Nachrichten aus Irland

August 2012

Neues aus Irland, zusammengefasst nach Berichten von RTÉ, der
Irish Times, des Irish Independent und anderen Medien

Aktueller Monat & Archiv

Freitag, 31. August 2012

Der Herbst rückt näher, und die Irlandkalender für das kommende Jahr sind gedruckt. Um Platz zu schaffen, verschenkt der auch für das irland journal arbeitende Fotograf Stefan Schnebelt – solange der Vorrat reicht – die restlichen Exemplare seines Panorama-Kalenders 2012, der immerhin noch vier Monate lang aktuell ist. Zu zahlen sind nur die Versandkosten, die entfallen, wenn gleichzeitig der Kalender für das kommende Jahr 2013 bestellt wird. Hier geht es zu dem ungewöhnlichen Angebot.

Donnerstag, 30. August 2012

Zu den zentralen Wahlversprechen der Fine Gael gehörte die Abschaffung des irischen Senats, dem 1922 geschaffenen Gegenstück zum britischen Oberhaus. Das gefällt nicht allen Politikern, denn wer weiß, ob man diese Versorgungseinrichtung und politische Wartebank nicht selbst einmal in Anspruch nehmen könnte. Nun scheint sich der Koalitionspartner Labour Party von dem von ihm mitgetragenen Vorhaben abzusetzen, indem ihr Vorsitzender Eamon Gilmore, zugleich Außenminister und stellvertretender Regierungschef, den Fraktionszwang in dieser Sache aufhebt und es den Abgeordneten seiner Partei freistellt, für oder gegen die Abschaffung zu propagieren. Da es sich um eine Verfassungsänderung handelt, entscheidet letztlich das irische Volk in einem Referendum – sollten sich die Parteien denn darauf einig sein, ein solches überhaupt einzuleiten.
Siehe auch: 24.02.11, 24.07.12
Der Verkehrsminister greift hart durch! Wer künftig ohne einen Führerschein zu besitzen als ‘Lernender’ ohne Begleitung Auto fährt, bekommt Punkte in der Verkehrssünder-Datei. Punkte gibt es künftig auch, wenn ein Lernender vergisst, sein Fahrzeug mit einer entsprechenden L-Plakette zu kennzeichnen. Bislang kamen die Fahrer in beiden Fällen mit eine Verwarnung und einer Geldbuße davon.

Mittwoch, 29. August 2012

In der kommenden Woche startet in Irland das neue Schuljahr, mit neuen Schülern und neu eingestellten Lehrern. Wobei die neuen Lehrer ein anderes Gehalt vor Augen gehabt haben dürften, als sie sich für diesen Beruf entschieden hatten, denn bei einem Jahresgehalt von € 27.800 (= 2.316 im Monat) erhalten sie für die gleiche Arbeit fast ein Drittel weniger, als ihre Kollegen, die vor zwei Jahren bei einem Anfangsgehalt von € 39.000 (= 3.250 im Monat) in den Schuldienst gingen. Die Differenz resultiert aus der Streichung von Zulagen zum Basisgehalt, mit der das Erziehungsministerium € 506 Mio. einzusparen gedenkt. Lehrer, die bereits im Dienst sind, bleiben von den Kürzungen verschont und bekommen ihr bisheriges Gehalt weiter.
Die Meldung ist schon eine Woche alt. Fünfzig bis sechzig Torfmoorbesitzer im Süden der Grafschaft Galway nahe dem Ort Woodford haben angekündigt, trotz eines Verbots in dem unter Naturschutz gestellten Clonmoylan Bog weiter so lange Torf zu stechen, bis ihr Bedarf an Brennmaterial für den Winter gedeckt ist. Die Polizei bestätigt das Vorliegen von Berichten über illegales Torfstechen in der Region, denen sie nachgehen werde. Vor zwei Monaten standen dort die Torfstecher einer Clonmoylan Bog Action Group einem Aufgebot von Polizei und Vertretern der Naturschutzbehörde gegenüber, nachdem es nach der Beschlagnahme einer Torfstechmaschine zu Auseinandersetzungen gekommen war.
Siehe a.: 11.02.02, 08.12.02, 23.07.07, 15.08.08, 28.03.09, 18.08.09, 29.05.10, 22.02.11, 07.04.11, 14.04.11, 30.09.11, 21.10.11, 07.03.12, 21.05.12, 26.06.12, 11.08.12

Dienstag, 28. August 2012

In Irland herrscht ein absolutes Abtreibungsverbot, was zu Folge hat, dass Frauen auch einen aus medizinischen Gründen angeratenen Schwangerschaftsabbruch nur im Ausland durchführen lassen können. Dies hatte 2010 das Europäische Gericht für Menschenrechte im Fall einer krebskranken Frau als Verletzung ihrer Menschenrechte bewertet. Eine vom Gesundheitsministerium eingerichtete Expertengruppe beschäftigt sich seither mit den Konsequenzen des Urteils für die irische Rechtsprechung, der Bericht wird im kommenden Monat erwartet. Das ruft die katholische Kirche auf den Plan.
So kündigte der Primas der katholischen Kirche Irlands, Kardinal Seán Brady, in dieser Woche an, Lobbyarbeit bei den Abgeordneten des Parlaments zu betreiben, um eine Aufweichung des Verbots zu verhindern. In seiner Antwort darauf zeigt sich der Minister für Kommunikation Pat Rabbitte irritiert. Natürlich könne die Kirche ihren Standpunkt in der Öffentlichkeit propagieren, doch sei er überrascht über das Vorhaben des Kardinals, gewählten Abgeordneten diktieren zu wollen, was sie zu tun haben. Die Regierung sehe keinen Grund alles aus der Vergangenheit umzukehren, doch müsse sie die Konsequenzen aus dem X-Case und der Entscheidung des Gerichtshofes angehen.

Montag, 27. August 2012

Wo steckte Staatspräsident Michael D. Higgins in den vergangenen drei Wochen? In Spanien, kam nun heraus, wo er und seine Frau Sabrina sich zusammen mit Studenten aus Polen, Japan und Österreich zu einem Sprachkurs der Menéndez Pelayo International University in der Stadt Santander eingeschrieben hatten. Der Kurs endete am Freitag, und die Universität veröffentlichte ein Foto, das Michael D. mit anderen Studenten auf dem Campus zeigte. Er habe seine Sprachkenntnisse für einen Staatsbesuch in Südamerika verbessern wollen, verriet der 71-jährige Staatpräsident, hier abgebildet auf dem Titelblatt des aktuellen irland journals.

Sonntag, 26. August 2012

Gegenüber den Iren haben die Deutschen eine bessere Meinung als gegenüber den anderen Staaten, die unter den finanziellen Rettungsschirm der EU und des Internationalen Währungsfonds geschlüpft sind, ist das Ergebnis einer in der Irish Times veröffentlichten repräsentativen Telefon-Umfrage in Deutschland und Irland. Demnach wollen nur drei Prozent der Deutschen, dass Irland die Währungsunion verlässt, während dies bei Griechenland 42 % sind. 46 % der Deutschen waren der Ansicht, dass die Iren hart daran arbeiten, ihre Wirtschaft wieder auf eine solide Basis zustellen, 23 % äußerten, sie würden zu wenig tun. Dem gegenünber meinten nur 13 % der Deutschen, die Griechen würden sich hinreichend Mühe geben, während 78 % forderten, sie müssten sich mehr anstrengen.
Nach einem Bericht an den Internationalen Währungsfonds plant die irische Regierung im Etat für das Jahr 2013 Einsparungen in Höhe von € 2,5 Mrd. durch Kürzungen bei staatlichen Leistungen und Mehreinnahmen von € 1,25 Mrd. durch Steuererhöhungen (u.a. auf Zigaretten, Alkohol und bei der Kfz-Steuer).

Sonnabend, 25. August 2012

Notizen aus der Provinz. Das System der irischen Kfz-Kennzeichen wird jedem, der einmal auf der Grünen Insel war, bekannt sein. Ein Beispiel: 12-G-1234 = das 1.234ste Auto mit einer Erstzulassung aus dem Jahr 2012, das in Galway registriert ist. Nach diesem System würden im kommenden Jahr landesweit alle Erstzulassungen mit der Zahl 13 auf dem Nummernschild beginnen. Der Nachrichtendienst breakingnews.ie will nun erfahren haben, dass – alldieweil ‘13’ eine Unglückszahl ist – alle in der ersten Hälfte des kommenden Jahres zugelassenen Autos statt der 13 die Jahreszahl 131 und alle nach dem ersten Juli zugelassenen die Jahreszahl 132 bekommen sollen.

Freitag, 24. August 2012

Irlands größter Abfall-Recycler Greenstar ist in Bedrängnis, nachdem ein Konsortium von sieben Banken Kredite der Muttergesellschaft NTR in Höhe von € 83,2 Mio. für fällig erklärt hat, da diese, wie es heißt, ihre mit dem Darlehen verbundenen Verpflichtungen nicht nachgekommen sei. Gestern Nachmittag übernahm ein Insolvenzverwalter die Leitung der Geschäfte von Greenstar mit ihren 800 Mitarbeitern. Er kündigte die vorläufige Fortführung des Geschäftsbetrieb an und gab bekannt, dass sich mehrere Interessenten an einer Übernahme der Firma gemeldet hatten.
Kylemore Abbey goes to Bollywood? fragt die Irish Times. Als in den 1920-er Jahren zwei Nichten des Maharadscha von Connemara auf das Mädcheninternat von Kylemore Abbey geschickt wurde, äußerte der örtliche Priester der Äbtissin gegenüber seine Besorgnis, das die beiden exotischen Prinzessinnen einen negativen Einfluss auf die sittsamen irischen Schülerinnen ausüben könnten. Bedenken dieser Art gab es nicht, als in dieser Woche ein indisches Filmteam in Begleitung von Mitarbeitern von Fáilte Ireland und des Galway Film Centre anrückte, um das Schloss und ehemalige Internat aus dem 19. Jahrhundert als möglichen Drehort für eine Filmproduktion zu besichtigen. Des weiteren stattete man Clifden und Ballynahinch Castle einen Besuch ab, das ‘Ranji’, der oben erwähnte Onkel der beiden indischen Prinzessinnen, 1926 erworben hatte.

Donnerstag, 23. August 2012

Noch vor wenigen Jahren wäre das undenkbar gewesen, doch infolge des Priestermangels denken die irischen Bischöfe nach einem Bericht der katholischen Wochenzeitung The Irish Catholic “in einer radikalen Wendung” über Gemeinden und Sonntagsgottesdienste ohne Priester nach, bei denen zum Beispiel Laien im Rahmen einer Andacht ohne die Gegenwart eines Priesters die Kommunion austeilen. Wie es heißt, wollen die Bischöfe auf einem Treffen im Oktober über eine Vorlage dazu diskutieren, auch wenn es, wie berichtet wird, der Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin am vergangenen Wochenende einer Nonne verwehrt haben soll, in Abwesenheit eines Priesters die Kommunion auszuteilen.
Das Problem wird zunehmend akuter, da nach der Fusion von Gemeinden immer häufiger mehr Kirchen auf einen Priester fallen, als er an einem Wochenende besuchen kann.

Nachtrag: Am Abend folgt ein Dementi von einem Pressesprecher der katholischen Kirche, in dem der Bericht der Wochenzeitung als inkorrekt bezeichnet wird. Laien würden auch künftig nicht den Kommuniondienst leiten, also nicht im Rahmen einer Andacht in Abwesenheit eines Priesters die Kommunion austeilen.

Mittwoch, 22. August 2012

Windjammerparade in Dublin. Im Rahmen des morgen startenden viertägigen Festivals mit mehr als 5.000 Teilnehmern aus 50 Ländern werden bis zu 100 Großsegler in der Dubliner Bucht, dem Zielhafen des diesjährigen internationalen Großseglerrennens, erwartet.
Diese öffentliche Aufmerksamkeit wollen die Dubliner Kleinskipper nutzen, um auf ihre Situation hinzuweisen und mit “eine Flottille von Booten […] gegen die Kräfte demonstrieren, die den Fluss in den letzten Jahren zu einem öden, unbelebten, leeren Gewässer gemacht haben”. Mit im internationalen Vergleich beispiellosen Restriktionen, so Sam Field-Corbett von der Irish Ship and Barge Fabrication Company, habe die Dubliner Hafengesellschaft die privaten Bootsbesitzer (u.a. ihn mit seinem Ausflugsboot) im Widerspruch zum Geist des Events während Festival als nicht autorisiert von Anlegestellen aus ihrem Verwaltungsbereich vertrieben und auf Ausweichmöglichkeiten verwiesen, die entweder unbezahlbar oder für den Bootstyp ungeeignet seien.

Man fordere daher von Verkehrsminister Leo Vradkar, die juristische Zuständigkeit der Hafengesellschaft auf den kommerziellen Hafen zu beschränken und die Kontrolle der Liffey einer Körperschaft mit alleiniger Verantwortung für die Nutzung und Entwicklung der Möglichkeiten des Flusses zum Wohle der Stadt zu übertragen.

Dienstag, 21. August 2012

Die nordirische Polizei entschuldigt sich beim Bürgermeister von Derry Kevin Campbell für eine Razzia in dessen Privatwohnung am 12. Juli. Als Ratsherr der Sinn Féin war er im Juni von den Fraktionen des Stadtrats für ein Jahr zum ersten Mann der Stadt gewählt worden. Die Polizeiaktion war gegen eine Splittergruppe der ehemaligen IRA gerichtet, die unter dem Namen Republican Action Against Drugs (RAAD) agiert. Bei der Razzia wurden unter anderem sein Laptop, eine Kamera und Mobiltelefone beschlagnahmt.
Nach den Worten des stellvertretenden nordirischen Polizeipräsidenten Dave Jones war der Name des Bürgermeister durch einen Fehler fälschlicherweise auf die Liste der Verdächtigen geraten. “Wir haben einen Fehler gemacht”, heißt es in der gestrigen Erklärung. “Es tut uns zutiefst leid, und es ist uns bewusst, dass diese Razzia für seine Familie und ihn ein traumatisches Ereignis gewesen ist, besonders in seiner Rolle als erster Bürger der Stadt. […] Wir sind sehr dankbar für die Güte und Würde, mit der der Bürgermeister unsere Entschuldigung akzeptiert hat.”
Bei der Kontrolle eines privat geführten Altersheims im der Grafschaft Galway traten im Juli katastrophale Zustände zutage. Bei dem unangemeldeten Besuch im Owen Riff Nursing Home von Oughterad trafen die Kontrolleure die Bewohner in schmutziger Kleidung, teils ungekämmt und unrasiert an. Viele hatten seit einem Monat nicht mehr gebadet. Einige saßen zur Mittagszeit beim Frühstück, und es war kein Personal da, um einem Bewohner, der mit wunden und verkrusteten Augen um Beistand bat, zu helfen. Dem Betreiber wurde die Lizenz entzogen. Zur Zeit wird das Heim direkt von Gesundheitsbehörde verwaltet, ein privater Interessent hat sich um die Übernahme beworben. (s.a. 12.05.06, 10.11.10)

Montag, 20. August 2012

“Stattlich und feist erschien Buck Mulligan am Treppenaustritt, ein Seifenbecken in den Händen, auf dem gekreuzt ein Spiegel und ein Rasiermesser lagen. Ein gelber Schlafrock mit offenem Gürtel bauschte sich leicht hinter ihm in der milden Morgenluft. […] Innehaltend spähte er die dunkle Wendeltreppe hinunter und kommandierte grob: Komm rauf, Kinch! Komm rauf, du feiger Jesuit …”
So beginnt am Morgen des 16. Juni 1904 hoch oben auf dem später so genannten Joyce Tower an der Bucht von Dublin James Joyces Roman Ulysses. Erstmals seit dreißig Jahren wurde der Turm in diesem Sommer aufgrund von Personaleinsparungen nicht für Besucher geöffnet – ein Schlag gegen den Tourismus, protestierten die Stadtverordneten des Dun Laoghaire/Rathdown County Council gegenüber der Tourismusbehörde Fáilte Ireland. Nun hat man, ehe der Sommer zu Ende geht, doch noch eine Lösung gefunden, und mit Unterstützung von ehrenamtlichen Kräften ist er ab sofort bis Ende September täglich von 10 bis 18 Uhr zugänglich. (s.a. 01.07.12)
Ein Buch aus der Verschenkkiste eines Irland-Rückkehrers, der seine Bibliothek aufräumt. Ohne eine Spur, ein Roman der in Dublin aufgewachsenen Mary Stanley.
Hier die Inhaltsangabe des deutschen Verlags vom Rückendeckel: “Dublin in den 70er Jahren. Die drei wohlgeratenen Töchter der Familie Dunville besuchen die beste Schule vor Ort und haben eine goldene Zukunft vor sich. Allein Becky, die Mittlere, durchschaut die manipulativen Spielchen, die ihre allseits beliebte große Schwester Bella mit Eltern, Lehrern und Nachbarn treibt. Doch eines Abends verschwindet Bella im Dezembernebel und kehrt nie wieder zurückt. Während die Fahndung ins Stocken gerät, macht sich Becky auf die Suche nach der Wahrheit: Wer war ihre Schwester wirklich?”

Die Originalausgabe erschien 2002 unter dem Titel Missing, die hier vorliegende deutsche Übersetzung von Michaela Grabinger 2008 im Knaur Verlag. Das neuwertige, 488-seitige Taschenbuch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an einen Leser aus 34121 Kassel.

Sonntag, 19. August 2012

Vor 90 Jahren, am 22. August 1922, kam in Béal na mBláth in der Grafschaft Cork mit dem ‘Big Fellow’ Michael Collins einer der Gründerväter der heutigen Republik Irland bei einem Attentat durch die Anhänger des ‘Long Fellow’ ums Leben. Zum ersten Mal übertrug der Veranstaltungskomitee der Gedächtnisveranstaltung mit Enda Kenny einem amtierenden Regierungschef die Grußrede, der seine Partei Fine Gael als Nachfolger der von Collins und Arthur Griffith vertretenden Richtung in der sich 1922 im Streit um den Vertrag zur Gründung des Freistaates spaltenden Sinn Féin sieht.
Der spannte sein großes Vorbild – links die Biographie von Tim Pat Coogan – dann gleich für seine Politik ein. Er sei sich sicher, so Enda Kenny, dass Collins dem finanzpolitischen Restrukturierungsprogramm seiner Regierung zur Bewahrung der ökonomischen Souveränität gestimmt hätte. “Hier in Béal na mBláth”, erklärte er mit nicht wenig Pathos, “gebe ich euch als Taoiseach mein Wort, dass ich nicht ruhen werde, bis Irland seine wirtschaftliche Selbstständigkeit zurückgefordert und wiederhergestellt hat. Wir werden bei unseren mühsamen, leisen aber überzeugenden Anstrengungen nicht innehalten, bis Irland seine ökonomische Unabhängigkeit, so kostbar sie ist und so hart errungen sie wurde, zurückbekommen hat, eine Unabhängigkeit auf die das Land ein Recht hat und die wir ihm schuldig sind.”

Sonnabend, 18. August 2012

Von den landesweit noch 704 Polizeistationen verzeichnen 80 % maximal eine strafbare Handlung pro Tag und 41 % eine oder weniger pro Woche, meldet das Zentralamt für Statistik. Da sollte man sich über so wenig Kriminalität freuen, doch wer sich vor allem freut, ist der Finanzminister, denn die Meldung gibt ihm eine gute Argumentationsgrundlage für das Vorhaben, zur Einsparung von Kosten weitere, vor allem ländliche Polizeiämter zu schließen. 39 waren es bislang in diesem Jahr, und Justizminister Alan Slatter hat weitere Schließungen angekündigt.
Am meisten beschäftigt waren die Polizisten an der Store Street in Dublin, wo im letzten Jahr 8.510 Vergehen gegen Recht und Ordnung verzeichnet wurden.

Siehe auch: 19.09.11, 06.12.11, 04.04.12

Freitag, 17. August 2012

Nach Meldungen in der internationalen Presse ist die irische Fluggesellschaft Ryanair wegen möglicher Sicherheitsmängel ins Visier der Ermittler geraten. Dabei geht es um Vorfälle im vergangenen Monat, als in Spanien bei einer wetterbedingten Umleitung von Flugzeugen in kurzem Abstand gleich drei Maschinen der Gesellschaft wegen Treibstoffmangel notlanden mussten. Der Börsenkurs des Unternehmens sackte daraufhin deutlich ab.
Auch die deutsche Pilotenvereinigung Cockpit erhebt Vorwürfe gegenüber Ryanair, Druck auf die Piloten auszuüben, aus Gründen der Gewichts- und damit Kostenersparnis beim Verbrauch möglichst wenig Kerosin zu tanken. So hängen nach Angabe ihres Sprechers in Hahn und anderen wichtigen Bodenstationen der Gesellschaft Namenslisten der Flugkapitäne mit dem Eintrag ihres persönlichen Kerosinverbrauchs. Die 20 sparsamsten Piloten bekämen dann ein Lobschreiben, die zwanzig am wenigsten sparsamen den Hinweis, sie stünden ‘unter Beobachtung’.

Ryanair weist den Vorwurf, die Sicherheit der Passagiere zu gefährden, zurück und erklärte sich gestern bereit, uneingeschränkt mit den Ermittlern zu kooperieren. Jede Airline habe ihre Treibstoffpolitik, und Ryanair sehe unter normalen Bedingungen eine Tankreserve von 1 ½ Stunden vor. Seien diese nicht gegeben und halte es ein Pilot für erforderlich mehr zu tanken, habe er die Fluggesellschaft zu kontaktieren.
Was immer auch der aktuelle Trend ist, der Modediscounter Penneys hat ihn in einer “rezessionsfreundlichen Version”, hieß es gestern bei der Vorstellung der Winterkollektion 2012/13 im Dubliner Westin Hotel. Und so präsentierten sich die Models Thalia Heffernan und L’Or Mayo in modischen Outfits, bei denen die einzelnen Kleidungsstücke und Accessoires nicht mehr als 15 bis 35 Euro kosten.

Donnerstag, 16. August 2012

Die als größter Sponsor für die Krebsforschung geltende Irische Krebsgesellschaft ICS drängt die Regierung des Landes dem Beispiel Australiens zu folgen und für Zigaretten eine Einheitsverpackung mit nur kleinem Markenzeichen und großen Schockbildern (Fotos von Rachenkrebs etc.) vorzuschreiben. Sie geht davon aus, dass dies vor allem Kinder und Jugendliche davon abhält mit dem Rauchen anzufangen. Dabei verweist sie darauf, dass auf der Grünen Insel mittlerweile mehr Frauen an Lungen- als an Brustkrebs erkranken.

Mittwoch, 15. August 2012

Die irische Lebensmittelaufsicht warnt Gourmets vor dem Sammeln von Schalentieren vor der West- und Südwesteküste. Zehn Menschen in den Grafschaften Galway, Mayo und Sligo sind in den vergangenen Wochen nach ihrem Verzehr erkrankt. Als Ursache vermutet man von den Tieren aufgenommene Giftstoffe aus Algenblüten, die sich zur Zeit wetterbedingt an diesem Küstenstrich ausbreiten

Dienstag, 14. August 2012

Aufgrund von Kürzungen bei den staatlichen Zuwendungen verbunden mit einem Rückgang der Spendenbereitschaft schließt das Kinderhilfswerk Barnardos Ireland für eine Woche seine landesweit vierzig Zentren und schickt die angestellten Mitarbeiter mit ihrem Einverständnis in einen unbezahlten Urlaub. Mit den daraus resultierenden Einsparungen werde gewährleistet, dass der laufende Betrieb für den Rest des Jahres gesichert ist. Der Beschluss dazu sei schon im Dezember gefallen, und man habe eine Woche gewählt, in der die Nachfrage nach Hilfe erfahrungsgemäß eher gering ist.
Fast drei Jahre, nachdem die 1856 eingeweihte St. Mel’s Kathedrale von Longford am Weihnachtsmorgen 2009 durch ein Feuer zerstört wurde, beginnen Anfang September die Wiederaufbauarbeiten. Die Ausschreibung gewonnen hatte ein Konsortium aus dem örtlichen Bauunternehmen GEM Construction Ltd. und der Galwayer Firma Purcell Construction. Man hofft, dass die Kirche Weihnachten 2014 wieder geöffnet werden kann und die lokale Wirtschaft bis dahin nicht unerheblich von dem Auftragsvolumen profitiert.

Montag, 13. August 2012

Die olympischen Spiele in London sind vorbei, und alles in allem hat Irland gar nicht so schlecht abgeschnitten. In der Rangfolge der erfolgreichsten Nationen liegt die Grüne Insel mit 1,1 Medaillen pro 1 Mio. Einwohner auf Rang 20, verglichen mit Deutschland (0,5 Medaillen pro 1 Mio. Einw.) auf Platz 36 und den USA (0,3 Medaillen pro 1 Mio. Einw.) auf Platz 49. Das mit Abstand erfolgreichste Land bleibt jedoch die Antilleninsel Grenada mit umgerechnet 9,3 Medaillen auf eine Million Einwohner.
Nach Verstreichen der letzten Frist hat der High Court dem insolventen Bauunternehmer Tom McFeely mit seiner Frau und zwei Kindern die Verfügung zur sofortigen Räumung seiner Villa zugestellt und die National Asset Management Agency NAMA das Haus zur Verwertung übernommen. Belastet ist es mit einer Hypothek von € 9,5 Mio., für die er seit drei Jahren keine Raten mehr zurückgezahlt hat. Die Frist war bis zum Wochenende verlängert worden, damit eines der Kinder vor der Räumung noch das Abschlussexamen im exklusiven St. Michael’s College auf der Straßenseite gegenüber absolvieren konnte.
Siehe auch: 18.10.11, 17.11.11, 29.11.11, 09.01.12, 20.01.12, 13.03.12, 22.04.12, 28.04.12, 01.08.12

Sonntag, 12. August 2012

Der Regenbogen über Achill Island kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass man Sorgen über die Schließung staatlicher Einrichtungen in Folge der Rezession macht. Gespart werden soll nun im Gerichtswesen, und so droht den mehr als 2.600 Bewohnern von Irlands größter, wenngleich durch eine Brücke mit dem Festland verbundenen Insel die Schließung ihres Bezirksgerichts. Nächster Ort mit einem Gericht wäre dann das 73 km entfernte Belmullet – sollte dieser denn Bestand haben.
Diskutiert wird derzeit auch die Schließung der Bezirksgerichte von Westport, Swinford und Ballyhaunis, und der Abgeordnete für Mayo John O’Mahoney fürchtet, dass in seiner Grafschaft am Ende nur die Gerichte von Castlebar, Ballina und der Stadt Mayo Bestand haben werden und die Bewohner in den ländlichen Regionen künftig “weite kostspielige Reisen” vor sich haben. Wobei ich mich frage, wie oft dergleichen vorkommt, gibt es doch in meinem Umfeld nicht einen Menschen, der schon einmal ein Gericht betreten hat.

Sonnabend, 11. August 2012

Entschädigungsleistungen in Höhe von € 1,5 Mio. wurden bislang aus dem Haushalt des Ministeriums zur Bewahrung von Irlands Kulturerbe an etwas mehr als tausend Torfmoorbesitzer in Naturschutzgebieten als Entschädigung dafür gezahlt, dass sie den Torfabbau einstellen. Weitere rund 1.200 Anträge warten auf ihre Bearbeitung. Knapp 30 % der betroffenen Moorbesitzer hat die Zuweisung einer Ausgleichsfläche außerhalb eines Naturschutzgebietes beantragt; die Suche nach solchen gestaltet sich jedoch schwierig und läuft nach Angaben des Ministeriums noch.
Minister Jimmy Deenihan sieht dies als Fortschritt an, auch wenn, wie es aus seinem Ministerium heißt, “eine kleine, sich dem Abbauverbot widersetzende Gruppe” weiterhin in elf geschützten Mooren illegal Torf abbaut. Im Juni hatte er zugegeben, dass fast zwei Drittel der geschützten Moorflächen irreparabel durch Raubbau zerstört sind.

Siehe a.: 11.02.02, 08.12.02, 23.07.07, 15.08.08, 28.03.09, 18.08.09, 29.05.10, 22.02.11, 07.04.11, 14.04.11, 30.09.11, 21.10.11, 07.03.12, 21.05.12, 26.06.12
Freudig überrascht war in dieser Woche Robbie Howatson aus England, als er mit seinen Eltern und seiner Schwester im Long Room des Trinity College persönlich vom Bibliothekar Robin Adams begrüßt wurde und als 10-millionster Besucher der Bibliothek und des Book of Kells eine persönliche Führung sowie einige Erinnerungsstücke erhielt. Mehr als 520.000 Besucher hatte die alte Bibliothek im vergangenen Jahr zu verzeichnen, die meisten von ihnen aus Europa und Nordamerika. Erwachsene zahlen zur Zeit 9 Euro Eintritt, Studenten und Rentner 8 Euro derweil irische Schüler freien Zutritt genießen.

Freitag, 10. August 2012

Die Teilnehmer an einem Protestcamp gegen das Shell-Gasprojekt in der Grafschaft Mayo wollen rechtlich gegen die 24-Stunden-Überwachung durch eine von Shell beauftragte private Sicherheitsfirma vorgehen. Das 2005 initiierte Rossport Solidarity Camp liegt auf privatem Land bei Aughoose, eines von zwei von Shell für die Vollendung der Pipeline noch benötigten Grundstücken entlang eines Naturschutzgebietes.
Siehe a.: 26.06.02, 30.06.05, 01.07.05, 23.07.05, 01.08.05, 05.08.05, 26.08.05, 01.10.05, 13.10.05, 22.11.05, 3./4.05.06, 14.07.06, 03.08.06, 12.08.06, 21.04.07, 13.11.07, 17.04.08, 29.04.08, 15.07.08, 22.07.08, 11.08.08, 22.08.08, 01.09.08, 10.09.08, 07.11.08, 20.03.09, 23.04.09, 19.05.09, 03.11.09, 01.02.10, 20.02.10, 01.07.10, 21.01.11, 23.03.11
Ein kleines, sehr schön gemachtes, illustriertes Buch mit den bekanntesten Gedichten von William Butler Yeats hole ich heute aus der Verschenkkiste.
W. B. Yeats – Romantic Visionary ist der Titel des 96-seitigen Buches aus der Reihe ‘Illustrated Poetry Anthology’ der Londoner Brockhampton Press und umfasst fünfzig Gedichte des ersten irischen Literatur-Nobelpreisträgers und Mitbegründer des Dubliner Abbey Theaters aus den Jahren 1889 bis zu seinem Tod im Jahr 1939, geordnet nach den Sammlungen, in denen sie ursprünglich erschienen waren. Das gebundene Buch mit solider Fadenheftung und Schutzumschlag enthält dreißig zeitgenössische Illustrationen, viele davon nach Gemälden seines Bruders Jack Butler Yeats.

Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an einen Leser aus 33615 Bielefeld.

Donnerstag, 9. August 2012

Der irischen Polizei mangele es an Einsatzfahrzeugen, um ihren Auftrag in den Kommunen zu erfüllen, beklagte sich heute der Präsident der Garda Representative Association in einem Radiointerview. In vielen Fällen seien Streifenwagen außer Betrieb genommen und ihre Zahl in den ländlichen und städtischen Außenbezirken drastisch reduziert worden. Die GRA habe das Vertrauen in die Art und Weise, wie die Regierung ihren Auftrag zur Verbrechensbekämpfung wahrnehme, verloren. Die jedoch kann das nicht nachvollziehen. Die Führung der Polizei habe dem Justizministerium gegenüber bestätigt, das landesweit ein flächendeckender Polizeidienst gewährleistet ist, heißt es in einem kurzen Statement.
While the prison ship
Sailed out against the sky
Sure she wait and hope and pray
For her love in Botany Bay
It’s so lonely round the fields of Athenry.

Derweil in alten Zeiten Tausende Iren nach Australien deportiert wurden, ist man nun auf der Suche nach Freiwilligen, die sich in Australien verdingen um der Arbeitslosigkeit in Irland zu entkommen – und so werden sie auch nicht von einem Gefängnisschiff in Botany Bay an Land gehen, sondern auf dem Flughafen von Sydney ihren ersten Schritt ins Land machen. Bis zu 5.000 Manager, Köche, Kellner, Barkeeper und Zimmermädchen im Alter von bis zu dreißig Jahren sucht die Australian Hotels Association und ladet für den zweiten und dritten Oktober Interessierte zu einem Seminar in Dublin ein, wo es weitere Informationen gibt.

Mittwoch, 8. August 2012

Der Datenschutzbeauftragte Billy Hawkes hat im Streit mit dem unter Zwangsverwaltung stehenden, ehemals staatlichen irischen Telefonanbieters und Internetproviders Eircom um Netzsperren den Supreme Court angerufen. Bei dem von der Gesellschaft angewandten freiwilligen Verfahren, bei dem beim illegalen Filesharing nach drei Warnhinweisen der Internetzugang abgeschaltet wird, würden wichtige Aspekte der Privatsphäre verletzt, argumentiert die Behörde. Zuvor hatte der High Court auf Antrag von Vertretern der Musikindustrie eine Anweisung des Datenschutzbeauftragten zur Einstellung des Systems aufgehoben. Ins Rollen kam das Verfahren, nachdem Eircom Ende letzten Jahres aufgrund “eines kleinen technischen Fehlers” 390 Kunden irrtümlicherweise eine “erste Warnnung” geschickt hatte.

Dienstag, 7. August 2012

Nach einer im Irish Independent veröffentlichten Untersuchung kostet es in Irland mitunter mehr sich ein Kind als ein Haus zu leisten. Auf bis zu € 1.100 pro Monat belaufen sich dem Bericht nach bei berufstätigen Eltern die Kosten für die Betreuung eines Kleinkindes, unabhängig davon, ob in einer Kinderkrippe oder durch eine Tagesmutter. Bei zwei Kindern werden daraus rasch 2.000 Euro. Verglichen damit zahlen 25 bis 44-jährige Hausbesitzer im Schnitt monatlich € 913 für ihre Hypothek.
Dass Wohnungsinhaber aufgefordert werden, Leitungswasser nur abgekocht zu genießen, kommt in Irland häufiger vor, doch seit Donnerstag gilt für zirka 1.400 Hausanschlüsse im nördlichen Dubliner Stadtteil Clontarf ein völliges Trinkverbot von Leitungswasser, denn die Bakterien, die man in ihm entdeckt hat, sind in Gegensatz zu den immer mal wieder gefundenen E-Coli-Erregern kochfest.
Nachtrag: Am Abend wurde gemeldet, dass das Wasser abgekocht wieder trinkbar ist.

Montag, 6. August 2012

Selbstbedienung bei NAMA? Dass es die Versuchung für wohlbetuchte Mitarbeiter gibt, die eine oder andere Immobilie, die (nachdem ihr einstiger Besitzer die Hypotheken nicht mehr bedienen konnte) bei der Bad Bank gelandet sind, zum Schnäppchenpreis unter der Hand selbst zu erwerben, ist vorstellbar. So berichtete gestern die Sunday Times von einem Haus, das von einem Geschäftsmann im Jahr 2004 für € 1,4 Mio. gekauft und nach dessen Insolvenz an die NAMA übertragen wurde, für € 410.000 an einen Angestellten aus der Führungsetage ging, ohne dass die Immobilie wie vorgeschrieben auf dem freien Markt angeboten worden war. Die oppositionelle Fianna Fáil fordert jetzt eine polizeiliche Untersuchung des Vorgangs.

Sonntag, 5. August 2012

Fünf Wochen nach dem Dubliner Gay Pride Festival feierten sich gestern in Belfast die nordirischen Homosexuellen mit ihrer Parade, und es kamen mehr als zuvor in der Republik. Tausende nahmen an ihr teil und machten sie zur größten ihrer Art auf der Insel Irland und zu einer der zehn größten der Britischen Inseln. Die Begeisterung und Zustimmung überwog, auch wenn entlang der Strecke einige religiöse Gruppen auf Postern Homosexualität verdammten. Die Parade endete mit einem Open-Air-Konzert auf dem Custom House Square.
90 überzählige Eisenbahnwaggons zu verkaufen! Nachdem Iarnród Éireann zur Zeit des keltischen Tigers beschlossen hatte, aus der veraltetsten Bahnflotte Europas die modernste zu machen und 180 neue Waggons aus Südkorea erworben hatte, wurden die fraglichen Intercity-Wagen des Typs wie hier rechts im Jahr 1998 auf dem Bahnhof von Galway seit 2005 außer Betrieb genommen und vor sich hin rostend in Reserve gehalten, um einen Stundentakt zwischen Dublin und Belfast aufzubauen. Daraus wurde jedoch nie etwas. Im vergangenen Jahr schien sich ein Käufer gefunden zu haben, um sie nach einer Neuausstattung auf der großen Nachbarinsel wieder in Betrieb zu nehmen, doch der machte einen Rückzug, so dass sie nun zum Ausschlachten und Verwerten angeboten werden. (s.a. 27.07.12)

Sonnabend, 4. August 2012

Nahezu alle im Jahr 2005 beschlossenen großen Verkehrsprojekten in und um Dublin sind der Rezession zum Opfer gefallen, d.h. alle bis auf eines: die Verbindung der beiden Straßenbahnlinien LUAS, die zu einer Erfolgsgeschichte geworden ist und im laufenden Betrieb ohne Zuschüsse auskommt. In dieser Woche wurde die Baugenehmigung für die 5,6 km lange Strecke mit 13 Haltepunkten vom St. Stephen’s Green zur Bahnstation von Broombridge etwa zwei Kilometer nordwestlich vom Stadtzentrum erteilt. Die Fahrtzeit für die Gesamtstrecke wird 24 Minuten betragen, und man geht von acht Millionen Passagieren im Jahr aus. Die Kosten für den Bau werden mit € 370 Mio. veranschlagt, die Inbetriebnahme soll 2017 erfolgen. (s.a. 12.08.11)
Wieder einmal hatte die Senatorin Fidelma Healy Eames von der Regierungspartei Fine Gael Verkehrsprobleme. Nachdem sie im Juni im Zug von Athenry nach Dublin ohne Fahrkarte erwischt worden war (sie habe irrtümlicherweise geglaubt, sie könne selbige auch im Zug lösen, entschuldigte sie sich), war sie im Juli mit ihrem Mercedes zum Volvo Ocean Race unterwegs, für den sie dummerweise vergessen hatte, die Kfz-Steuer zu zahlen, so dass er ihr nach einer Kontrolle beschlagnahmt wurde. Sie habe das Fahrzeug eigentlich verkaufen wollen und als sie ihn dann doch brauchte vergessen, die abgelaufene Steuerplakette zu erneuern, lautete dieses Mal ihre Erklärung.

Freitag, 3. August 2012

Auf € 2,65 Milliarden beliefen sich die Schulden von Irlands größten Bankrotteuer Seán Quinn, als der Staat im vergangenen Herbst sein Versicherungsimperium mit rund 1.600 Angestellten in seine Obhut nahm – weniger zur Sicherung der Arbeitsplätze, betonte Finanzminister Michael Noonan, sondern, damit die rund 400.000 Kunden nicht ohne Versicherungsschutz dastehen. Momentan ist der ehemals reichste Mann des Landes und “Mensch gewordene keltische Tiger”, wie ihn die Süddeutsche Zeitung nannte, darum bemüht, dass sein Insolvenzverfahren in Nordirland durchgeführt wird, denn dort wäre er nach einem Jahr wieder schuldenfrei und könnte sich in neue Unternehmen stürzen. Außerdem behielte er so seine Rentenansprüche, während er nach dem Insolvenzrecht der Republik zwölf Jahre lang aus dem Geschäft wäre und sie verfallen würden.
Dennoch ist er in der Bevölkerung nicht unbeliebt. So drückten ihm in der vergangenen Woche in einer Demonstration mehrere tausend Iren als ‘Schöpfer vieler Arbeitsplätze’ ihre Unterstützung aus, darunter auch der Chef von Ryanair Michael O’Leary. Gestern modifizierte Ryanair dies ein wenig. Der Untergang des Unternehmers Seán Quinn sei zwar ein Verlust für Irland, erklärte der stellvertretende Vorsitzende der Fluggesellschaft Barry Roche, doch sollte es sich herausstellen, dass er das Gesetz gebrochen hat, müsse er dessen Härte spüren. Bei der Solidaritätsbekundung von Michael O’Leary für Seán Quinn und seine Familie habe es sich um seine Meinung als Privatmann und nicht als Chef von Ryanair gehandelt. (s.a. 29.09.11, 02.08.12)
Hier nun aus meiner Verschenkkiste ein weiterer Krimi des irischen Dramatikers und Regisseurs Declan Hughes: Der Preis des Blutes. Es wird nicht der letzte sein.
Zum Inhalt zitiere ich vom Rückendeckel des von Anja Schünemann übersetzten Kriminalromans: “Der Mord, den Privatdetektiv Ed Loy aufklären soll, liegt fünfzehn Jahre zurück. Das Opfer: Brian Fogerty, Chef der Finanzbehörde. Der Angeklagte: Steve Owen, Liebhaber von Fogertys Frau. Doch Owen ist offenbar unschuldig. Im Zuge der Ermittlungen stößt Ed Loy auf drei potenzielle Täter: Bobby Doyle, früheres IRA-Mitglied und jetzt Immobilienhai mit besten Beziehungen. Dann Jack Cullen, gefürchteter Drogenboss, und George Halligan, Ed Loys bester Freund …”

Das neuwertige, 368-seitige Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an einen Leser aus 26427 Holtgast.

Donnerstag, 2. August 2012

Um die Ausgaben für Sozialhilfe zu drücken, will die zuständige Ministerin Joan Burton die Arbeitgeber verpflichten, ihren Angestellten im Krankheitsfall bis zu einem Monat lang den Lohn fortzuzahlen. Ein erster Protest kommt von den Vorschulen und Kinderkrippen. In dem Fall, so das Ergebnis einer soeben veröffentlichten Umfrage von Early Childhood Ireland, an der 400 ihrer Mitglieder teilgenommen hatten, müsste die Hälfte aller Einrichtungen schließen.
Der Präsident des High Court Nicholas Kears äußert sich “geschockt” über die Kosten der Zwangsverwaltung der insolventen Quinn Versicherungsgruppe. Bei der Einleitung des Verfahrens im vergangenen Oktober hatte er zu diesem Zweck die Entnahme von € 738 Mio. aus dem Versicherungs-Ausgleichsfonds genehmigt, doch in dieser Woche teilten ihm die Insolvenzverwalter mit, die Kosten würden eher bei € 1,3 Mrd. liegen und könnten sich “im schlimmsten Fall” auf bis zu € 1,65 Mrd. erhöhen.
Um einen Zusammenbruch der Versicherung mit dann rund 400.000 unversicherten Kunden zu verhindern, müssen Haus-, Gewerbeimmobilien und Autobesitzer seit dem 1. Januar einen zweiprozentigen befristeten Aufschlag auf ihre Versicherungsprämien entrichten, wobei die Befristung bislang auf zwölf Jahre geschätzt wurde. Das könnte nun nicht mehr reichen. (s.a. 29.09.11)
Nach diesen Nachrichten freut sich der Finanzminister, dass mehr Geld in seine Kasse gekommen ist, als zu Beginn des Jahres angenommen. Bei insgesamt € 20,3 Mrd. lagen die Steuereinnahmen bis Ende Juli um 2,5 % über der Steuerschätzung bei Verabschiedung des Staatshaushalts und um 9 % über dem Vergleichszeitraum 2011.

Mittwoch, 1. August 2012

Der Bauunternehmer Tom McFeely, im November 2011 vom High Court zu einer Gefängnisstrafe von drei Monaten sowie einer Geldstrafe in Höhe von € 1 Mio. verurteilt, weil er sich “in beispielloser Missachtung der aus dem von ihm erstellten Appartement-Komplex Priory Hall evakuierten Bewohner” nicht um die Behebung der Brandschutz-Probleme gekümmert hat, gewinnt vor dem Supreme Court sein Berufungsverfahren gegen das Urteil. Nach einstimmig gefälltem Urteil der fünf Richter lag eine Ordnungsverfügung gegenüber dem Unternehmer vor, den Komplex nicht zu betreten, so dass er, selbst wenn er gewollt hätte, nicht zur Mängelbehebung in der Lage gewesen wäre.
Damit wird auch die Geldstrafe hinfällig, die er ohnehin nicht hätte zahlen können. Zudem verlängerte der High Court “aus humanitären Gründen” die gestern abgelaufene Frist für ihn und seine Familie zum Räumen seines Hauses bis zu 10. August. Da der Unternehmer seine Hypotheken nicht mehr bedienen kann, geht das Haus dann an die National Asset Management Agency (NAMA).

Wie nicht anders zu erwarten, zeigen sich die immer noch in Ausweichquartieren lebenden rund hundert Familien (mehr als 250 Menschen) enttäuscht über das Urteil. Was aus den von ihnen erworbenen Appartements, die sie aus Brandschutzgründen nicht betreten dürfen, wird, steht weiter in den Sternen. Die Kosten für die erforderlichen Maßnahmen können sie selbst nicht aufbringen.

Siehe auch: 18.10.11, 17.11.11, 29.11.11, 09.01.12, 20.01.12, 13.03.12, 22.04.12, 28.04.12

Nachrichten aus Irland – August 2012