Nachrichten aus Irland

Juli 2009

Neues aus Irland, zusammengefasst nach Berichten von RTÉ, der
Irish Times, des Irish Independent und weiteren Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Freitag, 31. Juli 2009

Finanzminister Lenihan stellt den Gesetzentwurf zur Gründung der National Asset Management Agency (NAMA) vor. Dahinter verbirgt sich eine ‘Bad Bank’, die sogenannte notleidende (nicht abgesicherte) Kredite sanierungsbedürftiger Banken übernehmen und abwickeln soll. Schätzungen zufolge soll NAMA zwischen 80 und 90 Mrd. an solchen ‘toxischen Immobilienwerten’ von Banken und Bausparkassen aufkaufen, um ihnen damit neuen finanziellen Spielraum zu verschaffen.
Der amerikanische Staatspräsident Barack O’Bama Obama verleiht der ehemaligen irischen Staatspräsidentin Mary Robinson (rechts ihre Biografie von Lorna Siggins) mit der Presidential Medal of Freedom die höchste zivile Auszeichnung seines Landes. Hervorgehoben wurde bei der gestrigen Ankündigung der Auszeichnung ihre Rolle als erstes weibliches Staatsoberhaupt ihres Landes, ihre Tätigkeit im irischen Senat sowie ihr Wirken als UN-Hochkommissarin für Menschenrechte und in vielen Nicht-Regierungsorganisationen. Ehe Frau Robinson 1990 in Áras an Uachtaráin einzog, war sie Rechtsanwältin und Professorin für Kriminalrecht.

Donnerstag, 30. Juli 2009

Die Sinn Féin war auch im vergangenen Jahr in Nordirland die Partei mit der am besten gefüllten Kasse: dort registrierte Einnahmen in Höhe von £ 1.115.391 standen Ausgaben von £ 1.148.992 gegenüber. Die DUP, die Nordirlands Regierungschef stellt, hatte Einnahmen und Ausgaben von weniger als £ 250.000 zu verzeichnen, und die UUP Einnahmen von £ 383.504 und Ausgaben von £ 397.734. Im republikanisch-nationalen Lager machte die SDLP einen kleinen Gewinn: ihren Einnahmen in Höhe von £ 291.931 standen Ausgaben von £ 290.169 gegenüber. Hinzu kamen bei der Sinn Féin Einnahmen in der Republik in Höhe von € 1.367.117, doch da man auch recht viel Geld ausgab, kam am Ende ein Defizit von rund € 100.000 dabei heraus.
Knapper als die Sinn Féin sind derzeit die gemeinen Bürger bei Kasse. Nach einer Untersuchung von Retail Excellence Ireland in 8.500 Läden gaben sie im zweiten Quartal dieses Jahres 16 % weniger beim Shoppen aus als im zweiten Quartal 2008 – wobei für Herrenmode 26 % und für Damenmode nur 17 % weniger in die Ladenkassen flossen.
Nach 46 Jahren kann man wieder von Midleton nach Cork und zurück mit der Eisenbahn fahren. Zu den Passagieren des ersten Zuges gehörte heute Verkehrsminister Noel Dempsey, der – wie alle heutigen Passagiere – dafür nichts zahlen musste. Die Kosten für die Wiedereröffnung der Strecke lagen bei € 75 Mio.

Mittwoch, 29. Juli 2009

Nach einem Treffen mit dem neuen US-Botschafter bestätigt Justizminister Dermot Ahern, dass Irland bereit ist, zwei frühere Gefangene aus dem US-Gefangenenlager an der Guatanamo Bay aufzunehmen. Es handele sich um zwei Männer aus Usbekistan, von denen keine Gefahr ausgehe und denen bei einer Abschiebung in ihr Heimatland Verhaftung und Folter drohe.
Die Irish Cancer Society (ICS) fordert, Sonnenbänke, die laut einer neuen Studie ein ebenso hohes Gefährdungspotential wie Zigaretten und Asbest haben, grundsätzlich zu verbieten. Nach der Studie steigt die Wahrscheinlichkeit an Hautkrebs zu erkranken um 75 %, wenn sich Menschen vor dem dreißigsten Lebensjahr auf Sonnenbänke legen. (s.a. 21.07.03, 24.08.04)
Auf Antrag der Verbraucherbehörde erklärt der High Court das von den Verbänden der Pubbesitzer verkündete einjährige Einfrieren der Preise für alkoholische Getränke für wettbewerbswidrig. Daraufhin haben diese ihre Mitglieder nun angeschrieben und darauf hingewiesen, dass die Absprache nicht mehr gilt. (s.a. 02.12.08, 12.03.09)

Dienstag, 28. Juli 2009

Nach den Gefangenen die Touristen. Die Gefangeneninsel Spike Island vor der südirischen Hafenstadt Cobh soll eine Touristenattraktion werden. Seit dem 17. Jahrhundert bis zum Ende der Cromwell-Kriege wurden hier die Deportierten zu den Westindischen Inseln zwischengelagert, im 18. und 19. Jh. diente sie als Sammelstelle für die Gefangenen in die Kolonien. Während der Großen Hungersnot waren bis zu 2.500 Menschen auf Spike Island eingekerkert, die meisten wegen ‘Diebstahl von Lebensmitteln’. 1938 verließen die britischen Truppen die Insel und übergaben sie mit 500 Gefangenen an Taoiseach Éamon de Valera. Im Jahr 2004 wurde das Gefängnis endgültig geschlossen.

Montag, 27. Juli 2009

Nach den 35.000 bis 40.000 Pilgern, die im vergangenen Jahr am Reek Sunday den Croagh Patrick bestiegen hatten, waren es nach einer Schätzung der Polizei gestern nur 20- bis 25-tausend. Drei Personen mussten bei dem nasskaltem Wetter anschließend ins Krankenhaus. Etwa fünfzig Büßer wurden medizinisch vor Ort behandelt, davon einige Kinder, die an Unterkühlung litten. Entgegen allen Warnungen, hatte viele darauf bestanden, den Berg barfuß zu erklimmen. Angeführt wurde der Pilgerzug vom Erzbischof von Tuam Michael Neary, der um 10.30 Uhr in der Kapelle auf dem Gipfel die Andacht hielt.
Die Iren gelten als überaus gesellig – man erinnere sich an die vielen Geschichten von Peig Sayers bis Alice Taylor, in denen sich die Dorfgemeinschaft allabendlich zum Plausch an einem der Kamine versammelt. Sollte das in alten Zeiten so gewesen sein, ist es nach einer von Senator Dominic Hannigan (Labour Party) initiierten Umfrage nicht mehr weit damit her. Der Senator ließ 8.000 Haushalte in ländlichen Regionen der Grafschaft Meath anschreiben, 700 Fragebögen kamen zurück und wurden ausgewertet. Nur 38 % derer, die antworteten, hatten mehr als einmal pro Woche Kontakt mit einem Nachbar, während 35 % angaben, maximal einmal im Monat einen zu treffen.
Nachdem seit heute einige Straßenzüge am College Green zu den morgendlichen und nachmittäglichen Stoßzeiten als ‘Buskorridor’ für den privaten und gewerblichen Autoverkehr gesperrt sind, senkt Dublin Bus die Fahrpreise. Für viele Strecken in der City, wie z.B. von der O’Connell Street zum Merrion Square, gilt nun ein Fahrpreis von 50 Cent. Der Buskorridor darf auch von Taxis und Radfahrern genutzt werden.

Sonntag, 26. Juli 2009

Der IKEA-Express, der Möbelkäufer aus Dublin, Drogheda und Dundalk zur bislang einzigen irischen Niederlassung des schwedischen Discounters bei Belfast brachte, hat ausgedient, denn morgen öffnet in Ballymun im Norden der irischen Hauptstadt die erste IKEA-Zweigstelle der Republik. Rund 500 Mitarbeiter beschäftigt der mit 31.500 m² Verkaufsfläche größte Möbelladen Irlands, mehr als 1.000 Kunden pro Stunde werden erwartet. Die Geschäftsführung verspricht Preise, die mit denen der Belfaster Niederlassung mithalten können, und geht davon aus, dass sie mit dem Erstarken des britischen Pfund bis Weihnachten darunter liegen.

Sonnabend, 25. Juli 2009

Die Royal Bank of Scotland erwägt, ihr gesamtes Zweigstellenetz auf der irischen Insel zu schließen. Im Januar 2006 wurden die ersten Zweigstellen in der Republik eröffnet, die in der Folge unter der Bezeichnung Halifax Ireland operierten. Im vergangenen Jahr fuhr die Bank of Scotland einen Rekordverlust von £ 28 Mrd. (ca. € 31 Mrd.) ein.
Anstelle der gestrichenen, an die Eltern gezahlten Beihilfen für die Kleinkind-Betreuung soll ab Herbst eine kostenlose Vorschulbetreuung für Kinder im Alter zwischen 3¼ und 4½ Jahren angeboten werden. Man rechnet damit, dass diese von etwa 70.000 Kindern in Anspruch genommen wird. Den Betreibern der Vorschulen will der Staat bis zu 280 € pro Kind und Monat zahlen. Einige Anbieter, die bislang direkt bei den Eltern höhere Beiträge erhoben hatten, warnen, sie müssten unter diesen Umständen ihre Einrichtung schließen.

Freitag, 24. Juli 2009

Die Arbeitgeber sollten sich darauf einstellen, warnte gestern die Gesundheitsbehörde HSE, dass in den nächsten Wochen in Folge der Schweinegrippe 15 % ihrer Mitarbeiter nicht zur Arbeit erscheinen, und erforderliche organisatorischen Maßnahmen ergreifen. Den Firmen wird empfohlen, einen Pandemie-Koordinator zu ernennen. Als erste Diözese forderte gestern die Diözese Ferns die Menschen auf, bei Grippe-Symptomen nicht zur Messe zu kommen. Auch sollten sich die Gottesdienstbesucher während der Messe zum Friedensgruß nicht mehr die Hände reichen.

Donnerstag, 23. Juli 2009

Nach dreistündiger Beratung mit dem von ihr einberufenen Staatsrat unterzeichnet Staatspräsidentin Mary McAleese am Vormittag die von den beiden Kammern des Parlaments verabschiedete Criminal Justice (Amendment) Bill und Defamation Bill. Damit treten die beiden umstrittenen Gesetze in Kraft.
Der Generalsekretär des Dachverbands der irischen Gewerkschaften David Begg weist Überlegungen von Finanzminister Brian Lenihan, den staatlich festgelegten Mindestlohn zu kürzen, zurück. Eine Kürzung des Mindestlohns zu erwägen, bedeute die ‘Schwelle des Anstands zu überschreiten’, was von den Gewerkschaften nicht toleriert werden würde.
Aus der sich langsam leerenden Verschenkkiste unseres Buchspenders hole ich erneut ein Buch, das in meine eigene Bibliothek gewandert wäre, wenn es dort nicht schon stände: Henry Vollam Mortons Wanderungen in Irland.
Eine Reisebuch, das zu einem Klassiker geworden ist. Als einer der ‘ersten Entdecker nach Gründung des irischen Freistaates’, wie es auf dem ursprünglichen Klappentext hieß, machte sich der englische Journalist und Reiseschriftsteller Henry Vollam Morton Ende der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts auf die Suche nach Irland. In Search of Ireland, auf der Suche nach Irland, nannte er folglich seinen Bericht, eine historische Momentaufnahme fast noch im Schatten des Unabhängigkeits- und Bürgerkriegs. Der Societäts-Verlag machte ‘Wanderungen in Irland’ daraus.

“Ich kam mir so recht wie der Narr der Gesellschaft vor”, schreibt der Autor beim Anblick seiner Mitreisenden auf der Fähre, “denn ich hatte die vielleicht dümmste und undankbarste Aufgabe übernommen, die sich ein Mann nur stellen kann: ich wollte dem Berg von Büchern über Irland noch eines hinzufügen. Die anderen Reisenden wollten nur angeln, Golf spielen, die alte Heimat wiedersehen oder einen Sünder ermahnen. Ich aber stand auf weit gefährlicherem Boden, und ich wusste es wohl.” Die Reise ging von Dublin aus gen Süden einmal um Irland herum und endete mit einem Blick vom Hügel von Tara. Aber was ihm das Land wirklich erschloss, war der Umgang mit seinen Bewohnern, den Bauern, Fischern, Gutsherren, Mönchen, Dichtern und all den Originalen, die ihm Irlands Geschichten erzählten.

Das in grünes Leinen gebundene Buch, gut erhalten doch mit ein paar Gebrauchsspuren am Schnitt, geht an den ersten Interessenten bzw. die erste Interessentin, der oder die sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Gerade einmal 10 Minuten dauerte es, bis sich der erste Interessent meldete. Das Buch geht an einen Leser aus 49356 Diepholz.

Mittwoch, 22. Juli 2009

Die in der Vintners’ Federation of Ireland zusammengeschlossenen Pubbesitzer außerhalb der irischen Hauptstadt drohen der Regierung, ihre Kunden könnten beim kommenden Referendum über die EU-Verfassung mit Nein stimmen, sollte der Verkehrsminister eine Empfehlung der Behörde für Straßensicherheit aufgreifen und die Grenze für den maximal zulässigen Blutalkoholgehalt im Straßenverkehr von 0,8 auf 0,5 ‰ senken. Die Menschen auf dem Land würden so in ihre Wohnungen eingesperrt und beim Referendum ihren Unmut darüber auslassen. Hinzu komme die zu erwartende Schließung von mehr als 1.000 Pubs.
Von der Finanz- und Bankenkrise bleibt die Kirche nicht unberührt. So haben die Geldanlagen der Diözese Killaloe nach einer Mitteilung ihres Bischofs Willie Walsh nur noch einen Wert von € 2 Mio. verglichen mit € 9 Mio. vor der Bankenkrise. Dabei handelt es sich um Geld, das der Diözese im Verlauf von hundert Jahren in Testamenten vermacht worden war, damit diese es anlegt und die Zinsen wohltätigen Zwecken zuführt.
Die Gehälter des Bischofs und der 100 Priester der Diözese wurden in diesem Jahr um acht bis zwölf Prozent gekürzt, die der Laien-Angestellten zwischen 6 und 7 %. Die Priester verdienen zwischen 20.000 und 25.000 Euro im Jahr.

Dienstag, 21. Juli 2009

Der angekündigte Bericht über den Kindesmissbrauch von Priestern und Ordensleuten in der Erzdiözese Dublin zwischen 1975 und 2004 wird Justizminister Dermot Ahern übergeben. 450 Opfer von Kindesmissbrauch werden aufgeführt und 15 Täter namentlich genannt. Die Untersuchung richtete sich gegen zum Teil verstorbene 46 Priester und 19 Bischöfe und Weihbischöfe, die die Taten der Priester in ihrer Diözese verschleiert und sie weiter im Kirchendienst belassen hatten, darunter auch vier frühere Erzbischöfe von Dublin und Kardinal Desmond Connell als Vorgänger des derzeitigen Erzbischofs Diarmuid Martin.
Der Justizminister wird den Bericht an den Attorney General weiterleiten; wann er in voller Länge veröffentlicht wird, ist noch offen. Auf den ersten Blick überraschend bitten mit One in Four und dem Dublin Rape Crisis Centre zwei Einrichtungen zur Unterstützung der Opfer den Minister, die Veröffentlichung zurückzustellen. Nach der Publikation des Ryan-Reports hatten sich so viele Betroffene bei ihnen gemeldet, dass sie sie kaum betreuen können.

Siehe a.: 18.06.01, 12.04.02, 19.04.02, 12.05.02, 06.10.02, 19.10.02, 20.10.02, 16.12.02, 06.02.03, 04.05.03, 12.05.03, 27.08.03, 29.08.03, 25.10.03, 26.04.04, 05.05.04, 30.05.04, 04.08.04, 29.09.04, 22.03.05, 25.10.05, 09.11.05, 10.11.05, 09.03.06, 09.06.06, 26.10.06, 25.08.07, 15.01.08, 01.02.08, 04.02.08, 11.02.08, 20.03.08, 22.03.08, 28.04.08, 17.12.08, 22.12.08, 24.12.08, 01.01.09, 03.01.09, 06.01.09, 14.01.09, 24.01.09, 07.03.09, 21.05.09, 22.05.09, 24.05.09, 25.05.09, 27.05.09, 31.05.09, 07.06.09, 28.06.09

Montag, 20. Juli 2009

Im Alter von 78 Jahren starb gestern in New York Frank McCourt, der 1996 mit Angela’s Ashes (Die Asche meiner Mutter), seinen Kindheits-Erinnerungen aus Limerick, zu Weltruhm gelangte. “Natürlich hatte ich eine unglückliche Kindheit”, schreibt er auf der ersten Seite, “eine glückliche Kindheit lohnt sich ja wohl kaum. Schlimmer als die normale unglückliche Kindheit ist die unglückliche irische Kindheit, und noch schlimmer ist die unglückliche irische katholische Kindheit.” Von der Verfilmung des Bestsellers waren vier Jahre später nicht aller Limericker begeistert – ein Werbefilm für den Tourismus ist er nicht. Rechts Frank McCourt auf dem Buchdeckel des zweiten Teils seiner Erinnerungen ’Tis. A Memoir (Ein rundherum tolles Land).

Sonntag, 19. Juli 2009

Unmittelbar vor den Sommerferien wurden vom Parlament und Senat mit der Criminal Justice Amendment Bill und Defamation Bill zwei umstrittene Gesetze verabschiedet und an die Staatspräsidentin zur Unterschrift weitergleitet. Doch diese zögert, hat in einigen, nicht genannten Punkten Fragen ob der Verfassungsmäßigkeit und für Mittwoch den Council of State einberufen, um sich beraten zu lassen.
Kein Problem hingegen hatte die Staatspräsidentin mit der Unterzeichnung des Broadcasting Act 2009, mit dem nach 40 Jahren zwei Schreibefehler im Namen der staatlichen Rundfunk- und Fernsehgesellschaft RTÉ beseitigt werden. Bisher stand diese Abkürzung für Radio Telefís Éireann (zu vergleichen vielleicht mit einem ‘Deutschen Runtfunk und Feernsehen’); mit Hilfe der Unterschrift der Präsidentin heißt es nun grammatikalisch korrekt Raidió Teilifís Éireann.

Sonnabend, 18. Juli 2009

Keiner der beiden nach dem im April erfolgten Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden von Aer Lingus Dermot Mannion gehandelten Nachfolge-Kandidaten Niall Walsh (sein Stellvertreter) und Sean Coyle (Finanzvorstand) hat das Rennen gemacht, sondern ein dritter mit dem nicht ganz so irisch klingenden Namen Christoph Mueller. Zuletzt nicht allzu erfolgreich bei TUI Travel tätig, rätselt man, was ihm den Posten eingebracht hat. Dass er der letzte Chef der 2002 in die Pleite geflogenen Fluggesellschaft Sabena (eine Tochter der gleichfalls in Konkurs gegangenen Swissair) war, kann es doch nicht gewesen sein?

Freitag, 17. Juli 2009

In einem ersten Kommentar zu den gestrigen Empfehlungen von An Bord Snip Nua lässt Taoiseach Brian Cowen verlauten, man werde diese sorgfältig prüfen. In der gegenwärtigen Finanzkrise sei kein Sektor ‘immun vor Einschnitten’.
Auch die Touristen bringen weniger Geld auf die grüne Insel. So kamen nach Zahlen des CSO im Mai dieses Jahres mit 657.600 Touristen 22,5 % weniger ins Land als im Mai 2008 (805.700). Das ist der stärkste Rückgang, seit die Statistiker im Jahr 2000 die Besucher zu zählen begonnen hatte.
Bei allem Jammern will man in Irlands Nobelkaufhaus Brown Thomas von Rezession nichts wissen. Das R-Wort sei aus den Räumen von Brown Thomas verbannt, so diese Woche Einkaufsdirektor Stephen Sealy bei der Vorstellung der neuen Modekollektion: “Wir reden nicht drüber. Sicher, die Menschen kaufen vielleicht ein bisschen weniger, aber es ist unser Job, sie dazu zu verführen, wunderschöne Dinge und Neuheiten zu kaufen.” Was mich an eine Anzeige in der Irish Times aus dem Jahr 1995 erinnert, eine ganzseitige weiße Seite mit einem kleinen Text in der Mitte: Freud beklagte nicht zu wissen, was eine Frau wirklich will – er hätte zu Brown Thomas kommen sollen.

Donnerstag, 16. Juli 2009

Nach einigem Zögern und Druck aus den Reihen der Opposition veröffentlicht die Regierung die Vorschläge ihrer ‘Neuen Schnipp-schnapp-Kommission’ An Bord Snip Nua zur Sanierung des Haushalts. € 5,2 Mrd. könnten eingespart werden, meint die Kommission unter dem Vorsitz des Wirtschaftswissenschaftlers Colm McCarthy vom UCD, wenn sie realisiert und 17.000 Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst gestrichen würden.
Zu diesen Vorschlägen gehört die Reduzierung der Zahl der Kommunalverwaltungen (City und County Councils) auf 22. So sollen die City Councils (Stadtverwaltungen) von Cork, Limerick, Waterford und Galway in die jeweiligen County Councils (Kreisverwaltungen) eingegliedert und andere County Councils zusammengefasst werden. Gemeinderäte unterhalb der City Councils, wie z.B. der Westport Town Council, sind nach Ansicht der Kommission überflüssig. Für ebenso überflüssig halten die Experten das Ministerium für Gemeinden, ländliche Regionen und die Gaeltachtgebiete. Das Ministerium für Sport, Kunst und Tourismus wird gleichfalls zur Disposition gestellt, die Ausgaben für Sport und Kunst sollten bis dahin um jeweils € 20 Mio. gekürzt werden.

€ 1,5 Mrd. will die Kommission durch Kürzung von Sozialleistungen einsparen, des weiteren die Ausgaben der Gesundheitsbehörde HSE um € 300 Mio. reduzieren, Schulen in ländlichen Regionen zusammenfassen und staatseigene Ländereien verkaufen, sobald die Grundstückspreise wieder steigen.
Die britische Regierung will entgegen ihrer ursprünglichen Absicht die Common Travel Area zwischen Großbritannien und der Insel Irland beibehalten. Dies bedeutet, das Iren bei der Einreise nach Großbritannien und Briten bei der Einreise nach Irland auch künftig keinen Reisepass benötigen. Der Plan hatte bei nordirischen Unionisten für Empörung gesorgt, da auch sie dann nur mit einem Pass ins ‘britische Mutterland’ hätten reisen können.
Siehe auch: 24.10.07, 08.11.07, 01.08.08

Mittwoch, 15. Juli 2009

Mit großer Mehrheit passierte gestern Abend das vom Parlament bereits verabschiedete umstrittene ‘Ermächtigungsgesetz’ für die irische Polizei den Senat. Während selbst die oppositionelle Fine Gael dafür stimmte – sie mochte sich wohl nicht dem Vorwurf aussetzen, sie sei nicht für Recht & Ordnung – enthielten sich die beiden Senatoren der mit der Fianna Fáil koalierenden Green Party der Stimme. Mit ihrem Abstimmungsverhalten wollten sie signalisieren, so heute Morgen ihr Senator Dan Boyle, dass die Parteibasis mit der Politik der Regierung und dem Input Grünen unzufrieden ist. (s.a. 30.06.09).
Eine wirtschaftliche Erholung vor dem Jahr 2011 sei unwahrscheinlich, sagte gestern Abend der Gouverneur der irischen Zentralbank bei der Verstellung des Jahresberichts 2008 voraus. Nach Stand der Dinge werde die Wirtschaftskraft des Landes in diesem Jahr um 8,3 % und im kommenden um 3 % sinken. Für das laufende Jahr rechne er mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 13 %, für 2010 mit 15 %. Sorge bereite ihm der Staatshaushalt; nicht Steuererhöhungen, sondern Ausgabenkürzungen müssten im Fokus stehen.

Dienstag, 14. Juli 2009

Nach den Märschen des Oranierordens anlässlich des Orange Day erlebte Belfast gestern Nacht die schlimmsten Ausschreitungen seit Jahren, bei denen neun Polizisten verletzt wurden. Mit Benzinbomben, Feuerwerkskörpern, Steinen und Flaschen gingen dissidente Republikaner in ihrer Hochburg Ardoyne auf die Polizei los, während diese versuchte den Angriff mit Wasserwerfern, Gummiknüppeln und Gummigeschossen abzuwehren.
Der ehemalige IRA-Häftling und derzeitige Sinn-Féin-Abgeordnete und Staatsminister im Büro des nordirischen Regierungschefs Gerry Kelly beschuldigt die Real IRA, für die Krawalle verantwortlich zu sein. Mit ‘Republikanismus’, versichert er, hätten sie absolut nichts zu tun.
Mit dem Bus zur Schule zu fahren, wird deutlich teurer. Zum kommenden Schuljahr erhöht Bus Éireann den Preis der Jahreskarte für Sekundarstufen-Schüler von € 168 auf € 300.
Die Nationalparkverwaltung von Killarney macht ernst und sperrt den Park für Jaunting Cars (rechts eine Abbildung aus dem 19. Jh.), an denen keine ‘Kotfänger’ für die Hinterlassenschaft der Tiere installiert sind. Eine Wegstrecke von rund 15 km innerhalb des Parks untersteht dem National Parks and Wildlife Service (NPWS) und darf nur mit einer Lizenz befahren werden. Die Besitzer der Kutschen, deren Familien diesem Gelderwerb z.T. schon seit Königin Viktorias Zeiten nachgehen, verweigern sich den Kotfängern und führen Sicherheits-Bedenken an, die von der Parkverwaltung nicht geteilt werden. “Es ist verheerend”, äußerte sich einer der Betreiber, “wir verlieren unseren Kontrakt, und Killarney verliert Geld, weil keine Touristen mehr kommen.” Was sich jedoch erst noch zeigen muss. (s.a. 10.06.09)

Montag, 13. Juli 2009

Bei einer Razzia in der Bauernschaft Knockonboy am Rande der Stadt Longford im Herzen der grünen Insel entdeckte die Polizei gestern Abend in einem Haus acht einsatzfähige Rohrbomben und nahm zwei Personen fest. Die Zeiten, in denen man nach einer solchen Entdeckung gleich an die IRA dachte, sind (hoffentlich bleibt es so) vorbei, und so konzentrieren sich die Fahnder auf Fehden zwischen kriminellen Gangs.

Sonntag, 12. Juli 2009

Nachdem der Streit zwischen den 10.500 Elektrikern und Elektromonteuren des Landes und ihren Arbeitgebern von der Labour Relations Commission an den Labour Court weitergeleitet worden war und dieser gestern eine 4,9 %ige Gehaltserhöhung vorgeschlagen hatte, setzt die Gewerkschaft TEEU den seit einer Woche währenden Streik vorläufig aus. Bis Donnerstag erwarte man eine Antwort der Arbeitgeber auf den Vorschlag, um dann erneut darüber zu beraten.
Siehe auch 07.07.09, 08.07.09

Sonnabend, 11. Juli 2009

Nach Verabschiedung der umstrittenen Criminal Justice Amendment Bill ging der Dáil gestern Abend in seine bis zum 16. September währende Sommerpause. Die Oppositionsparteien Fine Gael und Labour kritisierten im Sternbild der Wirtschaftskrise die lange Pause, die Wirtschaftsministerin und stellvertretende Regierungschefin Mary Coughlan verteidigte sie. Auch wenn die meisten Abgeordneten nun in Urlaub gehen, werden bis Ende Juli noch einige Parlamentskomitees tagen. Im Schaufenster einer Buchhandlung in Westport entdeckte ich neulich die Urlaubs-Lektüre für die Abgeordneten, Senatoren und Minister: The Celtic Meltdown – Why Ireland is Broke and How We Can fix it von Cearbhall Ó Dálaigh.
Ebenso verabschiedet wurde heute die umstrittene Defamation Bill, mit der das in der Verfassung seit 1936 verankerte Verbot der Gotteslästerung konkretisiert wird, auch wenn zuvor eine Kommission zur Reform des Rechtssystems festgestellt hatte, dass ein solcher Straftatbestand in einer modernen Verfassung keinen Platz habe. Nach den Worten von Justizminister Dermot Ahern wäre die einzige andere Möglichkeit gewesen, diesen Straftatbestand per Volksabstimmung aus der Verfassung zu streichen, was gegenwärtig zu aufwändig und teuer sei.

Freitag, 10. Juli 2009

Die Hotelkette D4hotels offeriert den drei texanischen Rucksacktouristen, denen vor einigen Tagen am Dubliner Flughafen die Einreise nach Irland verwehrt worden war, einen kostenlosen einwöchigen Irlandurlaub. Das Angebot beinhaltet die Flugtickets, ein Zimmer mit Vollpension und $ 1.000 Taschengeld. Das Angebot hätte sie glatt umgehauen, so einer der drei, natürlich würden sie kommen.
Inzwischen melden sich weitere Reisende, denen am Dubliner Flughafen ähnliches passierte. So berichtet ein aus Deutschland kommender US-Amerikaner, dass er, nachdem ihm die Einreise verweigert worden war, die Nacht in einer Zelle verbringen durfte, ehe er am nächsten Morgen mit der ersten Maschine nach Deutschland zurückgeschickt wurde. (s.a. 08.07.09)
Landwirtschaftsminister Brendan Smith stellt die finanzielle Förderung umweltschonend produzierender Höfe nach dem Rural Environmental Protection Scheme (REPS) ein. Neue Anträge werden nicht mehr angenommen und Förderungszeiträume (jeweils fünf Jahre) nicht verlängert. Im Schnitt erhielt jeder beteiligte Farmer 8.550 Euro im Jahr. Die Gesamtkosten für das Projekt beliefen sich auf rund € 3 Mrd.
Siehe auch: 15.04.03, 12.02.08

Donnerstag, 9. Juli 2009

Nach dem monatlichen, europaweit harmonisierten Index für die Verbraucherpreise lagen diese in Irland im Juni um 2,2 % niedriger als ein Jahr zuvor. Mit -25,6 % fielen die Wohnungspreise am stärksten, die Preise für Kleidung waren um 12,2 % niedriger, die für Dienstleistungen sanken um 5,6 %, und für Energie war 1,6 % weniger zu zahlen.
Dazu passt die Meldung, dass Dublin aus der Liste der 20 teuersten Städte herausgefallen ist und nur noch auf Platz 25 rangiert. Am stärksten sind auch hier die Wohnungspreise gesunken; ein sogenanntes Zwei-Bett-Luxus-Appartement schlägt nach der Erhebung (Worldwide Cost of Living Survey 2009) ‘nur noch’ mit € 1.300 im Monat zu Buche, verglichen mit € 4.227 in Tokio. Die Tasse Kaffee hingegen, für den Touristen eher von Bedeutung, kostet mit drei Euro immer noch mehr als in London, Rom, Amsterdam, Madrid oder Vancouver, ist aber immerhin billiger als in New York.
Die Pubbesitzer appellieren an Verkehrsminister Noel Dempsey, auf die geplanten Senkung der Promillegrenze im Straßenverkehr von 0,8 auf 0,5 ‰ zu verzichten. Eine solche, drohen sie, könnte viele Menschen in ländlichen Regionen gegen die Regierung aufbringen und dazu bringen, beim Referendum über die EU-Verfassung gegen sie zu stimmen.
Womit wir beim Referendum sind das – auf dem G8-Gipfel in Italien von den anderen EU-Staats- und Regierungschefs begrüßt – für den 2. Oktober angekündigt wurde. Man hoffe dieses Mal auf eine bessere Kampagne und ein besseres Ergebnis, meinte der schwedische Ministerpräsident Frederik Reinfeld, doch Außenminister Micheál Martin baut schon einmal vor: Er gehe davon aus, dass die Iren nun zustimmten, doch falls nicht, sei das kein Grund für die Regierung zurückzutreten und Neuwahlen anzusetzen, denn schließlich werde nicht über sie abgestimmt.

Mittwoch, 8. Juli 2009

Tourism Ireland zeigt sich besorgt über das Verhalten der Einreisebehörde, die drei US-amerikanische Rucksacktouristen wieder nach Hause geschickt hatte. Da sie bei der Einreise weder eine gebuchte Unterkunft noch eine Bankbestätigung darüber vorweisen konnten, dass sie über hinreichende Mittel zur Finanzierung ihres Aufenthalts verfügten, durften sie den Flughafen nicht verlassen und wurden mit der nächsten Maschine nach New York zurückgeschickt. Das Trio hatte geplant, bei Personen zu übernachten, die sie über das Internet-Netzwerk CouchSurfing kontaktiert hatten.
Am dritten Tag des landesweiten Streiks der Elektriker und Elektromonteure treffen sich Gewerkschaftsvertreter mit Vertretern der Arbeitgeber zu einem Vermittlungsversuch vor der LRC. Derweil hat nach Guinness auch der Softdrink- und Süßwarenhersteller Cadbury für sein Werk in Coolock bei Dublin eine einstweilige Anordnung gegen das Aufstellen von Streikposten erwirkt. Die 33 Elektriker des Betriebs, so Cadbury Ireland, seien in den Streik nicht involviert, doch hätten am Montag aufgetauchte unbekannte Streikposten die Produktion zum Stillstand gebracht, indem sie Mitarbeiter nicht ins Werk ließen.

Dienstag, 7. Juli 2009

Auf 240 Baustellen im Land sind 10.500 in der Gewerkschaft TEEU organisierte Elektriker und Elektromonteuere in den Streik getreten und haben die Zufahrten blockiert, um eine, wie sie sagen, seit zwei Jahren fällige Lohnerhöhung von 11 % durchzusetzen, während die Arbeitgeber eine 10 %ige Lohnkürzung im Sinn haben. So ruhen seit gestern die Arbeiten am Nationalen Konferenzzentrum in Dublin, am neuen Stadion an der Landsdowne Road und am Terminal 2 des Dubliner Flughafens. Betroffen sind auch die Arbeiten an der umstrittenen Shell-Gaspipeline und -Raffinerie in Nord-Mayo.
Während Wirtschaftsministerin Mary Coughlan beide Seiten auffordert, von ihren starren Positionen abzurücken und an den Verhandlungstisch zurückzukehren, warnt der Dachverband der Arbeitgeber IBEC vor Produktionsstopps und Entlassungen. Für die Guinness-Brauerei in Dublin hat Diageo Ireland beim High Court eine einstweilige Verfügung erwirkt, die die Aufstellung von Streikposten verbietet, durch die, so die Geschäftsführung, die Versorgung mit Guinness und Arbeitsplätze in anderen Bereichen gefährdet wären.
Taoiseach Brian Cowen hat Außenminister Micheál Martin mit der Organisation der Kampagne für ein neues Referendum über die geplante EU-Verfassung beauftragt. Als Gesundheitsminister war es ihm entgegen der Erwartung vieler Kritiker gelungen, in der Bevölkerung ein weitreichendes Rauchverbot durchzusetzen; nun erwartet man von ihm, die Iren auch von der EU-Verfassung zu überzeugen. Das Referendum wird voraussichtlich am 2. Oktober abgehalten.

Montag, 6. Juli 2009

Eine Stadt in unseren Tagen mit einer U-Bahn auszustatten ist für viele Kritiker die effizienteste Möglichkeit, Geld zu vernichten. Nicht nur Geld, wie das Beispiel Köln gezeigt hat. Dublins U-Bahn-Pläne, vorangetrieben durch die RPA, hat die Rezession bislang nicht ausgebremst, doch der Zeitplan wurde jetzt durch An Board Pleanála gestört, indem die Behörde ihre Zustimmung auf der Basis der bisher vorgelegten Unterlagen verweigerte und auf 32 Seiten weitere Gutachten unter anderem zur Umweltverträglichkeit anforderte. Damit wird eine Baugenehmigung noch in diesem Jahr sehr unwahrscheinlich.
Siehe auch: 12.02.04, 02.11.05, 19.10.06, 07.08.07
Bis Anfang des Jahres war die Sache klar: private Haushalte bekam ihren elektrischen Strom vom ESB. Im Februar kam dann Bord Gáis auf die Idee, neben Gas auch Strom zu offerieren, und garantierte Tarife, die in den kommenden drei Jahren um mindestens 10 % unter denen des ESB liegen. Mehr als 100.000 Strom-Kunden hat der Gasversorger seither dem langjährigen Monopolisten abgenommen. Nun meldet sich mit der schottischen Firma Airtricity, die in Irland bislang nur gewerbliche Kunden versorgt, ein weiterer Anbieter auf dem Markt und verspricht gegenüber den ESB-Tarifen einen Nachlass von 13 %.
Nicht nur in Zeiten der Rezession und nicht nur in Irland blüht die Schwarzarbeit. Von rund 37.000 Babysittern und Tagesmüttern geht man auf der grünen Insel aus. Um ihnen die Anmeldung beim Finanzamt schmackhaft zu machen, wurde für sie der Steuerfreibetrag auf € 15.000 im Jahr erhöht, doch gerade einmal 229 (0,6 %) sind dem bislang nachgekommen. Darüber zeigt sich auch der größte Verband der Kinderbetreuer Childminding Ireland enttäuscht. “Wir ermuntern alle, ihre Einnahmen zu deklarieren und sich registrieren zu lassen”, so gestern der Verband, “denn dies ist gut für ihr Ansehen”.
Sind die Einnahmen vieler Tagesmütter so hoch, dass sie trotz des Freibetrags Steuern zahlen müssten? Manch eine, wird spekuliert, befürchtet nach einer Registrierung auch Kontrollen durch das Gesundheitsamt.

Sonntag, 5. Juli 2009

Der Vorsitzende der Green Party, Innen- und Umweltminister John Gormley, will es mit den Besitzern von Wohnwagen nicht verderben und sie entgegen einer früheren Ankündigung von der jährlichen Ferienhaussteuer in Höhe von € 200 ausnehmen. Sein Parteifreund Brian Meaney, einer der drei Grünen, die das Kommunalwahl-Debakel im Juni überlebt hatten, findet das gar nicht gut. Die vielen (oft fest installierten) Wohnwagen im Lande nutzten die gleichen kommunalen Dienstleistungen wie andere Ferienhausbesitzer. Wer in der Lage sei, einem Grundbesitzer bis zu € 1.500 im Jahr für einen Stellplatz zu zahlen, könne auch die Ferienhaussteuer entrichten. (s.a. 24.06.09)
In der Stadt Bantry beginnt das West Cork Literary Festival, zu dem mehr als fünfzig bekannte Schriftsteller wie die Gewinnerin des Pulitzer-Preises Annie Proulx, die Krimi-Autorin Martina Cole, die Schriftstellerin Jennifer Johnston und der Dichter Roger McGough ihr Kommen zugesagt haben. Zu den Hauptveranstaltungen gehören tägliche Lesungen im Maritime Hotel sowie elf Workshops für angehende Schriftsteller.

Sonnabend, 4. Juli 2009

Taoiseach Brian Cowen weist die Kritik des internationalen Währungsfonds und der OECD an seiner Politik als Finanzminister im Kabinett seines Vorgängers Bertie Ahern vor dem Parlament zurück. Er habe sich für nichts zu entschuldigen und nicht mehr zu bedauern als der Währungsfond selbst. Leider seien weder er noch sonst irgendjemand in der Lage gewesen, das wirtschaftliche Erdbeben, das sich ereignet habe, vorherzusagen. Sein Handeln habe stets auf den besten Informationen und Gutachten beruht, die erhältlich gewesen seien (s.a. 28.06.09).
Die rund 75.000 Verskäuferinnen und Verkäufer vertretenden Gewerkschaften SIPTU und Mandate schließen mit dem Dachverband des Einzelhandels ein Abkommen, nach dem die zum 31. Oktober fälligen Gehaltserhöhungen um ein Jahr verschoben werden. Man werde diese Verschiebung bei künftigen Tarifverhandlungen berücksichtigen.

Freitag, 3. Juli 2009

Die Dubliner Stadtverwaltung weist Vorwürfe zurück, für die Überflutungen der letzten Tage sei das veraltete Abwassersystem der Stadt verantwortlich, und fühlt sich für die erheblichen Schäden an Gebäuden und Grundstücken nicht verantwortlich. Verantwortlich sei ein außergewöhnlich starker Regen und nicht ein mangelhaftes Entwässerungssystem. Schließlich seien die Schäden in Stadtteilen mit noch alten Abwasserleitungen nicht höher als jene in Stadtteilen mit einem modernen Entwässerungssystem gewesen.
Ein großer Teil Dublins besitzt noch ein Abwassersystem aus viktorianischen Zeiten, das bis zum Jahr 2012 ersetzt werden soll. Nun könnte man auch folgern, dass die über hundert Jahre alten Rohre gar nicht so schlecht waren bzw. die neuen in keiner Weise besser sind, wenn sie den ‘außergewöhnlichen Regen’ der letzten Tage nicht bewältigen konnten.
Zurück aus Irland, greife ich in die Verschenkkiste neben meinem Sofa und erwische Collins Gem – Famous Irish Lives.
In englischer Sprache, wie man dem Titel entnehmen darf, und hier die vom Rückendeckel abgeschriebene Inhaltsangabe: “A handy guide to the life and times of over 150 prominent Irish men and women from the 4th century to the present day. Includes St Patrick and Brian Boru through Wolfe Tone and O’Carolan to Joyce and Mary Robinson. Illustrated with attractive portraits and sketches.”

Das Buch ist 256 Seiten stark, besitzt neben einem nach Namen geordneten Inhaltsverzeichnis ein ‘Index of personalties by profession’ und passt vom Format her in die Jackentasche. Ein echtes Taschenbuch eben. Gedruckt 1996, doch der Zustand neuwertig.

Das Buch geht an den ersten Interessenten bzw. die erste Interessentin, der oder die sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Gegen 8 Uhr ging die Meldung online, und als erster Interessent meldete sich um 9.25 Uhr ein Leser aus 92637 Weiden, an den das Buch nun geht.

Donnerstag, 2. Juli 2009

Im Rahmen einer groß angelegten, zweitägigen Drogenrazzia in Dublin, bei der mehr als einhundert Räumlichkeiten durchsucht wurden, nimmt die Polizei 80 Personen fest, in den meisten Fällen wegen des Verkaufs von Heroin und Kokain. Zwei bedeutende Verteilernetzwerke werden aufgedeckt.
Nach extremen Regenfällen werden in und um Dublin schwere Straßenüberflutungen gemeldet. Viele Straßen sind unpassierbar, und der S-Bahn-Verkehr auf dem Abschnitt Dun Laoghaire-Dalkey ist eingestellt. Am stärksten betroffen sind die Straßen rund um den Flughafen, der Eingang zum Hafentunnel und die Küstenstraße. Zwanzig Menschen mussten aus einem Appartement-Block an der North Circular Road gerettet werden, und im Dubliner Mater Hospital kamen die Patienten mit dem Schrecken davon, als im oberen Stockwerk ein Teil der Decke einstürzte.
Das Morris Tribunal, das seit 2002 den Polizei-Skandal im Donegal untersucht hatte, hat seine Arbeit abgeschlossen und löst sich auf. Die Gesamtkosten für das Verfahren beliefen sich auf rund € 70 Mio. Für das Mahon Tribunal, das die Finanzaffären des früheren Regierungschefs Bertie Ahern untersucht, werden die Gesamtkosten auf zwischen € 171 Mio. und € 194 Mio. geschätzt.

Mittwoch, 1. Juli 2009

Da kann sich Taoiseach Brian Cowen freuen. Die Rezession ist – wenn ich das rechts abgebildete Hinweisschild richtig deute – 17 km vor Kylemore bei Sraith Salach zum Stehen gekommen. Und damit die Bewohner des irischen Westens sie auch einmal besichtigen können, hat man eigens ein Hinweisschild aufgestellt. Aufgenommen wurde das Foto hinter Kylemore Abbey an der N59 Richtung Leenaun am Abzweig ins Inagh Valley. Aus Gründen, die ich nicht kenne, übermalt ein Mitarbeiter des Galway County Councils die drei letzten Buchstaben in unregelmäßigen Abständen immer wieder mit weißer Farbe, doch meist schon am nächsten Tag sind sie wieder da.
Zu der Interpretation des obigen Hinweisschildes passt, dass die Arbeitslosenrate im Juni im Vergleich zum Vormonat nur von 11,8 auf 11,9 % anstieg und sich die Gesamtzahl der Sozialhilfeempfänger im Live Register um ‘nur’ 11.400 auf nunmehr 413.000 erhöhte. Das sei der langsamste Anstieg seit Anfang des Jahres, betonte Taoiseach Brian Cowen heute Vormittag im Rundfunk, obwohl die Zahl der Empfänger von Sozialleistungen im Juni traditionellerweise zu steigen pflegt, da viele Teilzeitlehrer und andere im Erziehungswesen Beschäftigte wegen der Ferienzeit arbeitslos werden.
Von heute an ist die Werbung für Zigaretten und Tabak sowie ihre Präsentation in den Geschäften verboten, d.h. sie dürfen nur noch auf Anfrage ‘von unter der Ladentheke’ verkauft werden. Eine Ausnahme gilt für die wenigen Spezialläden für Raucherbedarf, die nichts anderes anbieten. Verschärft wurden auch die Vorschriften für das Aufstellen von Zigarettenautomaten. Sie dürfen nur noch in Sichtweite eines Mitarbeiters lizenzierter Pubs, Verkaufsstellen und registrierter Clubs stehen und müssen mit Pfandmarken bedient werden.

Irlandnachrichten: Nachrichten aus Irland – Juli 2009