Nachrichten aus Irland

Juni 2012

Neues aus Irland, zusammengefasst nach Berichten von RTÉ, der
Irish Times, des Irish Independent und anderen Medien

Aktueller Monat & Archiv

Sonnabend, 30. Juni 2012

Der Präsident der Europäischen Vereinigung homosexueller Polizisten kritisiert das Verbot für irische Polizisten, in Uniform an der heutigen Parade der Homosexuellen im Rahmen des Dublin Gay Pride Festival teilzunehmen, was in Gegensatz zur Praxis in Großbritannien und anderen europäischen Ländern stehe. Den Vorwurf einer Diskriminierung weist die irische Polizei zurück und begründet das Verbot damit, dass das Tragen der Uniform außerhalb des Dienstes grundsätzlich nicht erlaubt ist. Rund 10.000 Teilnehmer kamen in den vergangenen Jahren zu dem Event.

Freitag, 29. Juni 2012

Arbeiten wird immer mehr zur Frauensache. Zum ersten Mal, seit kurz vor der Sintflut Noahs Enkelin Cessair und ihr Clan als erste Menschen die grüne Insel betraten (nachzulesen im Lebor Gabála Érenn, dem Buch der Eroberungen Irlands), gab es im vergangen Jahr nach Zahlen des Zentralamtes für Statistik mehr abhängig beschäftigte Frauen (785.000) als Männer (710.000). Bei den Selbständigen allerdings führen die Männer recht deutlich. Doch auch das kann sich ändern, denn von den Hochschulabsolventen waren im vergangenen Jahr 56 % Frauen.
Das letzte Stündchen der von der Regierung Bertie Ahern zu einem Preis von € 51 Mio. angeschafften und nie genutzten Wahlcomputer (eine Bürgerinitiative hatte ihre Verwendung gerichtlich verhindert) hat geschlagen. Weitere vier Millionen Euro hat bislang ihre Lagerung gekostet. Anfang dieses Jahres hatte Umwelt- und Innenminister Paul Hogan sie zum Verkauf bzw. zur Verschrottung ausgeschrieben. Eine Recyclingfirma aus Offaly hat nun den Zuschlag bekommen, € 70.267 dafür gezahlt und wird sie jetzt ausschlachten.
Siehe auch: 20.09.02, 10.07.08, 29.04.09, 13.09.09, 07.10.10, 12.01.12
Heute hole ich etwas in Englischer Sprache aus der ‘Verschenkkiste’: When Youth Was Mine, Erinnerungen von Jeremiah Murphy (1902–1990) aus einer unruhigen Zeit.
Der Schwerpunkt des Buches handelt von den Jahren, in denen der Autor mit der IRA zunächst gegen die britischen Truppen und in der Folge gegen die des irischen Freistaates kämpfte. Ein paar Zeilen vom Rückendeckel: “It is an absorbing and true story of a young man growing up in County Kerry over the 23-year period 1902–1925. It details his personal involvement in the eventful and turbulent years of great political, social and historical change in his native County Kerry and Ireland. […] An honest book, it provides a vivid and revealing account of the War of Independence and the Civil War. This story is unusual in what we see the events through the eyes of a foot-soldier rather than a military or political leader, sensitively written in the auther’s own unique style.”

Das Buch geht frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht ganz knapp mit nur vier Minuten Vorsprung an einen Leser aus 49356 Diepholz.

Donnerstag, 28. Juni 2012

Nach Missstimmungen und Differenzen unter den Senatoren der Labour Party tritt die Vorsitzende der Senatsfraktion Susan O’Keefe von ihrem Amt zurück. Auf einer Krisensitzung am gestrigen Abend warnte der Chief Whip der Partei Emmet Stagg die zwölf Senatoren anschließend davor, sich künftig den Anweisungen ihres Vorsitzenden zu widersetzen und drohte ihnen für diesen Fall mit dem Ausschluss aus der Parliamentary Party. Eine Abweichung vom Parteikurs im Senat, und sei es aus Gewissensgründen, werde die Partei künftig nicht mehr tolerieren.
Der Streit war in der vergangenen Woche ausgebrochen, als drei Senatoren entgegen der Anweisung ihrer Vorsitzenden gestimmt und damit den Weg frei gemacht hatten für eine Diskussion über einen Antrag der oppositionellen Fianna Fáil zur Zukunft des Senats.
Und nun ein bisschen Prominententratsch. Für vier Jahre verbot Richter Paul Kelly der Folk-Ikone Dolores Keane das Autofahren, nachdem sie eingestanden hatte, mit dem doppelten des höchstzulässigen Blutalkoholgehalts am Steuer gesessen zu haben. Zudem hatte sie eine Geldstrafe von 300 Euro zu entrichten, nachdem sie nur achtzig Meter entfernt von einer Polizeistation auf der falschen Seite fahrend aufgefallen war. Einkassieren konnte der Richter den Führerschein allerdings nicht, denn den musste sie bereits im Jahr 2010 für drei Jahre abliefern. Nach dem Urteil pries der Richter die 58-jährige für ihren Beitrag zur Bestseller-CD A Woman’s Heart und wünschte ihr viel Glück für die weitere Karriere. “Thank you very much”, bedankte sich die Sängerin artig.

Mittwoch, 27. Juni 2012

Selten wurde über einen Handschlag so viel geschrieben und spekuliert, wie über diesen. Gibt er ihr überhaupt die Hand? Darf die Presse dabei sein, oder findet dies hinter verschlossenen Türen statt? “Das heutige historische Treffen zwischen Königin Elisabeth und Sinn Féins Martin McGuinness wird für die Nachwelt aufgezeichnet”, bestätigte dann heute Morgen der Buckingham Palast.
Und gegen 11 Uhr am Vormittag war es so weit, und die ganz in Grün gekleidete Königin, formal Oberbefehlshaberin der britischen Truppen, und der ehemalige IRA-Kommandant und heutige stellvertretende Regierungschef Nordirlands reichten sich bei einem Empfang im Belfaster Lyric Theater die Hand. Mit dabei waren der Duke of Edinburgh, der nordirische Regierungschef Peter Robinson und der Staatspräsident der Republik Irland Michael D. Higgins mit seiner Ehefrau Sabina. (s.a. 23.06.12)
Immer noch läuft es bei der Ulsterbank nicht rund. Es werde noch bis zum Beginn der kommenden Woche dauern, heißt es heute, bis alle Dienste wiederhergestellt sind. Zur Zeit gebe es für die Kunden noch “unakzeptable Verzögerungen bei der Aktualisierung ihrer Konten”. Sobald diese behoben sind, werde gemeinsam mit der Zentralbank eine detaillierte Untersuchung eingeleitet, um herauszufinden, was falsch gelaufen ist und warum es so lange dauerte, die Probleme zu beheben. (s.a. 22.06.12, 23.06.12, 25.06.12)

Dienstag, 26. Juni 2012

Von einem Koalitionsstreit liest man in der Irish Times, nachdem Verkehrsminister Leo Varadkar und Gesundheitsminister James Reilly (beide von der Partei Fine Gael) dafür plädiert hatten, den Arbeitnehmern im öffentlichen Dienst im Croke-Park-Abkommen gemachte Zusagen aufzukündigen. Es sei die Politik der Regierung, betont Außenminister und Tánaiste Eamon Gilmore von der Labour Party, die von der damaligen Regierung unterzeichnete Übereinkunft mit den Gewerkschaften bis zu ihrem Auslaufen im Jahr 2014 im vollen Umfang einzuhalten, und jeder, der etwas andere vorschlage, gebe nicht die kollektive Ansicht des Kabinetts wieder. Er würde es begrüßen, wenn nicht an jedem Montagmorgen einzelne Minister mit neuen Ansichten zum Croke-Park-Abkommen oder sonstigen finanzpolitischen Themen an die Öffentlichkeit gingen.
Finanzminister Michael Noonan distanziert sich schon einmal von seinem Kollegen und Parteifreund Leo Varadkar. Bei dessen Vorschlag, Vereinbarungen aus dem Abkommen mit den Gewerkschaften auszusetzen, handele es sich um die persönliche Meinung des Verkehrsministers, über die im Kabinett nicht diskutiert worden sei.
Fast ein Drittel der 53 unter Naturschutz stehenden Hochmoore des Landes sind nach den Worten des Ministers für Kulturerbe und Landschaftsschutz durch den fortgesetzten Torfabbau irreparabel zerstört, doch wirkungsvolle Maßnahmen gegen den weiteren Raubbau an der Natur bleiben aus.
Die Drohung der Regierung, illegalen Torfstechern staatliche Zuschüsse für ihre Farmen zu streichen, hat sie bisher nicht beeindruckt. “Ich appelliere an alle, die sich in diesem Jahr nicht an das Gesetz gehalten haben”, so der Minister, “darüber nachzudenken, was sie getan haben, und sich im nächsten Jahr auf die Seite der gesetzestreuen Farmer zu schlagen und die Kompensationszahlung für den Verzicht auf den Torfabbau zu akzeptieren.” Ob das hilft?

Siehe a.: 11.02.02, 08.12.02, 23.07.07, 15.08.08, 28.03.09, 18.08.09, 29.05.10, 22.02.11, 07.04.11, 14.04.11, 30.09.11, 21.10.11, 07.03.12, 21.05.12

Montag, 25. Juni 2012

In der irischen Regierung denkt man laut einer Meldung der Sunday Business Post darüber nach, von dem Wahlversprechen, weder die Einkommensteuer zu erhöhen noch die Sozialhilfeleistungen zu kürzen, abzurücken. Seiner Meinung nach dürfe es keine Themen geben, erklärte der Minister für Kommunikation Pat Rabbitte, über die man nicht diskutieren darf, und der Minister für öffentliche Ausgaben Brendan Howlin stellt fest, er werde vor den Beratungen über den Haushalt 2013 nichts ausschließen.
In die Diskussion mischt sich Verkehrsminister Leo Varadkar von der Fine Gael ein, der – unabhängig von seinem Ressort – stets zu jedem Thema etwas zu sagen hat. Die im März 2010 nach monatelangen Verhandlungen mit den Gewerkschaften den Mitarbeitern im öffentlichen Dienst in Zusammenhang mit den Kürzungen für spätere Jahre zugesicherten Gehaltserhöhungen sollten aufgeschoben werden, meinte er am Wochenende.
Die Computer der Ulster Bank laufen wieder, und die Kunden kommen wieder an ihre Konten und können Geld abheben. Bis allerdings die letzten in der Warteschleife befindlichen Überweisungen abgearbeitet sind, kann es nach Angaben der Bank bis zum Wochenende dauern; auch seien “einige Bodenwellen” in den nächsten Tagen nicht auszuschließen. Am gestrigen Sonntag waren die Zweigstellen zur Beantwortung von Kundenfragen geöffnet, auch für heute wurden verlängerte Öffnungszeiten angekündigt. (s.a. 22.06.12, 23.06.12)
Derweil meldete heute auch die National Irish Bank ein Computerproblem. Die Ursachen seien jedoch schnell ausgemacht und die Backup-Systeme hochgefahren worden. Nun sei man dabei, den vollen Service wiederherzustellen; die meisten Dienste liefen wieder.

Sonntag, 24. Juni 2012

Ein Fernsehhinweis. Von morgen an bis Freitag stellt der Kultursender Arte Irlands Küsten vor. Drei Filmteams haben dazu das Land umrundet und ihre persönlichen Eindrücke von den ganz unterschiedlichen Landschaften und ihren Bewohnern eingefangen. Die fünf Filme wurden im vergangenen Jahr produziert und dauern jeweils 43 Minuten:
Montag, 25. Juni, 19.30 Uhr: Dublin und der Osten
Dienstag, 26. Juni, 19.30 Uhr: Die irische Riviera – Der Süden
Mittwoch, 27. Juni, 19.30 Uhr: Der wilde Westen
Donnerstag, 28. Juni, 19.30 Uhr: Der stürmische Nordwesten
Freitag, 29. Juni, 19.30 Uhr: Belfast und der Norden

Sonnabend, 23. Juni 2012

Erlaubt es die Sinn Féin dem stellvertretenden Regierungschef Nordirlands Martin McGuinness, die Einladung zu einem Empfang des nordirischen Staatsoberhauptes und Königin des Vereinigten Königreiches in der nordirischen Hauptstadt anzunehmen und ihr die Hand zu schütteln? Darüber hatte gestern das Exekutivkomitee der Sinn Féin zu befinden. Es gab Gegenstimmen, doch nach vierstündigen Beratungen sprach sich eine klare Mehrheit der Mitglieder dafür aus. Manche in der Partei, insbesondere Republikaner und Nationalisten, die unter den britischen Truppen in Nordirland gelitten hätten, hätten nachvollziehbare Problem mit dieser Entscheidung, gab Parteipräsident Gerry Adams zu. Was die Sinn Féin nun wolle, sei eine “neue Republik, in der die Traditionen von Orange und Grün in einem aufrichtigen Miteinander zusammengeführt werden.”
Noch vor einem Jahr hatte sich die Parteiprominenz der Sinn Féin geweigert, an einem Staatsempfang zu Ehren der britischen Königin teilzunehmen. Dass sie bei diesem Besuch “bereit gewesen war, die Bedeutung der irischen Sprache anzuerkennen und die Patrioten, die 1916 für eine freies und vereinigtes Irland gekämpft hatten, auf würdige Weise zu ehren”, revidierte Martin McGuinness zu Beginn dieses Jahres seine Einstellung, habe ihn beeindruckt, und so könne sich nun doch vorstellen, sich mit ihr zu treffen.
Die Technical Group der unabhängigen Abgeordneten im irischen Parlament atmet auf, nachdem sich ihr bisheriges Mitglied Mick Wallace bereit erklärt hat, aus sie auszutreten. In der vergangenen Woche war seinem insolventen Bauunternehmen M&J Wallace die Ehre zuteil geworden, in die vom Finanzamt veröffentlichte, im Internet einsichtige Liste der Steuerhinterzieher des Landes aufgenommen zu werden. (s.a. 08.06.12, 18.06.12)
Seit Donnerstag kommen die 100.000 Kunden der Ulster Bank nicht an ihr Geld, und Überweisungen werden nicht ausgeführt. Die Lösung der Computerprobleme dauere länger als erwartet, heißt es heute, doch hoffe man, dass sie am Montagmorgen gelöst seien.

Freitag, 22. Juni 2012

Die Regierung werde ihren 25 %-Anteil an Aer Lingus nicht zum Spottpreis verkaufen, so Verkehrsminister Leo Varadkar zum Angebot von Ryanair. Mit dem gebotenen Preis von € 1,30 pro Aktie (der immerhin um 40 % über dem aktuellen Aktienkurs liegt) ist die Fluggesellschaft nach Ansicht des Ministers deutlich unterbewertet. Das Kabinett werde auf seiner nächsten Sitzung über die Offerte diskutieren, fährt er fort, doch beständen auch Zweifel daran, ob ein Verkauf an Ryanair wettbewerbsrechtlich überhaupt zulässig ist.
Siehe auch: 5./6.10.06, 11.10.06, 17.10.06, 21.10.06, 22.10.06, 22.11.06, 30.11.06, 24.12.06, 13.04.07, 27.06.07, 01.12.08, 16.12.08, 19.12.08, 23.12.08, 16.01.09, 21.01.09, 23.01.09, 28.04.09, 24.05.12, 21.06.12.
Nach Ansicht der renommierter Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young wird Irland in diesem Jahr in eine neue Rezession schliddern. Das Bruttosozialprodukt werde um 0,1 % sinken und für 2013 und 2014 sei nur eine geringe Steigerung von 0,6 bzw. 1,4 % zu erwarten. Die Arbeitslosenrate werde bis zum Jahresende auf 14,9 % steigen, wobei Irland von der Auswanderung profitiere. Blieben alle Menschen im Lande, meinen die Prüfer, könne die Arbeitslosenrate leicht über 20 % steigen.
Auch mit einem Job kommen seit gestern nach einem technischen Problem im Computer-System der Ulster Bank bis zu 100.000 Iren nicht an ihr Geld, und Überweisungsaufträge werden, abgesehen von Hypothekenraten, nicht ausgeführt. Wie lange es noch dauern wird, bis Gehalts- und Sozialhilfe-Schecks wieder ausgezahlt werden, konnte am Vormittag noch nicht gesagt werden. Die Ulster Bank gehört zur Royal Bank of Scotland Group, bei der in Großbritannien mehrere Millionen Kunden von dem Ausfall betroffen sind.

Donnerstag, 21. Juni 2012

Die Fluggesellschaft Ryanair, die 29,8 % der Anteile von Aer Lingus hält, macht deren Aktionären überraschend ein neues Übernahmeangebot und offeriert ihnen mit € 1,30 pro Aktie 40 % mehr als den gegenwärtigen Aktienkurs, womit sich das Gesamtangebot für die ehemals staatliche Airline auf € 694 Mio. beläuft. Der Aer-Lingus-Vorstand fordert die Anteilseigner auf, auf diesen inzwischen dritten Versuch von Ryanair, die verblieben 70 % der Aer-Lingus-Aktien zu erwerben, nicht einzugehen und kündigt für die nächsten Tage eine Stellungnahme an, während die oppositionelle Fianna Fáil die Regierung auffordert, eine Übernahme mit ihrem Aktienanteil von 25 % zu blockieren.
Siehe auch: 5./6.10.06, 11.10.06, 17.10.06, 21.10.06, 22.10.06, 22.11.06, 30.11.06, 24.12.06, 13.04.07, 27.06.07, 01.12.08, 16.12.08, 19.12.08, 23.12.08, 16.01.09, 21.01.09, 23.01.09, 28.04.09, 24.05.12.
Nach vierwöchiger Sommerpause hier ein weiteres Buch aus meiner Verschenkkiste: Sag ihr, du liebst sie, gespendet von einem Leser dieser Nachrichten.
“Jede dieser irrsinnig komischen Geschichten lässt uns einen kurzen Blick auf geheime Obsessionen werfen”, schrieb seinerzeit der Irish Independent zu diesen fünfzehn Erzählungen der 2010 im Alter von nur 49 Jahren verstorbenen Kurzgeschichten- und Drehbuchautorin Bridget O’Connor, die 2012 posthum mit dem Award for Best Adapted Screenplay der British Academy of Film and Television Arts (BAFTA) ausgezeichnet wurde. Die fünfzehn Erzählungen dieses Buches (Originaltitel: Tell Her You Love Her) erschienen 1998 in der deutschen Übersetzung von Marc Wortmann in der Achilla Presse, eine exzellent ausgestattete gebundene Ausgabe mit Fadenheftung und Leseband. Trotz seines Alters von vierzehn Jahren macht das Buch einen neuwertigen Eindruck.

Die Erzählungen gehen frei Haus an die oder den erste(n) Interessentin/en, die oder der sich über mein Kontaktformular (auf den Briefumschlag links im Menü klicken) meldet und nicht vergisst, eine Versandadresse in Deutschland anzugeben.

Nachtrag: Das Buch ist vergeben und geht an einen Leser aus 78126 Königsfeld.

Mittwoch, 20. Juni 2012

“Eine grauenhafte Geschichte und Litanei der Schande” nennt Taoiseach Enda Kenny den heute vorgelegten Bericht einer unabhängigen Untersuchungskommission zum Tod von Kindern und Jugendlichen in staatlicher Fürsorge. Zwischen 2000 und 2010 waren 196 Kinder in staatlicher Obhut ums Leben gekommen, 110 davon durch Selbstmord, Drogen, Tötungsdelikte oder Unfälle.
Der mehrere hundert Seiten umfassende Bericht der Kommission, verfasst von der Leiterin der Rechtsabteilung von Barnardos und einem auf die Rechte von Kindern spezialisierten Rechtsanwalt, listet schwerwiegende Mängel im staatlichen Fürsorgesystem auf. Ein adäquater Schutz der Kinder habe in den meisten Fällen nicht stattgefunden, lautet das Resümee. Sorgen von Eltern, ihr Kind könne sich etwas antun, seien nicht ernst genommen worden, Akten befänden sich in einem heillosen Durcheinander und ließen nicht erkennen, was mit den jungen Leuten passiert sei, und Fälle seien als abgeschlossen gekennzeichnet und die Kinder in Familien zurückgeschickt worden, in denen bekannterweise Drogen- und Alkoholmissbrauch an der Tagesordnung war. Bei einer verantwortungsvollen Fürsorge wäre der Tod vieler Kinder zu verhindern gewesen.

Die Fine Gael/Labour-Koaltion, gibt der Regierungschef zu, habe noch nicht alle in dem Bericht aufgelisteten Schwierigkeiten ausgeräumt, doch sei man mit dem im vergangenen Jahr eigens eingerichteten Ministerium für Kinder auf dem Weg dorthin.

Siehe auch: 26.05.10, 29.05.10, 05.06.10

Dienstag, 19. Juni 2012

Gesundheitsminister James Reilly gesteht in einer Fragestunde des Parlaments ein, dass im Rahmen des Einsparprogramms der Gesundheitsbehörde HSE zu viele Mitarbeiter die Abfindungsregelungen genutzt und sie verlassen haben, so dass bislang 38 von ihnen wieder neu eingestellt wurden. Die Frage, was das den Steuerzahlern gekostet habe, vermochte er nicht zu beantworten, da dazu keine Zahlen vorlägen.
Wenn das so bleibt, sind bald viele irische Haushalte ohne Fernsehempfang. Nur vier Monate, bevor am 24. Oktober das analoge Fernsehsignal abgeschaltet wird, haben erst 15 % der irischen Haushalte auf den digitalen Empfang umgerüstet. Nun will die Regierung Informationsbroschüren an die Haushalte senden.

Montag, 18. Juni 2012

Eine Prognose des ESRI zur Entwicklung der Arbeitslosenzahlen in Irland, eine Besserung ist nicht in Sicht. Trotz eines erwarteten Wirtschaftswachstum wird sie nach Ansicht des Instituts im laufenden Jahr auf 14,9 % steigen und im kommenden mit 14,7 % nur geringfügig darunter liegen. Derweil rechnet man für 2013 mit einer Steigerung des Bruttoinlandsprodukt (Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft hergestellt werden) um 2,2 %.
Siehe auch: 23.01.11, 07.02.11, 12.04.11, 29.07.11, 04.10.11, 17.12.11, 20.01.12, 03.02.12
Jetzt noch einmal zum Abgeordneten Mick Wallace, der sich nun bereit erklärt hat, die Hälfte seines Abgeordnetengehalts dafür aufzuwenden, um seine Steuerschulden zu bezahlen. Im Alter von 144 Jahren, hat ein Zeitungskommentator berechnet, wird er sie dann beglichen haben – vorausgesetzt natürlich, dass er bis dahin Abgeordneter ist.

Sonntag, 17. Juni 2012

Das ESRI korrigiert seine Studie vom 12. Juni dahingehend, dass sich entgegen den ursprünglichen Angaben nur 9 % der kinderlosen und 19 % der Arbeitnehmer mit Kinder finanziell besser stehen würden, wenn sie statt zu arbeiten von der Sozialhilfe lebten. Der Mitautor der Studie Prof. Richard Tol, der nach ihrer Rücknahme in einem heftigen Wortgefecht zunächst auf seine deutlich höheren Zahlen beharrt hatte, akzeptiert die Korrektur damit, dass dem ESRI mittlerweile besseres Datenmaterial vorliegt, als ihm seinerzeit zu Verfügung gestanden habe.
Bei aller Liebe zur Eisenbahn fragt man sich hier doch, ob der Aufwand gerechtfertigt ist. Mit einem Kostenaufwand von € 250.000 pro Jahr wurde im vergangenen März eine 78 km lange Eisenbahnstrecke mit fünf Haltepunkten im Wahlkreis des Staatsministers für den öffentlichen Personenverkehr in der Grafschaft Limerick reaktiviert. Im ersten Vierteljahr wurde sie im Durchschnitt von täglich 10 Passagieren genutzt, am vergangenen Dienstag waren es vier.

Sonnabend, 16. Juni 2012

Die erste Meldung zum Bloomsday. Im 130sten Jahr ihres Bestehens schließt die Dublin Woolen Mills. Von 1882 bis 1931 am Bachelor’s Walk gelegen, zog der Laden 1931 zum Lower Ormond Quay um. Was dies mit dem Bloomsday zu tun hat? James Joyce arbeitete hier als Verkäufer.
Und hier die zweite. Robert Gogan, Joyce Enthusiast aus Achill Island, hat nach jahrelanger Arbeit zum diesjährigen Bloomsday eine, wie er sagt, leserfreundliche Ausgabe des Ulysses herausgegeben, in der er, so John Boland in einem Artikel des Irish Independent, “all die Kommata, Semikolons, Punkte und Anführungszeichen einfügte, um die sich der notorisch faule James Joyce keinen Deut gekümmert hat.” Zudem setzte er die innere Monologe kursiv, um deutlich zu machen, wo sie beginnen und wo sie aufhören. Nun ist er sauer, dass das James Joyce Centre in Dublins North Great Georges Street sich weigert, das Buch in seine Sammlung aufzunehmen und darauf hinzuweisen.

Freitag, 15. Juni 2012.

Noch ist nichts entschieden, doch wieder einmal drohen in einem Sommer am Dubliner Flughafen Streiks, nachdem die Gewerkschaft SIPTU, die rund 16.000 derzeitige und frühere Mitarbeiter von Aer Lingus, der DAA sowie der nicht mehr bestehenden SR Technics Dublin vertritt, eine Urabstimmung vorbereitet. Die Gewerkschaft fordert, dass Aer Lingus und die DAA zusätzliches Geld in den Pensionsfond geben, da sonst die Rentenzahlungen in der bisherigen Höhe nicht mehr garantiert werden können. Die Gewerkschaft kann sich zwar vorstellen, dass die Fluggesellschaft und die DAA gesetzlich nicht dazu verpflichtet sind, sieht sie jedoch in einer “moralischen Verantwortung”.
Aus und vorbei, nach zwei klaren Niederlagen gegen Kroatien und Spanien ist Irland gestern Abend bei der Fußball-Europameisterschaft 2012 ausgeschieden. Das noch ausstehende Gruppenspiel gegen Italien kann daran nichts mehr ändern. “Die Fußballer von der grünen Insel hinterließen keinen großen Eindruck — ihre Fans umso mehr”, kommentierte die Westfälische Rundschau, denn rund 10.000 mitgereiste irische Fans sangen in den Schlussminuten im Danziger Stadion ‘Low lie the fields of Athenry’ (ein Lied über einen im 19. Jahrhundert nach Australien deportierten Iren), während ihre Mannschaft dem Weltmeister Spanien chancenlos hinterher stolperte – ein Gesang, der seither via YouTube um die Welt geht. Und wenn sich die Iren am Dienstag mit einer anzunehmenden weiteren Niederlage gegen Italien aus Polen verabschieden, haben sie einen Titel doch gewonnen, meint die deutsche Zeitung: Sie haben die besten Fans der Welt.

Donnerstag, 14. Juni 2012

Vandalen beschädigen mit einem Hammer den Lia Fáil von Tara in der Grafschaft Meath, im Englischen auch ‘Stone of Destiny’ genannt. Einige abgeschlagene Teile werden vermisst. Der Lia Fáil gilt in der Mythologie als der Kult- und Schicksalsstein von Tara, als Symbol für das Irland im goldenen Zeitalter der irischen Hochkönige.

Mittwoch, 13. Juni 2012

Ohne Gründe zu nennen oder neue Zahlen vorzulegen zieht das staatliche bezuschusste ESRI seine gestern veröffentlichte Studie zurück und kündigt eine Überarbeitung an. Der Mitautor der Studie Richard Tol, seit seinem Ausscheiden aus dem Institut ein scharfer Kritiker des ESRI, sieht eine Einflussnahme des Staates und beharrt auf ihre Aussagen.
Justizminister Alan Shatter entschuldigt sich bei rund 4.500 Iren bzw. ihren Hinterbliebenen, die im zweiten Weltkrieg in der britischen Armee meist gegen Hitlerdeutschland gekämpft hatten, für ihre Behandlung durch den irischen Staat. In den Augen des damaligen Taoiseach Eamon de Valera handelte es sich um Verräter und Deserteure aus der Armee des im zweiten Weltkrieg neutralen Irlands. 1945 hatte sie de Valera per Gesetz für sieben Jahre von jeder Anstellung im öffentlichen Dienst ausgeschlossen. Man schätzt, dass rund hundert von ihnen noch leben.

Dienstag, 12. Juni 2012

Nach eine Studie des ESRI ständen sich Tausende von Iren besser, wenn sie statt zu arbeiten von der Sozialhilfe lebten. Dabei fließt in die Berechnung ein, dass die Betroffenen aufgrund ihres Jobs Ausgaben haben, die ohne diesen nicht anfallen. So gehen die Autoren davon aus, dass ein Arbeitnehmer ohne Kinder aufgrund seines Jobs im Schnitt € 7.000 im Jahr für Fahrtkosten, Arbeitskleidung, Mittagessen am Arbeitsort und andere Dinge aufbringen muss, um seiner Arbeit nachzugehen. Bei einem Kind kämen für dessen Betreuung noch einmal 3.000 Euro im Jahr hinzu. Da diese Kosten bei Arbeitslosen nicht anfallen, würde es 15 % der kinderlosen und 44 % der Arbeitnehmer mit Kindern besser gehen, wenn sie ihre Jobs an den Nagel hängen und sich arbeitslos melden.
Auf der Grundlage dieser Zahlen sei die Aussage von Sozialministerin Joan Burton, die große Mehrheit der Bevölkerung habe durch ihre Arbeit ein höheres Nettoeinkommen, widerlegt, erklärt der im Januar aus dem Institut ausgeschiedene Mitautor der Studie Prof. Richard Tol.

Montag, 11. Juni 2012

Enttäuschung gestern in der Hierarchie der katholischen Kirche Irlands über die Zahl der Teilnehmer an der Eröffnungsveranstaltung des Eucharistischen Weltkongresses. Während sich im Jahr 1932 beim ersten in Irland veranstalten Eucharistischen Weltkongress eine Million Menschen und damit ein Viertel der Bevölkerung im Phoenix Park versammelt hatten, hatte man gestern auf dem Gelände der RDS schon vorsichtig mit nur 20.000 gerechnet, doch waren es am Ende nur etwa 10.000. Die letzten 50 Jahre, so der Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin in seiner Eröffnungsansprache, habe die Kirche von “einer dunkleren Seite” gezeigt, und nach den Kindesmissbrauch-Skandalen der vergangenen Jahrzehnte liege noch ein langer Weg der Erneuerung vor ihr.
Laut einer heute im Irish Independent veröffentlichten Umfrage ist selbst in der katholischen Bevölkerung Nordirlands das Interesse an einer Wiedervereinigung mit der Republik Irland nur gering. “Wenn innerhalb eines Jahres ein Referendum zur irischen Wiedervereinigung durchgeführt würde, wie würden Sie wählen”, lautete die Frage. Von den befragten Katholiken antworteten 7 % mit Ja, 41 % mit Ja in 20 Jahren, 38 % mit Nein, ich möchte, dass Nordirland erhalten bleibt und 14 % mit Keine Meinung.

Sonntag, 10. Juni 2012

Trotz langer Wartelisten und Wartezeiten von bis zu vier Jahren bei einigen Spezialisten, so klagen die irischen Krankenhäuser, kommen jeden Monat durchschnittlich 32.000 Patienten (17 %) nicht zu ihrem angesetzten Behandlungstermin, wodurch das Gesundheitssystem zusätzlich belastet und erhebliche Kosten entstehen würden. Die höchsten Ausfälle hatte die Royal Victoria Augen- und Ohrenklinik in Dublin zu verzeichnen, wo im Februar 1.070 Behandlungstermine angesetzt waren zu denen 384 Patienten nicht erschienen. Vielleicht haben sie nach mehreren Jahren Warten einfach nicht mehr an den Termin geglaubt. Wenn sie nicht gar gestorben sind, denn dass Patienten nach ihrem Tod einen Behandlungstermin erhalten, kommt auch schon einmal vor.

Sonnabend, 9. Juni 2012

Nach einer in den irischen Medien veröffentlichten Analyse der Deutschen Bank würde es bei der gegenwärtigen Entwicklung der Bevölkerungszahl 43 Jahre dauern, um alle 290.000 in Irland leerstehenden Häuser zu füllen. 200.000 Häuser, darunter 60.000 nicht genutzte Ferienhäuser, müssten sinnvollerweise abgerissen werden, meint die Deutsche Bank.
Die Bauunternehmer sehen das etwas anders und in Dublin gar “die Gefahr von Wohnungsmangel”, da dort in diesem Jahr nur 8.000 Häuser fertiggestellt würden, verglichen mit 93.000 im Jahr 2007. Derweil hält die Rating-Agentur Moodys ein weiteres Sinken der Immobilienpreise von bis zu 20 % für wahrscheinlich.

Freitag, 8. Juni 2012

Der unabhängige Abgeordnete Mick Wallace, bei seinem Outfit im Parlament leicht mit einem Herumtreiber zu verwechseln, fühlt heute die Titelseiten der Zeitungen. Kurz bevor sein Bauunternehmen M&J Wallace Insolvenz anmelden musste, hatte er sein eigenes Jahresgehalt sowie das seines Sohnes von € 148.000 auf € 290.000 nahezu verdoppelt. Um die Mehrwertsteuer an den Staat abzuführen, war allerdings kein Geld mehr in der Kasse, und er blieb sie für mehrere Jahre schuldig. Als ihm schließlich die Steuerbehörde auf den Pelz rückte, einigte er sich mit ihr auf eine Nachzahlung von € 2,1 Mio.
Entgegen seiner ursprünglichen Überzeugung werde er diese Steuerschuld nie begleichen können, gibt er heute zu, lehnt es jedoch ab sein Mandat im Parlament niederzulegen, da er das Abkommen mit dem Finanzamt ehrlichen Glaubens abgeschlossen habe. Die Zeiten hätten sich halt geändert. Immerhin war er im Wahlkampf so konsequent, seine Wähler aufzufordern, ihre Steuern (die Haushaltsabgabe) gleichfalls nicht zu entrichten
Das Geld im Vorhang hat seinen Besitzer gefunden. Eine Reihe von Personen hatten sich nach dem Zeitungsbericht vom Dienstag gemeldet und “es für möglich gehalten”, dass sie den Vorhang mit dem eingenähten Geld in der Kleiderkammer abgegeben hatten, doch hatte man dort noch ein Bild der Dame vor Augen und erkannte sie unter der Aspiranten gleich wieder. Auch konnte sie den Stoff und die Verarbeitung exakt beschreiben, will jedoch anonym bleiben. Ob sie sich mit einer Spende an Barnardos erkenntlich gezeigt hatte, wollte man nicht sagen.

Donnerstag, 7. Juni 2012

Nicht nur die irische Eisenbahn, auch Bus Éireann (Betreiber der Überlandbusse) mit rund 2.500 Beschäftigten hat einen drastischen Einbruch der Passagierzahlen zu beklagen und rechnet in diesem Jahr mit einem Verlust von 16 Mio. Euro. Um künftig mit weniger Geld auszukommen, sollen unter anderem die Überstundenzuschläge und Zahl der Urlaubstage gekürzt sowie die Arbeitszeit der Büroangestellten von 36 auf 39 Stunden erhöht werden. Ein ähnlicher Sparplan wird für Dublin Bus erwartet. Die Gewerkschaften kündigen für den Fall der Realisierung die Urabstimmung über einen Streik an.
Es war einmal, da musste ein irischer Staatspräsident von seinem Amt als Schirmherr der Gaelic Athletic Association (GAA) zurücktreten, weil er ein vulgäres europäisches Fußballspiel mit seiner Anwesenheit beehrt hatte. Inzwischen ist man da sehr viel liberaler. Das Hayes Hotel in Thurles, in dem die GAA einst gegründet wurde, schenkt am kommenden Sonntag während Spiels Irland gegen Kroatien bei der Europameisterschaft 2012 jedem Barbesucher für jedes Tor der irischen Mannschaft ein Pint Frei-Guinness aus.

Mittwoch, 6. Juni 2012

Fast eine Milliarde mehr Einkommensteuer als in den ersten fünf Monaten des Vorjahres floss in diesem Jahr bisher in die Staatskasse. Insgesamt zahlten die Iren in diesem Jahr € 14,4 Mrd. von ihren Einkommen an den Staat, das meiste davon durch Direktabzug vom Lohn. Dies sind 3,1 % mehr als vorausberechnet, womit die Hoffnung genährt wird, dass der Finanzminister im Staatshaushalt von 2013 auf weitere Leistungskürzungen verzichtet.
Eine Kleiderkammer von Barnardos sucht die Spenderin eines Vorhangs, in dessen Saum mehrere tausend Euro eingenäht worden waren – denn man geht davon aus, dass diese nicht als Geschenk an die Wohltätigkeitseinrichtung gedacht waren. Man vermutet, dass die unbekannte Frau den Haushalt einer verstorbenen Verwandten aufgelöst hatte und ihr nicht bekannt war, dass diese in dem Saum ihr Geld versteckt hatte.

Dienstag, 5. Juni 2012

Die Regierung macht einen neuen Anlauf, die zu Jahresbeginn eingeführte, doch von 40 % der Bevölkerung bislang ignorierte Haushaltsabgabe von € 100 pro Jahr einzutreiben, was in einem Land ohne Meldeämter und Meldepflicht nicht ganz so einfach ist. Dazu sollen die Grafschaftsverwaltungen Regionen ausfindig machen, in denen ihrer Einschätzung nach die Abgabe von besonders vielen bislang nicht entrichtet wurde. Mit Hilfe der Adressen des halbstaatlichen Stromversorgers ESB sollen dann alle Haushalte angeschrieben und über die Abgabe informiert werden, so dass die Ausrede, man habe nie davon gehört, fortfällt.
Ähnlich sieht es bei der Zweitwohnungssteuer aus, die es bereits seit 2009 gibt und von der viele Ferienhausbesitzer offensichtlich “nichts wissen”. Bis Ende des Jahres sollen alle Immobilien in einem Grundbesitzregister erfasst werden, so dass die Regierung ihre Eigentümer ausfindig machen kann.

Siehe auch: 16.12.11, 15.03.12, 21.03.12, 01.04.12, 19.05.12

Montag, 4. Juni 2012

Auf dem Weg nach London ist die olympische Flamme gestern in Nordirland eingetroffen, wo sie von Belfast aus ihren Weg über Dublin auf die große Nachbarinsel fortsetzen wird. “Die britische Entscheidung, die olympische Flamme über die Grenze zur Republik Irland nach London zu senden, zeigt den Kameradschaftsgeist und stärkt das olympische Ideal”, schreibt der Irish Independent. Ein paar unverbesserliche dissidente Republikaner sehen das nicht so und machen Krawall.

Sonntag, 3. Juni 2012

So schlecht scheinen irische Polizisten nicht bezahlt zu werden, geht mir durch den Sinn, derweil ich im Urlaub vor meinem gemieteten Cottage sitzend im Irish Independent eine Meldung lese, nach der ein mittlerweile pensionierter Garda in den letzten 37 Jahren rund 400.000 Euro dafür ausgegeben hat, um den Fußballern der ‘Green Army’ über den Globus zu folgen.
Auch wenn der europäische Fußball nicht gerade zu den gälischen Sportarten zählt, scheint das der Begeisterung des Landes ob der Teilnahme an der Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine keinen Abbruch zu tun. So hört man von irischen Arbeitgebern, dass viele ihr Angebot, Überstunden zu leisten um dafür zu den Übertragungszeiten im Fernsehen frei zu bekommen, annehmen. Vielleicht sind dann auch weniger Arbeitnehmer an den entsprechenden Tagen krank.
Seit Jahren fährt die staatliche irische Eisenbahngesellschaft ein Defizit ein, und die Zahl der beförderten Fahrgäste sank in den letzten vier Jahren von 45,5 auf 37,4 Millionen. Zugleich verringerte sich der Zuschuss aus dem Verkehrsministerium, der 2008 bei etwas mehr als 191 Mio. Euro lag, auf 135 Mio. pro Jahr. Um das derzeitige Minus von € 45,3 Mio. im Jahr zu reduzierten, will man in den kommenden vier Jahren 450 Mitarbeiter, was etwa einem Achtel der Belegschaft entspricht, mit Abfindungsangeboten dazu bewegen, ihren Job an den Nagel zu hängen.

Sonnabend, 2. Juni 2012

Große Erleichterung nicht nur in den Reihen der Regierung. Zwar sahen die Umfrageergebnisse ganz gut aus, doch das war auch bei der Volksabstimmung über den EU-Vertrag im Jahr 2008 so, und doch entschied das Volk seinerzeit anders. Mit einer Zustimmungsquote von knapp über 60 % akzeptieren die Iren den umstrittenen EU-Fiskalpakt. Frau Merkel aus Berlin äußert “Anerkennung und Respekt” gegenüber den Iren, und Enda Kenny in Dublin hofft nun auf ihr Entgegenkommen und das der Regierungschefs der anderen EU-Staaten, um die Bedingungen, zu denen sein Land seinerzeit den Kredit zur Verhinderung seines Staatsbankrotts erhalten hatte, etwas aufzuweichen. Dazu gehört eine Verringerung der Rückzahlungsrate und für einen längeren Zeitraum als bisher versprochen garantiertes Geld für die Banken.
Anfang der Woche eröffnete Staatspräsident Michael D. Higgins, auch als Dichter und Essayist bekannt, die 41. Schriftstellerwoche in Listowel in der Grafschaft Kerry. Der Star des gestrigen Tages war gerade einmal sechs Jahre alt und zugleich Bestsellerautorin. Ihr erstes Buch The Fairy Who was Different (Die Fee, die anders war) war nach einem Tag ausverkauft. Den Reinerlös spendete die sechsjährige Chloe O’Sullivan Enabel Ireland.
Die Handlung erläuterte die mit einem offenen Rücken (Spina bifida) geborene Autorin wie folgt: “Sie [die Fee] hat einen leicht gebrochenen Flügel, ähnlich wie mein Bein. Sie kann deshalb nicht fliegen und freundet sich mit der Biene Honey an.” Wie alle guten Geschichten, hat auch diese ein Happy End. Als die Fee Chloe oben auf einem verzauberten Schlossturm ein Liebesherz findet, hat sie einen Wunsch frei. Doch statt einen gesunden Flügel wünscht sie sich einen Prinzen, verrät die Autorin.

Freitag, 1. Juni 2012

Im Alter von 101 Jahren trotzte Louise dem Regen, “um ihre Pflicht zu tun”, wie sie sagte, doch viele jüngere blieben bei der gestrigen Volksabstimmung über den EU-Fiskalpakt den Urnen fern, so dass die Wahlbeteiligung nur knapp über fünfzig Prozent lag. Seit sie in den 1930-er Jahren erstmals wählen durfte, habe sie noch nie eine Wahl verpasst, erzählte die rüstige, allein lebende Dame aus Loughrea, die nach ihrem täglichen Gang in die Geschäfte “um dies und das einzukaufen” einen Abstecher ins Wahllokal gemacht hatte. Sie sei nicht sonderlich an Politik interessiert und der Ausgang der Abstimmung sei ihr ziemlich egal, doch habe man seine Pflicht zu tun. Sie habe das nun getan und hoffe, dass die beste Seite gewinnen wird. Die Auszählung der Stimmen hat heute Vormittag begonnen.
Vor fünfzehn Jahre richtete die irische Regierung zur Entwicklung der Dubliner Docklands an der Liffeymündung die Dublin Docklands Development Authority (DDDA) ein. Ihre Geschichte galt zunächst als eine Erfolgsgeschichte. Es entstand ein internationales Bankenzentrum mit rund 10.000 Arbeitsplätzen, doch dann verlor die DDDA, wie es heißt, die Kontrolle über sich selbst. Nach einem gestern veröffentlichten Untersuchungsbericht muss sich die staatliche Agentur einen der katastrophalsten Handel in der Geschichte des Landes anrechnen lassen, den Kauf eines Grundstücks in Ringsend für € 431 Mio., das keinen Interessenten mehr fand und dessen Wert heute auf € 45 Mio. geschätzt wird.
Warnungen gab es schon vor dem Handel im Jahr 2006, doch ein unabhängiger Bewerter wurde nie hinzugezogen. Die damalige Regierung mit Bertie Ahern als Regierungschef und seinen späteren Nachfolger Brian Cowen als Finanzminister erteilte die Genehmigung zur Erhöhung des Kreditrahmens der DDDA, allerdings, wie es heute heißt, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass zu diesem Zeitpunkt im Vorstand der Agentur der Vorsitzende der Anglo Irish Bank Sean FitzPattrick saß, der die Bank kurz darauf in die Zahlungsunfähigkeit führte. Das Gelände wird nun von der NAMA übernommen und die DDDA abgewickelt.

Nachrichten aus Irland – Juni 2012