Nachrichten aus Irland

August 2020

Zusammengefasst nach Berichten irischer Medien

Aktueller Monat & Archiv

Montag, 31. August 2020

Nach dem Rücktritt von Phil Hogan als EU-Kommissar für Handel hat die Präsidentin der EU-Kommission die irische Regierung aufgefordert, zwei Kandidaten für einen Nachfolger vorzuschlagen. Von den irischen Abgeordneten im EU-Parlament gehören seit Juni 2019 zwei der Fianna Fáil, fünf der Fine Gael, zwei der Green Party und einer der Sinn Féin an. Phil Hogan war Mitglied der Fine Gael, doch wird der irische Regierungschef, der den Vorschlag zu unterbreiten hat, seit Juni von der Fianna Fáil gestellt. Der neue Kommissar muss nicht aus den Reihen der Europa-Abgeordneten kommen.
Bei allem ist noch nicht sicher, dass der neue irische EU-Kommissar denselben Aufgabenbereich wie sein Vorgänger bekommt. “Ich denke, es ist schon sehr verzwickt, dass wir nicht wissen, welchen Job die Person übernehmen wird, die wir jetzt nominieren sollen”, kritisiert der Europa-Abgeordnete der Fianna Fáil Barry Andrews das Verfahren. Ihr Interesse an dem Job hat die derzeitige Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments Mairead McGuinness angemeldet, darüber werden Außenminister Simon Coveney, der wie sie Mitglied der Fine Gael ist, Ambitionen auf einen Wechsel in die EU-Kommission nachgesagt.

Sonntag, 30. August 2020

Nachdem in Erwägung gezogen worden war, die 89sten Nationalen Meisterschaften im Pflügen hinter geschlossenen Toren abzuhalten, wurden sie jetzt komplett abgesagt. Die dreitägigen Meisterschaften finden üblicherweise Mitte September statt und zogen im vergangenen Jahr 216.000 Besucher an. Nun denkt man daran, zur Qualifikation für die nächsten Weltmeisterschaften im Jahr 2021 im Oktober einige Wettbewerbe ohne Zuschauer durchzuführen.
Zum ersten Mal fanden die Meisterschaften im Jahr 1931 statt, als zwei befreundete Farmer herausfinden wollten, welche Grafschaft die besten Pflüger hat. Inzwischen bestehen sie aus mehr als einem Dutzend Wettbewerbe in unterschiedlichen Altersklassen und Disziplinen. Darüber hinaus waren in den letzten Jahren alle Glieder der Nahrungsmittelkette auf der Veranstaltung vertreten, und während die Anbieter von handwerklich hergestellten Lebensmitteln und Bieren ihre Produkte präsentierten, luden prominente Köche zu Wettbewerben ein.

Sonnabend, 29. August 2020

Irland verfehlt weiterhin die europäischen Zielvorgaben für die Luftqualität und liegt bei der Reduzierung der Stickoxide und flüchtigen organischen Nicht-Methanverbindungen auf dem letzten Platz in Europa. Bei den Ammoniak-Verbindungen kommt die Grüne Insel auf den siebtletzten Platz, während beim Feinstaub und Schwefeldioxid deutlichere Fortschritte gemacht wurden. Über alle Stoffe gemittelt liegt der Ausstoß der Schadstoffe um 66 % über der vor zehn Jahren festlegten Obergrenze.
Wieder einmal ist die – dieses Mal für den kommenden Montag – in Aussicht genommen Wiedereröffnung der Pubs wegen der in den letzten Wochen gestiegenen Zahl der Infektionen mit dem Corona-Virus verschoben worden, zunächst um weitere zwei Wochen bis mindestens zum 13. September. Nun ist es bald ein halbes Jahr her, dass sie schließen mussten, und so langsam fragt man sich, ob sie in diesem Jahr überhaupt noch öffnen dürfen. Und wenn es dann irgendwann einmal soweit ist, dürften es deutlich weniger als vor der Krise sein.

Freitag, 28. August 2020

Phil Hogan ist zurückgetreten. Nun ist es an der Regierung, einen neuen Kandidaten für den Posten des EU-Handelskommissar zu nominieren, und schon bringen die Medien den Vorsitzenden der Fine Gael und stellvertretenden Regierungschef Leo Varadkar ins Gespräch. Man kann sich vorstellen, dass dieser Gedanke dem Fianna-Fáil-Vorsitzenden und Regierungschef Micheál Martin gefällt, doch Leo will nicht, sondern ihn lieber in zwei Jahren als Regierungschef beerben. Seine Antwort auf die Frage:
“Meine Intention ist, weiter an der Spitze meiner Partei zu stehen, hart als Tánaiste und Minister für Unternehmen, Handel und Beschäftigung zu arbeiten und 2022 erneut Taoiseach zu werden. […] Phil Hogan war ein guter Kollege und ein sehr guter Freund. An der Spitze der Regierung stehend hatte ich ihn für das Amt eines EU-Kommissar vorgeschlagen, da er auf seinen früheren Posten stets gute Arbeit geleistet hatte. Doch hat sich die Sache so entwickelt, wie sie es nun mal getan hat. Man hatte ihm die Möglichkeit gegeben, seine Reisen in Irland zu begründen und zeigen, dass er die gesundheitlichen Richtlinien in der Corona-Krise befolgt hat, doch stellte sich in den letzten Tagen heraus, dass dies nicht der Fall war. Letztlich war es eine Entscheidung der Präsidentin der EU-Kommission und nicht eine der irischen Regierung. Ich denke, es war am Ende die richtige Entscheidung, auch wenn natürlich vieles bedauerlich ist.”
Mit den Badenstränden rund um Dublin ist es, wie schon in manchem Sommer zuvor, nicht besonders gut gestellt, und für vier von ihnen wurde gestern aufgrund der Bakterienbelastung ein Schwimmverbot erlassen. Als Ursache sehen die Behörden eine zu hohe Konzentration von Bakterien in städtischen und landwirtschaftlichen Abwässern. Die Strände bleiben zwar zugänglich, doch soll sich niemand ins Wasser begeben.

Donnerstag, 27. August 2020

Es war schon abzusehen gewesen, und nachdem er sich zunächst dagegen gesträubt hatte, erklärte der irische EU-Handelskommissar Phil Hogan gestern Abend seinen Rücktritt.
Ursache für den Streit der letzten Tage waren seine Teilnahme an einem Dinner mit mehr als 80 Teilnehmern* und Zeitungsmeldungen, dass er sich bei seiner Einreise aus Belgien nicht an die Quarantäne-Regeln gehalten hatte. Zum letzten Vorwurfs hatte er noch am Morgen argumentiert, dass die Quarantäne-Vorschriften für ihn nicht gelten, da er negativen Coronatest vorweise könne und im County Kildare, über den die Regierung einen lokalen Lockdown verhängt hatte, “essentiell wichtige Arbeiten” zu erledigen gehabt habe. Die irische Regierung hatte das als nicht stichhaltig zurückgewiesen und ihre Einschätzung an die Präsidentin der EU-Kommission weitergeleitet.

* Nach einem Erlass dürfen maximal 50 Personen in geschlossenen Räumen zusammenkommen.
Und nun zu einer erfreulichen Kehrtwende. Nachdem die Geschäftsführung von Bewley’s Oriental Café in der Dubliner Grafton Street – unter anderem begründet mit den Auswirkungen und Folgen der Corona-Epidemie – im Mai die endgültige Schließung mit dem Verlust aller 110 Arbeitsplätze angekündigt hatte, wurde der Beschluss jetzt revidiert, und so öffnet das Café heute Vormittag um zehn Uhr mit Bedienung an einer reduzierten Anzahl von Tischen und einem eingeschränkten Menü. Die 1840 gegründete Firma betreibt ihr Oriental Café, das in in der Hauptstadt einen Kultstatus erlangte, mit eingien Unterbrechungen seit dem Jahr 1927.
Bewley’s ist ein 1840 gegründetes, in Irland, Großbritannien und den Vereinigtes Staaten tätiges Heißgetränkeunternehmen mit Sitz in Dublin. Die Hauptgeschäftsbereiche sind die Herstellung von Tee, Kaffee und der Betrieb von Cafés.

Siehe auch: 19.02.04, 29.10.04, 24.11.04, 30.11.04, 27.04.05, 30.05.05, 08.08.08, 06.01.15, 08.05.20

Mittwoch, 26. August 2020

Der Flut von Meldungen zur Corona-Epidemie aus dem Weg gehend hole ich heute tolles Buch aus der Verschenkkiste, Das Barmen von Flann O’Brien. Stände dort nicht bereits eine andere Ausgabe dieser Satire, wäre es ins eigene Bücherregal gewechselt.
Wie kam es zu dem Buch? Die in den 1930-er Jahren auf der Großen Blasketinsel in irisch-gälischer Sprache verfassten Autobiografien von Tomás Ó Criomhthain, Peig Sayers und Maurice O’Sullivan zeigten ungeahnte Wirkung: Sprachbegeisterte, Wissenschaftler, Zeitungen und Möchtegern-Gälen aus dem In- und Ausland fielen über die Blaskets und Dingle-Halbinsel her, das ‘ursprüngliche, naturverbundene Leben’ und die letzten echten Gälen zu finden, die sich ach so glücklich schätzen durften arm zu sein. Das können sie haben, dachte sich Flann O’Brien, und schrieb 1941 von Ó Criomhthains An tOileánach (dt. Der Insulaner, Titel der deutschen Übersetzung Die Schiffe fahren nicht mehr aus) inspiriert seine Satire An Béal Bocht. Sie wurde unter dem wörtlich übersetzten Titel The Poor Mouth von Patrick C. Power ins Englische übertragen, die englische Übersetzung dann 1977 von Harry Rowohlt ins Deutsche.

Eine Szene aus dem Buch: Um an Kindergeld zu kommen, steckt der Vater des Ich-Erzählers seine jungen Schweine in Hosen, um sie im dunklen, hinteren Teil des Hauses dem Regierungsinspektor als eigenen Nachwuchs zu präsentieren. Der Trick klappt, der Inspektor geht, das Geld kommt, doch ein Schwein büchst aus. Es dringt in ein anderes Haus ein, in dem sich ein am Gälischen überaus interessierter Gentleman aus Dublin mit seinem Grammophon aufhält. Der strahlt, als er den ‘flüssigen, gälischen Redestrom’ des Neuankömmlings hört, und zeichnet das Grunzen auf. Völlig unverständlich, stellt der Gentleman fest, und folglich das beste Gälisch von allem! Doch seine Maschine schafft es, die Laute in die Wachsplatte zu ritzen und für kommende Generationen festzuhalten.

Das gebundene Buch von 144 Seiten geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich im Laufe des Tages per E-Mail (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und eine Versandadresse in Deutschland angibt. Die Daten werden nicht weitergegeben und die Mails nach dem Versand des Buches gelöscht.

Nachtrag: Als erster Interessent meldete sich nach einer halben Stunde um 9.46 Uhr ein Leser aus 65388 Schlangenbad, an den das Buch nun geht.

Dienstag, 25. August 2020

Nicht nur EU-Kommissar Phil Hogan, auch die irische Polizei gerät nun in die Bredouille. Dass der erste die Corona-Regeln missachtend an einem Dinner mit mehr als achtzig Personen teilgenommen hat, kann man der Polizei nicht vorwerfen, doch warum, fragen die Medien, gab es für ihn statt einer Geldstrafe und Punkte in der Verkehrssünderdatei nur eine mündliche Ermahnung, als die Polizei ihn auf dem Weg zu diesem Dinner mit dem Handy am Ohr stoppte? Die Antwort von Hauptverwaltung der Garda, es gebe bei solchen Vergehen einen Ermessensspielraum für die Beamten, überzeugt die meisten nicht.
Nach der Teilnahme an dem Dinner hatten Taoiseach Micheál Martin und Tánaiste Leo Varadkar (der ihn 2019 für den Posten vorgeschlagen hatte) dem EU-Kommissar den Rücktritt nahegelegt, doch scheint er bislang nicht geneigt zu sein, diesem Wunsch zu folgen. (s.a. 14.08.20)
Nach fast fünf Monaten Zwangspause wegen der Corona-Epidemie öffneten gestern in Nordirland wieder die Schulen, zunächst nur für die Schüler, bei denen der Lockdown die Prüfungen unterbrochen hatte, und vom 31. August an dann für alle Schüler. Das Tragen von Mund-und-Nasen-Masken im Unterricht ist nicht verpflichtend.
Auch wenn die Gesundheitsbehörde die Gefahr einer Ansteckung mit dem Virus für tolerierbar hält, sind nicht alle Eltern und Lehrer der gleichen Meinung. Der nordirische Bildungsminister Peter Weir jedoch verteidigt die Entscheidung und erklärt: “Schulen sind in der Corona-Krise weder für Schüler noch Lehrer unsichere Orte. Wenn überhaupt, werden sich nur sehr, sehr wenige Kinder den Virus durch den Schulbesuch einfangen, während es auf der anderen Seite stichhaltige Beweise dafür gibt, dass Kinder in vielfacher Hinsicht Schaden erleiden, wenn sie nicht am Unterricht teilnehmen. […] Es gibt nur eine sehr, sehr geringe – eine in der Tat unglaublich geringe – Wahrscheinlichkeit einer ernsthaften Erkrankung von Kindern bei einer Infizierung mit dem Virus, und ebenso eine nicht sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie das Virus übertragen.”

Montag, 24. August 2020

Das ‘Treffen von Clifden’ zieht weitere Kreise. Nachdem die Regierung zur Eindämmung der Infektion mit dem Corona-Virus Veranstaltungen mit mehr als 50 Teilnehmern verboten hatte, trafen sich am vergangenen Mittwoch in einem Hotel in Clifden mehr als 80 Personen aus Politik und Wirtschaft zu einem Golf-Dinner, darunter Parlamentsabgeordnete, Senatoren und Inhaber hoher politischer und öffentlicher Ämter. Das kostete gestern nach nur sechs Wochen im Amt Landwirtschaftsminister Dara Calleary seinen Job, heute legte er dann auch sein Amt als stellvertretender Parteivorsitzender der Fianna Fäil nieder. Schon zuvor musste der stellvertretende Sprecher des Senats (Fine Gael) diese Aufgabe abgeben und weitere sechs Senatoren wurden aus ihren Fraktionen ausgeschlossen.
Dabei wird es vermutlich nicht bleiben. Seit Sonnabend schießt man sich auf den irischen EU-Kommissar für Handel Phil Hogan von der Fine Gael ein, der gleichfalls an dem Dinner teilgenommen hatte und darüber hinaus auf der Fahrt nach Clifden von der Polizei mit einem Handy am Ohr erwischt worden war. Zurückziehen kann ihn die irische Regierung nicht, doch die Präsidentin der EU-Kommission wartet jetzt auf seinen Bericht, um über Maßnahmen ihrerseits zu entscheiden. Heute wurde dann bekannt, dass sich auch ein Richter des höchsten Gerichts des Landes unter den Teilnehmern an dem Dinner befunden hatte.

Aus einem anderen coronabedingten Grund musste vor einer Woche der Chef der irischen Tourismusbehörde Michael Cawley seinen Schreibtisch räumen: Entgegen der Aufforderung der Regierung, nur dringend erforderliche Reisen zu unternehmen, war er mit seiner Familie in den Urlaub nach Italien geflogen.

Sonntag, 23. August 2020

In der Corona-Krise ist die Zahl der irischen Staatsbürger, die in ihr Land zurückkehren, wieder größer als die der Auswanderer geworden. Mit 28.900 war die Zahl der Rückkehrer im ersten Dritten diees Jahres die höchste seit dem Jahr 2007. Im Vorjahr wanderten noch mehr Iren aus nach Irland zurückkehrten.

Sonnabend, 22. August 2020

Von einem “arg holprigen Start der neuen Regierung mit durchaus vermeidbaren Fehlern” sprach der Fine-Gael-Vorsitzende und stellvertretende Regierungschef Leo Varadkar zu Anfang des Monats in einem Interview.
Doch das ‘Holpern’ hört nicht auf, ganz im Gegenteil, denn nun bekommt das Land innerhalb von nur acht Wochen nach der Regierungsbildung bereits seinen dritten Landwirtschaftsminister. Der erste wurde zwei Wochen nach der Ernennung wieder entlassen, nachdem publik geworden war, dass er zuvor wegen Alkohol am Steuer und versuchter Fahrerflucht (letzteres stritt er ab) Probleme mit der Polizei bekommen hatte. Sein Nachfolger Dara Calleary hielt sich immerhin sechs Wochen im Amt, sah sich aber heute zum Rücktritt gezwungen, nachdem sich herausgestellt hatte, dass er am letzten Mittwoch unter Missachtung der von der eigenen Regierung erlassenen Corona-Regeln an einem Golf-Dinner mit mehr als 80 Gästen in Clifden teilgenommen hatte. Nach dem Erlass der Regierung sind Treffen mit mehr als fünfzig Teilnehmern verboten.
Zu Beginn der Corona-Epidemie im Frühjahr ging man von sinkenden Wohnungsmieten aus, doch sind sie statt dessen weiter gestiegen, insbesondere an der Ostküste, wo die durchschnittliche Wohnungsmiete im letzten halben Jahr um 2,5 % gestiegen ist. Landesweit liegt die durchschnittliche Miete für eine Wohnung jetzt bei € 1.412 und in Dublin bei 2.030 Euro,

Freitag, 21. August 2020

Wir kommen mal wieder zum bekannten irischen Sprichwort ‘Ein Fremder ist ein Freund, den man bislang nicht kannte’. Auch im vergangenen Jahr ist die Zahl derjenigen, denen man die Einreise ins Land verweigerte, weiter angestiegen, und zwar sehr drastisch von 4.797 im Jahr 2018 auf 7.455 im Jahr 2019. Die Zahl der Abschiebungen erhöhte sich von 1.186 auf 2.027, von denen 298 unter Polizeigewalt erfolgten. Die Zahl der Asylsuchenden in Abschiebehaft stieg von 406 auf 477.

Donnerstag, 20. August 2020

Nach schweren Stürmen gestern Nachmittag und in der Nacht mit Geschwindigkeiten von bis zu 130 Kilometer pro Stunde waren am frühen Morgen mindestens 194.000 Haushalte und Betriebe ohne elektrischen Strom. Mit rund 40.000 Haushalten am stärksten betroffen war der County Cork, gefolgt von 35.000 in Tipperary, 20.000 in Westmeath (davon 18.000 in der Stadt Athlone), 15.000 in Longford und 12.000 in Limerick. Aus Skibbereen wurden, wie schon gestern aus der Stadt Cork, schwere Überflutungen gemeldet. Am späteren Vormittag sind in Cork immer noch mehr als 30.000 Haushalte ohne Strom.
Der Vorsitzende der Green Party und Minister für Klimapolitik und Verkehr Eamon Ryan gesteht in einem Interview Widersprüchlichkeiten bei den Empfehlungen und Erlassen der Regierung zur Bekämpfung der Corona-Epidemie ein. Es sei in der Tat nicht schlüssig, dass sich bei privaten Besuchen nur maximal sechs Personen in einer Wohnung aufhalten dürfen, andererseits aber in einem Schulraum 20 bis 30 Schüler sitzen und bis zu fünfzig Personen an Hochzeitsfeiern teilnehmen. Es sei eine Frage der Risikoabschätzung, und bei essentiellen Dingen, zu denen nach Ansicht der Regierung der Schulunterricht gehöre, komme man nicht umhin, auch schon einmal ein höheres Risiko in Kauf zu nehmen.

Mittwoch, 19. August 2020

Nachdem die Zahl der Neuinfektionen mit dem Corona-Virus in den letzten Tagen weiter gestiegen ist und am Wochenende den höchsten Wert seit Mai erreicht hat, erlässt die Regierung weitere Restriktionen und Empfehlungen, die zunächst bis zum 13. September gelten. Dringend angeraten wird
– allen Arbeitnehmern, wenn eben möglich von zu Hause aus zu arbeiten und nur, wenn es unerlässlich ist, zur Arbeit zu fahren,

– allen über Siebzigjährigen, zu Hause zu bleiben, nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren und nur zu speziellen für sie reservierten Zeiten zum Einkaufen zu gehen,

– bei Fahrten mit dem privaten PKW Masken zu tragen, wenn sich Personen aus verschiedenen Haushalten im Fahrzeug befinden.

Des weiteren dürfen zusätzlich zu den bisherigen Einschränkungen

– Wohnungsinhaber bei privaten Besuchen maximal sechs Personen aus nicht mehr als drei Haushalten in ihre Wohnung lassen,

– sich im Freien nur noch maximal fünfzehn Personen treffen,

– Sportveranstaltungen nur ohne Zuschauer durchgeführt werden,

– Restaurants nur bis maximal 23.30 öffnen und

– an Hochzeitsfeiern maximal fünfzig Personen teilnehmen.

Dem Vernehmen hatte sich der stellvertretende Regierungschef Leo Varadkar im Kabinett verärgert darüber geäußert, dass die neuen Einschränkungen ohne Diskussion im Kabinettsausschuss für Gesundheit erlassen wurden, und Taoiseach Micheál Martin vorgeworfen, die Art und Weise, wie er seinen Job mache, sei nicht akzeptabel. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner ist mittlerweile die vierthöchste in Europa.

Dienstag, 18. August 2020

Es ist schwer Nachrichten zu finden, die nichts mit der Corona-Epidemie zu tun haben; beim Thema Wasser bin ich dann doch fündig geworden. Derweil die Bevölkerung zum Sparen von Trinkwasser angehalten wird, gehen nach heute veröffentlichten Zahlen für das vergangene Jahr immer noch 42 % des ins Leitungsnetz eingespeisten Wassers (712 Millionen Liter pro Tag) durch Lecks und undichte Leitungen verloren – was immerhin eine Verbesserung gegenüber 2018 ist, als der Verlust mit 768 Millionen Liter pro Tag 46 % betrug. 15 % des privaten Verbrauchs entfällt auf ein Prozent der rund 1,6 Millionen Haushalte, was bedeutet, dass diese fünfzehn Mal mehr Wasser als der Durchschnitt aller Haushalte verbrauchen. (s.a. 09.03.17)
Beim Thema Verkehr holt uns die Corona-Epidemie wieder ein. Aufgrund der einheitlichen Sommerferien, sind die Monate Juli und August die Spitzenzeiten beim Reiseverkehr – und nie in den letzten Jahrzehnten ging es auf den irischen Flughäfen so ruhig zu, wie in diesem Juli. Während im Juli 2019 auf den Airports von Dublin, Cork und Shannon knapp vier Millionen Passagiere ankamen und abflogen, waren es 2020 nur noch gut 400.000, was einem Rückgang von fast 90 % entspricht. Insgesamt ging die Zahl der Passagiere in den ersten sieben Monaten dieses Jahres verglichen zum Vorjahr um 70,3 % zurück.
Bei den Bus- und Bahnreisen liegt der Rückgang des Fahrgastaufkommens laut Anbieter aktuell bei 57 %, während sich der Umfang des Autoverkehrs weitgehend normalisiert hat und nach einem zunächst deutlichen Rückgang wieder dem vor der Krise nähert.

Montag, 17. August 2020

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Corona-Virus in Nordirland hat sich in der vergangenen Woche mit 288 gegenüber der Vorwoche (146) nahezu verdoppelt, wobei der County Antrim mit 74 Fällen am stärksten betroffen war. Die niedrigste Zahl an Neuinfizierten wurde mit jeweils zwei aus den Counties Fermanagh and Omagh gemeldet, in Belfast gab es 60 Fälle. Seit Beginn der Epidemie wurden in Nordirland 177.000 Menschen auf das Virus getestet, 6.400 davon positiv.
Derweil stieg in der Republik Irland die 14-Tage-Infektionsrate auf 22,1 Fälle pro 100.000 Einwohner und liegt damit jetzt höher als in Deutschland (16,3) und dem Vereinigten Königreich (18,6). Noch vor drei Wochen lag sie in der Republik Irland bei nur 2,5 pro 100.000 Einwohner.

Sonnabend, 15. August 2020

Nach einem Familienurlaub in Italien hat der Vorsitzende der irischen Tourismusbehörde Fáilte Ireland Michael Cawley (wohl nicht ganz freiwillig) seinen Hut genommen. Sie sei sehr überrascht und enttäuscht gewesen, als sie von diesem Urlaub Kenntnis erhalte hatte, erklärte Tourismusministerin Catherine Martin von den irischen Grünen. Sie habe ihn daraufhin angerufen und dieser ihr den Rücktritt angeboten, den sie angenommen habe. Auch wenn Italien auf ‘Grünen Liste’ der Länder stehe, in die man ohne sich anschließend in Quarantäne begeben zu müssen reisen dürfe, habe die Regierung dazu aufgefordert, nur unbedingt erforderliche Reisen in diese Länder zu unternehmen. Mit seiner Reise habe der Chef der Tourismusbehörde der Bevölkerung ein schlechtes Beispiel gegeben.

Freitag, 14. April 2020

Bewohner der Dubliner Vororte Drumcondra, Fairview/Marino und Castleknock sorgen sich um ihr Trinkwasser und beschweren sich über einen “fremdartigen Geruch oder Geschmack”. Irish Water bestätigt die Beschwerden, wiegelt jedoch ab. Man habe das Wasser der zuständigen Versorgungsstellen mikrobiologisch und chemisch analysiert und keine Auffälligkeiten festgestellt. Der Genuss des Wassers sei unbedenklich.
Eingehend auf die Beschwerden heißt es: “Möglicherweise sind manche Menschen etwas empfindlicher, wenn das Trinkwasser mal etwas anderes schmeckt oder riecht, was bei Änderungen in der Aufbereitung, z.B. bei einer mitunter erforderlichen stärkeren Chlorierung, schon einmal passieren kann. Weitere Gründe für einen anderen Geschmack kann der Einfluss des Wetters auf die Wasserressource oder die Anwesenheit von organischem oder mineralischen Material sein, dass das Wasser beim Fließen durch das Netzwerk aufnimmt. Nichts davon hat einen Einfluss auf die Wasserqualität.”
Inwieweit der Wasserversorger in der obigen Meldung mit seiner Beruhigung Recht hat, vermag ich nicht zu sagen, doch ein echtes Problem mit dem Trinkwasser gibt es auf der Insel Achill Island, wo die Behörden die Bevölkerung dringend dazu auffordern, das Wasser aus der Leitung weder zum Trinken und Kochen noch zum Zähneputzen zu verwenden. Dies sei keine der in Irland oft angeordneten boiling notices, denn es handele sich nicht (wie so oft) um eine Kontaminierung mit E-Coli-Erregern, sondern um 50 % erhöhte Aluminiumwerte im Wasser, bei denen das Abkochen nichts nützt.
Als Ursuche für hohen Aluminiumwerte sehen die Behörden die aufgrund der Corona-Epidemie drastisch gestiegene Zahl von Iren, die statt ins Ausland zu fahren auf der Insel Urlaub machen, so dass die Wasseraufbereitung der großen Abnahmemenge nicht mehr gewachsen ist. Irish Water und der Mayo County Council liefern jetzt in Flaschen abgefülltes Trinkwasser auf die Insel.

Donnerstag, 13 August 2020

Bischof Buh und andere respektlose Geschichten aus Irland ist der Titel eines Buches aus dem Jahr 1995, das ich heute aus der Verschenkkiste hole. Der Autor Jude Collins ist ein inzwischen emeritierter nordirischer Hochschullehrer und Schriftsteller mit republikanischem Hintergrund, so verfasste er unter anderem eine Biografie über Martin McGuinness. Über sein Geburtsjahr macht er auf seiner Website keine Angaben.
Zum Inhalt ein paar Auszüge aus der Verlagsbeschreibung: “Jimmy Rice wächst in den 1950-er Jahren in Derry und Omagh auf. Hölle und Verdammnis predigende Priester und prügelfreudige Schulmeister aus den Reihen der Christian Brothers kämpfen permanent gegen die ‘unverschämten, gotteslästerlichen Gassenjungen’, die ihre Schüler sind, ein Junge bittet Sankt Patrick um ein heißes Rendezvous und eine Reliquie wird zum Tauschobjekt für den Blick auf einen Mädchenpopo. Es ist die Welt von Roy Rogers am Sonntagnachmittag im Kino, Peggy Sue in der Musikbox und pomadisierten Halbstarken an den Ecken, die verstohlen ihre Gallaher’s Blue paffen, während sie von Marlon Brando träumen. Der Autor lässt seine Helden durch eine Welt stolpern, in der ihr Frohsinn und ihre sexuelle Neugierde auf ständigem Kollisionskurs mit den Empfindlichkeiten und Wichtigtuereien der sie umgebenden Erwachsenen sind.”

Das Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich im Laufe des Tages per E-Mail (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und eine Versandadresse in Deutschland angibt. Die Daten werden nicht weitergegeben und die Mails nach dem Versand des Buches gelöscht.

Nachtrag: Nachdem die Offerte um 13.30 online gegangen war, meldete sich 14.13 Uhr eine Interessentin aus Waltrop, gefolgt um 14.18 von einer aus Diepholz und um 14.29 von einem Interessenten aus Dortmund. Womit das Buch dann nach Waltrop geht.

Mittwoch, 12. August 2020

Nach einer Studie der Irish League of Credit Unions (ILCU) stürzt der Schulbeginn nach den Sommerferien ein Viertel aller Eltern in Schulden. So liegen die Kosten für einen Grundschüler in diesem Jahr mit rund 1.100 Euro um € 174 höher als im vergangenen und für einen Schüler der Sekundarstufe bei knapp € 1.500.
69 % der Eltern waren in der Umfrage der Meinung, dass die Schulen mehr tun können, um diese Kosten zu senken, indem sie zum Beispiel keine speziellen Schuluniformen vorschreiben, sondern sich alle Schulen auf eine Einheitskleidung einigen. Eine weitere Möglichkeit sei ein Leihsystem für Schulbücher. Darüber hinaus würden viele Schulen die Eltern auf eine ‘freiwillige’ Spende hin drängen, in einer Form, dass kaum jemand wagt, dem nicht nachzukommen und die Spende somit de facto zur Pflicht werde.

Dienstag, 11. August 2020

Nachdem in den letzten Tagen bei mehr als 300 Angestellten von drei fleischverarbeitenden Fabriken in den Grafschaften Kildare, Laois und Offaly eine Infizierung mit dem Corona-Virus festgestellt worden war, fordert die Gewerkschaft SIPTU flächendeckende Tests bei allen 6.000 Mitarbeiter in der Fleischverarbeitung der Republik Irland. Gestern stellte ein vierter Fleischverarbeiter in Tullamore die Produktion ein, nachdem auch bei deren Angestellten das Virus festgestellt worden war.
Nachtrag: Am Abend beschloss die Regierung wöchentliche Tests auf das Corona-Virus in allen fleischverarbeitenden Betrieben und Aufnahmelagern für Flüchtlinge.
Seit Einführung der Pandemic Unemployment Payments (PUP) an durch die Corona-Epidemie arbeitslos gewordene Arbeitnehmer wurden sie in 18.500 Fällen nach einer Prüfung der Vorraussetzungen wieder eingestellt. Anfang Mai hatten 598.000 Iren die Zahlung von bis zu € 350 pro Woche erhalten. 88.200 Anträge wurden abgelehnt und 4,4 Millionen Euro von Empfängern zurückgefordert, bei denen eine Kontrolle ergeben hatte, das kein Anspruch darauf bestand.

Montag, 10. August 2020

Nach dem starken Anstieg der Infektionsrate mit dem Corona-Virus wird die Aussicht, dass noch in diesem Monat die Pubs öffnen dürfen, immer geringer. So stieg die 14-Tages-Infektionsrate in Irland innerhalb einer Woche von 2,5 auf 16,9 pro 100.000 Einwohner und überschreitet jetzt erstmals die in Großbritannien (16,5). In Deutschland und Frankreich liegt sie derzeit bei 137 pro 100.000 Einwohner. Die Zahl der Neuinfektionen nimmt in Irland seit Juni ständig zu, doch noch nie gab es einen so großen Sprung wie jetzt.
Drei Viertel von rund einer Million von der im nordirischen County Down ansässigen Firma Randox Laboratories produzierten und nach Großbritannien auslieferten Testkits auf das Corona-Virus werden auf Anordnung der britischen Behörde für die Sicherheit von Medizinprodukten zurückgerufen. Pflegeheime und andere Einrichtung sind aufgerufen sie nicht zu nutzen, da es Bedenken bezüglich ihrer Sterilität gibt.

Sonntag, 9. August 2020

Nach dem Tod des als einer der Architekten des Karfreitagsabkommens geltenden nordirischen Politikers und Friedensnobelpreisträgers John Hume kommt der Vorschlag, zu seinem Gedächtnis eine John Hume Memorial University mit einem Campus auf beiden Seiten der irisch-irischen Grenze in Derry und Donegal einzurichten.
“Die Einrichtung einer Universität in Erinnerung an John Hume wäre eine passende Hommage an ihn angesichts seines Einsatzes zur Schaffung einer besseren Zukunft für alle jungen Menschen auf dieser Insel”, so der Abgeordnete der Fine Gael Colm Burke. “Es gibt ein großes Potential für eine solche grenzüberschreitende Universität, in die in der Region bereits existierende Hochschuleneinrichtungen eingebunden werden können. Dazu gehören der Magee Campus der Ulster University, das Institute of Technology in Letterkenny und Sligo und das North West Regional College in Nordirland. Die bildungsmäßigen, sozialen und ökonomischen Vorteile eine vollwertigen Universität im Nordwesten Irlands können nicht hoch genug eingeschätzt werden.”

Sonnabend, 8. August 2020

In einem Gespräch im der Tageszeitung Irish Independent zieht Taoiseach Micheál Martin die Möglichkeit in Betracht, das Vereinigte Königreich könne das Interesse an Nordirland verlieren. Mit der Einrichtung der ihm unterstellten Shared Ireland Unit wolle sich die Republik u.a. darauf vorbereiten, dass sich Britannien von Nordirland abwende.
Über die möglichen Auswirkungen des englischen Nationalismus, des Brexits, der Möglichkeit, dass Schottland das Vereinigte Königreich verlässt, und Nordirlands Mitgliedschaft in der Union spekulierend fragt er: “Was passiert, wenn sich England von Nordirland abwendet? Auch das müssen wir durchdenken. Vielleicht wird man in England sagen, ‘wir sind Nordirland nicht mehr so verpflichtet, wie wir es in der Vergangenheit waren’. Eine Weile lang mag das noch nicht der Fall sein, doch müssen wir uns auf alle Eventualitäten vorbereiten.”

Es wundert nicht, dass die nordirische Regierungschefin von der DUP dem nicht beipflichtet. “Nach einem ersten positiven ersten Treffen können die Bemerkungen des Taoiseach nur als enttäuschend bezeichnet werden”, so Arlene Foster. “Aus dem Prinzip des Konsens ergibt sich, dass Nordirlands Platz im Vereinigten Königreich ist. Nordirland wird vorankommen, indem es die unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppierungen respektiert und sich nicht mit dubiosen Theorien abgibt.” (s.a. 17.07.20)

Freitag, 7. August 2020

Nach einem Anstieg der Coronainfektionen in den Midlands (Kildare, Offaly, Laois), wo in einem unter anderem für Lidl produzierenden fleischverarbeitenden Betrieb 80 Mitarbeiter positiv getestet worden waren, hat die Regierung einen lokalen Lockdown verfügt. So werden in den drei Grafschaften Cafés, Restaurants, Turnhallen, Theater und Museen geschlossen und alle Sportveranstaltungen abgesagt. Die Bewohner dürfen außer aus medizinischen Gründen ihre Grafschaft nicht verlassen.
Vertreter der Industrie- und Handelskammern und anderer Wirtschaftsverbände äußern sich überrascht und empört, dass die Maßnahmen ohne jegliche Konsultation mit ihnen angeordnet wurden, und fordern örtliche Testcenter, um die Verbreitung des Virus lokal einschränken zu können. Es sei nicht hinzunehmen, dass die Bewohner Kildares für einen Test nach Dublin reisen müssen, da dies in der Grafschaft nicht möglich ist. Durch den jetzt verordneten Lockdown würden allein in Kildare mehr als tausend Arbeitsplätze verloren gehen.

Donnerstag, 6. August 2020

Sozialministerin Heather Humphreys hat es schwer. Nach ihrer Kehrtwende bei der Auszahlung Pandemic Unemployment Payment (PUP) ärgert sie sich über Berichte in den sozialen Medien, nach denen sie Künstler und Musiker aufgefordert haben soll, aufgrund der Corona-Epidemie andere Karrieren einzuschlagen. Wer aufmerksam die Protokolle der Parlamentssitzungen lese, werde nirgendwo eine Bemerkung finden, mit der sie Betroffene aufgefordert habe, sich nach einem Lebensunterhalt in anderen Bereichen umzusehen.
Darüber hinaus verteidigte sie ihre Ankündigung, allen Eltern mit schulpflichtigen Kindern, die das Pandemic Unemployment Payment beziehen, in diesem Jahr ohne weitere Bedürftigkeitsprüfung die Back To School Allowance zu gewähren.

Mittwoch, 5. August 2020

Nach der Bekanntgabe eines Verlustes von 669 Millionen Euro in der ersten Jahreshälfte kündigt die Bank of Ireland an, die Zahl ihrer Mitarbeiter in den kommenden Jahren von derzeit 10.400 auf weniger als 9.000 zu reduzieren.
Taoiseach Micheál Martin bestätigt, dass die für das kommende Wochenende geplante Wiedereröffnung der irischen Pubs aufgrund der ansteigenden Zahlen bei der Ausbreitung der Corona-Epidemie um drei Wochen verschoben wird. “Ich weiß, dass dies ein Schlag für die Pubbesitzer ist”, so der Regierungschef, “und sie sollen wissen, dass ich ein enormes Mitgefühl für ihre Notlage habe. Dieses Virus nimmt ihnen die Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen und einen wichtigen Dienst im Herzen vieler Gemeinden zu leisten. Aber alles, was wir tun, tun wir um Leben zu retten und unsere Gesellschaft und Wirtschaft sicher und nachhaltig in den Normalzustand zurückzuführen.”

Dienstag, 4. August 2020

Nach den letzten Steuerdaten ist das Defizit im irischen Staatshaushalt (Differenz zwischen den Steuereinnahmen und den Ausgaben) im Juli auf 7,4 Milliarden Euro angestiegen. Zum gleichen Zeitraum des Vorjahres war ein Überschuss in Höhe von 900 Millionen Euro aufgelaufen. Die Arbeitslosenquote lag im letzten Monat bei 16,7 %, nachdem sie im Juni 23,1 % und auf dem Höhepunkt der Corona-Epidemie im April 28,3 % betragen hatte. Demnach waren im Juli etwa 387.000 Iren arbeitslos.

Montag, 3. August 2020

Im Alter von 83 Jahren starb heute Vormittag in einem Pflegheim in Derry der Friedensnobelpreisträger und Mitbegründer der nordirischen SDLP John Hume.
Der aus einer katholischen Familie stammende Politiker galt als Brückenbauer. Er setzte sich leidenschaftlich für das Ende der systematischen Benachteiligung der katholischen Nordiren ein und verurteilte zugleich die Gewalt der Terrororganisation IRA gegenüber Protestanten und ihren politischen Vertretern. Seine Gespräche mit Gerry Adams als dem damaligen Vorsitzenden der Sinn Féin, die als politischer Arm der IRA angesehen wurde, gelten als Durchbruch der Friedensgespräche, die in das Karfreitagsabkommen von 1998 mündeten und zum Verschwinden der IRA führten. Dabei gelang es ihm, neben der irischen Regierung auch die USA und die Europäische Union in den Friedensprozess einzubinden. Für diese Leistung erhielt er 1998 gemeinsam mit dem damaligen Vorsitzenden der UUP David Trimble den Friedensnobelpreis.

Taoiseach Micheál Martin nannte John Hume auf Twitter eine der dominierenden irischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, einen “wahren Helden und Friedensbringer”. Er habe dem Land in seiner schwersten Zeit ein Licht der Hoffnung gebracht, würdigte ihn Staatspräsident Michael D. Higgins, und Großbritanniens Premierminister Boris Johnson bezeichnete ihn als einen “politischen Giganten, der jede Gewalt ablehnt”.

Sonntag, 2. August 2020

Vor gut einem Monat nahm in Irland die Koalitionsregierung aus Fianna Fáil, Fine Gael und Green Party ihre Arbeit auf, und es war, gestand gestern der Vorsitzende der Fine Gael und stellvertretende Regierungschef Leo Varadkar ein, ein “arg holpriger Start mit durchaus vermeidbaren Fehlern”. Er begann mit den Klagen von Abgeordneten, bei der Auswahl der Minister übergangen worden zu sein, dann wurde wenige Tage nach Amtsantritt der von der Fianna Fáil gestellte Landwirtschaftsminister schon wieder gefeuert, der Verkehrsminister und Vorsitzende der Green Party im Parlament schlafend bei einer Abstimmung gefilmt, und die von der Fine Gael gestellte Sozialministerin Heather Humphreys sah sich nur einen Tag, nachdem sie allen Auslandsurlaubern das Pandemic Unemployment Payment (PUP) gestrichen hatte, zu einer Kehrtwende gezwungen.
“Ich weiß, dass die Regierung einen hübsch holprigen Start hingelegt hat”, fasste der Fine-Gael-Vorsitzende den ersten Monat des gemeinsamen Regierens zusammen, “doch das sollte ein paar wirklich gute Dinge, die die Regierung in der Tat in den letzten paar Wochen umgesetzt hat, nicht verschleiern”.
Die Regierung streicht Gibraltar, Malta Monaco, San Marino und Zypern von der ‘Grünen Liste’ der Staaten, aus denen man ohne in Quarantäne geschickt zu werden nach Irland einreisen darf, so dass diese nur noch aus Estland, Finnland, Griechenland, Grönland, Italien, Lettland, Litauen, Norwegen, der Slowakei und Ungarn besteht. Grundlage für die Entscheidung sind vom European Centre for Disease Prevention and Control veröffentlichte Daten über die Zahl von Infektionen pro 100.000 Einwohner in den jeweils letzten 14 Tagen, auf der Irland im Zeitraum vom 15. bis zum 28. Juli mit 2,5 Fällen den achtniedrigsten Wert einnimmt. Die meisten Infizierten gab es in diesen beiden Wochen mit 111 Fällen pro 100.000 Einwohner in Luxemburg.

Sonnabend, 1. August 2020

Die irische Fluggesellschaft Ryanair legte gestern Abend vor dem High Court Klage gegen die am 21. Juli von der Regierung erlassenen Reisebeschränkungen ein. Nach Ansicht der Klägerin sind die Beschränkungen unrechtmäßig, stellen einen unverhältnismäßigen Eingriff in die Rechte des Einzelnen dar und wirken sich nachteilig auf die Geschäftstätigkeit der Gesellschaft aus.
Die Klage richtet sich unter anderem gegen die Aufforderung, dass Personen außer bei unabdingbaren Reisen die Insel Irland nicht verlassen und ihren Urlaub in diesem Jahr im Inland verbringen sollen. Darüber hinaus wird gegen die Anordnung geklagt, dass sich alle Reisenden aus Ländern, die nicht auf einer ‘Grünen Liste’ stehen, nach der Rückkehr in eine zweiwöchige Selbstisolierung zu begeben haben. Nach Ansicht der Fluggesellschaft sind diese Maßnahmen “von ihrer Natur her” verpflichtend und widersprechen daher, da sie nicht vom Parlament verabschiedet wurden, dem irischen Recht.

Nachrichten aus Irland – August 2020