Nachrichten aus Irland

Oktober 2010

Neues aus Irland, zusammengefasst nach Berichten von RTÉ, der
Irish Times, des Irish Independent und weiteren Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Sonntag, 31. Oktober 2010

“Taoiseach Brian Cowen muss gehen – so fordern es zunehmend führende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens”, liest man heute im Irish Sunday Independent.
Dass er besser gehen sollte, wird kaum jeder abstreiten, doch ist es schon interessant, welche ‘führenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens’ es sind, die der Sunday Independent seinen Lesern mit dieser Forderung präsentiert: an erster Stelle Celia Larkin, die frühere Geliebte des früheren Regierungschefs Bertie Ahern, gefolgt vom dem in Korruptionsaffären verwickelten Kaufhauskönig Ben Dunne, dessen Portmonee für Politiker der Fianna Fáil stets offen stand.

Sonnabend, 30. Oktober 2010

Das Kreditvolumen, mit denen die irischen Banken bei der Europäischen Zentralbank in der Kreide stehen, stieg im Verlauf des Monats September von € 60 Mrd. auf € 83 Mrd. Zum Vergleich: bei den Niederlassungen ausländischer Bankinstitute in Irland erhöhte es sich im gleichen Zeitraum von € 32 Mrd. auf € 35 Mrd.
Die Gewerkschaften der im unteren Lohnbereich tätigen Angestellten des öffentlichen Dienstes wollen sich der im Croke Park Deal vereinbarten Streichung der ‘Bank Time’ widersetzen. Dabei handelt es sich um bis zu zwei bezahlte Freistunden pro Monat, die ihnen in den 1970-er Jahren zugebilligt wurden, um ihre vom Arbeitgeber ausgegebenen Gehaltsschecks zur Bank zu tragen und sie sich auszahlen zu lassen. Zwar gibt es diese Regelung seit 2003 bei Neueinstellungen nicht mehr, doch gilt sie weiterhin für die bis dahin abgeschlossenen Arbeitsverträge, auch wenn die Gehälter inzwischen auf die Konten der Arbeitnehmer überwiesen werden.

Freitag, 29. Oktober 2010

Für den Vorsitzenden von An Bord Pleanála John O’Connor liegt die Hauptverantwortung für die Ghost Estates bei den örtlichen Stadt- und Grafschaftsverwaltungen, die ohne auf den Bedarf zu schauen jegliche Bautätigkeit gefördert und seine Warnungen über das Ausmaß lange ignoriert hätten. Bis 2008 fehlende regionale und nationale Planungsrichtlinien hätten das Ihre zu dem Problem beigetragen. (s.a. 21.10.10)
Der ehemalige Taoiseach Bertie Ahern zeigt sich (ein bisschen) reumütig und rät in einem Interview mit einer polnischen Tageszeit der polnischen Regierung, die Finanzinstitute streng zu überwachen. Wäre ihm dies vor 2008 bewusst gewesen, hätte er Irland viele Probleme ersparen können. Er habe seinerzeit den Fehler begangen, den Bankern zu sehr zu trauen, und müsse die Schuld dafür bei sich selbst suchen. Was ihn jetzt allerdings nicht davon abhält, ein Interesse am Amt des irischen Staatspräsidenten anzudeuten, was er vor drei Jahren noch weit von sich gewiesen hatte.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Nachdem An Bord Pleanála dem Vorhaben im Wesentlichen zugestimmt hat, kann der Bau der Dubliner U-Bahn im Frühjahr beginnen. Das umstrittene Projekt gilt als das größte Bauvorhaben in der Geschichte des Landes, die Kosten werden zur Zeit auf € 3 Mrd. veranschlagt. Der Planung liegt die Annahme zugrunde, dass die unterirdische Verbindung zwischen Flughafen und Innenstadt von jährlich 35 Mio. Passagieren genutzt wird.
Siehe auch: 12.02.04, 02.11.05, 19.10.06, 07.08.07, 06.07.09, 27.07.10, 27.09.10, 05.10.10

Mittwoch, 27. Oktober 2010

15 Milliarden Euro will die Regierung in den kommenden drei Jahren einsparen, damit Irland im Jahr 2014 einen Haushalt vorweisen kann, der mit den EU-Richtlinien konform ist. Bei der Einbringung des Haushalts für das laufende Jahr ging man noch davon aus, dass Einsparungen in Höhe von € 7,5 Mrd. reichen. Man sei sich bewusst, heißt es, dass diese Kürzungen einen Einfluss auf den Lebensstandard der Menschen haben, doch gehe kein Weg an ihnen vorbei. Das irische Haushaltsdefizit liegt derzeit bei 14,4 %, zulässig sind nach den EU-Richtlinien 3 %. (s.a. 24.10.10)
Kein Sorgen um seinen Lebensstandard muss sich hingegen ein Dubliner aus dem südlichen Vorort Donnybrook machen, der am vergangenen Wochenende € 16,4 Mio. bei der Ziehung der Nationallotterie gewann. Er sei kein regelmäßiger Lottospieler, ließ der anonym bleibende Gewinner ausrichten, und werde den Gewinn mit seiner Familie teilen.

Dienstag, 26. Oktober 2010

Die Unruhen in Nordirland halten an. Ein Mob von rund zweihundert Menschen setzte in der vergangenen Nacht in Newtownabbey bei Belfast Autos und einen Bus in Brand und griff die Polizei mit Benzinbomben an. Die Polizei sieht die Ausschreitungen in Zusammenhang mit ihrer Operation Stafford, die die Aktivitäten der paramilitärischen loyalistischen UVF im Norden Belfasts während der Troubles untersucht.
Nach einer Studie des Verbands der irischen Kleinunternehmer gehen den über 8.000 Mitgliedern durch Krankheitstage jährlich mehr als € 563 Mio. verloren. Dabei kommen die Kleinunternehmen mit durchschnittlich 5 Krankheitstagen pro Mitarbeiter und Jahr noch gut weg. Bei den Großunternehmen sind es im Schnitt zehn.

Montag, 25. Oktober 2010

Braucht man ihn wirklich, fragt sich manch einer wenige Tage vor der Eröffnung des mit einem Kostenaufwand von mehr als € 600 Mio. errichteten neuen Terminal 2 des Dubliner Flughafens. Um 10 % ist im Verlauf dieses Jahres die Zahl der Passagiere gesunken und sinkt laut Auskunft der Flughafenbehörde derzeit um 2 % pro Monat weiter. Wesentlich stärker hat es Shannon erwischt, wo die Zahl der Fluggäste von Januar bis September um 29 % sank, während Cork mit einem Minus von 9 % am besten wegkam.
Als positive Auswirkungen der Wirtschaftskrise sank auf der Grünen Insel erstmals seit zwei Jahrzehnten der Ausstoß des Treibhausgases CO2, und zwar um acht Prozent. Als größter Produzent von CO2 gilt die Landwirtschaft mit einem Anteil von 29 %, gefolgt von der Energiewirtschaft und dem Verkehr mit einem Beitrag von jeweils über 20 %.

Sonntag, 24. Oktober 2010

Die Regierung schraubt ihre im Verlauf dieses Jahres gestiegenen Erwartungen an das Wirtschaftswachstum für 2011 und 2012 wieder zurück. Auf dem Arbeitsmarkt werde sich zu wenig tun, um aus der Rezession zu kommen, und es könne bis zu zehn Jahren dauern, ehe das Beschäftigungsniveau von Anfang dieses Jahrzehnt wieder erreicht ist, heißt es in einem Gutachten, dessen vollständiger Text im November veröffentlicht werden soll.
Siehe auch: 10.04.10, 24.06.10, 08.07.10

Sonnabend, 23. Oktober 2010

Man hatte eher auf eine Pop-Ikone oder einen der ‘üblichen politischen Verdächtigen’ von Daniel O’Connell über Charles Steward Parnell bis hin zu Patrick Pearse und den 1916-er Revoluzzern getippt, als der staatliche Rundfunk- und Fernsehsender in einer Umfrage nach dem ‘größten Iren’ suchte. Doch nicht nur zu meiner angenehmen Überraschung entschieden sich die Befragten in der Endrunde für John Hume, Friedensnobelpreisträger, Mitbegründer und langjähriger Vorsitzender der nordirischen SDLP und einer der Initiatoren des Friedensprozesses in Nordirland, von dem man seit seinem Ausscheiden aus der Politik im Jahr 2005 kaum noch etwas hört.

Freitag, 22. Oktober 2010

Ein Belfaster Gericht hat nun endgültig den Schlussstrich unter die Wahl zum britischen Unterhaus vom Mai gezogen und den Einspruch des gemeinsamen Kandidaten von DUP und UUP Rodney Connor im Wahlkreis Fermanagh / South Tyrone gegen den Sieg seiner Widersacherin Michelle Gildernew zurückgewiesen. Die Kandidatin der Sinn Féin hatte ihn mit einem Vorsprung von gerade einmal vier Stimmen geschlagen. (s.a. 07.05.10)
Einen nicht sehr freundlichen Empfang bereiteten die Limericker heute ihrem grünen Umwelt- und Innenminister John Gormley, der zur Einweihung des restaurierten Milk Market in die Stadt an der Shannon-Mündung gereist war. Grund sind Überlegungen in der Regierung, aus Kostengründen Stadtrat- und Stadtverwaltung mit dem Grafschaftsrat und der Grafschaftsverwaltung zusammenzufassen. Damit wäre der Minister, so der Abgeordnete John Gilligan, der erste Mann seit Oliver Cromwell, der Limerick das Stadtrecht nimmt. Tausend Jahre Stadtgeschichte würden damit entschwinden, hatte zuvor Limericks Bürgermeisterin Maria Byrne ihren Unmut zum Ausdruck gebracht.

Donnertag, 21. Oktober 2010

Laut einem Bericht des Innen- und Umweltministeriums gibt es mehr 2.800 sogenannte ‘Ghost Estates’ mit 120.000 Häusern, von denen 43.000 unbewohnt sind, auf der Grünen Insel. Diese Geistersiedlungen sind die Überbleibsel des Baubooms, Wohnungsbau-Projekte, die nach dem Ausbrechen der Rezession gestoppt wurden, da den Unternehmern die Käufer und das Geld ausging. Oft leben Bewohner von fertiggestellten Häusern zwischen anderen, die keine Käufer mehr finden und mangels Wartung wieder zu zerfallen drohen, und solchen, deren Bau bereits in einem frühen Stadium eingestellt wurde.
Selbst wenn man die leerstehenden Häuser an Obdachlose und die, die auf den Wartelisten für Sozialwohnungen stehen, vergeben würde, blieben noch Tausende übrig, denn niemand hatte sich seinerzeit Gedanken über den tatsächlichen Bedarf gemacht. Eine Expertenkommission soll nun eingerichtet werden um Vorschläge auszuarbeiten, was mit diesen Siedlungen geschehen soll.

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Rund 330.000 Arbeitstage gingen laut dem heute veröffentlichten statistischem Jahrbuch des CSO im vergangenen Jahr durch Arbeitskämpfe in Irland verloren, verglichen mit gerade einmal 4.000 im Jahr 2008. Dies ist die höchste Zahl seit einem Vierteljahrhundert. Den 74.000 Geburten standen 29.000 Todesfälle gegenüber, und die Bevölkerung des Landes wuchs um 5,2 % auf 4,45 Mio. Bei einem Drittel der Neugeborenen waren die Eltern nicht miteinander verheiratet.

Dienstag, 19. Oktober 2010

Bis zu einer Milliarde Euro will die Regierung laut Gesundheitsministerin Mary Harney im kommenden Jahr im Gesundheitswesen einsparen, doch wie, das vermochte sie nicht zu sagen. Denn 70 % der Ausgaben im Gesundheitsdienst entfallen auf Löhne und Gehälter, die durch den Croke Park Deal geschützt sind.
Der Einfluss des Dubliner Oberbürgermeisters, der sich auch 90 Jahre nach Beendigung der britischen Herrschaft noch Lord Mayor nennt, ist etwa mit dem Einfluss der englischen Königin auf die Politik ihres Landes zu vergleichen. Derzeit wird der bislang nur repräsentative Posten alljährlich von der einen Partei im Stadtrat an die nächste weitergereicht, doch das soll sich künftig ändern. Das Stadtvolk soll das Stadtoberhaupt direkt wählen und dem Amt neue Kompetenzen zugewiesen werden.
Dazu braucht es einen Mitarbeiterstab und eine Büroorganisation, und so wollte der Abgeordnete Phil Hogan von der Fine Gael vom für die Umorganisation zuständigen Umwelt- und Innenminister John Gormley wissen, mit welchen laufenden Kosten er für das neue Amt des Dubliner Oberbürgermeisters rechne. Der musste passen und konnte keine Zahlen nennen, zeigte sich jedoch überzeugt, dass die Kosten durch die Vorteile der Umgestaltung des Amtes aufgewogen würden.

Montag, 18. Oktober 2010

Der Regierungschef eröffnete am Wochenende die Verlängerung einer Straßenbahnlinie, sein Justizminister Dermot Ahern heute einen neuen Flügel mit 176 Zellen im Dubliner Wheatfield-Gefängnis, mit dem sich die Zahl der Plätze in dieser Haftanstalt auf über 600 erhöht. Irische Gefängnisse gelten als chronisch überfüllt. Erst am Donnerstag hatten sich im Mountjoy-Gefängnis 74 Gefangene zweieinhalb Stunden lang mit selbstgebauten Waffen verbarrikadiert, um auf ihrer Meinung nach unhaltbare Zustände hinzuweisen.
Siehe auch: 08.05.04, 18.07.05, 07.06.10, 15.08.10

Sonntag, 17. Oktober 2010

In Irland hat man wie in Deutschland für das Fernsehen eine Gebühr zu entrichten, doch funktioniert das dort ein wenig anders: Man erwirbt für € 160 eine Jahreslizenz, und wenn dann der TV Licence Inspector an die Tür klopft, präsentiert man sie ihm.
Zu den amüsantesten Sendungen im irischen Fernsehen gehören die Spots, in denen die Bürger des Landes ermahnt werden, den Erwerb dieser Lizenz nicht zu ‘vergessen’. In ihnen erscheint der TV Licence Inspector und sieht sich den kuriosesten Ausreden ausgesetzt, weshalb man seine Lizenz gerade nicht zu Hand hat. “Der Hund hat sie heute Morgen gefressen”, gehört dabei noch zu den am wenigsten einfallsreichen. An den folgenden Spot erinnere ich mich gerade: Es klopft an der Tür, der Inspektor steht auf der Schwelle und will die Lizenz sehen. Das Lächeln der jungen Frau versteinert sich, Tränen treten in ihre Augen, sie beginnt zu schluchzen, bricht fast zusammen: “Mein Mann hat mich verlassen, er hat mir alles genommen, mein Jungfräulichkeit, meine Ehre, meine Kinder ... meine Fernsehlize...e...e...enz.”

Wie dem auch sei, laut dem Bericht einer Sonntagszeitung will die irische Post das Gehalt ihrer TV-Lizenz-Inspektoren künftig an den Erfolg zu koppeln, es abhängig zu machen von der Zahl ihnen ins Netz gegangenen Delinquenten.

Sonnabend, 16. Oktober 2010

Die Vizepräsidentin der Sinn Féin Lou McDonald beklagt, dass der Regierungschef ihre Partei nicht zu den Konsens-Gesprächen über den Staatshaushalt eingeladen hat, zu denen er in der kommenden Woche mit Vertretern der Labour Party und Fine Gael zusammenkommt. Allerdings hatte die Partei schon im Vorfeld angekündigt, dass sie die von der Regierung geplanten Haushaltskürzungen in keinem Fall mittragen wird.
Bei dem Stress mit dem Staatshaushalt braucht ein Regierungschef dann und wann ein Erfolgserlebnis, und so ließ es sich Taoiseach Brian Cowen heute nicht nehmen, die Verlängerung der ‘Green Line’ der Dubliner Straßenbahn Luas, die vom Stephen’s Green in die südwestlichen Vororte führt, persönlich zu eröffnen. Bislang endete sie in Sandyford und führt nun über neun neue Haltestellen via Carrickmines nach Bride’s Glen. Damit haben rund 26.000 weitere Dubliner einen Straßenbahn-Anschluss ins Stadtzentrum – ein Fußmarsch von maximal 15 Minuten bis zur nächsten Haltestelle vorausgesetzt. Die Bahn verkehrt alle zehn Minuten und braucht von der neuen Endhaltestelle bis zum Stephen’s Green rund 40 Minuten. € 300 Mio. kostete die 7,5 Kilometer lange Erweiterung.

Freitag, 15. Oktober 2010

Nach längerem hin und her erklärt sich der Vorsitzende der Labour Party Eamon Gilmore bereit, einer Einladung von Taoiseach Brian Cowen an die Oppositionsparteien zu Gesprächen über einen überparteilich beschlossenen Staatshaushalts 2011 zu folgen, weist jedoch darauf hin, dass er einen solchen Konsens nicht erwarte. Gleichzeitig widerspricht der Regierungschef Spekulationen, er sei zu einer Kehrtwende in seiner Politik bereit, um bei der Abstimmung über den Haushalt die Zustimmung der Opposition zu erlangen.
Nach der Anglo Irish Bank und AIB Bank will nun auch die Bank of Ireland, die in der Bankenkrise vom Staat mit € 3,5 Mrd. unterstützt wurde, ihre Kunstsammlung zu Geld machen, sich dabei aber nicht von allen rund 2.000 Stücken trennen. In einer ersten Auktionsrunde sollen im kommenden Monat 155 Kunstwerke mit einem Schätzwert von € 1,3 Mio. versteigert werden und der Erlös an lokale Kunsteinrichtungen fließen. Viele Künstler kritisieren das Zerreißen der Sammlung und nennen die Aktion einen Ausverkauf.

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Seit gestern Vormittag verweigern sich die Flugbegleiter von Aer Lingus nach eigenen Angaben den neuen Dienstplänen und arbeiten ‘nach alter Vorschrift’. Dazu gehört ihre Weigerung, an den bisher für sie festgelegten Ruhetagen zu arbeiten und die Irland nicht berührende Strecke Washington-Madrid zu bedienen. Eine Auswirkung auf den Flugplan blieb bislang aus. Inzwischen haben auch die Piloten für Arbeitskampfmaßnahmen gestimmt, jedoch noch keine Streikwarnung ausgesprochen. Man geht davon aus, dass zunächst Vermittlungsgespräche vor der Labour Relation Commission stattfinden.
Für das gesamte Jahr 2010 erwartet Aer Lingus nach einem stark gesunkenen Verlust im ersten Halbjahr erstmals seit 2007 wieder einen Gewinn in Höhe von bis zu € 40 Mio., warnt jedoch, dass dieser durch den aktuellen Streit um die Dienstpläne gefährdet sei.

Siehe auch: 05.03.10, 11.03.10, 20.03.10, 30.07.10, 12.08.10, 09.10.10

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Glaubt man einer Untersuchung des statistischen Amts der Europäischen Union (EuroStat) zur psychischen Verfassung der Europäer, gehören die Iren trotz aller wirtschaftlichen Probleme zu den glücklichsten Menschen Europas. Nirgendwo sonst finde man so wenige Menschen mit psychischen oder emotionalen Problemen. Vier Fünftel der befragten Iren erklärten, sie hätten sich in den vergangenen vier Wochen ‘glücklich gefühlt’, und das, obwohl 30 % ihren Arbeitsplatz bedroht sahen.
Gerade einmal vier Prozent der Befragten gaben an, sie würden wegen Depressionen oder Ängste weniger zustande bringen, derweil 6 % meinten, sie hätte psychische Probleme, weil sie zu wenig zustande bringen. Alles in allem, lautet das Resümee, ist die Wahrscheinlichkeit für Iren, von Gereiztheit, Depressionen oder Niedergeschlagenheit befallen zu werden, geringer als bei ihren europäischen Nachbarn.

Dienstag, 12. Oktober 2010

“Irlands größter Internetprovider erringt einen bahnbrechenden Sieg gegen die Musikindustrie”, heißt es heute in einer Meldung. Zuvor hatte der High Court eine Klage von Warner Music, Universal Music, Sony BMG und EMI Records gegen den Provider UPC zurückgewiesen, die diesen zu einem schärferen Vorgehen gegen illegale Musik-Downloads bis hin zu Websperren zwingen wollten.
Zwar gestand der Richter ein, dass durch die von ihm selbst als ‘Plage’ bezeichnete ‘Internetpiraterie’ das Geschäft der Plattenfirmen unterwandert und eine wichtige heimische Industrie geschädigt wird, doch gebe es in Irland im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern keine gesetzliche Basis, auf Grund derer Internetprovider zu Websperren oder anderen Maßnahmen gegenüber Copyrightverletzern verpflichtet werden können.

Montag, 11. Oktober 2010

Nach einer am Freitag in einem Verbraucherportal veröffentlichten Auswertung deutscher Landesbausparkassen ist der durchschnittliche Preis für ein Haus in Irland mit € 200.000 mittlerweile auf das deutsche Niveau gesunken und liegt damit erheblich unter dem in Ländern wie Luxemburg (oberhalb € 500.000), Belgien (€ 316.000), den Niederlanden (€ 290.000) sowie Großbritannien und Frankreich (jeweils € 280.000).
Auf die Bauqualität wurde dabei nicht eingegangen, und so drücken es andere auch so aus: Ein schlecht isoliertes irisches Billighaus kostet im Mittel kaum noch mehr als ein solide gebautes deutsches Haus.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Schüler werden es wohlwollend zu Kenntnis nehmen und haben es eigentlich schon immer gewusst: In einem dem Parlamentsausschuss zur Curriculum-Reform vorgelegten Papier des Irish Primary Principals Network IPPN kommen die Leiter der Grundschulen des Landes zu dem Schluss, dass Hausaufgaben “nicht wirklich etwas bringen”. Effizientes Unterrichten im Klassenzimmer, das auf die unterschiedlichen Lernstile und Fähigkeiten der Schüler eingeht, würden den Lernerfolg ausmachen, während Hausgaben kaum dazu beitragen und oft nur “die Quelle für eine Unmenge Stress zwischen Eltern und Kinder” sind.

Sonnabend, 9. Oktober 2010

Im Streit um die neuen Dienstpläne haben die Flugbegleiter von Aer Lingus von Dienstag Vormittag an einen ‘Dienst nach alter Vorschrift’ angekündigt; d.h., sie wollen sich den neuen Regelungen verweigern. Worauf die Fluggesellschaft gestern allen, die sich daran beteiligen, das Streichen von Zusatzleistungen (vergünstigte Flüge, Krankengeld) bis hin zur sofortigen Entfernung von der Gehaltsliste androhte.
Siehe auch: 05.03.10, 11.03.10, 20.03.10, 30.07.10, 12.08.10
Laut der gemeinsamen Initiative PlanBetter (Besser Planen) der vier führenden Umweltgruppen An Taisce, Friends of the Earth, Friends of the Irish Environment and Feasta hat der Verkehrsminister eine Rechnung in Höhe von mindestens € 100 Mio. von dem Konsortium zu erwarten, das die Autobahn M3 und den Limericker Tunnel gebaut hat, da das versprochene Verkehrsaufkommen und die daraus erwarteten Mauteinnahmen nicht erreicht wurden. Die Rechnung werde noch deutlich höher ausfallen, wenn das Aufkommen auf dem gegenwärtigen Niveau bleibe oder gar sinke. (s.a. 24.08.10)

Freitag, 8. Oktober 2010

Seit 2001, drang in dieser Woche an die Öffentlichkeit, zahlte das Gesundheitsministerium jährlich € 250.000 auf ein Bankkonto, das auf die Namen zweier hochrangiger Funktionäre der Gewerkschaft SIPTU ausgestellt war. Dabei habe es sich um einen Zuschuss für Bildungsmaßnahmen gehandelt, verlautet aus dem Ministerium, doch warum dieser gewährt worden sei und wofür er verwendet wurde, könne man nicht mehr ermitteln, da keine Unterlagen aufzufinden seien.
In die Angelegenheit verwickelt ist auch die Gesundheitsbehörde HSE. Nach ihren Angaben wurde ein Teil der Zuwendungen, die sich über die Jahre auf mehr als € 2 Mio. beliefen, für Auslandsreisen von Mitarbeitern der Behörde sowie Gewerkschafts-Funktionären verwendet. Die Gewerkschaft hingegen lässt mitteilen, dass sie von solchen Zahlungen nichts weiß; das genannte Konto sei ihr unbekannt und nicht von ihr autorisiert.

Zum Zeitpunkt der Gewährung der Zuwendung wurde das Land von Arbeitskämpfen im Gesundheitswesen heimgesucht, worin manch einer einen Zusammenhang sieht. Für den Fine-Gael-Abgeordneten Jim O’Keeffe zahlte die Regierung in nichts anderes als in eine Schmiergeldkasse.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Der Direktor von Shannon Airport Martin Moroney sieht den Flughafen in einem Überlebenskampf. Der Airport mache an die Substanz gehende Verluste; sollte dies so bleiben, habe er keine Zukunft mehr. Unsinnige Meldungen, wie “dass auf dem Rollfeld Gras wachse”, rückten den Flugplatz in ein negatives Licht, in dem es “sehr, sehr schwer” sei, ihn erfolgreich zu betreiben. Darüber hinaus kündigte er rechtliche Schritte gegen die Fluggesellschaft Ryanair an, die ihrer in einem 5-Jahres-Vertrag eingegangenen Verpflichtung, 2 Mio. Passagiere nach Shannon zu bringen, nicht eingehalten habe.
Die nach 2004 von der Regierung angeschafften Wahlcomputer im Wert von € 51 Mio. werden jetzt endgültig als Elektronik-Schrott entsorgt, nachdem sich weder eine Verwendung noch ein Käufer für die Geräte gefunden hatte. Rund eine halbe Million Euro pro Jahr kostete allein ihre Lagerung. Eine Bürgerinitiative hatte gerichtlich verhindert, dass die Geräte weitergenutzt werden dürfen.
Siehe auch: 20.09.02, 10.07.08, 29.04.09, 13.09.09
Das Ende eines Nachspiels. Im Februar sah sich der frühere Chef der Green Party und Staatsminister für Ernährung und Gartenbau Trevor Sargent gezwungen zurückzutreten, nachdem er sich in einem Schreiben mit dem Briefkopf des Landwirtschaftsministeriums an die Polizei gewandt und darum gebeten hatte, die Strafe für einen Bürger seines Wahlkreises in Höhe von 500 Euro zu überdenken. Dies führte zur vorübergehenden Festnahme einer Polizistin, die verdächtigt wurde, das Dienstgeheimnis gebrochen und den Vorfall an die Presse weitergeleitet zu haben. Anschließend wurde der Generalstaatsanwalt eingeschaltet, der das Strafverfahren gegen die Frau gestern ohne nähere Begründung einstellte. (s.a. 24.02.10, 19.03.10)

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Die nordirische Ulster Unionist Party und die britischen Konservativen beenden ihre Allianz, die, so verlautet nach einem Gespräch zwischen dem neuen UUP-Vorsitzenden Tom Elliott und dem britischen Premierminister und Chef der Konservativen David Cameron, in der gegenwärtigen Form nicht haltbar sei. Sie hatte bei den Wahlen zum britischen Unterhaus im Mai in Nordirland keinen einzigen Sitz errungen.
Die Auflösung der Allianz kommt nicht überraschend, da der neue UUP-Vorsitzende in seiner Partei nicht zu ihren Befürwortern zählte und sich schon vor seiner Wahl für eine größere Nähe zum Oranierorden und anderen loyalistischen Vereinigungen sowie engere Beziehungen zur DUP ausgesprochen hatte.

Siehe auch: 24.07.08, 28.09.08, 01.03.09
Die Real IRA übernimmt die Verantwortung für einen Bombenanschlag vor dem Derry Shopping Centre, bei dem gestern kurz nach Mitternacht eine 100 kg-Autobombe explodierte und erheblichen Sachschaden an Gebäuden verursachte. Eine Stunde zuvor war eine Bombenwarnung eingegangen und das Areal abgesperrt worden. Zwei Polizisten wurden leicht verletzt, ein Hotel, ein nahe gelegenes Altenheim und mehrere Wohnungen evakuiert.
Als seine Regierung im September 2008 eine uneingeschränkte Bank-Garantie verkündete, sei ihm nicht bekannt gewesen, dass die Anglo Irish Bank kurz vor dem Bankrott stand, betonte gestern Taoiseach Brian Cowen auf Nachfrage des Vorsitzenden der Labour Party Eamon Gilmore. Das sei “sehr verwunderlich”, meinte dieser, wo es doch zuvor eine Krisensitzung mit Vertretern der Bank of Ireland und AIB-Bank gegeben habe, die über die drohende Insolvenz der Anglo Irish Bank, die bei ihnen um Übernahme nachgesucht hatte, informiert gewesen waren.
Siehe auch: 30.09.08, 17.01.09, 24.03.10, 25.03.10, 10.06.10, 01.09.10, 02.09.10, 08.09.10, 09.09.10, 29.09.10, 01.10.10

Dienstag, 5. Oktober 2010

Wer die Statuen Daniel O’Connell und James Larkin an Dublins O’Connell Street fotografieren möchte, sollte sich beeilen, denn im Rahmen der Arbeiten an der geplanten U-Bahn vom Stephen’s Green zum Flughafen sollen sie im Frühjahr für mindestens fünf Jahre in die zum Nationalmuseum gehörende Collins-Kaserne umziehen.
Über den Sinn oder Unsinn des Projekts gibt es unterschiedliche Meinungen auch in der Opposition. Während der Labour-Vorsitzende Eamon Gilmore am Sonnabend bei einem Radiointerview verlauten ließ, seine Partei werde es, sollte sie an die Macht kommen, aus dem Nationalen Entwicklungsplan herausnehmen und andere priorisieren, die “mit großer Wahrscheinlichkeit mehr Arbeitsplätze schaffen”, sprach sich der Dubliner Abgeordnete und frühere verkehrspolitische Sprecher der Partei Tommy Broughan dafür aus, den U-Bahn-Bau in jedem Fall weiterzuverfolgen.

Siehe auch: 12.02.04, 02.11.05, 19.10.06, 07.08.07, 06.07.09, 27.07.10, 27.09.10
Hier noch eine Meldung aus der heutigen Ausgabe der Irish Times: “Die im Januar eingeführte Beschränkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit im Dubliner Stadtzentrum auf 30 km/h wird auf einigen Straßen wieder aufgehoben, da sich herausgestellt hat, dass sich die Autofahrer nicht daran halten.”

Montag, 4. Oktober 2010

Das Stimmungshoch, in dem sich die irische Labour Party derzeit befindet, drückt sich auch in der Entwicklung der Mitgliedszahlen aus. So stieg ihre Zahl nach Angaben der Generalsekretärin der Partei Ita McCaulisse im vergangenen Monat um 650, verglichen mit einem Anstieg von 160 im September 2009. Derweil lässt die Fianna Fáil mitteilen, dass für die letzten Monate keine Zahlen zur Mitgliederentwicklung zu Verfügung stehen, die Fine Gael spricht von etwas 80 neuen Mitgliedern pro Monat, und die Green Party hatte im September 360 Mitglieder weniger als zu Jahresbeginn.
Landesweit hat die Fianna Fáil derzeit rund 65.000 Mitglieder, die Fine Gael 35.000, die Labour Party 10.000 und die Green Party 1.400.

Sonntag, 3. Oktober 2010

Im August hatte die im letzten Monat 81 Jahre alt gewordene gläubige Katholikin Jennifer Sleeman für den 26. September alle Frauen des Landes zu einem kollektiven Boykott der Sonntagsmesse aufgerufen, um damit gegen die Kirchenhierarchie und ihre Einstellung zu Frauen als ‘Bürger zweiter Klasse’ zu demonstrieren. Der Tag des Boykotts ist nun eine Woche her, und was ist daraus geworden?
Nichts, sagt die Kirchenhierarchie; der Aufruf sei ins Leere gelaufen, und in einige Kirchen seien gar mehr Menschen gekommen als an den Sonntagen der Wochen zuvor. Dem widerspricht die neu gegründete Association of Catholic Priests, die von einer “substanziellen Unterstützung des Boykottaufrufs” berichtet und die Reaktion ihrer Bischöfe als ein nicht hilfreiches Triumphieren bezeichnet. Man erkenne an, dass die Position der Frauen in der katholischen Kirche ein schwieriger und oft polarisierender Streitpunkt sei. Diesem müsse man sich stellen und ihn so offen und ruhig wie möglich diskutieren.

Sonnabend, 2. Oktober 2010

“Das Rennen zum Bau von 250 Windfarmen ist eröffnet”, hieß es im Juni, doch wirft die irische Windenergie-Vereinigung auf ihrem gestern begonnenen Jahreskongress in Galway der Regierung vor, die Realisierbarkeit von 80 % der Projekte und damit die langfristige Schaffung von bis zu 20.000 Arbeitsplätzen durch Trägheit und Bürokratismus zu gefährden. Allein 120 Projekte seien derzeit durch Planungsprobleme, verzögerte Lizenzvergaben und fehlende Koordination blockiert. Landesweit sind zirka 60 Agenturen und Firmen in den Ausbau der Windenergie involviert.
Mit der Ankunft einer Schiffsflottille in Richmond Harbour beim Dorf Clondra in der Grafschaft Longford wurde gestern die “Wiedervereinigung von Royal Canal und dem Shannon” gefeiert. Fast ein halbes Jahrhundert nach seiner Schließung im Jahr 1961 kann man nun wieder per Boot aus dem Dubliner Norden quer durch Irland bis zur Westküste fahren. Überlegungen, den bis zu seiner Mündung in den Shannon 146 km langen Royal Canal mit seinen zum Teil nicht mehr funktionsfähigen 46 Schleusen für Freizeitskipper wieder schiffbar zu machen, gibt es seit 1974. Mit einem Kostenaufwand € 36 Mio. wurde das Projekt nun abgeschlossen.
Wer gerne ein Pferd hätte, gehe nach Dublin und hole sich eines. Nach den Worten des Dubliner Stadtrats Philip Maguire ist ihr Wert in der Hauptstadt derart gesunken, dass man sie im Tausch gegen ein Handy oder für 15 Euro bekommt. Offiziell gebe es in Dublin nur 30 zugelassene Pferde, berichtete er in dieser Woche einem Untersuchungsausschuss des Landwirtschaftsministeriums, doch befänden sich Hunderte von herrenlosen Pferde in der Stadt, ausgesetzt von Besitzern, die sie nicht länger halten können. Die Tiere würden von Autos gerammt, bis zum Zusammenbruch geritten, geschlagen und ‘zum Spaß’ mit brennbaren Flüssigkeiten übergossen und angezündet.

Freitag, 1. Oktober 2010

Nachrichten aus Irland – Oktober 2010