Nachrichten aus Irland

September 2012

Neues aus Irland, zusammengefasst nach Berichten von RTÉ, der
Irish Times, des Irish Independent und anderen Medien

Aktueller Monat & Archiv

Sonntag, 30. September 2012

Große Erleichterung in Belfast nach dem friedlichen Abschluss einer Parade des Oranierordens anlässlich des hundertsten Jahrestags der Unterzeichung der sogenannten Ulster Vereinbarung, mit der im Jahr 1912 nordirische Unionisten ihren Widerstand gegen die vom britischen Unterhaus befürwortete Home Rule (Bildung eines eigenen irischen Parlaments für die Insel Irland innerhalb des Vereinigten Königreichs) bekundet hatten. Geschätzt 30.000 Protestanten waren mit Musikkapellen vom Belfaster Rathaus zu ihrem Kulturfestival vor dem nordirischen Parlament gezogen. (s.a. 05.09.12, 07.09.12)
Erleichterung auch auf den drei großen Flughäfen der Republik Irland, nachdem die Gewerkschaft SIPTU den für morgen angesetzten Streik der Flughafenmitarbeiter zugunsten weiterer Verhandlungen über Vorschläge der Labour Relation Commission (LRC) aufgeschoben hat. Bei dem Streit geht es um das Defizit in der Pensionskasse.
Siehe auch: 15.06.12, 30.07.12, 12.09.12

Sonnabend, 29. September 2012

Abbey, dein Name bleibt nun (wahrscheinlich) doch Abbey. 1966 zog das von William Butler Yeats und Lady Gregory begründete irische Nationaltheater, nachdem es nach einem Brand 15 Jahre lang ausquartiert war, in Dublins Abbey Street zurück, doch das neue Gebäude mit Platz für 628 Besucher konnte nie begeistern und entspricht nicht mehr den heutigen Sicherheitsstandards und Anforderungen. Seit mehr als einem Jahrzehnt wird über einen Neubau, Umbau oder Umzug des Abbey Theaters in ein anderes Gebäude diskutiert. Verschiedene Standorte wurden endgültig beschlossen und wieder verworfen, bis vor zweieinhalb Jahren die Regierung Brian Cowen entschied, das geschichtsträchtige General Post Office zur neuen Spielstätte zu machen – bis 2016 hieß es, dem hundertsten Jahrestag des Osteraufstands. Kein Geld da, sagte im letzten Juli die ihm folgende Regierung unter Enda Kenny, und der Plan wurde auf Eis gelegt.
Nun ergreift das Theater selbst die Initiative, und das Theater hat aus dem eigenem Etat für € 1,5 Mio. ein Nachbargebäude an seiner Rückseite gekauft, um in “naher Zukunft” einen Komplex mit drei Sälen und 600, 300 und 100 Plätzen sowie einem Restaurant zu schaffen. Das Theater hat seine Zukunft in die eigenen Hände genommen, so sein Direktor Fiach Mac Conghail. Mit Mitteln aus nun einzuleitenden Spendeaktionen und Krediten hoffe man, am Ostermontag 2016 den ersten Spatenstich zu tun. Wobei er von einem Kostenaufwand in Höhe von € 100 Mio. ausgeht — ein Viertel von dem, was in den letzten zehn Jahren fünf Kulturminister an Planungskosten für den Umzug ausgegeben haben.

Siehe a.: 29.06.00, 07.02.01, 10.01.02, 20.02.02, 26.01.03, 06.04.04, 01.03.05, 15.03.05, 13.05.05, 17.06.05, 05.09.05, 10.09.06, 16.10.07, 22.10.09, 12.12.09, 01.07.11

Freitag, 28. September 2012

Die ehemaligen und derzeitigen Mitglieder des irischen Senats sind von den beiden unabhängigen Senatoren Feargal Quinn (Gründer der Supermarktkette Superquinn) und Katherine Zappone (Mitglied der irischen Kommission für Menschenrechte und ehemalige Vorsitzende des NWCI) für heute Nachmittag zu einer Konsultation ins Leinster House eingeladen, um über die Zukunft der zweiten Kammer des irischen Parlaments zu beraten, deren Abschaffung zur Diskussion steht. Nicht abschaffen sondern reformieren, ist ihre Meinung. Als Instanz zur Qualitätssicherung der vom Parlament verabschiedeten Gesetze sei der Senat kosteneffizient, heißt es in einem Diskussionspapier, wenngleich die Art und Weise, wie die Senatoren bestimmt werden, einer Reform bedürfe.
Siehe auch: 24.02.11, 24.07.12, 30.08.12

Donnerstag, 27. September 2012

Róisín Shortall tritt – mit Bedauern, wie sie sagt – von ihrem Posten als Staatsministerin für die medizinische Grundversorgung zurück. Die Öffentlichkeit, so die Abgeordnete der Labour Party, habe das Recht zu erwarten, dass sich Entscheidungen bezüglich der medizinischen Infrastruktur des Landes an den Bedürfnissen der Menschen und den gesundheitlichen Erfordernissen und nicht an sonstigen Interessen ausrichten. Dazu sehe sie innerhalb des Ministeriums und der Regierung keine Chance mehr. Auch habe sie bis heute keine Erklärung von Gesundheitsminister James Reilly bezüglich der Kriterien bekommen, nach denen er der von ihr erarbeiteten Liste der Zentren für die Grundversorgung fünfzehn weitere, darunter zwei in seinem eigenen Wahlkreis, hinzugefügt habe.
Mit ihr verliert die Koalitionsregierung eine weitere Stimme im Parlament, denn um bei künftigen Abstimmungen nicht dem Fraktionszwang folgen zu müssen, erklärte sie zugleich ihren Austritt aus der Fraktion der Labour Party. Taoiseach Enda Kenny bedauert ihre Entscheidung und äußert seinen Dank für die geleistete Arbeit insbesondere beim Kampf gegen den Alkoholmissbrauch. Dem schließt sich der zur Zeit in New York weilende Vorsitzende ihrer Partei und stellvertretende Regierungschef Eamon Gilmore an. Er habe ihr Engagement als Staatsministerin stets hoch geschätzt, lässt er durch einen Sprecher mitteilen. (s.a. 22.09.12, 24.07.12)

Mittwoch, 26. September 2012

Rezession in Irland? Nicht, wenn es um hochwertige Lebensmittel geht, so gestern in Dublin der Mitautor des The Bridgestone Irish Food Guide John McKenna anlässlich der Vorstellung der aktuellen Ausgabe 2012. Das Geschäft für Produzenten hochwertiger Nahrungsmittel und Gastronome von Spitzenrestaurants laufe besser als je zuvor. Der Verkauf handwerklich produzierter Gaumenfreuden habe im letzten Jahr deutlich zugelegt, ganz besonders bei Bier, Schweine- und Schinken-Spezialitäten sowie Sauerteigbrot. Da hat dann auch der Irish Food Guide um einhundert auf nunmehr 624 Seiten zugelegt.
Mit der Rezession wächst bei jungen Leuten das Interesse an Politik, liest man heute in der Irish Times. So haben in diesem Jahr die Jugendorganisationen der Parteien einen Zulauf wie schon lange nicht mehr, wovon besonders die Sinn Féin profitiert. Bei einer Umfrage unter 18 bis 24-jährigen drückten 27 % der Sinn Féin ihre Unterstützung aus, 21 % der Fine Gael, 18 % der Fianna Fáil, 16 % unabhängigen Kandidaten, 13 % der Labour Party und 5 % den Grünen.

Dienstag, 25. September 2012

Zwanzig Universitäten und Fachhochschulen hat die Republik Irland bei 4,2 Mio. Einwohner. Nun soll, nicht zuletzt aus Kostengründen, aufgeräumt werden, und seit einiger Zeit ist ein Gutachten dazu in Arbeit. Für Oktober wurde die Veröffentlichung erwartet, doch was bislang durchgedrungen ist, gefällt so manch einer Hochschulleitung nicht, und so wurde jetzt die Veröffentlichung aufgrund “weiteren Diskussionsbedarfs” verschoben, ohne das ein neuer Termin genannt wurde. Die Vermutung, die Sache werde nun auf die lange Bank geschoben, weist die HEA als Auftraggeber jedoch zurück.
Soweit bisher bekannt wurde, empfiehlt der von internationalen Experten erstellte Bericht die Zusammenführung der bisherigen Universitäten und Colleges zu künftig sechs Hochschulen, wobei das University College Dublin mit dem altehrwürdigen Trinity College Dublin verschmolzen werden soll. Zu jeweils einer Hochschule zusammengefasst werden sollen die Dublin City University, die NUI Maynooth, das Athlone Institute of Technology und das Dundalk Institute of Technology, dann alle in Galway ansässigen Fachhochschulen mit dem University College Galway und desgleichen in Limerick und Cork/Kerry. Zu diesen fünf Hochschulen hinzukommen soll eine technische Universität mit einem Campus in Dublin und Waterford.

Montag, 24. September 2012

Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams, zugleich einer der Abgeordneten im irischen Parlament für die Grafschaft Louth, weist die Aussage des früheren IRA-Häftlings Dolours Price zurück, er haben im Jahr 1973 dem Bombenanschlag auf den Old Bailey genannten britischen Zentralgerichtshof zugestimmt. Bei dem Anschlag in London kam ein Mensch ums Leben und 200 wurden verletzt.
Sie habe ihre Idee zu dem Bombenanschlag damals ihrem kommandierenden Offizier Gerry Adams vorgetragen und mit ihm und weiteren IRA-Kommandanten diskutiert, so Frau Price in der gestrigen Ausgabe der Zeitung Sunday Telegraph. Gerry Adams habe zugestimmt und ein Treffen einberufen, um Freiwillige für die Durchführung zu finden.

Sonntag, 23. September 2012

Nach einer Umfrage der Sonntagszeitung Sunday Business Post haben die ersten achtzehn Monate seit der letzten Parlamentswahl vor allem der Sinn Féin neue Sympathien eingebracht. Auf die Frage, einem Kandidaten welcher Partei sie heute ihre Stimme geben würden, antworteten – in Klammern die Erstpräferenzen bei der letzten Wahl – 32 % (36,1 %) Fine Gael, 14 % (19,8 %) Labour Party, 18 % (17,4 %) Fianna Fáil, 18 % (9,9 %) Sinn Féin und 18 % (17,2 %) sonstige Parteien und unabhängige Kandidaten).
Am Freitag tagte das Bezirksgericht von Inis Mór, mit 850 Einwohnern die größte der drei Araninsel vor der Bucht von Galway, und manch einer fürchtet, dass es die letzte Sitzung war und die Insulaner ihre Streitigkeiten künftig auf dem Festland vor Gericht austragen müssen. Die endgültige Entscheidung steht zwar noch aus, doch wie schon in der Grafschaft Mayo soll auch in Galway ein Reihe von Gerichtsorten aus Kostengründen aufgehoben werden. Offiziell tagt das Gericht von Inis Mór alle drei Monate, wobei die Sitzungen im Dezember und März oft wegen schlechtem Wetter ausfallen, da die Richterin Mary Fahy, die sich im übrigen gegen die Schließung ausgesprochen hat, nicht mit der Fähre anreisen kann.

Sonnabend, 22. September 2012

Gesundheitsminister James Reilly von der Partei Fine Gael, der erst am Mittwoch ein Misstrauensvotum aus den Reihen der Opposition überstanden hatte, bleibt in den Schlagzeilen. So manch einer ist überracht, dass der Minister der nun von der Gesundheitsbehörde veröffentlichten Liste für medizinische Grundversorgungs-Zentren fünfzehn hinzugefügt hat, von denen zwei in seinem Wahlkreis liegen.
Seine Staatsministerin für medizinische Grundversorgung Róisín Shortall vom Koalitionspartner Labour Party, die die ursprüngliche Liste von zwanzig Zentren in überwiegend benachteiligten Regionen erstellt und ihren Chef schon früher kritisiert hatte, hinterfragt öffentlich die Entscheidung, doch der säumige Schuldner beharrt auf ihr, weist alle Vermutungen missbräuchlicher Einflussnahme und geschäftlicher Verbindungen mit den örtlichen Betreibern und zurück und sieht allein Sachgründe für sein Tun. Reibungen zwischen dem Minister und seiner Staatsministerin weist der stellv. Regierungschef und Vorsitzende der Labour Party nach einer Sitzung des Parteivorstandes am Abend zurück. “Die beiden bilden ein gutes Team”, so Eamon Gilmore.

Freitag, 21. September 2012

Nach einem Bericht der Gesundheitsbehörde HSE warten derzeit 16.600 Patienten seit mehr als vier Jahren auf einen Termin für eine ambulante Behandlung in einem Krankenhaus. Laut Gesundheitsminister James Reilly liegen die Daten noch nicht aus allen Krankenhäusern vor. Er gehe davon aus, dass die Gesamtzahl derjenigen, die auf eine ambulante Behandlung warten, bei 360.000 liegen wird. Das Ziel sei jetzt, diejenigen bevorzugt zu behandeln, die am längsten auf der Warteliste stehen. Bis Ende Juli dieses Jahres haben die fünf größten Krankenhäuser des Landes ihren Etat um € 65 Mio. überschritten.
Irland hat einen neuen Flugplatz … falls man den Karten, die Apple für sein neues Smartphone-Betriebssystem zu Verfügung stellt, glaubt, auf denen man den Namen der in einem Dubliner Vorort gelegene Farm Airfield mit Flughafen übersetzte und dem Flecken ein Flughafensymbol spendierte. Nun fragt sich Justizminister Alan Shatter, was passiert, wenn demnächst wieder einmal eine Ryanair-Maschine wegen Treibstoffmangel notlanden muss und der Pilot auf seinem iPhone den ‘Flughafen Airfield’ findet. Das Anwesen ist ca. 35 Acre (140.000 m²) groß und umfasst eine kleine Farm, Gärten und eine Café – das, sollte der Inhaber hinreichend gewitzt sein, seinen Umsatz als Airfield International Airport Café künftig kräftig steigern dürfte.

Donnerstag, 20. September 2012

Nachdem die Regierung nach jahrelanger Diskussion den Text zu einem Verfassungszusatz zu den Rechten von Kindern gebilligt hat, wurde dieser gestern Nachmittag veröffentlicht und der 10. November als Termin für die Volksabstimmung darüber festgelegt.
Die neuen Artikel sollen die grundlegenden Rechte von Kindern festschreiben und ihren Schutz vor Misshandlung, Vernachlässigung und Missbrauch in der Verfassung verankern. Dazu gehört unter anderem auf der einen Seite ein stärkeres Mitspracherecht von Kindern z.B. vor Familiengerichten, zum anderen werden Adoptionen erleichtert. Das kann im Extremfall so weit gehen, dass ein in einer Pflegefamilie lebendes Kind, bei dem die Gefahr besteht, dass seine leiblichen Eltern ihm dauerhaft Schaden zufügen, selbst beantragen kann zur Adoption durch die Familie freigegeben zu werden.

Siehe auch: 03.11.06, 20.02.10

Mittwoch, 19. September 2012

‘Einsparungen in Höhe von € 75 Mio. durch eine Reform der Aufwandsentschädigungen und Prämien im öffentlichen Dienst’ lautete die Zielvereinbarung für den eigens dafür eingestellten Minister Brendan Howlin. So ganz wird er dieses Ziel in diesem Jahr nicht erreichen, gab er gestern zu und sieht bei den Aufwandsentschädigungen ein Sparpotenzial von 3,5 Mio. Euro. Wie hoch dieses bei den Leistungsprämien ist, wollte er nicht sagen. Doch man arbeite daran, versicherte er, “näher an die € 75 Mio. heranzukommen.”
Wie er das bewerkstelligen will, bleibt sein Geheimnis, denn bei den aktuell Beschäftigten ist, solange sich der Staat als Arbeitgeber an das Croke-Park-Abkommen hält, nicht mehr viel zu holen. So hat er vor allem künftige Staatsdiener im Visier, bei denen die vertraglich vereinbarten Zulagen um ein Drittel geringer ausfallen sollen – doch vorläufig gibt es die nicht, denn noch gilt ein unbefristeter Einstellungsstopp.
Nach einer Studie des Zentralamtes für Statistik liegt die Arbeitslosenrate in Irland unverändert bei 14,8 %. In absoluten Zahlen ausgedrückt sind 308.500 Iren ohne Arbeit. Deutlich zugelegt hat die Zahl deren, die länger als ein Jahr ohne Job sind und mit 184.800 bei 60 % aller Arbeitslosen liegt. Vor zwei Jahren waren es noch 43 %. Die Zahl der Arbeitslosen darf nicht mit der im oft zitierten Live Register verwechselt werden.

Dienstag, 18. September 2012

Nachdem das nordirische Parlament gestern einen Antrag der DUP gebilligt hat, mit dem Taoiseach Enda Kenny zu einer Entschuldigung für die “Rolle der damaligen Fianna Fáil Regierung bei der Bildung der Provisional IRA” in den 1970-er Jahren aufgefordert wird, kommt nicht unerwartet von Gerry Adams die Forderung, dem nicht Folge zu leisten.
Wenn es einen Entschuldigungsbedarf bei der irischen Regierung gibt, meint der Sinn-Féin-Präsident, dann bezüglich “der Brutalität, mit der IRA-Häftlinge in Irlands Hochsicherheitsgefängnis Portlaoise behandelt wurden” oder wegen ihrer fehlenden Härte gegenüber Großbritannien nach den Bombenanschlägen loyalistischer Paramilitärs in Dublin und Monaghan. Zwischen der IRA und der irischen Regierung habe es nie eine Verbindung gegeben. Die IRA habe damals “im Krieg gestanden”; dann sei der Krieg vorbei gewesen und sie habe die Chance zum Frieden wahrgenommen. Nun existiere sie nicht mehr. (s.a. 15.09.12)
Drei Jahre jünger als der amtierende Staatspräsident, bekommt seine Vor-Vorgängerin Mary Robinson ein Heritage Centre, in dem ihre Leistung als erstes weibliches Staatsoberhaupt des Landes und anschließend UN-Hochkommissarin für Menschenrechte gewürdigt werden soll. Eingerichtet wird das Besucherzentrum in Verbindung mit einer von der Universität Galway getragenen Forschungsstelle zu Menschenrechten und Frauen in Führungspositionen in ihrem Geburtshaus in Ballina im County Mayo und soll Ende 2014 eingeweiht werden. Dazu hat sie nun ihr komplettes Archiv zu Verfügung gestellt. Gestern aber stellte sie in der Kunsthalle ihrer Geburtstadt vor dreihundert Gästen, darunter Taoiseach Enda Kenny, erst einmal ihre soeben erschienenen Erinnerungen vor: Everybody Matters – Jeder ist von Bedeutung, lautet der Titel des Buches.

Montag, 17. September 2012

Wer in dieser Woche durch die Grafschaft Donegal fährt, sei es mit dem Leihwagen oder dem eigenen, möge eine Warnung der Irish Times beherzigen und sein Auto nicht unbeaufsichtigt lassen – will er denn nicht riskieren, es bei seiner Rückkehr Grün-Gold angemalt zu sehen. Grün und Gold sind die Farben, die Gaelic Athletic Association (GAA) der nördlichsten Grafschaft der Republik auf ihren Flaggen und Wappen führt, und am kommenden Sonntag findet im Dubliner Croke Park Stadion das All-Ireland-Finale im Gaelic Football gegen die Mannschaft der Grafschaft Mayo statt.
Und nun wieder etwas in englischer Sprache aus meiner Verschenkkiste, eine 1.100 Seiten starke Sammlung irischer Gespenstergeschichten.
Im Haus No. 70 am Dubliner Merrion Square wohnte Joseph Sheridan Le Fanu, der Meister viktorianischer Schauergeschichten. Solange seine Frau Susan lebte ein freundlicher und beliebter Gastgeber, zog er sich nach ihrem Tod von der Welt zurück, empfing selbst seine ältesten Freunde nicht mehr und schrieb von Mitternacht bis in die Morgendämmerung bei Kerzenlicht seine düsteren Erzählungen, von denen allein 24 in der hier vorliegenden Sammlung vertreten sind. Insgesamt siebzig Geistergeschichten des 18. und frühen 19. Jahrhunderts enthält das Buch aus der Reihe The Wordsworth Collection, vertreten drin mit seiner Erzählung ‘The Judge’s House’ auch der Drakula-Autor Bram Stoker und natürlich Oscar Wildes ‘The Canterville Ghost’, auch wenn dieser Geist in England sein Wesen trieb.

Das Buch geht wie üblich an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben – wie immer frei Haus, doch da es die Deutsche Post wegen Übergewicht nicht mehr als Büchersendung akzeptiert, würde ich mich für das € 4,10 Päckchen-Porto über eine paar Briefmarken freuen.

Nachtrag: Ganz knapp mit nur einer Minute Vorsprung meldete sich als erster Interessent um 12.09 Uhr einen Leser aus 87497 Wertach, an den das Buch nun geht.

Sonntag, 16. September 2012

Iren sollen ihre Eheringe verkaufen! liest man an diesem Wochenende in einem Dortmunder Lokalblatt. Mal kurz nachsehen, was hinter dieser Meldung steht. Schon gefunden: Justizminister Alan Shatter bereitet gerade ein Gesetz zur Durchführung von Privatinsolvenzen vor, wie wir es auch in Deutschland kennen, und es stellt sich die Frage, welche Vermögenswerte des Schuldners dabei anzurechnen sind.
In diesem Zusammenhang forderte nun die oppositionelle Fianna Fáil, Verlobungs- und Eheringe wegen ihrer signifikanten symbolischen Bedeutung nicht als Vermögen anzurechnen, was der Justizminister mit einem Verweis darauf ausschloss, dass in den Zeiten des Booms Diamantenringe von fünf bis sechsstelligem Euro-Wert als Verlobungs- und Eheringe deklariert worden seien. Was für den einen ein Ring im Wert von hundert Euro ist, so der Minister, mag für den anderen als Diamanten-Klunker im Wert von zwei- bis dreihunderttausend Euro eine noch sehr viel größere symbolische Bedeutung haben, so dass es den Gläubigern nicht zumuten sei, dergleichen nicht zu berücksichtigen. Wobei ich mich frage, in welcher Datenbank die Ehe- und Verlobungsringe registriert sind.

Sonnabend, 15. September 2012

Der nordirische Regierungschef und Vorsitzende der DUP Peter Robinson wünscht sich von der Regierung der Republik Irland eine offizielle Entschuldigung für ihr Verhalten während des IRA-Terrors. Zwar akzeptiere er, dass die irische Regierung den Terror nicht unterstützt habe, doch habe sie zu wenig dazu beigetragen ihn zu bekämpfen. Kurz zuvor hatten sich Angehörige von Opfern eines IRA-Attentats, bei dem 1976 elf protestantische Textilarbeiter von Mitgliedern der IRA aus einem Minibus gezerrt und zehn von ihnen erschossen wurden, mit einer Bitte um Entschuldigung an Taoiseach Enda Kenny gewandt. Die IRA sei der gemeinsame Feind aller Iren gewesen, erklärte der Regierungschef der Republik daraufhin und versprach, “sorgfältig über ihren Wunsch nachzudenken”.
Man geht nun davon aus, dass die DUP einen Antrag im nordirischen Parlament einbringen wird, mit dem die Regierung der Republik um eine Entschuldigung gebeten wird. Auf die Unterstützung seines Stellvertreters Martin McGuinness von der Sinn Féin (zweitgrößten Fraktion im Parlament) wird er dabei kaum zählen dürfen. “Die IRA tat unter den damaligen Bedingungen das Richtige in ihrem Widerstand gegen die Briten”, hatte erst kürzlich SinnFéin-Präsident Gerry Adams verlauten lassen.

Freitag, 14. September 2012

Ein Großaufgebot von 200 Polizisten der Garda, Garda Detectives und Sondereinheiten der Polizei machte sich gestern auf die Suche nach Mitgliedern der Real IRA, die am Mittwoch ihrem im Bandenkrieg ermordeten Mitglied Alan Ryan bei seiner Beerdigung mit Handfeuerwaffen in paramilitärischem Outfit ein ‘Ehrensalut’ gegeben hatten. Sechzehn Personen wurden bislang festgenommen. Der Ermordete ‘verdiente’ sich sein Einkommen durch die Entführung von Drogendealern, um sie gegen Lösegeld wieder freizulassen. Ein ‘Kämpfer gegen den Drogensumpf’, meinen seine Anhänger von der Real IRA.
Das mag ein Gerry Adams, der in alten Zeit selbst manch einen im ‘Active Service’ ums Leben gekommenen IRA-Terroristen ans Grab begleitet hatte, nicht akzeptieren. Diejenigen, die am Grab von Alan Ryan in die Luft geschossen hätten, erklärt der Sinn-Féin-Präsident und TD, hätten kein Recht sich ‘IRA’ zu nennen; für Gangstergruppen, die eine “Maskerade als IRA” veranstalten, sei kein Platz in der Gesellschaft. “Die IRA”, erläutert er seine Ansicht, “tat unter den damaligen Bedingungen das Richtige in ihrem Widerstand gegen die Briten und tat dann das Richtige, als der Friedensprozess in Gang kam; das waren die bravourösen Dinge, die zu tun waren. Gruppen wie die Real IRA sollten von der Bildfläche verschwinden, man darf ihnen keine Unterstützung gewähren.”

Donnerstag, 13. September 2012

Alle 82 Minuten nimmt sich ein Bewohner der britischen Inseln (= Insel Irland und Großbritannien) das Leben, so die Organisatoren der Suicide Awareness Week, mit der in dieser Woche auf die seit Beginn der Wirtschaftskrise dramatisch gestiegene Zahl der Selbstmorde aufmerksam und Hilfs- und Gesprächsangebote für Menschen in verzweifelten Lebenslagen publik gemacht werden sollen. Einen Beitrag dazu soll die Website Turn2me leisten. (s.a. 01.05.11)
Ein Leichenzug zog gestern Nachmittag vom Dubliner St. Stephen’s Green zum Landwirtschaftsministerium. Von Ökobauern, Umweltschutzgruppen und urbanen Gärtnern in einem schwarzen Sarg zu Grabe getragen wurde ‘Irlands natürliche Lebensmittel-Produktion’, nachdem die staatliche Umweltschutzbehörde Ende Juli einen vierjährigen Feldversuch mit genetisch modifizierten Kartoffeln erlaubt hatte. Bis Ende Oktober kann Klage gegen die Entscheidung eingereicht werden, doch hatte der High Court im August einen Antrag von potentiellen Klägern auf Prozesskostenbefreiung zurückgewiesen.

Mittwoch, 12. September 2012

Setzt man die Höhe der in Irland verfügbaren Einkommen in Relation zum Defizit im Staatshaushalt, so ist die Verschuldung des Landes um zehnmal höher als in Spanien, dem Vereinigten Königreich oder den USA und das irische Volk eines der am höchsten verschuldeten in der Welt, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Stephen Kinsella von der Universität Limerick. Um so schwerer sei es, die irische Wirtschaft zu stabilisieren.
Kritisiert wurde diese hohe Verschuldung im jüngsten Bericht des Internationalen Währungsfonds, der als weitere Probleme für die Erholung der Wirtschaft die mangelnde Kreditvergabe an Mittelständler und die hohe Langzeit-Arbeitslosigkeit herausstellte. Der Vorschlag des IWF: Kürzung des Arbeitslosengeldes und des Mindestlohns, um auf diese Weise mehr Menschen zum Arbeiten zu bringen. Inwieweit ein geringerer Mindestlohn dazu beitragen kann, bleibt mir allerdings verschlossen.
Nachdem die Vermittlungsgespräche zwischen der Gewerkschaft SIPTU auf der einen und der Dubliner Flughafenverwaltung und Aer Lingus auf der anderen Seite bislang zu keinem Ergebnis führten, kündigt die Gewerkschaft für den 1. Oktober erste Streiks an, falls bis dahin keine Einigung erfolgt ist. Dabei geht es um die Forderung der Arbeitnehmer an die DAA und Aer Lingus, zusätzliches Geld in den Pensionsfonds für Flughafenmitarbeiter und Flugpersonal zu schießen, der mit € 700 Mio. ein so hohes Defizit aufweist, dass die Rentenzahlungen in der bisherigen Höhe nicht mehr gewährleistet werden können.
Nach den Worten von SIPTU-Generalsekretär Jack O’Connor handelt es sich bei dem Streit um einen einzigartigen Fall, da das Problem letztlich nicht von Aer Lingus oder der DAA verursacht wurde, sondern von der Regulierungsbehörde für Rentenfonds, deren neue, strenge Regelungen den “aberwitzigen und absurden Effekt” hätten, dass Rentenpläne nicht geschützt sondern zum Schließen gezwungen werden. (s.a. 15.06.12, 30.07.12)

Dienstag, 11. September 2012

Laut Finanzminister Michael Noonan wird die seit langem angekündigte Haus- und Grundbesitzsteuer bei 0,25 % des Wertes der Immobilie liegen. Damit sind bei einem Wert von € 200.000 jährlich 500 Euro zu entrichten. Der mit Krediten Irlands Staatshaushalts stützende internationale Währungsfonds hatte eine Steuer von 0,5 % vorgeschlagen. Wie der Hauswert ermittelt werden soll, geht aus der Meldung nicht hervor. Für Geringverdiener und Hausbesitzer, denen in Anbetracht ihrer Hypothekenrate wenig vom Einkommen bleibt, sind Abschläge vorgesehen. Mit der für Juli 2013 vorgesehenen der Einführung der Steuer entfällt die von vielen bislang nicht gezahlte Haushaltsabgabe von € 100 pro Jahr.
Lange hielt sich Enda Kenny aus der von seinen Ministern entfachten Diskussion über eine Neuverhandlung des Croke Park Abkommens zu Lasten der Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst heraus. Gestern versuchte der Regierungschef die Konfusion zu beenden und stellte kategorisch fest, dass die Regierung das von ihrer Vorgängerin mit den Gewerkschaften geschlossene Abkommen einlösen wird, mit dem nach Zugeständnissen der Arbeitnehmer weitere Belastungen ausgeschlossen wurden. Man werde nun aufs Tempo drücken, um das existierende, bis Ende 2014 geltende Abkommen in allen Punkten umzusetzen und die darin enthaltenen Sparmöglichkeiten auszuschöpfen.
Siehe auch: 13.12.11, 26.06.12, 01.09.12, 08.09.12

Montag, 10. September 2012

Der Vorsitzende des irischen Bauernverband IFA fordert Justizminister Alan Shatter auf, “aufzuwachen” und die Polizeipräsenz im ländlichen Irland zu verstärken. Nach einer gestern vom Verband vorgelegten Studie wurden 11 % der Bauernfamilien in den vergangenen zwölf Monaten Opfer eines Einbruchs oder Überfalls. 37 % ihrer Mitglieder fühlte sich nicht mehr sicher auf ihrem Anwesen und 43 % der Befragten hätten kundgetan, die Polizeipräsenz in ihrer Region habe sich verschlechtert.
Das steht in Gegensatz zu Angaben des Justizministeriums, nach denen die Zahl der Verbrechen auf dem Lande zurückgegangen ist und die Bevölkerung sich sicherer fühlt. Wovon der Justizminister auch weiterhin überzeugt ist, und so kündigte er heute für 2013 die Schließung weiterer Polizeistationen an. Bis November erwartet er dazu Vorschläge von der Polizeiführung und verweist auf Schottland, das bei eine Million mehr Einwohner als die Republik Irland mit landesweit 340 Polizeiwachen auskomme, während Irland mit insgesamt 664 Wachen mehr als doppelt so viele pro Einwohner habe.
Zufrieden zeigt sich der Finanzminister über die Entwicklung der Steuereinnahmen, die Ende August um € 365 Mio. (1,7 %) über den Zielvorgaben lagen. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum lagen die Einnahmen um € 1,6 Mrd. (7,7 %) höher.

Sonntag, 9. September 2012

Die in der vergangenen Woche erfolgte Kabinettsumbildung des britischen Premierministers David Cameron wirkte sich auch auf Nordirland aus. Der bisherige Nordirlandminister Owen Paterson wechselte in ein anderes Ressort, und den vakanten Posten übernahm die bisherige britische Verkehrsministerin Theresa Villiers. Als Nordirlandministerin hat sie die Aufsicht über die Bereiche, die im Karfreitagsabkommen nicht an die nordirische Regierung übertragen wurden, darunter Verteidigung, internationale Beziehungen, und Wahlrecht. In ihrer Amtszeit als Verkehrsministerin hatte die gelernte Anwältin sich der Ausweitung von Flughäfen widersetzt und für Schnellstrecken der Eisenbahn eingesetzt.
Der Adler kreiste über Nordrhein-Westfalen. Aus Anlass des 75-jährigen Bestehens von Aer Lingus im Jahr 2011 hatte die Fluggesellschaft ihre erste Maschine, einen 6-sitzigen Doppeldecker de Havilland Dragon, aufwendig restauriert. Iolar, dt. Adler, ward die Maschine aus dem Jahr 1931 getauft, als sie im März 1933 ihren ersten Linienflug für Aer Lingus startete. In Zusammenhang mit der internationalen Luftfahrt-Ausstellung in Berlin vom 11. bis 16. September machte der Adler in der vergangenen Woche in NRW Station und bot mit Rundflügen ab Essen/Mühlheim und Düsseldorf nicht nur für Irland-Fans ein Flugerlebnis aus längst vergangenen Zeiten.

Sonnabend, 8. September 2012

Brendan Howlin (Labour Party), Minister für öffentliche Ausgaben und die Reform des öffentlichen Dienstes, platzt der Kragen. Die zunehmende Diskussion auch unter seinen Ministerkollegen darüber, ob das sogenannte Croke Park Abkommen ‘neu verhandelt’ – sprich: den Bediensteten im öffentlichen Dienst zusätzlich zu den ihnen im Jahr 2010 abgerungenen Kürzungen und Mehrbelastungen weitere Einbußen auferlegt werden müssen – verdecke nur die Inaktivität bei der Umsetzung und Ausgestaltung der Reform.
“Wenn sie [die eine Neuverhandlung des Abkommens fordern] erwarten”, so der Minister, “dass die Reform sich von selbst verwirklicht, wird das sicherlich nicht passieren, und ich denke, wir müssen dafür sorgen, dass das Potenzial des Abkommens voll ausgeschöpft wird. Womit sie nach vorne kommen müssen, sind einfallsreiche Konzepte, wie das Niveau des öffentlichen Dienstes bei weniger Kosten gehalten, wenn nicht gar verbessert werden kann. Einige haben das getan, doch für andere ist das Abkommen nur ein Vorwand für ihre Trägheit.” (s.a. 01.09.12)
Man stelle sich vor, in Deutschland gibt ein prominenter Bundestagsabgeordneter der Opposition bekannt, er habe nicht vor, seine Abwassergebühren zu zahlen, und fordert damit die Bürger auf, es ihm gleichzutun. Éamon Ó Cuív, prominentes Mitglied der Fianna Fáil und ihr Sprecher für Landwirtschaft, hat damit kein Problem. Er habe nicht vor, seine Sickergrube wie vorgeschrieben registrieren und gegen Gebühr regelmäßig auf die Einhaltung von Umweltstandards kontrollieren zu lassen, teilt er mit. Was der ehemalige Minister damit begründet, dass den Bürgern, die in den Städten ihr Abwasser in die öffentliche Entsorgung einleiten, solche Gebühren erspart bleiben. (s.a. 24.06.11)

Freitag, 7. September 2012

Eine Entschuldigung der protestantischen Brüderschaft Royal Black Institution an die Priester und Mitglieder einer katholischen Gemeinde, vor deren Kirche loyalistische Demonstranten im Vorfeld einer für Ende des Monats angesetzten Parade des Oranierordens provokante Weisen gespielt hatten, mildert die spannungsgeladene Lage in Belfast. Die Kirchengemeinde nimmt die Entschuldigung an. Am 29. September wollten 20.000 Mitglieder des Oranierordens mit 200 Musikkapellen über eine Strecke von zehn Kilometern vom Belfaster Rathaus zum nordirischen Parlament ziehen. (s.a. 05.07.12)
Nach einer Pressemitteilung der Lehrergewerkschaft ASTI sind einige Sekundarschulen aufgrund der Einschnitte im Bildungsetat gezwungen, Schüler in den Anfangsklassen vorzeitig nach Hause zu schicken, da nicht genügend Lehrer zu Verfügung stehen, um die vorgeschriebene Zahl der Unterrichtsstunden abhalten zu können. Eine Erhöhung der Klassenstärke oder der Wegfall von Beratungsstunden sei aufgrund der speziellen Bedürfnisse ihrer Schüler nicht möglich. Im Ministerium zeigt man sich ‘überrascht’.

Donnerstag, 6. September 2012

Mittwoch, 5. September 2012

Zum dritten Mal in Folge kam es in der vergangenen Nacht in Belfast zu gewalttätigen Ausschreitungen, für die gestern vor allem loyalistische Paramilitärs verantwortlich gemacht wurden. Anlass für die Krawalle sind Paraden nordirischer Protestanten, mit denen sie ihren Sieg über den katholischen König James II vor mehr als 300 Jahren feiern und dabei mit Vorliebe durch katholische Wohngebiete ziehen. So hatten sich in der vergangenen Nacht loyalistische Marschierer vor einer katholischen Kirche in Stellung gebracht und provokante Weisen gespielt. Mehr als sechzig Polizisten wurden seit Wochenbeginn verletzt.
Drei Stunden nach der gestrigen ersten Sitzung des Kabinetts nach der Sommerpause macht Gesundheitsminister James Reilly eine Kehrtwende und zieht nach Protesten vor allem aus der Labour Party sein Vorhaben, bei der Hausbetreuung von Behinderten und Pflegebedürftigen zu sparen, wieder zurück. Die Aktionsgruppe Older and Bolder begrüßt dies einerseits, sieht darin jedoch nur “eine partielle Antwort auf das Leid, das den Verletzlichen der Gesellschaft mit den angekündigten Kürzungen auferlegt wird”. Erfreut zeigt sich der Generalsekretär der Labour Party Colm Keaveney. Für ihn ist die Wende “der Beweis dafür, dass die Regierung bereit ist, auf das Volk und die Hinterbänkler in den eigenen Reihen zu hören”.
Doch dürfte Herr Keaveney noch einen anderen Grund haben, sich zu freuen, denn er hat allen Grund, einen Bruch der Koalition verbunden mit einer Neuwahl zu fürchten. Laut Einschätzung der Irish Times gehört er nach dem im Juli beschlossenen Neuzuschnitt der Wahlkreise zu einer Gruppe von dreizehn Abgeordneten, die ihr Mandat bei der nächsten Wahl mit größter Wahrscheinlichkeit verlieren.

Dienstag, 4. September 2012

Von Spannungen in der Regierungskoalition wird berichtet, nachdem Gesundheitsminister James Reilly von der Fine Gael angekündigt hat, zur Erzielung der von der Troika aus EU, Europäischer Zentralbank und dem Internationen Währungsfonds geforderten Einsparungen auch “Leistungen an der Front” (zum Beispiel bei der Hausbetreuung von Behinderten und Pflegebedürftigen) zurückfahren zu wollen. Mitglieder der Labour Party sind erzürnt, dass die Vorschläge publiziert wurden, ehe ihre Partei informiert war, und fordern ein Krisengespräch zwischen ihrem Vorsitzenden und dem Minister.
Einige aus den Reihen der Labour Party denken laut über Neuwahlen nach, wohl eher eine Drohgebärde, denn bei dem gegenwärtigen Trend dürfte ihre Partei von den fast 20 % Erstpräferenzen bei der Wahl 2011 auf ihre traditionellen 10 % zurückfallen und fast die Hälfte ihrer Abgeordneten den Job im Parlament verlieren. Ein Blick auf das Schicksal der Green Party, die die vorgezogene Wahl 2011 durch die Aufkündigung der Koalition mit der Fianna Fáil erzwungen hatte, wird lehrreich sein.
Die Socialist Party als Mitglied der United Left Alliance warnt die anderen an der Allianz Beteiligten, die am Wochenende aus der Partei ausgetretene Abgeordnete Clare Daly als Mitglied zu akzeptieren, solange sie den insolventen, der Steuerhinterziehung überführten Bauunternehmer und Abgeordneten Mick Wallace politisch unterstützt. Man habe nichts gegen Frau Dalys Mitgliedschaft in der ULA, doch müsse sie ihre politische Allianz mit Herrn Wallace aufkündigen.
Siehe auch: 08.06.12, 18.06.12, 23.06.12, 02.09.12

Montag, 3. September 2012

Der kommende Generaldirektor der Gesundheitsbehörde HSE Tony O’Brien teilt mit, der Gesundheitsminister habe ihm eine Woche Zeit gegeben um Vorschläge zu unterbreiten, wie die Ausgaben noch in diesem Jahr um € 130 Mio. gesenkt werden können. Die ‘Troika’ genannten Kontrolleure von EU, Internationalem Währungsfonds und der Europäischer Zentralbank hatten bei ihrem letzten Besuch angemahnt, dass bis zur nächsten Kontrolle im Oktober mit der Überschreitung des Gesundheits-Etats Schluss sein müsse, damit die weiteren Raten des dem Land gewährten Kredits ausgezahlt werden können.
Mindestens 26 nordirische Polizeibeamte wurden verletzt, als es in der vergangenen Nacht im Norden Belfasts in Zusammenhang mit einem geplanten Umzug von Republikanern zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit loyalistischen Gegendemonstranten kam. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein und wurde ihrerseits mit Wurfgeschossen attackiert. Seit den diesjährigen Paraden zum Orange Day Juli ist die Region nicht zu Ruhe gekommen.
Nun wieder ein Angebot unter dem Motto ‘Leser verschenken Bücher, die sie nicht mehr brauchen’: Bruder Halleluja oder Gott schuf auch kleine Äpfel von John D. Sheridan.
Zum Inhalt: Für die Dubliner Marktfrauen ist der Bruder Bernhard, der jahrelang zu ihnen kam um für die Küche des Franziskanerklosters einzukaufen, der Bruder Halleluja drüben von St. Michael. Er gehörte zu ihnen, den Kleinen Leuten. Obwohl er als Mönch lebte, verlief sein Alltag im Kloster nicht viel anders als der ihre. Er hatte nie viel Zeit zum Lesen geistlicher oder weltlicher Bücher, sein Platz war in der Küche bei Töpfen und Pfannen und in der Werkstatt bei Säge und Hammer. Bruder Halleluja erzählt frisch, frei und nicht nur fromm von seiner Kindheit und Jugend, der kargen von materieller Not gezeichneten ländlichen Heimat, von Angehörigen und Freunden und dem Klosterleben. Und Bruder Halleluja gelingt etwas Bedeutendes und Großes: nämlich gut zu sterben.

Die hier vorliegende deutsche Übersetzung erschien 1985 im St. Benno-Verlag Leipzig. Das Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Von fünf Interessenten, die sich bis zum frühen Nachmittag gemeldet hatten, war einen Leser um 13.39 Uhr der erste. Bruder Halleluja reist nach Ratingen.

Sonntag, 2. September

Mit dem gestern angekündigten Austritt von Clare Daly aus ihrer Partei verliert die Socialist Party die Hälfte ihrer Abgeordneten im irischen Parlament. Gleichzeitig kündigte Clare Daly an, als nunmehr unabhängige Abgeordneten in der United Left Alliance verbleiben zu wollen. Einige Kommentatoren spekulieren jetzt über ein Auseinanderbrechen der von der Socialist Party mitinitiierten ULA. Für die Socialist Party, die bislang bezogen auf zwei Abgeordnete einen jährlichen Zuschuss von € 120.000 aus Steuermitteln bekam, hat dies einen spürbaren Einnahmeausfall zu Folge, der, so ihr Vorsitzender und verbleibender TD Joe Higgins, es schwer machen wird, die vier Bürokräfte weiter zu beschäftigen.
Hintergrund für den nicht ganz freiwillige Abschied von der Socialist Party ist die politische Unterstützung und private Beziehung der ehemaligen Sozialistin zu dem als Steuerhinterzieher überführten insolventen Bauunternehmer und Abgeordneten Mick Wallace, die die Reputation der Partei zunehmend beschädigt hatte.

Siehe auch: 08.06.12, 18.06.12, 23.06.12

Sonnabend, 1. September 2012

Unterschiedliche Kommentare von Ministern zu den Kürzungen im Staatshaushalt 2013 verunsichern die Angestellten im öffentlichen Dienst. 70 % seines Budgets, so der Gesundheitsminister und stellvertretende Parteivorsitzender der Fine Gael James Reilly, gehen für Gehaltszahlungen drauf, und was die übrigen 30 % betrifft, seien alle Einsparmöglichkeiten ausgeschöpft. Die zur Sanierung des Staatshaushaltes der Troika versprochenen Einsparungen seien damit nur über eine Neuverhandlung des Croke Park Agreement möglich, was weitere Gehaltseinbußen im öffentlichen Dienst bedeutet.
Das will sein Parteikollege Verkehrsminister Leo Varadkar so nicht stehen lassen. “Es ist die Position der Regierung”, stellt er fest, “dass wir am Croke Park Abkommen festhalten.” Derweil sieht man in den Reihen der Opposition und der Krankenpfleger durchaus andere Möglichkeiten zur Entlastung des Gesundheitsetats und verweist darauf, dass der zuständige Minister bislang nichts unternommen habe, um die versprochene Neuverhandlung der Arzthonorare einzuleiten, wo die Regierung ein Einsparpotential von € 100 Mio. im Jahr ausgemacht habe.
€ 35 Mio. hat die Ulster Bank bislang für Entschädigungszahlungen an ihre von einem mehrwöchigen Zusammenbruch des Computersystems betroffenen Kunden beiseite gelegt, doch das dürfte bei weitem nicht reichen, stellt der Vorstandsvorsitzende Jim Browne fest und geht von einem zusätzlich erforderlichen zweistelligen Millionenbetrag aus. In einem ersten Schritt sollen in den kommenden Tagen 300.000 Bankkunden, die in jenen Wochen eine (in der Regel nicht erfolgreiche) Transaktion vorgenommenen haben, eine pauschale Einmalzahlung von € 25 enthalten, was in der Summe € 7,5 Mio. ausmacht.
Siehe auch: 22.06.12, 23.06.12, 25.06.12, 27.06.12, 02.07.12, 09.07.12, 17.07.12

Nachrichten aus Irland – September 2012