Nachrichten aus Irland

Januar 2008

Neues aus Irland, zusammengefasst nach Berichten von RTÉ, der
Irish Times, des Irish Independent und weiteren Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Donnerstag, 31. Januar 2008

Taoiseach Bertie Ahern verteidigt die ihm und seinen Ministern vom Public Service Benchmarking Body zugesprochenen Gehaltserhöhungen. Nach den Empfehlungen dieser Kommission wird sein eigenes Gehalt um € 38.000 auf € 310.000 im Jahr steigen. Ein immer noch bescheidenes, meint der Regierungschef, in der Privatwirtschaft bekäme er für seine Arbeit mindestens € 600.000.

Mittwoch, 30. Januar 2008

Die Eltern eines autistischen Jungen verlieren vor dem High Court einen Prozess, mit dem sie den Staat zwingen wollten, für eine ABA-Therapie (Applied Behavior Analysis) ihres Sohns zu zahlen. ABA ist eine moderne Therapieform zur Behandlung von autistischen Störungen, die auf einem verhaltensanalytischen Ansatz basiert. Ihre Gerichtskosten, so entschied der Richter, müssen beide Seiten selbst tragen. Damit kommt auf die Familie des Jungen eine Rechnung in Höhe von geschätzt € 2,5 Mio. zu, sie befürchtet jetzt die Zwangsversteigerung ihres Hauses. Rund 150 weitere betroffene Familien waren auf den Richterspruch gespannt, einen Prozess dürften sie nun kaum anstrengen.
Neun Millionen geschmuggelte Zigaretten im Wert von € 3,1 Mio. stellte der irische Zoll gestern im Dubliner Hafen sicher. Sie befanden sich in einem mit ‘Haushaltswaren’ deklarierten Container, Adressat war eine fiktive Firma im County Monaghan. Sie dürften nun in Rauch aufgehen, ohne dass sie irischen Lungen schaden.
Immer mehr irische Hauskäufer schließen Hypothekenverträge ab, die über 40 Jahre laufen. Waren es vor drei Jahren noch 2,7 %, so stieg ihr Anteil im letzten halben Jahr auf 18,2 %. Sollten diese Hauskäufer das Ende der Laufzeit noch erleben, so haben sie dann (bei einem Darlehen von 300.000 Euro) € 114.000 mehr an Zinsen gezahlt als bei einer Tilgung über 30 Jahre.

Dienstag, 29. Januar 2008

Justizminister Brian Lenihan stellt sein neues Einwanderungsgesetz vor, zum Wohle des Staates, wie er meint, als auch derjenigen, die von Ländern außerhalb der EU ins Land kommen um sich hier niederzulassen. Damit werden die Prozedur bei der Visabeantragung und das Vorgehen bei Einsprüchen gegen negative Entscheidungen erstmals gesetzlich festgelegt. Im Rahmen des Gesetzes wird der Status eines long-term resident kreiert. Wer fünf Jahre lang im Land gelebt hat (Zeiten im Asylverfahren zählen nicht mit) bekommt ein Anrecht auf alle staatlichen Leistungen, die Bürgern irischer Nationalität zustehen.
Der Immigration Council of Ireland ICI und die Labour Party zeigen sich gar nicht begeistert und sehen in dem neuen Gesetz eher ein Machtinstrument des Justizministers, die Zuwanderung zu regulieren, als ein Gesetz, das die Rechte der Einwanderer formuliert.
Eine traurige Nachricht, für alle, die sie kannten. Am Montagabend starb im Krankenhaus von Castlebar Dagmar Kolata, eine großartige Frau und langjährige Mitarbeiterin und Autorin des irland journals. Seit 1985 lebte sie im County Mayo, hatte aus einem wasser- und stromlosen Cottage bei Claremorris ihre ‘irische Arche Noah’ gemacht, über die sie über Jahre hinweg berichtete.

Montag, 28. Januar 2008

In der vergangenen Woche vorgestellte Pläne der Dubliner Stadtverwaltung zu einer Verdichtung der Bebauung mit Hochhäusern von bis zu 150 m Höhe werden von Umweltgruppen scharf kritisiert. Der historische Charakter Dublins werde dadurch ruiniert, so der Vorsitzende der National Conservation and Heritage Group (NCHG), und die Touristen würden die Hauptstadt meiden. Viele der für Hochhäuser vorgesehenen Flächen seien ungeeignet, das Ergebnis wären ‘Schandflecke in der Landschaft’. Durch intensive Lobbyarbeit unter den Stadträten wollen die Opponenten das Vorhaben zu Fall bringen.
Siehe auch: 13.07.00, 16.06.05, 21.10.06, 22.11.06, 23.03.07, 01.09.07
Die Army Deafness Claims (Klage von mehr als 16.000 Armee-Angehörigen auf Schadenersatz wg. bei Schießübungen erlittenen Gehörschäden) sind immer noch für eine Meldung gut. Auch die Rechtsanwälte haben sich in den letzten Jahren die Hände gerieben, las man kürzlich in der Irish Times. Neunzehn Kanzleien haben bislang jeweils mehr als € 1 Mio. eingestrichen, davon neun mehr als € 2 Mio., wobei der Spitzenreiter, die Kanzlei Patrick V. Boland & Son in Newbridge, Co Kildare, € 16,2 Mio. an den Ohren der Soldaten verdiente. Insgesamt belaufen sich die Gerichtskosten bislang auf € 280 Mio., derweil die Kläger zusammen rund € 300 Mio. erhalten haben. (s.a. 12.10.04)

Sonntag, 27. Januar 2008

Eine neue Zugangsregelung für katholischen Schulen, nach der bis zu einem Drittel der Plätze für nicht-katholische Schüler reserviert sind, stellte die Erzdiözese Dublin in der vergangenen Woche vor. Zunächst handelt es sich um ein Pilotprojekt, das an zwei Dubliner Grundschulen getestet wird. Bislang gilt die Regelung, dass Kinder katholischer Eltern in jedem Fall den Vorrang haben. (s.a. 04.09.07)
Erziehungsministerin Mary Hanafin begrüßt die Idee. Der Lehrerverband INTO zeigt sich zurückhaltender und will das Vorhaben zunächst sorgfältig prüfen.

Sonnabend, 26. Januar 2008

Irlands Wirtschaft sei gut positioniert, zeigt sich Finanzminister Brian Cowen überzeugt. Die Wirtschaft sei stark, die öffentlichen Finanzen gesund und das Land mit seiner dynamischen Arbeitnehmerschaft den internationalen Herausforderungen gewachsen. Er habe alle Risikofaktoren im diesjährigen Staatshaushalt berücksichtigt und sehe keine Gefahr, dass die gegenwärtigen Tumulte auf den Aktienmärkten die irische Wirtschaft negativ beeinflussen.
Bei einer Umfrage der Irish Times waren zwei Drittel der Befragten noch unentschieden, wie sie bei der Volksabstimmung über die EU-Verfassung abstimmen wollen. 26 % gaben an, mit Ja stimmen zu wollen, 10 % mit Nein. Vom Ausgang des Referendums in Irland hängt es ab, ob die EU-Verfassung in Kraft treten kann. (s.a. 13.12.07, 18.01.08, 21.01.08)
Eine Ergänzung zur Meldung vom Donnerstag. Mehr als 30.000 Einwohner in und um Ennis (Hauptstadt der Grafschaft Clare) wurden gestern aufgefordert, ihr Leitungswasser wegen Kontaminierung mit E-Coli-Erregern nur noch abgekocht zu ‘genießen’.

Freitag, 25. Januar 2008

Die Irish Times hat abstimmen lassen, ob Taoiseach Bertie Ahern wegen seiner Finanz- und Steueraffären (s. 23. Januar) zurücktreten soll. Eine knappe Mehrheit (46 %) meinte Nein, 44 % stimmten mit Ja. Vielleicht dachte manch einer als frommer Katholik auch an das alte Bibelwort über die Voraussetzung für das Recht, ‘den ersten Stein zu werfen’.
Auf die Gefahren vor den Folgen des Rauchens wird auf der grünen Insel von Oktober an in zwei Sprachen hingewiesen. Nein, nicht in Englisch und Polnisch, wie manch einer nach einer Meldung aus dem vergangenen Jahr (s. 19.10.07) nun glauben mag, sondern in Englisch und Irisch. Zu verdanken haben wir das Caitriona Uí Riain, einer Grundschul-Lehrerin aus dem County Cavan. Sie hatte vor dem High Court Klage dagegen erhoben, dass die Warnhinweise auf Tabakprodukten entgegen einer EU-Direktive nicht in allen offiziellen Landessprachen zu lesen sind. Und Irisch ist nun einmal eine.

Donnerstag, 24. Januar 2008

Mehr als ein Drittel des Trinkwassers, das in irischen Haushalten aus der Leitung kommt, wird in einem heute veröffentlichten Bericht der Environmental Protection Agency als potenziell gesundheitsgefährdend eingestuft. Es sei dringend erforderlich, die jeweiligen Versorger aufzurüsten bzw. stillzulegen und durch andere zu ersetzen. Die Kommunen wurden nun von der EPA aufgefordert, bis Ende Februar eine Neubewertung der Wasserversorgung auf ihrem Gebiet durchzuführen.
Siehe a.: 24.11.99, 11.01.00, 12.09.00, 13.02.02, 03.07.02, 23.08.02, 10.05.03, 30.08.05, 22.03.07, 30.03.07, 11.04.07, 12.04.07, 10.07.07, 20.08.07, 14.09.07, 05.11.07
Ryanair erhöht wieder einmal die Gebühren, mal gespannt, wann Aer Lingus nachzieht. Bei Online-Deklarierung ist nun für das erste Gepäckstück pro Person 9 € (bisher 6 €) zu zahlen, für das zweite dann 18 €. Vorausgesetzt, beide Gepäckstücke wiegen zusammen nicht mehr als 15 kg. Deklariert man sein Gepäck erst am Schalter, so ist schon für das erste Gepäckstück 18 € zu entrichten. Das Ganze nennt sich dann ‘Freigepäck’ – jedem ist freigestellt zu zahlen, oder ohne aufgegebenes Gepäck zu reisen. Eine Reihe weiterer Gebühren wurde gleichfalls erhöht, so die Gebühr für die Mitnahme von Sportgeräten und Musikinstrumenten von 22,50 € auf 30 €.
Dabei wird es nicht bleiben. Ein Sprecher von Ryanair hat bereits angekündigt, die Gebühren solange weiter zu erhöhen, bis mindestens die Hälfte aller Passagiere nur noch mit Handgepäck reist. Ob dann nicht auch eintreten kann, dass die andere Hälfte nicht mehr mit Ryanair fliegt?

Mittwoch, 23. Januar 2008

Nun will er entgegen früheren Andeutungen doch bis 2012 im Amte bleiben, deutete Taoiseach Bertie Ahern gestern an. Das mag einen simplen Grund haben: der Regierungschef sieht sich nicht in der Lage, dem Parlament bis zum 31. Januar eine Bescheinigung des Finanzamtes vorzulegen, dass er seine Steuern bezahlt hat. Als Abgeordneter bekommt er nun so lange Aufschub, wie er mit den Finanzbehörden ‘im Gespräch ist’, um die Angelegenheit zu klären, ggf. bis 2012. Sollte er jedoch seinen Job quittieren und seine kärgliche Pension durch Taxifahren aufbessern wollen, bekäme er ohne dieses Tax Clearance Certificate dafür keine Lizenz. Und so muss er wohl weiter das Land regieren.
Siehe a.: 27.01.99, 24.04.00, 23.11.01, 22.09.06, 23.09.06, 03.05.07, 06.05.07, 07.05.07, 13.05.07, 29.05.07, 21.07.07, 25.07.07, 12.09.07, 13.09.07, 21.09.07, 24.09.07, 25.09.07, 27.09.07, 03.10.07, 11.10.07, 07.11.07, 21.11.07, 01.12.07, 13.12.07
Ein vom Dubliner Anwalt und Notar Michael Lynn im Jahr 2006 für € 5,5 Mio. in Howth erworbenes Anwesen wurde gestern auf Anordnung des High Courts, der das Vermögen des mittlerweile Untergetauchten beschlagnahmt hatte, für € 4,9 Mio. versteigert. Dies entspricht dem Wertverlust von 10 % für Immobilien, von dem vor einigen Tagen Finanzdienstleister berichtet hatten.
Der von der Polizei gesuchte Anwalt hatte Häuser bei verschiedenen Banken, die nichts voneinander wussten, mehrfach beliehen und davon neue Immobilien erworben, bis das System zusammenbrach.

Dienstag, 22. Januar 2008

Strahlende Gesichter gestern bei den Mädchen der Corpus Christi School in Limerick, als Staatspräsidentin Mary McAleese ihnen die Hände schüttelte. Die Präsidentin war eigens angereist, um grünes Licht für das größte Stadterneuerungsprojekt in der Geschichte des Landes zu geben. So werden allein im sozialen Brennpunkt Moyross alle 1.160 Häuser abgerissen und neu gebaut, in Southill müssen 760 heruntergekommene und oft verlassene Wohnhäuser einer Neubebauung weichen. “Unser Land wird sein wahres Potenzial nicht kennen”, so die erste Frau im Staate, “ehe das Potenzial von Moyross nicht freigelegt und verwirklicht wurde.”
Mit einem besseren Wohnumfeld hofft man die hohe Kriminalitätsrate drastisch zu senken, doch Fr. Joe Young, der als Priester 20 Jahre in den verwahrlosten Vierteln gearbeitet hat, warnt, dass es mit einer neuen Bebauung nicht getan ist, und die Gestaltung des sozialen Umfeldes sowie Community Policing die Schlüssel zum Erfolg sind. (s.a. 13.01.08)

Montag, 21. Januar 2008

Auf einer Versammlung am Wochenende votierten 63 % der Delegierten der irischen Grünen dafür, bei der kommenden Volksabstimmung über die Europäische Verfassung die Annahme zu empfehlen. Damit wurde die Zweidrittelmehrheit nicht erreicht, die erforderlich ist, um den Beschluss als Empfehlung der Partei weiterzureichen. Bei der Kampagne für oder gegen den Verfassungsentwurf hat sich die Partei in der Folge ‘neutral’ zu verhalten, was jedoch nicht heißt, dass einzelne Mitglieder ihre persönliche Meinung nicht kundtun dürfen.
Derweil hat sich die Sinn Féin – wie erwartet – gegen die EU-Verfassung ausgesprochen. Der Vertrag von Lissabon sei ein schlechter Deal für Irland, meint ihr Präsident Gerry Adams, die Iren ‘hätten Besseres verdient’. (s.a. 13.12.07, 18.01.08)

Sonntag, 20. Januar 2008

Nach mehr als einem halben Jahrhundert wählte die vom heutigen nordirischen First Minister Ian Paisley im Jahr 1951 gegründete Free Presbyterian Church of Ulster mit Rev. Ron Johnstone gestern Abend einen neuen Moderator (Vorsitzenden). Die Kirche werde auch unter seiner Leitung “die falsche Lehre von Ökumene, römischem Katholizismus, Modernismus und charismatischer Erneuerung zurückweisen.”, verspricht der neue Chef. (s.a. 07.09.07)
Viele Dubliner zieht es nach Westen, und anders als in den letzten zwei Jahrhunderten muss es nicht gleich An tOileán Úr, die ‘neue Insel’ Amerika sein, sondern es reicht der Westen der eigenen Insel. Ein Drittel der Bewohner der Hauptstadt würde nach einer Umfrage der Western Development Commission ob der dort vermuteten besseren Lebensqualität gerne westlich des Shannons leben, sieht sich jedoch auf Grund fehlender Arbeitsplätze und schlechter Verkehrsverbindungen daran gehindert. Bei den unter 35-jährigen waren es gar 41 %, die gerne im irischen Westen leben würden.

Sonnabend 19. Januar 2008

Paul Mackay, einer der Gründer der Progressive Democrats, fordert seine Partei auf, sich zum Überleben aus der Regierung zurückzuziehen oder aufzulösen, anstatt sich nach dem Desaster bei der letzten Wahl weiterhin ziel- und steuerlos treiben zu lassen. Senator Ciarán Cannon von den PDs weist dies zurück. Der Eintritt in die Koalition sei im Sommer einstimmig beschlossen worden und die Grundlage dafür habe sich nicht geändert.
Senator Cannon gilt als einer der Anwärter auf den Vorsitz der Partei, die seit dem letzten Sommer geschäftsführend von der früheren Vorsitzenden Mary Harney geführt wird. In Kürze sollen die Wahlstatuten dahin geändert werden, dass der oder die künftige Vorsitzende kein Parlamentsmitglied mehr sein muss – ein unlösbares Problem bei einer Partei mit nur zwei Parlamentariern, von denen die eine nicht kandidieren will und der andere über den Parteiaustritt nachdenkt.

Siehe auch: 27.05.07, 01.06.07, 15.06.07, 12.07.07, 16.07.07, 29.09.07, 06.11.07
Die Inflation lag im Jahr 2007 bei 4,9 %, der höchste Wert seit 2001. Am stärksten stiegen mit mehr als 40 % die Kredit- und Hypothekenzinsen. Deutlich über dem Schnitt lag mit 8,4 % auch die Preiserhöhung bei den Dienstleistungen. Die Energiekosten stiegen um 4,6 %, für Konsumgüter war 1 % mehr zu zahlen.

Freitag, 18. Januar 2008

Nun ist es heraus, wer die ‘irischen Freunde’ sind, die Frankreichs Galionsfigur der Rechten und Holocaustleugner Jean-Marie Le Pen nach eigenem Bekunden (s. 13.12.07) eingeladen haben, nach Dublin zu kommen, um dort Stimmung gegen die Annahme des Vertrags zu einer EU-Verfassung zu machen: die von Jurastudenten des University College Dublin getragene Law Society. Von der Hochschulleitung wurde die Einladung Le Pens und des Europaabgeordneten Bruno Gollnisch von seiner Nationalen Front kritisiert, die Kritik an von einem Sprecher der Law Society jedoch zurückwiesen. Es handele sich um zwei prominente Opponenten des Vertrags von Lissabon, deren Meinung man auch hören müsse.

Donnerstag, 17. Januar 2008

Verteidigungsminister Willie O’Dea bereitet die Herausgabe eines 40-seitigen ‘Handbuchs für den Katastrophenfall’ vor, das in einer Auflage von 2 Millionen an alle Haushalte verteilt werden soll. Es geht auf verschiedene Szenarien ein, darunter Nuklearkatastrophen, weltweite Epidemien, Chemieunfälle, Überflutungen, Unfälle auf See, Explosionen und verdächtige Pakete. Ich erinnere mich, eine solche Broschüre in meiner Kindheit auch in unserem deutschen Haushalt gesehen zu haben. Für den Fall eines Nuklearangriffs gab es das Rezept, unter den Tisch oder eine Treppe zu kriechen und die Arme über den Kopf zu verschränken. Ob es gewirkt hätte, weiß ich nicht, der Fall trat nie ein.
Ein Nachtrag zu dem Überfall auf einen polnischen Staatsangehörigen in Limerick (s. 14. Januar). Ein fremdenfeindlicher Hintergrund lag, so wie es zur Zeit aussieht, eher nicht vor. Die drei Jugendlichen hatten den von einer Party Heimkehrenden aufgefordert, ihnen den Beutel mit Bierdosen zu übergeben, den er bei sich trug. Als er sich weigerte und Widerstand leistete, sprühten sie ihm eine brennbare Substanz ins Gesicht und hielten ein Feuerzeug daran.
Once, ein in nur zwei Wochen in Dublin gedrehter Film, macht sich auf, die Kinogänger weltweit zu begeistern, berichtet Tourism Ireland in einem heute verschickten Newsletter. Längst für den Oscar gehandelt, kommt John Carneys Film nun auch in deutsche Filmtheater. Herausgekommen ist, ich zitiere, “eine bezaubernde Liebesgeschichte, mitreißend, echt und voller Songs für die Ewigkeit”. “Ein wunderbarer, ganz leiser Film in gedeckten Farben und mit phantastischer Musik”, so ein Kommentar aus einem deutschen Irlandforum.
Zum Inhalt: Ein junger Straßenmusiker repariert im Laden seines Vaters Staubsauger und träumt dabei von einer großen Karriere. Eines Tages spricht ihn eine Rosen verkaufende tschechische Pianistin an, die bei einer reichen Familie als Putzfrau arbeitet. Gemeinsam beschließen sie, ihre Tagträume zu verwirklichen ...

Mittwoch, 16. Januar 2008

Ein National Ocean Energy Development Project kündigte gestern der Minister für Energie und Rohstoffreserven Eamon Ryan an. € 26 Mio. sollen in den nächsten drei Jahren investiert werden, um Möglichkeiten zu untersuchen, die Gewalt des Meeres nutzbar zu machen. Dazu werden zwei neue Forschungsstätten bei Ringaskiddy im County Cork und Belmullet in Mayo eingerichtet.
Zwischen 1880 und 1960 waren sie ein gewohntes Bild auf der Liffey: die Guinness-Barkassen, mit denen die Brauerei, wie es unten ein Bierdeckel zeigt, den ‘Black Stuff’ in Fässern den Fluss hinabschickte. Nun sollen sie zurückkehren und mit einem Glasdach versehen Touristen zwischen der Heuston Station und der Dublin Bay hin und her befördern.
Dazu sollen vier Barkassen, die von Guinness ausgemustert als Sandtransporter vor der nordirischen Küste fuhren und dann zur ‘Entsorgung’ versenkt worden waren, mit einem Aufwand von € 8 Mio. gehoben, restauriert und als Ausflugsschiff eingerichtet werden. Zum Einstieg will man zwischen der Ha’penny Bridge und der Millenniumbrücke einen Ponton einrichten; der Bauantrag wurde soeben eingereicht.
Die Idee mit den Guinness-Barkassen (s.o.) passt nicht schlecht zum Vorhaben der Stadtverwaltung, Dublin bis 2010 hinter Paris und London zur drittbeliebtesten Stadt für Touristen in Europa zu machen und damit Barcelona, Wien und Amsterdam hinter sich zu lassen. 5,5 Mio. Touristen pro Jahr sind das Ziel, eine Million mehr als 2007. Dabei will man sich nicht wie bislang auf den inneren Stadtkern konzentrieren, sondern mit einer verbesserten Infrastruktur Dún Laoghaire, den Phoenix Park und die Dublin Mountains einbeziehen.

Dienstag, 15. Januar 2008

Fr. Eugene Greene, ein inzwischen über 80-jähriger katholischer Priester aus dem Donegal, wurde vor fünf Jahren wegen Kindesmissbrauchs und Vergewaltigung zu einer 12-jährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Nun sammelt man in seiner ehemaligen Diözese Geld, um ihm nach seiner (vorzeitigen) Entlassung den Wiedereinstieg in ein Leben diesseits der Gefängnismauern zu erleichtern. Sein Berufskollege Fr. Patrick McCafferty, katholischer Priester in Dublin und als Kind selbst ein Opfer von Kindesmissbrauch, zeigt sich entsetzt. Es sei unfassbar, dass Gemeindemitglieder Geld für jemanden sammeln, der menschliches Leben in einem Maße wie Fr. Eugene Greene zerstört habe.

Montag, 14. Januar 2008

Erst gestern las ich in einem Internetform die Erkenntnis eines Teilnehmers, der sich ‘Träumer’ nannte, dass es in Irland keine Partei gibt, die Volksverhetzung betreibt. Doch ist dafür eine Partei erforderlich? Die Polizei von Limerick untersucht gerade einen Vorfall, bei in der vergangenen Nacht ein 30-jähriger Pole auf dem Heimweg von einer Party von einer Gruppe Jugendlicher mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und angezündet wurde. Mit schwerwiegenden Verbrennungen im Gesicht und an den Händen liegt er nun in der Universitätsklinik von Cork.
Eher zufällig stoße ich gerade auf einen Bericht von Spiegel Online, nach dem Airbus in der vergangenen Woche einen Großauftrag aus Irland erhalten hat. Die Leasinggesellschaft AWAS hat demnach insgesamt 100 Flugzeuge vom Typ A 320 mit einem Listenpreis von insgesamt 100 Mrd. Dollar bestellt – wobei allerdings kaum anzunehmen ist, dass der Listenpreis gezahlt wird. Für Airbus ist es der erste Auftrag des Jahres 2008. AWAS ist in Besitz des britischen Finanzinvestors Terra Firma.

Sonntag, 13. Januar 2008

Limerick hat nicht den besten Ruf, und das nicht erst seit dem Film Die Asche meiner Mutter nach den Erinnerungen von Frank McCourt. In den Stadtbezirken Moyross und Southill herrscht eine Arbeitslosigkeit von über 20 % (landesweiter Durchschnitt 4,7 %), erschreckend viele Schüler bleiben der Schule fern und Alkohol und Drogen haben viele Familien und das soziale Gefüge zerstört.
Nun soll den sozial benachteiligten Stadtteilen mit einem der größten urbanen Erneuerungsprojekten Europas neues Leben eingehaucht werden, doch es ist nicht der erste Versuch und bleibt abzuwarten, ob es diesmal gelingt. Bereits in den frühen 1990er Jahren wurden Millionen investiert, um einen Wohnbezirk in Moyross zu sanieren, und nur eine Dekade später sind viele Häuser wieder vernagelt oder ausgebrannt.

Sonnabend, 12. Januar 2008

Migranten in Irland sind im Schnitt besser ausgebildet als die einheimische Bevölkerung und verbessern somit die Produktivität des Landes, liest man in einer NCB-Studie. Dabei ist 60 % des Bevölkerungszuwachses zwischen 2002 und 2006 auf Zuwanderung zurückzuführen. Mehr als die Hälfte dieser Zuwanderer war zwischen 25 und 44 Jahre alt. Der Trend setzt sich vor allem aus den osteuropäischen Ländern fort: zwischen Januar und Oktober 2007 wurden 116.000 neue Sozialversicherungs-Nummern an Migranten aus den im Jahr 2004 der EU beigetretenen Ländern ausgegeben.
Der Nationale Jugendrat Irlands kritisiert Überlegungen der Regierung, die Altersgrenze für den Ausschank und Verkauf alkoholischer Getränke von 18 auf 21 Jahre zu erhöhen. Es werde ignoriert, dass fünfmal mehr Erwachsene als Jugendliche wegen Trunkenheitsdelikte belangt werden.

Freitag, 11. Januar 2008

Die Arbeitslosenrate stieg im Dezember auf 4,7 %, den höchsten Wert sei 2003. Nicht unerwartet, und so geht das Finanzministerium vor allem wegen des Abschwungs in der Baukonjunktur bis zum Jahresende von einer weiterer Steigerung auf 5,6 % aus.
The Public Service Benchmarking Body, eine beim Finanzministerium angesiedelte Kommission, die die Entwicklung der Gehälter im öffentlichen Dienst mit der im privaten Sektor vergleicht und Empfehlungen ausspricht, sieht in ihrem gestrigen Gutachten von wenigen Ausnahmen abgesehen keinen Grund für Gehaltserhöhungen im öffentlichen Dienst. Bezüglich der Gehälter der obersten Staatsdiener sahen die Empfehlungen (s. 26.10.07) noch etwas anders aus.

Donnerstag, 10. Januar 2008

Die Welt isst irisch. Lebensmittel im Wert von € 8,6 Mrd. wurden 2007 exportiert, 5 % mehr als im Jahr 2006. Die höchsten Wachstumsraten gab es mit 50 % bei den Exporten nach Asien, wobei Milchprodukte besonders erfolgreich waren. Alkoholische Getränke im Wert von € 1,4 Mrd. wurden ins Ausland gebracht, wo sie danach meist preiswerter als im eigenen Land zu haben waren. Weniger zufrieden war man mit den Rindfleischexporten, die um 3 % auf € 2,3 Mrd. zurückfielen.
Der Auswandererfilm Kings erhält 14 Nominierungen bei den Irish Film and Television Awards (IFTA) des Jahres 2007. In dem Film geht es um eine Gruppe junger Männer aus Connemara, die in den 1970-er Jahren von Galway aus nach London zieht, um dort Arbeit zu finden. 30 Jahre später treffen sie sich in unterschiedlichen Stadien von Heimweh, Hoffnungslosigkeit und Suchtabhängigkeit bei der Totenwache des Jüngsten der Gruppe.
Als zweisprachiger Film, in dem englisch und irisch-gälisch gesprochen wird, wurde er als erster Beitrag Irlands zur Vergabe der Oscars in der Kategorie ‘Bester fremdsprachiger Film’ eingereicht.

Mittwoch, 9. Januar 2008

Nach einem nächtlichen Sturm sind bis zu 20.000 Haushalte im Norden und Westen Irlands ohne elektrischen Strom. Am meisten traf es Gweedore und die Inshowen-Halbinsel in der Grafschaft Donegal, wo heute mehr als 10.000 Häuser ohne Elektrizität auskommen müssen. Der staatliche Stromversorger ESB hofft, bis zum Abend die meisten Anschlüsse wiederherzustellen.
Bücher auf Rädern lautet der Titel eines Buches, zu dessen Kauf ich mich im letzten Herbst vom Klappentext habe hinreißen lassen. Eine kurze Zusammenfassung: “In freudiger Erwartung sieht Israel Amstrong, Londons engagiertester Nachwuchsbibliothekar, dem Antritt seiner ersten Arbeitsstelle in der nordirischen Provinz entgegen. Doch statt in der erwarteten schmucken Bezirksbibliothek findet er sich in einem alten Bücherbus auf den Straßen Antrims wieder. Die kleine Schwierigkeit am Rande: Irgendjemand hat das gesamte Lesematerial aus der gewohnten Umgebung entfernt. Welcher ausdauernde Leser konnte sich diesen üppigen Bestand an Lektüre sichern? In der Gesellschaft von anhänglichen Hühnern und seltsam eigenwilligen Einheimischen macht sich Israel auf die Jagd nach den verschwundenen Büchern ...”
Eine tolle Idee, dachte ich, doch die Ausführung fand ich dann arg enttäuschend, so dass das Buch nun anderem Lesestoff Platz machen muss. Sollte ihm jemand noch eine Chance geben wollen, so reiche ich es weiter an den ersten Interessenten, der oder die sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links in der Menüzeile klicken) meldet und eine Versandadresse angibt.

Nachtrag: Bitte keine Meldungen mehr. Das Buch hat bereits eine Interessentin gefunden und geht an eine Leserin in 73479 Ellwangen.

Dienstag, 8. Januar 2008

Aus Sicht der Polizei gibt es keinen Grund dafür, die Zuständigkeit für das Polizeiwesens des Landes nicht wie im St.-Andrews-Abkommen vereinbart bis Mai an die nordirische Regierung zu übergeben, so der nordirische Polizeipräsident Sir Hugh Orde. Die DUP sieht das etwas anders und verlangt vor einer Übertragung der Polizeigewalt auf die nordirische Exekutive mit einem stellvertretenden Regierungschef von der Sinn Féin eine formelle Auflösung des IRA Army Council. Zudem müssten die Republikaner zuvor über einen längeren Zeitraum beweisen, dass die PSNI ihre Unterstützung habe. (s.a. 27.12.07)
Die neue Besuchertribüne bei den asiatischen Elefanten im Dubliner Zoo wird nach dem früheren Sekretär der Königlich Zoologischen Gesellschaft Irlands Samuel Haughton benannt. Bekannt wurde der Professor der Geologie am Trinity College auch durch eine andere wissenschaftliche Leistung: er entwickelte 1866 eine Methode, nach der Kriminelle ‘auf eine humane Weise’ (bei der ihnen das Genick brach, ehe ihnen die Luft wegblieb) gehenkt werden konnten.

Montag, 7. Januar 2008

658 irische Autofahrer wurden nach einer Statistik der irischen Polizei in den letzten beiden Wochen des Jahres mit Alkohol im Blut am Steuer erwischt. In den meisten europäischen Ländern liegt der Grenzwert derzeit bei 0,5 Promille. In Irland (wie auch in Großbritannien, Liechtenstein, Luxemburg und Malta) zeigt man sich ‘toleranter’ und darf bis 0,8 Promille noch fahren. Eine Senkung dieser Grenze befürwortet der Vorsitzende der irischen Straßensicherheitsbehörde Gay Byrne derzeit nicht und spricht sich statt dessen für mehr Kontrollen und eine striktere Durchsetzung der aktuellen Gesetze aus.

Sonntag, 6. Januar 2008

Im Alter von 53 Jahren starb am vergangenen Donnerstag während eines Frankreichaufenthalts John O’Donohue, international anerkannter Dichter und Philosoph aus dem Westen Irlands. Einige seiner Werke wie die Gedichtsammlungen Connemara Blues und Echo der Seele wurden auch ins Deutsche übersetzt.
John O’Donohue, der mit Irisch als Muttersprache aufwuchs, wurde im County Clare geboren und lebte in Connemara. In Tübingen studierte er philosophische Theologie und promovierte 1990 über Hegel. Mit seiner Neuinterpretation alten keltischen Wissens wurde er zum Kultautor.

Sonnabend, 5. Januar 2008

Mit 72 Inhaftierten pro 100.000 Einwohnern hat Irland die zweitniedrigste Gefangenenrate in Europa, nur in Norwegen liegt sie mit 66/100.000 noch niedriger. Spitzenreiter in Europa sind mit 147 Gefangenen pro 100.000 Einwohnern England und Wales, gefolgt von Schottland mit 141 pro 100.000. In den USA mag man darüber nur müde lächeln, denn von 100.000 US-Amerikanern sind rund 700 inhaftiert.
Geht man nach den Geburtsanzeigen in der Irish Times, so waren Jack und Anna die beliebtesten Namen des Jahres 2007. Bei den Jungen folgten Harry, Tom und James, bei den Mädchen Lucy, Sophie, Ava, Emily Grace und Rachel. Irisch-gälische Namen tauchen unter den Top Ten nicht mehr auf.

Freitag, 4. Januar 2008

Der Verkehr auf den Straßen Nordirlands ist in den vergangenen 60 Jahren nicht gerade zurückgegangen, und doch gab es 2007 die geringste Zahl an Verkehrstoten seit 1947. Ein Meilenstein für die Verbesserung der Sicherheit auf den Straßen, meint die zuständige Umweltministerin Arlene Foster (DUP), doch werde dies den Hinterbliebenen der 112 im Straßenverkehr ums Leben gekommenen kaum ein Trost sein. Nordirland hat rund 1,8 Mio. Einwohner. Auf den Straßen der Republik (4,3 Mio. Einwohner) gab es im Jahr 2007 336 Tote.

Donnerstag, 3. Januar 2008

Die Steuerquellen sprudeln nicht mehr so, wie in den vergangenen Jahren. Während für das Jahr 2006 noch ein Überschuss in Höhe von € 2,2 Mrd. zu verzeichnen war, folgte 2007 ein Defizit von € 1,6 Mrd. In seinem ursprünglichen Haushaltsansatz war Finanzminister Brian Cowen von einem Defizit in Höhe von € 0,5 Mrd. ausgegangen, doch hatte er diesen Wert bereits im Herbst nach oben korrigiert.
Für das laufende Jahr sagt der Finanzdienstleister Davy Stockbrokers (vor allem auf Grund des deutlichen Abschwungs im Baugewerbe) nur noch ein Wirtschaftswachstum von 2,1 % voraus. Insgesamt sei die irische Wirtschaft jedoch gesund. (s.a. 30.03.07)

Mittwoch, 2. Januar 2008

Dublins Zukunft liegt nach Ansicht vieler Planer in der Höhe. Im kommenden Monat will die Stadtverwaltung ein Strategiepapier veröffentlichen, in dem Stadtbezirke für eine dichtere und höhere Bebauung vorgestellt werden.
Arbeiten ist gefährlich. Um ein Drittel auf 67 stieg im vergangenen Jahr in der Republik Irland die Zahl der tödlichen Unfälle am Arbeitsplatz. Als am gefährlichsten erwiesen sich die Jobs im Baugewerbe (18 Tote) und Fischereiwesen (12 Tote).

Dienstag, 1. Januar 2008

Wenige Tage nach ihrer Ermordung wird die frühere pakistanische Premierministerin und Politikerin Benazir Bhutto posthum mit dem 2007 Tipperary Peace Prize ausgezeichnet. “Frau Bhutto war eine unglaublich mutige und couragierte Frau”, so der Sprecher des Preiskomitees Martin Quinn, “die aus dem Exil in ihre Heimat zurückgekehrt war, um ihre Partei in die anstehenden Wahlen zu führen.” Mit dem Preis, der im April einem Mitglied der Familie im County Tipperary überreicht werden soll, wolle man sie für ihren mutigen Einsatz für Demokratie und Versöhnung in ihrem Land ehren.

Nachrichten aus Irland – Januar 2008