeachtet empfiehlt er das Tragen von Masken in öffentlichen Verkehrsmitteln, rechnet ansonsten aber mit einem ‘normalen Weihnachten’ ohne gesetzlich verordnete Einschränkungen im öffentlichen Leben. Aufgrund der hohen Impfquote in der Bevölkerung, sagt er, sei die Lage eine völlig andere als zu Weihnachten 2020 und 2021. Auch habe die Regierung keine Pläne, unter 50-jährigen eine weitere ‘Booster-Impfung’ anzubieten.

Sonntag, 16. Oktober 2022

In den Meinungsumfragen befindet sich die Sinn Féin im Höhenflug, doch auf die Mitgliedszahlen und die daraus resultierenden Einnahmen hat das bislang keinen Einfluss – ganz im Gegenteil, denn sie sanken laut dem in der vergangenen Woche veröffentlichten Kassenbericht von € 161.318 im Jahr 2020 signifikant auf € 95.723. Eine Erklärung dafür wurde in dem Bericht nicht gegeben. Die Mitgliedsbeiträge liegen bei zehn Euro für Arbeitnehmer und fünf Euro für alle, die keine bezahlte Arbeit haben.

Sonnabend, 15. Oktober 2022

Erneut sieht sich die umstrittene Planungsbehörde An Bord Pleanála in unrühmlichen Schlagzeilen. Genehmigt wurde eine Umgehungsstraße um Galway, gegen die es nun Einsprüche gibt, da sie den Vorgaben im Clima Action Plan der Regierung widerspricht, der kurz vor der Erteilung der Genehmigung mit großem Tamtam vom Taoiseach, dem Tánaiste und dem Umweltminister in Kraft gesetzt wurde. Man habe davon nichts gewusst, sagen die Planer in der Behörde. Womit die Erteilung der Genehmigung, angefochten von den Friends of the Irish Enviroment (FIE), wohl widerrufen werden dürfte. (s.a. 23.08.22, 13.10.22)
Das Jahresende naht, an dem nach dem 2020 abgeschlossenen Koalitionsvertrag das Amt des Taoiseach vom Vorsitzenden der Fianna Fáil Micheál Martin auf den Chef der Fine Gael Leo Varadkar übergehen soll, für den es nach zwei Sabbatjahren als Tánaiste die dritte Amtszeit als Regierungschef sein wird. Immer vorausgesetzt, dass die Fianna Fáil, in deren Fraktion manch einer nur zähneknirschend den Koalitionsvertrag akzeptiert hatte, den Wechsel mitmacht, was aber wahrscheinlich erscheint, denn allen Meinungsumfragen zufolge würde ein sonst unvermeidliche Neuwahl zu einem Debakel für die Partei führen. So wird heute in der Sonntagsausgabe des Irish Independent auf zwei vollen Seiten darüber spekuliert, wie nach dem Wechsel an der Spitze die neue Regierung aussehen wird und wer wem Platz zu machen hat. Ich beschränke mich auf die Chefs der beiden Parteien.
Leo Varadkar von der Fine Gael wird neuer Regierungschef und sein Posten als Tánaiste und Minister für Wirtschaft, Handel und Arbeitsplätze somit frei. Derweil gibt es in der Fianna Fáil Stimmen, die im Rahmen der Regierungsumbildung ihren Vorsitzenden am liebsten loswerden wollen, doch der zeigt keine Neigung, sich aus der Politik zurückzuziehen. Tánaiste würde er, sollte ihn die eigene Partei nicht doch noch absägen, in jedem Fall, doch will er auch das bisherige Ministerium des kommenden Taoiseach übernehmen? Manche meinen, dass er um auf dem internationalen Parkett zu glänzen an das Amt des Außenministers denkt, das der derzeitige Amtsinhaber Simon Coveney von der Fine Gael freimachen müsste.

Das würde allerdings bedeuten, dass er im politischen Tagesgeschäft und in den täglichen Nachrichten wenig präsent ist – ein gefährliches Unternehmen für einen Parteichef, meint der Kommentator des Irish Independet. Für den ehemaligen Vorsitzenden der Labour Party Eamon Gilmore und seine Partei führte das bei den Wahlen im Jahr 2016 in den Untergang.

Freitag, 14. Oktober 2022

In einer gestern veröffentlichten Rangliste kommt die irische Hauptstadt nach Paris und Luxemburg auf den dritten Platz der ‘grünsten europäischen Hauptstädte’, wobei Parks, öffentliche Gärten, botanische Gärten und Zoos, Wälder, Spielplätze und Wasserbereiche pro 100.000 Einwohner gezählt wurden. Dabei kam Dublin auf 66 ‘grüne Zonen’, aufgeteilt in 34 Parks, 15 öffentliche Gärten, sieben botanische Gärten und Zoos, sechs Gewässerbereiche, drei Spielplätze und einen Wald. Die nordirische Hauptstadt Belfast kam auf Platz 10.
Nicht im grünen Bereich ist der Zustand der irischen Flüsse, Seen und Küstengewässer, von denen die Umweltagentur EPA fast die Hälfte als durch Farmabfälle, Abwässer, Pestizide und Chemikalien verschmutzt eingeordnet hat. Viele Gewässer, so heißt es, können nicht mehr als ‘Natur’ bezeichnet werden und den auf sie angewiesenen Fischen, Pflanzen und Tieren keinen angemessenen Lebensraum mehr bieten. Andere weisen gesundheitlich schädliche hohe Konzentrationen an Nitraten und Phosphaten auf, derweil fast die Hälfte des irischen Trinkwassers aus Flüssen und Seen stammt.

Donnerstag, 13, Oktober 2022

Die seit langem in der Kritik stehende Planungsbehörde An Bord Pleanála hat ein neues Problem, das ihr und den irischen Steuerzahlern 105 Millionen Euro kostet. Zu zahlen sind sie im laufenden Jahr als Entschädigung an 84 Antragsteller für Bauvorhaben, bei denen die maximale Bearbeitungszeit nicht eingehalten wurde. Im vergangenen Jahr gab es nur einen Fall, in denen eine solche Entschädigung zu zahlen war. (s.a. 23.08.22)
Nach dem Jubel über den Sieg der irischen Fußballfrauen über die aus Schottland ist von einem Skandal die Rede. Denn nach dem gefeierten Sieg kursierte in den sozialen Medien ein mit einem Smartphone gefilmtes Video, in dem die Damen in der Kabine jubilierend Up the ’RA anstimmten, einen Gesang, mit dem einst die Unterstützer der Provisional IRA selbige hochleben ließen und der später Eingang in ein Lied der Gruppe The Wolfe Tones fand.
Die schottische Polizei ermittelt, heißt es jetzt, doch schon zuvor hatten sich die Football Association of Ireland, die Teammanagerin und einzelne Spielerinnen für “die Gefühle der Menschen”, die man damit verletzt habe, entschuldigt. Er sei froh, dass die Entschuldigung so schnell kam, sagte Vorsitzende der DUP Jeffrey Donaldson. “Es darf keinen Platz für die Glorifikation von Terror geben, und jene, die fragen, warum wir diesen Gesang verletzend finden, mögen unter den Begriffen ‘La Mon’, ‘Kingsmill’ oder ‘Darkey’ googeln um dann zu sehen, warum die sektiererische Gewalt der IRA niemals trivialisiert werden darf”, twitterte er.

Mittwoch, 12. Oktober 2022

“Amber’s golden boot sends Ireland to historic first World Cup finals”, lautet eine von vielen Schlagzeilen nach dem Qualifikationsspiel der Nationalmannschaft der irischen Fußballfrauen im Qualifikationsspiel gegen die der Schotten, das die Irinnen zum ersten mal in der Geschichte an einer Weltmeisterschaft teilnehmen lässt. Das Siegtor zum 1 : 0 schoss zwanzig Minuten vor dem Abpfiff die 26-jährige Amber Barrett. Die 20 Minuten, die dann folgten, seien die längsten 20 Minuten ihres Lebens gewesen, sagte die irische Trainerin Vera Pauw.

Dienstag, 11. Oktober 2022

Irlands bekannteste und älteste Universität, das Trinity College Dublin (TCD), fällt in diesem Jahr in einer Rangliste der besten Universitäten der Welt von Platz 148 auf 161 zurück – und es gab schon einmal Zeiten, in denen sie sich unter den ersten hundert befand. Damit ist sie die einzige irische Hochschule, die unter den ersten 200 kam. In vielen Kategorien liege man weiter oben, kommentierte das die Universitätsleitung, doch habe das Verhältnis zwischen der Zahl der Studenten und der der Lehrkräfte zu dem schlechten Ergebnis geführt. Solange die Regierung die jährlichen finanziellen Zuwendungen nicht deutlich erhöhe und die Einstellung von mehr Personal ermögliche, werde sich an dem enttäuschenden Rang nicht ändern.

Montag, 10. Oktober 2022

Eines der meisten diskutierten Themen, das der Sinn Féin in den Umfragen einen nie gekannten Höhenflug beschert hat, ist die Wohnungskrise. Fast 11.000 Iren waren zuletzt als wohnungslos registriert. Mit einem umfassenden Bauprogramm versprach die gegenwärtige Regierung bei ihrem Antritt vor zwei Jahren dem Problem zu begegnen, doch wird die für dieses Jahr erwartete Zahl von 28.000 Neubauwohnungen spürbar unterschritten werden. Auch viele Neubauprojekte für das kommenden Jahr wurden aufgrund der unkalkulierbar steigenden Baukosten verschoben, so dass man statt von einer Verbesserung von einer weiteren Verschlimmerung der Lage ausgeht.

Sonntag, 9. Oktober 2022

Einen royalen Besuch gab es gestern in Nordirland. Erstmals in seiner Rolle als Prince of Wales und Thronfolger besuchte Prinz William mit seiner Frau Kate diesen Teil des Vereinigten Königreiches. Begrüßt wurden sie in Belfast von Oberbürgermeisterin Tina Black und dem lokalen Abgeordneten John Finuce, die beide der Sinn Féin angehören und sich vehement für eine Ablösung Nordirlands vom Königreich und den Anschluss an die Republik Irland einsetzen.
Dass Vertreter des britischen Königshauses von Mitgliedern der Sinn Féin, die bis zu Jahrhundertwende als Partei der IRA galt, begrüßt werden, war lange Zeit undenkbar. Erst der mit dem Karfreitagsabkommen von 1998 einsetzende Friedensprozess brachte den allmählichen Wandel. Das königliche Paar konnte sich über Jubelrufe von Anhängern der Union mit dem Vereinigten Königreich freuen, musste sich aber auch mit Ressentiments auseinandersetzen. So ergriff auf einer Videoaufnahme eine Frau die Hand von Herzogin Kate, schüttelte sie kräftig und sagte, “Es ist ja schön, Sie zu sehen, doch wären Sie besser in ihrem eigenen Land geblieben,” worauf sich Kate mit einem Lachen abwandte. “Irland gehört den Iren”, rief sie ihr hinterher.

Sonnabend, 8. Oktober 2022

Die Mitglieder der größten Parteien des öffentlichen Dienstes (Fórsa, SIPTU, ASTI) haben mit überwältigender Mehrheit ein neues Abkommen über die Gehaltsentwicklung im öffentlichen Dienst akzeptiert, auch wenn man nach den Worten des Präsidenten ihres Dachverbandes ICTU nicht in allen Punkten glücklich damit ist. Das Abkommen sieht rückwirkend zum 2. Februar dieses Jahres eine Gehaltssteigerung um 3 % vor, dem zum 1. März 2023 eine von 2 % folgt und zum Oktober 2023 eine weitere um 1,5 %, was über zwei Jahre hinweg 6,5 % ausmacht. Hinzu kommt eine zuvor außer der Reihe gewährte Gehaltserhöhung von 2 %.
Der Präsident des Gewerkschaftsdachverband gestand ein, dass das nicht ausreicht, um die Inflationsrate zu kompensieren. Man werde den Kompromiss zwar ratifizieren, aber in den ersten Monaten des kommenden Jahres sehr sorgfältig die Entwicklung der Lebenshaltungskosten beobachten.

Freitag, 7. Oktober 2022

In den ersten Tagen eines jeden neuen Monats liefert das Zentralamt für Statistik die aktuellen Arbeitslosenzahlen. Demnach sank ihre Zahl im September verglichen mit dem Vormonat geringfügig von 117.700 auf 116.900, was einer Arbeitslosenquote von 4,3 % entspricht. Verglichen mit September 2021 sank die Gesamtzahl der arbeitslosen Iren um 18.500.
Das liest sich ganz gut, doch bei den Beschäftigten unter 25 Jahre sehen die Zahlen ganz anders aus, in dieser Altersgruppe stieg die Arbeitslosenquote von 11,8 % im August auf 12,4 % im September.

Donnerstag, 6. Oktober 2022

Vor sieben Jahren wurde von den 191 Mitgliedern der Vereinten Nationen die 2030 Agenda for Sustainable Development mit ihren 17 Sustainable Development Goals (SDGs) verabschiedet. Bei der Vorstellung des National Implementation Plan for the Sustainable Development Goals 2022–2024, bei dem es um die Umsetzung der Ziele für die kommenden zwei Jahre geht, warnte der irische Regierungschef Micheál Martin gestern davor, dass die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine ihnen das ‘Knock-out’ zu bescheren droht und es keine Zeit zu verlieren gibt, wenn sie noch erreicht werden sollen.
“Konflikte, einschließlich Krieg in Europa, und die verabscheuungswürdige Nutzung von Nahrungsmitteln und Energie als Waffen stellen weitere Herausforderungen für einen robusten und nachhaltigen Fortschritt dar”, sagte er in seiner Eröffnungsrede. “Die verheerenden Auswirkungen der Klimakrise sind heute auf allen Kontinenten zu spüren und führen zu zunehmendem menschlichem Elend, Vertreibung, Chancenverlust und Konflikten, und oft sind diejenigen, die am wenigsten Verantwortung tragen und am wenigsten Schutz genießen, am Ende am schlimmsten betroffen.“

“Vor diesem schwierigen Hintergrund”, fuhr er fort, “sind die Fortschritte bei der Lösung einiger Probleme der nachhaltigen Entwicklung zunichte gemacht worden. Wir sind nicht da, wo wir gerne wären, zum Beispiel im Kampf gegen Hunger, bittere Armut und bei der Geschlechtergerechtigkeit. Die Lektionen der letzten Jahre zeigen, dass der Fortschritt nicht garantiert ist und nicht immer linear verläuft. Die einzige Möglichkeit, eine sicherere, nachhaltigere und gerechtere Insel und eine globale Gemeinschaft für zukünftige Generationen zu schaffen, besteht darin, unsere Ambitionen zu bekräftigen und uns neu zu bewerten, um jedes einzelne der siebzehn Ziele für eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen.”

Der Plan für die kommenden zwei Jahre beinhaltet fünf strategische Ziele und mit 119 Einzelmaßnahmen, um die Ambitionen Irlands höher zu schrauben und die Strukturen zur Verwirklichung der Ziele zu stärken. Er wurde nach zwei im vergangenen Jahr durchgeführten Konsultationsprozessen in Zusammenarbeit mit allen Ministerien und wichtigen Interessenträgern entwickelt.

Mittwoch, 5. Oktober 2022

Fischen im tiefschwarzen Fluss, eine Sammlung von Geschichten aus Irland und der irischen Kolonie in den USA hole ich heute aus der Verschenkkiste.
Das Buch umfasst 12 im Jahr 1994 veröffentlichte Erzählungen des 1965 in Dublin geborenen Autors, Journalisten, Lehrers und Farmarbeiters Colum McCann, der für seine Geschichten zahlreiche irische Literaturpreise erhielt. In seinen Erzählungen tummeln sich, wie es im Klappentext heißt, die Grenzgänger jenseits des bürgerlichen Lebens und verschrobene Sonderlinge auf der Suche nach sich selbst und einer Heimat, die sie längst verlassen und doch niemals vergessen haben. Während in einem Waschsalon in New Orleans ein alternder irischer Boxchampion Kleider stielt und in der Nachbarschaft verteilt, tapeziert an der irischen Westküste ein Japaner Häuser, und Daheimgebliebene in der irischen Provinz träumen von der Weite Amerikas. Mütter fischen, um auf den Titel des der Sammlung zurückzukommen, im tiefschwarzen Fluss, und hoffen, dass ihre Söhne von fernen Ufern eines Tages wieder nach Hause gespült werden.

Das gebundene Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich per E-Mail (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und eine Adresse in Deutschland angibt. Die Daten werden nicht weitergegeben und die Mails nach dem Versand gelöscht.

Nachtrag: Vier Interessenten meldeten sich heute bis 15.30 Uhr, und der erste war um 11.20 Uhr ein Leser aus 63571 Gelnhausen, an den das Buch nun geht.

Dienstag, 4. Oktober 2022

Die britische Premierministerin Liz Truss fordert die nordirischen Parteien – auch ohne, dass eine konkrete Partei genannt wird, dürfte sich das an die DUP richten – zur Regierungsbildung auf. Die britische Regierung habe, wie von den Unionisten verlangt, Rechtsvorschriften erlassen, die es den Ministern ermöglichen, viele Aspekte des Nordirland-Protokolls außer Kraft zu setzen, und Ende der Woche werde man sich erneut mit Vertretern der EU treffen, um einen Ausweg aus der Sackgasse zu finden. Es gebe keinen Grund dafür, dass während dieser Gespräche keine nordirische Regierung im Amt ist. In einem Interview mit dem Sender UTV sagte sie:
“Ich wünsche mir, dass das Parlament und die Exekutive in Nordirland die Arbeit wieder aufnehmen, weil die Menschen in Nordirland eine Regierung brauchen. Ich fordere die Parteien in Nordirland nachdrücklich dazu auf, dies einzuleiten. […] Ich sehe keinen Grund, warum das nicht jetzt passieren sollte.”

Auf die Frage, ob in Nordirland eine Neuwahl angesetzt würde, falls Parlament und Regierung die Arbeit nicht bis Ende des Monats aufnehmen, antwortete sie: “Ja, dazu würde es kommen.”

Siehe a.: 09.05.22, 13.05.22, 14.05.22, 16.05.22, 19.05.22, 21.05.22, 28.05.22, 31.05.22, 11.06.22, 14.06.22, 29.06.22, 04.07.22, 25.07.22, 04.08.22, 17.08.22, 07.09.22, 08.09.22, 09.09.22, 14.09.22, 16.09.22, 22.09.22
Der 28-jährige Fintan Bray aus dem County Westmeath zeigt sich “überwältigt und überglücklich”, auf dem am letzten Wochenende abgehaltenen Parteitag der Fianna Fáil als erster Mensch mit Down-Syndrom in eine leitende Position einer politischen Partei Irlands gewählt worden zu sein. Er ist jetzt eines von 15 Mitgliedern des Nationalen Exekutivkomitees.
“Es ist der einzige Job, den ich mir für den Rest meines Lebens wünsche”, sagte er gegenüber der Nachrichtagentur PA und fuhr fort: “Ich suche bezahlte Beschäftigungen für alle Menschen mit Behinderungen, welche Art von Behinderung es auch sein mag, um ihnen die Chance auf einen Job und Zugang zu Bildung zu geben. Solche Menschen vertrete ich jetzt. “Was ich jetzt empfinde? Ich bin total überwältigt von allem. Ich kann selbst nicht glauben, dass es passiert ist. […] Ich will damit ein Vorbild für alle jüngeren Menschen mit Behinderungen sein.”

Montag, 3. Oktober 2022

“No budget bounce!” heißt es in einer Zeitungsmeldung. Die bei der Vorstellung des Haushaltsentwurfes für das kommende Jahr angekündigten finanziellen Hilfen gegen die drastisch steigenden Kosten für den Lebensunterhalt haben der Regierung bislang keinen Aufschwung in der Einschätzung der Bevölkerung gegeben.
37 % der Befragten wollen nach der gestern im Sunday Independent veröffentlichten Umfrage ihre Erstpräferenz zum gegenwärtigen Zeitpunkt der oppositionellen Sinn Féin geben, 16 Prozentpunkte mehr als der Fine Gael, die mit 21 % auf den zweiten Platz kam. Die Fianna Fáil mit ihrem Vorsitzenden und amtierenden Regierungschef Micheál Martin wollten gerade einmal 17 % wählen. Für die Grünen sowie die People before Profit Alliance entschieden sich jeweils 4 %. Die Labour Party kann von dem Aufschwung ihrer Schwesterpartei jenseits der Irischen See nur träumen, auf sie entfielen wie auch auf die Social Democrats und Aontú 3 %.

Sonntag, 2. Oktober 2022

In Dublin begann gestern der 80. Parteitag der Fianna Fáil, die von 1932 bis 2011 aus allen Wahlen als stärkste Partei hervorgegangen war, nach aktuellen Umfragen jedoch nur noch auf dem dritten Platz liegt. Seit Jahren sieht sich der derzeitige Vorsitzende und amtierende Regierungschef Micheál Martin Kritik aus den Reihen der eigenen Partei ausgesetzt, insbesondere seit er vor zwei Jahren eine Dreier-Koalition mit dem ‘Erzfeind’ Fine Gael und den irischen Grünen einging. Nach diesem Koalitionsvertrag soll das Amt des Regierungschef im Dezember an den Vorsitzenden der Fine Gael Leo Varadkar weitergereicht werden, und es mehren sich Stimmen aus der eigenen Partei, die fordern, er solle im Rahmen dieses Wechsels auch sein Amt als Parteivorsitzender niederlegen, damit die Partei bei der nächsten regulären Parlamentswahl mit einem ‘unverbrauchten neuen Vorsitzenden und frischem Schwung’ ins Rennen gehen könne.
Zu den in den vergangenen Monaten aufgekommenen Spekulationen, er werde mit dem geplanten Rücktritt als Regierungschefs seinen Rückzug aus der Politik einleiten, hatte er sich lange nicht geäußert, bis er gestern vor mehr als 2.500 Parteimitgliedern klarstellte, dass er daran nicht denke. “Wer weiß, was sein wird?” sagte er. “Ich verfolge einige eurer Kommentare; nach der letzten Umfrage ward ihr alle sehr aufgeregt, ich war es nicht. […] Ich glaube nicht, dass dieser Parteitag mein letzter als Taoiseach ist.” (s.a. 20.07.22)

Sonnabend, 1. Oktober 2022

Nachdem das Ministerium für das Wohnungswesen für den vergangenen Monat mit 10.805 Menschen ohne eigene Wohnung einen neuen negativen Rekord melden musste, verteidigt Taoiseach Micheál Martin den seiner Partei angehörigen Minister für das Wohnungswesen Darragh O’Brien und erklärt ihm weiterhin sein Vertrauen:
“Er hat hart gearbeitet”, so der Regierungschef, “und wir werden jetzt recht schnell mehr Notunterkünfte bereitstellen, um die steigende Zahl der Wohnungslosen zu bewältigen. Natürlich sind wir nicht glücklich darüber, werden aber weiterhin alles in unserer Macht Stehende tun, um mit den steigenden Zahlen umzugehen. […] Der Haushaltsentwurf 2023 sieht Rekordinvestitionen von mehr als vier Milliarden Euro in den Wohnungsbau vor, und dieser steht auf der Prioritätenliste für diese Regierung ganz oben. Die Investitionen werden dazu beitragen, die Fortschritte, die wir im Rahmen unseres Programms Housing For All bereits gemacht haben, weiterzuführen. […] Was sollte man sonst tun? Ich fordere alle Kritiker auf, Alternativen zu nennen. Ich habe da noch nichts Substanzielles gesehen.”

Dabei räumte er ein, dass einige Faktoren die Umsetzung des Regierungsplans gebremst hätten und verwies in dem Zusammenhang auf die Corona-Pandemie, den Krieg in der Ukraine aber auch auf Einsprüche auf lokaler Ebene bei der Planung.

Nachrichten aus Irland – Oktober 2022