Nachrichten aus Irland

November 2021

Zusammengefasst nach Berichten irischer Medien

Aktueller Monat & Archiv

Dienstag, 30. November 2021

Hier ein Hinweis auf zwei Dokumentationen, die der Fernsehsender ARTE am heutigen Abend ausstrahlt: Von 20.15 Uhr bis 21.45 Uhr geht es um die Große Hungersnot, die die Grüne Insel zur Mitte des vorletzten Jahrhunderts heimsuchte, und ab 21.45 Uhr in The Irish Revolution um die Geburt der heutigen Republik Irland. Der Dank für den Hinweis geht nach Ratingen. Ich werde mal in meine ‘Verschenkkiste’ schauen, ob ich da etwas für den Tippgeber finde – ich meine, da ist noch etwas, was speziell zum zweiten Tipp passt.

Montag, 29. November 2021

In der Meinungsumfrage der Sunday Business Post vom Wochenende blieb die Sinn Féin mit 33 % vor der Fine Gael von Tánaiste Leo Varadkar (22 %) und Fianna Fáil von Taoiseach Micheál Martin (15 %) die mit Abstand beliebteste Partei in der Republik Irland. Vor einem halben Jahr lag die Fine Gael mit 30 % noch einen Punkt vor der Sinn Féin, während die Fianna Fáil auf einem ähnlichen Niveau wie jetzt rangierte.

Sonntag, 28. November 2021

In mehreren hundert Orange Halls (Versammlungsorte des Oranierordens) Nordirlands legte der Orange Order gestern auf mit der Flagge des Vereinigten Königreiches bedeckten Tischen Unterschriftenlisten mit einer Deklaration aus, in der der britische Premierminister Boris Johnson aufgefordert wurde, das sogenannte Nordirland-Protokoll aufzukündigen. Daneben gab es die Möglichkeit zur Unterzeichnung eine Online-Petition. Nach Einschätzung des Ordens gab es bis zum Nachmittag mehrere zehntausend Unterschriften, die genaue Zahl soll im Laufe der kommenden Woche ermittelt und bekannt gegeben werden.
Der Protest erinnerte an eine Unterschriftensammlung aus dem Jahr 1912, in der der Oranierorden rund eine halbe Million Unterschriften gegen eine Selbstverwaltung für Irland im Vereinigten Königreich gesammelt hatte.

Siehe auch: 02.11.21, 07.11.21, 10.11.21

Sonnabend, 27. November 2021

Verzweifelt nach einer Meldung suchend, die weder unmittelbar noch mittelbar etwas mit der Corona-Pandemie zu tun hat, bin ich auf die folgende gestoßen, die es ansonsten wohl kaum geschafft hätte, in diese Nachrichten zu kommen:
Dass Nachfahren von Verstorbenen deren Tod nicht sogleich melden, um noch ein wenig von deren Renten zu profitieren, kommt hin und wieder mal vor, doch die 33 Jahre, die ein heute 58-Jähriger aus Cork die Renten seiner verstorbenen Eltern am örtlichen Postoffice abholte, dürften rekordverdächtig sein. Sein Mandant leide an einer ‘stärker ausgeprägten Spielsucht’, erklärte sein Anwalt gegenüber dem Gericht, und habe die fast eine Million Euro, die er sich auf diese Weise erschlichen habe, verspielt. Der Schuldspruch ward gesprochen, die Höhe der Strafe steht noch aus.

Freitag, 26. November 2021

Irlands größte Gewerkschaft SIPTU mit mehr als 4.000 Mitgliedern bei Bus und Bahn warnt vor Überlegungen, das Angebot im öffentlichen Nah- und Fernverkehr bei den derzeit steigenden Infektionszahlen mit dem Corona-Virus zu reduzieren.
“Wir haben gehört, dass für die nächsten Wochen eine Reduzierung des Angebots erwogen wird”, heißt es in der Meldung. “Das wäre unseres Erachtens ein Fehler, denn es würde die Zahl der Fahrzeuge verringern, und sie wären entweder überfüllt oder zu 100 Prozent oder knapp darunter ausgelastet. Auch wenn es aufgrund der Corona-Lage zu einem Rückgang von Fahrten von und zur Arbeits kommt, muss die derzeitige Zahl der Fahrzeuge beibehalten werden, damit sie nicht überfüllt sind.”

Donnerstag, 25. November 2021

Aus der Verschenkkiste kommt heute etwas in englischer Sprache: Green Fields von Stephen Rynne, erstmals erschienen im Jahr 1938.
A Journal of Irish Country Life lautet der Untertitel. Hier ein Ausschnitt aus der Zusammenfassung auf dem Rückendeckel: “Before agriculture became a matter of filling in forms, of headage payments, subsidies and set-aside, there was farming. And no one wrote about the farming life with as much insight as Stephen Rynne (1901 – 1980). First published in 1938, Green Fields summons up with unerring accuracy and unrivalled insight the changing tasks of the seasons, the rituals of tilling and setting, of harvest and market. From the naming of cattle to the choice of seed potatoes and apples, the details of rural life are recorded with the true countryman’s eye, with humour and affection but without sentimentality.” Die Einleitung zu dem Buch stammt von der Bestseller-Autorin Alice Tailor, bekannt vor allem für ihre etwas nostalgischen Bücher über das Leben in einem kleinen irischen Dorf.

Das Buch geht frei Haus an die oder den Ersten, der oder die sich heute über das Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) mit einer Adresse in Deutschland meldet. Die Daten werden nicht weitergegeben und die Mails nach dem Versand gelöscht.

Nachtrag: Das Buch geht an einen Leser aus 91788 Pappenheim, der sich kurz nach 14 Uhr als Erster gemeldet hatte.

Mittwoch, 24. November 2021

Trotz steigender Infektionszahlen in der Corona-Pandemie, die Ansteckungsrate liegt jetzt bei 620 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen, drängen die Iren laut dem Buchungsportal OpenTable in die Restaurants. So liegen die Buchungszahlen in diesem Monat um 85 % über denen im November 2019 vor dem Ausbruch der Pandemie. Am vergangenen Sonnabend gab es landesweit gut doppelt so viele Buchungen wie zwei Jahre zuvor. In Dublin waren es zum gleichen Zeitpunkt 59 % mehr, was dem weltweiten ‘Hauptstadt-Trend’ widerspricht, denn die Buchungen in London, New York und Berlin lagen noch unter denen in der Zeit vor der Pandemie.
Das alles in einer Zeit, in der die irische Gesundheitsbehörde und die Politiker die Menschen auffordern, ihre sozialen Kontakte einzuschränken, um den Anstieg der Infektionszahlen zu mindern und Druck vom Gesundheitssystem zu nehmen. Nicht eingegangen wird in dem Bericht auf die sich mir stellende Frage, ob tatsächlich so viele Menschen mehr Restaurants aufsuchen oder ob sie nur vermehrt Buchungsportale nutzen, statt direkt bei ihnen zu reservieren oder es spontan versuchen.

Dienstag, 23. November 2021

Die Planungsaufsicht An Bord Pleanála gibt grünes Licht für eine neue Seilbahn zur Insel Dursey Island vor der Beara-Halbinsel an der Westküste der Grafschaft Cork. Die bisherige Seilbahn aus dem Jahr 1969, die bei vielen Touristen Kultsstatus erlangt hat (siehe die Fotos unten), soll nach der Inbetriebnahme außer Dienst gestellt werden.
Die bestehende Seilbahn bringt jährlich etwa 20.400 Besucher nach Dursey, derweil der Grafschaftsrat von Cork mit der geplanten neuen eine jährliche Obergrenze 100.000 Besuchern im Sinn hatte. Diesem Punkt schloss sich die Planungsaufsicht nicht an, sondern setzte eingehend auf die Bedenken seiner Inspektoren in der Hauptsaison eine Obergrenze von 5.000 Besuchern pro Monat fest. Genehmigt wurde auch ein Besucherzentrum auf dem Festland, das ein Informationszentrum, ein Café mit 84 Plätzen und einen Parkplatz mit 100 Plätzen auf dem Festland umfasst. Die führende Umweltorganisation des Landes, An Taisce, sieht das kritisch und keine Rechtfertigung für eine signifikate Erhöhung der Besucherzahl. Mit dem Projekt würde dem nicht nachhaltigen Autotourismus in West Cork weiteren Aufschwung gegeben. (s.a. 30.07.20)

Montag, 22. November 2021

Ein Trecker-Konvoi von protestierenden Farmern, die in den kommenden Jahren den CO2-Ausstoß ihrer Betriebe laut dem Climate Action Plan der Regierung 22 bis 30 % reduzieren sollen, behinderte gestern den Verkehr in der irischen Hauptstadt. Sie werfen der Regierung vor, ohne Konsultation mit ihnen, wie dieses Ziel ohne Gefährdung ihrer Existenz zu realisieren ist, Vorgaben zu machen.
Landwirtschaftsminister Charlie McConalogue zeigt Verständnis für ihre Sorgen, weist aber den Vorwurf mangelnder Kommunikation zurück und verspricht “in den kommenden Jahren mit ihnen zusammenzuarbeiten”, damit die Ziele erreicht werden. Elementar für die Reduktion klimaschädlicher Gase sei die Verringerung des Einsatzes von Düngemitteln und die Verringerung der Emissionen aus Gülle, wobei es Hinweise darauf gebe, dass die Methanproduktion durch die Entwicklung neuer Technologien reduziert werden kann. Die Farmer könnten sich darauf verlassen, dass solche Innovationen die internationale Konkurrenzfähigkeit des irischen Rindfleischs nicht schmälern.

Sonntag, 21. November 2021

Irlands oberster Gesundheitsbeamter warnt die Regierung vor dem Vorhaben, private Corona-Tests durch Subventionen zu verbilligen. Wenn solche Test unsachgemäß durchgeführt werden, würden sie ein nicht gerechtfertigtes Gefühl der persönlichen Sicherheit zu Folge haben, leichtsinniges Verhalten fördern und die Zahl der Neuinfizierungen erhöhen statt zu verringern.
Nun gehört auch Irland bei der Einreise in Deutschland als ‘Corona-Hochrisikogebiet’. Wer, aus welchen Gründen auch immer, sich in Irland aufgehalten hat und nach Deutschland zurückkehrt, muss sich, sofern er ungeimpft ist, ab sofort für zehn Tage in Quarantäne begeben, aus der er sich nach frühesten fünf Tagen durch einen negativen Test befreien kann.

Sonnabend, 20. November 2021

Nach einem Umsatzplus von 14 % und einem Rekordumsatz von zwei Milliarden Euro im auslaufenden Jahr kündigt der Discounter Aldi an, in den kommenden drei Jahren 320 Millionen Euro in dreißig neue Niederlassungen zu investieren.
Bislang hat der größte Discounter der Welt in der Republik Irland 149 Filialen mit 4.650 Mitarbeitern. Rund die Hälfte des Umsatzes wurde 2021 mit in Irland produzierten Waren generiert, das sind 20 % mehr als im Vorjahr. Aldis Marktanteil liegt derzeit bei 13 %, der der anderen Discounter und Supermärkte bei 72 %.

Freitag, 19. November 2021

Die Dubliner Hafengesellschaft hat die konkrete Planung für ein 400 Millionen Euro Projekt für die Poolbeg-Halbinsel an der Mündung der Liffey eingeleitet, das neben einer weiteren Brücke über die Liffey drei neue öffentliche Parks und fünf Kilometer Fuß- und Fahrradwege umfasst. Der Baubeginn ist für 2026 geplant, die Fertigstellung der einzelnen Maßnahmen zwischen 2030 und 2035.

Donnerstag, 18. November 2021

Außer Kosten nichts gewesen: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte weist eine Klage von fünf irischen Politikern gegen den Wortlaut des Amtseides des irischen Präsidenten als unzulässig zurück. Vorgebracht wurde sie von den Abgeordneten Róisín Shortall (SD), John Brady (SF), Senator David Norris, dem früheren Vorsitzenden von Barnardos Ireland Fergus Finlay und dem Kanzler des Dubliner Trinity College David McDonnell.
Die Klage richtete sich gegen die Floskeln ‘In Gegenwart des allmächtigen Gottes’ und ‘Möge Gott mich leiten und stärken’ im Eid bei der Amtseinführung des Präsidenten, mit denen laut Argumentation der Kläger gegen das Recht auf Freiheit des Denkens, des Gewissens und der Religion verstoßen werde. Der Menschengerichtshof wies die Klage als unzulässig zurück, da bei einer Zulassung laut Artikel 34 der Konvention die Rechte der Klagesteller verletzt sein müssen, von keinem der fünf jedoch gefordert worden sei, den Eid auszusprechen.

Mittwoch, 17. November 2021

Nachdem vor nicht einmal vier Wochen die Einschränkungen im öffentlichen Leben gelockert wurden, werden sie jetzt bei stark steigenden Infektionszahlen wieder verschärft. So müssen von Freitag an Pubs und Nachtclubs um Mitternacht schließen und Theater- und Kinobesucher anhand eines digitalen Corona-Passes nachweisen, dass sie entweder geimpft oder von der Krankheit genesen sind oder im Pass ein aktuelles negatives Testergebnis eingetragen ist. Darüber hinaus sind alle Beschäftigten aufgefordert, von Freitag an wenn eben möglich von zu Hause aus zu arbeiten.
Aufgrund der Corona-Pandemie wird Irlands größter Indoor-Weihnachtsmarkt, der vom 4. Dezember an auf rund 6.000 Quadratmetern in den Hallen des ehemaligen viktorianischen Obst- und Gemüsemarkts an Dublins Mary’s Lane geplant war, zum zweiten Mal in Folge abgesagt.
“Unsere Teams haben mit der Unterstützung des Stadtrats unglaublich hart daran gearbeitet, den historischen städtischen Obst- und Gemüsemarkt in Form eines Weihnachtsmarkt wieder zu öffnen. Die anhaltende Unsicherheit um Covid-19 und die damit verbundenen finanziellen Risiken haben uns jedoch zu der schwierigen Entscheidung gezwungen, die Veranstaltung abzusagen. Bei allen unseren Lieferanten, Händler, Partner, Sponsoren und Kollegen sowie der Öffentlichkeit, die sich auf Mistletown gefreut haben, bedanken wir uns für Ihre Unterstützung,” heißt es in dem Brief der Veranstalter an die Stadtverwaltung. (s.a. 06.10.21)

Dienstag, 16. November 2021

Die National Transport Authority NTA führt zum 28. November ein 90-Minuten Ticket ein, mit dem man in der Hauptstadt beginnend mit dem ersten Einstieg neunzig Minuten lang sämtliche Verkehrsmittel von Dublin Bus, Luas und DART sowie die Vorortzüge der Bahn und Go-Ahead Ireland nutzen kann. Es kostet für Erwachsene € 2,30, Kinder und Jugendliche bis zum Alter von einschließlich 18 Jahren zahlen 80 Cent.
Die Einführung, so die NTA, werde m Rahmen des BusConnect-Programms zu einem günstigeren, effizienteren und integrierten öffentlichen Verkehrssystem führen. Es schaffe unabhängig von der Route Einfachheit und Konsistenz im gesamten Netzwerk und bedeute eine erhebliche Einsparung für Menschen, die auf ihrer Route zwischen den Anbietern wechseln müssen.

Montag, 15. November 2021

Nicht nur die Zahl der mit dem Corona-Virus Infizierten scheint unaufhörlich zu steigen, sondern auch die Beliebtheit der Sinn Féin. Würde heute gewählt werden, so würden nach einer von der Sunday Times in Auftrag gegebenen Umfrage 37 % ihr die Erstpräferenz geben, gefolgt von der Fine Gael mit 21 % und der Fianna Fáil des derzeitigen Regierungschefs mit 20 %. Die Grünen kämen auf 5 %, die Labour Party auf 3 % und 13 % entfielen auf unabhängige Kandidaten und die anderen Parteien. Bei der Frage nach den Zufriedenheit mit den Parteivorsitzenden rangierte Sinn-Féin-Präsidentin Mary Lou McDonald mit 50 % von dem Vorsitzenden der Fianna Fáil Micheál Martin, der auf 41 % kam.
Zum Vergleich: Bei der letzten Parlamentswahl im Februar 2020 kam die Sinn Féin auf 24,5 % der Erstpräferenzen, gefolgt von der Fianna Fáil mit 22,2 % und der Fine Gael mit 20,9 %. Zur Zeit regiert eine Koalition aus Fianna Fáil, Fine Gael und den Grünen.

Sonntag, 14. November 2021

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Corona-Virus steigt von Tag zu Tag und nähert sich der Marke von 5000. 556 Infizierte lagen am Sonnabend in Krankenhäusern, 107 davon auf den Intensivstationen. Nach einer gestern veröffentlichten Hochrechnung wird die Zahl der täglichen Neuinfektionen um Weihnachten herum einen Höchststand von 12.300 erreichen, um dann langsam wieder zu fallen. Bis Anfang März werden 2.000 weitere Todesfälle erwartet.

Sonnabend, 13. November 2021

Laut Angaben von Túsla, der staatlichen Behörde zur Überwachung des Wohlergehens von Kindern und Jugendlichen, kamen in den letzten zehn Jahren 206 in staatlicher Obhut oder unter staatlicher Beobachtung befindliche junge Menschen unter 18 Jahren ums Leben, knapp die Hälfte von ihnen durch Selbstmord oder eine Überdosis Drogen. Von den zwischen 2010 und 2019 in den staatlichen Heimen registrierten 42 Todesfällen war in 12 Fällen ein Suizid und und sechs die Überdosis einer Droge die Ursache, in den anderen ein Unfall oder eine Krankheit.

Freitag, 12. November 2021

Nachdem der Wettbewerb im vergangenen Jahr pandemiebedingt abgesagt worden war, wurde der Tidy Town Award 2021 wieder vergeben. Sieger als sauberste Stadt wurde unter 847 Bewerbern Ennis, mit rund 25.500 Einwohnern die Hauptstadt der Grafschaft Clare. Sauberstes Dorf wurde mit 400 Einwohnern Geashill in der Grafschaft Offaly.
Vorgestellt wurden die Sieger, ich will jetzt nicht alle Untergruppen und Sonderpreise aufführen, heute in den Räumen der Royal Dublin Society. Dabei stellte die Ministerin für die ländlichen Räume Heather Humphreys den an dem Wettbewerb teilnehmenden Tidy Town Groups für das kommende Jahr eine finanzielle Unterstützung in Höhe von 1,5 Millionen Euro in Aussicht.

Donnerstag, 11. November 2021

Vierundreißig Jahre sind zwar keine runde Zahl, doch der irische Senat lässt sich davon nicht beirren und ehrt ihm Rahmen einer besonderen Zeremonie mit einem Portrait den unabhängigen Senator und James-Joyce-Jünger David Norris für seine 34-jährige Mitgliedschaft. Damit ist er, nachdem er im Jahr 1987 zum ersten Mal auf der Liste des Trinity College Dublin in den Senat gewählt wurde und seither ohne Unterbrechung Dublins älteste Universität repräsentiert, der Senator mit der längsten Amtszeit in der Geschichte der zweiten Kammer des Parlaments.
Der heute 77-Jährige war 1987 der erste sich offen zu seiner Homosexualität bekennende Ire, der in ein politisches Amt gewählt wurde. 1977 hatte er die Kampagne zur Entkriminalisierung der Homosexualität angestoßen und dies mit einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte 1993 durchgesetzt. Bis dahin waren homosexuelle Männer praktisch rechtlos. Wenn sie vor diesem Datum angegriffen, vergewaltigt oder ausgeraubt wurden, hatten sie keine Möglichkeit zur Polizei zu gehen, denn sobald sie vom Angreifer der Homosexualität beschuldigt wurden, waren sie plötzlich Kriminelle und kamen vor Gericht. Im Jahr 2011 kandidierte er – mit Unterstützung des späteren Wahlsiegers Michael D. Higgins, der ihm half die für die Kandidatur erforderliche Zahl von Unterschriften politischer Funktionsträger zu bekommen – erfolglos für das Amt des Staatspräsidenten. 2014 erhielt er nach einer Krebserkrankung eine Lebertransplantation und meldete sich anschließend in der Politik zurück.

Mittwoch, 10. November 2021

Nachdem in vermutetem Zusammenhang mit den Protesten gegen das sogenannte Nordirland-Protokoll in der vergangenen Woche zweimal ein nordirischer Linienbus entführt und in Brand gesetzt worden war, stellt die Verkehrsgesellschaft den Betrieb auf einer Reihe von Verbindungen in den Abend- und Nachtstunden ein. Etwa 40 bis 50 % der Buslinien in Belfast waren gestern Abend davon betroffen, darunter auch einige an den Haupteinkaufsstraßen. Der Schienenverkehr verlief reibungslos.
Siehe auch: 02.11.21, 07.11.21

Dienstag, 9. November 2021

Im Vorfeld der Feierlichkeiten anlässlich seines hundertsten Todestages übergeben die Nachfahren von Michael Collins dessen Tagebücher aus den Jahren 1918 bis 1922 dem irischen Nationalarchiv als Dauerleihgabe, wo sie zunächst einmal wissenschaftlich ausgewertet werden. Die Tagebücher umspannen den irischen Unabhängigkeitskrieg, die Verhandlungen zu Anglo Irish Treaty und den irischen Bürgerkrieg bis zu seiner Ermordung im August 1922.
Michael Collins (1890 – 1922) zog als Präsident des obersten Rates der IRB sowie Finanzminister und Geheimdienstchef der Untergrundregierung die Fäden im Unabhängigkeitskampf von 1920/21, während die von ihm begründeten Flying Columns mit ihren von einem schnellen Rückzug gefolgten Blitzattacken auf Kasernen, Polizeistationen und Militärtransporte die britischen Truppen in Irland zermürbte. Nachdem er 1921 den Vertrag mit ausgehandelt hatte, der zur Gründung des irischen Freistaates führte, wurde er im Jahr darauf als designierter Regierungschef des Freistaates bei einem Attentat durch Anhänger de Valeras, der den Freistaat wegen des Verbleibs von sechs Grafschaften im Nordosten der Insel beim Vereinigten Königreich ablehnte, in Béal na mBláth in der Grafschaft Cork getötet.

Montag, 8. November 2021

Tausende von Aktivisten protestierten am Wochenende in den Straßen von Dublin, Belfast, Cork und Derry gegen den enttäuschenden Verlauf der Weltklima-Konferenz in Glasgow und den mangelnden Einsatz der Politik zur Rettung des Weltklimas.
“Für mich ist es extrem wichtig, dass wir unsere Stimmen erheben”, so Katie Harrington von der Dubliner Energieagentur Codema beim Marsch vom Garden of Remembrance zu den Regierungsgebäuden. “Ich bin nicht für mich selbst hier, ich bin für zukünftige Generationen hier. Wir verlangen von unserer Regierung, dass sie beim Klimawandel und bei der Klimakrise tatsächlich handelt, nicht nur weiterredet und nicht nur Pläne schmiedet. Damit wir endlich gehört werden, ist es wirklich wichtig, unsere Stimmen zu nutzen und durch die Straßen zu marschieren.”

Sonntag, 7. November 2021

Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche wurde heute Abend in einem loyalistischen Wohngebiet Nordirlands ein Bus entführt und in Brand gesetzt. Vier Männer bestiegen kurz vor 18 Uhr in einem Vorort Belfasts einen roten Doppeldecker-Bus, forderten die Passagiere zum Aussteigen auf und setzten ihn in Brand. Die Polizei sieht auch hier einen Zusammenhang mit den Protesten gegen das sogenannte Nordirland-Protokoll.
Zuvor war es am Freitag und Mittwoch zu gewalttätigen Ausschreitungen zwischen Jugendlichen aus der nationalistischen Springfield Road und loyalistischen Shankill Road gekommen, bei denen die Polizei mit Wurfgeschossen und Feuerwerkskörpern angegriffen wurde.

Sonnabend, 6. November 2021

Der Vorsitzende die Fine Gael und stellvertretende irische Regierungschef Leo Varadkar – im Zivilberuf ist er Arzt – erwartet, dass die Zahl der Neuinfektionen mit dem Corona-Virus nach einem weiteren Anstieg in den nächsten Tagen in den kommenden Wochen wieder zu fallen beginnen:
“Ich halte die Situation für fragil, aber sie ist auch stabil. Die Zahl der Fälle ist sehr hoch und steigt weiter an. Wir gehen davon aus, dass sie auch in den nächsten Tagen weiter steigen wird. Jedoch ist die Zahl der Patienten in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen trotz des Anstiegs der Fälle relativ stabil und im Großen und Ganzen die gleiche wie vor ein oder zwei Wochen. Das gibt uns Zuversicht, dass der Schutzwall durch die Impfungen hält. Wegen der durch Impfungen und Infektionen erworbenen Immunität werden wir in den nächsten Wochen einen Punkt erreichen, an dem die Fälle zu sinken beginnen. Das bedeutet nicht, dass Covid so einfach verschwindet, und auch in den nächsten Wintern werden wir damit zu tun haben. Pandemien enden nie von heute auf morgen, sie neigen dazu, sich irgendwann einmal totzulaufen. Ich bin also zuversichtlich, dass wir diesen Winter überstehen und im Frühjahr und Sommer sehr viel besser dastehen werden.”

Freitag, 5. November 2021

Gemäß der bei knapp 2 % liegenden Inflationsrate deckelt die Regierung für das kommenden Jahr die Mieterhöhungen in den ‘angespannten Mietregionen’ auf 2 %. Damit, so der Minister für das Wohnungswesen Darragh O’Brien, erfülle die Regierung ihr Versprechen, die Situation für die Mieter zu verbessern. “Die Maßnahme”, fuhr er fort, “respektiert zugleich die verfassungsrechtlich geschützten Eigentumsrechte der Vermieter und zielt darauf ab, die kontinuierlichen Investitionen bestehender und neuer Vermieter auf dem Wohnungssektor zu sichern, um das erforderliche Angebot an qualitativ hochwertigen Mietwohnungen zu liefern.”
Das sieht die oppositionelle Sinn Féin, die bei der letzten Wahl zum Parlament die meisten Erstpräferenzen erhalten hat, nicht so. Die Verordnung sei “zum Scheitern verdammt”, so ihr Sprecher für das Wohnungswesen Eoin Ó Broin. Die Gesetzgebung habe zu viele Schlupflöcher und die Wohnungsbehörde nicht genügend Ressourcen, um Vermieter aufzuspüren und zu bestrafen, die die Mietobergrenzen verletzen. Vor allem sollte der Begriff ‘angespannte Mietregionen’ gestrichen und die Deckelung landesweit auf alle Vermietungen angewandt werden.

Donnerstag, 4. November 2021

Umweltminister Eamon Ryan von der Green Party präsentiert seinen Plan zur Verminderung des CO2-Ausstoßes, der sich folgende Einsparungen zum Ziel nimmt:
22 – 30 % in der Landwirtschaft
62 – 81 % beim Stromverbrauch
29 – 41 % in den Unternehmen
44 – 56 % im Baugewerbe
42 – 50 % im Verkehr

Eine halbe Million Menschen sollen künftig statt mit dem Auto zu fahren laufen, radfahren und den öffentliche Verkehr nutzen und die mit elektrischen Fahrzeugen zurückgelegten Kilometer um 45 % erhöht werden. Sorgen, der Viehbestand solle reduziert werden, werden als unbegründet zurückgewiesen. Stattdessen gehören die Frühkalbung und eine frühere Schlachtung von Tieren sowie neue Zuchttechniken und eine effizientere Verwendung von Düngemitteln zu den vorgeschlagenen Maßnahmen. Doch sind das zunächst einmal nur recht vage Ziele.

Der Minister für öffentliche Ausgaben Michael McGrath verteidigte den Plan der Regierung, warnte aber zugleich, dass “das alles nicht einfach aber notwendig” sei, um den Planeten für zukünftige Generationen zu schützen. In allen Sektoren seien große Veränderungen erforderlich und der Klima-Aktionsplan ein Fahrplan dafür. Die notwendigen Änderungen erforderten regulatorische und planerische Änderungen, die derzeit auf den Weg gebracht würden. So gehe er davon aus, dass bereits 2025 erste Offshore-Projekte für erneuerbare Energien ihren Betrieb aufnehmen können.

Mittwoch, 3. November 2021

Nachdem die 95-jährige britischen Königin Elisabeth II aus gesundheitlichen Gründen nicht am Festgottesdienst anlässlich des 100. Jahrestages der Gründung der Provinz Nordirland teilnehmen konnte, kam gestern ihre Tochter Prinzessin Anne ins nordirische Derry und enthüllte einen Gedenkstein zur Erinnerung an das Ereignis. Im Rahmen ihres eintägigen Aufenthalts besuchte sie u.a. das Siege Museum innerhalb der historischen Stadtmauern, in dem es um die Belagerung Derrys durch die Truppen des katholischen König James Stuart und den sogenannten Apprentice Boys geht, die die Stadt der Legende nach vor der Eroberung bewahrt haben.
Siehe auch: 18.09.21, 08.10.21, 21.10.21, 23.10.21
Trotz steigender Infektionszahlen mit dem Corona-Virus – in den vergangenen 14 Tagen gab es fast 700 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner – weist Gesundheitsminister Stephen Donnelly Spekulationen über die Wiedereinführung bereits aufgehobener Einschränkungen im öffentlichen Leben zurück. 43 % der Neuinfizierten der letzten sechs Wochen waren gegen das Virus geimpft.
Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus seien ergriffen worden, sagte der Minister am Abend in einem Fernsehinterview und fuhr fort: “Über die Wiedereinführung strengerer Restriktionen wurde im Kabinett nicht diskutiert, denn wir haben einen Plan, von dem wir wissen, dass er funktionieren kann. Neue Einschränkung stehen derzeit nicht im Fokus, weil sie nicht das sind, was wir derzeit brauchen. Wir vertrauen auf das vernünftige Verhalten der Menschen, starten zugleich mit Auffrischungs-Impfungen, Serientests in Pflegeeinrichtungen, weiten den Covid-Pass aus und führen zunehmend mehr PCR-Tests durch.”

Dienstag, 2. November 2021

Zwei maskierte Männer entführten gestern am frühen Morgen in Newtownards in der nordirischen Grafschaft Down einen Bus und setzten ihn in Brand. Der Fahrer, der einen Schock erlitt, konnte sich unverletzt retten. Hinter dem Anschlag werden radikale Unionisten vermutet, die ihren Unmut über das sogenannte Nordirland-Protokoll zum Ausdruck bringen wollen.
In den Tagen zuvor hatte die DUP für den Fall, dass das Protokoll nicht abgelöst wird, damit gedroht, ihre Minister aus der Regierung abzuziehen und die nordirische Regierung und das Parlament auf diese Weise arbeitsunfähig zu machen. In einem solchen Fall würde die Regierungsgewalt an die britische Regierung vertreten durch ihren Nordirlandminister übergehen. Mit der Begründung, dass in den Verhandlungen über eine Änderung des Protokolls “gewisse Fortschritte” erzielt worden seien, wurde die Ankündigung bislang nicht wahrgemacht.

Siehe a.: 07.02.21, 15.02.21, 22.02.21, 25.02.21, 05.03.21, 06.03.21, 16.03.21, 04.04.21, 06.04.21, 09.04.21, 20.04.21, 17.05.21, 21.05.21, 31.05.31, 08.06.21, 30.06.21, 22.07.21, 02.10.21, 29.10.21
Nach einem Bericht in der Sunday Times will die irische Regierung den St. Brigid’s Day zum zehnten öffentlichen Feiertag machen. Saint Brigid of Kildare, auch Brigid of Ireland genannt, lebte von zirka 451 bis 525 und gilt neben St. Patrick und dem Abt Columba als Nationalheilige. Ihr Fest wird am 1. Februar begangen, mit dem im keltischen Jahr auch der Frühjahrsmorgen Imbolc eingeleitet wird.
Anfang Januar hatte Taoiseach Micheál Martin angekündigt, die Regierung denke “als Anerkennung für die Opfer, die dem irische Volk in der Coronakrise abverlangt wurden” über die Einführung eines weiteren öffentlichen Feiertags nach, und dabei darauf hingewiesen, dass die Zahl der staatlichen Feiertage in Europa zwischen acht und dreizehn liege und Irland mit neun am unteren Ende. Frauengruppen hatten daraufhin gefordert, dass der neue Feiertag einer Frau gewidmet sein müsse und den St. Brigid’s Day ins Gespräch gebracht, ein Vorschlag, dem sich in einer Online-Petition 12.000 Menschen angeschlossen hatten.

Montag, 1. November 2021

Pünktlich zum ersten November meldet sich Justizministerin Helen McEntee aus ihrem sechsmonatigen Mutterschaftsurlaub zurück. Dieser hatte der Regierung zunächst arges Kopfzerbrechen bereitet, denn dass eine Ministerin während ihrer Amtszeit ein Kind bekommt und zu allem Überdruss auch noch in den Mutterschaftsurlaub gehen will, ist im Regelwerk des Parlaments nicht vorgesehen. Die einzige Möglichkeit, einen Job als Ministerin trotz Abwesenheit nicht zu verlieren, ist nach der Geschäftsordnung die Krankmeldung, doch kann man eine Geburt wohl kaum als Krankheit bezeichnen und einen Mutterschaftsurlaub schon einmal gar nicht.
Doch trickreich wurde im Frühjahr eine Lösung gefunden: Man ernannte Frau McEntee zum 1. April zur ‘Ministerin ohne Aufgaben’ und übergab, da die Zahl der Kabinettsminister laut Verfassung begrenzt ist, die Aufgaben der Justizministerin für ein halbes Jahr im Nebenjob an Sozialministerin Heather Humphreys. Damit blieb Frau McEntee Mitglied des Kabinetts und konnte im Fall des Falles Frau Humphreys bezüglich ihrer temporären Aufgaben beratend zu Verfügung stehen.

Nachrichten aus Irland – November 2021