Nachrichten aus Irland

Dezember 2020

Zusammengefasst nach Berichten irischer Medien

Aktueller Monat & Archiv

Donnerstag, 31. Dezember 2020

• Mit dem Erreichen seines 75. Lebensjahrs hatte der Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin dem Papst im Frühjahr nach 16 Jahren im Amt gemäß de Regeln des Vatikans den Rücktritt angeboten. Zum Kardinal hatte es der sich für die rigorose Aufklärung des Kindesmissbrauchs durch den Klerus einsetzende Erzbischof anders als sein Vorgänger, dem Vertuschungsversuche vorgeworfen wurden, entgegen ursprünglichen Erwartungen nicht gebracht. Zudem dürften ihn seine positive Einstellung gegenüber der Forderung nach Frauen im Priesteramt und seine Offenheit gegenüber Homosexualität keine Freunde im Vatikan geschaffen haben. Zu seinem Nachfolger ernannte Papst Franziskus vorgestern den nur neun Jahr jüngern Bischof von Ossory Dermot Farrell.

Mittwoch, 30. Dezember 2020

• Die irische Fluggesellschaft Ryanair entzieht (wie zuvor schon die ungarische Fluggesellschaft Wizz Air) Aktieninhabern aus dem Vereinigten Königreich zum ersten Januar das Stimmrecht. Dies ist kein ‘böswilliges Unterfangen’, sondern hängt damit zusammen, dass Fluggesellschaften, die zwischen beliebigen europäischen Staaten verkehren, laut EU-Recht von Bürgern der Europäischen Union oder der ihr angegliederten Staaten (Norwegen, Schweiz) kontrolliert werden müssen.

Dienstag, 29. Dezember 2020

• Der stellvertretende irische Regierungschef und Minister für Wirtschaft, Handel und Beschäftigung Leo Varadkar geht in einem Radiointerview davon aus, dass der zum ersten Januar wirksame Austritt des Vereinigten Königreiches aus der EU das Wirtschaftswachstum in der Republik zwar etwas verlangsamen, jedoch nicht zu einer Rezession führen wird. Es werde einige ‘Störungen’ geben, die jedoch nichts in Vergleich zu einer harten Zollgrenze seien, über die man sich vier Jahre lang gesorgt habe. Zur Unterstützung für die Fischer, denen in britischen Gewässern künftig nur noch ein Viertel der bisherigen Fangmengen zugestanden wird, werde die EU einen fünf Milliarden umfassenden Ausgleichsfond auflegen.

Montag, 28. Dezember 2020

• Die Regierung denkt nach den Worten von Taoiseach Micheál darüber nach, zur Bekämpfung der zunehmenden Ungleichheit bei den Einkommen den alljährlich von der Living Wage Technical Group ermittelten Living Wage als gesetzliches Grundeinkommen festzulegen. Unter Living Wage versteht man den Lohn, der erforderlich ist, um in Irland bei einem Vollzeitjob ein ‘akzeptables Leben’ zu führen. Zur Zeit liegt er bei € 12,20 pro Stunde, während der gesetzliche Mindestlohn bei 10,10 Euro pro Stunde liegt.

Sonntag, 27. Dezember 2020

• Während in der Republik Irland mit ihren 4,8 Millionen Einwohnern gestern 1.296 neue Infektionen und sechs weitere Todesfälle in Zusammenhang mit dem Corona-Virus gemeldet wurden, traf eine erste Lieferung von rund 8.000 Impfdosen gegen das Virus ein. Am Mittwoch soll mit den Impfungen begonnen werden, zunächst bei medizinischem Personal und den Bewohnern von Seniorenheimen. Allerdings wird es nach Einschätzung von Taoiseach Micheál Martin noch ein halbes Jahr dauern, bis im öffentlichen Leben wieder Normalität eingekehrt ist.

  In Nordirland gab es gestern bei 1,8 Millionen Einwohnern 998 neue Corona-Infektionen und 20 mit dem Virus Verstorbene. Wie im übrigen Vereinigten Königreich war in Nordirland bereits Mitte Dezember mit den Impfungen begonnen worden.

Sonnabend, 26. Dezember 2020

• Der katholische Erzbischof von Dublin Diarmuid Martin ist nach eigenen Worten “ausgesprochen aufgebracht” über die mit dem erneuten Herunterfahren des öffentlichen Lebens verbundene “sehr harsche Begrenzung” der Zahl der Teilnehmer an Beerdigungen auf maximal zehn Personen, die es vielen Menschen unmöglich mache, ihnen nahestehende Verstorbene auf adäquate Weise zu betrauern. Einer Frau mit fünf Kindern, so sein Beispiel, sei es nun nicht mehr möglich, gemeinsam mit ihren Kindern und deren Ehepartnern am Grab ihres verstorbenen Mannes zu stehen und müsse sich statt Trost zu erfahren alleine nach Hause begeben.

Freitag, 25. Dezember 2020

• Die Regierungschefs der Republik Irland und Nordirlands begrüßen das gestern vereinbarte Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich, das einen sogenannten ‘harten Brexit’ mit strikten Zollkontrollen nach dem ersten Januar verhindert. Doch könne er, gestand Taoiseach Micheál Martin ein, bei aller Erleichterung über das nach jahrelangen Verhandlungen erzielte Abkommen nachvollziehen, dass die irischen Fischer, denen künftig nur noch 25 % ihrer bisherigen Fangmengen in britischen Gewässern zustehen, sehr enttäuscht über das Abkommen sind.

Donnerstag, 24. Dezember 2020

• 1.034 wohnungslose irische Familien mit insgesamt 2.452 Kindern verbringen nach einem Bericht der Simon Communities den heutigen Heiligen Abend in Notunterkünften. Das sind etwas weniger als die 1.117 Familien des vergangenen Jahrs.

Mittwoch, 23. Dezember 2020

• Aufgrund der weiter ansteigenden Infektionszahlen kündigt die Regierung von morgen an den dritten Lockdown in der Corona-Pandemie an. Er beinhaltet die Schließung aller nicht lebensnotwendigen Geschäfte und Einrichtungen sowie drastische Einschränkungen bei Reisen und privaten Zusammenkünften. So sind vom kommenden Sonntag an private Besuche über die Grenze einer Grafschaft hinweg verboten.

  Die Maßnahmen gelten vorläufig bis zum 12. Januar, doch sollte sich die Bevölkerung nach den Worten von Tánaiste Leo Varadkar darauf einstellen, dass er bis in den frühen März hinein währen könnte.

Dienstag, 22. Dezember 2020

• Nachdem es Ryanair vor einiger Zeit als ‘fraglich’ dahingestellt hatte, ob man die in der Corona-Krise geschlossenen Flugbasen in Cork und Shannon je wieder öffnen werde, kündigt der Billigflieger für den Sommer 2021 mit 32 wöchentlichen Starts und Landungen die Wiederinbetriebnahme seiner Basis in Shannon an. Zu den anvisierten Verbindungen gehören Sommerreiseziele wie Faro, Lanzarote, Malaga und Mallorca und Routen nach Manchester und London sowie Litauen und Polen. Mit dem Verweis auf eine damit verbundene Sicherung von bis zu 330 Arbeitsplätzen fordert die Fluggesellschaft den Verkehrsminister auf, für eine Senkung der Abfertigungsgebühren zu sorgen, um damit mehr Anreize zum Fliegen zu schaffen.

Montag, 21. Dezember 2020

• Entgegen der ursprünglichen Erwartungen sind die Immobilienpreis in Irland seit dem Ausbruch der Corona-Krise nicht gefallen, sondern in den letzten drei Quartalen im landesweiten Durchschnitt um 2,2 % gestiegen. Am stärksten fiel die Steigerung mit 7,4 % in Dublin aus. Der durchschnittliche Kaufpreis für eine Wohnimmobilie lag im letzten Quartal landesweit bei € 269.552, verglichen mit € 250.766 im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Sonntag, 20. Dezember 2020

• Als nachhaltige Maßnahme zur Verminderung des CO2-Fußabdruckes seines Betriebs, berichtet der Besitzer einer Milchfarm in der Grafschaft Wicklow, werde er seine 180 ”Baileys Ladies” (Holsteiner Friesen, deren Sahne in die Produktion von Baileys Irish Cream Liqueur geht) in den kommenden Tagen mit Weihnachtsliedern beglücken. Einem Tipp seiner Mutter folgend habe er die Kühe als eine von mehreren umweltfreundlichen Praktiken schon seit Jahren unter anderem mit Musik von Bruce Springsteen beschallt und einen wissenschaftlichen Nachweis dafür erhalten, dass dies tatsächlich ihren CO2-Ausstoß vermindert und die Milchqualität verbessert. Über die Weihnachtstage werde er die Musik auf Weihnachtslieder umstellen.

Sonnabend, 19. Dezember 2020

• Die Folgen der Coronakrise sind laut einer Studie des Economic and Social Research Institute (ESRI) sehr viel ernster als die globale Finanzkrise vor zehn Jahren, doch wird die darauf folgende wirtschaftliche Erholung nach Einschätzung des Instituts deutlich schneller verlaufen.

Freitag, 18. Dezember 2020

• In der Woche nach Weihnachten will man in Irland mit den Impfungen gegen das Corona-Virus beginnen, doch warnt der stellv. Regierungschef Leo Varadkar davor, von eine baldigen Normalität im öffentlichen Leben auszugehen. Es könne bis April dauern, bis die Impfungen sich so weit auf die Infektionszahlen auswirken, dass spürbare Lockerungen bei den Einschränkungen im Leben zu erwarten sind, sagte der Vorsitzende der Fine Gael.

  Dem stimmt eine führende Immunologin des Landes, zu. “Ich denke, es ist realistisch, dass wir noch vor Beginn des neues Jahres die ersten Menschen impfen können”, so Dr. Lara Dungan, “würde aber meine Hand dafür nicht ins Feuer legen. Meiner Einschätzung nach wird es viele Monate dauern, bevor wir alle geimpft haben können. Ich denke nicht, dass im März eine St.-Patricks-Parade möglich sein wird, […] hoffe jedoch darauf, dass die Bevölkerung bis Ende 2021 geimpft ist.”

Donnerstag, 17. Dezember 2020

• Mit klaren Flüssen, Bächen und Seen machen Reiseveranstalter Werbung für einen Urlaub in Irland, doch mehr als ein Drittel aller fließenden Gewässer und ein Viertel aller Seen erfüllen nach einem Bericht der Environmental Protection Agency (EPA) nicht die für Wasser geltenden Umweltstandards. Auch war im Jahr 2019 in mehr als 20 % des Grundwassers als elementare Quelle des Trinkwassers die Nitratkonzentration zu hoch. Das gleiche gilt für küstennahe Gewässer und die Mündungsgebiete der Flüsse.

  Als Hauptursache für die mangelnde Wasserqualität werden Phosphate und Nitrate aus der Land- und Weidewirtschaft sowie die Einleitung nicht hinreichend gereinigter Abwässer genannt.

Mittwoch, 16. Dezember 2020

• Laut Gesundheitsminister Stephen Donnelly können – sollte die Europäische Kommission am kommenden Montag ihre Zustimmung für die Zulassung des Impfstoffes geben – die ersten Menschen in Irland noch vor Jahresende gegen das Covid-19-Virus geimpft werden. Nach einem Bericht der Irish Times dürften das bis zu 5.000 Menschen sein. Die Zahl resultiert aus dem von der EU verabschiedeten Verteilungsschlüssel, nach dem 1,11 % der ersten Impfdosen an die Republik Irland gehen. (s.a. 14.12.20)
• Nach einer Prognose des ESRI braucht die Republik Irland in den kommenden zwanzig Jahren jährlich rund 28.000 neue Wohnungen. Der Berechnung liegt die Annahme eines Bevölkerungszuwachses von 926.000 Menschen zwischen 2016 und 2040 zugrunde, womit die Zahl der Einwohner im Jahr 2040 bei 5,7 Millionen Menschen liegen würde. Die Lebenserwartung der irischen Frauen wird nach Annahme der Statistiker in diesem Zeitraum von 84,3 auf 87,1 steigen, die der Männer von 79,3 auf 83,3, derweil die Geburtenrate (Anzahl der Lebendgeborenen pro Jahr auf 1.000 Einwohner) von 1,8 auf 1,6 sinken wird. Bei der Netto-Einwanderungsrate geht man “unter normalen Umständen” von rund 15.000 Menschen pro Jahr aus.

Dienstag, 15. Dezember 2020

• Im Frühjahr 2017 stimmte das EU-Parlament mit großer Mehrheit einem umfassenden Freihandelsabkommen mit Kanada zu, das zahlreiche Handels und Zollerleichterungen beinhaltet. Teile von ihm sind seit September 2017 in Kraft, doch zum vollständigen Inkrafttreten bedarf es der Ratifizierung aller nationalen Parlamente.

  Die Mehrheit der europäische Parlamente hat das CETA genannte Abkommen inzwischen ratifiziert. Gestern Nachmittag sollte Irland dazukommen, doch nachdem die Green Party als Teil der Regierungskoalition hatte durchblicken lassen, das Abkommen abzulehnen, wurde die Debatte darüber in das kommende Jahr verschoben. Kritisiert wird von den Grünen inbesondere der Investitionsschutz, der es Unternehmen ermöglichen soll, bei veränderter nationaler Rechtslage von den Staaten Schadenersatz zu verlangen; darüber hinaus befürchten sie eine Verschlechterung der Rechte von Arbeitnehmern und eine Aufweichung von Umweltstandards.

Montag, 14. Dezember 2020

• Taoiseach Micheál Martin geht in einem Radiointerview davon aus, dass im Januar und Februar eine zunächst nur begrenzte Zahl von Impfdosen gegen das Corona-Virus zu Verfügung stehen wird, weitere dann im März, April und Mai. Beim gegenwärtigen Anstieg der Infektionen sei es daher nicht ausgeschlossen, dass im Januar weitere Beschränkungen angeordnet werden müssten, insbesondere, wenn die Menschen im Land über die Weihnachtsfeiertage hinweg nicht zurückhaltend bei ihren sozialen Kontakten sind. Der beste Zeitraum für ein breit angelegtes Impfprogramm seien die Monate Mai und Juni.

Sonntag, 13. Dezember 2020

• Es ist nicht das erste Buch des langjährigen Sinn-Féin-Vorsitzenden Gerry Adams. Nach Erinnerungen, Erzählungen, Essays und Darstellungen seiner politischen Ansichten erscheint nun kurz vor Weihnachten unter dem Titel Poems for Hard Times ein Band mit Gedichten, der wohl auf dem Gabentisch eines jeden Parteianhängers landen wird.

  “Es ist eine bescheidene Zusammenstellung von Versen zur Erinnerung an alle am Coronavirus Verstorbene und ihre Familien”, stellte er es vor, “ein Tribut an die Heldinnen und Helden, die sie gepflegt haben und alle, die sich in vorderster Linie um uns kümmern.” Nicht alle Gedichte habe er in während der Pandemie verfasst, fügte er hinzu, eines zum Beispiel in Havanna bei der Beerdigung von Fidel Castro.

Sonnabend, 12. Dezember 2020

• Als ‘Grüne Insel mit aus klaren Quellen sprudelnden Bächen’ stellt sich Irland gerne dar, doch in den mehr als zwei Dekaden, in denen diese Nachrichten online sind, wird immer wieder von Problemen mit dem irischen Trinkwasser berichtet. Oft sind es E. Coli-Bakterien aus der Landwirtschaft, ein anderes Mal ist es in das lecke Versorgungssystem eingedrungenes Schmutzwasser und nicht selten geht es um Blei aus alten Leitungen und was es da sonst noch alles für Gründe gibt.

  Auch jetzt vor Weihnachten gibt Irish Water wieder einmal eine Warnung heraus, in der die Bevölkerung im Umfeld der Stadt Wexford aufgeordert wird, “wegen der Verschlechterung der Qualität des in die örtliche Wasserversorgung fließenden Wasser” ihr Wasser aus der Leitung bis auf weiteres nur abgekocht zu genießen, was nach einer Kontaminierung mit E. Coli Bakterien klingt.

Freitag, 11. Dezember 2020

• Das Hin und Her zwischen der Opposition und der Nicht-Bezahlung (sie erhalten nur eine wöchentliche Aufwandsentschädigung von 50 Euro) von in der Ausbildung befindlichen Krankenschwestern geht weiter. Nach Aussage der Sinn-Féin-Präsidentin und Oppositionsführerin Mary Lou McDonald arbeiten auszubildende Krankenschwestern oft in 10- bis 13-Stunden-Schichten “und haben schon im wahrsten Sinne des Wortes die Hand von sterbenden Covid-Patienten gehalten, als dieses ihren letzten Atemzug taten.”

  Das ist nicht zulässig, erwiderte Taoiseach Micheál Martin und fuhr fort: “Es wäre ein Missbrauch. Kein Krankenhaus und keine Pflegeleitung sollte so etwas ermöglichen, insbesondere nicht in der zweiten Corona-Welle, die mit der ersten nicht vergleichbar ist. […] Wenn so etwas passiert, muss man es der Gesundheitsbehörde melden und eine Untersuchung einleiten, denn wie ich wiederholt gesagt habe, sollte niemand im ersten Ausbildungsjahr an der Pflege von Corona-Patienten beteiligt werden.” (s.a. 09.12.20)

• Im Rahmen der Kompensation der in den Jahren der Finanzkrise erfolgten Kürzungen von Gehältern und Pensionen im öffentlichen Dienst (siehe: FEMPI) akzeptiert das Kabinett nach einem Bericht des Irish Examiner unter anderem eine Erhöhung der Pensionen früherer Regierungschefs um jährlich 17.000 Euro. Damit werden vom 1. Juli 2021 an ursprüngliche Ansprüche wiederhergestellt. Der ehemalige Taoiseach Bertie Ahern von der Fianna Fáil, der von 1997 bis 2008 an der Spitze der Regierung stand, erklärte, auf die Erhöhung verzichten zu wollen.

Donnerstag, 10. Dezember 2020

• Der Climate Change Performance Index CCPI (dt. Klimaschutz-Index KSI) ist ein von der deutschen Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch entwickeltes Instrument, das mehr Transparenz in die internationale Klimapolitik bringen soll. Anhand einheitlicher Kriterien vergleicht und bewertet er die aktuellen Klimaschutzleistungen von 57 Staaten und der EU, die zusammen für mehr als 90 % der globalen CO2-Emissionen verantwortlich sind. Seit dem Jahr 2005 wird er jährlich aktualisiert und auf dem UN-Klimagipfel vorgestellt.

  In den letzten zwei Jahren hat sich die Position der Republik Irland auf diesem Index um zwei Positionen verbessert; das klingt zunächst erfreulich, doch ob man bei einem Vergleich der Klimaschutzleistungen von 57 Staaten auf einen Sprung von Position 41 auf 39 stolz sein kann, sei dahingestellt. In Europa liegt Irland unter 27 Staaten auf Platz 17, nachdem das Land 2017 und 2018 in der EU ganz am Ende stand.

Mittwoch, 9. Dezember 2020

• Indem die britische Regierung erklärt, umstrittene Klauseln aus ihrem angekündigten Binnenmarktgesetz zurückziehen zu wollen, scheint man sich bei den Brexit-Verhandlungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union zumindest auf den Status für Nordirland geeinigt zu haben. Damit wird das sogenannte Nordirland-Protokoll nicht mehr in Frage gestellt. In diesem bereits unterzeichneten Protokoll ist geregelt, dass nach dem Ende der am 31. Dezember auslaufenden Brexit-Übergangsphase in Nordirland de facto weiterhin die Regeln der europäischen Zollunion und des europäischen Binnenmarktes gelten, womit Waren- und Personenkontrollen an der Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland überflüssig werden.

  Das Protokoll hatte Proteste bei den nordirischen Unionisten hervorgerufen, da es, sollten sich Großbritannien und die EU nicht auf ein Handelsabkommen einigen, zu einer Art Zollgrenze zwischen Nordirland und dem Rest des Königreiches führen würde, bei der aus Großbritannien kommende Waren, die in Nordirland verbleiben, anders behandelt werden als solche, die im Transitverkehr in die Republik Irland weitergehen. Letztere wären bei der Einfuhr nach Nordirland zu verzollen, so dass sich Zollkontrollen an der Grenze zwischen Nordirland und der Republik erübrigen.

  Siehe auch: 18.10.19, 19.10.19, 22.10.19, 23.10.19, 09.11.19, 12.11.19, 09.01.20, 21.01.20, 07.09.20, 08.09.20, 10.09.20, 01.10.20

• Sinn-Féin-Präsidentin Mary Lou McDonald kritisiert im irischen Parlament die von der Regierung gebilligte Erhöhung der Gehälter für Richter. “Mittwoch letzter Woche”, so die Oppositionsführerin im irischen Parlament, “hat die Regierung einen Antrag auf eine Bezahlung von in der Ausbildung befindlichen Krankenschwestern und Hebammen nicht zur Abstimmung kommen lassen und dies dann damit begründet, dass ihnen kein Gehalt zusteht, weil sie [da in der Ausbildung sind] ‘nicht wirklich arbeiten’. Und während wir in der Ausbildung befindliche Krankenschwestern haben, die unbezahlt arbeiten, werden die Gehälter für Richter jetzt erhöht.”

  Die Erhöhung der Gehälter für Richter und einige politische Ämter erfolgt im Rahmen der in Anlehnung an die Gehaltsentwicklung im öffentlichen Dienst in Zusammenhang mit der Rücknahme von in der Finanzkrise erfolgten Kürzungen.

Dienstag, 8. Dezember 2020

• Seit gestern können gleichgeschlechtliche Paare – wie schon seit langem in der Republik und Großbritannien – auch in Nordirland zivilrechtlich heiraten. Die unionistische DUP als größte Partei des Landes hatte das trotz eines Beschlusses des nordirischen Parlaments jahrelang mit ihrem Vetorecht zu verhindern gewusst, bis das britische Unterhaus in der nordirischen Regierungskrise von 2017 bis 2020 die rechtlichen Voraussetzungen dafür in Abwesenheit einer funktionsfähigen Regionalregierung stellvertretend geschaffen hatte.

  Cara McCann und Amanda McGurk waren gestern die ersten, die diese Möglichkeit nutzen. “Wir haben lange und hart für das Recht zu heiraten gekämpft”, erklärten sie auf den Stufen des Belfaster Rathauses, “und möchten allen danken, die sich mit uns als Teil einer großen Bewegung für gleiches Recht in der Liebe eingesetzt und diesen wunderbaren, positiven Wandel in unserer Gesellschaft bewirkt haben.” Bis zum Wochenende sind 32 weitere gleichgeschlechtliche Eheschließungen angesetzt.

Montag, 7. Dezember 2020

• Nachdem die irische Regierung dringend dazu geraten hat, auf nicht essentielle Flugreisen über die Weihnachtstage zu verzichten, fordert Verkehrs- und Umweltminister Eamon Ryan die Bevölkerung dazu auf, keinen anzufeinden, der dennoch ins Flugzeug steigt, was nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden von Aer Lingus zunehmend passiert.

  “Ich denke nicht, dass so ein Verhalten angemessen ist”, so der Vorsitzende der Green Party, “keiner kennt die persönlichen Umstände von Individuen, und so sollten wir sie nicht dafür kritisieren, dass sie reisen. Wenn wir uns daran machen, jedes Mal ein ‘oh, da verhält sich jemand unverantwortlich’ zu äußern, glaube ich nicht, dass uns das weiterhilft. Es erhöht nicht die eigene Sicherheit, und so sollten wir ein solches Verhalten sein lassen, wie wir es früher auch gelassen haben.”

Sonnabend, 5. Dezember 2020

• Die irische Regierung gewährt den drei Regionalflughäfen von Kerry, Knock und Donegal – auf letzterem landeten in diesem Herbst drei Linienmaschinen pro Tag – weitere Zuschüsse in Höhe von insgesamt € 3,4 Mio., um sie über die Corona-Krise hinweg am Leben zu erhalten. Zuletzt hatten die insgesamt fünf Flughäfen der Republik Irland Mitte November Beihilfen von in der Summe 80 Millionen Euro erhalten.

Freitag, 4. Dezember 2020

• Die Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Epidemie werden weiter gelockert, und so dürfen von heute an Restaurants und Pubs mit Restaurantbetrieb unter Einhaltung bestimmter Schutzmaßnahmen (Abstandsregelungen zwischen den Tischen etc.) wieder öffnen. Die nur Getränke anbietenden Wet Pubs, die etwa 60 % aller Pubs ausmachen, müssen weiterhin geschlossen bleiben. Da bleibt eine heftige Kritik der Licensed Vintners Association (LVA) und Vintners Federation of Ireland (VFI) nicht aus, die der Regierung vorwerfen, von einem erhöhten Ansteckungsrisiko in den reinen Kneipen auszugehen ohne dafür Beweise vorlegen zu können.
• Die Dubliner Oberbürgermeisterin Hazel Chu kündigt an, das traditionelle Weihnachtsdinner für Obdachlose in diesem Jahr auf dem Gelände des Mansion House stattfinden zu lassen. Normalerweise findet es in den Räumen der Royal Dublin Society (RDS) statt, die sich wegen der Corona-Epidemie in diesem Jahr nicht dazu in der Lage sieht.

  Nach der Absage hatten sich die Knights of Saint Columbanus als Organisatoren an die Oberbürgermeisterin gewandt und um Hilfe gebeten. Da die Räumlichkeiten der Residenz des Lord Mayor für die zu erwartenden mehr als 200 Obdachlose zu klein sind, stellt sie nun den Garten zu Verfügung, in dem Markisen, Zelte und Heizstrahler aufgestellt werden sollen, unter denen das Dinner in Gruppen von 15 Personen (die derzeit maximal zulässige Zahl für Zusammenkünfte) vom Vormittag bis in den frühen Abend hinein eingenommen werden kann. Für die Speisen und die Durchführung sorgen wie immer die Knights of Saint Columbanus.

Donnerstag, 3. Dezember 2020

• Der Abgeordnete der People Before Profit Mick Barry beklagt im irischen Parlament die “Ausbeutung” von noch nicht voll ausgebildeten Krankenschwestern und Hebammen als “Sklavenarbeiter”. Rund 4.000 von ihnen sind in der aktuellen Coronakrise als Praktikanten in den staatlichen Gesundheitseinrichtungen und Krankenhäusern tätig und erhalten dafür eine wöchentliche Aufwandsentschädigung von 50 Euro.

  Dabei handele es sich “gegenwärtig um den gefährlichsten Job, den Irland zu bieten hat”, meint der Abgeordnete und fährt fort: “Zum weitaus größten Teil sind es junge Frauen. Spiegelt ihre Ausbeutung die berufliche Ungleichheit der Geschlechter wider? Natürlich, genau das ist es!” Und so fordert er eine an die Gehälter von Gesundheitsassistenten angepasste Bezahlung, doch sein Versuch, ad hoc einen entsprechenden Gesetzentwurf einzubringen, scheitert an der fehlenden Unterstützung der Regierung, die die Sache geschäftsordnungsmäßig auf die lange Bank schiebt. Derweil glänzte, von der Opposition kritisiert, Gesundheitsminister Stephen Donelley durch Abwesenheit.

Mittwoch, 2. Dezember 2020

• Die Luftverschmutzung in Dublin war nach einem sich auf Daten der EPA beziehenden Bericht am vergangenen Wochenende so hoch wie seit den 1980er Jahren nicht mehr und lag am Sonnabend in den Stadtteilen Rathmines und Ringsend um das 15fach über den von der Europäischen Union und der Weltgesundheitsorganisation festgelegten Grenzwerten. Eine deutliche Überschreitung gab es auch in einer Reihe weiterer Städte wie Cork City, Ennis, Enniscorthy, Macroom und Tralee. Laut EPA ist die Luftverschmutzung in Irland jährlich für etwa 1.300 vorzeitige Todesfälle verantwortlich.

  Nach Prof. Colin O’Dowd von der Universität Galway hat sich die Luftqualität in der Hauptstadt vor allem durch die Zunahme von Öfen für fossile Brennstoffe verschlechtert. “Unglücklicherweise”, sagte er gegenüber der Irish Times, “haben die Besuchs- und Ausgehbeschränkungen in der Coronakrise dazu geführt, dass die Menschen in ihren Wohnungen mehr Holz, Kohle und Torf verbrennen.” “Wir alle konnten das am letzten Wochenende riechen”, fügte der Minister für den Klimawandel Eamon Ryan hinzu. Zum Schutz von Menschenleben müsse das in einigen Städte geltende Rauchkohleverbot landesweit ausgeweitet werden, so wie die Besitzer von Öfen mit Holzfeuerungen und offenen Kaminen in England vom kommenden Jahr an keine Kohle für den Hausbrand oder nicht getrocknetes Holz mehr kaufen können.

Dienstag, 1. Dezember 2020

• Die anglikanische Church of Ireland feiert heute im Rahmen ihrer Generalsynode – sie war coronabedingt von Mai auf Dezember verlegt worden – den 30. Jahrestag der ersten Weihe einer Frau zur Priesterin. Die weibliche Priesterweihe war auf der Synode im Mai 1990 beschlossen worden, und im Folgemonat waren mit Rev. Irene Templeton and Rev. Kathleen Young die ersten beiden Frauen zu Priestern geweiht worden. Gestern vor sieben Jahren war mit Most Rev. Pat Storey die erste Frau zum Bischof geweiht worden und leitet seither die Diözese von Meath und Kildare. Mittlerweile sind zwanzig Prozent der Priester der Church of Ireland weiblich.
• Zum Monatsbeginn hole ich wieder einmal ein Buch aus der ‘Verschenkkiste’, es ist Das Alphabetagam – Die Getreuliche Lebensbeschreibung des Dichters Schnitzer O’Shea von Dónall Mac Amhlaigh (1926 – 1989) aus dem Jahr 1985.

  In dieser fiktiven Schriftstellerbiografie, sagt der Verlag, erfahren Sie alles, was Sie schon immer wissen wollten, über die Literatur und den Literaturbetrieb und Irland als Mutterland literarischer Genies. Aus der Buchbeschreibung: “Schnitzer O’Shea, der Protagonist des Romans, verdankt sein Leben einer Panne. Also wird aus ihm, der beim Ritt auf dem Fahrrad durch die irische Landschaft mit Leidenschaft wohlklingende Wörter intoniert, ein Bauernbursche, ein Baukolonnenschufter und schließlich ein Dichter. Als solcher erfindet er eine neue lyrische Form, das ‘quadrifarische Alphabetagam’, und steigt zum Starautor auf.” “Eine Satire auf den Literaturbetrieb und das Leben auf den Inseln allgemein”, hieß es in einer Rezension, vom Autor daselbst aus dem Irischen ins Englische gebracht und von Hans-Christian Oeser ins Deutsche übertragen. Stände in meiner Bibliothek nicht die gebundene deutsche Erstausgabe, hätte ich das Buch für mich selbst behalten.

  Das fast neuwertige Taschenbuch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich im Laufe des Tages per E-Mail (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und eine Versandadresse in Deutschland angibt. Die Daten werden nicht weitergegeben und die Mails nach dem Versand des Buches gelöscht.

  Nachtrag: Als erster Interessent meldete sich heute um 13.44 Uhr ein Leser aus 58300 Wetter, an den das Buch nun geht.