Nachrichten aus Irland

Dezember 2005

Neues aus Irland nach Berichten von RTÉ, der Irish Times,
des Irish Independent und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Sonnabend, 31. Dezember 2005

Der Vorstandsvorsitzende der Gesundheits- und Sicherheitsbehörde Tom Beegan weist auf die drastische Steigerung von tödlichen Unfällen am Arbeitsplatz hin, von denen im abgelaufenen Jahr 70 zu beklagen waren. Im Vorjahr waren es 49.

Freitag, 30. Dezember 2005

Der britische Nordirlandminister Peter Hain droht die nächste Wahl zum nordirischen Parlament ausfallen zu lassen, sollten sich Unionisten und Republikaner in den kommenden 12 Monaten nicht auf eine Regierung einigen. Nach der letzten Wahl vom November 2003 kam es bislang zu keiner Regierungsbildung.

Mittwoch, 28. Dezember 2005

Knapp 6,7 Mio. Besucher haben im Jahr 2005 die vier Millionen Iren besucht, eine Zunahme um rund 5 % gegenüber dem Vorjahr. Die Besuche währten allerdings oft kürzer und konzentrieren sich zunehmend auf die Städte.

Dienstag, 27. Dezember 2005

Nach kurzer Krankheit stirbt im Alter von 61 Jahren der letzte Herausgeber der Irish Press Hugh Lambert. Er folgte 1987 Tim Pat Coogan (Autor der wohl bekanntesten Michal Collins Biographie) auf diesem Posten und hatte ihn bis zur letzten Ausgabe der Zeitung vom 25. Mai 1995 inne. Die 1931 gegründete Irish Press wurde zunächst von Éamon de Valera und seiner Familie und in der Folge von der Fianna Fáil kontrolliert.

Montag, 26. Dezember 2005

Der britische Nordirlandminister Peter Hain beschuldigt die oppositionellen britischen Konservativen des Versuchs, einen dauerhaften Frieden für Nordirland zu unterminieren. Dabei geht es um ihren Widerstand gegen ein geplantes Gesetz, nach dem flüchtige Paramilitärs, die sich stellen, von der Haft verschont werden können.

Sonntag, 25. Dezember 2005

In ihrer gestrigen Weihnachtsbotschaft hebt Staatspräsidentin Mary McAleese den Einsatz irischer Hilfsverbände und Streitkräfte bei den weltweiten Naturkatastrophen des zu Ende gehenden Jahres hervor und dankt allen, die sich für den Frieden eingesetzt haben. Die Erklärung der IRA zu ihrer Entwaffnung sei ein entscheidender Schritt gewesen, um ein Klima zu schaffen, in dem Vertrauen und Freundschaft gedeihen können.

Sonnabend, 24. Dezember 2005

Nollaig shona agus síocháin sa bhliain úr – Frohe Weihnachten und Frieden im Neuen Jahr. Täglich Neues aus Irland gibt es wieder vom 5. Januar an, mit einem kleinen Rückblick, was sich in der Zwischenzeit getan hat.
Zuvor noch ein bisschen etwas Weihnachtliches. Wir alle kennen die Boxen auf dem Dubliner Flugplatz, in die Touristen ihr nicht ausgegebenes Kleingeld jeglicher Währung werfen können. € 47.000 kamen einschließlich eines Schecks über € 5.000 in den letzten sechs Monaten zusammen und gehen jetzt an das Kinderhilfswerk Barnardos der Society of St. Vincent de Paul (SVP) und das Hilfswerk Air Concern.

Freitag, 23. Dezember 2005

Nach der Enttarnung des früheren SF-Büroleiters Denis Donaldson als britischer Spion sei in Sinn Féin und IRA eine ‘Hexenjagd’ ausgebrochen, meinte gestern der nordirische Polizeichef Sir Hugh Orde nach einem Gespräch mit Taoiseach Bertie Ahern in Dublin. Bei der Gelegenheit gab er zu, dass die Durchsuchung der Sinn-Féin-Büros kurz nach Beginn seiner Amtszeit im Oktober 2002 ‘ungeschickt’ abgelaufen war. (s.a. 04.10.02, 16.12.05)
Ein Weihnachtsgeschenk für das irische Nationalmuseum, dem ich Geschenke besonders gönne, da es keinen Eintritt erhebt. Es sind Dinge aus dem Nachlass von Pádraig Pearse, unter anderem sein Scheckbuch aus dem Jahr 1912 mit einer Anzahl von eingelösten Schecks. Und so erfährt man den Stand seines Bankkontos: £11, 4 Schillinge und 3 Pence. Davon überzeugen können Sie sich anlässlich einer Ausstellung zum 90. Jahrestag des Osteraufstandes im kommenden April.
Wie soeben bekannt wurde, wird die MS Normandy von Irish Ferries den Fährbetrieb nach Cherbourg vom 27. Dezember an wieder aufnehmen.

Donnerstag, 22. Dezember 2005

700 Passagiere der von Irish Ferries betriebenen Fähre Normandy müssen sich nach einer anderen Beförderungsmöglichkeit umsehen, nachdem ihr am Morgen nach einem Sicherheitscheck das Verlassen des Hafens von Rosslare verweigert wurde. Bemängelt wurden unter anderem die Feuerlöscheinrichtungen und das Training der Besatzung für den Ernstfall. Man geht davon aus, dass das Schiff erst nach den Weihnachtstagen wieder verkehrt. Die Normandy war vor einem Jahr ausgeflaggt und auf den Bahamas registriert worden, die Besatzung besteht aus Balten, Osteuropäern und Briten.
Vor vier Jahren wurde der Euro eingeführt, und immer noch erscheinen rund 300 Menschen pro Woche im Hauptquartier der irischen Zentralbank in der Dame Street, um alte Münzen und Banknoten in die seither geltende Währung zu tauschen. Besonders hoch ist der Andrang vor den Ferien und in der Weihnachtszeit.
Geldscheine werden oft beim Aufräumen von Bücherregalen gefunden, so erschien kürzlich eine Dame mit einem 100-Punt-Lesezeichen. Eine anderer Kunde fand eine 50-Punt-Note beim Abreißen einer alten Tapete, und eine Witwe stieß beim Wechsel der Glühbirne einer Tischlampe auf Geldscheine, mit der ihr verstorbener Ehemann die Fassung dahinter ausgestopft hatte. Münzen wurden in den vergangenen 12 Monaten oft in Schuppen außerhalb des Hauses entdeckt, aber auch beim Gärtnern manch eine Dose mit Kleingeld ausgegraben. Eine Frist, bis zu der alle alte Banknoten und Münzen umgetauscht sein müssen, gibt es in Irland nicht.

Mittwoch, 21. Dezember 2005 – Wintersonnenwende

Rund 27.000 Menschen aus aller Welt hatten sich darum beworben, sich in Newgrange um jenen Sonnenstrahl versammeln zu dürfen, der an den Tagen um die Wintersonnenwende fünfzehn Minuten lang in die kreuzförmige Grabkammer dringt. 25 Privilegierte, darunter Justizminister Michael McDowell, wurden zugelassen, doch der Himmel zeigte sich anders als in den letzten Jahren bedeckt, und kein Sonnenstrahl drang in das mehr als 5.000 Jahre alte und 7 Meter hohe Kraggewölbe.
Derweil gab es davor eine kleine Protestveranstaltung gegen den von einer nahegelegenen Zementfabrik beantragten Bau eines 125 m hohen Ofenschachtes. Sollte er genehmigt werden, meinte einer der Demonstranten, werde der Rauch daraus nie wieder einen Sonnenstrahl in die Grabanlage dringen lassen.

Dienstag, 20. Dezember 2005

Gut vier Millionen Einwohner hat die Republik Irland und 4,05 Mio. Handys gibt es nach einer Meldung von heute im Lande. Ein rechnerischer Verbreitungsgrad von 100 %, wobei allerdings 7 % der Iren mehr als ein freigeschaltetes Handy besitzen. Vielleicht gibt es also doch noch einen Bewohner Irlands oberhalb des Säuglingsalters, der – wie der Betreiber dieser Internetpräsenz – keines besitzt. Zum Vergleich: die höchste Handydichte Europas findet man in Luxemburg (156 pro 100 Einwohner), knapp halb so viele mit 75 pro 100 Einwohner in Frankreich.
40 % der Baugenehmigungen in An Daingean, früher auch als Dingle auf den Landkarten verzeichnet, sollen künftig an Antragsteller vergeben werde, die in einer Prüfung nachweisen, dass sie die irisch-gälische Sprache beherrschen. Bei der letzten Zählung im Jahr 2002 wurden 63 % der 1.800 Bürger als ‘Gaelic Speaker’, eingeordnet und dieser Anteil soll nicht weiter sinken. Wobei man über die Förderung des kulturellen Erbes hinaus erkannt hat, dass eine Stadt, in der die Mehrheit der Einwohner die gälische Sprache beherrscht, auch Touristen anlockt.

Montag, 19. Dezember 2005

Nach den Enthüllungen vom Freitag fordert Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams die britische Regierung dazu auf, die Verantwortung für den ‘Spionagering-Skandal’ vom Oktober 2002 zu übernehmen, der seinerzeit zur Suspendierung der nordirischen Regierung geführt hatte. Derweil meint heute der irische Außenminister Dermot Ahern, dass die volle Wahrheit über die Affäre, wohl nie ans Tageslicht kommen werde.

Sonntag, 18. Dezember 2005

Der Chef in Rom dürfte etwas gereizt auf die Äußerung des Bischofs von Killaloe reagieren, der sich in einem heute veröffentlichten Zeitungsinterview dafür ausspricht, katholischen Priestern den Bund der Ehe zu ermöglichen. Seiner Meinung nach, so Dr. Willie Walsh, gebe es in der katholischen Kirche Platz sowohl für verheiratete als auch zölibatär lebende Priester.
Zu den Dingen, die in der vergangenen Woche ihren Besitzer wechselten, gehören John Bull’s Finger Press, wie die Irish Times sie nannte, die Fingerabdrücke der 1916 hingerichteten Anführer des Osteraufstandes vom 23. April. Für umgerechnet knapp € 18.000 wurden sie mit Unterstützung eines nicht genannten Geldgebers vom Dubliner Kilmainham-Gefängnismuseum ersteigert und kommen aus dem Vereinigten Königreich nach Irland zurück.
Für höhere Versteigerungserlöse sind immer wieder Werke von James Joyce gut. Rund € 107.000 und damit mehr als das Doppelte des Schätzpreises brachte am Donnerstag eine Erstgausgabe des Ulysses ein, nicht gerade ein Rekorderlös, denn vor drei Jahren kam bei Christie’s in New York eine signierte Ausgabe für € 460.000 unter den Hammer. Ein Schnäppchen dagegen war ein Band seiner Dubliners, die für nur € 7.300 ihren Besitzer wechselten. Eine Ausgabe von Oscar Wildes Märchenerzählung Der glückliche Prinz erzielte € 17.000.

Sonnabend, 17. Dezember 2005

Die nächste Dekade werde zum ‘Alles oder Nichts’ für die irische Sprache, so der Coimisinéir Teanga Seán Ó Cuirreáin vor zwei Tagen in Galway, doch auch wenn dem Irisch-Gälischen schon seit der Schlacht von Kinsale im Jahr 1601 der Tod vorhergesagt werde, sei der letzte Ire, der die Sprache spricht, noch nicht geboren. Dabei setzt der Sprachbeauftragte der Regierung auch auf den Official Languages Act, einem Gesetz zur Stärkung der Rolle der Sprache in Politik und Gesellschaft, das bis Mitte Juli vollständig umgesetzt werden soll und zudem eine wachsenden Zahl Berufsmöglichkeiten für Irish Speaker in der Gesellschaft mit sich brachte. Doch man dürfe sich nicht betrügen, letztlich hänge das Überleben der Sprache nicht von Gesetzen, sondern von den Menschen ab.
Im kommenden Jahr werden die vor 50 Jahren festgelegten Gaeltacht-Grenzen überprüft und auf der Grundlage der demoskopischen Entwicklung neu gezogen.

Freitag, 16. Dezember 2005

Anfang Oktober 2002 durchsuchte die nordirische Polizei unter dem Vorwurf der Spionage und Verquickung in IRA-Aktivitäten in einer groß angelegten Aktion die Sinn-Féin-Büros im nordirischen Parlament zu Stormont, stellte Unterlagen sicher und nahm den Büroleiter der Sinn Féin Denis Donaldson fest. Die Vorwürfe führten zehn Tage später zur Auflösung der nordirischen Regierung, auf deren Wiederherstellung man seither wartet. Die Affäre ging unter der Bezeichnung ‘Stormontgate Affair’ in die Geschichte ein. Vor einer Woche wurde das Verfahren gegen Herrn Donaldson und zwei Mitangeklagten mit der Begründung eingestellt, dass eine Weiterverfolgung nicht im öffentlichen Interesse sei.
Heute nun gibt Herr Donaldson zu, 20 Jahre lang für die britische Regierung als Spion gearbeitet zu haben. Vorausgegangen war eine Warnung durch die Polizei, dass seine Enttarnung bevorstehe und sein Leben in Gefahr sei. (s.a. 04.10.02)
Weihnachtsgeld von der Bank of Ireland in Enniscorthy. Wie heute publik wurde, passierte der Bank am vergangenen Freitag das kleine Missgeschick, in das für 10 €-Scheine vorgesehene Fach eines Geldautomaten 20 €-Scheine zu packen. Einige Kunden fanden das so faszinierend, dass sie gleich mehrfach Geld abhoben. Nun wurden die Kunden mit dem Hinweis angeschrieben, dass man es ganz nett fände, wenn sie den zuviel ausgezahlten Betrag zurückbringen würden, sie rechtlich dazu jedoch nicht verpflichtet seien.
In Irland kennt jeder jeden und es gibt einfach zu wenig zu schnüffeln. In den vergangenen neun Jahren, so gab Finanzminister Brian Cowen gestern auf eine Anfrage des Sinn-Féin-Abgeordneten Aengus Ó Snodaigh bekannt, konnte der irische Geheimdienst noch nicht einmal die Hälfte seines Etats unter die Schnüffler bringen. So standen ihm im vergangen Jahr € 767.000 zur Verfügung, doch nur € 350.000 wurden ausgegeben.

Donnerstag, 15. Dezember 2005

Der Dáil, das irische Parlament, verabschiedet sich in die Weihnachtsferien, und auch diesmal stimmt der Spruch, dass in Irland alles etwas länger dauert. Bis zum 25. Januar, also rund sechs Wochen, machen die 166 Parlamentarier Weihnachtsurlaub. Ein Antrag der Green Party, die Pause auf vier Wochen zu verkürzen, wurde abgeschmettert.
Eine Notiz aus der Provinz. Am Morgen wird nach einem Unfall mit einem Hühnertransporter nahe Cavan Town die National 55 geschlossen. Zwischen zerbrochenen Eiern tummeln sich mehr als 5.000 Hühner auf der Straße, und einige haben bereits begonnen für Ersatz zu sorgen und neue Eier zu legen. Wer jedoch klug ist, macht sich von dannen, denn der Transporter war auf dem Weg zum Schlachthaus.
Die osteuropäischen Arbeiter, die zwei Monate lang bei der Dubliner Firma A1 Plastering für € 2 pro Stunde gearbeitet hatten (s. Dienstag), bekommen nach Intervention der Gewerkschaft SIPTU rückwirkend den für die Baubranche geltenden Mindestlohn in Höhe von € 13,48 pro Stunde ausgezahlt.

Mittwoch, 14. Dezember 2005

‘Deal reached in Irish Ferries row after talks’, meldete heute Morgen die Irish Times in ihren Breaking News. Von Mittag an soll der seit drei Wochen ruhende Fährbetrieb über die Irische See wiederaufgenommen werden. Und so sieht der Kern der Übereinkunft aus:
Irish Ferries darf ihre Schiffe ausflaggen, im Ausland neu registrieren und Seeleute aus Billiglohnländern einstellen, muss aber den Mindestlohn oder mehr zahlen. Bisherige Besatzungsmitglieder, die das Abfindungsangebot der Gesellschaft nicht annehmen wollen, dürfen zu den bisherigen Bedingungen weiterarbeiten.
Dublins bekanntestes Straße soll früher als vorgesehen im neuen Glanz erstrahlen, wobei ich den ‘Glanz’ nicht gesehen habe und ergo nicht beurteilen kann. Nach rund sechs Jahren Bauzeit und Verkehrsbehinderungen wird im kommenden Mai der Umbau der O’Connell Street beendet sein, sechs Monate früher als geplant. Die mehr als 100 Jahre alten Platanen (s. 12.07.05) haben ihn nicht überlebt.

Dienstag, 13. Dezember 2005

Derweil am Nachmittag vor der LRC ein letzter Vermittlungsversuch zwischen dem Management und den Besatzungsmitgliedern von Irish Ferries gestartet wird, stellt die Fährgesellschaft ein Ultimatum: Sollten die drei seit 3 Wochen festliegenden Schiffe nicht bis Mitternacht in See stechen, werde man die Abfindungszahlungen für die 543 Besatzungsmitglieder, die durch Seeleute aus Billiglohnländer ersetzt werden sollen, auf das gesetzliche Minimum reduzieren. Der Streit hat Irish Ferries bislang € 5,5 Mio. gekostet.
Siehe auch: 29.09.05, 03.11.05, 14.11.05, 25./26.11.05, 28.11.05, 03.12.05, 09.12.05
Die IRA hält sich an ihr Versprechen und ist in keine paramilitärische und kriminelle Aktivitäten mehr verwickelt, berichtet heute der im britischen Nordirlandministerium für die Sicherheit zuständige Minister Shaun Woodward der Irish Times. Die Informationen, die er aus Sicherheitskreisen erhalte, sei ermutigend.
Was verdient ein Arbeiter, der aus Osteuropa nach Dublin kommt? Netto 2 Euro pro Mann und Stunde bekam nach einer Meldung der Gewerkschaft SIPTU ein Truppe von sechs polnischen und einem slowakischen Pflasterarbeitern, die zwei Monate lang für die Dubliner Firma A1 Plastering gearbeitet hatte.

Montag, 12. Dezember 2005

Rund € 1,1 Mrd. will die Regierung in den kommenden fünf Jahren in die Universitäten und technischen Hochschulen des Landes stecken, wovon rund ein Drittel in 35 größere Baumaßnahmen fließen sollen. Ein weiteres Drittel ist für Maßnahmen zur Steigerung der Lehr- und Forschungsqualität vorgesehen, rund € 200 Mio. für sich noch ergebende Aufgaben und der Rest für sonstige Zwecke.

Sonntag, 11. Dezember 2005

In Irland geht vieles etwas langsamer, vor allem wenn es sich um EU-Direktiven zum Umweltschutz handelt. Im Jahr 1991 einigte man sich in der EU zum Schutz des Grundwassers und der Gewässer auf eine Richtlinie zur Beschränkung des Nitrateinsatzes in der Landwirtschaft, der Umweltminister Dick Roche nach seiner Rückkehr von der UN-Umweltkonferenz in Kanada heute Gesetzeskraft verlieh. Ein bisschen Druck war wohl auch dabei, denn ansonsten wären harte Strafzahlungen auf die irischen Steuerzahler zugekommen. Die neuen Regelungen treten in den kommenden drei Jahren an stufenweise in Kraft.
170 kg Nitrat pro Hektar und Jahr sind nach der EU-Richtlinie maximal erlaubt – viel zu wenig, meinen die irischen Bauern und insbesondere Viehzüchter, die nicht wissen, wie sie ihre Gülle loswerden sollen. Auch Landwirtschaftsministerien Mary Coughlan sieht ernsthafte Probleme für ihre Klientel und ruft zur Zusammenarbeit von Farmern auf, bei der solche, die ihr ‘Kontingent’ nicht ausnutzen, auf ihrem Land Gülle aus Viehzuchtbetrieben ausbringen. Daneben werde man nach Wegen suchen, den Grenzwert auf 250 kg pro Hektar heraufsetzen zu lassen.

Sonnabend, 10. Dezember 2005

Die kleine Insel Inishbiggle (s. roter Pfeil) zwischen Achill Island und der Küste Mayos hat ihren 30-jährigen Kampf um eine Seilbahn zum Festland verloren. Mehrfach schien der Bau kurz bevorzustehen, war bereits genehmigt, doch zuletzt gab es Probleme mit Landbesitzern. Nun hat Minister Éamon Ó Cuív einen Schlussstrich gezogen und das zunehmend teurer werdende Projekt für die nur noch 26 Einwohner (bei den ersten Überlegungen für die Seilbahn vor 30 Jahren waren es dreimal so viele gewesen) abgesagt. Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen, meinte er gestern, und stellte stattdessen € 700.000 für den Ausbau des Fähranlegers zur Verfügung.
Im Alter von 113 Jahren starb in der vergangenen Woche in Schottland Lucy d’Abreu, Großbritanniens älteste Frau. Am 24. Mai 1892 in Indien geboren, hatte sie den größten Teil ihres Lebens, rund 70 Jahre, mit ihrem Gatten Dr. Abundius Joseph d’Abreu in Irland verbracht. Sie war Gründungsmitglied des Waterford Bridge Clubs und hatte fünf Töchter geboren. Nach dem Tod ihres Mannes zog sie in den 80-er Jahren nach Edinburgh, um ihrer Familie näher zu sein. Ihr hohes Alter führte sie auf einen regelmäßigen Schlummertrunk aus Brandy und trockenem Ginger Ale zurück.

Freitag, 9. Dezember 2005

Zehntausende – die Gewerkschaften sprechen von mehr als 100.000 Menschen – haben sich heute den Protestmärschen gegen das Management von Irish Ferries angeschlossen, zu denen der Gewerkschaftsdachverband ICTU aufgerufen hatte, und fordern die Regierung auf, die Ausbeutung eingewanderter Arbeiter und den Austausch von Mitarbeitern zu bekämpfen. Der ‘National Day of Protest’ wird von mehr als 50 Gewerkschaften unterstützt. (s.a. 3. Dezember und frühere Meldungen)
Der Mangel an qualifizierten Übersetzern bedroht nach Aussagen von EU-Beamten aus Brüssel die zum 1. Januar 2007 vorgesehene Einführung der Irisch-Gälischen Sprache als 21. offizielle Sprache der Europäischen Union. 30 Übersetzer und Dolmetscher mit Hochschulabschluss im Irisch-Gälischen werden gesucht. So fordert der EU-Abgeordnete Simon Convey von der Fine Gael den Regierungschef auf, über die Einrichtung spezieller Kurse nachzudenken, mit denen Interessenten die erforderliche Qualifikation erlangen können. (s.a. 14.06.05)

Donnerstag, 8. Dezember 2005

Die Jahresinflationsrate ist um 0,4 Prozentpunkte gefallen und liegt nach letzten Angaben des Zentralamtes für Statistik nun bei 2,6 %, was vor allem auf gesunkene Energiepreise zurückzuführen ist. Bezogen auf Kleidung, Schuhe und Ausbildungskosten ist sie um mehr als 1,5 Prozentpunkte gestiegen.
Zum ersten Mal in der Geschichte treffen sich auf Hillsborough Castle im County Down mit Staatspräsidentin Mary McAleese und Königin Elisabeth II auf irischem Boden ein irisches und britisches Staatsoberhaupt. Die beiden Damen kennen sich bereits aus drei früheren Begegnungen.
Seit 1886 ist Achill Island durch ein Drehbrücke mit dem Festland verbunden, die 1940 erneuert wurde, doch schon lange nicht mehr vor Zuverlässigkeit strotzt. 120 Jahre reicht, meint der Mayo County Council, und gab gestern den Plan zum Bau einer neuen Brücke bekannt, die € 4 Mio. kosten soll. Zuschüsse von den Ministerien für Umwelt sowie Regionalentwicklung & Gaeltacht werden erwartet.

Mittwoch, 7. Dezember 2005

Für sinkende Löhne und die Verschlechterung von Arbeitsbedingungen darf man nicht aus anderen Staaten zugewanderte Arbeitnehmer verantwortlich machen, so gestern der Präsident des Dachverbandes irischer Gewerkschaften ICTU auf einem Seminar in Dublin. Ausbeutung und Jobverlagerung gehe auf das Konto ‘schlechter Arbeitgeber’. Beim Streit um Irish Ferries, wo das Management die irischen Besatzungen durch solche aus Billiglohnländern ersetzen will, gehe es nicht um ein ‘Irland gegen den Rest der Welt’, sondern um eine gerechte Gesellschaft, für die man eintrete.
Nun wieder zu dem interessanten Thema: was bekommt man an Entschädigung, wenn einem welches Missgeschick passiert. € 80.000 wurde vom High Court einer Referentin zuerkannt, der im Jahr 2000 auf einem Lebensmittelseminar am Galway Institute of Technology beim Öffnen einer Sherryflasche der Flaschenhals brach, wobei sie sich in die Fingersehne schnitt. Dabei berücksichtigte das Gericht, dass sie aufgrund einer Schwangerschaft bei der erforderlichen Operation keine Vollnarkose erhalten konnte. Zahlen muss das College.

Dienstag, 6. Dezember 2005

Das Book of Kells, weithin angesehen als das überragende Beispiel mittelalterlicher Buchmalerei in Irland (rechts ein im Handel erhältliches ‘Büchlein of Kells’ mit 117 verkleinerten Seiten), soll nie mehr auf Reisen gehen, und so lehnt das Trinity College Dublin, in dessen Besitz es sich seit dem 17. Jahrhundert befindet, das Ansinnen einer Galerie in Tokio ab, es als Leihgabe zur Verfügung zu stellen. Das Buch mit seinem extrem aufwändig gestalteten und verzierten Schriftbild enthält auf 680 illustrierten Seiten zusammen mit ganzseitigen Abbildungen von Christus, Maria mit Kind und den Evangelisten eine Abschrift der vier Evangelien. Das letzte Mal reist es im Jahr 2000 zu einer Ausstellung nach Australien und kehrte mit Pigmentschäden zurück.
Nach dem Gutachten der Architekten Shaffrey and Associates (s. Freitag) stimmten gestern Abend die Dubliner Stadträte dafür, das Haus Nr. 16 in der Moore St. sowie die benachbarten Häuser Nr. 14, 15 und 17 unter Denkmalschutz zu stellen. Bei der Gelegenheit appelliert der Abgeordnete Daithi Doolan an Umweltminister Dick Roche, das Haus Nr. 16, in dem die Rebellen des Osteraufstands von 1916 ihr letztes Hauptquartier hatten, zum Nationaldenkmal zu erklären. Die Häuser stammen aus dem Jahr 1763.

Montag, 5. Dezember 2005

Gleichgeschlechtliche Partnerschaften mit nahezu gleichen Rechten wie bei Verheirateten können seit heute in Nordirland gesetzlich eingetragen werden. Dann gilt das gleiche Erbschaftsrecht wie unter Verheirateten und beim Tod des einen Partners profitiert der andere von seiner Rente. Doch auch eine Scheidung ist möglich. 15 Tage vor Eintragung der Partnerschaft ist eine Art Aufgebot zu erstellen.
Die Cork Port Company plant für € 110 Mio. den Bau eines neuen Containerhafens in Ringaskiddy auf der Westseite der Bucht von Cork Harbour. In einem zweiten Schritt sollen alle Hafeneinrichtungen von der City noch dorthin verlagert und die Docklands für die Stadtentwicklung erschlossen werden. Die Gesamtkosten für das Projekt werden auf mehr als € 200 Mio. geschätzt.
Wieder einmal waren es ein gutes Dutzend Leser, die sich für ein Buch, das ich ‘übrig’ hatte, interessierten. In The Middle of Nowhere geht an Andreas Reisenbauer aus St. Stefan in Österreich. Ein Interessent meldete sich zu spät, sprich erst heute Vormittag.

Sonntag, 4. Dezember

Das war sie nun, die erste Adventswoche, und je näher Weihnachten rückt, desto verzweifelter sucht manch einer nach Weihnachtsgeschenken. Mehr als € 190 Mio. werden nach einer Berechnung von Oxfam Ireland in diesem Jahr bei ‘Panikkäufen’ in Irland für unerwünschte Weihnachtsgeschenke ausgegeben, derweil in einer Umfrage 83 % der Weihnachtseinkäufer zugaben, sie selbst würden jährlich mindestens ein Weihnachtsgeschenk bekommen, mit dem sie nichts anfangen können. Dieses Geld könnte sinnvoller verwendet werden, meint Oxam, und gibt gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen einen alternativen Geschenkkatalog heraus, aus dem im Namen von Familienmitgliedern, Freunden oder Geschäftskunden Geschenke an Menschen in Entwicklungsländern in Auftrag gegeben werden können, sei es ein Kochgerät, eine Ziege oder eine Toilette.
Soziale Not gibt es auch im eigenen Lande. Kalt ist es in den letzten Tagen auf Dublins Straßen geworden, und nachdem kürzlich ein junger Mann am Morgens tot aufgefunden wurde, richtete die Homeless Agency in der vergangenen Woche 20 neue Schlafstellen für Wohnungslose ein.
Um der Not zu begegnen, nehmen immer mehr Eltern ihre Kleinkinder bei Wind und Wetter mit zum Betteln auf Dublins Shoppingmeilen, berichtete am Donnerstag die ISPCC. Sie setzen darauf, dass die Passanten in die offenen Hände ihrer Kinder eher etwas geben, als in ihre eigenen.
Kinderarmut ist auch in den sechs irischen Grafschaften Großbritanniens kein Fremdwort und in Derry so hoch wie sonst nirgendwo im Vereinigten Königreich, liest man in einem Bericht der Derry Children’s Commission vom vergangenen Montag. Dazu liegt die Kindersterblichkeit in Derry um 23 % höher als im nordirischen Durchschnitt und die Unfallhäufigkeit von Kindern gar um 41 %.

Sonnabend, 3. Dezember 2005

‘Wenn die Bibliothek wächst, Regale sprengt, Mauern hinanklettert, als Bücherpfütze sich auf dem Boden verbreitet und alle Wände pilzig überzieht, freut sich der bessere Mensch’, schreibt Alfred Polgar. Doch einem meiner Bücher wird es zu eng und es möchte ausziehen, sucht ein Asyl: Lawrence Donegans ‘Abenteuer in der irischen Provinz’. In deutscher Übersetzung von Kristian Lutze, einmal gelesen und absolut neuwertig.
Kurz zum Inhalt: Der Zeitungsmensch Donegan hat die Nase voll von seiner Tätigkeit beim Guardian, dem Großstadtstress, randvollen Terminkalendern und Gedränge auf U-Bahnsteigen. Er fasst einen Entschluss: Raus hier. ‘In the Middle of Nowhere’, sprich Creeslough, einem Provinznest im County Donegal, heuert er bei einer Lokalzeitung an. Hier kennt man nur zwei Geschwindigkeiten: Schneckentempo und Stillstand. Es muss das Paradies sein ...

Sollte jemand Interesse an dem Buch haben und ihm Aufenthalt gewähren wollen, mag sie oder er sich bis morgen um 24 Uhr über mein Kontaktformular (links unten in der Menüleiste auf den Briefumschlag klicken) melden und seine Adresse für den Postversand nicht vergessen. Bei mehreren Interessenten entscheidet das Los.
Gläubige sechs christlicher Konfessionen werden am morgigen 1. Sonntag im Advent an einem ökumenischen Lichtermarsch durch Dublin von der St. Mary’s Church in der Haddington Road zur evangelisch-lutherischen St. Finian’s Church an der Adelaide Road teilnehmen, wo der Marsch mit einem Abendgebet endet. Er beginnt nach einer Messe um 15.40 Uhr an der St. Mary’s Church und wird gesponsert vom römisch-katholischen Diözesankomitee für Ökumene und dem Dublin Council of Churches.
Und nun wieder zum Arbeitskonflikt bei Irish Ferries, wo es der Labour Relations Commission hinter den geschlossenen Türen immer noch nicht gelungen ist, Gewerkschaft und Fährgesellschaft in direkte Gespräche zu bringen. Die Schiffsführungen der drei Fähren über die irische See weigern sich seit Donnerstag letzter Woche abzulegen und wollen am kommenden Donnerstag in einen offiziellen Streik treten. Inzwischen hat auch das Büropersonal von Irish Ferries mit Dreiviertel-Mehrheit für Streik gestimmt. Für Freitag ist ein nationaler Protesttag geplant. (s.a. 28.11.05, 25./26.11.05.)

Freitag, 2. Dezember 2005

Von der Dubliner Stadtverwaltung beauftragte Experten empfehlen das Haus in der Moore St. 16 (letztes Hauptquartier der Aufständischen von 1916) zu erhalten und eine eingehende Untersuchung der Bausubstanz in Auftrag zu geben. (s.a. 15.08.05 und 24.08.05)
Einen Sonderzuschuss in Höhe von mehr als € 4 Mio. sagte gestern Kultusminister John O’Donoghue dem Abbey Theater zu, womit dieses nach einer Serie von Finanzkrisen im Rahmen der nun laufenden Umstrukturierung seine kompletten Schulden tilgen kann. Man geht davon aus, dass die neue Theaterleitung ihre Arbeit im Januar aufnehmen wird. (s.a. 13./14.05.05, 16.08.05, 20.08.05)

Donnerstag, 1. Dezember 2005

Um 5 % oder, in Zahlen ausgedrückt, 96.200 hat sich die Zahl der Arbeitsplätze in den ersten drei Quartalen dieses Jahres erhöht, meldete gestern das irische Zentralamt für Statistik. Drei Viertel dieser Jobs sind Vollzeitarbeitsplätze. Damit gehen nun 2.086.500 Iren, dies sind 63 % aller über 15-jährigen, einer beruflichen Tätigkeit nach. 160.000 Menschen ausländischer Staatsbürgerschaft arbeiten im Lande.
Die Kriminalität in der Hauptstadt will man besser in den Griff bekommen, und beim Aufspüren von Haschisch ist man durchaus erfolgreich. Nachdem die Polizei am Montag bei einem Kaufhaus nahe der Naas Road 1,5 t Cannabis-Granulat im Wert von ca. € 10,5 Mio. sichergestellt hatte, fand man gestern bei einer Fahrzeugkontrolle eine weitere Tonne im Straßenverkaufswert von rund € 7 Mio. Ob da niemand im City Council auf die Idee kommt, das Zeug zu Geld zu machen um so die Finanzlage der Stadt zu verbessern?
Der anerkannte Belfaster Dramatiker und Literaturpreisträger Gary Mitchell, meldet heute die Irish Times, hat aufgegeben und ist mit seiner Familie aus seinem Haus in Glengormley/Newtownabbey ausgezogen. Seit langem ist die Familie das Opfer von Angriffen loyalistischer Paramilitärs, die ihm nicht verzeihen, wie sie in seinen Stücken dargestellt werden. Zuvor waren bereits seine Eltern aus ihrer Wohnung vertrieben worden.

Nachrichten aus Irland – Dezember 2005