Nachrichten aus Irland

September 2004

Zusammengestellt nach Berichten von RTÉ, der Irish Times,
des Irish Independent und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Donnerstag, 30. September 2004

Wie vorgestern angekündigt, traf sich heute der Vorsitzende von Nordirlands DUP Ian Paisley in Dublin zu politischen Gesprächen mit Taoiseach Bertie Ahern und seinem gestern ernannten neuen Außenminister. Es sei ein nützlicher Austausch der jeweiligen Ansichten über die gegenwärtigen Probleme gewesen, berichtet Ian im Anschluss daran der Presse. Alles klar?
Sind ehelich geborene Kinder in Irland bald in der Minderheit? In der Stadt Limerick sind sie es jetzt schon, 56,3 % aller Neugeborenen haben hier keine verheirateten Eltern – zumindest nicht miteinander. Der County Roscommon hält dagegen, hier sind es nur 19,8 %. Dies nach Zahlen des irischen Zentralamtes für Statistik CSO.

Mittwoch, 29. September 2004

Taoiseach Bertie Ahern stellt sein neues Kabinett vor. Nur drei der bisherigen Minister behalten ihr Ressort, neben Justizminister Michael McDowell und Kunst-, Sport- und Tourismusminister John O’Donoghue der für die ländlichen Regionen und Gaeltacht-Angelegenheiten zuständige Éamon Ó Cuív. Es passt, denn er dürfte wohl der einzige im Kabinett sein, der die erste Landessprache Gälisch-Irisch flüssig spricht.
Einige der Änderungen: Den bisher für die Post und ein paar andere Dinge verantwortlichen Minister Dermot Ahern befördert Regierungschef Bertie Ahern zum Außenminister. Der bisherige Außenminister Brian Cowen wird Finanzminister, ein Posten der frei wurde, nachdem der bisherige Amtsinhaber Charlie McCreevy zum EU-Kommissar für den Binnenmarkt avancierte. Der im Kampf gegen das Rauchen so erfolgreiche Michéal Martin wird Wirtschaftsminister und die bisherige Wirtschaftsministerin Mary Harney vom kleinen Koalitionspartner PD Gesundheitsministerin. Daneben behält sie den Posten der Tánaiste, d.h. der stellvertretenden Regierungschefin.
Wer sich in Irland nicht an Geschwindigkeitsbegrenzungen hält, hat gute Karten. Wird man geblitzt, so ist in fast jedem zweite Fall die Aufnahme unbrauchbar, muss heute der auch künftige Justizminister McDowell eingestehen.
Der im April zum Erzbischof von Dublin ernannte Dr. Diarmuid Martin gibt auf einer landesweiten Priesterkonferenz im County Down zu, dass der volle Umfang des Kindermissbrauchs durch kirchliche Amtsträger noch nicht aufgedeckt ist. (s. a. 26. 04. und 30. 05. 2004)

Dienstag, 28. September 2004

Nach der am 30. Juni eröffneten Green Line zwischen dem Stephen’s Green und dem südlichen Vorort Sandyford geht heute mit der Red Line zwischen Tallagh und der Connolly Station mit mehr als einen Monat Verspätung die zweite Strecke der neuen Dubliner Straßenbahn Luas in Betrieb. “Ein historischer Tag für Dublin”, meint Taoiseach Bertie Ahern, der es sich nicht nehmen ließ, gemeinsam mit seiner Stellvertreterin sowie Verkehrsminister Brennan die Linie zu eröffnen. In den ersten sechs Tagen ist die Fahrt kostenlos. Danach soll die Bahn zwischen 6.30 und 0.30 Uhr verkehren, in Abhängigkeit von der Tageszeit alle fünf bis 10 Minuten in jede Richtung.
Nicht nur ich mag den Merrion Square, den Dubliner Stadtvätern ist er – wenngleich aus anderen Gründen – auch sehr lieb. Denn seine südliche Tangente Merrion Square South bringt durch Falschparker so viel wie keine andere Straße in die Stadtkasse. € 48.000 waren es in den ersten acht Monaten dieses Jahr es. Also aufgepasst, die Herren mit den Parkkrallen stehen auf der Lauer.
Zum ersten Mal kommt am kommenden Donnerstag Rev. Ian Paisley, der Vorsitzende der derzeit stärksten Partei im nordirischen Parlament, zu offiziellen politischen Gesprächen über die Zukunft des nordirischen Friedensprozesses nach Dublin. Bei seinen früheren Besuchen in der irischen Hauptstadt ging es entweder um kirchliche Angelegenheiten oder um die Teilnahme an Protestveranstaltungen.

Montag, 27. September 2004

Für Mittwoch hat Häuptling Bertie seine Kabinettsumbildung angekündigt, und schon jetzt warnt er diejenigen, die er gnädig ins neue Kabinett zu übernehmen gedenkt, hübsch fleißig zu sein. Das neue Kabinett werde keine Ruhezone sei, und wer keine Leistung bringe, der werde sich nicht lange halten. Noch ist nicht bekannt, wer von den bisherigen Ministern fliegt und wer bleiben darf, doch einige würden bereits ihr Schicksal kennen, deutet der Regierungschef an. ‘Salve magister, mortui te salutant’, hieß das vor 30 Jahren bei uns in der Schule.
Eine Ergänzung zur Meldung vom Sonnabend über den zweiten Anlauf von Dana Rosemary Scallon, Staatspräsidentin zu werden. Mit Kildare, Donegal und Galway haben ihr die Abgeordneten dreier weiterer Council Councils die Stimmen für die Nominierung verweigert. Allmählich glaubt auch ihr Wahlkampfmanager, ihr Bruder John Brown, nicht mehr dran, die Unterstützung von vier County Councils zu finden, doch es bleibe ja noch Zeit bis Freitag, um alternativ die Unterschriften von 20 Parlamentsabgeordneten oder Senatoren zu bekommen. (s.a. 21. 09. 2004)

Sonntag, 26. September 2004

Gesundheitsminister Micheál Martin sieht sich in seiner Politik, zu der die Einführung des Rauchverbots an Arbeitsplätzen (inkl. Pubs und Restaurants) gehört, bestätigt. Nach einer Studie des Marktforschungsinstituts Behaviour and Attitudes haben seit einem Jahr fast 7.000 Raucher das Rauchen aufgegeben und 10.000 ihren Tabakkonsum eingeschränkt. Die Ermittlung stützt sich auf Angaben von (Ex-)Rauchern, die die vor einem Jahr von der Regierung eingerichtete Smokers’ Quitline kontaktiert haben.
Eine Meldung, der man allmählich etwas müde wird. Immer, wenn in den letzten Jahren die Gespräche mit den nordirischen Parteien zur Wiederherstellung einer nordirischen Regionalregierung gescheitert sind, melden sich die britische und irische Regierung und erklären, man glaube an eine reelle Chance, dass sich die Probleme lösen lassen. Und so auch heute wieder der britische Premierminister Tony Blair. (s.a. 22. 09. 2004)

Sonnabend, 25. September 2004

Die Nachricht wurde erwartet: die irische Staatspräsidentin Mary McAleese nominiert sich als unabhängige, d.h. nicht von einer Partei aufgestellte Kandidatin für die Präsidentschaftswahl am 22. Oktober. Als Amtsinhaberin ist sie lt. Verfassung die einzige, die sich selbst nominieren kann. Ihren potentiellen Gegenkandidaten Dana Rosemary Scallon und dem Umweltaktivisten Vincent Salafia ist es bislang nicht gelungen, die Bedingungen für eine Kandidatur zu erfüllen. Sollte ihnen dies auch bis Freitag nicht gelingen, entfällt die Wahl und Mary kann ohne Bestätigung durch das Volk ihre zweite Amtsperiode antreten. (s.a. 21. 09. 2004)
Nachdem sie 16 Stunden auf ihrer Fähre festsaßen, werden rund 70 Passagiere und Besatzungsmitglieder aus ihrer misslichen Lage befreit. Als das aus Liverpool kommende Schiff der Norse Merchant Ferries am frühen Morgen in Belfast anlegte, gelang es der Besatzung nicht den Ausgang zu öffnen, um Passagiere und Autos an Land zu lassen. Am Nachmittag wurde er von Mitarbeitern der Harland & Wolff Werft aufgeschnitten.

Freitag, 24. September 2004

Mehr als 1.200 Menschen in Nordirland, eine Zunahme um 50 % zum Vorjahr, sahen sich nach Drohungen von Paramilitärs im vergangenen Jahr gezwungen ihre Wohnungen aufzugeben, weil sie der ‘falschen Gemeinschaft’ angehörten, meldet der irische Rundfunk. Dabei handelte es sich oft um katholische Familien in einem protestantischen Wohnviertel, doch auch der umgekehrte Fall trat auf. Dies kostete dem Steuerzahler rund € 66 Mio., denn wenn eine Familie ihr Haus aufgrund terroristischer Bedrohung verlassen muss, ist die öffentliche Hand verpflichtet, es ihr zum Marktpreis abzukaufen. Die Entscheidung darüber, ob eine solche Bedrohung vorliegt, obliegt der nordirischen Polizeibehörde.
Das war’s. Die irische Post schließt ihr Postamt in Adrigole auf der Beara Halbinsel, und wer künftig ein Paket aufgeben will, kann sich auf eine mehr als 30 km lange Reise nach Castletownbere oder Glengarriff machen. Und desgleichen die Rentner, die sich an jedem Freitag ihre Pension abholten, denn eine Bank besitzt das Dorf gleichfalls nicht. Der Ort werde nicht überleben, prophezeit der FG-Abgeordnete Noel Harrington aus dem Cork County Council und beschuldigt die Regierung, systematisch die Schließung kleiner ländlicher Postbüros zu betreiben. Auch mache es die Post mit ihren Bedingungen privaten Betreibern ökonomisch unmöglich, Postbüros zu führen.

Donnerstag, 23. September 2004

Wenn alle Menschen so kreativ wären wie die, die sich Steuern ausdenken, wären die Probleme dieser Welt schon lange gelöst. Eine Steuer auf Quittungen aus Bargeldautomaten schlägt eine im Auftrag der Regierung erstellte Studie heute vor. Dazu solle für jede Transaktion an einem Geldautomaten ein Cent an den irischen Staat abgeführt werden. Die Begründung: die Quittungen, die optional von den Automaten ausgegeben werden, verschmutzen die Umwelt und erhöhen die Kosten für die Stadtreinigung. Ein weiterer, der Studie entnommener Vorschlag: eine Steuer in Höhe von 5 Cent auf jede Kaugummipackung – allein € 5 Mio. pro Jahr würde diese in die Staatskasse bringen.
Bei Krebserkrankungen gehören die Iren in der westlichen Welt zu den Spitzenreitern, berichtet Staatsminister Ivor Callely vom Gesundheitsministerium den Teilnehmern einer Tagung des Obesity and Cancer Seminars im Croke Park. Bei einer Bevölkerung von 4 Mio. werden jährlich 28.000 neue Krebserkrankungen diagnostiziert und 11.000 Menschen sterben daran. Übergewicht und Fettsucht sei einer der Gründe.
Die irischen Hauspreise liegen bis zu 20 % über dem Wert der Objekte, lautet das Ergebnis einer Analyse des International Monetary Fund (IMF). Mit steigenden Zinsen werde sich dies zwar einpegeln, doch Käufer, die ihre Hypotheken zu zahlen nicht mehr in der Lage sind, könnten den Markt ins Schlingern bringen.

Mittwoch, 22. September 2004

Den gestern von Seiten der britischen Regierung geäußerten Optimismus über die Erfolgsaussichten der wieder einmal neu angesetzten Gespräche über die Zukunft Nordirlands habe ich zwar nicht nachvollziehen können; dennoch hätte ich mich nur allzu gerne eines besseren belehren lassen. Doch dem ist nicht, und Sinn Féin und SDLP auf republikanisch/nationaler Seite glauben nicht daran, dass bis zur Deadline heute um Mitternacht eine Übereinkunft zur Wiederherstellung der nordirischen Exekutive erzielt werden kann. Ich befürchte, sie werden Recht behalten.*
* ... und sie haben es, wie sich inzwischen gezeigt hat.
Nach zwei Jahren Bauzeit und einem Investitionsvolumen von € 13 Mio. erstrahlt Corks Vorzeigestraße Patrick Street in neuem Glanz. Verantwortlich für die Aktion war der spanische Architekt Beth Gali. Ich muss gestehen, dass ich noch nie in Cork war, und sollte mir jemand seinen Eindruck von Corks renovierter Prachtstraße schicken, werde ich ihn gerne hier veröffentlichen.

Dienstag, 21. September 2004

Wie es derzeit aussieht, wird die irische Staatspräsidentin Mary McAleese ohne Wahl ihre zweite Amtszeit antreten können. Nachdem ihrer potentiellen Gegenkandidatin, der ultrakonservativen Ex-Schlagersängerin Dana Rosemary Scallon, die erhoffte Nominierung in Mayo nicht gelang, ist sie in fünf weiteren County Councils gescheitert. Voraussetzung für eine Nominierung um das Amt des Staatsoberhauptes ist die Unterstützung von 4 der 26 County Councils der Republik Irland oder die von 20 Parlamentsabgeordneten oder Senatoren. Nur das amtierende Staatsoberhaupt kann sich selbst nominieren. (s.a. die Meldungen vom 13. und 18. September)
Ein britischer Regierungssprecher sieht Grund zum Optimismus dafür, dass die strittigen Fragen, die in der vergangenen Woche die Gespräche zur Wiederherstellung einer nordirischen Regierung haben scheitern lassen, noch in dieser gelöst werden können.
13 Länder der Erde werden vom 4. Oktober an von Irland aus telefonisch nicht mehr erreichbar sein. Von diesem Stichtag an wird von irischen Telefongesellschaften wie Eircom und Esat BT die Verbindung zu den Cook Inseln, Solomon Inseln, Nauru und zehn weiteren Ministaaten im Südpazifik geblockt, um irische Computernutzer vor den sich in diesen Ländern konzentrierenden, Auto-Dialer installierenden Internethackern zu schützen. Seit Jahresbeginn sind dem mehr als 300 Iren zum Opfer gefallen, was in einem Fall zu einer Telefonrechnung in Höhe von € 12.000 geführt hatte. Meist sind es Pornoseiten oder Seiten zum illegalen Herunterladen von Musik, über die solche Dialer installiert werden.

Montag, 20. September 2004

Irische Filmemacher kehren mit drei Preisen vom Toronter Filmfestival heim. Der Belfaster Produzent Terry George bekommt für Hotel Rwanda den Publikumspreis, der Discovery Award von 750 internationalen Filmkritikern geht an die RTÉ-Produktion Omagh über den Bombenanschlag von 1998. Und schließlich freut sich die Dubliner Filmproduktion Little Bird über die Auszeichnung ihres Beitrags My Father’s Den.

Wie viele Menschen wohnen in eigenen vier Wänden? Hier ein europäischer Vergleich:

Land		Haushalte mit eigenem Haus oder einer Eigentumswohnung (%)
Ungarn		91
Spanien		86
Norwegen		85
Irland		82
Portugal		76
Polen		75
Belgien		73
Italien		71
Großbritannien		70
Schweden		65
Finnland		59
Österreich		57
Frankreich		56
Slowakei		55
Dänemark		53
Niederlande		53
Deutschland		41
Schweiz		36

Quelle: Euroconstruct/ifo

Sonntag, 19. September 2004

Kirchenführer beider Seiten äußern ihre Enttäuschung über den Ausgang der Gespräche zur Zukunft Nordirlands. Eine große Chance auf die Auflösung der IRA sei vertan worden, so der presbyterianische Moderator Rev. Ken. Newell. Er habe dafür gebetet, dass die Politiker ihre Differenzen überwinden, verrät der katholische Erzbischof Seán Brady. Doch selbst das Gebet eines Erzbischofs ist keine Erfolgsgarantie.

Sonnabend, 18. September 2004

Nachdem es der Partei bislang nicht gelang, die erforderlichen Stimmen für die Nominierung ihres Abgeordneten Eamon Ryan zusammenzubekommen, verzichten die irischen Grünen auf einen eigenen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl im kommenden Monat.
Die dreitägigen Gespräche auf Leeds Castle zur Wiederherstellung der nordirischen Exekutive gehen ohne ein greifbares Ergebnis zu Ende. Fortschritte in der Frage der Entwaffnung der Paramilitärs sind nach Auskunft des britischen und irischen Regierungschefs zwar gemacht worden, sie wurden jedoch von der Blockadehaltung der DUP überschattet. Auch der britische Premierminister Tony Blair wird allmählich ungeduldig: Wenn die Parteien nicht bald zu einer Übereinkunft kämen, so seine Warnung, werde er einen anderen Weg finden, den nordirischen Friedensprozess voranzubringen.

Freitag, 17. September 2004

Auf Leeds Castle finden – wieder einmal – unter der Leitung des britischen Premierministers Tony Blair und des irischen Regierungschefs Bertie Ahern Gespräche zur Wiederherstellung der nordirischen Exekutive statt. Doch die Aussichten auf Erfolg sind auch dieses Mal gedämpft, denn der Vorsitzende der größten unionistischen Partei Ian Paisley zeigt sich nicht bereit, mit dem Chef der größten republikanischen Partei Gerry Adams auch nur zu sprechen.
Drei Menschen erleiden geringfügige Verletzungen, als am Stephens Green zwei Wagen der Dubliner Straßenbahn Luas kollidieren. Der Fahrer eines der Wagen wird mit einem Schock ins Krankenhaus gebracht.

Donnerstag, 16. September 2004

Der Bergrettungsdienst des County Mayo findet am frühen Morgen auf dem Slieve Mór (Achill Island) gesund und wohlauf eine über Nacht vermisste 50-jährige deutsche Bergwanderin, die aufgrund des Wetters den Rückweg nicht gefunden hatte. Daneben waren an der Suchaktionen Einheimische, die Polizei und ein Team aus Galway beteiligt.
Die irische Inflationsrate ist Spitze in Europa. Für den Zeitraum von Dezember 1999 bis Dezember 2003 lag sie bei 17,5 %, während es die 15 EU-Staaten im Schnitt nur auf 8,4 % brachten.

Mittwoch, 15. September 2004

Der Textilkonzern Fruit of the Loom kündigt an, seine Betriebe in Donegal und Derry in den nächsten vier bis fünf Jahren zu schließen und die Produktion nach Marokko zu verlagern. 630 Arbeitsplätze sind betroffen.
800 Gefangene und ehemalige Gefangene kündigen eine Klage gegen den irischen Staat auf Schadensersatz an, da sie aufgrund der Unterbringung in Zellen ohne Wassertoiletten einen traumatischen Schaden erlitten hätten. 35 Gefängnisbeamte wollen eine ähnliche Klage einreichen. Sollten die Gerichte dem folgen, so kämen wie bei den deafness claims (damals hatten Militärangehörige erfolgreich Gehörschäden durch Gewehrknall geltend gemacht) Millionenforderungen auf den Staat zu.

Dienstag, 14. September 2004

€ 85 Mio. extra stellt das Gesundheitsministerium den irischen Krankenhäusern für neue Unfall- und Notaufnahmestationen zur Verfügung. Parallel dazu soll der Einstellungsstopp für Mitarbeiter aufgehoben werden, womit bis zu 1.200 Neueinstellungen möglich werden.
Alles Beten der Nonnen des Poor Clare Order hat nicht geholfen; die irische Planungsbehörde An Bord Pleanála genehmigt – wenngleich unter einer Reihe von Auflagen – der Royal Dublin Society den Bau neuer Büroblocks in Ballsbridge. (s.a. 23. Juni 2004)
Am 28. September soll nun nach mehreren Terminverschiebungen endgültig die zweite Strecke der neuen Dubliner Straßenbahn zwischen Tallaght und der Connolly Station eröffnet und von Taoiseach Bertie Ahern ihrer Bestimmung übergeben werden.

Montag, 13. September 2004

Der früheren Schlagersängerin Dana Rosemary Scallon gelingt es nicht, die von ihr erwartete Nominierung des Mayo County Councils für die Kandidatur um das Amt der Staatspräsidentin zu bekommen. Dies war ihr vor sieben Jahren gelungen, bei der Wahl unterlag sie dann der gegenwärtigen Amtsinhaberin Mary McAleese. Zu einer Wahl wird es wohl dennoch kommen, nachdem die Green Party angekündigt hat, ihren Abgeordneten Eamon Ryan ins Rennen zu schicken. Man geht davon aus, dass die beiden stärksten Oppositionsparteinen (Fine Gael und Labour) keine Kandidaten aufstellen werden. (s.a. 21.08.2004)
Verkehrsminister Séamus Brennan teilt mit, er werde bis zu 400 Polizisten von ihrer Aufgabe Strafen einzutreiben entbinden und in den normalen Polizeidienst eingliedern. Das Eintreiben von Verkehrsstrafen werde künftig privatisiert.

Sonntag, 12. September 2004

Nachdem zum neuen Schuljahr in Limerick 17 Schüler keinen Platz in einer weiterführenden Schule gefunden haben, droht Erziehungsminister Noel Dempsey staatliche Regelungen an. Die Lage stelle sich ihm so dar, dass Schüler aus bestimmten Bezirken in Limericker Schulen unerwünscht seien. Er werde nicht zögern, die Schulen zur Aufnahme dieser Schüler zu verpflichten.
Ein inoffizieller Streik beeinträchtigt am Vormittag den Dubliner Busverkehr. Der zweistündige Ausstand richtet sich gegen die Verlegung eines Busdepots vom Wood Quay zur Pearse Street, worüber nach Auskunft von Dublin Bus mit den Gewerkschaften bereits ein Einvernehmen erzielt worden war.

Sonnabend, 11. September 2004

Zum zweiten Mal in Folge wird das Dubliner Trinity College nach einer von der Irish Times aufgestellten Bewertungstabelle zur besten Universität des Landes gekürt. Den zweiten Platz unter den 21 Hochschulen erzielt die Dublin City University, die im Vorjahr noch auf Platz vier lag. Geht man nach den Anmeldezahlen, so liegt das University College Dublin auf dem ersten Platz.
Umweltgruppen und Oppositionsparteien reagieren entrüstet auf die Ankündigung der Regierung, auf die beabsichtigte Einführung einer Kohlendioxidsteuer zu verzichten. Die Idee sei gewesen, so Finanzminister McCreevy, die Menschen vom Kauf fossiler Energiequellen abzuhalten, etwas, wofür die Marktpreise bereits gesorgt hätten. Eine weitere Steuer würde nur den ärmeren Teil der Bevölkerung treffen.

Freitag, 10. September 2004

Taoiseach Bertie Ahern glaubt nach eigenen Bekunden ernsthaft daran, dass bei den kommenden Gesprächen über die Wiederherstellung der nordirischen Exekutive eine Übereinkunft mit der stärksten unionistischen Partei DUP erzielt werden kann. (s.a. Karfreitagsabkommen)
Nach dem ursprünglichem Plan sollten bereits seit zehn Tagen Entfernungsangaben und Geschwindigkeitsbegrenzungen auf irischen Verkehrsschildern in km bzw. km/h umgestellt sein. Es hat irgendwie nicht geklappt, und so stellt Verkehrsminister Séamus Brennan den 20. Januar des kommenden Jahres als Stichtag vor.

Donnerstag, 9. September 2004

Nordirlands oberster Polizist, Chief Constable Hugh Orde, kündigt als Zeichen des Vertrauens in die politische Lage die Reduzierung der Vollzeit-Polizeireserve der PSNI von derzeit 1.500 auf 680 Mitglieder an. Republikaner und Nationalisten hatten dies immer wieder gefordert, während Loyalisten und Unionisten dagegen opponieren. Die nordirische Police Federation als Vertretung der Polizeibeamten legt ein Misstrauensvotum gegen ihren Chef ein.
Gesundheitsminister Martin wird es freuen, den Finanzminister wohl weniger: der Zigarettenumsatz ist eingebrochen. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden 260 Mio. Zigaretten weniger verkauft, meldet der größte Zigarettenhersteller des Landes und führt dies sowohl die auf Steuererhöhungen als auch das Rauchverbot am Arbeitsplatz zurück. Die Einnahmen aus der Tabaksteuer betrugen im vergangenen Jahr € 1,1 Mrd.

Mittwoch, 8. September 2004

Sinn Féin Präsident Gerry Adams dämpft die Erwartungen auf einen Erfolg der in der kommenden Woche beginnenden Gespräche über die politische Zukunft Nordirlands. Er habe keine große Hoffnung auf eine Übereinkunft mit Ian Paisleys DUP zur Wiederherstellung der nordirischen Exekutive.
Der ehemalige irische Häuptling John Bruton wird zum Vorsitzenden der Delegation der Europäischen Kommission bei der amerikanischen Regierung in Washington ernannt, zum neuen EU-Botschafter. Seine Aufgabe wird es sein, die im Zusammenhang mit den Kriegsspielen des amerikanischen Präsidenten arg ramponierten Beziehungen zu den USA neu aufzubauen.
Der Termin steht fest: am 22. Oktober wählt Irland sein neues Staatsoberhaupt – das heißt, sollte es bis dahin mehr als eine Kandidatin geben. Von der Amtsinhaberin Mary McAleese wird in den nächsten Tagen eine Entscheidung darüber erwartet, ob sie für eine zweite Amtsperiode kandidiert. Man geht davon aus, ebenso wie man davon ausgeht, dass niemand auch nur den Hauch einer Chance hat sie zu schlagen. Die stärkste Oppositionspartei Fine Gael plant bislang nicht jemanden kandidieren zu lassen, die Irish Labour Party, deren Präsident Michael D. Higgins (ein sehr sympathischer Mensch) den Job zum Abschluss seiner politischen Karriere gerne übernehmen würde, ob der Aussichtslosigkeit eines Wahlsieges wohl auch nicht. Da bleiben im linken Lager der frühere UN-Generaldirektor Dennis Halliday und im rechten die ultra-konservative Ex-Schlagersängerin Dana Rosemary Scallan, die es schon vor sieben Jahren vergeblich versucht hatte.

Dienstag, 7. September 2004

Die magische Grenze ist erreicht. Während in vielen Reiseführen immer noch von dreieinhalb Millionen Einwohnern der Republik Irland die Rede ist, wurde im vergangenen April nach Zahlen des CSO die Viermillionengrenze überschritten, die höchste Bevölkerungszahl für das Gebiet der Republik seit 1871. 4,04 Mio. Einwohner waren es genau und damit 1,6 % mehr als im April 2003. Dazu beigetragen haben 50.000 Einwanderer, davon ein Drittel in ihre Heimat zurückgekehrte Iren. Doch die Geburtenrate trägt weiterhin mehr zum Bevölkerungswachstum bei als die Zuwanderung.
Bei meinem letzten Pubbesuch in Dublin – er ist leider schon ein Weile her – hatte ich den Eindruck, dass der Preis für das Pint tidenabhängig ist. Falsch, höre ich heute aus dem Office of the Director of Consumer Affairs, er hängt vielmehr davon ab, welche Sportveranstaltung auf den Fernsehschirmen der Pubs übertragen wird. Da setzt so manch ein Wirt klammheimlich und illegal seinen eigenen Preisaushang außer Kraft. Im Extremfall bis zu einem Euro nach oben für das Pint Stout, wie im Maguire’s in der Lower Baggot Street, als am 27. März Irland gegen Schottland auflief.

Montag, 6. September 2004

Es dauert zwar noch ein bisschen bis zu den nächsten Parlamentswahlen, doch die beiden größten Oppositionsparteien, Fine Gael und Labour, nehmen schon einmal Koalitionsverhandlungen auf. Nach den Erfolgen bei den Kommunal- und Europawahlen im vergangenen Juni sei es Pflicht der Opposition eine alternative Regierung zu bauen, die die Interessen der Menschen an die erste Stelle rücke, meinen ihre Chefs Enda Kenny und Pat Rabbitte.
Sauber, sauberer, am saubersten. Lismore im County Waterford bekommt in diesem Jahr den Titel Irlands sauberste Stadt. In der Kategorie ‘Großstädte’ geht der Titel an Westport, mit rund 4.500 Einwohnern die zweitgrößte Stadt im County Mayo. Moynalty im County Meath wird zum saubersten Dorf des Landes deklariert.

Sonntag, 5. September 2004

Fallen die letzten alten Bäume auf Dublins O’Connell Street? Dublins City Manager John Fitzgerald hält es im Rahmen der zweiten Phase der Neugestaltung der Straße für die ‘bessere Option’, die zehn noch verbliebenen, zum Teil mehr als 100 Jahre alten Platanen zu fällen, doch Oberbürgermeister Michael Conaghan sieht das anders und sucht Unterstützung für ihren Verbleib.
Ein schwarzer Tag auf Irlands Straßen, neun Menschen wurden in den vergangenen 24 Stunden bei Verkehrsunfällen getötet. Insgesamt 271 kamen seit Jahresanfang im Straßenverkehr ums Leben, 38 mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Sonnabend, 4. September 2004

Auf einem Treffen der europäischen Außenminister in den Niederlanden fordert der irische Amtsinhaber Cowen einen formellen diplomatischen Protest der EU bei den Vereinigten Staaten ob ihrer Unterstützung der israelischen Siedlungspolitik auf der Westbank. Israels Plan, die dortigen jüdischen Siedlungen zu erweitern, stehe dem Friedensplan für den Mittleren Osten entgegen.
Loyalistische Paramilitärs der Red Hand Defenders bekennen sich zum gestrigen Anschlag auf einen Pub im Norden Belfasts, bei dem gegen ein Uhr in der Früh ein Löffelbagger in das Gebäude fuhr – ein Mordversuch in den Augen von SDLP und Sinn Féin. Gleichzeitig bekennt sich die Gruppe zum Versand von Briefen mit Gewehrkugeln an führende Mitglieder der Sinn Féin, so an ihren Präsidenten Gerry Adams. Zwölf solcher Briefe hatte die nordirische Post abgefangen, sie werden derzeit von der Polizei untersucht.
Europas führende Lungenspezialisten zeichnen den irischen Gesundheitsminister Micheál Martin für die Einführung des Rauchverbots an Arbeitsplätzen (einschließlich Pubs und Restaurants) aus. Die Auszeichnung der European Respiratory Society wird ihm in Glasgow überreicht werden.

Freitag, 3. September 2004

Die Zahl der im Live Register registrierten Iren sank im vergangenen Monat um knapp 1.700 auf rund 175.000 und lag damit um 10.000 niedriger als im August 2003. Das Live Register ist das Verzeichnis der Bezieher von wöchentlichen Wohlfahrts-Schecks. Dies können Arbeitslose, aber auch Menschen mit einem Verdienst unterhalb des Existenzminimums sein. Die Arbeitslosenrate lag mit 4,3 % um 0,1 Punkte niedriger als im Juli.
Aer Lingus Chef Willie Walsh verteidigt in einem RTÉ-Radiointerview die Entscheidung, auf Kurzstreckenflügen keine Fracht mehr zu befördern. Was bislang auf diesen Routen befördert werde sei, sei nicht mehr als ein Tropfen im Ozean und es gebe hinreichend Alternativen. Ein Rückzug aus der One World Alliance der Fluggesellschaften werde erwogen. Auf die Kritik, einige Maßnahmen ständen im Widerspruch zum nationalen Interesse, entgegnet er, am meisten diene dem nationalen Interesse eine starke Aer Lingus.
Womit sich das Hohe Gericht zu beschäftigen hat: Einem Farmer aus Tipperary (der County, zu dem der Weg so furchtbar lang ist) wird vorläufig untersagt, unter einer Stromleitung einen Heuschober zu errichten. Das staatliche Elektrizitätsunternehmen ESB hatte angekündigt, es werde ansonsten aus Sicherheitsgründen die Versorgungsleitung außer Betrieb nehmen, was die Abkopplung von 15.000 Kunden von der Stromversorgung bedeuten könne. Die Anhörung soll in der kommenden Woche fortgesetzt werden.

Donnerstag, 2. September 2004

Die Einnahmen an der Kasse gehen zurück und die Spender zeigen sich knauserig: So plant das Management von Irlands bekanntestem Theater, das von William Butler Yeats & Co. gegründeten Abbey in Dublins Abbey Street, in den kommenden 15 Monaten die Zahl der festen Mitarbeiter von derzeit 91 um ein Drittel zu senken. Im vergangenen Jahr hatte man ein Defizit in Höhe von € 800.000 eingefahren.
24 Arbeitskämpfe gab es im vergangenen Jahr, so wenig wie noch nie seit dem Jahr 1924, ist dem Jahresbericht der Labour Relations Commission zu entnehmen. Ein gutes Signal für ausländische Investoren, meint LRC-Chef Kieran Mulvey.
Ein nigerianischer Asylanwärter, der im Juli noch rasch vor seiner Hochezeit mit einer Irin aus Cork verhaftet wurde und ausgewiesen werden sollte, bekommt nun Aufschub bis zu einer erneuten Anhörung am 20. Oktober.

Mittwoch, 1. September 2004

Noch ein paar Plätze sind frei in dem siebenstündigen Irisch-Gälisch-Kompaktkurs für Fortgeschrittene der Deutsch-Irischen Gesellschaft Rhein-Main am Sonnabend, dem 25. September 2004. Fortgeschritten, das heißt, man hat bereits an einem Anfängerkurs teilgenommen oder auf andere Art und Weise ein paar Grundkenntnisse erworben. Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Personen beschränkt, die Gebühren liegen zwischen 20 und 26 Euro. Ort: Saalbau Gutleut, Rottweiler Str. 32, Frankfurt/Main (nahe Hbf). Weitere Informationen unter der eMail-Adresse metz@digrm.de bei Marcus Metz, dem Beauftragten für Irisch-Gälisch der DIGRM e.V.
Die Geldautomaten werden wieder aufgefüllt. Nachdem sich die Gewerkschaft SIPTU mit der Geldtransportfirma Brinks Allied geeinigt hat, wird der geneigte, die Wirtschaft fördernde Dublinbesucher auch aus Automaten abseits der Banken wieder Bargeld bekommen. (s.a. die Meldungen vom 10., 11., 14. und 20. August 2004)
Ein Hubschrauber rettet die dreiköpfige Besatzung eines vor der Küste des County Galway in Seenot geratenen Fischkutters, nachdem es ihr nicht gelungen war, einen Brand im Maschinenraum zu löschen. Der Kutter war auf dem Weg von Kilronan (Große Araninsel) nach Ballyglass im County Mayo, als das Feuer zwei Meilen südlich vor Slyne Head ausbrach.

Irlandnachrichten: Nachrichten aus Irland – September 2004