Nachrichten aus Irland

Oktober 2003

Zusammengestellt nach Berichten von RTÉ, der Irish Times,
des Irish Independent und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Freitag, 31. Oktober 2003

Nachdem Boo!, unser Halloween-Gespenst aus Galway mit seiner verflixten Neigung, immer wieder die Whischkieeflachsche übermm Kammiensimschks leheerzuspuuken, nach Norden ausgewandert, ist, schickt er uns nun ein Foto seiner gelehrigen Schülerin, die gerade nach Gesellschaft für die heutige Nacht Ausschau hält.
Derweil bereitet sich die irische Feuerwehr auf eine der traditionell stressigsten Nächte vor, hofft auf Regen und warnt vor dem Einsatz verbotener Feuerwerkskörper, wie sie in den letzten Tagen illegal eingeführt auf Dublins Straßen erhältlich waren.

Donnerstag, 30. Oktober 2003

Irische Wirtschaftswissenschaftler gehen davon aus, dass ‘das Schlimmste’ überstanden sei. Nach letzten Zahlen der regierungsamtlichen Statistikbehörde lag das Wachstum im zweiten Quartal dieses Jahres höher als erwartet. Andererseits weist das World Economic Forum darauf hin, dass Irland bezüglich der Wettbewerbsfähigkeit auf den drittletzten Platz in der EU zurückgefallen ist, seit dem Jahr 2000 weltweit von Platz 4 auf Platz 30.
Sollte man Ihnen heute auf Dublins Straßen ‘preiswerte DVDs’ anbieten, so seien Sie auf der Hut. Sie könnten zur Ladung eines gestern entführten LKWs gehören, der bisher noch nicht wieder aufgetaucht ist. Den Fahrer fand man gefesselt in einem anderen gestohlenen Wagen.

Mittwoch, 29. Oktober 2003

Die IRA sehe sich nicht in der Lage, so eine Meldung von heute Abend, sich weiter in Richtung auf ihre Entwaffnung zu bewegen, ehe nicht das Abkommen, auf das man sich mit Herrn Trimble von der Ulster Unionist Party und den Regierungen Irlands und Großbritanniens geeinigt habe, voll akzeptiert werde. In der vergangenen Woche habe man den bislang umfangreichsten Entwaffnungsschritt durchgeführt, doch die UUP sei ihrer Verpflichtung aus der Übereinkunft ohne glaubhafte Erklärung nicht nachgekommen. Die Führung der IRA habe ihr Versprechen erfüllt, nun seien andere an der Reihe.
Parallel dazu berichtet der Vorsitzende der internationalen Entwaffnungskommission John de Chastelain, der inzwischen dritte Entwaffnungsschritt der IRA sei der bisher umfangreichste gewesen. Er sehe sich jedoch nicht in der Lage, genau Auskünfte über das Ausmaß bzw. das gegenwärtige Waffenarsenal der IRA zu geben.
Die Gewerkschaft MANDATE, in der auch das Barpersonal organisiert ist, fordert die Vereinigung der Bar- und Restaurantbesitzer auf, ihren Widerstand gegen das kommende Rauchverbot einzustellen und gemeinsam mit ihren Angestellten und der Regierung an seiner Umsetzung zu arbeiten. Derweil zeigt sich Taoiseach Bertie verwundert, dass den Pubbesitzern die rund 7.000 Menschen, die jährlich an den Folgen des Rauchens sterben, so gleichgültig sind.

Dienstag, 28. Oktober 2003

Zum ersten Mal seit zwei Jahren sind die Dubliner Hauspreise im vergangenen Monat gesunken, und zwar um 0,6 % auf durchschnittlich € 296.454. Landesweit lag der Durchschnittspreis für einen Neubau bei € 220.889 und für ein Second-Hand-Haus bei € 231.671.
Auf einem Treffen der VFI beraten die irischen Pubbesitzer über Maßnahmen gegen das ab 26. Januar 2004 geltende Rauchverbot in ihren Etablissements. Ein Vorschlag lautet, die Mehrwertsteuer zurückzuhalten.

Montag, 27. Oktober 2003

Schon an ‘normalen’ Tagen würde ich nicht mit dem Auto in die City fahren, doch wer es heute wagte, dem war nicht zu helfen. Rund achttausend hartgesottene Teilnehmer aus 40 Ländern zog der 24. Dublin Marathon an. Sieger wurde bei den Herren nach 2 Std. 17 Min. Onesmus Kilonzo aus Kenia und bei den Damen mit gut 2 Stunden und 27 Minuten seine Landsmännin Ruth Kutol. Der schnellste Ire kam aus der Hauptstadt des County Donegal Letterkenny und brauchte für die sechsundzwanzig Meilen 2 Std., 20 Min. und 27 Sek.; die schnellste Irin, Ms. Annette Kealy aus Malahide, bewältigte sie in knapp 2 Std. und 43 Min.
Der Vorsitzende der Ulster Unionist Party David Trimble sieht die Aussage von Sinn Féin Präsident Gerry Adams, der Krieg sei vorbei und die Republikaner würden ihre Ziele mit ausschließlich friedlichen Mitteln verfolgen, zwar sehr positiv, dies reiche jedoch nicht für einen Deal zur Wiederherstellung der nordirischen Exekutive. Was er vermisst, sind genaue Angaben über den Umfang der Entwaffnung der IRA.

Sonntag, 26. Oktober 2003

Wie es derzeit aussieht, wird es am 26. des kommenden Monats auch ohne eine Übereinkunft zur Wiederherstellung der nordirischen Exekutive Wahlen zum nordirischen Parlament geben – Frage ist nur, womit sich das Parlament anschließend beschäftigen wird. Die Schuld für die fehlende Übereinkunft werfen sich Ulster Unionist Party und Sinn Féin gegenseitig vor; profitieren davon dürfte jedoch die Sinn Féin, der gute Chancen eingeräumt werden, auf der Seite der Nationalisten/Republikaner die SDLP ins zweite Glied zu verweisen und zur stärksten Kraft zu werden. Auf der Seite der Unionisten/Loyalisten hingegen könnte die bisher führende UUP ins zweite Glied zurückfallen und Ian Paisleys radikale DUP an sich vorbeiziehen lassen.
Eine heute Vormittag in der Sunday Tribune veröffentlichte Umfrage dürfte der ‘politischen Klasse’, wie RTÉ sich ausdrückt, nicht sonderlich gefallen. Sie zeigt, dass die Hälfte der irischen Wähler ihre Politiker für korrupt und sich selbst bedienend halten. Nur fünf Prozent der Befragten nannten sie ehrlich oder tüchtig.

Sonnabend, 25. Oktober 2003

Die IRA widersetzt sich der Forderung der irischen und britischen Regierungen, weitere Einzelheiten über den Umfang ihrer Entwaffnung bekannt zu geben. Taoiseach Bertie zweifelt daran, dass die nordirische Exekutive bis Weihnachten wiederhergestellt werden kann. Sein Kommentar: “Ich denke, die Sinn Féin wird sagen, wir könnten mehr tun, und ich denke, die IRA wird abgeneigt sein, noch etwas zu tun.”
Der Orden der Christian Brothers weist den, wie er sagt, in der Öffentlichkeit entstandenen Eindruck zurück, in seinen Jungenschulen habe es einen verbreiteten, systematischen sexuellen Missbrauch der Schüler gegeben. Dass es in einigen Fällen zu einem solchen Missbrauch gekommen sei, gebe man offen zu.

Freitag, 24. Oktober 2003

Die Kriminalitätsrate in Irland ist in den ersten drei Quartalen des Jahres weiter zurückgegangen, so die Zahl der Überfälle mit Körperverletzung um 26 % auf etwas über 3.000 und die Zahl der Morde um 10 %, was vier Fälle weniger sind. Die Zahl der Vergewaltigungen und ‘schweren sexuellen Übergriffe’ sank um mehr als die Hälfte (75 Fälle weniger), wohingegen jedoch die der sexuellen Belästigungen insgesamt von 266 auf 379 Fälle stieg.
Nachdem die vor Jahren ermordete Jean McConville gefunden und identifiziert wurde, entschuldigt sich die IRA für das Leid, dass sie dieser und anderen Familien in der Vergangenheit angetan hat. Für eine Anzahl weiterer in den letzten 30 Jahren verschwundener Personen sei sie jedoch nicht verantwortlich. Helen McKendry, eine von Mrs McConvilles Töchtern, nennt die Entschuldigung wertlos.
An Tánaiste Mary Harney, ‘Vizekanzlerin’ würde man in Deutschland sagen, und gleichzeitig für die Wirtschaft des Landes zuständig, zeigt sich besorgt über den Arbeitsplatzabbau. So gab es im letzten Monat 61 % mehr ‘Freistellungen’ als im September 2002.

Donnerstag, 23. Oktober 2003

Das Rauchverbot am Arbeitsplatz wird nun am 26. Januar 2004, also vier Wochen später als geplant, in Kraft treten und nicht für die Arbeit in Privatwohnungen gelten. Dies sehen die heute von Gesundheitsminister Martin veröffentlichten Tobacco Smoking (Prohibition) Regulations 2003 vor. Trotz der Proteste der Pub- und Restaurantbesitzer gibt es für ihren Arbeitsplatz keine Ausnahmeregelung; ihr Verband, die Vintners’ Federation of Ireland, denkt über eine Klage nach.
Am Nachmittag treffen sich Sinn Féin Präsident Gerry Adams und der Vorsitzende der Ulster Unionist Party David Trimble, um aus der neuerlichen Sackgasse zu kommen. Von der UUP werden genauere Angaben über den Umfang der Entwaffnung der IRA gefordert, wohingegen sich die internationale Entwaffnungskommission der Geheimhaltung verpflichtet fühlt.

Mittwoch, 22. Oktober 2003

Ist der gestrige politische Deal in Nordirland schon wieder in Gefahr? Alles hängt wieder in der Schwebe, nachdem der Vorsitzende der Ulster Unionist Party mehr Information von Seiten der IICD bezüglich des Umfangs der Waffenabgabe der IRA forderte. Die beiden Regierungen wollen nun in den nächsten Tagen versuchen, entsprechende Information zu bekommen und bereitzustellen.
Während im Westen Irlands bei kaltem Wetter die Sonne scheint, ist die Ostküste von Sturm, Donner und Blitz, Schneeregen und Überflutungen betroffen. Gestrichene Flüge und chaotische Szenen am vorübergehend geschlossenen Dubliner Flughafen; tausende von Passagieren hängen stundenlang fest.

Dienstag, 21. Oktober 2003

Aus einem Statement der IRA vom Nachmittag: Die Führung der Oglaigh na hÉireann (Irisch Republikanische Armee) kann bestätigen, dass ein weiterer Schritt ihre Waffen unbrauchbar zu machen nach vereinbartem Plan stattgefunden hat. [...] Die Führung der IRA begrüßt die heutige Rede von Sinn Féin Präsident Gerry Adams, die unsere Position exakt wiedergibt.
In einer Rede am Mittag begrüßt Sinn Féin Präsident Gerry Adams die für den 26. November angesetzten Wahlen zum nordirischen Parlament und erklärt, dass sowohl seine Partei als auch die IRA bei der Durchsetzung ihrer Ziele ausschließlich auf friedliche Mittel bauen.

Nach einer Einigung zwischen der Sinn Féin und Ulster Unionist Party in der vergangenen Nacht, setzt die britischen Regierung für den 26. November Wahlen zum nordirischen Parlament an. Die Übereinkunft sieht vor, dass

–	die UUP erklärt, mit den im Belfaster Abkommen vom Karfreitag 1998 beschlossenen politischen Institutionen zusammenzuarbeiten,
–	die britische Regierung sich zur Demilitarisierung des Landes bekennt und
–	die Sinn Féin erklärt, dass die Republikaner (SF und IRA) ihre Ziele mit ausschließlich friedlichen und demokratischen Mitteln verfolgen werden.

Montag, 20. Oktober 2003

Glaubt man Taoiseach Bertie, so sind weitere Fortschritte bei den Gesprächen zur Wiederherstellung der nordirischen Regierung und Durchführung der Wahlen zum nordirischen Parlament zu verzeichnen. Die nächsten 24 Stunden würden entscheidend sein. Auch aus Kreisen der Sinn Féin und Ulster Unionist Party wurden in den letzten Stunden Fortschritte gemeldet. Derweil machen sich die Hardliner der Ulster Unionisten Sorgen, ihr Chef könnte weich werden. So zeigt sich der UUP-Rebell Jeffrey Donaldson besorgt, sein [ihm verhasster] Chef David Trimble könne gemeinsam mit der [ihm noch verhassteren] Sinn Féin einen Deal kochen.

Sonntag, 19. Oktober 2003

Die lukrativste Straße für die Dubliner Stadtverwaltung ist die Castle Street hinter dem Rathaus. € 97.600 wurden dort im letzten Jahr von Parksündern eingenommen. Das heißt, 1.220 Autos bekamen Parkkrallen verpasst und wurden gegen eine Gebühr von € 80 pro Stück davon wieder befreit. Die zweitlukrativste Straße war die North Great George’s Street, die € 77.280 in den Stadtsäckel brachte.
Die intensiven Gespräche zwischen dem Vorsitzenden der Ulster Unionist Party David Trimble und Sinn Féin Präsident Gerry Adams zur Wiederherstellung der nordirischen Exekutive gehen weiter, derweil Taoiseach Bertie vor übertriebenen Hoffnungen warnt. Schon oft habe es geheißen, man stehe vor einem Durchbruch.

Sonnabend, 18. Oktober 2003

Nach den Worten des Vorsitzenden der loyalistischen PUP David Ervine ist die Sinn Féin dabei, die IRA zu einem Versprechen zu bringen, das den Friedensprozess in Nordirland umkrempeln wird. Die IRA werde den bewaffneten Kampf endgültig aufgeben. Gerry Adams sei dabei, die IRA zu etwas zu bewegen, zu dem sie noch nie bereit war. Die Frage sei, ob David Trimble darauf eine Antwort geben werde, zu der er noch nie bereit war.

Freitag, 17. Oktober 2003

Vorsichtige Hoffnungen keimen auf, derweil die Verhandlungen ihren kritischen Punkt erreichen. Die Gespräche zur Wiederherstellung der nordirischen Exekutive entwickelten sich zu einem Balanceakt auf dem Hochseil, verlautet aus Kreisen der britischen und irischen Regierung. Der Erfolg liege in Sichtweite, doch schon eine falsche Bewegung bedeute den Absturz.
Der Direktor der Equality Authority, Gleichstellungsbehörde, kann man vielleicht übersetzen, kritisiert Justizminister McDowell ob seiner Bemerkung, bei den irischen Travellern handele es sich nicht um eine gesonderte ethnische Gruppe.

Donnerstag, 16. Oktober 2003

Taoiseach Bertie meint, die britische Regierung solle in der kommenden Woche die Wahlen für das nordirische Parlament terminieren, egal Ulster Unionist Party und Sinn Féin zu einer Übereinkunft kommen oder nicht.
Die Müllabfuhr in Dublin soll heute Vormittag wieder aufgenommen werden, nachdem die Gegner einer Müllabfuhrgebühr in der vergangenen Nacht die Blockade vor den Depots aufgehoben haben. Zirka 100.000 Mülltonnen konnten in der letzten Woche nicht geleert werden, und die örtlichen Behörden empfehlen den Wohnungsinhabern, ihren Abfall ‘doppelt einzusacken’ und an einem ‘trocken Platz, geschützt vor Vögeln, Hunden und Ungeziefer’ aufzubewahren. (s.a. 19., 15. und 12. September 2003)
Baby Sophia sucht ihre Mutter, und so auch die irische Polizei. Baby Sophia wurde, drei Tage alt, vor einem Hospital in Cork ausgesetzt und ist bei guter Gesundheit. Mehr als um die Gesundheit der Kleinen, sorgt sich die Polizei um die der Mutter und bittet sie dringend, sich doch zu melden. Sie könne sicher sein, dass man die Angelegenheit einfühlsam, verständnisvoll und vertraulich behandeln werde.

Mittwoch, 15. Oktober 2003

Umweltminister Martin Cullen warnt vor einer Müllkrise und ruft dazu auf, mehr zu recyceln. Bisher wird in Irland nur 13 % des Abfalls einer Wiederverwertung zugeführt.
Der heute 12-jährigen Saoirse McWalters, die im Januar 2001 aus einem Bus fiel, wird vor dem High Court ein Schadensersatz in Höhe von € 86.000 zuerkannt. Davon sind € 13.000 unmittelbar auszuzahlen, inbegriffen 2.000 Euro, um dem Mädchen einen Computer zu kaufen.

Dienstag, 14. Oktober 2003

Wer im irischen Straßenverkehr Strafpunkte einfährt, wird künftig Probleme haben, sein Fahrzeug überhaupt zu versichern. So kündigt die Hibernian Insurance an, vom 1. November an keine Verträge mehr mit Autofahrern abzuschließen, die mehr als vier Strafpunkte auf ihrem Konto haben.
Glaubt man einer Untersuchung der OECD, so gehören irische Oberstufenschüler gemeinsam mit denen aus Ungarn, Schweden und dem Vereinigten Königreich zu den glücklichsten der Welt. Nirgendwo auf der Welt sonst drücken sich Schüler zufriedener und positiver über ihre Schule aus.
Nach der letzten Auswertung des nationalen irischen Krebsregisters steigt die Zahl der Krebserkrankungen in Irland konstant. So starben im Jahr 1999 knapp 7.500 Iren an Krebs, 1.500 davon an Lungenkrebs. Liegt da Gesundheitsminister Martin mit seinem Rauchverbot in Pubs wirklich so falsch?

Montag, 13. Oktober 2003

Die gestern angekündigten Gespräche beim britischen Premierminister über die Zukunft Nordirlands enden ohne eine offizielle Erklärung darüber, wann es zu den im Mai verschobenen Wahlen zum nordirischen Parlament kommt. Alle Seiten scheinen sich einig darüber zu sein, dass Fortschritte gemacht wurden – und das war es dann wieder einmal.
One in Four (einer von Vier), eine Einrichtung zur Unterstützung sexuell Misshandelter, sieht sich gezwungen zum Ende des Monats zu schließen. Direktor Colm O’Gorman begründet dies damit, dass die Regierung ihr Versprechen zur finanziellen Unterstützung gebrochen habe.

Sonntag, 12. Oktober 2003

In Irland werden die Schafe jetzt aus dem Weltall überwacht, lese ich soeben. Bei einem Modellversuch auf einer Farm im County Mayo werden über einen Chip im Halsband Aufenthaltsort, Gehrichtung und weitere Daten per Satellit an eine Forschungseinrichtung übermittelt. Was den Bauern nun noch fehlt, meint die Autorin des Artikels, sei eine Fernsteuerung für die Schafe. Quelle: GoBritain, Heft 4/2003.
Taoiseach Bertie wird morgen zu einem Gipfelgespräch zur Lösung der aktuellen Nordirlandkrise nach London reisen. Weitere Teilnehmer von Seiten der irischen Regierung sind Außenminister Brian Cowen und Justizminster Michael McDowell.

Sonnabend, 11. Oktober 2003

Taoiseach Bertie zeigt sich pessimistisch über die Aussichten, bis zum Jahresende zu einer Übereinkunft zwischen der Ulster Unionist Party und der Sinn Féin zur Wiederherstellung der nordirischen Exekutive zu kommen.
Die 42 von dem Landrutsch in Nord Mayo (s. 20. und 23. September 2003) betroffenen Familien sind enttäuscht über die Regierung, die ihnen bisher keinerlei finanzielle Hilfen angeboten hat. 28 Familien bekamen bisher vom County Council grünes Licht, in ihre Häuser zurückzukehren; bei den anderen wird das Risiko weiterer Landrutsche für noch zu hoch eingeschätzt.

Freitag, 10. Oktober 2003

Er schließe nicht aus, dass die IRA bereits einen neuen größeren Schritt zu ihrer Entwaffnung getan habe, meint mit Jeffrey Donaldson ausgerechnet ein Hardliner der Ulster Unionist Party. Die Republikaner wollten Wahlen im November und müssten dem britischen Premierminister dafür Deckung geben. Dieser hatte heute in Downing Street mit Sinn Féin Präsident Gerry Adams und dem Chefunterhändler der Partei Martin McGuinness gesprochen. Morgen wollen sich in Belfast Gerry Adams und der Vorsitzende der Ulster Unionist Party David Trimble treffen.
Der Generalsekretär der Sinn Féin, Mitchel McLaughlin, glaubt an Wahlen zum nordirischen Parlament noch in diesem Jahr. Man stehe in laufenden Gesprächen mit der britischen Regierung und man habe Gründe für die Annahme, dass die Argumente seiner Partei Tony Blair überzeugten.

Donnerstag, 9. Oktober 2003

Die Inflationsrate fiel im September bezogen auf die letzten 12 Monate mit 2,9 % auf den niedrigsten Wert seit November 1999. Die Wirtschaftsweisen begrüßen dies, lag sie doch in den letzten Jahren in Irland doppelt so hoch wie im europäischen Mittel.
Dient die IRA der Ulster Unionist Party nur als Vorwand, um die für diesen Herbst anvisierten Wahlen zum nordirischen Parlament zu verhindern? Sir Reg Empey, in der letzten nordirischen Regierung Minister der UUP für wirtschaftliche Entwicklung, warnt, die Sinn Féin könnte die stärkste Partei Nordirlands werden, sollte der britische Premierminister Tony Blair die Wahlen für November ansetzen.

Mittwoch, 8. Oktober 2003

Taoiseach Bertie befürwortet eine Änderung der Immunitätsregelung für die TDs, die Abgeordneten im irischen Parlament. Die Immunität solle künftig für die An- und Abreise zum bzw. vom Dáil entfallen. Was bedeuten würde, dass sich auch die per Auto an ihren Arbeitsplatz begebenden Abgeordneten an die Verkehrsregeln zu halten hätten.
Es ist zwar nicht die Pest, doch immerhin die Grippe, die sich von Irland aus auf den Weg macht Europa zu erobern. Ungewöhnlich früh, lese ich in der Westfälischen Rundschau, sind die ersten Grippefälle der Saison aufgetreten, und zwar in einem Internat der irischen Hauptstadt Dublin.
Die Gewalt in Nordirland gehe immer mehr von Loyalisten aus, wirft Sinn Féins Chefunterhändler Martin McGuinness der anderen Seite vor. Für mehr als 160 Bombenanschläge, Schießereien und sonstige Übergriffe der letzten drei Monaten seien loyalistische Paramilitärs verantwortlich gewesen.

Dienstag, 7. Oktober 2003

Die Hoffnungen, dass es mit der Wiederherstellung der nordirischen Exekutive und Wahl zum nordirischen Parlament in diesem Jahr noch etwas wird, schwinden. Taoiseach Bertie teilt heute dem Dáil mit, er sehe bislang keine Basis dafür.
Das auch bei Touristen beliebte Szenemagazin indublin mit Veranstaltungshinweisen für die irische Hauptstadt wird eingestellt. Wegen seiner freizügigen Kontaktanzeigen war es in den Vergangenheit immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt geraten, doch der Grund für die Einstellung liegt in nachlassenden Werbeeinnahmen. Schon für das Jahr 2001 verzeichnete der Verlag einen Verlust von 1,3 Mio. €. Ein halbes Jahr lang habe er versuch einen Käufer zu findne, so der Herausgeber Mike Hogan. Neben indublin wird auch die von ihm herausgegebene politisch eher linke Monatszeitschrift Magill eingestellt, 12 Vollzeitmitarbeiter verlieren ihren Job.
Das Thema ‘Rauchverbots in Pubs und Restaurants’ scheint alle anderen zu verdrängen – doch nicht nur diese sind betroffen. So wurden erstmals zwei Betreiber von Bingo-Hallen zu einer Geldstrafe von jeweils € 300 + € 500 Gerichtskosten verurteilt, weil sie nicht gegen Raucher vorgegangen waren. Ihr Argument, es sei praktisch unmöglich Besucher dazu zu bewegen zum Rauchen nach draußen zu gehen, ließen die Richter nicht gelten.

Montag, 6. Oktober 2003

Der Vorsitzende des Western Health Board Val Hanley ist aus Protest gegen die Einführung des Rauchverbots in Pubs und Restaurants vom 1. Januar kommenden Jahres an von seinem Amt zurückgetreten. Der Chef einer Gesundheitsbehörde ist gegen ein Rauchverbot? mag man sich wundern. Doch die Erklärung liegt nahe: Mr. Hanley ist als Mitglied der Connacht-Zweigstelle der Vintners’ Federation of Ireland gleichzeitig für den Verband der irischen Pubbesitzer aktiv.

Die Regierung denkt über eine Neuregelung der Höchstgeschwindigkeiten auf irischen Straßen nach, und zwar so, dass sich in der Einheit km/h runde Werte ergeben:

Straßentyp	bisher	künftig
Autobahnen:	70 m/h	75 m/h = 120 km/h
Nationalstraßen:	60 m/h	62 m/h = 100 km/h
Landstraßen:	60 m/h	49 m/h = 80 km/h
Vor Schulen etc.:	20 m/h	19 m/h = 30 km/h

Die neue Regelung wird voraussichtlich im September 2004 in Kraft treten.

Sonntag, 5. Oktober 2003

Ein trauriger Rekord für Irland: zehn Menschen sterben an diesem Wochenende landesweit durch Verkehrsunfälle.
Die erste Ausgabe einer neuen landesweiten Sonntagszeitung ist an den Kiosken erhältlich, die Sonntagsausgabe des Star. Die Herausgeber hoffen, dass sich die Auflage auf über 100.000 Exemplare einpendeln wird.

Sonnabend, 4. Oktober 2003

Taoiseach Bertie Ahern und der britische Premierminister Tony Blair beraten einmal mehr über Nordirland. Beide erklären ihren Wunsch, noch vor Weihnachten die im Mai verschobenen Wahlen zum nordirischen Parlament abzuhalten, doch bisher scheint es bei dem Wunsch zu bleiben.

Freitag, 3. Oktober 2003

Das Equality Tribunal, ‘Gerichtshof für Gleichbehandlung’ könnte man vielleicht übersetzen, verurteilt den Autoversicherer Royal and Sun Alliance einem 77-jährigen eine Entschädigung in Höhe von € 2.000 zu zahlen, weil die Gesellschaft sich mit Hinweis auf das Alter des Antragstellers geweigert hatte sein Fahrzeug zu versichern.
Die irische Küstenwache setzt den in Großbritannien registrierten Fischtrawler LE Aisling wegen unerlaubter Netzgröße und verbotenem Fang von Seehecht fest und bringt ihn in den Hafen von Galway.

Donnerstag, 2. Oktober 2003

Ein als ‘Soldat F’ geführter ehemaliger britischer Fallschirmjäger gibt zu, am Bloody Sunday fünf Menschenrechtsdemonstranten erschossen zu haben, unter ihnen Barney McGuigan, der ein weißes Taschentuch schwenkte, während er einem Sterbenden zu Hilfe eilte.
Nach Berechnung von Wirtschaftswissenschaftlern des University College Dublin kostet das Rauchen der irischen Wirtschaft täglich € 5 Mio. Berücksichtigt dabei wurden Krankenhauskosten, Abwesenheit vom Arbeitsplatz und Produktivitätsverluste. Eine willkommene Unterstützung für das von Gesundheitsminister Martin vorgesehene Rauchverbot in Pubs und Restaurants.

Mittwoch, 1. Oktober 2003

Taoiseach Bertie Ahern unterstützt seinen Gesundheitsminister gegen die massiver werdende Kritik und erklärt, das Rauchverbot in Pubs und Restaurants werde, wie geplant, am 1. Januar in Kraft treten.
Nach Ansicht des stellvertretenden Chefs der nordirischen Polizei, Deputy Chief Constable Paul Leighton, stellt die IRA keine unmittelbare Bedrohung dar. Sie existiere zwar weiterhin, doch es gebe keine Zweifel, dass sie den Waffenstillstand einhalte.

Nachrichten aus Irland – Oktober 2003