Nachrichten aus Irland

Januar 2003

Zusammengestellt nach Berichten von RTÉ, der Irish Times,
des Irish Independent und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Freitag, 31. Januar 2003

Wieder einmal konnte die irische Regierungsmaschine auf Grund eines technischen Defektes nicht starten, und so flog Taoiseach Bertie gestern für € 35.000 mit einem Lufttaxi zu Regierungsgesprächen nach Prag. Gerade einmal zwei Wochen liegt der letzte Defekt zurück. Gegner des irischen Häuptlings sind misstrauisch: Schon seit langem macht Bertie keinen Hehl daraus, dass er gerne einen größeren Flieger hätte, und so vermuten seine Widersacher, dass mit regelmäßigen Pannen und teuren Ersatzfliegern in der Öffentlichkeit Stimmung für den Kauf eines neuen Regierungsjets gemacht werden soll.

Für € 5,5 Mrd. ordert Ryanair bei Boeing zweiundzwanzig 737-800 und erwirbt eine Option auf 78 weitere Maschinen dieses Typs. Peanuts im Vergleich zum Erwerb des defizitären Billigfliegers Buzz, für den Ryanair € 23,9 Mio. auf den Tisch legte. Zuvor jedoch musste der Vorbesitzer, die niederländische KLM, alle Nicht-Boeing-Maschinen aus der Flotte ausgliedern. Ryanair ist sich sicher, die Zahl der von Buzz im vergangenen Jahr beförderten Passagiere von zwei auf vier Millionen verdoppeln zu können.

Wie nicht anders zu erwarten, wünschen die irischen Pubbesitzer Gesundheitsminister Martin zum Teufel, der gestern zum ersten Januar 2004 ein uneingeschränktes Rauchverbot an allen Arbeitsplätzen erließ. Es werde keine Ausnahmen von der Regelung geben, ergänzt der Minister heute, selbst wenn die Beschäftigen in der Bar erklärten, dass das Rauchen der Gäste sie nicht störe.

Donnerstag, 30. Januar 2003

Das Rauchen an allen Arbeitsplätzen – Restaurants, Pubs und öffentliche Verkehrsmittel eingeschlossen – ist vom 1. Januar kommenden Jahres an in Irland verboten. Nach den Worten von Gesundheitsminister Martin hat sich ‘Second-Hand-Rauchen’ als massive Gesundheitsgefährdung für die Angestellten erwiesen, so dass er keine andere Wahl gehabt habe. Es sei ihm klar, dass dieser Bann für die Menschen im Land einen massiven kulturellen Einschnitt bedeute, doch die elf Monate bis zu seiner Einführung gebe ihnen hinreichend Zeit, sich darauf einzustellen und ihre Gewohnheiten zu ändern.

Während Außenminister Cowen energisch für das Recht von US-Kriegsflugzeugen eintritt, in Shannon landen und aufzutanken zu dürfen, versammeln sich vor dem Dáil die Kriegsgegner. Kein Blut für Öl! liest man auf ihren Plakaten.

Mittwoch, 29. Januar 2003

Schon seit 1995 (!) ist es Ehepaaren in Irland möglich sich scheiden zu lassen, und die Scheidungsrate hat im vergangenen Jahr mit rund 2.800 Fällen (bei knapp 4 Mio. Einwohnern) einen neuen Höchststand erreicht. Dies berichtet die Ministerin für Soziales und Familienangelegenheiten Mary Coughlan und kündigt die Gründung einer Family Support Agency an. € 17 Mio. soll der Einrichtung jährlich zur Beratung und Unterstützung von Paaren, die sich trennen wollen, zur Verfügung stehen.

Eine Umfrage unter irischen Studenten, heute in der Irish Times publiziert: Fast 40 % sind der Meinung, dass das irische Wohlfahrtssystem von Ausländern missbraucht wird, und mehr als 20 % gehen davon aus, dass Ausländer häufiger kriminell sind als die Allgemeinheit.

Die irische Verbrauchervereinigung möchte von Verkehrsminister Brennan wissen, auf welcher rechtlichen Grundlage das Verhalten von Ryanair steht, bei verpassten und nicht wahrgenommenen Flügen die von ihren Kunden bereits gezahlte Flughafensteuer selbst einzustreichen, statt sie zurückzuerstatten.

Dienstag, 28. Januar 2003

Nach einem Bericht des irischen Rundfunks hat die Zahl amerikanischer Zivilflugzeuge, die eine Ausnahmegenehmigung erhielten über den Flughafen von Shannon Munition zu transportieren, drastisch zugenommen. Während es in den ersten drei Januarwochen sieben waren, waren es alleine in der letzten Woche neunzehn.

Auch in Irland hört man derzeit mehr von Stellenabbau und Entlassungen als von Neueinstellungen, so dass die folgende Meldung Aufmerksamkeit erregt. Die Supermarktkette Tesco kündigt an, sechs neue Märkte zu eröffnen und vorhandene zu erweitern. 1.500 neue Mitarbeiter sollen eingestellt werden, davon alleine 400 in einem neuen Verteilungszentrum bei Dublin. Neue Niederlassungen sind in Ashbourne, Tralee, Youghal, Waterford, Mitchelstown und Dublin geplant.

Montag, 27. Januar 2003

Bauchschmerzen bereiten dem irischen Justizminister Michael McDowell Meldungen über zunehmende Gewalt in Limerick. Nach Aussage der Association of Garda Sargeants and Inspectors besteht die Gefahr, dass die Kriminalität der nach Dublin, Cork und Galway viertgrößten Stadt des Landes außer Kontrolle gerät. Zunehmende Gettobildung und zu wenige Wohngebiete mit gemischter Bebauung für unterschiedliche Bevölkerungsschichten werden als Ursache ausgemacht.

Ein Lieblingsthema in der deutschen Presse ist derzeit die Unpünktlichkeit der Bahn – nicht anders in Irland. Auch die irische Bahn sieht dies anders, und so weist Iarnród Éireann die Feststellung eines Senators zurück, nur 62 % der Züge von der Connolly Station nach Maynooth seien pünktlich und mehr als 20 % aller DART-Züge (Dubliner S-Bahn) verspätet. Die Zahlen des Senators seien innerhalb von nur vier Wochen erhoben worden und daher nicht verallgemeinerbar, meint ein irischer Bahnsprecher.

Sonntag, 26. Januar 2003

Ob die Angelegenheit bis zum hundertsten Geburtstag entschieden ist? Ein Neubau des Abbey Theaters an seinem angestammten Platz in der Lower Abbey Street schien unter Dach und Fach zu sein (s. 20.02.2002), doch nun will Richard Bruton von der Fine Gael, ein Bruder des früheren Taoiseach, die Angelegenheit erneut diskutieren und die O’Connell Street mit dem Theater aufwerten. 1904 von W. B. Yeats, Lady Gregory und J. M. Synge gegründet, wurde das Abbey zum ersten staatlich finanzierten Theater im englischen Sprachraum und hat die Aufgabe, neue irische Stücke und Literatur für das Theater zu erschließen und zu produzieren.

Sonnabend, 25. Januar 2002

Geldwäsche auf Irisch: Mehr als dreißig Jahre lang war der 60-jährige Kevin Flynn Postmeister in Taughmaconnell im County Roscommon, als plötzlich die Polizei an seine Tür klopft und in seiner Waschmaschine unterschlagene Einzahlungen sowie Spar- und Rentenbücher von Postkunden findet.

Staatspräsidentin Mary McAleese möge ihren Titel ändern, fordert in dieser Woche David Nicholl, Vertreter der Ulster Prisoners Aid Group im Forum für Frieden und Versöhnung. Der Titel ‘President of Ireland’ beinhalte einen Anspruch auf Nordirland und verletze die Gefühle von Unionisten und Loyalisten. Er habe nichts gegen die Amtsinhaberin (die selbst eine Nordirin ist), doch eine Bezeichnung wie ‘President of the Republic of Ireland’ oder ‘President of Eire’ sei angemessener. Da schauen wir einmal auf den Titel des Staatsoberhauptes in der ersten Landessprache, die eigentlich ausschlaggebend sein sollte: Uachtarán na hÉireann – President of Eire.

Freitag, 24. Januar 2003

Die IRA werde einfaltsreich reagieren, sollte die britische Regierung das Belfaster Abkommens vom Karfreitag 1998 voll in Kraft setzen, verkündet heute Sinn Féin Präsident Gerry Adams in einem Interview.

Die Delegation des Komitees für auswärtige Angelegenheiten des irischen Parlaments trifft unter der Leitung von Michael D. Higgins (Labour) und Michael Kitt (FF) in Bagdad ein. Bei der Ankunft wiederholt Michael D., dass Irland all seinen Einfluss für eine friedliche diplomatische Lösung des Konfliktes zwischen der von den Vereinigten Staaten geführten Koalition und dem Irak gelten machen solle. Nichtsdestoweniger werde die vom ihm und Michael Kitt angeführte Delegation den irakischen Politikern sehr direkte Fragen stellen und sei auf die Antworten gespannt. (s.a. 16. Januar 2003)

Donnerstag, 23. Januar 2003

Ein in Irland geborenes Kind ist laut irischem Recht ein irisches. Dies bleibt unbestritten, doch bedeutet dies nach der heutigen Entscheidung des obersten Gerichtes nicht, dass die Familie des Kindes nicht abgeschoben werden kann. Damit wurde der Einspruch zweier Asylbewerber-Familien gegen einen Entscheid der Vorinstanz abgewiesen, die versucht hatten nach der Geburt eines Kindes ein Bleiberecht in Irland einzuklagen.

Nach einem Gespräch mit dem britischen Premierminister in Downing Street äußert sich Taoiseach Bertie Ahern gegenüber der Presse, er und Tony Blair seien fest entschlossen, mit den nordirischen Parteien zu einer Übereinkunft zu gelangen. Man werde alles tun um sicherzustellen, dass die im Mai anstehenden Wahlen zum nordirischen Parlament stattfinden.

Mittwoch, 22. Januar 2003

Die Hauspreise in Irland werden in diesem Jahr ‘nur’ um moderate 5 % steigen, sagt die Bank of Ireland voraus. Im vergangenen Jahr betrug die Steigerungsrate landesweit 14 und in Dublin 16.5 %. Nach der Vorhersage wird ein Secondhand-Haus zum Jahresende im Landesdurchschnitt € 243.000 und in Dublin € 320.000 kosten.

Im Dubliner Hafen wird nach einer Inspektion der Sicherheitsbehörde der 2.663 t Tanker Anastasios IV festgehalten. Unter anderem fanden die Inspektoren das ‘International Safety Management System’ nicht funktionsfähig und die Feuermeldeeinrichtungen sowie eine Löschpumpe defekt. Es handelt sich um einen einwandigen Tanker in gleicher Bauweise wie die Prestige, die im November vor Spaniens sank und bis heute die Küsten Spaniens und Frankreichs mit Öl verseucht. Insgesamt 38 Beanstandungen sind zu beheben, ehe die Anastasios IV wieder auslaufen darf.

Dienstag, 21. Januar 2003

Sinn Féin Präsident Gerry Adams weist erneut Pressemeldungen zurück, die IRA würde sich in den nächsten Wochen in Richtung auf ihre Entwaffnung bewegen. Zunächst einmal müsse sich die britische Regierung bewegen. Derweil nennt der Verhandlungsführer der Partei Martin McGuinness das für Donnerstag in Downing Street angesetzte Gespräch zwischen dem britischen Premierminister und Taoiseach Bertie Ahern das wichtigste der letzten 20 Jahre. Die Verhandlungen der nächsten sechs bis acht Wochen seien die kritischsten in der irischen Geschichte der letzten hundert Jahre.

Die kontroverse irischsprachige Seifenoper Ros na Rún soll nun im Schulunterricht der Oberstufe eingesetzt werden, um das Interesse an der gälischen Sprache zu fördern. Die erfolgreiche Serie wird Dienstags und Donnerstags in TG4 gesendet und hat wöchentlich mehr als 200.000 Zuschauer. In Ros na Rún gibt es all das, was es in englischsprachigen Fernsehserien nicht gibt: schwangere Teenager, Ehebruch, Homosexuellenehen, Vergewaltigung und prügelnde Ehemänner. Arbeitsblätter und Unterrichtsmaterial werden wöchentlich per E-Mail an die teilnehmenden Schulen geschickt.

Montag, 20. Januar 2003

Der Bürgermeister von Waterford ehrt eine der ältesten Bürgerinnen Großbritanniens, die im Mai 110 Jahre alt wird. Lucy d’Abreu wurde 1892 in Dhawar in Indien geboren und lebte 60 Jahre lang mit ihrem Mann in Waterford, ehe sie 1985 im Alter von 93 Jahren zu Verwandten nach Schottland zog. Ihr hohes Alter führt sie darauf zurück, dass sie allabendlich einen Brandy und Ginger Ale trinkt.

Die Ulster Unionist Party kündigt an, den heute beginnenden parteiübergreifenden Gesprächen über die Verwirklichung des Nordirlandabkommens fernzubleiben. Da, wen wundert’s, auch Ian Paisleys DUP und die den loyalistischen Paramilitärs nahestehende PUP ihr Fernbleiben angekündigt haben, finden die Gespräche, in die der britische Premierminister Tony Blair und Taoiseach Bertie Ahern einbezogen sind, ohne Beteiligung der Unionisten statt. Teilnehmen werden die konfessionsübergreifende Alliance Party, Nordirlands Woman’s Coalition und die nordirischen Nationalisten/Republikaner, vertreten durch die SDLP und Sinn Féin.

Sonntag, 19. Januar 2003

Nach den gestrigen Demonstrationen in Shannon verspricht Außenminister Cowen, für den Fall eines Krieges im Irak das Parlament darüber entscheiden zu lassen, inwieweit US-Militärflugzeuge den Flughafen nutzen dürfen.

Der irische Gewerkschaftsverband ICTU, die Regierung und Arbeitgeber verhandeln zur Eindämmung der Inflation über einen National Partnership Deal. Im Gespräch sind Lohnerhöhungen von bis zu 7 % in den nächsten 18 Monaten. Die Zustimmung des Gewerkschaftsverbandes steht zwar noch aus, doch Generalsekretär David Begg deutet Einigungsbereitschaft an. Die Inflationsrate von derzeit 5 % könne so um ein halbes bis einen Prozent gesenkt werden, gleichzeitig sei ein realer Einkommenzuwachs gegeben.

Sonnabend, 18. Januar 2003

Die Beschäftigten des Kraftwerks von Rhode im County Offlay sind sauer, dass Einzelheiten eines Deals mit der staatseigenen Stromgesellschaft ESB an die Öffentlichkeit gedrungen sind, und fürchten, dass dieser nun platzt. Seit Mai 2001 produziert das Kraftwerk keinen Strom mehr, doch bis heute bekommen die Mitarbeiter Gehalt und gehen, auch wenn sie nichts zu tun haben, jeden Tag zur ‘Arbeit’. Der nun ausgehandelte Deal sieht vor, dass das Kraftwerk geschlossen wird und jeder Beschäftigte über die nächsten 10 Jahre eine viertel Million Euro bekommt.

Mehr als 2.000 Demonstranten protestieren in Shannon gegen die Verwendung des westlichsten Flugplatzes Europas als Tankstelle für US-Truppentransporte für einen Krieg gegen den Irak. In den letzten Wochen hat sich die Zahl der Starts und Landungen von amerikanischen Truppentransport-Flugzeugen deutlich erhöht. Stoppt Bomber, liest man nun unter den Schildern an den Zufahrtsstraßen zum Flugplatz.

Irlands heiliger Berg, der Croagh Patrick, ist Gegenstand einer Ausstellung, die gestern Abend in der Stadtbücherei von Westport im Co. Mayo, eröffnet wurde. Über 500 Beiträge von Profifotografen und Amateuren sind zu sehen. Fotografen aufgepasst: Von April an können Beiträge für das Jahr 2003 eingereicht werden, und die besten Aufnahmen werden in zwei Jahren anlässlich des Baus der Kapelle auf dem Gipfel des Berges im Jahr 1905 in einem Buch veröffentlicht werden.

Freitag, 17. Januar 2003

Nach dem heute veröffentlichten Preisindex für den Monat Dezember hat die Inflationsrate in Irland die 5 %-Marke erreicht. Die durchschnittliche Rate für 2002 lag bei 4,6 %, verglichen mit 4,9 % im Jahr 2001.

Eine lange Tradition geht zuende: Bei Harland & Wolff in Belfast wird mit der 22.000 t großen Anvil Point zum letzten Mal ein Schiff getauft. 35.000 Menschen arbeiteten auf der Werft in ihrer Blütezeit, und das wohl berühmteste Schiff, das ihre Docks verließ, dürfte die Titanic gewesen sein.

Donnerstag, 16. Januar 2003

Eine Delegation des Außenausschusses des irischen Parlaments wird am Mittwoch nächster Woche in den Irak reisen, angeführt vom außenpolitischen Sprecher der Labour Party Michael D. Higgins* und Senator Michael Kitt von der Fianna Fáil. Nach den Worten von Michael Higgins will man sich einen Eindruck von den Auswirkungen der Sanktionen auf die Menschen, insbesondere der Frauen und Kinder machen. Er kenne den Irak noch aus der Zeit vor dem Golfkrieg und habe ihn zuletzt vor einem Jahr besucht. Ein neuer Krieg wäre eine Katastrophe.

Die Unionisten stehen hinter dem Friedensprozess in Nordirland – so Trevor Ringland von der Ulster Unionist Party, ein früherer Spieler von Ireland Rugby International. Vielen Nationalisten sei vielleicht nicht klar, wie sehr Unionisten den Frieden voranbringen möchten, doch Nationalisten müssten auch die Ängste der Unionisten verstehen. Er zweifle nicht daran, dass die Mehrheit der Unionisten bereit sei, die Verantwortung für den Frieden und das Land mit jenen Nationalisten zu teilen, die der Gemeinschaft dienen wollten. Der Politiker sprach in Dublin vor dem Forum für Frieden und Verbrüderung, allerdings nicht, wie er betonte, für seine Partei, sondern privat.

So ganz passt dies nicht zur obigen Meldung: Mangelnde Abrüstungsbereitschaft wird von unionistischer und loyalistischer Seite der IRA vorgeworfen, doch es sind die loyalistischen Paramilitärs der Ulster Volunteer Force und Red Hand Commandos, die soeben ihre Zusammenarbeit mit der internationalen Entwaffnungskommission unter dem Vorsitz des kanadischen Generals John de Chastelain für abgebrochen erklären.

Mittwoch, 15. Januar 2003

Die Beschäftigten von Aer Lingus sind überrascht über die Ankündigung ihres Arbeitgebers, künftig keine unbegleiteten Kinder mehr zu befördern (s. 11. Januar 2003). “Man habe noch nie von Beschwerden oder Problemen in diesem Zusammenhang gehört”, so der Anruf eines Mitarbeiters bei einer Radioshow. Den Angestellten der Fluggegsellschaft seien Kinder stets willkommen. Vielleicht sollte ein Firmenchef dann und wann auf sein Personal hören, Mr. Walsh!

Wie gestern angekündigt, legen um 11 Uhr die Bus- und Eisenbahnbeschäftigten landesweit für vier Stunden ihre Arbeit nieder um gegen die drohende Zerschlagung der staatlichen Bahn- und Transportgesellschaft CIÉ zu protestieren. In Dublin marschieren angeführt von einem Dudelsackspieler zirka 1.000 Mitarbeiter zunächst zum Verkehrsministerium und dann zum Hauptquartier von CIÉ, um ihren Unmut kundzutun. Inzwischen ist der Warnstreik beendet, doch es wird noch Stunden dauern, bis der öffentliche Verkehr wieder planmäßig läuft.

Derzeit hört man auch in Irland mehr von Entlassungen als von neuen Arbeitsplätzen, besonders bitter, wenn es sich um Arbeitsplatzabbau im irischen Westen handelt. So schließt in Ballinasloe im County Galway der Hauptarbeitgeber, ein Hersteller für elektrische Schalter, und entlässt die 385 Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit. Sinkende Nachfrage aus den USA wird als Ursache genannt. Wirtschaftsministerin Mary Harney zeigt sich geschockt.

Dienstag, 14. Januar 2003

Auch Microsoft baut in Irland Stellen ab. 167 der rund 1.700 Arbeitsplätze will Bill Gates in seinem europäischem Hauptquartier in Sandyfort im County Dublin streichen. Man werde versuchen, für die Betroffenen Arbeitsplätze außerhalb Irlands zu finden, gibt die Softwareschmiede bekannt.

Wie es aussieht, wird sich morgen zwischen 11 und 15 Uhr im öffentlichen Überlandverkehr kein Rad bewegen. 3.000 Bus- und Lokomotivführer von Bus Éireann und Iarnród Éireann, derzeit noch unter dem Dach der staatlichen Transportgesellschaft CIÉ, wollen zu Fuß auf die Straße. Der Protest richtet sich gegen die geplante Zerschlagung und teilweisen Privatisierung der Gesellschaft. Trotz staatlicher Zuschüsse in Höhe von € 245 Mio. kam CIÉ 2001 auf einen Nettoverlust von € 8 Mio., wobei die Gesellschaft immerhin 318 Mio. Reisende von einem Ort zum anderen brachte, die höchste Zahl seit einem Vierteljahrhundert. (s. a. 18. April 2000 und 19. Nov. 2002)

Montag, 13. Januar 2003

Sinn Féin Präsident Gerry Adams und der Vorsitzende der Ulster Unionist Party David Trimble kommen zu einem einstündigen Gespräch zusammen, doch trotz des freundlichen Umgangstons gibt es kaum Anzeichen für Fortschritte bei der Wiederherstellung der nordirischen Exekutive. Vorbedingungen, wie die UUP sie stelle, seien nicht hilfreich und kontraproduktiv, äußert sich der Sinn Féin Präsident nach dem Gespräch. Zu den Vorbedingungen der unionistischen Seite dürfte die endgültige Entwaffnung der IRA gehören.

1.449 Autofahrer wurden in der diesjährigen Weihnachtssaison wegen Alkohol am Steuer festgenommen, dies sind 17 % mehr als im Jahr 2001. Dennoch lag die Zahl der im Straßenverkehr getöteten mit 28 deutlich niedriger als im Vergleichszeitraum 2001, in dem 50 Tote zu beklagen waren. Insgesamt gab es von Anfang Dezember bis nach Neujahr rund 45.000 Verkehrskontrollen.

Sonntag, 12. Januar 2003

Die irischen Grünen fordern Klarheit über die Rolle von Shannon Airport in einem neuen Golfkrieg. Es gäbe keinen Zweifel daran, dass der Flugplatz für amerikanische Kriegsvorbereitungen genutzt werde, was ohne Zustimmung des Parlaments nicht zulässig sei. Die Menschen seien ernsthaft besorgt, dass Shannon ein Angriffsziel für Terroristen werde.

Sonnabend, 11. Januar 2003

Aer Lingus ist geladen, und zwar vor den Verkehrsausschuss des irischen Parlaments. Dort soll die Fluggesellschaft ihre Entscheidung erläutern, vom 1. Februar an keine unbegleiteten Kinder unter 12 Jahren mehr zu befördern. Nach den Worten von Familienminister Brian Lenihan (FF) ist dies eine kaum zumutbare Härte für viele Familien, in denen ein Elternteil außerhalb Irlands arbeitet. Die Vermutung, es handele sich um eine Sparmaßnahme, weist die Sprecherin von Aer Lingus zurück. Grund sei, dass die Flugplätze immer überfüllter würden und die Sicherheit der Kinder nicht mehr gewährleistet werden könne.

Der 16-jährige Adnan Osmani, Schüler des St. Finians College in Mullingar im Co. Westmeath, ist Gewinner der diesjährigen Young Scientist Competition (Jugend forscht) und bekommt von Wissenschaftsminister Dempsey neben einer Trophäe aus Waterford Crystal einen Scheck in Höhe von € 3.000 ausgehändigt. Gewonnen hat er mit einem neuartigen Browser, der Informationen viermal so schnell wie die von Netscape und Microsoft aus dem Internet herunterladet. Im September wird Adnan Irland beim European Union Contest for Young Scientists in Budapest vertreten.

Freitag, 10. Januar 2003

An Spiorad, zu Deutsch Der Geist, spielt morgen Abend ab zehn Uhr in Dortmund, und zwar im Limericks an der Kampstraße. Der Eintrittspreis liegt unter dem für ein Pint Guinness, da sollte sich die Investition lohnen.

Die Arbeitslosenrate in Irland ist zwar leicht gestiegen, lag jedoch Ende letzten Jahres mit 4,4 % nur halb so hoch wie im europäischen Durchschnitt. Von Deutschland gar nicht erst zu reden.

Mit dem Kyoto-Protokoll verpflichtete sich Irland seine CO2-Emissionen von 1990 bis zum Jahr 2008 um 13 % zu senken. Dies klappt bisher nicht und spürbaren Strafen stehen an, wenn sich bald nichts tut. So will Umweltminister Martin Cullen vom Januar 2004 eine CO2-Steuer einführen, die einen Anreiz zur Einführung und Nutzung umweltfreundlicher Technologien geben soll.

Donnerstag, 9. Januar 2003

Schon seit Tagen protestieren die irischen Farmer gegen die sinkenden Agrarpreise und mischen mit Treckerkonvois den Verkehr in Dublin auf. Allein an den heutigen Aktionen sind 2.000 Traktoren beteiligt. Morgen wollen sich sechs Konvois von den Außenbezirken aufmachen um sich am Merrion Square zu vereinigen und dem Landwirtschaftsminister ihre Meinung zu tuckern.

Die konfessionsübergreifende nordirische Alliance Party schlägt die Einführung einer neuen Flagge für den Norden vor, um die Spaltung zwischen den beiden Seiten der Gesellschaft zu heilen. Zudem fordert ihr Vorsitzender David Ford die britische Regierung dazu auf, von den Menschen des Landes mehr nicht zu verlangen, sich als protestantisch oder katholisch einzuordnen, und mit diesen Zahlen wie nach der letzten Volkszählung Politik zu machen. In ihrem Diskussionspapier ‘Building A United Community’ fordert die Partei unter anderem:

–	eine stärkere Verwendung der Europaflagge,
–	eine intensive Integrationspolitik und Einführung eines Monitoring,
–	die Zielsetzung, bis 2010 10 % aller Kinder in Gemeinschaftsschulen zu erziehen,
–	in Spannungsgebieten keine sogenannten ‘Friedensmauern’ mehr zu errichten und statt dessen
–	Hausbau und -erhaltung in gemischten Wohngebieten zu fördern,
–	eine weniger spaltendes Wahlrecht, das den Kandidaten nicht länger abverlangt, sich als Unionist, Nationalist oder Sonstiger zu deklarieren.

Mittwoch, 8. Januar 2003

Jimmy Livingstone, Großvater der kleinen, im Dezember gestorbenen Bronagh*, fordert den Rücktritt des Chefs des North Eastern Health Boards. Seine Enkelin war als Frühgeburt im Cavan Hospital gestorben, nachdem man ihrer Mutter bei fortschreitenden Wehen die Aufnahme im Monaghan General Hospital verweigert hatte. Eine unabhängige Untersuchungskommission übt harsche Kritik an der Art und Weise, in der die Gesundheitsbehörde den Fall handhabt.
* ein seltener, alter keltischer Name, dt. etwa: die Leidvolle

Nach dem gestrigen Treffen zwischen einer Delegation der Ulster Unionist Party und dem britischen Premierminister Tony Blair wollte sich heute die Sinn Féin in Downing Street einfinden, doch der Schnee macht einen Strich durch die Rechnung und das Treffen wird auf morgen verschoben. Was wiederum bedeutet, dass ein für morgen geplantes Treffen zwischen Gerry Adams und David Trimble auf nächste Woche verschoben werden muss. Dieses Terminverschieben nach hinten halten die Befürworter des nordirischen Friedensprozesses für sehr bedenklich, denn sie gehen davon aus, dass Nordirland für Herrn Blair immer nebensächlicher wird und ihm das Kriegspielen im Irak bald mehr Spaß macht.

Dienstag, 7. Januar 2003

Die irische Post will sparen und künftig die Post nicht mehr bis zu Haustür zustellen. Dazu muss man wissen, dass in ländlichen Regionen die Häuser nicht selten über lange Zufahrtsweg von der Straße aus erreicht werden, die nicht immer leicht zu begehen bzw. befahren sind. Die Postverwaltung stellt sich nun vor, dass der Postbote die Briefe ab Mitte dieses Jahres in verschließbare Boxen am Anfang der Zufahrten wirft. Die Oppositionsparteien im irischen Parlament sind entsetzt. Brian O’Shea (ein Nachfahre von Kitty ?), der Sprecher der Labour Party für Angelegenheiten der ländlichen Regionen und Gaeltacht, sieht für den Fall, dass die Regierung die Vorstellungen der Post durchgehen lässt, für viele alte Menschen und Behinderte in ländlichen Regionen keine Chance mehr an ihre Tagespost zu kommen.
Was man nicht vergessen darf, ist, dass der Postmann bzw. die Postfrau für ältere Menschen in abgelegenen Regionen oft eine wichtige Konaktperson ist. Und selbst, wenn es nur ums Geld geht: ist es wirklich billiger, die Menschen in Nursing Homes wegzuschließen?

Eine Delegation der Ulster Unionist Party unter Leitung ihres Vorsitzenden David Trimble trifft sich in Downing Street zu Gesprächen mit dem britischen Premierminister Tony Blair. Nach dem Treffen sagt der frühere Erste Minister Nordirlands, republikanischen und loyalistische Paramilitärs müssten sich sichtbar entwaffnen, eher die nordirische Exekutive wiederhergestellt werden könne. Was für die loyalistischen ein Ansporn sein dürfte, eben dies nicht zu tun, denn die Wiederherstellung der nordirischen Regierung ist genau das, was sie verhindern wollen.

Montag, 6. Januar 2003

Die loyalistischen Red Hand Defenders übernehmen die Verantwortung für eine Bombe, die heute morgen am Eingangstor der Holy Cross Grundschule im Norden Belfasts gefunden wurde. Die Schule stand vor gut einem Jahr im Mittelpunkt einer loyalistischen Blockade durch protestantische Anwohner, bei der katholische Schüler drei Monate lang nur unter Polizeischutz in die Schule gelangten. (siehe auch 3. und 5. Sept. sowie 12. und 24. Nov. 2001)

Finanzminister McCreevy fordert erneut die Einführung verbrauchsabhängiger Wassergebühren für irische Haushalte und erhofft sich dadurch zusätzliche Einnahmen von jährlich € 200 Mio. für die Gemeinde- und Stadtverwaltungen.

Sonntag, 5. Januar 2003

Nach Meinung des Belfaster Oberbürgermeisters Alex Maskey von der Sinn Féin ist die britische Regierung dafür verantwortlich, dass das Karfreitagsabkommen bisher nicht voll umgesetzt wurde, aber auch die irische Regierung hätte sich selbstbewusster bei den Briten dafür einsetzen müssen. Doch mit gutem Willen auf beiden Seiten könne das Abkommen überleben.

Sonnabend, 4. Januar 2003

Der Bauboom in Irland geht weiter und erreichte im vergangenen Jahr mit dem Baubeginn von 50.000 privaten Häusern seinen bisherigen Höhepunkt. Bevorzugte Regionen waren die Counties Cork, Dublin und Limerick.

Freitag, 3. Januar 2003

Nach den radikalen Reformen des vergangenen Jahres, die unter anderem den Abbau von 2.000 Arbeitsplätzen beinhalteten, meldet Aer Lingus Chef Willie Walsh für das erste Jahr seiner Amtszeit einen Gewinn von € 45 Mio., den er in diesem Jahr auf 70 Mio. ausbauen will. 2001 hatte die Fluggesellschaft noch einen Verlust von € 27 Mio. ausgewiesen.

Donnerstag, 2. Januar 2003

Die Zahl der Beschäftigten in Irland ist im vergangenen Jahr um 4.000 gesunken, so stark, wie seit 10 Jahren nicht mehr. Insgesamt gingen 16.000 Arbeitsplätze verloren, 12.000 wurden neu geschaffen.

Mittwoch, 1. Januar 2003

30 Sekunden nach Mitternacht wird in Limerick das erste Kind des Jahres geboren. Es ist das 17. (in Worten: siebzehnte) seiner Eltern.

Ab heute müssen irische Autofahrer ihren Führerschein mit sich führen, der in Irland regelmäßig zu verlängern ist. Und so merken plötzlich viele, dass sie ihn seit Jahren nicht mehr erneuert haben und keine gültige Lizenz mehr besitzen. Kein Wunder, dass die Behörden die Flut der Verlängerungsanträge kaum noch bewältigen.

Irlandnachrichten: Nachrichten aus Irland – Januar 2003