Nachrichten aus Irland

Oktober 2015

Zusammengefasst nach Berichten irischer Medien

Aktueller Monat & Archiv

Sonnabend, 31. Oktober 2015

Der frühere Vorsitzende der Labour Party, stellvertretende Regierungschef und Außenminister Eamon Gilmore berichtet in seinen gestern veröffentlichten Erinnerungen Inside the Room: The untold story of Ireland’s crisis government, dass er im Frühjahr 2014 auf dem Höhepunkt der Krise um die Führung der irischen Polizei in Erwägung gezogen hatte, sich mit seiner Partei aus der Regierung zurückzuziehen.
Zugleich bringt in dem Buch seinen Ärger über seine damalige Stellvertreterin Joan Burton zum Ausdruck, die ihn im weiteren Verlauf nach seinem Rücktritt vom Parteivorsitz als neue Vorsitzende aus dem Kabinett gedrängt habe. Sie habe ihn unmittelbar nach ihrer Wahl in einem gerade einmal Zweiminuten-Gespräch mitgeteilt, dass er dem neuen Kabinett nicht mehr angehören werde, ein Vorgang, den man nur als ‘Erschießung im Morgengrauen’ bezeichnen könne.

Freitag, 30. Oktober 2015

Nachdem das oberste Gericht mehrere Einsprüche gegen die Gültigkeit des Referendums zurückgewiesen und beide Kammern des irischen Parlaments das Gesetz zur Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe verabschiedet hatten, wurde es gestern Abend im Namen des sich auf einem Staatsbesuch in den Vereinigten Staaten befindlichen Staatspräsidenten Michael D. Higgins von der Presidential Commission unterzeichnet. Damit kann es in den nächsten Tagen formell von der Justizministerin in Kraft gesetzt werden, so dass ab Mitte November die ersten Eheschließungen zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren möglich sind. Für Paare, die bereits jetzt in einer eingetragenen gleichgeschlechtliche Partnerschaft leben, wird es ein vereinfachtes Verfahren geben.
Siehe a.: 15.08.14, 27.10.14, 01.12.14, 01.02.15, 15.02.15, 11.03.15, 16.03.15, 06.04.15, 12.04.15, 15.04.15, 28.04.15, 03.05.15, 05.05.15, 13.05.15, 24.05.15, 24.05.15, 01.06.15, 06.06.15
Die im Juli von der ehemaligen Labour-Ministerin Róisín Shortall gegründete Partei der Social Democrats lehnt eine Einladung ab, sich der Right2Change Alliance anzuschließen, eine Gruppierung kleiner Parteien und unabhängiger Abgeordneter, die sich für die Abschaffung der unbeliebten und vielfach boykottierten Wassergebühren einsetzt. Begründet wird die Ablehnung damit, dass die Partei ihren Abgeordneten und Kandidaten nicht vorschreiben könne, wie sie in dem Punkt zu denken haben. Frau Shortall war vor drei Jahren aus der Fraktion der Labour Party ausgeschlossen worden und hatte ihr Ministeramt verloren, da sie bei einer Abstimmung gegen die Vorgabe der Parteiführung gestimmt und Kürzungen im Sozialbereich abgelehnt hatte.

Donnerstag, 29. Oktober 2015

Der stellvertretende nordirische Regierungschef und Chefstratege der Sinn Féin Martin McGuinness sieht nach der gestrigen Wiederaufnahme der Gespräche in naher Zukunft eine Überwindung der Regierungskrise in Nordirland: “Ist eine Übereinkunft erreichbar? Ich denke, mit etwas gutem Willen auf allen Seiten ist sie erreichbar, und dich glaube, wir sprechen hier eher über Tage als über Wochen”, erklärte der Presse.
Probleme sieht er weniger bei seiner Partei oder der DUP, die als größte Partei der Unionisten mit ihrem Vorsitzenden Peter Robinson den Regierungschef stellt, sondern bei den kleineren unionistischen Parteien und spricht in dem Zusammenhang von Sabotage-Versuchen: “Das Problem lag in letzter Zeit darin, dass einige Parteien nicht schnell genug aus der Tür gehen konnten, um Dinge zu verbreiten, die ein schlechtes Licht auf unser Tun werfen. Dabei rede ich nicht von der Sinn Féin und auch nicht von der DUP.”

Siehe a.: 14.08.15, 21.08.15, 24.08.15, 25.08.15, 26.08.15, 27.08.15, 31.08.15, 01.09.15, 02.09.15, 08.09.15, 11.09.15, 11.09.15, 12.09.15, 13.09.15, 16.09.15, 18.09.15, 19.09.15, 21.10.15, 22.10.15, 24.10.15
Tom Hartley, ehemaliger Sinn-Féin-Oberbürgermeister von Belfast und Organisator seiner Partei für die Feierlichkeiten anlässlich des 100sten Jahrestages des Osteraufstandes, will zu diesen auch die nordirischen Unionisten einladen. Alle Aspekte des Aufstands gegen die britische Herrschaft sollten einbezogen werden, und zu denen gehöre auch andere Seite, so seine Begründung. Natürlich könne er sich vorstellen, dass manche Unionisten nicht an Veranstaltungen zum Gedenken an ein Ereignis teilnehmen wollen, das letztlich zur irischen Unabhängigkeit geführt habe, doch gebe es auch andere, die den Aufstand als ein wichtiges historisches Ereignis für alle auf der Insel zu würdigen wissen.
Da bin ich dann doch mal gespannt, wie er reagiert, wenn er demnächst zur Teilnahme an einer Parade des Oranierordens anlässlich des Sieges des englischen König Wilhelm III über die irischen Katholiken eingeladen wird.

Mittwoch, 28. Oktober 2015

Taoiseach Enda Kenny dürfte einen Seufzer der Erleichterung ausgestoßen haben, dass er dem Drängen seines Koalitionspartners nachgegeben und die nächste Parlamentswahl nicht schon für November angesagt hat, denn ohne die Beteiligung einer weiteren Partei oder unabhängiger Abgeordneter hätte die gegenwärtige Koalition mit der Labour Party nach der Umfrage vom letzten Wochenende keine Chance, ihre Arbeit fortzusetzen.
Auch die bei den Haushaltsberatungen präsentierten Wahlgeschenke konnten daran nichts ändern. Zwar stieg seine Fine Gael in Wählergunst um drei Prozentpunkte und ist damit unangefochten die beliebteste Partei im Land, doch fiel der kleinere Koalitionspartner Labour Party um zwei Prozentpunkte auf jetzt nur noch 7 % (bei der letzten Wahl waren es knapp 20 %) zurück. Womit die Labour-Vorsitzende Joan Burton wieder bei dem Wert angelangt ist, der im Juli vergangenen Jahres zum Rücktritt ihres Vorgängers Eamon Gilmore geführt hatte.

Zweitstärkste Partei in der Umfrage war mit 20 % die Fianna Fáil, gefolgt von der Sinn Féin mit 16 %. Die Green Party und Renua erzielten jeweils 2 % und die Social Democrats sowie die Anti-Austerity-Alliance jede für sich 1 %. Die verbliebenen 21 % entfielen auf unabhängige Abgeordnete.

Dienstag, 27. Oktober 2015

Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams kündigt für die kommenden Parlamentswahlen einen Wahlpakt mit unabhängigen, die Wassergebühren ablehnenden Kandidaten sowie kleineren Linksparteien und -gruppierungen an. Vereinbarungen dieser Art sehen so aus, dass die Kandidaten ihren Wählern empfehlen, die Zweitpräferenz dem jeweils anderen zu geben, mit dem sie ein solches Abkommen geschlossen haben.
Durch Stimmentransfers profierten in der Vergangenheit im besonderen Maße die jeweils größeren Parteien. So erzielte die Fine Gael bei der Wahl von 2011 rund 36 % der Erstpräferenzen und erhielt durch den Stimmentransfer am Ende 46 % der Sitze im Parlament, während die Sinn Féin mit zehn Prozent der Erstpräferenzen auf gerade einmal acht Prozent der Sitze im Dáil kam.

Montag, 26. Oktober 2015

Nachdem der Grafschaftsrat von Dun Laoghaire im Süden Dublins sich den Bedenken der Umweltschützer angeschlossen und gegen eine Hafenvertiefung und Anleger für größere Kreuzfahrtschiffe gestimmt hatte, will man jetzt die gesparten € 21 Mio. in den kommenden sieben Jahren in den Bau eines Nationales Wassersportzentrums investieren. Die zwei Jahrhunderte währende Rolle des Hafens als wichtigster Fährhafen nach Großbritannien war im Februar mit der Einstellung der letzten Linie zu Ende gegangen. (s.a. 06.09.15)
Am vergangenen Freitag wurde die Gewerkschaft der irischen Postmeister (IPU) bei Kommunikationsminister Alex White vorstellig und präsentierte ihm eine halbe Million Unterschriften mit der Forderung nach dem Erhalt der bislang noch rund 1.100 ländlichen Postbüros. Ein Kernpunkt der Petition ist die Forderung, die Zahlung von Sozialleistungen weiterhin über die Postbüros abzuwickeln.
Siehe a.: 22.05.99, 27.05.99, 13.03.01, 19.03.01, 28.07.01, 04.10.01, 11.02.02, 15.11.04, 08.02.07, 05.05.08, 05.05.13, 26.02.14, 25.03.15, 15.07.15, 23.09.15

Sonntag, 25. Oktober 2015

Das Westport House in der Grafschaft Mayo soll weiter für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben. Ursprünglich plante die NAMA, die in ihrem Besitz befindlichen Hypotheken zusammen mit anderen an einen wegen seiner Geschäftsgebaren umstrittenen Fond in den USA zu verkaufen, doch wurden sie jetzt aus dem Paket im Gesamtwert von € 6,25 Mrd. herausgenommen. In Zusammenarbeit mit dem Tourismus-Ministerium will jetzt der Grafschaftsrat in den kommenden Monaten nach einem Weg suchen um die Schuldscheine zu erwerben, damit die Touristenattraktion in öffentlicher Hand und das Anwesen zwischen dem Hafen von Westport und der Innenstadt für Besucher zugänglich bleibt.

Sonnabend, 24. Oktober 2015

Freitag, 23. Oktober 2015

Nachdem die Bemühungen um eine Einigung im Streit zwischen den Eisenbahnern und Irish Rail gestern Abend gescheitert sind, treten die irischen Lokführer heute Morgen in den angedrohten dreistündigen Streik. Betroffen ist auch die Dubliner S-Bahn DART.
Die in den Gewerkschaften NBRU und SIPTU organisierten Lokführer fordern eine finanzielle Anerkennung für ihre mit Einschnitten verbundene Mitwirkung an den Sanierungsbemühungen der letzten Jahre und lehnen die von der Bahngesellschaft angebotene Gehaltserhöhung von 7,9 % für die kommenden drei Jahre als unzureichend ab. Der letztlich Schuldige ist für sie der Verkehrsminister. Er habe das Budget der Eisenbahn in den letzten Jahren um 40 % beschnitten, heißt es, und das Management von Irish Rail so in eine Lage gebracht, in der es entweder den Bankrott erklären oder die Mitarbeiter ausbeuten muss. (s. 17.10.15).
Seit Einführung des Dublin Bike Scheme hat sich die Zahl der Fahrraddiebstähle um 167 % erhöht. Seit Juni setzt die Dubliner Polizei nun ‘Köder’ ein, um dem zunehmenden Diebstahl zu begegnen, und stellt mit GPS-Trackern ausgestattete Räder an verschiedenen Stellen der Stadt ab. Und das mit Erfolg, lautet das Resümee. So gab es zwischen Juni und September mehr als hundert Festnahmen von Personen im Alter zwischen 14 und 47 Jahren, während die Zahl der Diebstähle im gleichen Zeitraum um 10 % zurückging.
… und darüber hinaus gilt es heute noch an einen wichtigen Jahrestag zu erinnern. Laut James Usher (1781–1656), Erzbischof von Armagh und Primas der anglikanischen Kirche Irlands, wird die Welt heute genau 6019 Jahre alt.

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Das im am Dienstag veröffentlichten Bericht behauptete Weiterbestehen des Army Council als Führungsebene einer weiterhin existenten Provisional IRA wird von der Sinn Féin bestritten, während die Nordirlandministerin des Vereinigten Königreiches Theresa Villiers von dieser Annahme ausgeht. Allerdings ist sie weder bereit zu sagen, ob sie namentlich Mitglieder kennt, und falls ja, welche Personen dies sind.
Die vom DUP-Vorsitzenden Peter Robinson untergründig aufgestellte These, die Führung der Sinn Féin sei mit dem IRA Army Council gleichzusetzen bzw. die Sinn Féin werde vom IRA Army Council geführt, wies ihr Präsident Gerry Adams gestern zurück. Die Annahme der britischen Sicherheitsbehörde sei schlichtweg falsch, Mitglieder der Sinn Féin hätten ihr Leben aufs Spiel gesetzt, indem sie sich offen für den Frieden bekannt hätten. “Die Sinn Féin”, so Gerry Adams, “hat sich nur gegenüber einer einzigen Gruppe zu verantworten, und das ist ihre Wählerschaft. Das sind die Menschen, die uns unser Mandat gegeben haben. […] Keiner anderen Gruppe oder Organisation gegenüber sind wir verantwortlich.”

Siehe a.: 14.08.15, 21.08.15, 24.08.15, 25.08.15, 26.08.15, 27.08.15, 31.08.15, 01.09.15, 02.09.15, 08.09.15, 11.09.15, 11.09.15, 12.09.15, 13.09.15, 16.09.15, 18.09.15, 19.09.15, 21.10.15
Der Wahltermin steht zwar noch nicht fest, doch der ehemalige langjährige Vorsitzende der Fianna Fáil Bertie Ahern macht seinen Parteifreunden wenig Hoffnung und geht jetzt schon davon aus, dass die achtzig Jahre lang stärkste Partei des Landes erneut in der Opposition landet. Seine Partei müsse diese Wahl und die dann folgenden als Chance sehen, ihre Wählerbasis zu verbreitern, meint er, nicht mehr und nicht weniger.

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Der gestern veröffentlichte Bericht einer von der britischen Regierung eingesetzten Untersuchungskommission stützt die Einschätzung des nordirischen Polizeipräsidenten George Hamilton dahingehend, dass “bestimmte Strukturen der Provisional IRA, wenngleich in einer stark reduzierter Form, fortbestehen”. Trotz ihrer 2005 verkündeten vollständigen Entwaffnung habe die IRA noch Waffen in ihrem Besitz und einige ihrer Mitglieder seien in kriminelle Handlungen verwickelt. Darüber hinaus habe es “vereinzelte gewalttätige Vorkommnisse bis hin zu Morden” gegeben und IRA-Mitglieder sammelten Informationen über Dissidenten und mögliche Informanten.
Positiv wird hervorgehoben, dass “die Strategie der IRA mittlerweile ausschließlich politisch ausgerichtet und eine Rückkehr der Ära der Troubles nicht zu befürchten ist.” “Es ist unsere feste Überzeugung”, heißt es, “dass die Führung der Provisional IRA voll hinter dem Friedensprozess steht und ihr Ziel darin liegt, ein vereinigtes Irland mit politischen Mitteln zu erreichen.”

Nach der Veröffentlichung des Berichts erklärt der DUP-Vorsitzende und nordirische Regierungschef Peter Robinson die Beendigung seines Boykotts der nordirischen Exekutive, fordert jedoch die sofortige Aufnahme von Verhandlungen zwischen allen Parteien, um Konsequenzen aus dem Bericht zu ziehen, denn er glaube nicht, “dass es zwischen der Führung der IRA und der Führung der Sinn Féin (die als zweitstärkste Partei mit Martin McGuinness den stellv. Regierungschef stellt) einen Unterschied gibt”. Martin McGuinness seinerseits postuliert in seiner Antwort, dass “die IRA sich erfolgreich von einem gewalttätigen Konflikt ab- und dem Frieden zugewandt hat und die Sinn Féin nun die einzige Organisation in der Verfolgung republikanischer Ziele ist.”

Siehe a.: 14.08.15, 21.08.15, 24.08.15, 25.08.15, 26.08.15, 27.08.15, 31.08.15, 01.09.15, 02.09.15, 08.09.15, 11.09.15, 11.09.15, 12.09.15, 13.09.15, 16.09.15, 18.09.15, 19.09.15

Dienstag, 20. Oktober 2015

Die irische Zentralbank kündigt an, vom 28. Oktober an die 1- und 2-Cent-Münzen, deren Prägung mehr kostet als der Nennwert beträgt, wie in den Niederlanden, Schweden, Finnland und Ungarn aus dem Verkehr zu ziehen. Den Endwert auf der Rechnung werden die Geschäfte dann auf den nächstliegenden 5-Cent-Wert auf- oder abrunden. Ein vor zwei Jahren in Wexford in 250 Läden durchgeführter Test habe gezeigt, dass in der Summe niemand dabei Verlust oder Gewinn macht, und das Verfahren sowohl bei Händlern als auch Verbrauchern gut ankommt. Als Zahlungsmittel behalten die Münzen jedoch weiter ihre Gültigkeit. (s.a. 15.06.15)
Der High Court spricht einer Roma-Familie wegen unrechter Inhaftierung, ungesetzlichem Arrest und Verstoß gegen die Menschenrechte einen Schadenersatz in Höhe von € 60.000 zu. Die Polizei hatte ihr im Oktober 2013 nach einer Anzeige aus der Bevölkerung ihren blonden, zweijährigen Sohn weggenommen, da sie aufgrund der Haarfarbe von einem geraubten Kind ausgegangen war. Der Junge war am darauf folgenden Tag der Familie zurückgegeben worden.

Montag, 19. Oktober 2015

In den Parteien nimmt die Diskussion über die Programme für die Parlamentswahl im kommenden Frühjahr Fahrt auf. Ein zentraler Punkt im Wahlprogramm der Fine Gael, verriet der Regierungschef und FG-Vorsitzende Enda Kenny, werde die “vollständige Abschaffung der von der Fianna Fáil während der Finanzkrise eingeführten grausamen Universal Social Charge (USC)”, sein, mit dem Potenzial bis zu 200.000 neue Jobs zu schaffen und 75.000 ausgewanderte Iren ins Land zurückzuholen. Warum dies dann nicht schon in den vergangenen viereinhalb Jahren seiner Amtszeit in Angriff genommen hat, sagte er nicht.
Am Donnerstag kündigte die Europäische Union ein € 140 Mio. schweres Wissenschafts-Programm zur Entwicklung der nächsten Generation europäischer Supercomputer an. Wie die Irish Times gestern berichtete, gehen davon € 4,8 Mio. in die Schaffung eines Spitzenforschungszentrum am University College Dublin, in dem alle Fäden eines Konsortiums aus 16 institutionellen und 12 industriellen Einrichtungen unter Leitung von Prof. Luke Drury vom Dublin Institute for Advanced Studies zusammenlaufen sollen.

Sonntag, 18. Oktober 2015

Nach der Brandtragödie in einem Camp der irischen Traveller ist die Diskussion um den Umgang mit ihnen neu umbrannt. Anwohner eines Geländes, das ihnen als Ausweichcamp für ihre Wohnwagen zugewiesen werden sollte, blockieren die Zufahrt und werfen der Regierung vor, sich zu wenig um Probleme mit Travellern zu kümmern.
Staatsminister Paudie Coffey reicht den Schwarzen Peter zunächst an die Kommunen weiter. € 282 Mio., die die Regierung für Traveller-Wohnungen bereit gestellt habe, seien in den letzten zehn Jahren von den Kommunen nicht abgerufen und Vorschläge vieler Stadtverordneter von den Stadträten und Verwaltungen auf die lange Bank geschoben worden. Andererseits, gesteht er ein, würden Traveller ihnen zugewiesene Wohnung oft ablehnen. (s.a. 11.10.15, 13.10.15)

Sonnabend, 17. Oktober 2015

125 Geschäftsleute, Unternehmer und Politiker übernachteten in der vergangenen Nacht in einer von Focus Ireland initiierten Aktion auf der Straße, um auf das Problem der Obdachlosigkeit hinzuweisen, wobei Spenden in Höhe von € 350.000 gesammelt wurden. Nach Zahlen des Umwelt- und Innenministeriums waren im September 4.999 Menschen obdachlos, darunter 738 Familien mit 1.571 Kindern.
Nach Ansicht der Unternehmerin Norah Casey, die an der Aktion teilgenommen hatte, könnten die irischen Geschäftsleute mit finanzieller Unterstützung durch die Regierung die Obdachlosigkeit in Irland in kurzer Zeit ausrotten, so wie dies in diesem Sommer Utah in den Vereinigten Staaten geschafft habe. “Vertraut der Geschäftswelt und gebt uns die Mittel, und wir beseitigen bis zum kommenden Jahr die Obdachlosigkeit”, lautete ihre Botschaft an den Minister.
Die Gewerkschaften SIPTU und NBRU künden für den kommenden Freitag, dem Beginn des Bankholiday-Weekend, einen dreistündigen Streik der Eisenbahner an. Dabei geht es um Gehaltserhöhungen, die die Eisenbahngesellschaft nur gewähren will, wenn sich die Angestellten im Gegenzug auf neue Aufgaben und Dienstpläne einlassen. “Wir machen monatlich € 1,5 Mio. Verlust und können uns höhere Gehaltszahlungen nicht leisten, solange die Zugführer nicht zu einer höheren Produktivität bereits sind”, erklärte die Bahn.

Freitag, 16. Oktober 2015

Neben den Haushaltsberatungen und dem Mord am Polizisten Tony Golden stand in dieser Woche der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Anglo Irish Bank David Drumm im Mittelpunkt des Medieninteresses, der sich derzeit in den USA in Auslieferungshaft befindet. Die irische Regierung hatte die Auslieferung des 48-Jährigen verlangt, der in Irland wegen 33 Vergehen, darunter falsche Berichterstattung, Beihilfe zum Steuerbetrug, Fälschung von Dokumenten und Beteiligung an einem Komplott beim Unterschlagen von Daten angeklagt ist. Die Entscheidung über das Ersuchen, gegen das der Betroffene Einspruch erhoben hatte, sollte eigentlich gestern fallen, wurde jedoch auf Antrag seiner Rechtsanwältin um zwei Wochen vertagt.
Im Rahmen der Haushaltsberatungen kündigt die irische Regierung an, die Gehälter der kaufmännischen Geschäftsführer der staatlichen Krankenhäuser bei Neubesetzungen deutlich zu senken. So sollen diese Stellen in den fünf größten Dubliner Krankenhäusern künftig nur noch mit € 121.600 pro Jahr dotiert werden, das sind rund 15.000 Euro weniger als bisher. Die laufenden Verträge bleiben davon unberührt.

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Ihren Hauptaugenmerk richten die Medien heute auf das Staatsbegräbnis des Polizisten Tony Golden, der heute Mittag in Gegenwart von Staatspräsident Michael D. Higgins, Taoiseach Enda Kenny und Polizeipräsidentin Nóirín O’Sullivan unter großer Anteilnahme aus der Bevölkerung zu Grabe getragen wurde. Mehrere tausend Menschen hatten sich vor der Kirche versammelt, um ihn auf seinem letzten Weg zu begleiten. Der unbewaffnete Polizist war am Sonntag beim Versuch, bei einem häuslichen Streit zwei Personen zu schützen, erschossenen worden. Sein Mörder hatte sich anschließend selbst das Leben genommen. Nur zwei Tage später hatte die Regierung im Rahmen der Haushaltsberatungen mitgeteilt, den seit nach einem Einstellungsstopp im Jahr 2009 um 1.700 Polizisten reduzierten Stellenplan wieder aufzustocken.
Die irische Regierung kündigt Steuererleichterungen für Kleinbrauereien an. Eine gute Idee, meinen die Getränkeindustrie und die Vintners’ Federation of Ireland (Verband der irischen Pubbesitzer außerhalb Dublins), zeigen sich jedoch enttäuscht darüber, “dass die Regierung die Gelegenheit vertan hat, im Entwurf für den Staatshaushalt 2016 die Steuern auf alkoholische Getränke grundsätzlich zu senken.”
Derweil wollte Gesundheitsminister Leo Varadkar nicht nur dem Alkohol, sondern auch dem Zucker in Getränken durch Besteuering zu Leibe rücken, um damit, wie er sagt, die Fettleibigkeit vor allem unter jungen Menschen und Kindern zu bekämpfen. Finanzminister Michael Noonan allerdings lehnte den Vorstoß ab, was aber nicht heiße, betont Leo, dass er die Idee nicht weiterverfolgen werde. Doch zuvor wird erst einmal gewählt und es bleibt abzuwarten, wer das Land danach regieren wird.

Mittwoch, 14. Oktober 2015

Die Regierung berät den nächsten Staatshaushalt, den letzten vor den Parlamentswahlen, und so wundert es nicht, dass Sorgen und Wünsche der Bürger in ihm berücksichtigt werden. Immer weniger Polizisten bei zunehmender Kriminalität wirft die Opposition der Regierung seit Jahren vor, und in der Tat sank die Zahl der Gardaí nach einem Einstellungsstopp im Jahr 2009 von 14.500 auf 12.800. Nachdem dieser Ende letzten Jahres aufgehoben und 550 neue Polizeianwärter ihre Ausbildung begonnen hatten, werden für das kommende Jahr weitere 600 neue Stellen angekündigt, für die im Haushalt zusätzliche € 67 Mio. bereitgestellt werden sollen.
Mit überwältigender Mehrheit beschließt das irische Parlament bei den Haushaltsberatungen in erster Lesung die Erhöhung der Tabaksteuer um 50 Cent pro 20er-Schachtel Zigaretten. Diese wird dann bei den meisten Marken € 10,50 kosten, wovon € 8,37 auf Steuern entfallen. Taoiseach Enda Kenny rechnet mit zusätzlich € 61,4 Mio. pro Jahr für die Staatskasse, wobei es ihm in erster Linie darum gehe, durch die Preiserhöhung den Konsum weiter einzudämmen. Den Erfolg sehe man daran, dass der Prozentsatz derjenigen, die täglich rauchen, in den vergangenen acht Jahren von 24 % auf 19 % gesunken sei.
Trotz breiter Zustimmung zu der Steuererhöhung kommt aus der Opposition auch Kritik. Der gesundheitspolitische Sprecher der Sinn Féin Caoimhghín Ó Caoláin bezweifelt das geschätzte Mehraufkommen für den Finanzminister und postuliert, “dass die Erhöhung mehr Raucher in die Hände krimineller Schmuggler treiben wird”, wenn nicht deutlich mehr unternommen werde, um solche Gangs zu bekämpfen. Und so fordert dann ein Abgeordneter der Fianna Fáil eine spezielle staatliche Taskforce, die sich damit befasst.

Dienstag, 13. Oktober 2015

An Beileidsbekundungen aus der Bevölkerung mangelte es nach der mit zehn Toten verbundenen Brandkatastrophe auf einem Halteplatz der irischen Traveller bei Carrigmines nicht, doch wenn es um die Frage geht, wo die Überlebenden mit ihren Wohnwagen bleiben sollen, bleibt von den Solidaritätsbekundungen nicht viel übrig. Nachdem der Grafschaftsrat von Dun Laoghaire und Rathdown den fünfzehn Familien einen Platz auf einem ihm im Süden Dublins gehörenden Gelände angeboten hatte, erklärten ihn die Anwohner postwendend für “ungeeignet” und blockieren seither die Zufahrt mit Autos und landwirtschaftlichen Maschinen. (s.a. 11.10.15)
Beim Wirtschaftswachstum steht die Republik Irland nach Daten des Internationalen Währungsfond weiterhin an der Spitze. Nach einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 4,8 % im vergangenen Jahr wird für das laufende eines von 3,9 % und für 2016 eines von 3,3 % vorausgesagt. Auf dem zweiten Platz liegen die Vereinigten Staaten von Amerika. In Deutschland erwartet der Währungsfond in diesem Jahr mit 1,6 % das gleiche Wirtschaftswachstum wie im vergangenen. Bei den Arbeitskosten lag Irland 2014 laut EuroStat mit durchschnittlich € 29,80 pro Stunde auf Platz 11 in Europa, Deutschland mit € 31,40 auf Platz 10. Am höchsten waren sie mit € 54,00 in Norwegen
Die erste Runde im Streit darüber, wer die vom Staat subventionierte Flugroute zwischen den Araninseln und dem irischen Festland bedienen darf, geht nun doch an Aer Arann. Ursprünglich hatte der Staatsminister für die Gaeltacht nach Ablauf des Ende September ausgelaufenen Vertrags mit der Fluggesellschaft Aer Arann, die die Inseln 40 Jahre lang von Connemara aus bedient hatte, nach einer Ausschreibung einer Helikopter-Gesellschaft den Vorzug geben wollen, die sie von einem Landeplatz im Galwayer Hafen anfliegen wollte, doch nach Protesten auch der Inselbewohner das Verfahren annulliert. Nun soll ein neuer Ausschreibungstext her, und da dies dauert, bekommt Aer Arann zunächst für ein weiteres Jahr den Vertrag. (s.a. 17.09.15, 28.09.15)

Montag, 12. Oktober 2015

Noch am Freitagabend hatte es Taoiseach Enda Kenny erneut abgelehnt, einen Wahltermin im November auszuschließen, und man ging allgemein davon aus – beim Koalitionspartner Labour Party war es eher eine Befürchtung –, dass der nächste Dáil noch in diesem Jahr gewählt wird. Doch es währte nur wenige Stunden, bis er gestern zur Überraschung der eigenen Partei verkündete: “It is my intention to hold the election in the spring of 2016 (ich habe vor, die Wahl im Frühjahr 2016 abzuhalten)” und im weiteren Verlauf einen Zeitraum zwischen Ende Februar und Anfang März als wahrscheinlichen Termin nannte.
In der eigenen Partei ist man verblüfft. “Wir hatten den Eindruck”, lautete ein Kommentar, “dass er sagen würde, er sehe momentan keinen Grund uns einen frühen Wahltermin zu präsentieren, doch nun ist er ein Stück weitergegangen und hat einen solchen praktisch ausgeschlossen. Das lässt uns schwach aussehen und erweckt den Anschein, die Labour Party habe uns diktiert, was wir tun sollen. Man muss wohl sagen, dass wir durch seine Ankündigung etwas betäubt sind.”

Nachdem die Labour-Vorsitzende und stellv. Regierungschefin Joan Burton mit ihrer offen geäußerten Ablehnung eines Wahltermins (seine Festlegung ist ein Privileg des Regierungschefs) noch in diesem Jahr den Bogen überspannt zu haben schien, haben jetzt viele in der Fine Gael den Eindruck, ihr Vorsitzender habe gegenüber dem kleineren Koalitionspartner kapituliert. “Man kann jetzt wohl nicht mehr sagen, wir würden unser Gewicht in der Regierung nicht zum Tragen bringen”, brüstete sich dann auch ein Labour-Abgeordneter. Enda Kenny selbst sieht das anders und beharrt darauf, dass er selbst nie einen Termin im November ins Gespräch gebracht, schon vor Monaten eine Wahl im Frühjahr in Aussicht gestellt und diese Meinung nie geändert habe. (s.a. 08.10.15)

Sonntag, 11. Oktober 2015

Staatspräsident Michael D. Higgins spricht von einer furchtbaren Katastrophe, und die Fahnen auf den Regierungsgebäuden wehen auf Halbmast. In einem Wohnwagenlager auf einem Halteplatz der irischen Traveller nahe der Autobahn M50 am Rande Dublins war gestern in der Früh ein Feuer ausgebrochen, bei dem zehn Menschen, darunter fünf Kinder, ums Leben kamen. Zwei Kinder befinden sich noch im Krankenhaus. Die Ursache für das Feuer ist bislang nicht geklärt. In Dublin wurde ein Kondolenzbuch ausgelegt, in das sich der Staatspräsident als Erster eintrug. Ein Tragödie so wie diese, warnen Bürgerrechtler, könne sich wegen der Überbelegung und schlechten Wartung der Caravans vieler Traveller in landesweit Dutzenden von Camps leicht wiederholen.

Sonnabend, 10. Oktober 2015

Die irische Hauptstadt will mit der O’Connell Street ihre einstige Prachtstraße und Hauptschlagader nördlich der Liffey aufpolieren und historische Gebäude und Geschäfte vor der Umwidmung schützen. Einen Anstoß dazu gab der Erwerb des historischen Kaufhauses Clerys durch ein amerikanisches Konsortium, das von den neuen Besitzern nur wenige Stunden nach dem Kauf insolvent erklärt und geschlossen wurde, wobei mehr als vierhundert Angestellte ihren Arbeitsplatz verloren hatten.
Mit den neuen Richtlinien sollen der architektonische, kulturelle, städtische und historische Charakter der Straße bewahrt, “Läden von besonderer Bedeutung” geschützt und die Einrichtung solcher für “less appropriate uses” (weniger angemessene Zwecke) verhindert werden. So soll es künftig keine Genehmigungen für Vergnügungs-Arkaden, Buchmacher, Fastfood-Ketten, Handy-Läden oder Sexshops mehr geben.

Freitag, 9. Oktober 2015

In einem Fernsehinterview, das am kommenden Sonntag auf Irish TV gesendet werden soll, lehnt es der stellv. nordirische Regierungschef Martin McGuinness von der Sinn Féin ab, die Frage zu beantworten, ob und wie viele Menschen er in den frühen 1970er Jahren als IRA-Kommandant in Derry getötet hat.
Auf die Frage, wie er als “strenggläubiger Katholik” sein Handeln in dieser Zeit vor sich selbst rechtfertigen könne, und wie er sich gefühlt habe, als er “seinen ersten Soldaten oder Polizeibeamten erschoss”, antwortete er: “Ich spreche nie über das Erschießen von irgendjemandem, aber ich mache kein Hehl daraus, dass ich Mitglied der IRA war und ganz offensichtlich am Kampf gegen die britische Armee beteiligt war.

“Damit meinen Sie dann doch wohl auch töten, Martin, oder?” hakte der Journalist Eamonn Mallie nach. “Was ich heute Abend nicht tun werde”, so seine Antwort, “ist den Menschen sensationelle Schlagzeilen zu liefern, indem ich dieses oder jenes von jener Nacht berichte, in der ich an einem Schusswechsel mit der britischen Armee beteiligt war, in dem 25 Soldaten getötet wurden. […] Ohne Zweifel ist jeder für sein eigenes Tun verantwortlich, und jeder muss mit seinem Gewissen ausmachen, ob es richtig oder falsch war. Ich glaube, dass ich in der Lage, in der die Menschen der Gemeinschaft, aus der ich komme, damals als Bürger zweiter oder dritter Klasse behandelt wurden, die Verpflichtung hatte zurückzuschlagen. Und ich werde mich niemandem gegenüber dafür entschuldigen, dass ich das getan hatte. Ich denke, es war richtig so zu handeln.”

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Laut Verfassung endet die Legislaturperiode des Parlaments fünf Jahre nach seiner ersten Sitzung. Dem Regierungschef steht es jedoch frei, die Wahl bis zu 70 Tage vor bis zu 25 Tage nach diesem Termin anzusetzen, wobei es ‘Ausschlusstage’ (Tage, wie Sonn- und Feiertage, an denen Wahlen nicht zulässig sind) gibt, die nicht mitgezählt werden. Demnach kann Taoiseach Enda Kenny den nächsten Wahltermin zwischen Ende November 2015 und Anfang April 2016 festlegen.
Seit dem Sommer wird über den Wahltermin spekuliert, und die Opposition äußert den Verdacht, der Regierungschef wolle sie mit einem Termin bereits im November aus dem Konzept bringen. Seit zwei Wochen wird zunehmend auch in seiner eigenen Partei über einen Termin im November spekuliert, und nach der wiederholten Weigerung des Regierungschefs, einen solchen auszuschließen, sind sich die Medien fast sicher, dass es dazu kommen wird. Sein Koalitionspartner Labour Party und ihre Vorsitzende Joan Burton hingegen zeigen überhaupt nicht begeistert. Frau Burton, heißt es, sei “regelrecht in Panik” ob dieser Möglichkeit, fürchte zu einem solch frühen Zeitpunkt ein Wahldesaster für ihre Partei und fordere einen Termin im kommenden Frühjahr.
Die irische Regierung weist den Vorschlag der Sinn Féin, anlässlich des hundertsten Jahrestags des Osteraufstands von 1916 den 24. April als Republic Day zu einem öffentlichen Feiertag zu machen, zurück.
Am Ostermontag, dem 24. April 1916, hatten Aufständische im Dubliner Hauptpostamt die Irische Republik proklamiert. Der Aufstand, der zunächst kaum von der Bevölkerung unterstützt wurde, scheiterte zwar, doch führte das harte Vorgehen der britischen Regierung zu einer Solidarisierung der Bevölkerung mit den hingerichteten Anführern und der für die Unabhängigkeit des Landes kämpfenden Bewegung, die in einen Guerillakrieg und die Gründung des Irischen Freistaats mündete. Seither gilt – unabhängig vom Datum – der Ostermontag als alleiniger Gedenktag an das Ereignis, und dabei soll es nach dem Willen der Regierung bleiben.

Mittwoch, 7. Oktober 2015

Der Trend zwischen der Entwicklung der Hauspreise in der Hauptstadt und im übrigen Irland hat sich, glaubt man den Betreibern des Immobilienportals daft.ie, umgekehrt. Während sich die geforderten Preise in den letzten Jahren in Dublin spürbar erhöhten und auf dem Rest der grünen Insel stagnierten, sanken sie in den vergangenen Monaten in der Hauptstadt um 1,4 % und stiegen zugleich landesweit um knapp 4 %. Die stärksten Steigerungen wurden in Galway, Waterford und Limerick verzeichnet, wo man für ein Haus im September zwischen 6,8 und 7,7 % mehr als noch im Frühjahr zahlen musste. Im landesweiten Durchschnitt kostet ein Haus nun € 205.000, verglichen mit € 190.000 vor einem Jahr.

Dienstag, 6. Oktober 2015

Nachdem sich durch Vermittlung eines Schlichters das Management von IO Systems und die Gewerkschaft CWU in Vertretung der die automatischen Sortieranlagen der Post wartenden Mitarbeiter zur Aufnahme von Gesprächen bereit erklärt haben, wird die Postzustellung im Land wieder aufgenommen. Da 80 % aller Postsendungen durch solche Sortieranlagen läuft, war der Brief- und Paketdienst durch den viertägigen Streik zum Erliegen gekommen. Pro Tag befördert die irische Post rund 2,5 Millionen Sendungen.
Siehe auch: 03.10.15, 05.10.15
Das Schlupfloch, durch das Autofahrer nach Verkehrsvergehen Strafpunkte vermeiden können, kann wohl erst im kommenden Jahr geschlossen werden, verlautet heute aus dem Verkehrsministerium. Seit 2013 sind fast 50.000 Verkehrssünder einem Eintrag in die Verkehrssünderkartei entkommen, indem sie zunächst die Zahlungsaufforderungen ignoriert und dann vor Gericht geladen ihren Führerschein “zufällig nicht dabei hatten”. Zwar mussten sie dann aufgrund des Gerichtsverfahrens ein erhöhtes Bußgeld zahlen, doch ohne den Führerschein vorliegen zu haben konnten die Richter keine Eintragung der Strafpunkte veranlassen. (s.a. 24.06.15)

Montag, 5. Oktober 2015

Der für den Bau der Dubliner Longboat-Quay-Appartements verantwortliche Architekt weist die Feststellung der Feuerwehr, dass Wände, Rauchabzüge und Brandschutztüren der Anlage unzureichend seien, zurück. Er selbst, so der Architekt, wäre jederzeit bereit in eines der Appartements einzuziehen, wenn er sich dies finanziell leisten könnte. In der vergangenen Woche war den Inhabern der Wohnungen auferlegt worden, innerhalb eines Monats die von der Feuerwehr verlangten Auflagen zu erfüllen, was pro Wohnung durchschnittlich 18.000 Euro kostet. Sollte das nicht erfolgen, müsse die Anlage geräumt werden. Mittlerweile hat die Dublin Docklands Development Authority (DDDA) angeboten 58 % dieser Kosten zu übernehmen, den Rest müssten dann die Besitzer aufbringen. (s.a. 01.10.15, 02.10.15)
Die Firma IO Systems, die für die irische Post die computergesteuerten Brief- und Paket-Sortieranlagen in den Verteilzentren betreibt, weist die Aussage ihrer seit Freitag streikenden Mitarbeiter, man habe ihnen die Löhne gekürzt, als Täuschung der Öffentlichkeit zurück. Änderungen bei den Arbeitsschichten und Kürzungen der Arbeitszeiten hätten lediglich die Spitzenlöhne beeinflusst. Im Gegenzug nennt die Gewerkschaft CWU die komplette Einstellung der Annahme von Briefen und Paketen unangemessen und fordert die Post auf, den Brief- und Paketservice unverzüglich wieder aufzunehmen. Die Post lehnt das ab und weigert sich, diesbezüglich Gespräche mit der Gewerkschaft aufzunehmen. (s.a. 03.10.15)

Sonntag, 4. Oktober 2015

In Anwesenheit von Angehörigen, Freunden und bekannten Persönlichkeiten aus der Theater- und Kulturszene wird auf dem kleinen Friedhof von Greencastle im Norden der Grafschaft Donegal vor der dramatischen landschaftlichen Kulisse der Glenties und Blue Stack Mountains in einem aus Korb geflochtenen Sarg mit Brian Friel einer der bekanntesten irischen Dramatiker der letzten Jahrzehnte begraben, der am vergangenen Freitag im Alter von 86 Jahren verstorben war. Unter den Trauergästen und im Gespräch mit seiner Witwe der Friedensnobelpreisträger, Mitbegründer und langjährige Vorsitzende der nordirischen SDLP John Hume.
Mit Stücken wie Philadelphia, Here I Come! und Dancing At Lughnasa war Brian Friel international bekannt geworden und galt als wichtigster irischer Dramatiker seiner Generation. Rechts ein Foto von ihm auf dem Umschlag eines 1970 im Diogenes Verlag erschienenen Buchs mit elf seiner Erzählungen. 1980 hatte der katholische Dramatiker zusammen mit dem protestantischen Schauspieler Stephen Rea in Derry die Field Day Theatre Company gegründet, um der von den Troubles betroffenen Stadt eine neue gemeinsame kulturelle Identifikation von Katholiken und Protestanten zu geben. Brian Friel war einer von derzeit fünf Saoithe (dt. Weisen) von Aosdána.

Sonnabend, 3. Oktober 2015

Nachdem 36 Mitarbeiter eines Subunternehmers der irischen Post in den Streik getreten sind, verkündet die Post “mit Bedauern” die völlige Einstellung der Brief- und Paketzustellung mit sofortiger Wirkung. Bis auf weiteres, heißt es, sollen Postkunden keine Pakete mehr aufgeben und keine Briefe in die Briefkästen werfen, da diese nicht geleert würden. Die in der Gewerkschaft CWU organisierten Angestellten von IO-Systems, die in den Postverteilzentren die computergesteuerten Sortieranlangen warten und bedienen, hatten die Arbeit am Morgen wegen Gehaltskürzungen niedergelegt.
Bis Ende September hat der staatliche Gesundheitsdienst HSE seinen Etat um € 324 Mio. überschritten, und bis zum Jahresende wird ein Defizit von einer halben Milliarde Euro erwartet. Nur dreimal in den letzten elf Jahren gab es keine Überschreitung des Budgets. Der Minister für öffentliche Ausgaben äußert ein “gewisses Verständnis” dafür: Alle entwickelten Länder, so Brendan Howlin von der Labour Party, hätten “das Problem, ihre Ausgaben für die Gesundheit unter Kontrolle zu behalten”, denn die “Inflation im Gesundheitsbereich” sei sehr viel höher als in allen anderen Bereichen. Laufend kämen neue Dienstleistungen und Produkte hinzu, und die Menschen lebten – wofür man dankbar sein sollte – immer länger.
Nach Ansicht der Senatorin Mary White von der oppositionellen Fianna Fáil ist Irland das Land mit der größten Altersdiskriminierung weltweit. Als ein Beispiel dazu führt sie an, dass es kostenlose Vorsorgeruntersuchungen gegen Brustkrebs (Mammografie) nur für Frauen bis zu einem Alter von 65 Jahren gibt und die vor einem Jahr von Gesundheitsminister Leo Varadkar angekündigte Erhöhung dieser Altersgrenze auf 69 Jahre bis heute noch nicht umgesetzt und immer verschoben wurde.

Freitag, 2. Oktober 2015

Es gebe keine Garantie, dass sich die Debakel bei den Priory Hall und Long Boat Quay Appartements nicht wiederholen, erklärte gestern eine bekannte Architektin und Kritikerin der staatlichen Bauregelungen. Nach dem Skandal um die Priory Hall Appartements hatte der damalige Innenminister Phil Hogan die Bauvorschriften überarbeitet, was aber nach Ansicht von Vivian Cummins kaum vor Wiederholungen schützen wird. So wurden den Käufern der Long Boat Quay Apartments Zertifikate ausgehändigt, in denen ihnen zur Vorlage bei den Banken die Einhaltung aller Vorschriften bestätigt wurde – unterzeichnet nach einer flüchtigen Begehung der Wohnungen durch einen beim Bauunternehmer angestellten Architekten, der als Ausländer juristisch nicht mehr belangbar ist.
In mehreren hundert wenn nicht gar tausend weiteren Fällen, da ist sich die Architektin sicher, gibt es eine vergleichbare Nichteinhaltung der Bau- und Brandschutzvorschriften, nur seien die Fälle bislang noch nicht aufgedeckt worden.
Die Vermutung, dass in den letzten Jahren beim Bau eines erheblichen Teils der Wohnanlagen im County Dublin die Brandschutzvorschriften nicht eingehalten wurden, scheint sich darin zu bestätigen, dass dies auch bei 150 von rund 300 bei der Rettung der Banken wegen Insolvenz der Kreditnehmer an die National Asset Management Agency (NAMA) übertragenen Immobilien der Fall ist. Rund 100 Mio. Euro an Steuergeldern wurde nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden der NAMA Brendan McDonagh bislang aufgewendet, um diese zu beheben und die Immobilien damit erst nutzbar zu machen.

Donnerstag, 1. Oktober 2015

Nach einer Studie des Instituts für Ökonomie- und Sozialforschung (ESRI) haben die Durchschnittslöhne und der Lebensstandard in Irland jetzt wieder das Niveau erreicht, auf dem sie vor der Rezession lagen. Beim Wirtschaftswachstum steht das Land in Europa an der Spitze, wobei man für das laufende Jahr von 6 % ausgeht und für 2016 ein Wachstum von 4,5 % vorhersagt. Die Arbeitslosigkeit könnte bis Ende kommenden Jahres von derzeit 205.000 auf 180.000 fallen, was allerdings immer noch deutlich mehr Arbeitslose als vor zehn Jahren wären, als während der Hochkonjunktur nur 110.000 ‘on the dole’ waren.
So manches sieht bei dieser Meldung nach einer Wiederholung des Priory Hall Skandals aus – wenngleich in noch größerem Umfang. Die rund 900 Bewohner der Longboat Quay Appartements in den Dubliner Docklands wurden am Dienstagabend von der Feuerwehr darüber informiert, dass sie ihre Wohnungen heute verlassen müssen, falls die Eigentümer nicht bis zu € 18.000 pro Wohnung (in der Summer € 4 Mio.) zur Behebung der Mängel beim Brandschutz zu Verfügung stellen. Die Mängel waren im vergangenen Monat bei einer Kontrolle aufgefallen, doch hatte die Hausverwaltung bislang nicht darauf reagiert.
Zugegeben, ‘so richtig irisch’ ist das Buch nicht, das ich heute aus der Verschenkkiste hole, doch wer die viktorianischen Schauergeschichten mag, die der Ire Joseph Sheridan Le Fanu des Nachts bei Kerzenlicht am Dubliner Merrion Square verfasste, wird auch die mögen, die zur gleichen Zeit nebenan in London Wilkie Collins zu Papier brachte.
Die hier versammelten, um 1850 verfassten ‘Gruselgeschichten’ erschienen in der deutschen Übersetzung von Elizabeth Gilbert und Peter Naujack erstmals 1968 im Diogenes Verlag, wobei Gruselgeschichten nicht immer mit Gespenstergeschichten gleichzusetzen ist. So könnte sich die im Jahr 1700 spielende Erzählung Die Ölbutte zu jener Zeit tatsächlich so abgespielt haben, was sie dann am Ende nur noch gruseliger macht. Die letzte der fünf Geschichten, Der Wermutstropfen, ist hingegen weder gruselig noch schaurig, es handelt sich hier eher um eine Kriminalsatire mit einem Blick vor allem auch hinter die Kulissen der Londoner Kriminalpolizei – und vielleicht mag der eine oder andere hier gar gewisse Parallelen zu den ‘Betriebsabläufen’ im öffentlichen Dienst von heute sehen.

Das Buch geht wieder einmal frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich heute über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Eine Ausschreibung für Frühaufsteher war das heute, und zu denen gehört offensichtlich eine Leserin aus Diepholz, die sich um 7.34 Uhr meldete und an die das Buch nun geht.

Nachrichten aus Irland – Oktober 2015