Nachrichten aus Irland

August 2008

Neues aus Irland, zusammengefasst nach Berichten von RTÉ, der
Irish Times, des Irish Independent und weiteren Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Sonntag, 31. August 2008

Erzbischof Diarmuid Martin hat die Verwaltung einer der reichsten Dubliner Gemeinden, Our Lady Queen of Peace an der Merrion Road, der Gemeinschaft Opus Dei übertragen. Wie die Irish Times erfahren haben will, wurden zuvor weder die Gemeinde noch die Priester der Diözese informiert und waren, wie es heißt, ‘baff’. Manch einer vermutet, dass der Vatikan seine Hand im Spiel hatte, und es wird auf die Wertschätzung verwiesen, die Papst Benedikt XVI beim Weltjugendtag in Sydney Opus Dei erwiesen hatte, an dem auch der Dubliner Erzbischof teilgenommen hatte.
Die finanzstarke Praelatura Sanctae Crucis et Opus Dei (Prälatur vom heiligen Kreuz und Werk Gottes), dessen Gründer Josemaría Escrivá (1902–1975) ein Anhänger Francos war und von Papst Johannes Paul II selig- und heiliggesprochen wurde, genießt in konservativen Vatikankreisen ein hohes Ansehen. Sie hat sich auf die Fahnen geschrieben, das Alltagsleben von Christen zu heiligen. Die Kritiker werfen Opus Dei Machtstreben, einen sektenhaften Charakter und ein konservatives Frauenbild vor. Die Gemeinschaft steht zwar Frauen offen, wobei jedoch nach Geschlechtern getrennt wird. So dürfen die weiblichen Mitglieder bei der Wahl des Prälaten nur im Vorfeld eine Empfehlung abgeben, aber nicht mit abstimmen. Die Gemeinschaft hat in Irland 700 Mitglieder, darunter 17 Priester, von denen zwei nun die Dubliner Gemeinde leiten.

Sonnabend, 30. August 2008

Auch (oder gerade) wenn die Bank sich weigert, einen Kredit zu geben, kann dies einträglich für den Antragsteller sein. Einer heute 74 Jahre alten Irin wurde in dieser Woche vor Gericht eine Entschädigung in Höhe von € 2.000 zugesprochen, weil sich die Ulster Bank im Jahr 2005 bezugnehmend auf ihr Alter geweigert hatte, einen Kredit für ein neues Auto zu geben. Die Gleichstellungsbehörde ermuntert nun alle Bankkunden, denen mit gleicher Begründung ein Kredit verweigert wurde, gleichfalls gegen ihre Bank zu klagen.
Die Fluktuation unter den Ratsdamen und -herren in den vier Dubliner Verwaltungsbezirken ist groß. Allein im Dublin City Council gaben in den letzten zwei Jahren 17 der 52 gewählten Mitglieder ihr Mandat zurück, doch auch in den drei anderen Bezirksparlamenten sieht es nicht viel besser.
In dieser Woche gab nun ein prominentes Mitglied des Dún Laoghaire-Rathdown County Council ihren Rücktritt bekannt, Nessa Childers, Tochter des früheren Staatspräsidenten Erskine Childers und Enkelin des 1922 hingerichteten gleichnamigen Revolutionärs. Als Begründung führt sie an, ihre Ratstätigkeit zeitlich nicht mehr mit ihrem Beruf als Psychoanalytikerin in Übereinstimmung bringen zu können. Und von den gut 1.400 Euro, die ein Stadtrat zuzüglich Spesen bekommt, lässt sich in Dublin nun wirklich kaum leben.

Freitag, 29. August 2008

Als Atheist wird man im Donegal nicht begraben, liest man in der heutigen Ausgabe der Irish Times. Einem Journalisten war es nicht gelungen, seine verstorbene Mutter ohne Priester am Grab beerdigen zu lassen, so dass er sie schließlich in der nordirischen Stadt Derry bestatten ließ. Alle Friedhöfe der Grafschaft, die er hatte ausfindig machen können, hatten entweder der katholischen Kirche, Church of Ireland oder einer presbyterianischen Gemeinde gehört und diese auf eine kirchliche Beerdigung bestanden.

Donnerstag, 28. August 2008

Durch die Beseitigung ungleicher Lebensbedingungen können bis zu 5.400 Fehlgeburten im Jahr vermieden werden, so das Ergebnis einer vom IPH und CPA veröffentlichten Studie. Wer unten auf der sozialen Leiter steht, ist nach dieser Untersuchung doppelt so oft von Krankheit und Fehlgeburten betroffen wie diejenigen, die sich auf den oberen Stufen sonnen. Schlechte Wohnbedingungen, Ernährung und Erziehung werden als Ursache genannt, fast 40 % aller Iren mit einem Einkommen an der Armutsgrenze leiden danach an chronischen Erkrankungen.
‘Ein Desaster für den Tourismus’ nennen die Autoverleiher am Dubliner Flughafen das neue Erhebungssystem für die Autobahngebühr auf der M 50, die von drei Viertel aller Leihwagenfahrer bei der An- und Abreise genutzt wird.
Im Prinzip sieht das Verfahren so aus, dass sich die Autofahrer mit ihrem Fahrzeug- und Kreditkartendaten im Vorfeld registrieren lassen. Die Fahrzeuge werden dann bei der Durchfahrt durch die Mautstation über das Nummernschild oder über ein am Fahrzeug angebrachtes elektronisches Bauteil erfasst und die Maut von ihrem Konto abgebucht. Wer sich nicht hat registrieren lassen, muss die Maut bis am nächsten Tag um 20 Uhr via Internet zahlen, sonst wird eine Strafe von bis zu € 146 fällig. Die Kosten für das Verfahren liegen bei € 25 Mio. im Jahr, denen erwartete Einnahmen in Höhe von € 80 Mio. gegenüberstehen.

Nun streuben sich viele Autovermieter davor, ihren Fahrzeugpark registrieren zu lassen und die Gebühren mit ihren Kunden abzurechnen, andererseits dürfte kaum ein ausländischer Tourist in der Lage sein, die von ihm zu entrichtende Maut bis zum Abend des Folgetags online zu überweisen. Zu der dann fälligen Strafzahlung dürfte noch eine Bearbeitungsgebühr durch die Leihwagenfirma kommen.

Mittwoch, 27. August 2008

Wie sieht Europa in 50 Jahren aus? Geht die Bevölkerungsentwicklung so weiter, hat das Europäische Amt für Statistik ermittelt, wird die Republik Irland dann 6,7 Mio. Einwohner haben, 2,3 Mio. mehr als heute. Mit diesem projizierten höchsten prozentualen Zuwachs in der EU wäre dann in etwa die Bevölkerungszahl erreicht, die das Land im Jahr 1841 vor der großen Hungersnot hatte. Deutschland hingegen wird mit 71 Mio. Einwohnern vom ersten auf den dritten Platz zurückgefallen sein, überholt vom neuen Spitzenreiter Vereinigtes Königreich (77 Mio.) und Frankreich (72 Mio.). (s.a. 01.05.08)
Nach der Drohung der Sinn Féin, ihre Minister aus der Regierung zurückzuziehen, warnt Nordirlands Regierungschef vor ‘ernsten Konsequenzen’, sollte das Kabinett nicht bis Mitte September zusammentreten. Die DUP lasse sich nicht durch die Sinn Féin erpressen. Bei ihrer Ernennung hätten die Minister öffentlich ein rechtlich bindendes Versprechen abgegeben, dessen Erfüllung sie zu nun verweigern drohten. Dies sei unakzeptabel und könne so nicht weitergehen.
Ein weiterer Griff in die Verschenkkiste unseres Buchspenders bringt Märchenhaftes ans Licht, Thomas Crofton Crockers 1825 veröffentlichte ‘Fairy Legends and Traditions of the South of Ireland’, hier als Irische Elfenmärchen in der klassischen Übersetzung der Brüder Grimm aus dem Jahr 1826. Mit einem Vorwort von Wilhelm Grimm und einem umfangreichen Anhang mit Anmerkungen zu den Geschichten. Das Buch aus dem Verlag Rütten & Loening ist in Leinen gebunden mit einem Schutzumschlag, bereits 1985 gedruckt, wirkt aber noch völlig ungelesen. Es geht frei Haus an den ersten Interessenten bzw. die erste Interessentin, der oder die sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links in der Menüzeile klicken) meldet und eine Versandadresse angibt.
Nachtrag: Ein Leser aus 72116 Mössingen war der erste Interessent, der sich (um 18.24 Uhr) meldete. Das Buch geht morgen auf die Reise.

Dienstag, 26. August 2008

Die Sinn Féin droht ihre Minister zurückzuziehen, sollte die Zuständigkeit für das Justiz- und Polizeiwesen nicht bald auf die nordirische Regierung übertragen werden. Jeffrey Donaldson von der DUP, Staatsminister im Büro des Regierungschef und bis Februar Mitglied der Polizeiaufsicht, beschuldigt sie daraufhin, eine Politik am Rande des Abgrunds zu betreiben und eine Krise herbeireden zu wollen.
Siehe auch: 27.12.07, 08.01.08, 10.02.08, 25.02.08, 03.03.08, 31.05.08, 05.06.08, 17.07.08, 24.07.08, 04.08.08, 06.08.08
Bis zu dreihundert frühere IRA-Gefangene aus nordirischen Gefängnissen wollen nach einer Meldung, die in den letzten Tagen durch die Medien ging, die Aufhebung ihrer Verurteilung betreiben und Schadenersatz verlangen. Zur Begründung führen sie an, dass ihnen die Geständnisse unter Druck abgepresst worden seien. Nun würden sie weder Arbeit finden noch Visa für die Einreise in Staaten wie die USA bekommen.
Michael Culbert, Direktor von Coiste na nIarchimí, einer Organisation zur Betreuung ehemaliger republikanischer Gefangener und ihrer Familien, wiegelt ab. Es gebe keine Bestrebungen, Verurteilungen pauschal aufzuheben, sondern handele sich um einzelne Fälle, denen nachzugehen sei. Ihre Zahl kenne er nicht, doch er bezweifele, dass es sich um 300 handelt.

Montag, 25. August 2008

Das diesjärige Fleadh Cheoil in Tullamore ging am Sonntag zuende, und der irische Häuptling Brian Cowen ließ es sich nicht nehmen, als Teilnehmer aufzutreten und Paddy’s Green Shamrock Shore zum Besten zu geben. In der Tat, ich habe in manch einem Pub schon manch einen schlechteren Gastsänger gehört, und es würde mich nicht wundern, wenn sein Auftritt beim größten Festival traditioneller Musik seines Landes als Höhepunkt seiner Karriere in die Geschichte eingehen würde.

Sonntag, 24. August 2008

Für Dublin ist es der feuchteste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1964, am Flughafen lag die Niederschlagsmenge bislang 259 % über ‘normal’. Versinkt Irland im Meer? Zumindest nicht in diesem Jahrhundert, tröstet der in Schweden geborene und in Florida lebende Professor Ulf Erlingsson, für den Irland auch das verlorene Königreich Atlantis ist. Zwar könne der Meeresspiegel um ein paar Meter steigen, doch sei dies eine Sache von Jahrtausenden. Sollte jedoch irgendwann eine neue Eiszeit kommen, werde Irland als erster darunter leiden.
Auch sei dieser Sommer nicht der schlimmste seit der letzten Eiszeit. Den habe Irland vor rund 8.100 Jahren erfahren, als in Kanada eine Eisbarriere brach, der Lake Agassiz sich in die Hudson Bay ergoss und Irland jahrelang keinen Sommer mehr erlebte.

Sonnabend, 23. August 2008

Kommt man von außerhalb des europäischen Wirtschaftsraumes (EU + Schweiz, Lichtenstein, Norwegen und Island) und will sich in Irland niederlassen und arbeiten, so wird dies teurer. Die vor zwei Jahren eingeführte Registrierungsgebühr steigt um 50 % auf € 150 pro Person. Damit muss, kritisiert John Cunnigham vom ICI, dass ein Arbeitnehmer mit Ehefrau bzw. Ehemann und einem über 16 Jahre alten Kind neben den € 1.000 für eine zweijährige Arbeitserlaubnis auch noch € 450 für die Registrierung beim Garda National Immigration Bureau (GNIB) zahlen muss.
Derweil an der Ostküste in Dun Laoghaire das Festival der Weltkulturen startete, wurde gestern Abend in Tullamore (Co. Offaly) beim alljährlichen Festival traditioneller irischer Musik Fleadh Cheoil na hÉireann ein neuer Weltrekord aufgestellt. Nie zuvor hatten sich 2,745 Musiker aus aller Welt zu einer Session versammelt und fast eine Stunde lang (genau 56 Min.) ununterbrochen zusammen gespielt, elf Minuten länger als im Vorjahr. Die Veranstaltung begann mit einer Parade durch die Straßen der Stadt, und jeder, der ein Instrument eine Stimme oder tanzende Füße sein eigen nannte, war aufgefordert gewesen sich einzufinden.

Freitag, 22. August 2008

Von den Rossport Five zu den Broadhaven Bay Five? Fünf Demonstranten gegen die Gaspipeline im County Mayo wurden gestern von der Garda verhaftet, diesmal jedoch zu Wasser. Ruderer, Surfer und Schwimmer hatten in der Bucht die Verlege-Einrichtungen für die Pipeline umschwommen und die Arbeiten zum Stillstand gebracht. Die Mayo Shell to Sea Campaign kündigt für die kommenden Tage weitere Proteste und Störmanöver an.
Frühere Meldungen: 26.06.02, 30.06.05, 01.07.05, 23.07.05, 01.08.05, 05.08.05, 26.08.05, 01.10.05, 13.10.05, 22.11.05, 3./4.05.06, 14.07.06, 03.08.06, 12.08.06, 21.04.07, 13.11.07, 17.04.08, 29.04.08, 15.07.08, 22.07.08, 11.08.08
In Dun Laoghaire im Süden der Grafschaft Dublin beginnt heute Irlands größtes Festival der Weltmusik. 800 Musiker und Künstler aus aller Damen & Herren Länder werden auf dem Festival of World Cultures bis Sonntag ihr Können präsentieren. Bei mehr als zwei Drittel der Veranstaltungen ist der Eintritt frei.

Donnerstag, 21. August 2008

Ein Vorschlag von Ian Paisley Jr., der nordirischen Polizei die Lizenz zum Erschießen ihnen bekannter dissidenter Republikaner zu geben, hat nicht nur bei Sinn Féin und SDLP für Empörung gesorgt, sondern wird auch von der UUP zurückgewiesen. “Früher oder später”, so der Sohn des früheren nordirischen Regierungschefs nach einem Angriff dissidenter Republikaner auf Polizisten in Fermanagh, “wird es einen Mord an einem Polizeibeamten geben, wenn der Polizei nicht zugestanden wird, schonungslos vorzugehen und diese dissidenten [einstigen IRA-] Mitglieder aufzuspüren und auszulöschen.”
Die Bevölkerung der Republik Irland ist zwar weiter auf 4,4 Mio. Einwohner angewachsen, doch hat die Zuwanderung von April 2007 bis April 2008 um 23 % abgenommen. Nur noch 83.800 Einwanderer wurden in diesen zwölf Monaten gezählt, gleichzeitig aber mit 72.300 neuen Erdenbürgern die höchste Geburtenrate seit 1980 verzeichnet. Das waren dreimal so viele Geburten wie Sterbefälle.

Mittwoch, 20. August 2008

An Bord Pleanála widerruft die vom Cashel Town Council erteilte Genehmigung für den Bau eines Hotel auf einer früheren Klosteranlage beim Rock of Cashel. Das zwei Morgen große Gelände bei der St. Francis Abtei war 2001 von den Nonnen an die Stadt verkauft worden – in der Annahme, dass darauf ein öffentlicher Park entstehen würde. Die Stadt jedoch verkaufte das Grundstück mit einem Gewinn von knapp 1,5 Mio. Euro an einen Bauunternehmer und erteilte ihm im Februar 2008 die Baugenehmigung für ein Hotel.
Die daraufhin gegründete Bürgerinitiative Save Our Town Park sammelte in der Folge unter den knapp 3.000 Einwohnern 1.400 Unterschriften gegen das Projekt und erhob Einspruch bei der Planungsaufsicht, dem nun stattgegeben wurde.

Dienstag, 19. August 2008

Ein irisch-malaysisches Gemeinschaftsunternehmen untersucht die Möglichkeit, in vor 200 bis 250 Mio. Jahren unter der Kish Bank vor der Dublin Bay entstandenen Sandstein-Höhlen Millionen Tonnen CO2 zu ‘entsorgen’. Ulysses Projekt haben die mit jeweils 50 % beteiligten Firmen Providence Resources (Irland) und Star Energy (Malaysia) ihr Joint-Venture getauft.
‘School days over’, und mehr als 46.000 Schüler haben nach erfolgreichem Abschluss-Examen vom CAO einen Studienplatz angeboten bekommen. Dabei waren in diesem Jahr Studiengänge wie Architektur, Ingenieurwesen und Wirtschaft weniger gefragt als in den vergangenen, während das Interesse an ‘klassischen Studiengängen’ wie Medizin, Jura und Lehramt stieg. Eine Folge der Wirtschaftsflaute?
Der erneute Griff in die Verschenkkiste eines Lesers dieser Nachrichten fördert etwas Belletristisches zu Tage, Das Herz von Dublin von Maeve Binchy. Die englische Originalausgabe erschien im Jahr 1982 unter dem Titel Dublin 4. Ein 282 Seiten starkes Knaur Taschenbuch aus dem Jahr 2003, der Zustand bis auf einen ganz leichten Knick am Rückendeckel neuwertig. “Liebenswerte Szenen aus einem typischen Viertels Dublins”, liest man als Inhaltsangabe auf diesem Rückendeckel, “spiegeln den ‘ganz normalen Wahnsinn’ seiner Bewohner wider.” Das Buch geht frei Haus an den ersten Interessenten, der oder die sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links in der Menüzeile klicken) meldet und eine Versandadresse angibt.
Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an einen Leser aus 71737 Kirchberg.

Montag, 18. August 2008

Nachdem erst einige Tage zuvor Dubliner Straßen unter Wasser standen, gab es auch am vergangenen Wochenende wieder schwere Überflutungen in weiten Teilen des Landes. “Floods are a natural and inevitable part of life in Ireland ...”, liest man dazu auf der regierungsamtlichen Website www.floodings.ie. Also bitte nicht aufregen, Überflutungen sind etwas ganz natürliches, unabwendbar, gehören zum Leben in Irland einfach dazu und niemand trägt eine Schuld daran – die Regierung und Stadt- und Straßenplaner schon gar nicht.
Der Erzbischof von Cashel & Emly und der Bischof von Kerry sind erbost über die Nationalbibliothek und haben das in einem Brief zum Ausdruck gebracht. Es geht um die Entscheidung der Bibliothek, ihre Mikrofilm-Kopien der historischen Kirchenregister vor 1881 der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Es geht ums Geld. Für den Einblick in ein altes Kirchenregister, in dem alle Taufen, Hochzeiten und Sterbefälle einer Gemeinde verzeichnet sind, nimmt z.B. die Diözese Cloyne eine Gebühr von 28 Euro, die sich Genealogen und Familienforscher nun sparen können, indem sie in die Nationalbibliothek gehen. Die Bischöfe sehen das Copyright ihrer Diözesen verletzt. “Ich erinnere in diesem Zusammenhang”, erläutertet der Bischof von Cashel Dermot Clifford, “an das berühmte Urteil des Hochkönigs Diarmaid Mac Cearrbheoil in der Streitsache des Heiligen Finian von Dromin gegen den Mönch Colum Cille bezüglich der Kopie eines Psalters, dessen Original Finian gehörte: Jeder Kuh gehört ihr Kalb und jedem Buch seine Kopie.”

Sonntag, 17. August 2008

Ein Pferdemarkt, dazu einer der ältesten des Landes, und kein Pub hat geöffnet? Das gab es an diesem Wochenende auf dem Borris Fair im County Carlow. Rund 500 Pferde wechselten ihre Besitzer, doch alle Kneipen und die meisten Läden hatten aus Angst vor Dreck und Krawallen geschlossen, denn der Jahrmarkt ist ein zentrales Ereignis im Jahreskalender der irischen Traveller. Mehr als 3.000 von ihnen hatten sich in dem 1.100-Seelen-Ort versammelt. Gestern machten sich nach ihrem Abzug die Reinigungskolonnen an die Arbeit.
Damien Peelo von der Irish Traveller Movement kritisierte hohe Absperrungen, die den Jahrmarkt in ein Ghetto verwandelten, und wies Forderungen von Anwohnern und Geschäftsleuten, Traveller von Jahrmärkten zu verbannen, als rassistisch zurück. Jahrmärkte seien ungemein wichtig für die Sommeraktivitäten der Traveller und sollten als Möglichkeit gesehen werden, sie in die Gesellschaft zu integrieren und ihren wirtschaftlichen Beitrag zu sehen. Ordnung und Sauberkeit sei eine Frage der Organisation; es gebe hinreichend Beispiele aus anderen Teilen des Landes, wo solche Jahrmärkte problemlos über die Bühne gingen.

Sonnabend, 16. August 2008

... so fill to me the parting glass, good night and joy be with you all. Im Alter von 73 Jahren starb heute Mittag nach langer Krankheit Ronnie Drew. 1962 hatte er mit Luke Kelly, Barney McKenna und Ciaran Bourke die Dubliners gegründet, ehe er 1995 eine Solokarriere startete. Er folgt seiner Frau Deirdre, die vor einem Jahr gleichfalls an einem Krebsleiden gestorben war.
Der Botschafter der Vereinigten Staaten in Irland, wurde gestern bekannt, äußerte nach der Regierungsbildung im vergangenen Sommer in einen Brief an Gesundheitsministerin Mary Harney seine Besorgnis zur Haltung der irischen Regierung bezüglich genmanipulierter Nahrungsmittel und sah darin eine unakzeptable Beschränkung von Handel und Biotechnologie. Nach einer Vereinbarung mit den Grünen war im Regierungsprogramm das Ziel formuliert worden, Irland zu einer GMO-free zone zu machen, eine Politik, die am Donnerstag auch der agrarpolitische Sprecher der Fine Gael kritisierte.
Geschätzt vierhundert Mitglieder haben die Scientologen in Irland und gehen nach ihrem Sprecher davon aus, diese Zahl in den kommenden Jahren spürbar ausbauen zu können. Dabei setze man vor allem auf Migranten, die bereits jetzt 10 % ihrer Mitglieder ausmachen. Derweil gab es gestern vor ihrem Hauptquartier in der Middle Abbey Street die siebte Protestaktion gegen die Church of Scientology in Ireland in diesem Jahr.

Freitag, 15. August 2008

An Taisce und der Irish Peatland Conservation Council, eine Umweltorganisation zum Schutz der irischen Torfmoore, haben bei An Bord Pleanála Einspruch gegen die vom Grafschaftsrat Mayo erteilte Baugenehmigung für ein Kraftwerks bei Killala eingelegt, in dem unter anderem jährlich 400.000 t Torf verheizt werden sollen. Geschäftsführer der Gesellschaft, die das Kraftwerk betreiben will, ist der frühere Parlamentsabgeordnete und Senator der Fine Gael Myles Staunton.
An Taisce hat die Antragsteller aufgefordert zu untersuchen, ob das Kraftwerk nicht allein mit Biomasse und Kohle betrieben werden kann. Die Friends of the Irish Environment (FOI) sind in der Angelegenheit bei der Europäischen Kommission in Brüssel vorstellig geworden.

Donnerstag, 14. Juni 2008

Irische Politiker werden weiterhin die Möglichkeit haben, sich in Einbürgerungsverfahren einzumischen und diese zu beschleunigen. Nachdem im Februar bekannt geworden war, dass der frühere Regierungschef Bertie Ahern zu seiner Zeit als Finanzminister einem englischen Geschäftsmann zu einem schnellen irischen Pass verholfen und der kurz darauf der Partei des Ministers 10.000 Dollar gespendet hatte, hatte das Außenministerium erwogen, Abgeordneten diese Möglichkeit zu nehmen. In seltener Einmütigkeit haben die TDs von Fianna Fáil, Fine Gael und Labour dieses Recht nun erfolgreich verteidigt.
Die nordirische Umweltbehörde sucht immer noch nach den Verursachern eines Fischsterbens im Fluss Six Mile Water in der Grafschaft Antrim, bei dem im Juni 35.000 Fische verendeten, und bittet die Bevölkerung um sachdienliche Hinweise. Die Einleitungsstelle des vergifteten Abwassers, zwei Rohre die aus der Richtung eines Gewerbeparks kommen, glaubt man ausgemacht zu haben, doch weiß man nicht, wer die chemischen Substanzen am anderen Ende eingeleitet hat.

Mittwoch, 13. August 2008

Wer nach Irland auswandert und dann auch noch alt werden will, sollte sich in der Grafschaft Roscommon niederlassen, wo die durchschnittliche Lebenserwartung für Frauen und Männer mit 82 bzw. 77 Jahren am höchsten liegt. Die niedrigste Lebenserwartung für Männer wird aus Leitrim gemeldet, die für Frauen aus Limerick.
Vorsicht ist geboten, wenn man in die historische Provinz Leinster zieht. Mit 400 Krebstoten pro Jahr auf 100.000 Einwohner ist Dublin hier ‘Spitze’ doch auch in den anderen Grafschaften Leinsters sieht es nicht viel besser aus. Die geringsten Chancen an Krebs zu erkranken (287 pro 100.000 Einwohner) haben die Bewohner der Grafschaft Clare auf der anderen Seite der grünen Insel.

Dienstag, 12. August 2008

Rund 400 Farmer demonstrieren am Vormittag vor der Guinness-Brauerei in Dublin gegen den Preisverfall bei Gerste. Nachdem der Preis um 20 % gefallen ist, geht nach Aussage der Irish Farmer’s Association gerade einmal ein Cent von einem Pint Guinness an die Bauern. Damit werde sich der Anbau von traditioneller Mälzgerste in Irland bald nicht mehr lohnen.
Dafür sei Guinness nicht verantwortlich, meint der Mutterkonzern Diageo. Man zahle wie andere Brauereien den Marktpreis, und der stehe zur Zeit in Europa stark unter Druck.
Großbritannien und Irland haben manches gemein, auch was die Speicherung der persönlichen Daten ihrer Bürger auf Laptops von Ministerialbeamten betrifft, die ihnen dann abhanden kommen. So wurde im April 2007 beim C&AG ein Laptop gestohlen, auf dem sich die Daten von 380.000 Sozialhilfe-Empfängern befanden, bei rund 100.000 von ihnen auch ihre Bankverbindung. Familienministerin Mary Hanafin zeigt sich erstaunt, dass diese Information erst jetzt an sie weitergegeben wurde, und will nun alle 380.000 Betroffenen anschreiben.
Das war nicht der einzige Laptop, der in den letzten Jahren abhanden kam, insgesamt 16 werden seit 1998 vermisst. Auf einem anderen kürzlich verschwundenen Computer befanden sich die Bankdaten und PPSN-Nummern von mindestens 2.000 Mitarbeitern verschiedener Behörden, wobei sich das Büro des C&AG weigert mitzuteilen, um welchen Behörden es sich handelt.
Die Grafschaft Donegal im nördlichsten Zipfel der grünen Insel ist dünn besiedelt, doch die Mitarbeiter der Grafschaftsverwaltung sind viel unterwegs. Auf mehr als € 2,7 Mio. beliefen sich die Reisekosten des vergangenen Jahres, was bei 1.500 Angestellten € 1.800 pro Mitarbeiter sind. Weitere € 200.000 gab der County Council für Bewirtungskosten aus.

Montag, 11. August 2008

Sonntag, 10. August 2008

Zauberlehrlinge in der Nachfolge Harry Potters aufgepasst! Heute öffnet in Limericks Mary Street die Irish Academy of Magic ihre Pforten. Um 11 Uhr beginnt ein erster Kurs für Anfänger ab 12 Jahre, die Arbeitsmittel werden gestellt.
Der Leiter der Schule Leon Andersen nimmt pro Klasse 10 Schüler in seine sonntägliche Zauberschule auf, will ihnen zeigen, dass man sich in Limerick nicht nur durch Kriminalität und Gewalt profilieren kann. “Es ist die erste Zauberschule Irlands”, so der Magier, und es gehe ihm nicht nur um das Erlernen von Zaubertricks, sondern auch um die Stärkung von Selbstvertrauen und Selbstachtung der Kids, denn nicht jeder könne ein großer Fußball- oder Rugbyspieler sein.” Auch Einzelkurse für Erwachsene werden angeboten.

Sonnabend, 9. August 2008

Ryanair kündigt an, von Montag an alle Buchungen für ungültig zu erklären, die über zwischengeschaltete Websites von Agenturen erfolgt sind, z.B. über solche, die Preise verschiedener Fluggesellschaften vergleichen und dann (ggf. gegen Gebühr) die Buchung vornehmen. Dies sind bislang bis zu 1.000 Buchungen pro Tag. “Wir wollen für diese ‘Screen Scraper’ soviel Chaos wie möglich erzeugen”, erläutert Ryanair-Chef Michael O’Leary. Wer über eine solchen Seite gebucht habe, werde ab Montag nicht mehr mit Ryanair fliegen. Es gebe keinen Vertrag zwischen solchen Buchern und Ryanair; das Geld könnten sich die Betroffenen von den Seitenbetreibern zurückholen, bei denen sie gebucht hätten.

Freitag, 8. August 2008

Fast 70 % der irischen Schüler besuchen vor ihrem Leaving Cert (Abitur) eine private Grind School, die man wörtlich mit ‘Streber-Schulen’ übersetzen könnte, in Deutschland aber eher Nachhilfeschulen nennt. Das kostet bis zu € 6.000 im Jahr, beim Einzelunterricht im Schnitt € 40 pro Stunde. Von den Lehrerverbänden wird die ‘Grind-School-Kultur’ eher kritisch gesehen. Es gebe kaum Bweise dafür, so der Generalsekretär von ASTI John White, dass Schüler, die eine Grind School in Anspruch nehmen, beim Abschlussexamen besser abschneiden.
Vor zehn Jahren waren es mit 50 % deutlich weniger Schüler, die für einen solchen privaten Zusatzunterricht zahlten. Parallel dazu, deckte eine heute veröffentlichte Umfrage auf, verbringen die Schüler immer weniger Zeit mit ihren Hausgaben und dem Eigenstudium. Sich den Stoff gegen Geld einpauken zu lassen, ist, so scheint es, einfacher als selbst zu denken.
Was ist aus Bewley’s Oriental Cafe geworden, nachdem das Dubliner Traditionsrestaurant vor dreieinhalb Jahren zunächst geschlossen und dann unter neuer Leitung wiedereröffnet wurde? Rudolf Puryear aus Neufahrn in Niederbayern war vor Ort und schickte mit seinem Foto den folgenden Bericht:
... nun hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, bei der Firma, die den Namen in der Grafton Street missbraucht, zu essen. Als ich mir zum Thema Tee zu fragen erlaubte, ob es denn auch Bewley’s Tee sei, erzählte man mir etwas von einer anonymen ‘Golden Blend’. Ich hätte nicht gedacht, dass man so tief fallen kann. Natürlich gab es auch im Verkauf keinen Bewley’s Tee.

Siehe auch: 19.02.04, 29.10.04, 24.11.04, 30.11.04, 27.04.05, 30.05.05

Donnerstag, 7. August 2008

Die USA gelten als die dreiunddreißigste und größte Grafschaft Irlands, und so ist es nicht schlecht für einen Präsidentschaftskandidaten, auf irische Vorfahren verweisen zu können. Seek and you shall find, lautet das Motto, und, wen wundert’s, auch für Barack Obama haben sich welche gefunden. Die Kearneys aus Shinrone und Moneygall in der Grafschaft Offaly sollen zu seinen Vorfahren gehören, und ein entfernter Vetter von ihm Kanzler des Trinity College und Bischof von Ossory gewesen sein. Ein anderer Vorfahre, ein Michael Kearney, hat dem Vernehmen nach in den 1750er Jahren gegen die politische Korruption in Dublin gekämpft. Wenn das nicht reicht, um US-Präsident zu werden ...
“Albern”, meint der stellvertretende nordirische Regierungschef Martin McGuinness zum gestrigen Ansinnen der irischen und britischen Regierung an die IMC, ein weiteres Gutachten über die Aktivitäten der IRA zu erstellen. Die IRA sei von der Bühne abgetreten, und das bereits seit 2005. Alle Versuche, sie wieder auf die Bühne zurück und in die politische Diskussion zu bringen, seien einfach nur albern (s.a. 07.05.08).
Angesichts einer drohenden Klimakatastrophe mit einer CO2-Schleuder zu den Olympischen Spielen nach Peking zu jetten – wer will das verantworten? Mark Donlon, Conor Rowan und Paul Ryan aus Dublin jedenfalls nicht, doch wollten sie andererseits mit dabei sein, wenn ihr Freund David Gillick (hoffentlich) eine Goldmedaille im 400m-Lauf gewinnt. Also machten sie sich bereits im September mit ihren Fahrrädern auf den 14.000 km langen Weg und kamen gestern pünktlich zur morgigen Eröffnungsfeier in Peking an.

Mittwoch, 6. August 2008

Überraschend haben die irische und britische Regierung die IMC beauftragt, in einem ausführlichen Sonderbericht darzustellen, inwieweit die Provisional IRA ihre Aktivitäten eingestellt hat. Bereits in ihrem letzten Bericht hatte die IMC festgestellt, das die IRA ihren Versprechen nachkommt und es keine Hinweise auf eine Untergrundtätigkeit oder kriminelle Aktivitäten mehr gibt. Grund für die Anforderung eines Sonderberichts ist, so wird vermutet, die Hoffnung, dass ein weiteres positives Gutachten die Bereitschaft nordirischer Unionisten fördert, einer Übertragung des Polizei- und Justizwesens von London nach Stormont zuzustimmen.
Studenten von außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums (EU + Island, Norwegen, Lichtenstein), die sich im Herbst erstmals an einer irischen Hochschule immatrikulieren, müssen zur Erlangung ihrer Aufenthaltserlaubnis eine Erklärung unterschreiben, nach der sie weder Kinder mit nach Irland bringen noch diese später nachziehen lassen. Damit will die Behörde verhindern, dass sich Ausländer an irischen Universitäten nur deshalb einschreiben, um ihren Kindern eine kostenlose Schulbildung zu geben.
Die Regelung ist die Folge einer Kontroverse vom Dezember, als die Ausländerbehörde eine amerikanische Studentin vor die Wahl gestellt hatte, entweder ihr Kind von einer kostenfreien National School zu einer kostenpflichtigen Privatschule umzumelden oder das Land zu verlassen. Nachdem die Studentin dagegen Klage eingereicht hatte und der Fall an die Öffentlichkeit gedrungen war, wurde die Drohung zurückgezogen.

Dienstag, 5. August 2008

Cancer Care West und die Mayo Cancer Support Association, zwei Krebshilfe-Gruppen im irischen Westen, bitten um Büstenhalter-Spenden. 120.000 braucht man, um sie zu einer 70 Meilen lange Kette zu verknoten, mit der man ins Guinnessbuch der Rekorde eingehen will. Wo diese Leine gespannt werden soll, wird derzeit noch diskutiert. Zu den Unterstützerinnen des Projekts gehört die Sängerin Dolores Keane; ob sich auch Gesundheitsministerin Mary Harney zu ihrem Wäscheschrank begeben hat, ist hingegen nicht bekannt.
Mit einer Parade von mehr als 1.000 Traktoren nach Kilmainhamwood im County Meath protestieren Farmer gegen den Bau einer 110 km langen Hochspannungsleitung. Die Leitung ist nach Ansicht von EirGrid unverzichtbar für die künftige Stromversorgung des Landes, doch die Bauern befürchten neben gesundheitliche Auswirkungen für die in der Nähe der Freileitung lebenden Familien wirtschaftliche Schäden für die Landbesitzer, auf deren Grund und Boden die Masten stehen. Und dann ist da noch das Argument der Landschaftszerstörung. “Wenn in anderen Ländern solche Leitungen unterirdisch verlegt werden können”, fragt das Organisationskomitee, “warum dann nicht auch in Irland?”

Montag, 4. August 2008

Nach einer Meldung von breakingnews.ie haben sich DUP und Sinn Féin im Prinzip auf eine Übertragung des Justiz- und Polizeiwesens auf die nordirische Regierung geeinigt, wobei das neue Ministerium von einem Minister geleitet werden soll, der weder dem unionistischen noch dem republikanisch-nationalen Lager zuzuordnen ist. De facto dürfte dies einen Ministerposten für die Alliance Party bedeuten, diese jedoch zeigt kein Interesse an einer Regierungsbeteiligung.
Siehe auch: 27.12.07, 08.01.08, 10.02.08, 25.02.08, 03.03.08, 31.05.08, 05.06.08, 17.07.08, 24.07.08
Sportminister Cullen reist heute zu den olympischen Spielen nach Peking, doch bei der alljährlichen All Ireland Poc Fada Championship hatte er sich nicht blicken lassen. Ein einsamer Bagpiper, schreibt die Irish Times, ließ am Sonnabend den Klang seines Dudelsacks über die Berge der Cooley Mountains in der Grafschaft Louth schallen, während sich die zwölf besten Hurley-Spieler Irlands in Grün und Weiß unter der irischen Flagge versammelten, um zum Poc Fada (dt.: weiter Schlag) anzutreten. Es regnete, doch davon ließen sich die zwölf Giganten in der Nachfolge Cúchulainns nicht abhalten, und Tipparays Torhüter Brendan Cummins schaffte es nach 2004, 2006 und 2007 (2005 hatte er nicht teilgenommen) zum vierten Mal, den Ball mit der geringsten Zahl von Schlägen von Annaverna über den Berg Carn an Mhadaidh nach Aghameen zu befördern. 48 Schläge benötigte er für die gut 5 km lange Distanz.
Der im Jahr 1961 von Fr. Pól Mac Seáin ins Leben gerufene Poc-Fada-Wettbewerb, geht auf eine Episode aus der Cúchulainn-Sage zurück, in der sich der junge Setnata, wie der Held des Rinderraubs von Cooley in seiner Jugend hieß, zum Königshof nach Emain Macha aufmacht und dabei seinen Hurlingball vor sich her schlägt.

Sonntag, 3. August 2008

Ein Leser dieser Nachrichten, jahrzehntelang privat und beruflich mit Irland verbunden, hat seine Irland-Bibliothek aufgeräumt. Rund 50 Bücher, gut erhalten bis neuwertig, will er an andere Leser dieser Nachrichten verschenken und übernimmt zudem die Kosten für den Versand. Und so wird hier in den kommenden Monaten immer mal wieder ein Buch aus seiner ‘Verschenkkiste’ vorgestellt und geht an den ersten Interessenten, der sich über das Kontaktformular (auf den Briefumschlag links in der Menüzeile klicken) meldet und – was mitunter vergessen wird – eine Versandadresse angibt.
Zum ersten Buch: Kinder der grünen Insel von Frederik Hetmann alias Hans-Christian Kirsch. “Wo immer einer in den Krieg zieht mit Hurra und Gloria, werde ich ihm ein Bein stellen”, meint Oma Bridgit, als Lorcan ausreißt und sich mit seinem besten Freund auf den Weg in den Norden aufmacht, um wie sein Vater ein Rebell und Untergrundkämpfer zu werden. Doch die energische Großmutter und ihre Enkelin Maggy machen den beiden einen Strich durch die Rechnung. Die aufregenden Aktionen werden zur unheimlichen Gewissensprüfung, an deren Ende Lorcan und sein Freund Stevey keine ‘Helden’ mehr sein wollen. Das Buch erschien erstmals 1977 unter dem Titel Lorcan zieht in den Krieg und wurde mit dem Züricher Kinderbuchpreis ‘La vache qui lit’ ausgezeichnet.

Nachtrag: Das Buch geht an eine Leserin in 65812 Bad Soden.
Zur Sonntagsmesse legt die irische Regierung zehn Millionen Euro für Bildungs- und humanitäre Projekte in Afrika, Asien und Mittel- und Südamerika in den Klingelbeutel. Der größte Einzelbetrag geht mit € 1,2 Mio. an die Organisation Camara Education für Schulcomputer in Afrika. Wo und beim wem diese eingekauft werden, geht aus der Meldung leider nicht hervor.

Sonnabend, 2. August 2008

Nach dem Scheitern der Verhandlungen zwischen Regierung, Gewerkschaften und Arbeitgebern über ein neues Abkommen zur Gehaltsentwicklung (National Pay Deal) werden direkte Forderungen der Gewerkschaften an die einzelnen Arbeitgeber erwartet. Der letzte, von den Gewerkschaften in den frühen Morgenstunden abgelehnte Vorschlag sah eine halbjährige Lohnpause vor, dann eine Gehaltserhöhung von 2,5 % für die folgenden sechs Monate und anschließend ein zweite Erhöhung um 2,5 % für weitere neun Monate. Der im September auslaufende letzte National Pay Deal war im Juni 2006 vereinbart worden.

Freitag, 1. August 2008

Kulturhauptstadt Europas war Dublin bereits 1991, und nun bewirbt sich die irische Hauptstadt auch offiziell um den Titel Europäische Stadt der Wissenschaften 2012, unterstützt durch die frühere Staatspräsidentin Mary Robinson und Literatur-Nobelpreisträger Séamus Heaney. Die von der Europäischen Union noch zu wählende Stadt organisiert ein Jahr lang wissenschaftliche Veranstaltungen und Events, wobei der Schwerpunkt auf einem Festival im Juni liegt.
Die Bewerbungskosten werden auf eine viertel Million Euro geschätzt, und sollte Dublin den Zuschlag bekommen, rechnet man mit weiteren Kosten in Höhe von etwa € 6 Mio., die sich die Regierung und der City Council teilen wollen. Erste European City of Science war 2004 Stockholm, gefolgt von München im Jahr 2006. In diesem Jahr darf sich Barcelona mit diesem Titel schmücken, und 2010 ist Turin an der Reihe. Als Mitbewerber für das Jahr 2012 werden Wien und Kopenhagen gehandelt.
Nordirische Unionisten sind erbost. Nach mehr als 80 Jahren freiem Grenzverkehr zwischen Irland und Großbritannien sollen vom kommenden Jahr an Grenzkontrollen durchgeführt werden und ohne Pass kein Ire mehr auf die große Nachbarinsel kommen.
Daraus resultiert ein Problem: Grenzkontrollen zwischen der Republik Irland und dem zum Vereinigten Königreich gehörenden Nordirland sind unpraktikabel. Ergo müssen auch bei Flug- und Schiffsreisen von Nordirland nach Großbritannien Personenkontrollen erfolgen, denn sonst könnten Bürger der Republik auf dem Umweg über Nordirland ohne Reisepass nach Großbritannien einreisen. Das jedoch ärgert nordirische Unionisten, die sich durch solche Grenzkontrollen wie Ausländer behandelt fühlen, obwohl sie Bürger des Vereinigten Königreichs sind. Die Sinn Féin dürfte damit kein Problem haben.

Nachrichten aus Irland – August 2008