Nachrichten aus Irland

Mai 2006

Neues aus Irland, zusammengefasst nach Berichten von RTÉ, der
Irish Times, des Irish Independent und anderen Quellen

Aktueller Monat & Archiv

Mittwoch, 31. Mai 2006

“Ein Haufen Quatsch”, so Sinn Féins Chefunterhändler Martin McGuinness gestern zu einem Bericht der britischen Sunday World, nach dem er ein Agent des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 gewesen sein soll. Seiner Meinung nach steckt die DUP hinter dem Vorwurf, die jedoch Wert auf die Feststellung legt, mit dem Zeitungsbericht nichts zu tun zu haben.

Dienstag, 30. Mai 2006

Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes hat Irland europäisches Recht gebrochen, indem es vor einem UN-Tribunal Klage gegen die Aufbereitungsanlage für Kernbrennstoffe im britischen Sellafield eingereicht hat. Der Streit betreffe europäische Vereinbarungen und müsse vor europäischen Gerichten entschieden werden, so der Direktor der Europäischen Kommission Martin Territt. Verkompliziert wird die Angelegenheit dadurch, dass die Europäische Kommission auch Mitglied der UN-Seerechtskommission ist.
An Bord Pleanála widerruft die vom Kerry County Council unter Auflagen erteilte Baugenehmigung für eine Ferienhausanlage nahe Smerwick Harbour auf der Dingle-Halbinsel, da diese zu einer Gefährdung der sprachlichen und kulturellen Identität in der Gaeltacht-Region führe. Die Auflage des Grafschaftsrat, die Häuser weitestgehend an Urlauber zu vermieten, die die irische Sprache beherrschen, sei nicht durchführbar, so dass die gesamte Anlage nicht errichtet werden darf.

Montag, 29. Mai 2006

Nach Michael Collins (Goldener Löwe, Venedig 1996) gibt es diesmal aus Cannes einen Preis für einen Film aus der Zeit des irischen Unabhängigkeitskriegs: The Wind That Shakes the Barley unter der Regie von Ken Loach erhält die Goldene Palme. Der Hauptdarsteller Cillian Murphy spielt darin den jungen Corker Arzt Damien O’Donovan, der sich nach Gräueltaten der britischen Miliz einer Flying Column der IRA anschließt. Nach dem anlgo-irischen Abkommen, das sechs der 32 Grafschaften bei Großbritannien belässt, schlägt er sich auf die Seite der Gegner des neuen Freistaates und träumt weiter von einem ungeteilten, unabhängigen Irland ...
Eine Nachricht aus der Provinz. Eine Strafe in Höhe von bis zu € 1.270 erwartet Hundebesitzer im County Clare, wenn ihre Tiere zwischen dem 1. Juni und 31. August an einem Strand angetroffen werden. Dies gilt selbst dann, wenn die Hunde an der Leine geführt werden.

Sonntag, 28. Mai 2006

Auch hundert Jahre nach seinem Tod habe Michael Davitt (1946-1906) noch nicht die Anerkennung gefunden, die ihm gebühre, so gestern die frühere Staatspräsidentin Mary Robinson auf einer Konferenz zum 100sten Todestag des Gründers der Landliga. Ziel der Liga war, den willkürlichen Vertreibungen Einhalt zu gebieten, den Pachtzins herabzusetzen und die Bauern schließlich zu Eigentümern des von ihnen beackerten Bodens zu machen. Nachdem es Michael Davitt 1879 gelungen war, den Führer der Home Rule Bewegung Charles Stewart Parnell für die Präsidentschaft der Landliga zu gewinnen, bildete die politische Bewegung für kurze Zeit ein Gespann mit den Vorkämpfern der Landreform.
Rund 400 Minderjährige leben obdachlos in Dublin, meldete vor einigen Tagen die staatlich finanzierte Homeless Agency und beschuldigte die Regierung, dem tatenlos zuzusehen. Der zuständige Minister Noel Ahern, ein Bruder des Regierungschefs, widerspricht: man überprüfe derzeit die bisherige Strategie und arbeite an einer neuen, um das Problem in Zusammenarbeit mit freiwilligen Hilfsorganisationen und den entsprechenden Einrichtungen besser in den Griff zu bekommen.

Sonnabend, 27. Mai 2006

Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams ist sauer auf das Londoner Victoria and Albert Museum, das ihn nicht zur Eröffnung einer am 4. Juni beginnenden Che-Guevara-Ausstellung eingeladen hat. Die Anwesenheit von Herrn Adams sei weder relevant noch angemessen für das Ereignis, sagt das Museum und widerspricht damit der Ausstellungsleiterin Trisha Ziff, die ihn auf die Einladungsliste gesetzt hatte. “Bei einer Ausstellung über eine revolutionäre Ikone mit familiären Verbindungen zu Irland, die gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung sowohl in Kuba als auch Südamerika gekämpft hat, ist dieser Standpunkt ganz besonders absurd”, meint der Sinn-Féin-Vorsitzende. (s.a. 07.03.02)
Die irische Regierung stellt eine halbe Million Euro als Soforthilfe für die Opfer der Erdbebenkatastrophe in Indonesien zur Verfügung, bei der am Morgen mehr als 4.500 Menschen ums Leben kamen.

Freitag, 26. Mai 2006

Yeats – The Life and Work of William Butler Yeats. Es ist eine der bislang bedeutendsten Ausstellungen zu Leben und Werk von William Butler Yeats, die Kulturminister John O’Donoghue gestern in der Nationalbibliothek eröffnete. Dank der Großzügigkeit der Familie des Dichters (s.a. 07.09.00), so der Minister, besitzt die Bibliothek die weltweit umfassendste Yeats-Sammlung. In den kommenden drei Jahren ist die Ausstellung montags, mittwochs, donnerstags, freitags und samstags geöffnet. Oben rechts abgebildet ist ein Portrait des Nobelpreisträgers auf einer Ausgabe seiner Erzählungen im Verlag Brockhampton Press.

Donnerstag, 25. Mai 2006

Nachdem die Zahl der Obdachlosen in Dublin lange Zeit zugenommen hat, ist sie seither nach einem Bericht der Homeless Agency um fast 20 % gefallen. Die Homeless Agency plant und koordiniert Dienstleistungen für Obdachlose in der Hauptstadt. In der Abnahme der Obdachlosigkeit sieht sie einen Erfolg ihrer Aktivitäten an vorderster Front, zu denen intensivierte Straßenkontakte zu den Betroffenen gehören wie auch der Betrieb von Not- und Langzeitunterkünften sowie Suppenküchen. (s.a. 12.05.03)
Nach gestern vom CSO veröffentlichten Zahlen wurden im vierten Quartal 2005 36 % weniger B&B-Übernachtungen verzeichnet als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Bezogen auf die Zeitspanne von 2001 bis 2005 fiel sie von 2,2 auf 1,8 Mio. Auch wenn diese Zahlen von der Town and Country Homes Association, der rund 1.400 Anbieter angeschlossen sind, nicht nachvollzogen werden können, fordern die B&Bs nun staatliche Hilfen wie z.B. Steuererleichterung bei der Verbesserung der Qualität der Gästezimmer.
Eine geschiedene Corker Frau und ihr früherer Schwager sind vor den High Court gezogen um heiraten zu dürfen, denn nach einer Gesetzgebung aus den Jahren 1907 und 1921 ist dies ihnen verwehrt, so lange der frühere Ehemann der Frau lebt. Der irische Staat beharrt auf der Verfassungsmäßigkeit dieser ‘Regelung im Interesse allgemeingültiger Werte und zum Schutz von Ehe und Familie’.

Mittwoch, 24. Mai 2006

“Wie wird das erst in der Hochsaison aussehen?” fragt die Sprecherin der Fine Gael für Verkehrsfragen Olivia Mitchell, nachdem am Montag auf dem Dubliner Flughafen der Treibstoff knapp geworden war. Mehrere Maschinen mussten auf ihrem Weg nach Dublin außerplanmäßig auf anderen Flughäfen auftanken.
Die Gewerkschaft SIPTU hat das mit fünf Sternen ausgezeichnete Ashford Castle Hotel in Cong, Co. Mayo, (Jahresumsatz mehr als € 8 Mio.) vor den High Court zitiert, da es entgegen der Empfehlung des Arbeitsgerichts die Löhne seiner 150 Mitarbeiter nicht erhöht. Seit 2002 gab es keine Lohnerhöhung. Das Hotel plädiere auf béal bocht (anhaltende Armut), schreibt die Irish Times. Nach Angaben der Hotelführung bedeuten die Empfehlungen, dass sich die Lohnkosten um 17 % erhöhen, und das Geld habe man nicht. Derweil weist die Gewerkschaft darauf hin, dass die Lohnkosten seit 2002 von jährlich € 486.000 auf € 446.000 gesunken sind, während die Marketingausgaben um fast genau diesen Betrag von € 528.000 auf € 567.000 erhöht wurden.

Dienstag, 23. Mai 2006

Es war keine Überraschung, dass gestern im Parlament zu Stormont die Wahl eines nordirischen Regierungschefs und seines Stellvertreters scheiterte. Zunächst in irischer und dann in englischer Sprache wandte sich Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams an die Parlamentssprecherin Eileen Bell und schlug den DUP-Vorsitzenden Ian Paisley als Regierungschef und Martin McGuinness als seinen Stellvertreter vor. Diese wandte sich daraufhin an Herrn Paisley und fragte ihn, ob er die Nominierung annehme. “Auf gar keinen Fall, Frau Sprecherin”, antwortete der DUP-Chef. “Ich denke, dass die Gründe dafür auch ohne Erläuterung jedermann in der Provinz bekannt sind und von den meisten unionistischen Wählern gebilligt werden.”
Der britische Nordirlandminister Peter Hain spielte das Scheitern herunter. Es bleibe das Ziel, bis zum 24. November eine Regierung im Amt zu sehen.
Taoiseach Bertie Ahern entschuldigt sich beim früheren Generaldirektor von Aer Lingus für seine Bemerkungen im Dáil vom 17. Mai. Seine Äußerung, Willy Walsh habe versucht das Anlagevermögen der Fluggesellschaft zu stehlen, sei nicht angemessen gewesen. Er werde die Bemerkung aus den Parlamentsaufzeichnungen streichen lassen.
Wie es aussieht, sagt der irischen Wetterdienst Met Éireann, wird dies der feuchteste Mai seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1940. 176 Millimeter Niederschlag wurden bis gestern an der Wetterstation Valentia gemessen. Der bisherige Rekord liegt mit 187 mm im Jahr 2002, gefolgt von 182 mm anno 1986.

Montag, 22. Mai 2006

Am Vormittag tritt das nordirische Parlament zu einem ersten Versuch zusammen, einen Regierungschef und seinen Stellvertreter zu wählen. Aufgrund des Wahlergebnisses vom November 2003 steht der Posten des Ersten Ministers der DUP zu und der seines Stellvertreters der Sinn Féin. Da sich die DUP bislang weigert, die Sinn Féin an der Regierung zu beteiligen, gelten die Erfolgsaussichten als äußerst gering.
Eine Meldung, am Nachmittag gefunden auf der Internetseite des irischen Kulturministeriums. Kulturminister John O’Donoghue gratuliert: “Ich möchte meine Gratulation an Brian für seinen fabelhaften Sieg für Irland beim European Song Contest heute Nacht in Athen weiterreichen. Sein Auftritt war wunderbar, und er erhöhte damit die Zahl der irischen Eurovisions-Siege auf acht. [...] Jeder sollte sehr stolz auf diese hervorwagende Leistung sein.” Gesiegt hatte gestern Nacht eine finnische Gruppe, der irische Teilnehmer Brian Kennedy kam auf Platz zehn.
Einen etwas ungewöhnlichen Einsatz absolvierte in der vergangenen Nacht die Dubliner Feuerwehr, als sie auf der M 50 zwei Elefanten von einem brennenden Transporter rettete. Die Tiere blieben wie auch die Feuerwehrleute unverletzt und erholen sich auf einer nahegelegenen Wiese von dem Schock.
Nicht allzu groß war das Interesse an Gerhild Tiegers Wo die Uhren anders ticken. Gezogen wurde unter den eingegangenen Mails die von Ute Leonhardt aus 73479 Ellwangen. Das Buch ist bereits unterwegs.

Sonntag, 21. Mai 2006

Ohne Widerstand holte die Polizei die hungerstreikenden afghanischen Asylbewerber in der Nacht aus der St. Patrick’s Cathedral, nahm 33 von ihnen fest und entließ sie nach einer nächtlichen Gerichtsverhandlung gegen Kaution aus der Untersuchungshaft. Gestern Abend hatte die Regierung die Kirchenleitung, die bereits einen Kompromiss ausgehandelt hatte, angewiesen, alle Gespräche mit ihnen einzustellen.
Mittlerweile sind die Männer in einem von der Stadtverwaltung geführten Hostel für Asylbewerber untergebracht, die beteiligten Minderjährigen wurden der Obhut der Gesundheitsbehörde unterstellt.

Sonnabend, 20. Mai 2006

Die in der Nacht aufgenommenen Verhandlungen mit den hunger- und zum Teil auch durststreikenden afghanischen Asylbewerbern in der St. Patrick’s Cathedral dauern an. Gestern Abend hatten elf von ihnen angedroht, sich von einem Balkon des Gebäudes aufzuhängen, sollte die Polizei versuchen, sie aus der Kirche zu entfernen. Die Drohung wird als ernst gemeint eingeschätzt.
Teilnehmer aus 150 Ländern nehmen an der heute in Turin beginnenden 37. Schacholympiade teil. Zur vierköpfigen irischen Damen-Mannschaft gehört die 13-jährige Schülerin Poornima Jayadev Menon aus Kilkenny, die mit ihren Eltern vor fünf Jahren aus Bangalore in Indien übersiedelte. Sie hatte das Land bereits bei Jugend-Welt- und Europameisterschaften vertreten und ist die jüngste Teilnehmerin bei den Damen, die jemals für Irland antrat.
1993 erschien Gerhild Tiegers Wo die Uhren anders ticken – Geschichten über das Aussteigerleben in Irland. Mit den Augen zwinkernd erzählt sie von ihrem ‘Country Life’, das reich ist an handfesten Erfahrungen, die so manchen Traum auf den Boden der irischen Tatsachen befördern. Irland hat sich seither gewaltig verändert, doch ein Exkurs in diese Vergangenheit ist deshalb nicht weniger interessant. Einige Jahre später erwarb ich eine um zwei Kapitel erweiterte Neuauflage ihres Berichts, so dass ich diesen älteren Band nun zu verschenken habe.
Wer Interesse an dem Buch hat, mag sich bis morgen Abend um 24 Uhr über mein Kontaktformular (auf den Umschlag links unten in der Menüleiste klicken) unter Angabe seiner Versandadresse melden. Bei mehreren Interessenten entscheidet das Los. Und da ich hier noch ein kleines Guinness-Blechschild im Postkartenformat (mit dem ich nichts anfangen kann) herumliegen habe, gibt es das als ‘Lesezeichen’ dazu.

Freitag, 19. Mai 2006

Während der Hungerstreik der 41 afghanischen Asylbewerber in der St. Patrick’s Kathedrale weitergeht, umstellt die Polizei die Kirche. Auf der Kevin Street versammeln sich derweil Demonstranten, um die Straße zu blockieren, sollte die Polizei die Männer abtransportieren. Einige der Streikenden haben für diesen Fall angedroht, sich zu töten.
Verkehrsminister Martin Cullen erwägt ein Null-Promille-Gebot für junge Autofahrer. Ob die alten nüchtern eine zu große Gefahr für den Straßenverkehr sind?
Nein, das Rentnerleben mache ihm keinen Spaß, antwortete gestern der Friedensnobelpreisträger und frühere SDLP-Vorsitzende John Hume auf eine entsprechende Frage, ehe ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Limerick verliehen wurde. Er vermisse die politische Arbeit mit seinen Freunden und Kollegen. Wer meine, das Rentnerdasein sei entspannend, irre sich. Genau das Gegenteil sei der Fall. Neben John Hume wurde auch die frühere Staatspräsidentin Mary Robinson und der ehemalige Hurling-Spieler Eddie Keher ausgezeichnet.

Donnerstag, 18. Mai 2006

In einer Botschaft appellieren die Erzbischöfe von Dublin und Armagh sowie der Dekan der St. Patrick’s Kathedrale an die 41 Afghanen, ihren Hungerstreik in der Kirche zu beenden. Die Kathedrale bleibt bis zur Beendigung des Protests geschlossen. Zuvor war erneut einer der Streikenden, von denen sich einige auch zu Trinken weigern, wegen Austrocknung ins Krankenhaus gebracht worden. Justizminister Michael McDowell hatte gestern Abend im Parlament festgestellt, die Regierung werde sich durch ‘solche Taktiken’ nicht in ihren Entscheidungen beeinflussen lassen. Ebenso hatte ein Vertreter des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge die Gruppe gedrängt, ihren Protest zu beenden. Irland habe eine faires Asylsystem. (s.a. 16. und 14.05.06)
Vertreter von Regierung und Opposition bezeugen dem heute im Alter von fast 89 Jahren verstorbenen Michael O’Riordan ihre Ehrerbietung. O’Riordan gehörte zu den Neubegründern der Kommunistischen Partei Irlands, kämpfte im spanischen Bürgerkrieg in den internationalen Brigaden und war in seiner Jugend Mitglied der alten IRA. “Er stellte sich gegen den irischen Konservatismus und die klerikale Vorherrschaft, die Irland in den 30er, 40er und 50er Jahren isolierten”, so Ruairí Quinn von der Labour Party. “Sein leben lang war er ein furchtloser Kämpfer für die Arbeiterbewegung”, hört man von Taoiseach Bertie Ahern, “ein Mann, der in den 30er Jahren enorme Opfer im Kampf für die Demokratie in Spanien geleistet hat.”
Die stellvertretende Regierungschefin und frühere Wirtschaftsministerin Mary Harney mag den gestrigen Vorwurf von Taoiseach Bertie Ahern gegenüber dem früheren Aer-Lingus-Management nicht stehen lassen. Willie Walsh habe eine fantastische Arbeit geleistet. Der Labour-Vorsitzende Pat Rabbitte fordert den Regierungschef auf, sein ‘abscheuliches, diffamierendes Statement’ im Parlament zu korrigieren.

Mittwoch, 17. Mai 2006

In einer Fragestunde des Parlaments beschuldigt Taoiseach Bertie Ahern das frühere Aer-Lingus-Management unter Willie Walsh, mit dem von ihm im November 2004 angestrebten management buy-out versucht zu haben, das Anlagevermögen der Fluggesellschaft zu ‘stehlen’. Die jetzt geplante Teilprivatisierung der Gesellschaft sei damit nicht zu vergleichen. Über den Zeitpunkt der Aktienausgabe schweigt sich der Regierungschef aus. Die Regierung werde dem Rat ihrer Finanzexperten folgen, doch vor dem Sommer sei damit nicht zu rechnen. (s.a. 16.11.04)
Der Labour-Vorsitzende Pat Rabbitte hatte zuvor die Vermutung geäußert, dass die Privatisierung wegen des hohen Ölpreises, der Investitionen in eine Fluggesellschaft wenig attraktiv mache, ins kommende Jahr verschoben wird, und auf den fallenden Kurs von Air Berlin verwiesen.
Einvernehmlich, doch ohne die Sinn Féin, beschloss gestern die Stormont Assembly die Einsetzung einer Arbeitsgruppe zur wirtschaftlichen Lage Nordirlands mit dem Auftrag, Empfehlungen für eine noch zu bildende nordirische Regierung auszuarbeiten. Die 24 Abgeordneten der Sinn Féin hatten die zweistündige Debatte boykottiert. Ohne Exekutive sei das Parlament machtlos, so Sinn Féin Präsident Gerry Adams, und solange keine Regierung im Amt sei, werde man an keinen Debatten teilnehmen. Worauf ihm der stellvertretende SDLP-Vorsitzende Alasdair McDonnell einen ‘Rückfall in alte Gewohnheiten’ vorwarf und fortfuhr: “Gerry Adams ist in solchen Dingen nicht sehr erfahren. Er ist gerade erst zur Politik konvertiert.”
Nach einem Gesprächsmarathon zwischen Management und Gewerkschaften kehren die streikenden Lokführer am Mittag in ihre Führerstände zurück. Über das Ergebnis wurde bislang nichts bekannt.

Dienstag, 16. Mai 2006

Fünf der in der St. Patrick’s Cathedral hungerstreikenden Afghanen werden am Morgen wegen schwerwiegender Austrocknung ins St. James Hospital gebracht. Zu denen, die sich auch zu trinken weigern, gehört ein Jugendlicher, der an seinem gestrigen 17. Geburtstag mit einer Niereninfektion ins Krankenhaus gebracht worden, nach seiner Entlassung jedoch wieder zu den Hungerstreikenden zurückgekehrt ist. (s.a. 14.05.06)
Gestern konstituierte sich das nordirische Parlament, doch die Lage hat sich weiter kompliziert. Bislang scheiterte eine Regierungsbildung vor allem an der Weigerung der DUP, Sinn-Féin-Minister in diese aufzunehmen. Nun deutet der DUP-Vorsitzende Ian Paisley an, solange keine Minister der Ulster Unionist Party akzeptieren zu wollen, wie diese den Vorsitzenden der PUP in ihrer Fraktion hat. Der PUP werden Verbindungen zur paramilitärischen UVF nachgesagt. (s. 13.05.06)
Der Streik der Lokführer, auf Grund dessen gestern rund 35.000 Reisende auf den Bahnhöfen festsaßen, geht weiter. Der Bahnverkehr zwischen Dublin und Cork war völlig zum Erliegen gekommen und zwischen der Hauptstadt und Limerick, Galway, Westport und Waterford verkehrte nur eine beschränkte Zahl von Zügen. Nach einer Meldung der irischen Eisenbahn werden heute zwischen Dublin und Cork, Galway, Mayo, Kerry und Limerick keine Intercity-Züge verkehren und auch die Pendlerzüge weitgehend ausfallen. Eventuell werde es einige Zugverbindungen zwischen Dublin und Waterford geben. Die Dubliner S-Bahn DART ist von dem Streik nicht betroffen.

Montag, 15. Mai 2006

Inoffizielle Streiks führen zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Bahnverkehrs. Sie begannen am Morgen in Cork, als zwei Lokführer sich weigerten, einen neuen High-Tech-Zug zu fahren, der im Rahmen eines Tests erstmals eingesetzt werden sollte. Sie seien dazu nicht hinreichend ausgebildet, lautete die Begründung. Die anderen Corker Lokführer schlossen sich dem mit einem Solidaritätsstreik an, später auch die Hälfte ihrer Kollegen aus Limerick.
Für ihre Bereitschaft, sich auf den neuen Zugtyp einarbeiten zu lassen und die Züge unter neuen Sicherheits- und Arbeitsbedingungen zu fahren, forderten die Lokführer im September ein höheres Gehalt und von 43,5 auf 35 Stunden reduzierte Arbeitszeiten. Der Labour Court hatte die Forderung im Januar zurückgewiesen.
Der Weltverband der Genossenschaftsbanken verleiht dem Friedensnobelpreisträger und früheren SDLP-Vorsitzenden John Hume mit dem ‘Distinguished Service Award’ seine höchste Auszeichnung, die ihm auf der im Juli in Dublin stattfindenden Weltkonferenz der Genossenschaftsbanken übergeben werden soll. John Hume war Mitbegründer der Derry Credit Union, der ersten Genossenschaftsbank Nordirlands, und wurde später Präsident der Irish League of Credit Unions.

Sonntag, 14. Mai 2006

In der St. Patrick’s Kathedrale in Dublin beginnen 41 abgelehnte Asylbewerber aus Afghanistan einen Hungerstreik. Die Männer im Alter zwischen 16 und 45 Jahren leben seit maximal fünf Jahren in Irland und fürchten für den Fall ihr Abschiebung um ihr Leben. Die Kirchenleitung versichert, man werde sie nicht gewaltsam aus der Kirche entfernen, fordert jedoch ‘aus Versicherungsgründen’ Polizeiaufsicht an.

Sonnabend, 13. Mai 2006

Die Ulster Unionist Party UUP gibt bekannt, dass sich der Vorsitzende der Progressive Unionist Party PUP David Ervine bei der konstituierenden Sitzung des nordirischen Parlaments am Montag der Fraktion der UUP anschließen wird. Da sich dadurch die Fraktionsstärke der UUP auf 28 erhöht (s. 29.11.03), stände ihr bei einer Regierungsbildung ein zusätzlicher Minister auf Kosten der Sinn Féin zu.
Der PUP werden Verbindungen zur loylistischen paramilitärischen Ulster Volunteer Force nachgesagt. Während Sinn Féin und SDLP den Handel verurteilen, nennt ihn Taoiseach Bertie Ahern eine interne Angelegenheit zwischen UUP und PUP.
Fortschritte bei der Bildung einer nordirischen Regierung sind nur möglich, so der DUP-Vorsitzende Ian Paisley, wenn die Sinn Féin das Polizeisystem des Landes voll und ganz unterstützt. Dazu gehöre mehr, als die im Januar in Aussicht gestellte Mitarbeit in der Polizeiaufsicht.

Freitag, 12. Mai 2006

They murdered James Connolly, the Irish Rebel ..., heißt es in einem Lied. Heute vor 90 Jahren wurde James Connolly, 1865 in Edinburgh geborener Gewerkschaftler, marxistischer Theoretiker, Politiker und vielbesungener ‘Irish Rebel’, schwerverletzt an einen Stuhl gefesselt im Kilmainham Jail erschossen. Zu den Parteien, die sein Erbe beanspruchen, gehört auch die Irish Labour Party, und so versammelte man sich gestern an seinem Denkmal auf dem Friedhof von Arbour Hill hinter der Collins-Kaserne, um, wie Parteipräsident Michael D. Higgins sagte, “der unerschrockenen und couragierten Menschen zu gedenken, die sich über die Jahre hinweg den Zeitströmungen entgegengestellt haben und stolz darauf sind, ‘Labour’ zu sein”.
Für Tiere im Zoo werde mitunter besser und würdevoller gesorgt, als für Menschen in Alten- und Pflegeheimen, beklagte gestern der Abgeordnete der irischen Grünen John Gormley im Parlament. Sollten sie es dennoch schaffen, 100 Jahre alt zu werden, bekommen sie für diese besondere Leistung eine staatliche Prämie von € 2.500, unabhängig davon, ob sie in einem Altenheim leben oder bei ihren Angehörigen, in Irland oder sonst wo auf der Welt. Auch rückwirkend, falls sie sich noch nicht gemeldet haben. Im Jahr 1904, so Taoiseach Bertie Ahern kürzlich im Parlament, wurden in den 32 Grafschaften 103.811 Menschen geboren, von denen, soweit ermittelbar, 100 Jahre später noch 625 lebten.
Während eines Urlaubs in Frankreich ertrank gestern Abend der frühere Vorsitzende der Labour Party und Tánaiste Michael O’Leary im Alter von 70 Jahren in einem Swimmingpool. Als neugewählter Labour-Chef wurde er 1981 Tánaiste (stellvertretender Regierungschef) in einer von Garret FitzGerald geführten FG-Labour-Koalition, trat jedoch, nachdem die Partei seine Koalitionsstrategie nicht unterstützte, im Jahr darauf vom Vorsitz zurück und wechselte als Abgeordneter zur Fine Gael.

Donnerstag, 11. Mai 2006

Am Montag ist es nun soweit: die im November 2003 gewählten (und seither bezahlten) 108 Abgeordneten des nordirischen Parlaments sollen, befielt der britische Nordirlandminister, zusammenkommen und ihre Arbeit aufnehmen, die zunächst darin besteht, eine Regierung zu wählen. Bis zum 24. November gibt er ihnen dazu Zeit. Sollten sie es in diesem Zeitraum nicht schaffen, werden die Gehaltszahlungen eingestellt und die Damen und Herren entlassen. “An uns soll es nicht liegen”, sagt die Sinn Féin, und kündigt für Dienstag den Antrag an, den Vorsitzenden der DUP Ian Paisley zum nordirischen Regierungschef zu wählen. Ein politischer Trick, sagt die DUP.

Mittwoch, 10. Mai 2006

Mit über 140 Ausstellern beginnt in den Räumen der Royal Dublin Society eine zweitägige Konferenz zur Nutzung erneuerbarer Energie. Irland ist zu 90 % von Energieeinfuhren abhängig, warnt der Vorstandsvorsitzende von SEI David Tayler, und irische Unternehmen müssten in größerem Maße auf erneuerbarer Energie zurückgreifen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Immerhin hat sich Stromerzeugung aus Windkraft im vergangenen Jahr um 70 % erhöht. (s.a. 24.01. und 01.05.06)
Mit großer Mehrheit weisen die irischen Pubbesitzer auf der Jahrestagung der Vinters’ Federation of Ireland (VFI) in Sligo den Vorschlag ihrer Limericker Kollegen zurück, Pubs künftig auch am Karfreitag zu öffnen. “Es ist einer der wenigen Tage, die wir Christus widmen”, so ihr neugewählte Präsident Paul Stevenson, “und bis jetzt nennen wir uns noch eine christliche Nation.”
Und einen Geburtstag gibt es aus Dublin zu vermelden. Das Geburtstagskind ist gebürtiger Schotte, doch vor mehr als einem Jahrzehnt machte er die irische Hauptstadt zu seiner Wahlheimat. Der Leierkastenmann, der Hurdy Gurdy Man, wird heute 60. Eine schwere Lebenskrise hatte er überwunden, als er beim Versuch den Wind zu fangen Anfang der 90-er Jahre in Irland sein Atlantis fand – exakt getroffen, sagt der schwedische Wissenschaftler Dr. Ulf Erlingsson. Der Name des Geburtstagskinds: Donovan Philip Leitch.

Dienstag, 9. Mai 2006

Katholische Gottesdienste gefährden den Flugverkehr, sagt die irische Luftaufsicht. Viele Kirchen übertragen ihre Sonntagsmessen per Privatradio, um Gemeindemitgliedern, die nicht gut zu Fuß sind, die Teilnahme zu ermöglichen. Ohne Frequenzzuteilung und somit illegal, was bislang stillschweigend geduldet wurde. Die Regulierungsbehörde ComReg überprüfte die Beschwerde der Luftaufsicht, stellte Interferenzen zwischen Frequenzen fest und fordert jetzt drei Kirchen in Kildare, Meath und Kilkenny auf, ihre Übertragungen einzustellen. Auf ein gerichtliches Vorgehen will man verzichten, auch wenn es sich, so ein Sprecher von ComReg, im Grunde um Piratensender handelt. Man geht davon aus, dass aus Sorge vor rechtlichen Verwicklungen kurz über lang alle Kirchensender ihre Übertragungen einstellen.
600 Pubs auf dem Lande haben seit 2004 geschlossen, so gestern der scheidende VFI-Präsident Séamus O’Donoghue auf der Jahrestagung des Verbandes in Sligo, und macht als Hauptgrund exorbitante kommunale Gebühren aus, die schwindelerregend außer Kontrolle gerieten. Als weitere Faktoren werden das Rauchverbot und eine Änderung in der Lebensführung genannt, die die Menschen mehr daheim trinken ließen. Nachdem in vielen ländlichen Regionen Postämter und Läden geschlossen hätten, sei zu befürchten, das nun die Pubs an die Reihe kämen. Oft würden sie für weniger wertvoll als die Grundstücke gehalten, auf denen sie stehen, und müssten Apartments oder Bürogebäuden weichen.
Die Pläne zur Erhaltung des Hauses No. 16 Moore Street, in dem die Anführer des Osteraufstandes von 1916 ihr letztes Quartier hatten, sind wegen Fehler bei der Ausschreibung auf September verschoben worden. Bis dahin, so heute Dublins City Manager John Fitzgerald, werde das Gebäude weiterhin unter dem Schutz des Stadtrats stehen. Labour Stadtrat Dermot Lacey jedoch zeigt sich besorgt und weist auf den fortschreitenden Verfall des Gebäudes hin. (s.a. 06.12.05)
Ein kürzlich von einem Journalisten an einer Mauer westlich der O’Connell Bridge entdeckte Gedenktafel gibt dem Dublin City Council Rätsel auf. Gedacht wird auf ihr eines Fr. Pat Noise, der dort im Jahr 1919 ‘unter verdächtigen Umständen’ ums Leben gekommen sein soll, indem er mit seinem Wagen in den Fluss stürzte. Weder der Vorfall noch der Priester konnte in Dubliner Archiven ausfindig gemacht werden, so dass man beschlossen hat die Tafel zu entfernen.

Montag, 8. Mai 2006

Ein Hinweis von B.B., dem Betreiber von droichead.net: Morgen ist Europatag und Österreich bittet anlässlich seiner EU-Präsidentschaft ins Café d’Europe. In 27 europäischen Cafés agieren Schriftsteller live und laden zum Mitmachen ein, sei es mit einem mündlichen oder geschriebenen Beitrag. In Dublin ist Bewley’s Café Ort des Geschehens, Beginn um 10.30 Uhr. Wer der Schriftsteller vor Ort ist, bleibt bis zum Event geheim.
Offiziell ist die Entscheidung noch nicht gefallen, doch glaubt man den vielzitierten ‘gut informierten politischen Kreisen’, so wird die Polizeichefin der amerikanischen Stadt Boston Kathleen O’Toole Chief Inspector des Garda Inspectorate, einer neuen unabhängigen Institution zur Überwachung der Arbeit der irischen Polizei. Dotiert ist der Job mit € 115.000 pro Jahr.
Bleiben wir bei der Polizei. Im Vorfeld ihrer Jahrestagung in Galway weist die GRA auf den unhaltbaren baulichen Zustand vieler Polizeiwachen hin. Die 10 schlimmsten Fälle werden veröffentlicht, man habe aber kein Problem, die Liste auf 100 zu erweitern. Hier als Kostprobe die Plätze eins bis fünf:
1. Ballincollig, Cork City: Bleileitungen im ganzen Gebäude, die das Wasser untrinkbar machen.

2. Ballinhassig, Cork West: Ein leckender, rattenverseuchter Wohncontainer, in dem es im Winter friert und im Sommer Ofentemperaturen herrschen.

3. Ballymun, Dublin Metropolitan Region Nord: Die Durchführung von Reparaturen wurde vor acht Jahren eingestellt, da ‘der Umzug unmittelbar bevorstehe’.

4. Buncrana, Donegal: Schwelende elektrische Leitungen.

5. Doon, Tipperary: Ein Wohncontainer auf dem Grundstück der früheren Wache mit Außentoilette. Kein Raum für Publikum und Befragungen.

Sonntag, 7. Mai 2006

Bei einer Unfallserie mit einem gestohlenen Bus werden eine Frau getötet und 13 Menschen, darunter fünf Polizisten, verletzt. Der 36-jährige Fahrer hatte den Bus am Morgen aus einem privaten Depot, in dem er arbeitete, gestohlen und war von der Polizei verfolgt worden. Beim Versuch, den Bus zu stoppen, fielen mehrere Schüsse. Der Fahrer wurde am Mittag festgenommen und befindet sich in medizinischer Behandlung.

Sonnabend, 6. Mai 2006

In verschiedenen Veranstaltungen gedenkt die Sinn Féin an diesem Wochenende des Todes von Bobby Sands, der gestern vor 25 Jahren nach 66-tägigem Hungerstreik im nordirischen Maze-Gefängnis starb. Das 27-jährige IRA-Mitglied hatte eine 14-jährige Gefängnisstrafe abzusitzen und mit dem Hungerstreik die Anerkennung als politischer Gefangener erzwingen wollen. Einen Monat vor seinem Tod war er als Abgeordneter für Fermanagh-South Tyrone ins britische Unterhaus gewählt worden. In den folgenden vier Monaten starben neun weitere IRA-Mitglieder an den Folgen von Hungerstreiks.
Die Veranstaltungen finden in Abwesenheit seiner Angehörigen teil. Seine Schwester Bernadette Sands-McKevitt hatte der Sinn Féin oft vorgeworfen, die Ideale, für die ihr Bruder gestorben sei, zu verkaufen.

Freitag, 5. Mai 2006

In seinem ersten Interview erhebt Gefängnisinspekteur Dermot Kinlen Vorwürfe gegen den Justizminister, bezeichnet ihn als zu konservativ, das Gefängniswesen zu bürokratisch und seine eigene Position als Fassade. Täglich würden in irischen Gefängnissen Menschenrechte von Gefangenen missachtet. Maßnahmen zur Resozialisierung entfielen, so seien in der St. Patrick’s Institution alle 18 Trainings- und Erziehungsprogramme für junge Straftäter gestrichen worden. Fünf Gefängnisbeamte ständen unter dem Verdacht, Drogen in die Strafanstalten zu schmuggeln. Nach seinem Besuch von Gefängnissen in Spanien und Hongkong schlage er vor, irischen Gefangenen wie den dortigen die Möglichkeit zu geben, bei vollem Gehalt für ihre Familien zu arbeiten.
Justizminister Michael McDowell weist die Vorwürfe zurück, er befasse sich bereits mit vielen der vom Inspekteur genannten Punkte.
Die POA fordert ein Rauchverbot in irischen Gefängnissen, die wie psychiatrische Anstalten und einige andere Institutionen vom Rauchverbot am Arbeitsplatz ausgenommen sind. Dem Justizminister wird vorgeworfen, die Gesundheit von Mitarbeitern und Insassen nicht in gleicher Weise wie die anderer Bürger zu schützen, so dass Steuerzahler mit millionsschweren Schadenersatzforderungen für Gesundheitsschäden rechnen müssten.

Donnerstag, 4. Mai 2006

Bis November werden die derzeitigen Wählerverzeichnisse aktualisiert sein, so Taoiseach Bertie Ahern gestern im Parlament. Befristet eingestellte Mitarbeiter würden die lokalen Behörden unterstützen und zur Erfassung der Wähler in den Bezirken von Haus zu Haus gehen. Eine andere saubere Möglichkeit gebe es nicht.
Derweil bestreitet heute der Dublin City Council das Ergebnis einer Untersuchung, nach der im Bezirk Dublin-Südost rund 15.000 Menschen im Wählerverzeichnis stehen, die entweder verstorben sind oder dort nicht mehr wohnen. Der für die Hochrechnung gewählte Auszug sei nicht repräsentativ und die gewählte Methodik fragwürdig. Gleichzeitig werden alle Bürger über 18 Jahre aufgefordert, sich auf Postämtern, Polizeistationen, in Bibliotheken oder bei den Gemeinden Einsicht in das Wählerverzeichnis zu verschaffen um sicherzustellen, dass sie darin verzeichnet sind.
Shell Ireland entschuldigt sich für die Inhaftierung der sogenannten Rossport Five in Zusammenhang mit den Protesten gegen die Hochdruck-Gaspipeline in Nord-Mayo. Managing Director Andy Pyle von Shell E&P Ireland: “Es wurden Fehler gemacht. Wir bedauern die Rolle, die wir bei der Verhaftung der fünf Männer im letzten Sommer gespielt haben. Es tut mir leid wegen der Wunden, die der örtlichen Gemeinschaft dadurch zugefügt wurden.”

Mittwoch, 3. Mai 2006

Die kontroverse Hochdruck-Erdgasleitung im County Mayo darf, so heute der zuständige Minister Noel Dempsey bezugnehmend auf ein neues Gutachten, bei Einhaltung bestimmter Auflagen weitergebaut werden. Die Gefahr für die Anwohner sei nach dem Bericht minimal. Zu den Auflagen gehört eine Limitierung des Maximaldrucks auf 144 bar, ein zuvor illegal errichtetes Teilsstück der Leitung ist zurückbauen. Während Shell die Entscheidung begrüßt, halten die Gegner der Überlandleitung das Gutachten für irrelevant, fordern ein Offshore-Terminal und kündigen weiterhin Opposition an.
Siehe auch: 22.11.05, 13.10.05, 01.10.05, 26.08.05, 05.08.05, 01.08.05, 23.07.05, 01.07.05, 30.06.05, 26.06.02
Eine Delegation des Oranierordens unter Führung seines Großmeisters Robert Saulters trifft zu Gesprächen mit Dr. Martin McAleese, dem Ehemann der Staatspräsidentin, in Dublin ein. Offiziell geht es um Belange der Ordensmitglieder in der Republik, doch es wird wohl auch die nahende Marsch-Saison in Nordirland zu Sprache kommen. “Wir sind uns bewusst, dass wir versuchen müssen, Spannungen in Zusammenhang mit den Paraden abzubauen”, so ein Sprecher des Ordens.
Noch in diesem Monat soll nach einer Meldung der Irish Times mit dem Bau eines Landestreifens für Flugzeuge auf Inishbofin vor der Nordwestküste Connemaras sowie auf dem Festland bei Cloon/Laghtanabba südlich von Cleggan begonnen werden. Nicht gerade zur Freude der Umweltschützer. (s.a. 19.05.01)

Dienstag, 2. Mai 2006

In einem Land ohne Meldepflicht und Einwohnermeldeämter ist manches etwas komplizierter. So muss der Wähler, um in seinem Wahlbezirk wählen zu dürfen, Sorge dafür tragen, im zuständigen Wählerregister eingetragen zu sein. Doch mit der Aktualität dieser Register steht es nicht zum besten. So reklamiert eine von Fianna-Fáil-Anhängern in Auftrag gegebene Untersuchung, dass im Wahlbezirk Dublin-Südost rund 15.000 Menschen im Wählerverzeichnis stehen, die entweder verstorben sind oder dort schon lange nicht mehr wohnen. Nicht nur deshalb wurde in letzter Zeit die Forderung laut, ein einheitliches Verzeichnis anhand der PPS-Nummern zu erstellen, eine Forderung, die Umweltminister Dick Roche heute zurückweist. Die Reform der Wählerverzeichnisse sei Sache der örtlichen Behörden.
Guinness-Erbe verkauft seine Kunstsammlung, berichtet heute die Irish Times. Der 1939 geborene Garech Browne, dritter Sohn des 4. Lords Oranmore and Browne und Mitglied der Guinness-Dynastie, öffnet heute die Tore seines Anwesens im County Wicklow zur Versteigerung von rund 400 Posten, darunter Möbelstücke aus dem 18. Jahrhundert, seltene Silberwaren und Gemälde irischer, englischer und kontinental-europäischer Künstler.
Der 1939 geborene Garech Browne ist auch als Mitbegründer von Claddagh Records bekannt. Als er als solcher Paddy Moloney bat, eine Gruppe für ein Album zusammenzustellen, wurde daraus die erste Formation der Chieftains. Konventionell war er nie, wurde einst aus einer Irish Pub Session verwiesen, da er zu langes Haar und keine Socken trug. Verheiratet ist er mit Prinzessin Purna Harshad of Morvi.

Montag, 1. Mai 2006

Beltene oder auch Bealtaine nennt man den 1. Mai im keltischen Jahr. Mit ihm bricht der Jahresmittag, der Sommer an. An seinem Vorabend brannten zur Abwehr negativer Kräfte und Steigerung der Fruchtbarkeit große Feuer im ganzen Land. Das erste heilige Feuer entfachte Nemed mac Agnomain, der 90 Jahre nach Abrahams Geburt mit seiner Sippe in Irland landete, auf dem Hügel von Uisneach im County Westmeath, dem spirituellen Mittelpunkt des Landes. Sieben Jahre lang brannte es ununterbrochen, und jeder Haushalt musste sein Feuer zeremoniell von dort beziehen. Als Gegenleistung erwartete Nemed ein Schwein und einen Sack Mehl, was schließlich zu einer Verschwörung einheimischer Druiden gegen ihn führte.
Die Green Party begrüßt die Regierungsankündigung, den Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2010 auf über 13 % zu steigern, hält ihn aber für nicht weitgehend genug. Damit werde man, so der für die Energiereserven verantwortliche Minister Noel Dempsey, die Ölimporte auf 2,5 Mio. Barrel (ca. 340.000 t) pro Jahr reduzieren. Im wesentlichen setzt man dabei auf die Nutzung der Windenergie, im kleinen Umfang aber auch auf die Wasserkraft.

Eine Statistik zu den Schulabschlüssen, gefunden an diesem Wochenende im Hamburger Abendblatt, das sich auf den Informationsdienst der deutschen Wirtschaft (IW) bezieht. Danach schließen 90 % aller jungen Iren ihre Schulausbildung mit der Hochschulreife ab und liegen damit weltweit an der Spitze:

Land		Schulabschluss mit Hochschulreife
1. Irland		90 %
2. Finnland		84 %
3. Schweden		79 %
4. Italien		73 %
5. Japan		67 %
6. Norwegen		59 %
7. Dänemark		54 %
7. Tschechien		54 %
9. Frankreich		52 %
10. Spanien		46 %
11. Deutschland		35 %

Nachrichten aus Irland – Mai 2006