Nachrichten aus Irland

März 2005

Zusammengestellt nach Berichten von RTÉ, der Irish Times,
des Irish Independent und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Donnerstag, 31. März 2005

Das irische Zentralamt für Statistik sagt auch für dieses Jahr ein hohes Wirtschafts-Wachstum voraus. Im vergangenen Jahr stieg das Bruttosozialprodukt um 5,5 %.
Weniger erfolgreich dürfte das Jahr für das Pharmazieunternehmen Elan werden, deren Aktionen an der irischen Börse heute um 50 % fielen. Zuvor war ein dritter Fall bekannt geworden, in dem das im Februar vorläufig vom Markt zurückgezogene, bei Multipler Sklerose verabreichte Medikament Tysabri zum Ausbruch von PML, einer schweren, oft tödlichen Entmarkungskrankheit des zentralen Nervensystems geführt hatte.

Mittwoch, 30. März 2005

Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen wird aus Dublin ein größerer Geldraub gemeldet, € 2,7 Mio. betrug diesmal die Beute aus einem bewaffneten Überfall auf einen Geldtransport. Justizminister Michael McDowell zeigt sich verärgert über die Versäumnisse der privaten Sicherheitsdienste und droht mit Lizenzierungsmaßnahmen.

Dienstag, 29. März 2005

Noch einmal zum Rauchverbot. 80 Mitarbeiter von Pubs wurden vor einem Jahr und nun erneut auf den Gehalt an giftigem Kohlenmonoxid im Atem untersucht. Dieser ist im Schnitt um 45 % gesunken, meldet heute das OTC.

Montag, 28. März 2005

Ein Jahr nach der Einführung des Rauchverbots an Arbeitsplätzen inklusive Pubs und Restaurants veröffentlicht das Office of Tobacco Control eine vom unabhängigen Institut TNS MRBI durchgeführte Umfrage, nach der 98 % das Verbot unterstützen. Selbst für 89 % der Raucher ist die Regelung ein Erfolg. Nach Zahlen der Barbesitzer hat das Rauchverbot jedoch allein in Dublin einen Umsatzeinbruch von 9 % und den Abbau von 2.000 Arbeitsplätzen zur Folge gehabt. Das OTC streitet dies ab und sieht die Ursache für die Umsatzeinbußen in drastischen Preiserhöhungen für das Pint. Schon in den beiden Jahren vor Einführung des Rauchverbots sei der Umsatz um jährlich mehr als 4 % gefallen.

Ostersonntag, 27. März 2005

Sinn Féins Chefunterhändler Martin McGuinness nennt das ‘Angebot’ der IRA an die Hinterbliebenen des ermordeten Robert McCartney, die Mörder zu erschießen, einen bedauerlichen, riesigen Fehler. (s.a. 9. März 2005)

Sonnabend, 26. März 2005

Der irische Verteidigungsminister Willie O’Dea fordert die Bevölkerung auf, die von der Sinn Féin organisierten Gedächtnisveranstaltungen zum Osteraufstand von 1916 zu boykottieren. Die Organisatoren seien Kriminelle, Sinn Féin und IRA zwei Seiten der gleichen Münze. Sinn Féin Präsident Gerry Adams zeigt sich nicht sonderlich beeindruckt und sieht keinen Anlass zu lautstarken Protestnoten. ‘Willie O’Who’ könne man nicht ernst nehmen.
Auch in Grundschulen macht die irische Polizei Jagd auf zu deportierende ausländische Schüler, und damit müsse Schluss sein, fordert Patrick Ferris, der Leiter der Presentation Primary School von Tralee. Seine Schule war Anfang des Monats von der Polizei auf der Suche nach einem siebenjährigen Jungen heimgesucht worden, der mit seinen Eltern ausgewiesen werden sollte.

Freitag, 25. März 2005

Die irische Polizei sucht sechs nigerianische Sekundarstufenschüler, die sich nach einer Deportationsanordnung seit 10 Tagen in den Midlands verstecken. Nach Angaben der Lehrer des Our Lady’s Bower Secondary College in Athlone ist die Polizei während des Unterrichts in den Klassenraum gestürmt, um eines der vermissten Mädchen zu finden, und habe eine arg verstörte Klasse hinterlassen.
Der letzte Arbeitstag für 227 der 247 Mitarbeiter des Dubliner Shelbourne Hotels, die sich nach der Schließung des 1824 eröffneten Traditionshotels am Stephen’s Green nach einem anderen Job umsehen müssen. Wie bereits am 5. und 17. März berichtet, soll das Hotel in den kommenden achtzehn Monaten mit einem Kostenaufwand von € 40 Mio. umgebaut werden. Für die betroffenen Mitarbeiter seien Abfindungen ausgehandelt worden.

Donnerstag, 24. März 2005

Der Erzbischof von Dublin Diarmuid Martin zeigt sich erfreut über die Entscheidung von Justizminister Michael McDowell, einer in der vergangenen Woche kurz vor ihrem Examen deportierten Nigerianerin ein auf sechs Monate begrenztes Visum zu erteilen, um ihr die Rückkehr nach Irland und das Ablegen der Abschlussprüfung zu ermöglichen. Zuvor hatte der Bischof mit der parlamentarischen Opposition gegen die Deportation protestiert.
Das Außenministerium der Republik Repulbik Irland will den Ausbau des Flughafen der nordirischen Stadt Derry mit € 7,5 Mio. unterstützen. Der gleiche Betrag soll von der britischen Regierung kommen.

Mittwoch, 23. März 2005

In ihrer in der Sinn-Féin-Zeitschrift An Phoblacht veröffentlichten ‘Osterbotschaft’ beharrt die Provisional IRA darauf, dass ihre Mitglieder keine Kriminellen seien, und gibt den Unionisten die Schuld am Stillstand im nordirischen Friedensprozess. Der Mord an Robert McCartney sei ein Verbrechen gewesen, mit dem die IRA nichts zu tun habe. Wie immer wurde das Statement mit P. O’Neill unterzeichnet.
Seltene Bücher aus dem Trinity College in Dublin werden in Zukunft für € 19,90 das Stück auf CD erhältlich sein. Im Januar hat man mit der Digitalisierung begonnen, und bis 2006 sollen 175 historische Verzeichnisse auf diese Weise verfügbar sein. Die 1592 gegründete Bibliothek ist die älteste Irlands und eine der ältesten Europas.

Dienstag, 22. März 2005

€ 26,5 Mio. dürfen 4,088 Mio. irische Katholiken auf 5 Jahre verteilt für den Kindesmissbrauch durch Priester zahlen. Dazu gibt es eine Pro-Kopf-Abgabe, die die Diözesen seit Herbst 2003 an eine Treuhandgesellschaft überweisen, die 1996 auf der Grundlage einer Übereinkunft mit der Kirchenleitung und einer Versicherung eingerichtet worden war. Im Gegenzug wurde die Kirche für alle bis 1987 zurückreichenden Missbrauchsfälle von ihrer Haftung entbunden. Erst im Februar wurde diese ‘Kopfpauschale’ bekannt, und manch ein Kirchgänger war überrascht, welche Verwendung seine Spende im Klingelbeutel fand.
Im Februar hatten die Polizeichefs der Republik und Nordirland ein Protokoll unterzeichnet, nach dem Polizisten der Republik Irland zur Unterstützung der Polizei Nordirlands hinzugezogen und nordirische Polizisten auch südlich der Grenze eingesetzt werden können. Doch die Polizisten der Republik wollen das nicht, und ihr Verband AGSI fordert seine Mitglieder auf, sich zu verweigern. Sicherheitsgründe und Kosten sprächen gegen eine solche Zusammenarbeit. Labour Party und SDLP bedauern die Entscheidung.

Montag, 21. März 2005

Rund 4.000 Tänzer tragen seit gestern in Ennis, der Hauptstadt des County Clare, die 35. Weltmeisterschaft im irischen Tanz aus – wobei mehr als die Hälfte der Teilnehmer aus dem 33. County des Landes, den Vereinigten Staaten von Amerika kommen. Vor 30 Jahren ging der Titel eines All-World Irish Dancing Champion zum ersten Mal in die USA: ein Michael Flatley hatte ihn in der Gruppe der unter 17-jährigen errungen.
Noch ist es nicht offiziell angekündigt, doch die Zahl steht im Raum. 2.000 seiner derzeit 12.000 Mitarbeiter will die Bank of Ireland in den kommenden drei Jahren entlassen und damit die Kosten um € 100 Mio. pro Jahr zu senken. Nicht-Kernaufgaben sollen ausgelagert werden, darunter das Personalmanagement und die Sicherheitsdienste. Eine Reihe von Betroffenen, wird gesagt, könnten durch die Gesellschaften, die diese Aufgaben übernehmen, wieder eingestellt werden. (s.a. 4. April 2003)

Sonntag, 20. März 2005

Drei Jahrzehnte lang korrespondierte der aus Cork stammende Schriftsteller Seán O’Faolain (1900–1991) mit der brasilianischen Studentin und späteren Professorin an der Universität von Sao Paolo Munira Mutran. Nun hat Frau Mutran die Briefe O’Faolains aus den Jahren von 1973 bis 1986 veröffentlicht und kam am vergangenen Freitag zur Vorstellung des Buches in die europäische Kulturhauptstadt des Jahres. Als junge Studentin, erzählt sie, habe sie den Schriftsteller bewundert und ihn eines Tages in einem Brief um seine Meinung zu ein paar Dingen gebeten. Er habe zurückgeschrieben und sie ermuntert, weitere Fragen zustellen. Damit habe die Korrespondenz begonnen. Später habe sie ihn und seine Frau Eileen dreimal in seinem Haus in Dún Laoghaire besucht.
In den im Buch veröffentlichten Briefen geht es um seine Einstellung zu Irland, seine Bedenken um seine Arbeit und seine Bewertung von Schriftstellern wie Joyce, O’Casey und Yeats. “Wenn ich auf seine Briefe zurückschaue”, so Frau Mutran, “denke ich, er war ein Visionär. Er wollte ein Irland, wie es heute ist, so viele unterschiedliche Kulturen und so weiter.”

Sonnabend, 19. März 2005

“Er hat keine Zeit für dich, außer du spielest Rugby”, dies ein eher harmloser Kommentar auf der Internetseite ratemyteachers.ie, auf der irische Schüler ihre Lehrer bewerten. Rund 5.400 Sekundarstufenlehrer wurden dort bislang von ihren Schülern beurteilt, zu lesen natürlich nicht nur von diesen, sondern auch von Kollegen, Vorgesetzten, Verwandten, Bekannten und Nachbarn.
Irland in 50 Jahren, ein Land, in dem die Iren eine ethnische Minderheit in einem multi-kulturellen und multi-ethnischen Mix sind. Dies ist die Prognose des Präsidenten der Dublin City University Prof. Ferdinand von Prodzynski, dessen Vorfahren vermutlich auch nicht aus dem Lande stammen. Es gibt demographische Projektionen, so der Professor, nach denen im Jahr 2050 Menschen chinesischer Herkunft die größte ethnische Gruppe Irlands sind. Doch egal, ob solche Hochrechnungen real würden oder nicht, man müsse sich auf eine dramatische Änderung der Gesellschaftsstruktur einstellen.

Freitag, 18. März 2005

Nichts großartiges Neues, heute am 18. März, the day after St. Patric’ks Day. Das große Aufräumen hat begonnen, ein paar hundert Randalierer wurden festgenommen, das übliche Geschäft nach einem solchen Tag. Häuptling Bertie war in den USA – ein alter Brauch aus vergangenen Tagen, als man als irischer Regierungschef den St. Patrick’s Day nur dort begehen konnte, da ihn im eigenen Lande keiner feierte. Wie dem auch sei, er kommt mit der Erkenntnis zurück, dass es in den USA eine breite Unterstützung für den nordirischen Friedensprozess gibt. Wie schön – solange Herr Bush Frieden und die Demokratie in Nordirland nicht in gleicher Weise fördert, wie im Irak.

Donnerstag, 17. März 2005

Nachdem sich die in der Gewerkschaft SIPTU organisierten Angestellten des Dubliner Shelbourne Hotels mit dem Management nicht einigen konnten, wollen diese die Labour Relations Commission anrufen. Es geht um die mit der 18-monatigen Schließung des Hauses verbundene Entlassung der derzeitigen Mitarbeiter. Zum Ausgleich hat das Management allen mehr als 2 Jahre beschäftigten pro Beschäftigungsjahr eine Zahlung von fünfeinhalb Wochengehältern angeboten, was den Gewerkschaftsmitgliedern zu wenig ist. Das Hotelmanagement versteht dies nicht: man habe das Angebot auch den nicht organisierten Mitarbeitern gemacht, die sich ‘erfreut über das großzügige Angebot’ gezeigt hätten.
St. Patrick’s Day, und zum 10 Mal findet in der irischen Hauptstadt eine St. Patrick’s Day Parade statt, die erstmals in der Nordstadt startet. Mehr als 3.000 Teilnehmer werden erwartet, und rund eine halbe Million Dubliner und Touristen, so wird geschätzt, werden die Strecke säumen.
Vielleicht ein Anlass zu überprüfen, was aus der Vision geworden ist, die am St. Patrickstag des Jahres 1943 der damalige irische Regierungschef in einer Rundfunkansprache verbreitet hat. Was wurde aus de Valeras Traum von einem künftigen Irland?

Mittwoch, 16. März 2005

Die Besucher von Irlands südlichster Grafschaft kennen ihn, den alljährlich im Mai stattfindenden Mussel Fair von Bantry, der Tausende von Touristen anzieht. Anzog, muss man vielleicht sagen, denn das vor 16 Jahren zur Förderung der Muschelindustrie gegründete Festival befindet sich in Gefahr, zu den Muscheln ins Wasser zu fallen. Ein Grund ist der Rückzug des Hauptsponsors Murphy’s, und dem Organisationskomitee fehlen nun € 20.000, um die Veranstaltung über die Bühne zu bringen.
Ein Preis, so verrückt wie König Georg III, aus dessen Regierungszeit (1760–1820) der Torfeimer stammt, der gestern in Dublin für € 145.000 versteigert wurde. Denn für ein wenig verrückt galt jener König von Britannien und Irland aus dem Hause Hannover, der den Verlust seiner amerikanischen Kolonien nicht akzeptieren wollte. Beschreibung des Eimers: 66 cm hoch, aus Mahagoni, umgeben von einem Messingband und mit einer Muschel auf der Vorderseite, einer typische Verzierung für Möbel jener Zeit. Auf € 20.000 wurde er zunächst geschätzt, keineswegs jedoch über 100.000. Vermutlich stammt er aus einem Dubliner Herrenhaus und in ein solches wird er wieder einziehen, denn sein Ersteigerer hat seine Residenz in Dublin 4.

Dienstag, 15. März 2005

Man bewegt sich weiter im Kreis, und erneut kommt für den Neubau des Abbey Theaters das Gelände des früheren Carlton Cinema an der O’Connell Street ins Gespräch. Anlass ist die Zurückweisung des Einspruchs der Eigentümer des Anwesens gegen eine ‘Zwangsverkaufsanweisung’ (Enteignungsbeschluss heißt das wohl im Deutschen) der Dubliner Stadtverwaltung, die den Weg frei für eine Neubebauung macht. Der Beschluss war im Jahr 2001 erlassen worden, nachdem die Besitzer des Anwesens die für 1999 versprochene Neubebauung nicht in Angriff genommen hatten.
Der Plan einer Kaugummisteuer ist vom Tisch, hört man vom Umweltminister, und ebenso die geplante Steuer auf Quittungen aus Bargeldautomaten. In schöner Eintracht hatten McDonald, amerikanische Wirtschaftsverbände und irische Banken dagegen protestiert.
Die Beamtenschaft Nordirlands hat mit mehr als Zweidrittelmehrheit für Streik gestimmt, zunächst für einen eintägigen Ausstand in vierzehn Tagen. Mit 60 Jahren war man bisher pensionsberechtigt, und nun will die britische Regierung ihre zivilen Staatsdiener ohne die Sache mit ihnen zu verhandeln sich bis 65 abrackern lassen.

Montag, 14. März 2005

Macht es Sinn, Irisch so zu unterrichten, wie es derzeit geschieht? Der Ombudsmann für die irisch-gälische Sprache Seán Ó Cuirreáin stellt dies in seinem ersten Jahresbericht in Frage. Obwohl irische Schüler mehr als 13 Jahre lang jährlich um die 1.500 Stunden Irisch pauken, gelänge es vielen nicht, sich auch nur halbwegs flüssig in ihr auszudrücken. Eine grundlegende Überarbeitung des Curriculums sei erforderlich. Kritisiert wird auch die Vernachlässigung der Sprache in der Volksvertretung: weniger als ein Prozent der Debatten würden in Irisch geführt.
Ein Warnung der irischen Gesundheitsbehörde in den Breaking News der Irish Times, die man sich bei meinem ersten Irlandbesuch vor knapp 15 Jahren kaum hätte vorstellen können. Gewarnt wird vor gefälschten Kondomen der Marke Durex. Eine halbe Million davon sollen illegal ins Land gekommen sein, unzureichend schützend sowohl vor der Übertragung von Krankheiten als auch der Überbevölkerung der Insel.

Sonntag, 13. März 2005

Nachwahlen zum Dáil gab es am vergangenen Freitag in zwei Wahlbezirken, für die Regierung mit wenig erfreulichem Ergebnis: Der Sitz in Nord Kildare, den der frühere, inzwischen zur EU abgewanderte Finanzminister Charlie McCreevy räumte, ging der Regierungspartei Fianna Fáil verloren und an die unabhängige Kandidatin Catherine Murphy. Hingegen konnte die größte Oppositionspartei Fine Gael den zuvor von ihrem früheren Vorsitzenden und Taoiseach John Bruton (seit Herbst Delegationsleiter der EU bei der US-Reagierung) in Meath gehaltenen Sitz an ihr Parteimitglied Shane McEntee weiterreichen.

Sonnabend, 12. März 2005

‘The Streets Broad and Narrow: Dublin Street Scenes 1888–1889’ lautet der Titel einer Ausstellung des National Photographic Archive, die noch bis zum 24. Mai im Dubliner Temple Bar Bezirk läuft. Poetry of a dirty old town, überschreibt die Irish Times ihren Artikel dazu. Viktorianische Gaslaternen, gepflasterte Gehwege und Straßen bedeckt von Pferdemist. In der Realität seinerzeit wohl weniger romantisch als heute im Foto, doch wäre ich vor Ort, würde ich die Ausstellung aufsuchen. Geöffnet montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr und sonnabends von 10 bis 14 Uhr.
Heute, 17.20 Uhr auf Arte, Zitat von der Arte-Website: Kaleidoskop folgt den Spuren von Robert Flaherty, dem Regisseur, der Bahnbrechendes auf dem Gebiet des dokumentarischen und ethnografischen Films leistete.
Kurze Nachbetrachtung: Die Spuren Robert Flahertys bleiben verborgen; dennoch ein netter Film über Inishmaan, der vielleicht intaktesten der drei Aran-Inseln. Dort leben 220 Menschen, die nur fünf Autos besitzen und – zumindest im Film – kein englisches Wort über ihre Lippen kommen lassen.

Freitag, 11. März 2005

Kurz vorm St. Patrick’s Day, der inzwischen selbst in Irland zur Kenntnis genommen wird, zeigt sich Dublin in blau. Mehr als 6.000 französischen Fans werden heute und morgen in 37 Chartermaschinen zum Rugbyspiel Irland vs. Frankreich erwartet.
Und wo trinken all die Besucher ihr Guinness? Da sollten sie sich vorab informieren, denn der Preis für das Pint (0,568 l) variiert beträchtlich. In der Horseshoe Bar im Shelbourne kostet es € 4,80, gefolgt von € 4,30 in der Kellerbar des Merrion Hotels, bis hin, lassen wir die Zwischenstufen einmal aus, zu € 3,35 bei Ryan’s am Beggars Bush. Die Preise für ein Viertelliterfläschchen Sprudelwasser liegen zwischen € 1,85 und € 2,80 – also aufs Volumen bezogen deutlich höher, doch den Dreisatz erspare ich mir jetzt.

Donnerstag, 10. März 2005

Die Jahresinflationsrate in Irland ist im Februar von 2,3 auf 2,2 % gefallen, auf die letzten drei Jahre bezogen stiegen die Verbraucherpreise um 9,8 %. Das klingt moderat, etwas anders sieht es allerdings bei den Gebühren aus, die Städte und Gemeinde ihren Bürgern abnehmen – sie stiegen seit Anfang 2002 um 104 %. Die Krankenhäuser erhöhten im gleichen Zeitraum ihre Behandlungskosten um 59,9 %.
Daffodils, das sind die Osterglocken, die gelben Narzissen, und wenn sie aus der Erde sprießen, gibt es in Dublin den Daffodil Day, an dem die Drag Queens (Transvestiten) ihre ‘Queen of Ireland’ wählen. Diese alternative Schönheitsparade zu Gunsten eines wohltätigen Zwecks findet morgen ihrem elften Jahr statt. € 3 Mio. hofft man – u.a. aus dem Verkauf des Daffodil Emblems – einzunehmen. Das Geld geht für die Behandlung Krebskranker an die Irish Cancer Society.

Mittwoch, 9. März 2005

Die IRA bietet den Schwestern des ermordeten Robert McCartney an, die Mörder ihres Bruders zu erschießen. Die Familie weist das entschieden zurück, und alle Parteien von der SDLP über die der Unionisten bis hin zu denen der Republik zeigen sich entsetzt ob der Offerte – d.h. alle bis auf eine: die Sinn Féin beurteilt die Erklärung der IRA eher positiv.
Wer auch immer am 20. Dezember die Northern Bank um £St 26,5 Mio. erleichtert hat, sollte sich sputen, das Geld bis zum Wochenende auszugeben. Vom kommenden Montag an hat die Bank die bisherigen Banknoten für ungültig erklärt, und wer mehr als £St 500 in neue Geldscheine umtauschen will, hat sich auszuweisen. Maximal £St 1.000 an alten Banknoten können direkt umgetauscht werden; hat man mehr in seinem Sparstrumpf oder unter dem Kopfkissen, ist der Betrag auf ein Konto einzuzahlen.

Dienstag, 8. März 2005

Erst war er Pilot bei der defizitären staatlichen Fluggesellschaft Aer Lingus, sanierte sie dann als ihr Generaldirektor, kam anschließend mit der Regierung ob seiner Privatisierungsbestrebungen nicht auf einen Nenner und kündigte. Nun hat er sich Europas zweitgrößte Fluglinie British Airways vorgenommen. Willie Walsh heißt der Mann, und nach einer Mitteilung von BA wird er zum 3. Mai in den Vorstand eintreten, um im September den ausscheidenden Boss Rod Eddington zu beerben. (siehe auch: 07.01.05, 16.11.04 und 06.07.04)

Montag, 7. März 2005

Eine positive Entwicklung sei in den Aussagen der Sinn-Féin-Führung auf ihrem Parteitag am vergangenen Wochenende zu erkennen, verlautet aus britischen und irischen Regierungskreisen. Letztlich komme man in Nordirland jedoch nur dann aus der politischen Sackgasse, wenn die IRA alle ihre Aktivitäten einstelle.
Eine kurze Meldung aus dem irischen Westen, als Nachtrag zu einer Meldung vom 14. November. Der Blick auf Connemaras inoffizielle Hauptstadt Clifden darf nicht verschandelt werden und Herr Pádraic Flaherty weder die von ihm geplanten 20 noch die vom Galway County Council genehmigten 18 Häuser und Appartements an der Westport Road bauen, hat gestern nach Anrufung durch die katholische Kirchengemeinde die Planungsaufsicht An Bord Pleanála entschieden. Well done!

Sonntag, 6. März 2005

Feinde der Sinn Féin, so Gerry Adams heute auf dem Parteitag der SF, haben den Mord an Robert MCartney und den Überfall auf die Belfaster Northern Bank manipuliert, um den Erfolg der Partei aufzuhalten. Personen, die Informationen über den Mord haben, sollten endlich damit herausrücken.

Sonnabend, 5. März 2005

Das Dubliner Traditionshotel, das 1824 gegründete Shelbourne am Stephen’s Green, in dem 1922 Michael Collins seine Unterschrift unter den Entwurf der Verfassung des irischen Freistaates setzte, soll für eine umfassende Renovierung ab April für anderthalb Jahre geschlossen werden. Dies erfuhren gestern die 247 Mitarbeiter, die sich damit fürs erste nach einem neuen Job umsehen müssen.
Das Hotel war kürzlich für € 140 Mio. von der Royal Bank of Scotland an ein Konsortium unter Leitung des Galwayer Hoteliers John Sweeny verkauft worden und wird seit dem vergangenen Jahr vom Hotelbetreiber Marriott geführt. Die umfassende Renovierung sei erforderlich, so der Betreiber, schließlich habe Bord Fáilte angedroht, es von fünf auf vier Sterne herabzustufen. Die Mitarbeiter halten eine 18-monatige Schließung für übertrieben.
Wo findet an diesem Wochenende der Parteitag der Sinn Féin statt, die sich als Vertretung der republikanisch gesonnenen Iren der 32 Counties versteht? Bei der Royal Dublin Society. Eine schwere Zeit für die Partei, denn glaubt man einer von der Irish Times veröffentlichten Umfrage, geht die überwältigende Mehrheit der Iren davon aus, dass es die IRA war, die kurz vor Weihnachten die Northern Bank in Belfast ausgeraubt hatte. Und eindeutig losgelöst von der IRA hat sich die Partei bislang nicht, was 67 % der Befragten für angesagt halten.

Freitag, 4. März 2005

Ein bisschen spät, meint die Familie des Ende Januar ermordeten Robert McCartney. Worum geht es? Nach einer Erklärung von Sinn Féin Präsident Gerry Adams vom gestrigen Abend wurden sieben Mitglieder seiner Partei, von denen die Geschwister des Ermordeten glauben, dass sie am Tod ihres Bruders beteiligt waren, bis zur gerichtlichen Klärung der Schuld suspendiert. Er habe, so Gerry Adams, die Familie des Ermordeten um die Namen der Beschuldigten gebeten, worauf die Suspension sofort veranlasst worden sei.
Noch einmal zum Sinn-Féin-Präsidenten, der nach einer Umfrage der Irish Times nach den Ereignissen der letzten Wochen drastisch in der Wählergunst gefallen ist. Sei Wunsch sei die Auflösung der IRA, so Gerry Adams vor dem heute Abend beginnenden Parteitag der SF. Ziel der Sinn-Féin-Führung sei es Bedingungen zu schaffen, in der es keine IRA mehr gibt. Und wenn man ihn frage, ob er daran glaube, laute seine Antwort Ja.
Von der Politik zur Natur. Vor ihrer Haustür im Phoenix Park eröffnete Staatspräsidentin Mary McAleese heute die Nationale Woche des Baumes, indem sie mit Schulkindern eine Stechpalme setzte. Landesweit 15.000 Bäume sollen in den kommenden sieben Tagen von lokalen Initiativen und Schülern gepflanzt werden.

Donnerstag, 3. März 2005

Go West! Die Regierung unterstützt, lässt ihr Häuptling Bertie Ahern mitteilen, den Plan einer Wiederbelebung des Western Rail Corridor, sprich der eisenbahnmäßigen Verbindung der Regionen Westirlands zwischen Sligo und Ennis, die zur Zeit nur sternförmig mit Dublin verbunden sind. Zwölf bis fünfzehn Städte und Orte der Counties Sligo, Mayo, Galway und Clare könnten verknüpft werden. Bis Mitte April, so der Regierungschef gegenüber dem Parlament, werde eine Expertengruppe einen Bericht vorlegen. (s.a. 11. Juli 2003)
Cafe Bar Deli at Bewley’s in der Grafton Street? Glaubt man dem Herausgeber des Magazins The Dubliner, wird es das ab Ende April unter diesem Namen an alter Bewley-Stätte in der Grafton Street geben. Dass es Verhandlungen mit den Betreibern der Cafe-Bar-Deli Kette gibt, hat die Campbell Bewley Group inzwischen bestätigt, zu allem anderen schweigt sie sich noch aus. Bewley hatte sein traditionelles Oriental Café zum 1. Dezember 2004 geschlossen.

Mittwoch, 2. März 2005

Wie sehen britische Urlauber die Grüne Insel? Nach einer Umfrage des irischen Fremdenverkehrsamtes als Urlaubsziel für ältere Menschen, weniger aufregend und kulturell interessant als andere Ziele. Die Zahl der Besucher aus dem Vereinten Königreich fiel im vergangenen Jahr um ein Prozent, wenn auch mit 64 % immer noch knapp zwei Drittel von dort kamen. Die meisten der Besucher waren nicht unzufrieden, sahen jedoch kein Grund zum Wiederkommen. Für Paul O’Toole, dem Geschäftsführer von Tourism Ireland, ein Grund für den Start der aktuellen Kampagne, mit der potentiellen Urlaubern auf der Nachbarinsel gezeigt werden soll, was Irland zu bieten hat, insbesondere außerhalb der Hauptstadt.
Etwas mehr als 65.000 neue Jobs wurden in Irland im vergangenen Jahr geschaffen, meldet das CSO, so viele wie zuletzt vor vier Jahren. 40 % davon entfielen auf die Baubranche, in der nun mehr als eine Viertelmillion Menschen beschäftigt sind. Rund ein Drittel der neuen Arbeitsplätze wurden von Immigranten eingenommen, ein weiteres Drittel von Frauen, die ins nichtfamiliäre Arbeitsleben zurückkehrten. Schlecht sah es im Beherbergungs- und Restaurantgewerbe sowie in der Landwirtschaft aus. Im ersten gingen knapp 3.000 Arbeitsplätze verloren, in der Landwirtschaft fast 11.000.

Dienstag, 1. März 2005

Und weiter im Kreise dreht sich die Suche nach einem neuen zu Hause für das Dubliner Abbey Theater – und ist wieder dort angekommen, wo sie schon im Jahr 2001 war: in den Docklands südlich der Liffey. Der Standort wurde damals verworfen, doch auch mit den danach ins Auge gefassten Örtlichkeiten (Gelände des Coláiste Mhuire am Parnell Square und des früheren Carlton-Kinos an der O’Connell Street) war man nicht glücklich, so dass man nun wieder südlich der Liffey ist. Ein Plan aus dem Jahr 2000, das bisherige Gebäude an der Abbey Street abzureißen und an gleicher Stelle neu zu errichten, gilt inzwischen als zu teuer, wenn nicht gar undurchführbar.
Auch im 21. Jahrhundert gibt es noch Zeitgenossinnen und -genossen, die (wie ich) zwischendurch gerne einmal einen viktorianischen Schmöker in die Hand nehmen. 13 richtige Einsendungen gab es auf die kleine Preisfrage vom 11. Februar, die da lautete, hinter welcher Haustür am Dubliner Merrion Square Joseph Sheridan Le Fanu in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts seine mysteriösen und unheimlichen Geschichten und Romane schrieb. Der erste Preis geht an Petra Asbeck aus Wickede/Ruhr, der zweite an Jürgen Weiland aus der Pfalz.
Joseph Sheridan Le Fanu wurde 1814 in Dublin geboren und zog im Laufe seines Lebens mehrfach um, zum letzten Mal im Jahr 1851, als er mit seiner Frau Susan in das heutige Haus No. 70 am Dubliner Merrion Square (das zum Zeitpunkt des Einzugs allerdings die Nummer 15 trug) zog, wo seine nach Susans Tod immer düsterer werdenden Romane und Erzählungen entstanden. Sowohl die Hausnummer 70 als auch die Nr. 15 wurden daher als richtig anerkannt. Und hier stand, wenn man man denn gesucht hatte, die Lösung.

Irlandnachrichten: Nachrichten aus Irland – März 2005