Nachrichten aus Irland

Oktober 2011

Neues aus Irland, zusammengefasst nach Berichten von RTÉ, der
Irish Times, des Irish Independent und weiteren Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Montag, 31. Oktober 2011

Nicht nur einen Staatspräsidenten haben die Iren am Donnerstag gewählt, sondern auch über zwei Verfassungsänderungen abgestimmt. Während sie mit großer Mehrheit damit einverstanden waren, den Bestandschutz der Gehälter von Richtern aus der Verfassung zu streichen (womit nun Gehaltssenkungen für diese möglich werden), lehnten sie eine zweite Änderung ab, die Untersuchungsausschüssen mehr Kompetenzen gegenüber dem Parlament einräumen sollten. Damit mache nun allerdings, bedauerte der stellvertretende Regierungschef und Außenminister Eamon Gilmore, die in Aussicht genommene Einrichtung einer Untersuchungskommission zum Bankenskandal, keinen Sinn mehr.
Nach dem Streichen der staatlichen Subventionen wird der Linienverkehr am Flughafen von Galway zum Monatsende (Beginn des Winterflugplans) eingestellt (s.a. 16.05.11).

Sonntag, 30. Oktober 2011

Während die Fine Gael ihre Wunden leckt und nach Ausreden für ihr schlechtestes Abschneiden aller Zeiten bei einer Präsidentschaftswahl sucht, bereiten die Galwayer ihrem ehemaligen Bürgermeister Michael D. Higgins als künftigen Staatspräsidenten einen rauschenden Empfang. Derweil dürfen sich die Bewohner der Connemara-Gaeltacht, die Michael D. bis zum Februar dieses Jahres im irischen Parlament vertreten hatte, nach Jahrzehnten wieder über ein Staatsoberhaupt freuen, das in der Lage ist, sich fließend in der ersten Landessprache mit ihnen zu unterhalten.
Weiterer Jubel in der Labour Party. Bei der gleichfalls am Donnerstag abgehaltenen Nachwahl zum Parlament im Wahlkreis Dublin West, wo durch den Tod des ehemaligen Finanzministers und zuletzt stellvertretenden Vorsitzenden der Fianna Fáil Brian Lenihan ein Sitz vakant geworden war, schlägt sie ein weiteres Mal den Bewerber ihres Senior-Partners Fine Gael in der Regierung und bekommt mit Patrick Nulty einen weiteren Abgeordneten. Damit ist zum ersten Mal seit 30 Jahren der Fall eingetreten, dass ein Kandidat einer Regierungspartei eine Nachwahl gewonnen hat. Zudem hat die bis zum Februar dieses Jahres achtzig Jahre lang die irische Politik dominierende Fianna Fáil nun keinen Dubliner Abgeordneten mehr im Dáil.

Sonnabend, 29. Oktober 2011

Michael D. hat seinen Lebenstraum verwirklicht. Nachdem in zweiter und dritter Zählung David Norris und Gay Mitchell ausgeschieden sind und ihre Folgepräferenzen auf die verbliebenen Kandidaten verteilt wurden, überschreitet er früher als erwartet bereits vor Abschluss des vierten Zählgang deutlich die Quote von 885.882 Stimmen und wird somit am 11. November als neuntes Staatsoberhaupt der Republik Irland in sein Amt eingeführt. Dieses wurde 1937 geschaffen und löste das Amt des Generalgouverneurs des irischen Freistaates ab, durch den seit 1922 die britische Krone formal vertreten wurde.
Bereits vor vierzehn und vor sieben Jahren hatte Michael D. Higgins sein Interesse an einer Kandidatur zum Ausdruck gebracht, doch beide Mal aus Gründen der Parteiraison darauf verzichtet, als seine Labour Party eine andere Taktik verfolgte.

Freitag, 28. Oktober 2011

Mehr als 3,1 Millionen Iren waren gestern aufgefordert, einen neuen Staatspräsidenten zu wählen. Von ihnen gingen 1.771.763 zur Wahl, womit ein Kandidat nach dem PR(STV)-Verfahren 885.882 Stimmen (= mehr als die Hälfte) erreichen muss, um gewählt zu sein. Nach der heute Abend abgeschlossenen Auszählung der Erstpräferenzen läuft alles auf den Labour-Veteranen Michael D. Higgins hinaus, der sich nach allgemeiner Einschätzung bereits als künftiges Staatsoberhaupt fühlen darf:

–	Michael D. Higgins (Labour Party):	701.101 (40,0 %)
–	Seán Gallagher (Unabh.):	504.964 (28.5 %)
–	Martin McGuinness (Sinn Féin)	243.030 (13.7 %)
–	Gay Mitchell (Fine Gael):	113.321 ( 6.4 %)
–	David Norris (Unabh.):	109.469 ( 6.2 %)
–	Dana Rosemary Scallon (Unabh.):	51.202 ( 2.9 %)
–	Mary Davis (Unabh.):	48.657 ( 2.7 %)

Mary Davis und Dana Scallon scheiden nun aus, und morgen werden ihren Zweit- und ggf. Drittpräferenzen (letzteres, falls Scallon-Wähler als Zweitpräferenz Mary Davis angegeben halben sollte) gezählt und diese den anderen Kandidaten zugeordnet. Doch selbst wenn, was nicht anzunehmen ist, alle Wähler der beiden nun aus dem Rennen genommenen Damen Michael D. als Zweitpräferenz angegeben haben, würde das nicht reichen, so dass das Spiel dann mit dem Ausscheiden eines weiteren Kandidaten und dem Transfer seiner Stimmen dann weitergehen wird.

Als blamabel wird das Ergebnis für den Kandidaten der Fine Gael Gay Mitchell gewertet, der, obwohl seine Partei den Regierungschef stellt und in Umfragen die beliebteste Partei des Landes ist, bei den Erstpräferenzen nur ein Sechstel der Stimmen des Kandidaten der Labour Party eingefahren hat, die Juniorpartner in der Regierung ist. Damit zeigt sich ein Dilemma der Fine Gael bei Präsidentschaftswahlen: gibt es einen aussichtsreichen Kandidaten mit Rückhalt in der Partei (2011 John Bruton, 1990 Garret FitzGerald), so hat dieser kein Interesse an dem Job.

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Es darf gewählt werden. Rund 3,2 Mio. Iren sind heute aufgerufen, einen neuen Präsidenten zu wählen und über zwei Verfassungsänderungen abzustimmen, bei denen es um mehr Kompetenzen für parlamentarische Untersuchungsausschüsse und die Streichung des Verbots, die Gehälter von Richtern während ihrer Amtszeit zu senken, geht. Im Bezirk Dublin West findet zudem die Nachwahl für den im Juni verstorbenen Abgeordneten und ehemaligen Finanzminister Brian Lenihan statt.
Die Wahllokale öffnen heute früh um 7 Uhr und schließen am Abend um 22 Uhr. Ab morgen Vormittag werden die Stimmen ausgezählt, zunächst die der Präsidentenwahl. Das Ergebnis der Zählung der Erstpräferenzen dürfte morgen Abend vorliegen, doch geht niemand davon aus, das einer der Kandidaten dabei die 50 %-Marke erreicht, so dass es am Sonnabend mit der Zählung der Transferstimmen weitergeht, bis nach dem PR(STV)-System ein Kandidat mindestens die Hälfte aller Stimmen plus einer erreicht hat.

Der Ausgang der Wahl ist spannend wie selten zuvor. Bei einer gestern von der größten irischen Tageszeitung Irish Independent durchgeführten Online-Umfrage, die als solche allerdings nicht repräsentativ sein kann, kehrte sich nach den Ereignissen der letzten Tage das Ergebnis der Umfrage vom Wochenende völlig um, und der Labour-Veteran Michael D. Higgins lag mit 40 % der Erstpräferenzen weit vor dem Geschäftsmann Seán Gallagher, der mit 20 % auf den zweiten Platz kam.
Die Immobilienpreise fallen weiter, und das stärker als zuvor, berichtete gestern die Irish Times. Wer 2007 für den Kauf eines Appartements in Dublin bei voller Finanzierung einen Kredit von € 100.000 aufgenommen hat und nun abzahlt, hat heute dafür nur noch einen materielle Gegenwert von € 41.000. Bei Häusern in Dublin sieht es ein klein wenig besser aus, ihr Verkaufswert ist ‘nur’ auf die Hälfte geschrumpft. Außerhalb des Großraums Dublin sanken die Hauspreise seit 2007 um rund 40 %.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Eigentlich sollte das Parlament von morgen bis übernächsten Dienstag in die Herbstferien gehen, die gut siebenwöchige Sommerpause ist schließlich schon sechs Wochen her. Nach einem Einspruch der Oppositionsparteien beruft Taoiseach Enda Kenny die Abgeordneten nun aber doch an zwei Tagen der kommenden Woche zu einer Parlamentssitzung ein. Dazu der Kommentar eines Lesers auf breakingnews.ie: “Ach die armen Dinger, müssen sie nun an den gleichen Tagen wie wir übrigen arbeiten. Gott hab’ sie lieb.”
Das Wasser kam nicht vom Meer, sondern vom Himmel. Nach Regenfällen, die nach Ansicht des Chefs der Dubliner Stadtverwaltung (wenn er sich da nur nicht irrt) “sich einmal in jedem Jahrhundert” ereignen und zwei Menschenleben kosteten, standen Straßen und Läden am Montag unter Wasser. Nun geht das große Aufräumen los, die Kosten werden auf mehrere zehn Millionen Euro geschätzt. Allein in den letzten drei Jahren hatten die Versicherungen 765 Millionen Euro für Überflutungsschäden gezahlt, und weitere Prämienerhöhungen werden erwartet.

Dienstag, 25. Oktober 2011

Mit großem Abstand bei den Umfragen führend, kommt der Geschäftsmann und Präsidentschaftskandidat Seán Gallagher nur zwei Tage vor der Wahl arg in Bedrängnis und sah sich gestern Abend bei einer Fernsehdebatte gezwungen einzuräumen, vor drei Jahren “möglicherweise” eine 5.000-Euro-Spende von einem verurteilten Benzinschmuggler entgegengenommen und an seine damalige Partei Fianna Fáil weitergeleitet zu haben. Der Vorwurf war von der Sinn Féin erhoben und von ihm zunächst strikt zurückgewiesen worden, ehe er jetzt einräumte, dass er dies doch nicht ausschließen könne.
Dies ist nicht sein einziges Problem, hinzu kommt ein zinsloser Kredit in Höhe von € 82.829, den er entgegen geltendem Firmenrecht als Direktor von seiner eigenen Firma bezogen hatte. Die Frage eines Journalisten dazu weigerte er zu beantworten und empfahl ihm, sie per E-Mail an seinen Pressesprecher zu schicken.
Dem im März vergangenen Jahres am Grand Canal Square in den südlichen Dubliner Docklands eröffneten Grand Canal Theatre steht eine Umbenennung bevor. Vom Beginn nächsten Jahres an wird es für zunächst sechs Jahre den poetischen Namen Bord Gáis Energy Theatre tragen, wofür sich Irlands führender Gasversorger Bord Gáis, der mittlerweile auch elektrische Energie liefert, mit € 4,5 Mio. erkenntlich zeigt. (s.a. 18.03.10)

Montag, 24. Oktober 2011

Derweil der Geschäftsmann Seán Gallagher nach der letzten Umfrage mit einem Vorsprung von 15 % auf seinen nächsten Verfolger Michael D. Higgins (Labour Party) als Favorit für die Wahl des Staatspräsidenten am Donnerstag gilt, dürfen die ersten Iren schon heute wählen. Denn damit die Wahlurnen mit den Stimmzetteln von den ‘sturmumbrausten Inseln’ vor der irischen Atlantikküste unabhängig von den Unbilden des Wetters am Freitagmorgen auf dem Festland sind, wird auf ihnen einige Tage früher gewählt. So gehen bereits heute die Bewohner der Donegal-Inseln Arranmore, Gola, Inishfree, Tory Island und Inishbofin zu den Urnen, morgen dann die Bewohner der Inseln vor der Küste Mayos und am Mittwoch die Inselbewohner der Grafschaft Galway.
Doch auch wenn in der letzten Umfrage 40 % der Befragten sagten, sie würden Seán Gallagher ihre No. 1 geben (Michael D. Higgins 25 %, Martin McGuinness 15 %, David Norris 8 %, Guy Mitchell 6 %, Mary Davis und Dana Rosemary Scallon jeweils 3 %) und dabei bleiben, ist die Sache bei dem irischen Wahlsystem noch nicht gelaufen. So lag 1990 der Kandidat der Fianna Fáil mit 44 % der Erstpräferenzen nach der ersten Zählung an der Spitze, musste sich am Ende jedoch Mary Robinson geschlagen geben, da diese in der zweiten Zählung die große Mehrheit der No. 2 Stimmen des ausgeschiedenen dritten Kandidaten auf sich vereinigen konnte.

Sonntag, 23. Oktober 2011

Bei wenigstens 30 Beamten im Dubliner Cloverhill Gefängnis wurde latente Tuberkulose festgestellt, in weiteren zwölf Fällen liegt das Untersuchungsergebnis noch nicht vor. Die Untersuchungen wurden durchgeführt, nachdem die Beamten Kontakt mit sechs Gefangenen hatten, bei denen ein Tuberkuloseverdacht besteht. Bei der nicht ansteckenden latenten Tuberkulose liegen keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen vor, es besteht jedoch die Gefahr, dass sich aus ihr im späteren Leben eine akute Tuberkulose entwickelt.
Da die Bewohner des Dubliner Vororts Clontarf nicht glauben wollen, dass künftige Fluten so hoch ausfallen und gegen die von der Stadtverwaltung geplante Deichhöhe von 2,75 m, die ihnen die Aussicht aufs Meer verderben würde, protestieren, bietet diese an, den Deich einen halben Meter niedriger zu errichten. Der Bau soll im kommenden Jahr beginnen und rund zehn Millionen Euro kosten. (s.a. 16.10.11)

Sonnabend, 22. Oktober 2011

Nach 67 Jahren erscheint in der heutigen Ausgabe der Irish Times zum letzten Mal ein Kreuzworträtsel des legendären Derek Crozier, besser bekannt als ‘Crossaire’, der im April 2010 im Alter von 92 Jahren bei der Arbeit an einem Rätsel starb. Crozier entwarf, um nicht unter Zeitdruck zu kommen, im Schnitt anderthalb Rätsel pro Tag, doch nun ist sein Erbe aufgebraucht. Die Idee eines regelmäßigen Kreuzworträtsels hatte Crozier am Heiligen Abend des Jahres 1943 den Herausgebern der Irish Times Bertie Smyllie und Alex Newman vorgetragen. Das erste erschien im darauf folgenden März, ursprünglich an jedem Sonnabend und mit wachsender Popularität schon bald mehrmals pro Woche.
Wie geht es nun weiter? Am Monat tritt der rätselsüchtige, pensionierte Technologie-Manager Roy Earle Croziers Nachfolge an. Es sei eine große Ehre für ihn, bedankte er sich bei der Irish Times, doch habe er auch gewaltiges Muffensausen. Anlässlich des 92. Geburtstages seines großen Vorbildes hatte er diesem im November 2009 ein spezielles ‘Crossaire-Geburtstagsrätsel’ gewidmet. Crozier hatte sich mit einer E-Mail aus seiner Wahlheimat Zimbabwe bedankt: “Gott schütze euch alle, und ich hoffe, euch noch für eine lange Zeit zur Verzweiflung zu bringen”. Doch blieben ihm nur noch wenige Monate.

Freitag, 21. Oktober 2011

Im Streit um den Torfabbau in unter Naturschutz stehenden Mooren kommt der zuständige Minister Jimmy Deenihan mit den Torfstechern auf keinen gemeinsamen Nenner. Nach einem Gespräch am Mittwoch beharren diese auf ihr “Jahrhunderte altes Recht, auf eigenem Grund und Boden Torf zu stechen”, und lehnen sowohl das frühere Angebot einer jährlichen Ausgleichszahlung von 1.000 Euro für bis zu fünfzehn Jahre ab, als auch das neue Angebot, aus anderen Regionen jährlich bis zu zehn Tonnen Torf an Hausbesitzer mit Mooren in Naturschutzgebieten zu liefern. Es sei ein “ökologischer Wahnsinn”, so ein Sprecher der Torfstecher, Torf auf Lastwagen quer durchs Land zu karren.
Siehe auch: 11.02.02, 08.12.02, 23.07.07, 15.08.08, 28.03.09, 18.08.09, 29.05.10, 22.02.11, 07.04.11, 14.04.11, 30.09.11
Auch wenn sich die Hauspreise in Dublin verglichen mit 2007 nahezu halbiert haben, ist es für viele potentielle Hauserwerber unmöglich, den einen Hauskauf zu finanzieren. Denn während ihnen die Banken ihre Hypothekenkredite vor dem Platzen der Immobilienblase regelrecht aufgedrängt hatten, werden nun nach einer Studie der Professional Insurance Brokers Association bis zu 80 % aller Kreditanträge abgelehnt.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Thema des gestrigen Tages war die Meldung, dass Aviva Ireland von ihren 2.000 Mitarbeiten in Dublin, Cork und Galway beginnend im März fast die Hälfte abbauen und sich mit Aviva im Vereinigten Königreich vereinigen will. Weitere dreihundert Arbeitsplätze sollen ausgelagert werden, so dass am Ende nur noch 700 übrig bleiben. Die Aviva-Gruppe ist die fünftgrößte Versicherungsgesellschaft der Welt und hat weltweit etwa 35 Millionen Kunden.
Am Abend trafen sich 500 der rund 1.300 durch Unite vertretenen Mitarbeiter mit der Gewerkschaftsführung in Dublin und sprachen sich für einen Streik aus. Der Vorschlag zur Durchführung einer Urabstimmung soll in den kommenden Tagen den Arbeitnehmer-Vertretungen an den anderen irischen Standorten vorgelegt werden.

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Die irische Regierung fordert die Banken des Landes auf, in Zahlungsschwierigkeiten gekommenen Hausbesitzern bei der Rückzahlung ihrer Hypothekenkredite eine Pause zu gewähren, um ihnen Zeit zu geben, ihre anderen persönlichen Schulden zu ordnen. Eine solche zeitweilige Aussetzung gehört auch zu den Vorschlägen für eine Reform des irischen Insolvenzrechtes, die derzeit diskutiert wird.
Wieder einmal steht die Residenz eines katholischen irischen Bischofs zum Verkauf. Edmondstown House, seit einem Jahrhundert Wohnsitz des Bischofs von Achonry, entspricht nach Ansicht der Diözese nicht mehr den heutigen Bedürfnissen und Erfordernissen für die Verwaltung der Diözese und wird für € 750.000 angeboten. Das schlossähnliche Gebäude bei Ballaghadereen in der Grafschaft Roscommon wurde 1864 von einem Captain Arthur Robert Costello errichtet, der damit seine Frau beeindrucken wollte; ohne Erfolg, denn die Schauspielerin verließ ihn kurz darauf. Im Jahr 1892 wurde es von der Diözese erworben, beherbergte zunächst ein College und stand dann fünfzehn Jahre leer, ehe 1911 der damalige Bischof Patrick Morrisroe dort einzog.

Dienstag, 18. Oktober 2011

Und hier wieder ein Buch aus meiner Verschenkkiste: Europa erlesen – Dublin, hrsg. von Andreas P. Pittler und erschienen 1998 im österreichischen Wieser Verlag.
Da kommt kein E-Book-Reader mit: Grüner Einband mit Golddruck, Fadenheftung, Leseband und im Format der Manesse Bibliothek der Weltliteratur – es frohlockt das Herz des Bibliomanen. Auf 260 Seiten versammeln sich 60 Auszüge aus Werken von Autoren, die einen Bezug zu Dublin haben, nicht nur irische, sondern auch Heinrich Böll und Friedrich Engels kommen zu Wort. Leider manchmal arg kurz und aus dem Zusammenhang gerissen, so dass Lesern, für die das Büchlein die erste Beschäftigung mit dem Land ist, die Einordnung mitunter etwas schwer fallen dürfte. Was fängt er mit ein paar bissigen Bemerkungen von Samuel Johnson über Dublin an, wenn er nicht weiß, welche Rolle dieser Dr. Johnson im Kulturbetrieb der britischen Nachbarinsel spielte? Wie soll er die Auszüge aus einem Brief von Patrick Pearse aus seiner Todeszelle an seine Mutter bewerten, wenn ihm nicht bekannt ist, wer dieser Patrick Pearse war und was ihn in diese Zelle gebracht hat? Ein paar einleitende Worte des Herausgebers zu den einzelnen Texten wären nicht fehl am Platz gewesen.

Wie auch immer, das trotz seines Alters von dreizehn Jahren völlig neuwertige Buch geht an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Adresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an einen Leser aus 49356 Diepholz.
Mehr als 240 Bewohner eines Appartement-Komplexe Priory Hall in dem im Nordosten Dublins gelegenen Stadtteil Donaghmede müssen nach einem Gerichtsurteil vom Freitag ihre Wohnungen wegen mangelndem Brandschutz bis Donnerstag verlassen und bis zur Behebung der von einem Inspektor festgestellten Mängel in einem Hotel unterkommen.
Doch wer zahlt dafür? Bauunternehmer Thomas McFeely, der den Komplex errichtet hatte, verspricht Mittel zur Behebung der Mängel zu Verfügung zu stellen, sieht sich jedoch nicht in der Lage, Ausweichunterkünfte für die Bewohner zu finanzieren, und die Stadtverwaltung erklärt sich als nicht verantwortlich. Das lässt den Präsidenten des High Court Nicholas Kearn kalt; er droht mit Gefängnis, wenn der Beschluss des Gerichts nicht umgesetzt wird. Auch werde er die Bewohner nicht im sprichwörtlichen irischen Regen stehen lassen; im schlimmsten Falle müsse die Stadtverwaltung einspringen.

Montag, 17. Oktober 2011

Nach neun Jahren wurde am Sonnabend in der Zisterzienser-Abtei Mount St. Joseph von Roscrea in der Grafschaft Tipperary erstmals wieder ein Mönch geweiht, und das ist heute selbst der Irish Times eine Meldung wert. Zum letzten Mal hatte ein solches Ereignis im September 2002 stattgefunden, als heutige Abt Dom Richard sein Gelübde ablegte, um nur sieben Jahre später im Alter von 35 Jahren zum jüngsten Abt eines irischen Klosters gewählt zu werden.
Der neue Klosterbruder Malachy ist mit 42 Jahren älter als sein Abt und war zuvor unter seinem bürgerlichen Namen Paul Thompson 20 Jahre lang als Manager für eine Verpackungsfirma tätig, ehe er 2006 in das Kloster eintrat und nun das Mönchsgelübde ablegte. Mit ihm leben 19 Mönche in Mount St. Joseph.

Sonntag, 16. Oktober 2011

Nach zwei schweren Überflutungen in den letzten zehn Jahren will die Dubliner Stadtverwaltung die Bewohner von Clontarf durch einen drei Kilometer langen und 2,70 m hohen Deich vor dem Meer schützen. Doch viele Bewohner des Ortsteils wollen sich die Aussicht von ihrer Promenade auf das Meer nicht verderben lassen, und so gingen heute 3.000 Demonstranten gegen das Projekt auf die Straße. Ein die Touristen abschreckender Schandfleck fürs Auge sei das Ganze, argumentieren sie, und eine Verschandelung des Ortsteils für Generationen – dann schon lieber bei der nächsten Flut nasse Füße.

Sonnabend, 15. Oktober 2011

Sollten sie die Zinsen für Hypothekenkredite mit variablem Zinssatz weiter zu erhöhen, droht die irische Zentralbank den Banken des Landes, werde man darüber nachdenken bei der Regierung darum nachsuchen, einen gesetzlichen Höchstzins festzulegen. Er habe den Eindruck, begründete dies der stellvertretende Zentralbankchef Matthew Elderfield, dass die Banken die Zinsen erhöhten, um Einnahmeausfälle durch zahlungsunfähige Schuldner auszugleichen, ohne zu bedenken, dass dies zur Zahlungsunfähigkeit weiterer Kreditnehmer führen wird. (s.a. 12.10.11)
Irische Richter urteilen künftig oben ohne. 350 Jahre lang trugen im Vereinigten Königreich die Richter Perücken aus Pferdehaar, der Überlieferung nach, um sich in den einst unter einem Dach mit den Gefängnissen befindlichen Gerichten keine Läuse im eigenen Haar einzufangen. Wie so Manches aus royalen Zeiten wurde dies bei der Gründung der irischen Republik beibehalten, länger als in England selbst, wo die Perücken zumindest bei Familien- und Zivilverfahren seit 2007 aus den Gerichtssälen verbannt wurden.
Ein Komitee für die Arbeitsregeln der Richter unter Vorsitz der Obersten Richterin Susan Denhan hatte Justizminister Alan Shatter nun die Abschaffung der Perückenpflicht vorgeschlagen. Der stimmte einer entsprechenden Änderung der Gerichtsordnung, die ihm zugleich bis zu 2.200 Euro pro Richterkopf einspart, sogleich zu, so dass in der Republik Irland gestern erstmals oben ohne Recht gesprochen wurde.

Freitag, 14. Oktober 2011

Die Bankenkrise hat auch die im ländlichen Raum operierenden kleinen Volks- und Genossenschaftsbanken erreicht. Nach einem heute veröffentlichten Zwischenbericht sind von den mehr als fünfhundert Credit Unions 56 unterkapitalisiert und 27 in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten.
Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Kaum war Irland bei den Play-off-Spielen zur Fußball-Europameisterschaft 2012 Estland zugelost worden, als Ryanair auch schon die Flugpreise für die Verbindung Dublin-Tallin mehr als verdoppelt hatte. Für den Hinflug am 10. November und Rückflug zwei Tage später muss der Fußballfan nun insgesamt 477 Euro berappen, eine Woche danach sinkt der Preis wieder auf € 168.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Taoiseach Enda Kenny sieht sein Land als europäischen Musterschüler bei der Bewältigung der Finanzkrise. Das Land könne, so der Regierungschef mit einem Lob des Präsidenten der EU-Kommission José Manuel Barroso in der Tasche, für andere in die Krise geratene europäische Staaten als Vorbild dienen, und er sei zuversichtlich, dass es das erste sei, das den Rettungsschirm von EU und Internationalen Währungsfonds verlassen werde.
Während die Hauspreise die Talsohle noch nicht erreicht haben, gibt es nach einer landesweiten Untersuchung in Irland fast 19.000 fertiggestellte und unverkauft leerstehende Häuser, immerhin 2.000 weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der nach dem Platzen der Immobilienblase nicht mehr fertiggestellten Häuser wird mit 2.066 beziffert.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Seit dem Platzen der Immobilienblase und einer fast Halbierung der Hauspreise sitzen viele Hausbesitzer auf Krediten, die den Wert ihrer Immobilien drastisch überschreiten. So ist der Wert des Familienheims mitunter nur noch halb so hoch, wie der Kredit, den man dafür zurückzuzahlen hat. Zudem sind die Zinsen in den letzten Monaten deutlich gestiegen, während die Einkommen durch Lohnkürzungen gesunken sind. So sind mittlerweile rund 60.000 Familien mit ihren Kreditraten mehr als drei Monate im Rückstand.
Gestern veröffentlichte die Regierung den Bericht einer Kommission, die Vorschläge zur Lösung des Problems erarbeiten sollte, und die Betroffenen zeigen sich enttäuscht. Ihre Forderung, die Kreditschuld bei Notlagen auf den Wert der Häuser zu senken, wird zurückgewiesen, da es praktisch nicht möglich sei Regeln dafür festzulegen, wer wirklich bedürftig ist. Letztlich bringen die Vorschläge kaum Neues und laufen auf ein Strecken der Kredite, Splitten der Kredite und einen Verkauf im gegenseitigen Einvernehmen mit der Bank hinaus. Hinzu kommt der Vorschlag einer ‘Vom-Kredit-zur-Miete-Initiative’, die es den Kommunen ermöglichen soll, die Häuser der zahlungsunfähigen Kreditnehmer zu übernehmen und sie gegen Miete dort weiter wohnen zu lassen.
Nordirland kommt nicht zur Ruhe. Gestern Abend detonierte vor dem Kulturbüro der Stadt Derry eine Bombe, wobei niemand verletzt wurde. Man geht von einem Anschlag dissidenter Republikaner aus, die dort bereits im Januar eine Rohrbombe gezündet hatten. Derry war im vergangenen Jahr zur Kulturhauptstadt 2013 des Vereinigten Königreichs gewählt worden.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Noch vor dem nächsten Holiday-Weekend zu Halloween soll die Grenze für den im Straßenverkehr maximal zulässigen Blutalkoholgehalt von derzeit 0,8 auf 0,5 ‰ für ‘normale Fahrer’ sowie 0,2 ‰ für ‘Learner’ und Berufskraftfahrer gesenkt werden. Das Gesetz wird zur Zeit unter Protest des Verbandes der Pubbetreiber von Parlament und Senat verabschiedet, und die Staatspräsidentin soll vom Kabinett gebeten werden, es beschleunigt zu unterzeichnen. (s.a. 02.11.07)
Der Präsidentschaftskandidat der Fine Gael Gay Mitchell kramt eine alte Idee hervor. Er könne sich durchaus vorstellen, meinte er heute Nachmittag, dass Irland in das britische Commonwealth, aus dem es 1949 mit der Erklärung zur Republik ausschied, zurückkehre, wenn dies der Wiedervereinigung Irlands diene. Damit akzeptiere er, konterte sein Mitkandidat Martin McGuinness von der Sinn Féin in der Radiorunde, dass der englischen Königin der Vorrang vor dem irischen Staatsoberhaupt zukomme.

Montag, 10. Oktober 2011

Seit zwei Tagen kommt es nach einer Kampagne auf Facebook und Twitter zu Demonstrationen vor der irischen Zentralbank an der Dame Street. Die bislang recht überschaubare Zahl der Demonstranten, die mit rund 30 kaum höher als die der Zuschauer ist, fordert eine Ende der Korruption durch Großunternehmen und die Unterbindung des Einflusses des Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank auf irische Angelegenheiten. Des weiteren wird verlangt, dem irischen Volk die Rechte an der Ausbeutung der Öl- und Gasreserven vor der irische Küste zurückzugeben.
Härter ging es bei den Protesten der Farmer gegen die verspätete Auszahlung von ihnen zustehenden finanziellen Unterstützungen zu. Von geschätzt 300 Bauern drangen dreißig ins Landwirtschaftsministerium ein und besetzten einige Räume. Die Polizei intervenierte, und zwei Personen wurden mit leichten Verletzungen ein Krankenhaus eingeliefert.
Landwirtschaftsminister Simon Coveney verurteilt die “aggressive Natur” des von der IFA organisierten Protestes, der “jenseits der Grenzen eines akzeptablen Verhaltens” sei, und betont, dass die Zahlungen in Höhe von insgesamt € 1,5 Mrd. in diesem Jahr schneller als unter seinem Vorgänger erfolgten.

Sonntag, 9. Oktober 2011

Der von der Fine Gael nominierte Kandidat für das Amt des irischen Staatspräsidenten Gay Mitchell habe die “vollste Unterstützung” seiner Partei sowie aller ihrer Minister, betonte heute Justizminister Alan Shatter im irischen Rundfunk. Ist das so etwas Besonderes, wenn eine Partei hinter dem Kandidaten steht, den sie aufgestellt hat, dass man das ausdrücklich kundtun muss? fragt sich der Hörer verwundert.

Sonnabend, 8. Oktober 2011

Auch wenn das irische Staatsoberhaupt keinen großen Einfluss auf die Politik hat, dreht sich zur Zeit fast alles für die in drei Wochen anhängigen Wahlen, und fast täglich gibt es neue ‘Enthüllungen’ über den einen oder anderen Kandidaten. Gestern wurde bekannt, dass die Kandidatin Dana Rosemary Scallon bereits vor ihrer ersten Kandidatur im Jahr 1997 die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen und dabei einen Eid geschworen hatte, sich Irland nicht mehr verpflichtet zu fühlen, und heute geht es um die Unabhängigkeit des unabhängigen Kandidaten Seán Gallagher.
Der Geschäftsmann, der seit der letzten Umfrage seine Chancen deutlich verbessert sieht, hatte vor wenigen Tagen angegeben, der Fianna Fáil im Jahr 2009 den Rücken gekehrt zu haben. Nun wurde bekannt, dass er noch bis Januar dieses Jahres Mitglied des Exekutivrates eben dieser Partei war. “Bloß pro forma”, verteidigte er sich heute, die letzte Sitzung, an der er teilgenommen habe, sei im Dezember 2009 gewesen.

Freitag, 7. Oktober 2011

Die irische Regierung kündigt The Gathering an, die ‘größte Tourismus-Initiative aller Zeiten’, mit der sie im übernächsten Jahr zusätzliche 325.000 Besucher ins Land bringen will, die, so glaubt man, 220 Millionen Euro ausgeben werden. Festivals sollen ihr Programm ausbauen und Teilnehmer aus anderen Ländern einladen, Sportvereine internationale Teams nach Irland holen, Familien nach Auswanderern und ihren Nachfahren auf anderen Kontinenten suchen und sie in die Heimat ihrer Vorfahren locken.
Das Ziel sei, erläutert Verkehrs- und Tourismusminister Leo Varadkar, Kommunen, lokale Behörden, Sportvereine und Familien aktiv in ein Konzept einzubinden, das Besucher aus allen Kontinenten ins Land holt, und sie dabei zu unterstützen Events zu organisieren, die diesem Zweck dienlich sind. Der Projektleitung bestehend aus Mitarbeitern von Fáilte Ireland, Tourism Ireland und dem früheren Diplomaten Tim O’Connor, sollen dafür 12 bis 16 Millionen Euro zu Verfügung gestellt werden.

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Obwohl Verkehrsminister Leo Varadkar schon im Sommer angedeutet hat, dass für die seit Jahren geplante U-Bahn vom Dubliner Zentrum zum Flughafen in den nächsten Jahren kein Geld in der Staatskasse ist, geht der Planungsprozess, der bereits € 200 Mio. verschlungen hat, weiter, und die Planungsaufsicht An Board Pleanála gibt mit einigen Änderungen ihre endgültige Zustimmung. Dem Vernehmen nach will die hartnäckig an dem Projekt festhaltende RPA nun den Sieger in der Ausschreibung zum Bau und Betrieb der Linie küren, mit der Klausel, dass dieser eine Kompensationszahlung erhält, wenn das Vorhaben auf der Strecke bleibt.
Siehe a.: 12.02.04, 02.11.05, 19.10.06, 07.08.07, 06.07.09, 27.07.10, 27.09.10, 05.10.10, 28.10.10, 08.04.11, 04.07.11, 12.08.11, 03.09.11

Mttwoch, 5. Oktober 2011

Die Präsidentschaftskandidaten haben ihre Wahlkampagnen gestartet, doch beschäftigen sich einige mehr miteinander, als dass sie verraten, wie sie ihre Rolle als potentielles Staatsoberhaupt sehen. So beschäftigt sich der Kandidat der Fine Gael Gay Mitchell vor allem mit dem der Sinn Féin Martin McGuinness, macht keinen Hehl daraus, dass er ihn ob seiner IRA-Vergangenheit für völlig unpräsentabel hält und bezweifelt seine Aussage, die IRA 1974 verlassen zu haben.
In eine andere Richtung geht die Forderung der Fine Gael an den Kandidaten David Norris, alle Briefe, die er 1997 als Senator mit Bitte um Gnade für seinen wegen Kindesmissbrauch angeklagten ehemaligen Lebenspartner an verschiedene Institutionen geschrieben hatte, zu veröffentlichen. Er könne dem aus rechtlichen Gründen nicht nachkommen, argumentiert der Senators. Doch nun steht ihm neues Ungemach ins Haus, nachdem publik geworden ist, dass er seit sechzehn Jahren neben seinen Bezügen als Senator eine Invalidenrente des Trinity College bezieht. Grund für die Rente in Höhe von ungefähr 2.500 Euro pro Monat – der genaue Betrag sei ihm momentan nicht gegenwärtig – ist nach Angaben des Senators eine Hepatitis, die er sich 1994 in Zentraleuropa durch Trinken von verunreinigtem Wasser zugezogen habe. Ob man mit einer Behinderung, die eine solche Rente rechtfertigt, das Präsidentenamt überhaupt ausüben kann, fragen nun spöttisch seine Kritiker.

Auch der unabhängigen Kandidatin Mary Davis, ihres Zeichens Vorsitzende des Special-Olympics-Komitees für Europa und Eurasien, schaut man auf ihre Finanzen. Zu Wochenbeginn offenbarte sie, dass sie neben ihrer Tätigkeit für die Special Olympics in den vergangenen zehn Jahren in verschiedenen Positionen bei staatlichen und nichtstaatlichen Einrichtungen € 390.000 eingenommen hat. Nicht, dass dies ehrenrührig wäre, doch manch einer fragt sich, warum sie damit erst nach ihrer erfolgreichen Nominierung herausrückt.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Nach den letzten Zahlen aus dem Finanzministerium liegt zwischen den Steuereinnahmen und den Staatsausgaben der ersten neun Monate dieses Jahres eine Kluft von € 20,7 Mrd., verglichen mit € 13,4 Mrd. im Vergleichszeitraum des Vorjahres, wofür vor allem das in die Rettung der Banken geflossene Geld verantwortlich ist. Dennoch zeigt sich Finanzminister Michael Noonan ganz zufrieden, denn die Steuereinnahmen stiegen mit 8,7 % geringfügig stärker als vorhergesagt, auch wenn die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer aufgrund der Kaufzurückhaltung Iren niedriger als erwartet ausgefallen sind.
Auch die irische Zentralbank sieht die Wirtschaftsentwicklung positiver als noch vor einem Vierteljahr und geht für 2011 von einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukt (Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft hergestellt werden) von einem Prozent aus, wozu jedoch vor allem die in Irland operierenden ausländischen Firmen beitragen, während die Wirtschaftskraft der irischen eher stagniert. Im Jahr 2010 sank das Bruttoinlangsprodukt um 1 % und 2009 um 7,6 %.
Nach den letzten Umfragen hat der Präsidentschafts-Kandidat der stärksten Partei des Landes Fine Gael nicht viel zu lachen, doch Lachen war nie seine starke Seite. Er werde von der O’Connell Bridge springen, wenn ihn noch einmal jemand auffordere zu lächeln, äußerte Gay Mitchell gestern genervt, und fuhr fort: “Ich kann es nicht mehr hören, wenn man mir sagt ‘lächle, lächle, lächle’. Lächeln schafft keine Jobs und nichts von dem, was das Land wirklich braucht, nämlich eine moralische Führung, das Hochkrempeln der Ärmel und harte Arbeit.”

Montag, 3. Oktober 2011

Die Regierung hat sich das Sparen auf die Fahnen geschrieben, Gehälter im öffentlichen Dienst wurden gekürzt, auch die von den Ministern und Regierungschef Enda Kenny, und mit € 92.000 pro Jahr eine Obergrenze für die Berater der Regierungsmitglieder festgelegt. Für alle Berater? fragte der Abgeordnete für die Grafschaft Louth Gerry Adams und wies darauf hin, dass zwei Berater des Regierungschefs jeder für sich ein Jahresgehalt von € 168.000 beziehen. “Da hat der Taoiseach seine eigene Gehaltskürzung listig umgangen und statt das Geld den Steuerzahlern zu überlassen, auf seine Berater umverteilt”, lautet die Interpretation des Sinn-Féin-Vorsitzenden.
Der Regierungschef weist die Vorwürfe ohne auf die Argumentation einzugehen mit der Begründung zurück, dass sein Mitarbeiterstab den Steuerzahlern insgesamt weniger koste, als dies bei seinem Vorgänger der Fall war. Und was seine Leute für ihr Gehalt leisten, fügt er hinzu, sei für jeden ersichtlich.

Sonntag, 2. Oktober 2011

Nachdem nun klar ist, welche Kandidaten bei den Präsidentschaftswahlen am 27. Oktober tatsächlich antreten, sieht es nach einer Meinungsumfrage der Zeitung Sunday Independent recht erfolgversprechend für das 70-jährige Urgestein der Labour Party Michael D. Higgins aus. Von den 500 Befragten gaben ihm 27 % ihre Erststimme, gefolgt von Senator David Norris (20 %), dem Geschäftsmann Seán Gallagher (13 %), der Vorsitzenden des Special-Olympics-Komitees für Europa und Eurasien Mary Davis (12 %), Sinn Féin’s Martin McGuinness (11 %), Gay Mitchell von der Fine Gael (10 %) und der einstigen Sängerin Dana Rosemary Scallon mit 7 %.
Bleibt es dabei, stehen die Chancen für Michael D. nicht schlecht, da er kaum polarisiert oder Angriffspunkte bietet und nach der Umfrage aus allen Lagern Zweitpräferenzen zu erwarten hat.

Sonnabend, 1. Oktober 2011

Taoiseach Enda Kenny schließt eine Änderung der EU-Verträge, wie sie kürzlich der Präsident der Europäischen Kommission Jose Manuel Barroso ins Gespräch gebracht hatte, um den aktuellen und künftigen Problemen mit der europäischen Währung besser gegensteuern zu können, kategorisch aus.
Die Regierung stellt Details einer Rentenreform im öffentlichen Dienst vor, mit der man jährlich € 1,8 Mrd. einsparen will. Für alle, die neu in den Staatsdienst treten, wird das Pensionsalter auf das 68. Lebensjahr erhöht und der Rentenberechnung nicht mehr das letzte Gehalt, sondern das Durchschnittsgehalts während der gesamten Dienstzeit zugrunde gelegt. Maximal soll bis zum 70sten Geburtstag gearbeitet werden können. Die Rentenerhöhungen sollen nicht mehr an die Gehaltsentwicklung im öffentlichen Dienst gekoppelt werden (Pay Parity System), sondern dem Verbraucherpreis-Indexes folgen.

Nachrichten aus Irland – Oktober 2011