Nachrichten aus Irland

August 2004

Zusammengestellt nach Berichten von RTÉ, der Irish Times,
des Irish Independent und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Dienstag, 31. August 2004

Der 10. Jahrestages des ersten Waffenstillstandes der Provisional IRA wird begangen, wobei mitunter vergessen wird, dass die IRA zwischen dem ersten und zweiten in London die eine oder andere Bombe zündete. Bereits am Sonntag meldete sich der Primas der katholischen Kirche Irlands anlässlich dieses Tages zu Wort, und heute drückt Taoiseach Bertie Ahern seine Hoffnung aus, dass die kommenden Gespräche zur Zukunft Nordirlands in ein neues Zeitalter von Frieden, Wohlstand und Versöhnung münden. Wir werden seh’n.
Es werde auch nach der kommenden Kabinettsumbildung keine Abkehr vom seit Ende März geltenden Rauchverbot am Arbeitsplatz (inkl. Pubs und Restaurants) geben, verkündet Gesundheitsminister Micheál Martin. Eine öffentliche Revolte würde ausbrechen, prophezeit der Minister, sollte eine künftige Regierung dies versuchen.

Montag, 30. August 2004

Im Alter von erst 47 Jahren stirbt in Dublin der Kunsthistoriker, Autor und Kritiker John Hunt. Als Gründungsdirektor des Limericker Hunt Museums gehörte der Ehrenbürger der Stadt Limerick und Träger der Goldmedaille der Royal Hibernian Academy mit seiner Schwester Trudy zu den großzügigsten Stiftern des Landes.
Als Gott die Zeit erschuf ... Elf Monate nach der Entgleisung eines Güterzuges bei Cahir in Tipperary ist der Vorfall soweit aufgeklärt, dass die Strecke im kommenden Monat wieder für den Personen- und Güterverkehr freigegeben wird. Da ist man gespannt, wie lange die Untersuchung der Entgleisung der neuen Dubliner Straßenbahn am Stephen’s Green in Anspruch nimmt (s. Sonnabend). Heute gab es erneut einen kleinen Unfall, als an der Jervis Street ein Straßenbahnzug mit einem Auto kollidierte.
Irlands Springreiter Cian O’Connor kehrt mit der einzigen Medaille der irischen Mannschaft von den Olympischen Spielen in Athen heim und wird begeistert begrüßt. Dies verdrängt ein bisschen das wenig ruhmvolle Verhalten seines Landsmannes Father Neil Horan, der beim abschließenden Marathonwettbewerb den bis dahin führenden Brasilianer Venerlei de Lima von der Bahn schubste, um auf das kommende Jüngste Gericht hinzuweisen. Was allerdings noch nicht eingetreten ist.

Sonntag, 29. August 2004

Anlässlich des 10. Jahrestages des ersten Waffenstillstandes der IRA ruft der katholische Primas von Gesamtirland, Erzbischof Seán Brady, die Paramilitärs zur endgültigen Beendigung ihre Kampagne auf. Ein Beschluss der IRA sich aufzulösen wäre nicht nur ein historisches Ereignis höchsten Ranges, sondern auch ein Ausdruck des Selbstvertrauens der republikanischen Seite.
Doch auch Unionisten müssten ihrer Verpflichtung Vertrauen zu bilden nachkommen, Nationalisten und Republikaner sich sicher sein können, dass sie es mit ihrer Zustimmung zur nordirischen Exekutive ernst meinen und bereit sind, in den Nord-Süd-Institutionen mitzuwirken.

Sonnabend, 28. August 2004

Eine Medaille für Irland bei den Olympischen Sommerspielen in Athen, und es wird wohl die einzige bleiben. Dafür ist sie aus Gold, und errungen wurde sie vom Außenseiter Cian O’Connor, der als erster Iren in der Olympiageschichte das Springreiten gewann. Eigentlich wundert es mich nicht, stammt er doch aus einem Land, in dem Pferde zur Stärkung dann und wann einen Krug Guinness vorgesetzt bekommen. Völlig legal, denn bis jetzt steht dieser schwarze Trank noch nicht auf der Liste Dopingmittel.
Die erste größere Panne, seit die neue Dubliner Straßenbahn Luas den regulären Betrieb aufgenommen hat. Am Stephen’s Green entgleist – wie zuvor schon im Probebetrieb – eine Bahn, wobei zum Glück niemand verletzt wird. Zur Zeit verkehrt die Linie nach Sandyford nur ab bzw. bis Beechwood; bis zur Wiederaufnahme des Betriebes gelten die Fahrkarten auch für die Dubliner Busse.

Freitag, 27. August 2004

Händchenhalten ist nicht, zumindest nicht am Scariff Community College im County Clare. So warnt die Schulleitung in ihrem aktuellen Newsletter Schülerinnen und Schüler davor, sich händehaltend auf dem Schulhof zu bewegen oder auf sonstige ‘unangemessene Art und Weise’ Zuneigung zu demonstrieren. Romanzen, so Schulleiter P.J. Mason, könnten die Schüler vom Lernen abhalten.
Nachdem der größte Fleischverarbeiter des Landes die Senkung der Abnahmepreise für Rinder zurückgenommen hat, brechen die irischen Farmer ihren Protest vor den Toren von Kepak ab. (s.a. 24. August 2004)

Donnerstag, 26. August 2004

Eine nigerianische Frau wird ohne ihr vor sieben Monaten in Irland geborenes Kind, das mit dem Recht auf die irische Staatsbürgerschaft in der Obhut ihres Partners bleibt, nach Nigeria deportiert. Die Frau sei völlig von der Rolle gewesen, berichteten andere unfreiwillig Mitreisende. Sie gehört zu 28 Nigerianern, die am Dienstagabend ‘in Verwahrsam’ genommen und heute Morgen nach Lagos ausgeflogen wurden. Das irische Justizministerium teilt mit, es kommentiere keine Einzelfälle. Wenn Eltern von Kindern mit dem Anrecht auf die irische Staatsbürgerschaft deportiert würden, sei es an ihnen zu entscheiden, was mit dem Kind geschehe.
Über die Vertreibung katholischer Familien aus unionistisch/loyalistischen Wohnbezirken wurde hier schon öfter berichtet, doch auch umgekehrt gibt es Probleme. 10 protestantische Familien verließen heute ihre Häuser in einem republikanischen Stadtviertel im Norden Belfasts, nachdem sie nach eigenem Bekundungen jahrelang durch Republikaner eingeschüchtert wurden. Die Sinn Féin bestreitet die Vorwürfe. Es gebe, so ihr Stadtrat Eoin O’Broin, keine organisierte oder sonstige Kampagne gegen die protestantische Gemeinschaft im betreffenden Stadtteil.

Mittwoch, 25. August 2004

Bereits gestern Abend stellten sich die ersten Dubliner vor Eason’s Bookshop in Dublins O’Connell Street an, um sich heute morgen ihr Exemplar von Bill Clintons Autobiografie vom früheren amerikanischen Präsidenten signieren zu lassen. Auf rund 1.500 war die Schlange am Morgen angewachsen. Zwei Stunden lang schrieb Bill seinen Namen in die Bücher, was, sollte ich richtig gerechnet haben, 4,8 Sekunden pro Unterschrift ausmacht. Am Abend traf er Taoiseach Bertie Ahern, ein vermutlich weniger anstrengender, wenn auch weniger lukrativer Termin.
Die irische Luftsicherheitsbehörde empfiehlt den Fluggesellschaften die Mitnahme von Defibrillatoren zur Wiederbelebung von Menschen nach einer Herzattacke. Der Anlass war der Herzinfarkt eines Ryanair-Flugkapitäns auf dem Flug von Charleroi nach London Stansted im September 2002. Der Copilot übernahm seinerzeit das Steuer und landete sicher.

Dienstag, 24. August 2004

Mehr als 800 Farmer versammeln sich vor den Toren der größten Fleischfabrik des Landes, Kepak in Athleague im Co Roscommon, um gegen die Senkung der Abnahmepreise für Rinder zu protestieren. Die von Kepak verordnete Preissenkung sei völlig ungerechtfertigt und bedrohe viele von ihnen in ihrer Existenz. Kepak hingegen argumentiert, das Fallen der Marktpreise in den vergangenen Wochen lasse ihr keine andere Möglichkeit.
Das Dubliner St Vincent’s University Hospital und das St James’s Hospital, sie gehören zu den größten des Landes, bestätigen, dass sie in den 70er und 80er Jahren pharmazeutische Firmen mit Hirnanhangdrüsen verstorbener Kinder versorgten. Ob gegen Zahlung von Geld, darüber schweigt man sich aus. (Siehe auch die Meldungen vom 16. bis 19. August 2004)
Die Irish Cancer Society rät grundsätzlich davon ab, sich auf die Sonnenbank zu legen. Viele Iren täten dies regelmäßig, obgleich Hautkrebs die häufigste Krebsart in Irland sei. Die UV-Strahlung auf den Sonnenbänken sei fünfmal so stark, wie die der Mittagssonne im Hochsommer.

Das Thema Mindestlohn wird in Deutschland derzeit heiß diskutiert. In vielen europäischen Ländern gibt es ihn, und Irland schneidet da gar nicht so schlecht ab:

Land		Mindestlohn in Euro pro Monat
Luxemburg		1.403
Niederlande		1.265
Belgien		1.234
Irland		1.231
Großbritannien		1.160
Frankreich		1.154
Malta		536
Griechenland		505
Spanien		491
Slowenien		437
Portugal		366
Ungarn		212
Tschechien		211
Polen		183
Estland		159
Slowakei		153
Litauen		130
Lettland		121

Nur in Irland und Malta liegt der Mindestlohn oberhalb der Hälfte des durchschnittlichen Bruttolohns, in allen anderen Ländern oft deutlich darunter.

Montag, 23. August 2004

Der 1996 in Rente gegangene Kardinal Cahal Daly, 87 Jahre dürfte der ehemalige Erzbischof von Armagh und Primas der 32 Counties inzwischen alt sein, lässt in Belfast sein neues Buch The Minding of Planet Earth (Die Bewahrung des Planets Erde) vorstellen, in dem er unter anderem harte Worte für reiche Steuerhinterzieher sowie Banken und Finanzinstitute findet, die Steuerhinterziehung fördern. Bereits 1967 habe es Papst Paul VI als unakzeptable bezeichnet, wenn reiche Bürger beträchtliche Teile ihres Vermögens ins Ausland transferierten, obwohl ihnen bewusst sei, dass sie damit ihrem Land Schaden zufügten. Dies gelte, so der Kardinal, ganz besonders für das moderne Irland.
Der nächste Sommer kommt bestimmt, und so kündigt Aer Lingus für 2005 eine neue Flugverbindung von München nach Cork an. Die Tourismusindustrie, aber nicht nur diese, zeigt sich erfreut.

Sonntag, 22. August 2004

Vier Menschen starben an diesem Wochenende auf Irlands Straßen und lassen die Zahl der Verkehrstoten in diesem Jahr auf 248 steigen. Dies sind bereits 20 mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Sonnabend, 21. August 2004

Neue, nach Ansicht der nordirischen Polizei rassistisch motivierte Übergriffe werden aus Portadown gemeldet. Um halb zwei in die Früh wurden die Türen der Wohnungen zweier portugiesischer Familien und ihrer Angehörigen eingeschlagen. Die Bewohner wurden von der Polizei in Notunterkünfte gebracht.
Die Präsidentschaftswahlen rücken näher, doch wird tatsächlich gewählt? Denn wenn es keine Gegenkandidaten gibt und das amtierende Staatsoberhaupt bereit ist, für eine zweite Amtsperiode weiterzumachen, kann die Wahl ausfallen. Die gegenwärtige Amtsinhaberin Mary McAleese von der Regierungspartei Fianna Fáil zu schlagen gilt als aussichtslos, und so hat die stärkste Oppositionspartei Fine Gael bereits zu Jahresanfang bekundet, niemanden aufstellen zu wollen. Nun verliert auch die irische Labour Party, für die ursprünglich ihr Parteipräsident Michael D. Higgins ins Rennen gehen wollte, das Interesse. Dahinter steht das Kalkül, der Regierungspartei, der man bei den Lokal- und Europawahlen gewaltig Stimmen abnahm, vor den nächsten Parlamentswahlen keinen Aufschwung durch einen Wahlsieg zu geben.
Zwei potentielle Gegenkandidaten würden damit verbleiben, die Schlagersängerin Dana Rosemary Scallan, die es schon einmal versucht hatte, und der Friedensaktivist und frühere UN-Beamte Denis Halliday. Beide haben sich noch nicht endgültig entschieden, ob sie bei ihrer Chancenlosigkeit kandidieren wollen.

Siehe dazu auch: 03.01.2004, 08.02.2004, 10.02.2004 und 21.06.2004.

Freitag, 20. August 2004

Aer Lingus meint es ernst mit dem ins Auge gefassten Abbau von rund 1.300 Arbeitsplätzen und ist bereit, sich die Sache in Erwartung einer künftigen Gewinnmaximierung 80 Mio. Euro kosten zu lassen. Wer freiwillig geht, soll für jedes Jahr, das er bei Aer Lingus beschäftigt war, 7.000 € bekommen, maximal jedoch 70.000 €. Anträge darauf werden bis zum 14. September entgegengenommen. Die Gewerkschaften wollen sich nicht beschwichtigen lassen und drohen mit Streik.
Ein Autogramm von Bill Clinton gefällig? Kein Problem, wenn Sie am kommenden Mittwoch zur Buchhandlung Easons an Dublins O’Connell Street kommen, wo der frühere amerikanischen Präsident seine 957-seitige Biografie signieren wird. Einen Vorschuss von 10 Mio. Dollar soll er von seinem Verlag Alfred A. Knopf für das Buch bekommen haben.
Auch in der kommenden Woche würde ich mich nicht darauf verlassen, in Dublin Geld aus einem Geldautomaten zu bekommen. Nachdem die Geldtransportfirma Brinks Allied im Arbeitskampf mit ihren Beschäftigten die Empfehlungen des Labour Courts abgelehnt hat, wollen diese nun ab Monat richtig streiken. (s.a. 11. und 14. August 2004)

Donnerstag, 19. August 2004

Rest In Peace, ruhe in Frieden, dies gilt nicht, wenn man vor gut 1.100 Jahren in Dublin begraben wurde. Denn dann wird man anno 2004 wieder ausgebuddelt und das, was materiell von einem übrig geblieben ist, von den Archäologen des National Museum of Ireland seziert & analysiert. Eine bronzefarbene ovale Brosche skandinavischen Ursprungs trägt die Dame, die man nicht in Frieden ruhen lassen will, und so mag sie zu den Wikingern gehören, die sich nach dem Jahr 800 an einem schwarzen Tümpel Dubhlinn niedergelassen haben. So ganz sauber scheint die Liffey bei dieser Namensgebung schon damals nicht gewesen zu sein.
2.500 Hirnanhangdrüsen erwarb man zwischen 1976 und 1986 von irischen Krankenhäusern zwecks Weiterverarbeitung zu Wachstumshormonen, gab gestern das internationale Pharmaunternehmen Novo-Nordisk bekannt. Heute kommt die Korrektur: es waren nicht 2.500, sondern rund 7.500, wenngleich nicht nur von verstorbenen Kindern, sondern auch von Erwachsenen. Inzwischen gibt das irische Gesundheitsministerium zu, bereits im Jahr 2000 vom Export dieses Rohstoffes Kenntnis bekommen zu haben.

Mittwoch, 18. August 2004

Die grüne Insel Irland als das verlorene Königreich Atlantis? Der schwedische Wissenschaftler Dr. Ulf Erlingsson von der Universität Uppsala vertritt in seinem Buch Atlantis from a Geographer's Perspective: Mapping the Fairy Land diese Meinung, doch das irische Nationalmuseum sieht keine archäologische Beweise für seine These. Nach Plato war Atlantis eine Insel im Atlantischen Ozean mit weit entwickelter Zivilisation, die bei einer Naturkatastrophe im Meer versank. Dies habe Plato mit der Dogger Bank verwechselt, meint Dr. Erlingsson, die im Jahr 6100 v.Chr. unterging.
Erziehungsminister Dempsey findet es nicht so schlimm, dass rund 20 % der Sekundarstufenschüler beim diesjährigen Abschlussexamen im Fach Mathematik durchgefallen sind und somit keinen Hochschulzugang haben. “Wir wollen gar nicht”, so der Minister, “dass 100 % unserer Schüler die Universität besuchen.”
Die internationale Pharmakonzern Novo-Nordisk teilt mit, dass zwischen 1976 und 1986 von 32 irischen Krankenhäusern 2.500 Hirnanhangdrüsen verstorbener Kinder nach Dänemark geschickt wurden, um daraus menschliche Wachstumshormone herzustellen. Die Ärzte und Krankhäuser hätten dafür eine ‘geringfügige Kompensation’ zum Erwerb medizinischer Bücher erhalten.

Dienstag, 17. August 2004

Die in der Gewerkschaft SIPTU (Services, Industrial Professional Technical Union) organisierten Mitarbeiter von Aer Lingus haben sich zu mehr als 90 % für Streikaktionen ausgesprochen, nachdem das Management angekündigt hat, in den kommenden drei Jahren 1.325 Arbeitsplätze abbauen zu wollen.
Der ein Vierteljahrhundert zurückliegende Skandal weitet sich aus. Weitere Krankenhäuser aus Cork, Tralee und Limerick gestehen ein, pharmazeutische Firmen mit Hirnanhangdrüsen verstorbener Kinder versorgt zu haben. Auch gibt das Mid Western Health Board zu, dass einem Pathologen seines Regionalhospitals in Limerick ein ‘kleiner Betrag’ pro Hirnanhangdrüse bezahlt worden sei, der für Broschüren zur medizinischen Aufklärung verwendet worden sei.

Montag, 16. August 2004

Die Vereinigung Eltern für Gerechtigkeit zeigt sich geschockt über Enthüllungen, nach denen in den 70-er Jahren von mehreren Krankenhäusern die Hirnanhangdrüsen verstorbener Kinder einer pharmazeutischen Firma überlassen wurden, um mit ihrer Hilfe Wachstumshormone zu produzieren. Man zeigt sich enttäuscht darüber, wie Gesundheitsminister Martin mit dem Skandal umgeht.
Das South Eastern Health Board warnt nach dem vermehrten Auftreten einer giftproduzierenden Algenart vor dem Genuss von an den Küsten Waterfords und Wexfords gesammelten Schalentieren. Für kommerziell produzierte Miesmuscheln, Austern, Venusmuscheln und Kammmuscheln gelte die Warnung nicht.

Sonntag, 15. August 2004

Eine Formation aus Nordirland, die Field Marshal Montgomery Pipe Band, wurde gestern Abend Weltmeister bei der World Pipe Band Championship im schottischen Glasgow. Organisiert von der Royal Scottish Pipe Band Association and dem Glasgower Stadtrat nahmen vor 45.000 begeisterten Zuschauern 231 Bands mit rund 8.000 Musikern aus aller Welt an dem Wettbewerb teil. Seit 1986 gibt es die Weltmeisterschaft, und in diesem Jahr wurden alle Rekorde gebrochen.

Sonnabend, 14. August 2004

Wie schon im vergangenen Jahr, verläuft auch in diesem die Hauptparade der loyalistischen Apprentice Boys durch Derry City ohne größere Unruhen. Rund fünfzehntausend Menschen und 150 Musikkapellen begleiten den Marsch der ‘Lehrlinge’, mit dem sie die (wie sie es sehen) Befreiung der Stadt Derry von der Belagerung durch die Truppen des katholischen Königs James Stuart im Jahr 1689 feiern.
Derweil die Mitarbeiter der Geldtransportfirma Brinks Allied ihren Streit vor der Labour Relations Commission verhandeln, bleiben auch an diesem Wochenende viele Geldautomaten an der irischen Ostküste leer.
Länger als geplant wird es vermutlich dauern, bis der irische Fußballverband FAI und die Irish Rugby Football Union wieder in ihrem Stadion an Dublins Lansdowne Road spielen können. Die derzeitige Anlage soll abgerissen und einem neuen Stadion mit 55.000 Sitzplätzen weichen, doch nun wurde Asbestzement in der bisherigen Bausubstanz entdeckt, was eine Verzögerung der Arbeiten um zwei Jahre bis 2008 bedeuten kann.

Freitag, 13. August 2004

Irlands Treibhausgasemissionen liegen mit einer Steigerung um 29 % bezogen auf 1990 weit über den im Kyotoprotokoll vereinbarten Werten, meldet heute die Irish Times. Eine Erhöhung um 13 % war dem Land für die noch in der Zukunft liegenden Jahre 2008 bis 2012 zugestanden worden. Sollten die Emissionen in den kommenden acht Jahren nicht auf dieses Limit zurückgefahren werden, droht dem Land eine Strafe von bis zu 1,2 Mrd. Euro.
Nicht nur auf Charlie (siehe gestern), sondern auch auf Joe wird Taoiseach Bertie Ahern bei seinem für September vorgesehenen Kabinettsumbau verzichten müssen. Doch vielleicht will er es ja auch. Landwirtschaftsminister Joe Walsh, seit 1977 im Dáil und inzwischen 61 Jahre alt, will in Rente gehen und nicht mehr für das Parlament kandidieren. Ein Minister wie kein anderer in der modernen irischen Politik, meint der Regierungschef, was er für das ländliche Irland geleistet habe, sei enorm.
Zehn Monate müssen derzeit Anwärter auf die Führerscheinprüfung warten, und bis sie diese absolviert haben mit ihrer provisorischen Lizenz als Learner höhere Versicherungsprämien zahlen. Gerade auf dem Lande ein unhaltbarer Zustand, meint das Famers’ Journal, da sie keine andere Chance hätten an ihren Arbeitsplatz zu kommen als mit dem Auto.

Donnerstag, 12. August 2004

Die jährliche Inflationsrate in Irland steigt weiter. Im Mai lag sie bei 1,6 %, im Juni bei 2,3 % und im Juli nun bei 2,7 %. Letzteres trotz aller Sommerschlussverkäufe, bei denen z.B. die Preise für Bekleidung und Schuhwerk um 11 % sanken. Und – man mag es nicht glauben – selbst die Preise für Benzin und Diesel sanken im Juli. Als Preistreiber wurden Hotels, Pubs, Restaurants und der öffentliche Verkehr ausgemacht. Was alles in allem wunderbar zur Urlaubszeit passt. Damit liegt die irische Inflationsrate etwas oberhalb des Durchschnitts von 2,4 % in der Eurozone.
Charlie McCreevy, noch irischer Finanzminister, wird zum EU-Kommissar für den Binnenmarkt ernannt und soll am 1. November sein neues Amt antreten. Er selbst zeigt sich zufrieden und Taoiseach Bertie hocherfreut, dass der bisheriger Hüter seiner Finanzen einen so wichtigen Job in Europa bekommt. Und vielleicht auch ein bisschen erleichtert darüber, dass er ihn so genial losgeworden ist. Eigentlich fühlte sich Charlie in seinem bisherigen Job recht wohl, doch für einige Wahlkampfstrategen seiner Partei war er eher zu einem Risikofaktor geworden.

Mittwoch, 11. August 2004

Die Mitarbeiter von Brinks Allied Guards stimmen mit überwältigender Mehrheit für einen Streik, auf dass den Geldautomaten an der Ostküste und in Dublin nun endgültig der Nachschub ausgeht. Also hinreichend Euros mitbringen, wenn man in die irische Hauptstadt fliegt.
Seit knapp fünf Monaten darf in irischen Pubs & Restaurants nicht mehr geraucht werden, und die Zustimmung der Bevölkerung dazu ist nach einer im Auftrag des Gesundheitsministeriums durchgeführten Umfrage überwältigend. 82 % der Befragten finden die Sache gut, 95 % der Volksgesundheit förderlich. Mehr als die Hälfte sagt, sie sei nun viel eher geneigt in einem Pub zu speisen. Klar, dass Gesundheitsminister Martin strahlt.
Ein Dämpfer für die Erfolgsaussichten der Gespräche zur Wiederherstellung der nordirischen Exekutive. Die Sache mit der Polizeireform (auf die die republikanische Seite besonderen Wert legt) solle man nicht übereilen, meint die DUP, zunächst einmal müsse sich die IRA entwaffnen. (s.a. 7. und 9. August 2004)

Dienstag, 10. August 2004

Was ist typisch für einen Irish Pub? Na klar doch, dass in ihm nicht geraucht werden darf. Und so führt – um möglichst authentisch zu sein – ein Irish Pub in Hongkong als erste Kneipe der Region gleichfalls ein Rauchverbot ein.
Die Mitarbeiter von Brinks Allied Guards, die unter anderem an der Ostküste Geldautomaten auffüllen, stimmen morgen über Streikaktionen ab. Bereits jetzt sind viele Geldautomaten abseits der Banken leer.

Montag, 9. August 2004

Im September beginnen erneut Gespräche zur Wiederherstellung der nordirischen Exekutive. Sie könnten erfolgreich sein, meint Sinn Féin Präsident Gerry Adams, wenn republikanische Bedenken bezüglich des nordirischen Polizeisystems ausgeräumt werden. Wenn offenstehende Fragen wie die demokratische Kontrolle über die Polizei angegangen würden, werde er sich dafür aussprechen einen Parteitag einzuberufen, um die Angelegenheit zu diskutieren.
Bei einem Unfall in einem japanischen Atomkraftwerk werden wenigstens vier Menschen getötet, ein Anlass, der die irischen Grünen veranlasst, auf die Gefahren für die irische Bevölkerung durch die Wiederaufbereitungsanlage für Nuklearbrennstoffe in Sellafield jenseits der irischen See hinzuweisen. Es sei dringend erforderlich, die Anlage zu schließen und den Euratomvertrag ob seiner Unterstützung der Atomindustrie zu kündigen.
Was kostet es irischen Familien, wenn ein Kind zur Schule geht? Bis zu € 700 pro Jahr und Kind nach einer Untersuchung der irischen Labour Party, wobei die Kosten für Schuluniformen, Bücher und sonstige Lernmittel einbezogen wurden. Hinzu käme, dass viele Schulen die Eltern mit der Forderung nach einer ‘freiwilligen Spende’ unter Druck setzen würden. Eine substantielle Erhöhung der staatlichen Zuschüsse für Familien Schulkindern sei dringend erforderlich.

Sonntag, 8. August 2004

Zwei parallele siebenstündige Irisch-Intensivkurse bietet die Deutsch-Irische Gesellschaft Rhein-Main e.V. am Sonnabend, dem 25. September an, einer für Anfänger und ein zweiter für Fortgeschrittene. Die Teilnehmerzahl ist auf jeweils 15 Personen beschränkt, die Gebühren liegen zwischen 20 und 26 Euro. Ort: Saalbau Gutleut, Rottweiler Str. 32, Frankfurt/Main (nahe Hbf). Weitere Informationen unter der eMail-Adresse metz@digrm.de bei Marcus Metz, dem Beauftragten für Irisch-Gälisch der DIGRM e.V.
Nur wenige Tage vor Beginn der olympischen Spiele in Athen wird der irische Langstreckenläufer Cathal Lombard (29) in guter Tradition der alten Griechen positiv auf Doping gestestet. Nun droht im der Rauswurf aus der Olympiamannschaft und eine zweijährige Sperre.

Sonnabend, 7. August 2004

Bewegung im nordirischen Friedensprozess? In Interviews der letzten beiden Tage äußert Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams in einem persönlichen Statement die Meinung, die Republikaner Nordirlands sollten bereit sein, die IRA im Rahmen des Friedensprozesses aufzulösen und damit den Unionisten den Wind aus den Segeln nehmen. Der IRA werde dies nicht unbedingt gefallen, und dergleichen könne auch nur im Rahmen einer nachhaltigen Fortführung des Friedensprozesses geschehen.
Überraschend wenig abweisend die Reaktion der führenden unionistischen Partei Nordirlands. “Es ist eine interessante Entwicklung. Es ist ein Anfang. Lasst uns nun sehen, was als nächstes passiert, und ob diesen Worten Taten folgen”, so ein Sprecher von Ian Paisleys DUP. Auch britische Regierungskreise reagieren positiv.
Derweil gehen die Unruhen im Norden Belfasts weiter. Ein Personen- und ein Lastwagen wurden in der vergangenen Nacht von dreißig Jugendlichen in Brand gesetzt und sechs Polizeifahrzeuge beschädigt. Eine Benzinbombe wurde auf die anrückende Polizei geworfen, doch zum Glück niemand verletzt.

Freitag, 6. August 2004

Follow me up to Carlow, wo heute das Floral Festival seine Pforten öffnet. Gärtner und Gartenfreunde aus dem ganzen Land werden in den nächsten 10 Tagen nicht nur zum Schauen, sondern auch zu Workshops, Informationsveranstaltungen und Vorführungen erwartet, unter anderem von Helen Dillon und Dermot O’Neill von Garden Heaven, Eanna Ní Lamhna aus der RTÉ-Sendung Mooney Goes Wild und dem bekannte Umweltschützer Dick Warner.
Zehn neue Mitgliedsstaaten hat die EU seit dem ersten Mai, und nicht wenige aus diesen Ländern suchen nun einen Arbeitsplatz in Irland. Rund 23.000 waren es in den letzten drei Monaten, davon 11.000 aus Polen, 5.000 aus Litauen, jeweils 2.000 aus der Tschechischen Republik und Slowakei. Der Rest verteilt sich auf die weiteren vier Länder

Donnerstag, 5. August 2004

Rund 700.000 Passagiere fuhren seit dem 5. Juli, also seitdem man voll zahlen muss, mit der Green Line der neuen Dubliner Straßenbahn Luas, worüber sich die Betreibergesellschaft hocherfreut zeigt. Die Linie verkehrt zwischen dem Stephen’s Green und dem südlichen Vorort Sandyford, und wer die gesamte Strecke fährt, hat für die einfache Fahrt zwei Euro zu berappen. Eine Wochenkarte gibt es für 16 €, doch wer sein Auto auf einem der Park-and-Ride Plätze abstellen möchte, zahlt dafür noch einmal vier Euro pro Tag. Ursprünglich wollte man diese Parkgebühr von allen erheben, doch nach heftigen Protesten aus der Bevölkerung wird sie nun Körperbehinderten erlassen.
Die nächste Strecke, die Red Line zwischen Tallagh und der Connolly Station, sollte in diesem Monat in Betrieb gehen, doch der Start wurde auf ‘voraussichtlich Ende September’ verschoben.
Ein Lottogewinn in Höhe von umgerechnet € 30.473.730 geht nach Nordirland, ob an eine einzelne Person oder eine Spielgemeinschaft ist derzeit nicht bekannt. Sollte es ein Individuum sein, so wäre es der höchste Gewinn, denn je ein Mensch in Nordirland kassiert hat.

Mittwoch, 4. August 2004

Irland ist Fußballweltmeister, gewinnt die International Network of Street Papers Trophy bei den Weltmeisterschaften der Obdachlosen in Schweden. Das Team geht aus dem Dublin Street Soccer Programme hervor, das im vergangenen Jahr aus der Taufe gehoben wurde, um obdachlosen Spielern die Chance zu einem Neustart zu geben. 79 Tore schoss man in 10 Spielen und schlug am Wochenende im Finale zu Göteborg Portugal mit 9 : 2.
Mehrfach wurde in den vergangenen Monaten Windfarmen die Baugenehmigung mit der Begründung verweigert, sie würden die Landschaft verunstalten. Dies ruft Umweltminister Cullen auf den Plan, der den Einsatz fossiler Brennstoffe verringern möchte. So stellt er heute einen neuen Richtlinienentwurf vor, mit dem die Genehmigung für solche Anlagen leichter zu bekommen ist. Eine umsichtig geplante Windfarm, so der Minister, verunstalte weder die Landschaft, noch sei sie eine Gefahr für Vogelhabitate.
Eine Rechnung in Höhe von € 600 Mio. an Kompensationszahlungen für die Opfer von Kindesmissbrauch in Waisenhäusern und Gewerbeschulen könne auf den irischen Staat zukommen, meldet heute die Irish Times, wobei man von 6.500 bis 7.000 Klägern ausgehe. € 100 Mio. wurden bereits gezahlt.

Dienstag, 3. August 2004

Murphy’s Irish Stout gibt bekannt, das Cat Laughs Comedy Festival in Kilkenny nach neun Jahren nicht mehr zu sponsern, das alljährlich zum Juni-Bankholiday mehr als 100.000 Menschen anlockte. Die Sponsorenschaft hätte sich für die Marke Murphy gelohnt, so ihr Marketingmanager Kevin Cullinane, doch nach neun Jahren sei es Zeit für etwas anderes. Festivaldirektor Richard Cook bedauert den Rückzug seines Hauptsponsors und drückt die Hoffnung aus, dass Irland bekanntestes Sommerfestival auch im nächsten Jahr stattfinden werde; eine Garantie für den Fortbestand könne er jedoch nicht geben. Für die Stadt wäre eine Absage ein harter Schlag, denn der mittelständischen Wirtschaft brachte es jährlich mehrere Millionen Euro in die Kassen.
Gebühren nun auch für die Parkplätze an den DART-Stationen? Bislang hatte Verkehrsminister Brennan dieses Anliegen der irischen Eisenbahn mit der Begründung abgelehnt, man müssen die Menschen bewegen ihr Auto zu verlassen. Doch nachdem er vor einigen Wochen der Betreibergesellschaft der Dubliner Straßenbahn Luas gestattet hatte, auf ihren Park-and-Ride Plätzen 4 Euro pro Tag zu kassieren, zeigt er sich nach Auskunft eines Sprechers seines Ministeriums auch für Parkgebühren an den DART-Stationen offen.
Das letzte Bankholiday-Weekend des Sommers ist vorbei und brachte den bislang heißesten Tag des Jahres, mit Temperaturen, die in den meisten Landesteilen bis an die 25 Grad reichten.

Montag, 2. August 2004

Die irische Luftaufsicht wird von britischen Behörden, die die Umstände der Notlandung einer Boeing 737 von Ryanair am 27. Februar 2002 in London untersucht hatten, aufgefordert, den Trainingsstand des Kabinenpersonals von Ryanair unter die Lupe zu nehmen. Die Maschine war mit einem brennenden Triebwerk gelandet, und zwei der Flugbegleiter hatten mangels Übung Probleme, die Notausgänge zu öffnen. Zudem bemängelten die britischen Behörden, dass der Pilot die Maschine nach der Landung so positionierte, dass der Brand im rechten Triebwerk durch Seitenwind gefördert wurde.
Ein Venedig des Nordens wird Dublin vermutlich nicht werden, doch schon im kommenden Jahr soll ein River Bus vom Stadtzentrum zum Point Depot verkehren. Soeben vergab die Dublin Docklands Development Authority den Auftrag zum Bau eines Flussschiffes mit einer Kapazität von 54 Passagieren an eine schwedischen Firma, und im kommenden Frühjahr soll das Schiff ausgeliefert werden. Bis alle erforderlichen Lizenzen und Genehmigungen erteilt sind, dürften dann allerdings noch einige Monate ins Land ziehen.
Ein schüchterner Mann, der an Feen glaubte. Es geht um William Butler Yeats, und gestern eröffnete Prof. Brendan Kennelly in Sligo die 45te Yeats International Summer School. Als Neunjähriger, so berichtet der Dichter und Professor, habe er eine Tante in Nord-Sligo besucht und einen Arbeiter der Molkerei von Ballintrillick gefragt, wer Yeats gewesen sei. “Er war ein wunderbarer Mensch”, habe er zur Antwort bekommen, “ein sehr schüchterner Dubliner Protestant, der an Feen glaubte.” Er selbst, so gesteht der in Kerry geborene Professor, habe Yeats ‘nie vollständig verstanden’, was aber nur bedeute, dass er sein Werk tausendmal lesen und immer wieder neue Entdeckungen machen könne.

Sonntag, 1. August 2004

Die irische Wirtschaftsministerin und stellvertretende Regierungschefin Mary Harney weist in einem Radiointerview Forderungen zurück, die Reichen stärker zu besteuern. Steuererhöhung würden sie nur dazu bewegen das Land zu verlassen, so ihre Begründung. Statt dessen solle man sie ermutigen, einen Teil ihres Reichtums als wohltätige Stiftungen an die Gesellschaft zurückzugeben. Energisch verteidigt sie die Senkung der Erbschaftssteuer: wenn eine Generation hart gearbeitet und Wohlstand erworben habe, sei es auch angemessen sie entscheiden zu lassen, wer davon profitieren soll.
Die nordirische Polizei untersucht die Ursache eines Brandes in einer chemischen Fabrik in Lurgan im Co. Armagh, der gestern Abend in einem Lagerraum ausbrach. Am frühen Morgen war der Brand unter Kontrolle. Verletzte hat es, soweit bisher bekannt, nicht gegeben.

Irlandnachrichten: Nachrichten aus Irland – August 2004